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Afrika – Kontinent mit Potential

Anfang Oktober  besuchte Kanzlerin Angela Merkel  die  drei afrikanischen  Staaten Mali, Niger und Äthiopien. Ihre Wahl war  auf diese  Staaten gefallen, weil  durch sie die Hauptfluchtlinie derer verläuft, die sich auf den gefährlichen Weg nach Europa machen. Unter dem Motto „Fluchtursachen bekämpfen“ versprach Merkel den drei Ländern finanzielle  Hilfe beim Aufbau einer Infrastruktur zur Bekämpfung der Schleuserbanden, vor allem technisches Gerät und Expertise für eine effektive  Polizeiarbeit.

Diese Schwerpunktsetzung der Kanzlerin kann man nachvollziehen, wenn man weiß, wie sie innenpolitisch unter Druck geraten ist, seit  deutlich wurde, dass die Zustimmung für ihre Flüchtlingspolitik in der Bevölkerung  deutlich zurückgeht. Bis zum Beginn der heißen Phase des Wahlkampfs im  Frühsommer 2017  muss sie sicherstellen, dass die Zuwanderung gegen Null geht, weil  sonst ihre vierte Kanzlerschaft gefährdet wäre. Hätte sie wirklich etwas Nachhaltiges für die Entwicklung des afrikanischen Kontinents bewirken wollen, hätte sie einen anderen Schwerpunkt setzen  und vor allem andere Reiseziele wählen müssen.

Eine Aussage, die Angela Merkel während ihrer Afrika-Reise formulierte, zielte immerhin in den Kernbereich der Probleme, die den  Kontinent plagen: „Wenn Millionen in Afrika hungern, werden wir die Stabilität Europas nicht aufrechterhalten können.“ Afrika ist der Kontinent mit den   meisten Menschen, die täglich Hunger leiden. Die Weltbank hat dazu erschütternde Zahlen veröffentlicht. Südlich der Sahara leben rund 40% der Menschen in absoluter Armut. Der von den Vereinten Nationen herausgegebene jährliche „Index menschlicher Entwicklung“ (HDI), der die Lebenserwartung, die Schulbildung und die Ernährungslage misst, weist allein 22 afrikanische Länder unter den ärmsten 50 Ländern  der  Welt aus. Schlusslichter in der Elendsskala sind Niger (letzter Platz: 188), Demokratische Republik Kongo (186), Zentralafrikanische Republik (185), Tschad (184) und Eritrea (182). Entwicklungshilfeexperten haben ausgerechnet, dass in diesen Kontinent  seit Ende der Kolonialzeit 500 Milliarden Dollar Entwicklungshilfe geflossen sind. Wie man sieht, ist dieser Geldfluss nicht den Menschen zugutegekommen. Er hat nur die Staatschefs und ihre Clans reich gemacht, wie man an der Liste hochwertiger Immobilien in London, Paris und New York sehen kann, die in der Hand afrikanischer Potentaten  sind.

Wenn  in einem Entwicklungsland die Menschen  hungern, kann man immer davon ausgehen, dass die Landwirtschaft darnieder liegt. Das mindeste, was ein solches Land  schaffen müsste, wäre es, die Ernährung der eigenen Bevölkerung durch eine funktionierende Subsistenzwirtschaft sicherzustellen. Die Bedingungen dazu wären gerade in Afrika günstig wie nirgendwo  sonst. 60% des weltweit nutzbaren Agrarbodens liegen in Afrika. Das sind 400 Millionen Hektar  landwirtschaftlich nutzbarer Fläche. Zudem leben in Afrika  70% der Menschen von der Landwirtschaft. Es liegt also an der Rückständigkeit und Effizienz der Bewirtschaftung, an fehlender Düngung und an schlechter Bewässerung, dass dieser wichtige  Sektor keine Erfolge zeitigt. Dies ist umso unverständlicher, als 2/3 der weltweiten Phosphatreserven –  wichtiger  Grundstoff für die Düngerproduktion – in Afrika liegen. Wenn die Landwirtschaft eines Entwicklungslandes die eigene Bevölkerung nicht ernähren kann, müssen  Lebensmittel eingeführt werden. Für Lebensmittelimporte geben die afrikanischen Staaten pro Jahr 40 Milliarden Dollar aus.  Diese Summen zehren die finanziellen Reserven der  Staaten  auf und hindern sie  daran, sich auch industriell zu entwickeln. Ein Land wie Nigeria, das  an Ölvorkommen reich gesegnet ist, hat die Landwirtschaft völlig verlottern lassen. Deshalb machen die Lebensmittelimporte 14% des gesamten Importes aus. Seit dem Absturz des Ölpreises vor zwei Jahren brechen die Devisenreserven weg (86% der  Exporterlöse erzielte das Land durch den Verkauf von Öl) und es fällt dem Staat immer schwerer, die Lebensmittelimporte zu bezahlen. Nigeria hat den Fehler vieler Ölförderländer gemacht (siehe Russland und Venezuela), die Wirtschaft nur auf ihr Hauptprodukt auszurichten und auf eine Diversifizierung zu verzichten.

Die periodisch im südlichen Afrika auftretenden  Dürrephasen verschärfen naturgemäß die Hungerkrise. Deshalb musste das Welternährungsprogramm der UN einspringen, um die größte Not in den armen Ländern südlich der Sahara zu lindern. Ernährungsexperten setzen ihre Hoffnung auf eine neue Grüne Revolution, die durch genveränderte, besonders widerstandsfähige Reis-, Getreide- und Maissorten ausgelöst werden könnte. In Südafrika ist z.B. der Ertrag bei  genveränderten Maissorten viermal so hoch wie bei normalen Sorten. Der Importbedarf des Landes ist deshalb kräftig gesunken. Die „Bill und Melinda Gates Stiftung“ unterstützt finanziell die Entwicklung genveränderter Landwirtschaftsprodukte. Auch die „FAO“, die Landwirtschaftsorganisation der UN, sieht in biotechnisch  entwickelten Produkten die Chance für  einen großen Entwicklungsschub für die Selbstversorgung afrikanischer Staaten.

Der  in Deutschland verhasste Agrarkonzern Monsanto (vor kurzem von der Bayer   übernommen), entwickelt z.B. Maissorten, die sowohl Dürren als auch Insektenfraß widerstehen können. Sie werden derzeit in mehreren afrikanischen Ländern getestet. Später sollen  auch  Kleinbauern das Saatgut vergünstigt erhalten. Dass bei uns immer noch Entwicklungshilfeorganisationen und linke Parteien  gegen genveränderte Agrarprodukte kämpfen, ist ein Ausdruck eines zynischen Eurozentrismus. Wie können  sich Menschen eines Landes, in dem das Übergewicht der Bewohner das gesundheitliche Hauptproblem darstellt, anmaßen zu entscheiden, was für das Überleben afrikanischer Bauern lebensnotwendig ist!  Dass  karitative Organisationen wie „Brot für die Welt“ (sic) in dasselbe Horn stoßen, ist traurig genug.

Die niederländische  Forscherin Louise Fresco geht mit den Öko-Initiativen, die Genveränderungen bei Lebensmitteln als „Ökozid“ und „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ verunglimpfen, hart ins Gericht. Sie hält ihnen vor, dass sie einem  irrationalen Woodoo-Glauben anhängen, der mit Wissenschaft nichts zu tun hat. Wer im Biologieunterricht aufgepasst hat, weiß, dass es in der Natur ständig Spontanmutationen gibt. Früher haben  sich die Pflanzenzüchter  solche „Sprünge der Natur“ zunutze gemacht und  daraus  leistungsfähigere Pflanzen gezüchtet. Genau dasselbe, nur zielgenauer und schneller, leisten die Biolabore, wenn sie Pflanzen optimieren. Fresco plädiert dafür, ein Gen aus dem Chinakohl, das das Darmkrebsrisiko deutlich senkt, auch in andere Nahrungsgemüse zu verpflanzen. In den USA sind solche Gen-Designs von Pflanzen seit 25 Jahren üblich. Kein   Amerikaner ist jemals  daran erkrankt. Der Ernährungspsychologe Thomas Ellrott spricht deshalb  von einem „Social Tattoo“, einem Etikett, das sich die Gen-Phobiker ans Revers heften, um die Zugehörigkeit zu einem moralisch überlegenen, „grünen“ Lebensstil zu signalisieren. Den deutschen Ökos sei ihr Widerstand gegen genoptimierte Pflanzen gegönnt. Sie sollten es aber unterlassen, sich zum Vormund der in Afrika Hungernden aufzuspielen.

Für die deutsche Entwicklungshilfe kann es künftig nur noch einen sinnvollen Weg geben. Wir müssen die Gelder, die wir früher freizügig und vertrauensvoll in die Staatskassen der afrikanischen Länder gelenkt haben, zweckgerichtet für die Förderung der Landwirtschaft ausgeben. Die Projekte sollten von  Trägern wie der  „Deutschen  Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit“ durchgeführt und kontrolliert werden, die dem deutschen Staat gegenüber rechenschaftspflichtig sind. Nur so kann Korruption verhindert werden.  Das Motto der Landwirtschaftshilfe  sollte sein: Hilfe zur Selbsthilfe. Die Bauern müssen lernen, ihre Böden effizient zu bewirtschaften, um ihre Familien aus eigener Kraft ernähren zu können. Dass die dabei verwendeten Technologien angepasst und umweltfreundlich sind und dem neuesten technischen Stand entsprechen, versteht sich von selbst.

 

 

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9 Gedanken zu “Afrika – Kontinent mit Potential;”

  1. avatar

    Hier werden meiner Meinung nach zwei Themen miteinander vermengt, die nicht direkt etwas miteinander zu tun haben. Aus Afrika kommen nicht die Hungernden nach Europa, sondern die Perspektivlosen aus Familien, denen es an den örtlichen Verhältnissen gemessen nicht unbedingt schlecht geht. Das ist schon seit über zwanzig Jahren so. Man hätte sich schon längst damit befassen müssen, aber der Leidensdruck war nie hoch genug.

  2. avatar

    Natürlich nicht. Sie ist in dieser Hinsicht wie alle Linken: große Klappe, nichts dahinter.

    Nur daß die Linken im Gegensatz zu Frau Merkel hauptsächlich Gossenvokabular benutzen und mit sachlich haltlosem Verbalmüll („Bananenrepublik“, „braune Soße“, „menschenverachtend“ usw.) um sich werfen wie wütende Schimpansen mit ihrem Kot. Aber man kann dies den Linken nicht vorwerfen, da sich darin das geistige und charakterliche Niveau dieser Personengruppe ganz exakt widerspiegelt.

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        Danke, hab die Sätze gefunden.
        Rot-SED-Grün wollen ja jetzt den Kanzler stellen, anstelle des Merkels.
        Mal abgesehen von der Gossensprache, wie wollen die das mit 30 % hinkriegen;)
        Oder sie haben schon einen Wahlfälschplan inne Tasche.

      2. avatar

        Wahrscheinlich, und die Erste Gewalt geifert wohl schon danach, diese Leute zu unterstützen.

  3. avatar

    sorry, mal kleinschreibung..
    den hinweisen auf die rolle der landwirtschaft stimme ich voll zu,
    doch warum erwähnen sie nicht das landgrabbing chinas und merkels chinapolitik,
    warum gehen sie auf meinen wesentlichen hinweis aud die frauen- mädchen -und bevölkerungspolitik in afrikas ländern nicht ein, die jeden erfolg in der landentwicklung wie auch der klimawandel und der terror wieder zunichte macht?

  4. avatar

    Auch auf die Gefahr hin, mich der Rassismus-Keule auszusetzen:

    Konnte das größte Problem in Afrika nicht die afrikanische Bevölkerung sein ?
    Gibt es auch nur einen einzigen afrikanischen Staat, der sich positiv weiterentwickelt hätte nach Abzug der Kolonialherren ?

    In Asien ging es doch auch.
    Japan, Südkorea und Vietnam waren nach den jeweiligen Kriegen Trümmerwüsten, selbst Vietnam ist in den vierzig Jahren seit Kriegsende mit Leichtigkeit an allen afrikanischen Staaten vorbeigezogen.
    Die Beispiele Indien und China zeigen, daß es egal ist ob die Staaten demokratisch oder diktatorisch regiert werden, entscheidend ist der kulturelle Hintergrund der Bevölkerung.

    Afrika ist von außen nicht zu helfen, typisch Merkelsche Hybris.

    PS: Monsanto wurde von Bayer und nicht von BASF übernommen.

    1. avatar

      @Don Geraldo. In einigen Ländern Afrikas herrscht eine gewisse Stabilität; in Marokko oder der Republik Südafrika, um nur zwei Beispiele zu nennen. Dagegen sieht es in Afghanistan (von Großbritannien etwa zur gleichen Zeit unabhängig geworden wie Südafrika) oder Bangladesh (1947 als Teil Pakistans aus der kolonialen Beherrschung entlassen, gleichzeitig mit Indien, praktisch gleichzeitig mit Vietnam), nicht besonders rosig aus. Und man kann auch Slowenien (1991 von Jugoslawien unabhängig geworden) nicht wirklich mit Usbekistan (1992 aus der Konkursmasse der Sowjetunion hervorgegangen) vergleichen. Und wissen Sie, warum? – Vor allem deshalb, weil die Unternehmen anderer Länder in dem einen Land investieren, in dem anderen nicht.

  5. avatar

    Merkel und ihre Putztruppe wollen also von Berlin aus, Afrika vom Chaos ins Paradies überFühren?
    Das hört sich noch verrückter an, als der Plan einer ihrer Vorgänger, der auch die Weltherrschaft erringen wollte. Dieser Austro-Berliner hatte wenigstens 18 Millionen Soldaten zur Verfügung. Merkel hat außer Sprüchen nüscht zu bieten.

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