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Der gute Oberst Gaddafi und die arme Frau Röhl

Bettina Röhl ist nicht zu beneiden. Bis heute leidet sie an ihrer Mutter, deren Talent zum Hassen sie geerbt hat, ohne dass sie deren Talent zum Schreiben hätte. Warum musste sie auch Journalistin werden wie ihre Mutter? Das Tragische ist: Bettina Röhl glaubt, mit ihrem Schreiben sich sozusagen an ihrer Mutter abzuarbeiten, vielleicht sogar sich nachträglich an ihr zu rächen, wofür ich allergrößtes Verständnis hätte. Tatsächlich aber hat Bettina Röhl das gleiche Feindbild wie ihre Mutter. Ihr tiefster Hass gilt dem „linksliberalen Mainstream“. Und das führt sie dazu, ausgerechnet jene Leute zu unterstützen, die auch schon ihre Mutter unterstützte.


Wie regelmäßige Leser wissen, kannte ich Ulrike Meinhof, wenn auch flüchtig. Ich war als Erstsemestler Teilnehmer eines Seminars, das Meinhof durchführte, aber nicht zu Ende brachte, weil sie in den Untergrund ging. Mir wurde schon damals klar, dass Meinhof neurotisch war; schlimmer jedoch war ihr manichäisches Weltbild.

Als sich einige Seminarteilnehmer über das miese Verhalten einiger der Trebegänger beschwerten, über die wir im Rahmen des Seminars einen Film drehen wollten, erwiderte Meinhof: „Tendenziell ist alles, was ein Prolet macht, richtig, und alles, was ein kleinbürgerlicher Intellektueller macht, falsch.“ Bettina Röhl findet: Alles, was ein linksliberaler Intellektueller denkt, sagt und tut, ist falsch. Ohne „tendenziell“. Tendenziell allerdings ist der ganze „Mainstream“, die ganze „Nomenklatura“ (oder wie sie schreibt: „Nomen Klatura“) Deutschlands linksliberal verseucht und fällt dem Verdammungsurteil anheim.
Beispielhaft (und beispielhaft absurd) macht sie das in einer Kolumne über die Krise in Libyen deutlich:

http://www.rolandtichy.de/kolumnen/bettina-roehl-direkt/isis-erobert-libyen-lieber-westerwelle-als-obama/

Nun wäre ich der erste, der Bettina Röhl darin zustimmen würde, dass die Libyen-Politik des Westens desaströs war und ist. Über einige der Gründe für dieses Desaster – und andere, ähnliche Desaster – habe ich neulich an dieser Stelle – und nicht zum ersten Mal – geschrieben.

Eine genauere Analyse der europäischen Reaktion zur Jasmin-Revolution und der europäischen Performance in Libyen findet sich hier.

Nicht alles, was ich damals schrieb, kann ich heute unterschreiben; insbesondere habe ich die bedenkliche Entwicklung Recep Tayip Erdogans zum islamistischen Autokraten nicht antizipiert; die Kritik an der europäischen Politik aber bleibt richtig. Aber darum geht es nicht. Worum es mir geht, ist die Behauptung Bettina Röhls, der Libyen-Krieg sei ein Projekt der Linken gewesen:
„Obamas Politik im Maghreb und im Nahen Osten ist eine einzige Verkennung der hauchdünnen westlich orientierten Protest-oder Befreiungsbewegungen, von denen sich vor allem die Westlinke, also in Deutschland vor allem die Grünen und die SPD wahre Demokratisierungswunder erhofften, weshalb das westlinke Lager Anfang 2011 wenige Wochen wie im Wahn der jasminenen Revolutionen fieberte.“
Oder:
„Letztendlich war es der Druck der Westlinken, (die sich sinnigerweise selber nicht mehr so empfindet (und sich so nicht mehr nennen lassen möchte), die sukzessive den Entschluss reifen ließ, den Obama dann in die Tat umsetzte, so eine Art Stellvertreter-68er-Bewegung im Flower-Power-Jasminkleid in den sehr rückständigen Ländern in der Region zu idealisieren und zu boosten.“
Oder:
„Das Erschütternde ist, dass in der Außenpolitik des Westens das miese unmenschliche Spiel der Linken mit der Menschlichkeit eiskalt von Tag zu Tag fortgesetzt wird. In das Vakuum, das der Westen in der Obama-Ära erzeugt hat, haben sich als einzig ordnende Kraft islamistische Formationen voran gekämpft. Und der Siegeszug der im Westen sogenannten Islamisten steht am Anfang und nicht am Ende.“
Oder:
„In Deutschland war die gesamte Nomen Klatura, exklusive der Linkspartei und exklusive Westerwelle und exklusive weniger besonnener Stimmen und exklusive ein ganz kleines bisschen einer elegant herumeiernden Bundeskanzlerin, förmlich im Kriegsrausch gewesen: Gaddafi hat Menschenrechte gebrochen und die meist islamistisch orientierten Rebellen mit Bomben beworfen und müsste nun, endlich mal wieder schöner moralischer Krieg mit Marschflugkörpern und modernster Waffentechnik aus dem Amt gebombt werden.“
Und:
„Zum Wohle der Menschenrechte den demokratischen Volkswillen übergehen und mit der Ignorierung des demokratischen Volkswillens eine Politik durchzusetzen, mit der in fernen Ländern blühende Demokratien aufgebaut werden sollte, das war das irre Credo der 2011 kriegslüsternen Nomen Klatura in diesem unserem Land.“

Hm.
Um einmal ein paar Fakten klarzustellen:
1. Nicht der linksliberale Barack Obama war die treibende Kraft beim Libyen-Krieg. Im Gegenteil. Die Initiative ergriff der bei allen Linken verhasste Nicolas „der mit dem Kärcher“ Sarkozy. Ihm zur Seite stand David Cameron, Führer der britischen Konservativen und deutschen Linken kaum weniger suspekt. Dieser Krieg war ganz gewiss kein Krieg der Linken.
2. Es stimmt, dass Außenminister Guido Westerwelle gegen den Einsatz war. Was nicht stimmt, ist dass er damit „die gesamte Nomen Klatura“ gegen sich hatte. Im Gegenteil. Die Bundesregierung hatte er auf seiner Seite. Sie beschloss, dass sich Deutschland im UN-Sicherheitsrat bei der Abstimmung über einen Militäreinsatz zum Schutz der Aufständischen gegen Gaddafi enthalten sollte.
3. Wer sich gegen diesen Beschluss zu Wort meldete, war keineswegs „vor allem die Westlinke“. Im Gegenteil. Wie „Zeit online“ am 18. März meldete: „Die Stimmenthaltung Deutschlands im Sicherheitsrat erntet breite Zustimmung. Sowohl SPD als auch Grüne begrüßten das Votum bei der Abstimmung über eine Flugverbotszone für Libyen.“ Die Linkspartei sowieso, wie Röhl vermerkt. Wer sich hingegen kritisch zu Wort meldete, war Altbundeskanzler Helmut Kohl, und zwar in der angesehenen Zeitschrift „Internationale Politik“. Ich zitiere „Zeit online“ vom 24. August 2011: „Ohne die Kanzlerin direkt zu nennen, beklagte Kohl, der Regierung fehle der politische Kompass. Angesichts der deutschen Enthaltung im UN-Sicherheitsrat zum Libyen-Einsatz der Nato, der Energiewende und dem Verhalten im Zusammenhang mit der Griechenland-Krise und der Euro-Rettung, meinte Kohl, Deutschland habe seinen Kompass verloren. ‚Wenn man keinen Kompass hat, wenn man also nicht weiß, wo man steht und wo man hin will, und daraus abgeleitet dann entsprechend auch keinen Führungs- und Gestaltungswillen (hat), dann hängt man auch nicht an dem, was wir unter Kontinuitäten deutscher Außenpolitik verstehen, ganz einfach weil man keinen Sinn dafür hat.’“
4. Wenn es um bewaffnete Einsätze zur Absetzung von Diktatoren und zur Einführung der Demokratie geht, kann man kaum, wenn man auch nur einen Hauch intellektueller Redlichkeit besitzt, über den Irakkrieg 2003ff hinweggehen. Und der, was man auch immer sonst von ihm sagen mag, war ganz bestimmt kein Projekt der Linken.

Mit dieser Zurückweisung der hyperventilierenden Hassgesänge Bettina Röhls gegen die angeblich kriegslüsterne  linke  „Nomen Klatura“ ist freilich noch lange nichts über die Richtigkeit oder Unrichtigkeit des Einsatzes gesagt.
Nehmen wir an, der Einsatz war falsch. Westerwelle hatte Recht; Röhl hat Recht, darauf hinzuweisen. Freilich kann man eine richtige Kritik auch falsch begründen. Röhl schreibt:
„Der Westen hatte die autokratischen, diktatorischen Regime von Ben Ali in Tunesien und Mubarak in Ägypten, über Gaddafi in Libyen und Assad in Syrien, jahrzehntelang als Garanten für Ruhe und Ordnung unterstützt und unausgesprochen natürlich auch als Garanten gegen latenten Islamismus gern geduldet. (…) Die Menschen lebten arm, aber sie lebten in aus ihrer Sicht relativ geordneten Verhältnissen. Die Diktatoren schafften eine gewisse Befriedung ohne den Hauch von Demokratie. (…) Wären die alten Diktatoren mit fortbestehender Hilfe des Westens in ihren Ämtern geblieben, hätte sich der bis dahin stetige wirtschaftliche Aufschwung für immer mehr Menschen in der Region fortgesetzt. Alle Menschen, die es sich leisten konnten, konnten reisen, auch in die westliche Welt reisen und mit der Meinungsfreiheit wäre es trotzdem nicht weit her gewesen. Aber die Zahl der ermordeten Menschen wäre bis heute relativ klein gewesen. Chaos und Fanatisierung haben, so wie der Westen diese Unqualitäten dort installiert hat, 100. 000e Menschen auf qualvolle Weise das Leben gekostet.“
Nun, auch hier liegen die Fakten anders.
1. Der Westen hat nicht jahrzehntelang Gaddafi in Libyen unterstützt. Im Gegenteil. Gaddafi näherte sich nach seiner Machtübernahme 1969 der Sowjetunion an und unterstützte weltweit all die Terrororganisationen, die auch die RAF unterstützte. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet Ulrike Meinhofs Tochter den Terrorpaten Gaddafi nun als „Garanten für Ruhe und Ordnung“ entdeckt. Die USA sahen das schon immer anders. Nach dem von Gaddafi organisierten Terroranschlag auf die West-Berliner Diskothek „LaBelle“ ließ Ronald Reagan 1986 Luftangriffe gegen Libyen fliegen. Nach dem von Gaddafi organisierten Anschlag auf PanAm Flug 103 über Lockerbie empfahl die Untersuchungskommission des Präsidenten George Bush senior mit Blick auf Libyen: „Die Kommission empfiehlt eine härtere Politik, die nicht nur Terroristen verfolgt und bestraft, sondern auch Terrorismus unterstützende Länder für ihre Taten büßen lässt.“

Libyen entwickelte auch heimlich Massenvernichtungswaffen, und zwar sowohl Chemie- als auch Atomwaffen. Nach dem Sturz Saddam Husseins bekam Gaddafi allerdings kalte Füße und bemühte sich um bessere Beziehungen zum Westen.
2. Von einem „bis dahin“ – bis zum Sturz Gaddafis – „stetigen wirtschaftlichen Aufschwung“ war außerhalb der Propagandastuben Gaddafis nichts bekannt. Die Arbeitslosigkeit betrug offiziell etwas mehr als 20 Prozent, andere Quellen sprechen von 30 Prozent. Der Ölreichtum des Landes wurde von einer Kleptokratie ausgebeutet, die aus dem Gaddafi-Clan rekrutiert wurde. Menschenrechte waren nichtexistent. Nicht „der Westen“ hat die „Unqualitäten“ Chaos und Fanatisierung in der arabischen Welt „etabliert“. Sie sind das Produkt jener korrupten Diktatoren, vor der Frau Röhl so viel Respekt hat.
3. Und das war das Dilemma, vor dem der Westen 2011 in Libyen und wenig später in Syrien stand: Weil Gaddafi und Assad brutal gegen die zunächst gewaltfreie Opposition vorging, wurde sie radikalisiert, fiel die Führung dieser Opposition in die Hände gut organisierter, bewaffneter und extremistischer Kräfte. Das zu verhindern, war unter anderem das Ziel des Libyen-Einsatzes. Wenn die Lehre aus diesem Einsatz gewesen ist, dass man solche Interventionen lieber lässt, so zeigt das Beispiel Syrien, dass Nicht-Eingreifen auch keine besseren Resultate zeitigt, um es gelinde auszudrücken. Damned if you do, damned if you don’t, wie es das englische Bonmot ausdrückt.
Zweifellos ist eine harte, selbstkritische und fortlaufende Diskussion über die Strategie Europas in der Region dringend nötig. Sie wird nicht befördert durch Beiträge, die allein vom Hass auf eine vermutete hier herrschende linke „Nomen Klatura“ getrieben werden. Bettina Röhl muss man sich als einen sehr traurigen Menschen vorstellen.

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101 Gedanken zu “Der gute Oberst Gaddafi und die arme Frau Röhl;”

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    @ Alan Posener:

    Sehr problematisch. Was Sie sagen (und die „Sache“ selbst). Ich denke da z.B. an die Biographien der missbrauchten Ministranten und die missbrauchten Internatsschüler … Aber lassen wir es dabei! Die Karawane ist inzwischen weitergezogen. Und es steht zu fürchten, dass wir früher oder später auf das Thema ohnehin zurückkommen werden.

  2. avatar

    Lieber Alan Posener,

    welchen semantischen Algorithmus haben Sie hier benutzt?

    Und eine weitere Anmerkung in eigener Sache:
    “Jew – who?” (Dschu-Hu) ist unser alter Freund Othmar Kaufmann. Ich bekenne mich dazu, ihn hier zu sperren, weil er rein destruktiv agiert.
    🙂

  3. avatar

    Posener nannte Bild eine „Wichsvorlage“ und wünschte sich deswegen die „Zensur zurück“.

    Der Kommentator träumt von anderen Dingen als der gemeine Bild-Leser. Er denkt groß. Er wünscht sich keine barbusigen Mädchen, sondern ein Imperium, ein europäisches Imperium. „Warum Europa Weltmacht werden muß“, lautet der Untertitel seines Buches „Imperium der Zukunft“.

    So, so, so destruktiv. Wenn Sie Überlegungen zu Ferndiagnosen, familiale Determinierung, Unterwerfung, Wiederkäuen, sowie Zitate von Aurobindo Ghose und Pankaj Mishra als destruktiv denunzieren, die Auseinandersetzung damit vermeiden, sind Sie ein Koloss (starke Meinungen) auf tönernen Füssen, ein intellektueller Schwachkopf.

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    @ Alan Posener: Thematisierung der Familienverhältnisse

    Ich gehöre zwar nicht zu denjenigen, die sich „aufgeregt“ haben und die Sie jetzt ansprechen. Trotzdem verstehe ich Ihren Hinweis (und Link) nicht.

    Wollen Sie sagen, Frau Röhl selbst hätte mit dem verlinkten Text das (in Rede stehende) „Tabu“ gebrochen? Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Das würde bedeuten, dass die Opfer zu schweigen hätten.

    Oder unterstellen Sie, dass Frau Röhl den verlinkten Text als Publizistin, also nicht anders als diejenigen, die über Frau Röhl schreiben, auch im Sinne/ mit dem Ziel ihrer Selbstvermarktung geschrieben und dadurch das „Tabu“ verletzt habe? Das würde bedeuten, dass Frau Röhl „eigentlich“ verpflichtet wäre, (wenn sie schon – s.o. – zum Thema schreibt) einen „reinen“ Opfer-Text zu schreiben, während diejenigen, die über sie schreiben, alle möglichen Schreib-Motive haben und beimengen dürfen. – Nach welcher „Logik“ sollte das so sein?

    1. avatar

      Lieber EJ, das ist mir zu hoch. Frau Röhl hat über die Vernachlässigung durch ihre „Terror-Mutter“ (Röhl über Meinhof) und über den Missbrauch durch ihren Vater geschrieben. Das darf sie selbstverständlich, auch wenn es problematisch bleibt; der Vater hat ja die Angaben der Tochter dementiert, aber wer wird ihm glauben? Ich lese gerade Tilman Jens‘ Großabrechnung mit seinem Vater (die unter dem irreführenden Titel „Demenz“ erschien), und mir ist das äußerst unbehaglich; der Vater lebte da noch und konnte nicht einmal dementieren. Wer, wie Frau Röhl, eigentlich kein anderes Thema hat als die eigene Biographie bzw. die Biographien ihrer Eltern und der Mit-68er – Fischer, Cohn-Bendit usw. – sollte nicht aufschreien, wenn diese Biographie und diese – verständliche – Obsession in Beziehung gesetzt wird zu einem, wie ich meine, exemplarischen Beitrag.

  5. avatar

    @LF Nachtrag

    … zuvor gekommen mit ‚dem Punkt setzen‘. Über den Quark den Sie hier schreiben, freue ich mich nach wie vor. Mehr bitte. Wenn ich schreibe, dass ich keine Gegner habe, heißt das nicht, dass Sozialisten und ähnliche, einen gewissen Unterhaltungswert … ich lache halt gern.

  6. avatar

    LF: Da meine ‘Konversation’ mit Ihnen gerade eher dazu führt, dass Sie hier noch mehr von Ihrem ressentimentgeladenen Quatsch loswerden können, halte ich es für sinnvoller, dahinter einen Punkt zu setzen.

    … Mist, jetzt sind Sie mir zuvor gekommen.

  7. avatar

    @ Alan Posener
    Habe ich sofort am Stil gesehen. Habe nichts gesagt – kein Petzer.

    @ Jean-Luc
    Dachte ich mir schon, dass Sie umgehend Attacken auf das UK loslassen. Lese gerade über die Kollaboration während der Nazizeit in La Grande Nation. nach dem Krieg kannten die Franzosen nur noch Résistence. Lassen wir das am besten. Aber wir könnten auch über Sarkos brillante Idee reden, libysche Terroristen zu unterstützen, also die Traufe. Im Gegensatz zu den Franzosen sehen die Briten sich traditionell selbstkritisch.
    Ich kann Ihnen sagen, was ich an Frankreich schätze:
    Landschaften, die Stadt Paris, weitgehend ein Produkt der Gentrifizierung Haussmans (Verschuldungsorgie), die Schlösser (Verschuldungsorgien – für Versailles ging ja wohl Louisana über den Ladentisch durch Louis XV) und die cuisine – das war’s. Die Mentalität ist äußerst fragwürdig. Die Affaire Dreyfus war ein Teil davon. Ach, die Literatur habe ich vergessen, Zola „J’accuse“ zum Beispiel. Großartige Literatur und Kunst.

  8. avatar

    Ich habe mich gefragt, und entsprechend lange gewartet, ob irgendeiner unter den Leuten, die sich darüber aufgeregt haben, dass ich angeblich mit der Thematisierung der Familienverhältnisse chez Röhls ein Tabu gebrochen hätte, auch nur Elementar-Googelei betreiben würde. War nicht der Fall. Also, nicht off-topic, leider:

    http://www.spiegel.de/spiegel/.....01741.html

    Und eine weitere Anmerkung in eigener Sache:
    „Jew – who?“ (Dschu-Hu) ist unser alter Freund Othmar Kaufmann. Ich bekenne mich dazu, ihn hier zu sperren, weil er rein destruktiv agiert. Wer sich gern mit ihm unterhalten möchte, findet ihn – siehe oben unter Elementar-Googelei – leicht.

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    Mir ist sowas, wenn ich das so sagen darf, krasses – ich hatte zwar Streit mit meinen Eltern, aber wer nicht? – nicht passiert. Trotzdem darf so etwas niemals wieder passieren!

  10. avatar

    Juden gehören nicht zur Bevölkerung, damit ist das „Wir“, über das in einem früheren Posener-Posting gerätselt wurde, inzwischen klar:
    Bezeichnend ist in dieser Hinsicht auch ein anderer öffentlich-rechtlicher Beitrag, in dem ein Reporter berichtet, in Bremen seien nach Hinweisen auf eine konkrete Anschlagsgefahr »viel mehr Polizisten zu sehen als sonst«. Viele von ihnen seien mit Maschinenpistolen bewaffnet, vor allem die Synagoge und die jüdische Gemeinde würden beschützt. »Die Bevölkerung«, so heißt es weiter, sei aber »offensichtlich nicht gefährdet«, es gebe »für sie keine Warnung«.

    Gehören die in Bremen lebenden Juden also nicht zur Bevölkerung? Oder werden jüdische Einrichtungen völlig ohne Grund bewacht? Der Reporter würde gewiss vehement bestreiten, einen solchen Eindruck erweckt haben zu wollen. Aber so hat er es nun einmal niedergeschrieben. In der Gedankenlosigkeit der Formulierung steckt die erschreckende Selbstverständlichkeit, mit der hier zwischen Volk und Nicht-Volk getrennt wird.
    http://www.achgut.com/dadgdx/i.....eutschland

    Gratulation Deutschland! Wie war das noch schnell mit „nie wieder“? Oder auch: Morgenthau hatte doch Recht. Unheilbar versautes Unterbewusstsein, vermutlich seit Martin Luther.

  11. avatar

    Dear Parisien,

    “Ich halte das Britische Weltreich für eine zivilisatorische Errungenschaft ersten Ranges.

    Just for the record:

    http://en.wikipedia.org/wiki/Berlin_Conference

    Und wenn sie diese Artikel und Bücher lesen:

    http://en.wikipedia.org/wiki/Imperial_Reckoning

    http://en.wikipedia.org/wiki/L.....Holocausts

    dann hat George Montbiot vielleicht recht mit dem Satz:

    http://www.monbiot.com/2012/04/23/dark-hearts/

    We British have a peculiar ability to blot out our colonial history.

    British imperialism emerges as no better and in some cases even worse than the imperialism practised by other nations. Yet the myth of the civilising mission remains untroubled by the evidence.

    Auch in der US history gibt es noch “ black holes “

    e.g. racism in the 1930ism :

    http://xroads.virginia.edu/~ug...../race.html

    Vietnam war etc

    Und in France:

    http://en.wikipedia.org/wiki/Algerian_War

    Soviel zu unseren „zivilisatorischen Errungenschaften“

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    @ „blonderhans“

    Zitat: „wo habe ich geschrieben, das ich eine Aversion gegen alles ‘Nicht-deutsche’ habe?“

    Wenn ich nur das über Sie schreiben soll, was Sie auch selbst von sich behaupten, dann sollten Sie bei der Beschreibung von Anhänger*innen des Islam auch deren Selbstbezeichnung übernehmen.

    Ihr Gefasel von …“Mohammedaner[n], die mich zum Menschen 2. Klasse ‘abqualifizieren’“ zeigt aber noch mal ganz gut, mit welch islamophoben Ressentiments Sie hier zu punkten versuchen (in Ihrem Falle ist der Begriff der ‚Phobie‘ wohl wörtlich zu verstehen… Ich bezweifle sehr, dass sich auch nur irgendein*e Muslim*in für Sie persönlich interessiert).

    Ihre Gleichsetzung von links und rechts vollendet dann ganz schön das Bild des deutschtümelnden ‚blonden Hansis‘ (schließlich wurde diese ‚Logik‘ gerade wieder durch die Pegidazis populär gemacht: http://clemensheni.net/wp-cont.....qQ4zgA.jpg).

    Da meine ‚Konversation‘ mit Ihnen gerade eher dazu führt, dass Sie hier noch mehr von Ihrem ressentimentgeladenen Quatsch loswerden können, halte ich es für sinnvoller, dahinter einen Punkt zu setzen.

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    @ Alan Posener
    Habe Ihr lobenswertes Stück in der Welt gelesen, allein mir fehlt der Glaube – würde es daher auch euphemistisch nennen – wegen
    a) „Jihadi John“, aka Mohammed Emwazi, recht gutes Elternhaus und Bildung, West London:
    http://www.welt.de/politik/aus.....enlos.html
    b) Aqsa Mahmood, gutes Elternhaus und Bildung, Glasgow:
    http://www.welt.de/politik/aus.....yrien.html
    c) Vollkommen mangelndem Respekt vor Kultur, Historie, anderen Glaubensgruppen, Minoritäten, etc.
    http://www.welt.de/politik/aus.....ueter.html

    Sie müssen so was schreiben. Es wirkt der Desintegration entgegen, die der IS will. Seine Taten erzeugen ein generalisiertes Misstrauen gegeneinander, vermutlich auch unter Muslimen selbst. Daher ist das Stück richtig, auch wenn mir selbst der Glauben fehlt.

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      Lieber Parisien, das ist eine sehr richtige Bemerkung: IS will die Desintegration. Genau. Man muss dem auf allen Ebenen entgegenarbeiten. Ohne blauäugig zu sein.

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    @ Alan Posener
    „Ich halte das Britische Weltreich für eine zivilisatorische Errungenschaft ersten Ranges.“

    Ich auch.
    Es muss an der Mentalität liegen. Wir sprechen jetzt nicht von etwas rauheren Schichten oder Hooligans, die schon mal ein ganzes Stadion zum Erliegen bringen konnten.
    Wenn plötzlich gegen fünf pm sich die vollgestopften Straßen wie von Geisterhand leeren, sitzt die Nation immer noch beim Tee, der außerhalb des Landes nicht mundet. Wie der Tee aus dem Regenwasser mundet und von innen sanftmütig macht, so macht offenbar der Regen von außen gelassener. Hierzu passen die Sportarten Golf und Cricket, wobei auch Tennis und Football mit ihren ausgefeilten Regeln dort entstanden sind. Rugby allerdings ist sehr rauhbeinig und kann meine ganze Theorie kippen. Die Mentalität ist anders, wobei man nicht an den brummenden hub London dabei denken darf. Gelassenheit, Höflichkeit, Zurücknahme und feinste Ironie haben eine Mittel- und Oberschicht geschaffen, die auch außerhalb des Landes regieren und Strukturen aufbauen konnte.
    Meiner Ansicht nach war es immer das einzige Land, das hierzu in der Lage war, genoss entsprechend höhere Anerkennung in Südafrika als beispielsweise die Buren, schaffte als erstes die Sklaverei ab.
    Brachte nicht fertig, Kolonien zu hinterlassen wie Haiti (Frankreich) oder Kongo (Belgien). Hinterließ ein relativ blühendes Rhodesien, von Mugabe durch Misswirtschaft, Korruption und Enteignungsorgien in einen failed State verwandelt. Wurde von den USA in der Suezkrise betrogen. Wer klug ist, weint ihm nach, dem alten Britischen Weltreich, das ja auch Nordamerika besiedelt hat, und die Unterschiede zwischen Nord- und Südamerika liegen auf der Hand.
    Von allen fremden Reichen das beste, vielleicht neben den Römern und möglicherweise von ihnen beeinflusst.
    Nicht vereinbar mit dem Bürokratiemoloch Brüssel, da signifikant klüger und erfahrener. Daher könnte ein gemeinsames Europa besser funktionieren ohne Großbritannien oder unter englischer Leitung allein ohne Einmischung französischer Bürokraten oder deutscher Industrieinteressen. Brüssel wird nie die Größe des British Empire haben, historisch und psychologisch unmöglich. Die Kriege Deutschlands und Frankreichs und Frankreichs Verschuldungsorgien erzählen Geschichten von Maßlosigkeit. Diese ging den Briten immer ab.
    Don’t be annoyed, folks, there is always a swallow left in the cup.

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    Lieber Alan Posener,

    Zwei Einwände

    1.) Zu Ihrem gelungenen Beitrag auf Welt Online (Link vom 27.2.):
    Clarks gewichtiges Buch zu den Ursprüngen des Ersten Weltkrieges ist mit guten Gründen beanstandet worden (so z.B. von Volker Ullrich), da er aufgrund seiner Quellenauswahl und deren Interpretation die entscheidende Rolle Deutschlands beim Ausbruch des Krieges herunterspielt. Somit ist Ihr Argument, ein übersteigerter Nationalismus (Serbiens) sei ursächlich für den Großen Krieg, zumindest diskutabel.

    2.) Zu Ihrem Argument, Götz Aly habe gezeigt, dass „die 68er“ ihren Eltern viel ähnlicher waren, als sie selbst glaubten („Unser Kampf“). Aly hat kluge Bücher geschrieben, dieses gehört m.E. nicht dazu. Weiter oben hatte ich schon eine kritische Besprechung des Buches im DLF verlinkt (am 24.2., 18.33 Uhr), deren Substanz ich mir zu eigen mache und der ich nichts hinzufügen kann.

    Mit herzlichen Grüßen

    Stefan Trute

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    LF: …‘ galt Ihrer Aversion gegen alles Nicht-deutsche. … Hier noch zwei Fragen, da Sie ja scheinbar von sich glauben, überhaupt keine politischen Gegner*innen zu haben: Wer sind sogenannte ‘*…*s’ für Sie? Und würden Sie Nazis und Stalinist*innen als Ihre politischen Verbündeten bezeichnen (da Sie ja so gegner*innenlos sind)?‘

    … wo habe ich geschrieben, das ich eine Aversion gegen alles ‚Nicht-deutsche‘ habe?

    ‘*…*s’, sehen Sie bitte als Synonym für ‚rinks, lechts‘, was dann auch Ihre Frage betr. ‚Nazis und Stalinist*innen‘ beantwortet.

    ‚gegner*innenlos‘? … es sind die Sozialisten und Mohammedaner, die mich zum Menschen 2. Klasse ‚abqualifizieren‘. Ich selber ignoriere die nicht mal.

    Daher!

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    @“derblondehans“

    Da haben Sie mich wohl missverstanden: Die Kritik daran, dass Sie mich „mit gebrochenem Deutsch verhöhnen“ galt nicht Ihrer Aversion gegen mich (wie gesagt: dass ich mich zu Ihren Gegner*innen zählen, kann freut mich sehr!), sondern sie galt Ihrer Aversion gegen alles Nicht-deutsche.

    Hier noch zwei Fragen, da Sie ja scheinbar von sich glauben, überhaupt keine politischen Gegner*innen zu haben: Wer sind sogenannte ‘*…*s’ für Sie? Und würden Sie Nazis und Stalinist*innen als Ihre politischen Verbündeten bezeichnen (da Sie ja so gegner*innenlos sind)?

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    … ooops? Korrektur.

    EJ: ‚Die Überemotionalisierung, von der ich oben gesprochen habe (sie findet sich auch in der Kolumne noch), und ihre ebenso schlichten wie falschen Schuldzuschreibungen haben frappante Ähnlichkeit mit den stereotypen Einlassungen unseres blondenhans. Darüber muss man sich nicht aufregen, finde ich. Nicht wirklich.‘

    … danke, E.J., vielen Dank. Dass ich Emotionen habe, bestätigt mir sogar meine mir Angetraute. Immerhin haben wir gemeinsame Kinder.

    … was die “die Westlinke” betrifft, war/ist das allerdings für mich die größte Enttäuschung, dass es die überhaupt in einer Demokratie gibt. Ich fasse es nicht. Ich werde es nie fassen. Dafür kenne ich die Sozialisten zu gut. Pech für die Genossen. Gut für die Demokratie.

    … aus der Historie: als ich das erste Mal in Westberlin auf dem Kolonnenweg, Anfang der ’80er, gejoggt bin, kam mir ein Jeep mit amerikanischen Gis entgegen. Da hab ich mir, weil ich noch die ‚DDR‘-Sozialisten frisch im Kopf hatte, gedacht, gut so, bis hier her Genossen, und keinen Schritt weiter. Sonst gibt es haue. Tja, das hatte ich wirklich gedacht.

    Und nun? Nun wird die ‚BRD‘ von einer FDJ-Trulla regiert und die Genossen sitzen im Bundestag.

    Daher!

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    „Sie ist gefährlich, hat schon einmal die Welt unterworfen und will sie noch einmal unterwerfen. Ich wäre damit sehr einverstanden, aber meine Mutter war ja Britin …“

    Unterwerfung, lieber Alan Posener, das scheint Ihr Code zu sein; submission oder Islam. Sie machen sich hier für die aktivische Seite halb-stark, Sie wollen die Welt vergewohltätigen; sie wären gerne Täter geworden, aber das blieb Ihnen verwehrt wegen Ihrer Mutter … Im Dar-al-Islam wären Sie kontraphobisch Djihadist, in der Sowjetmacht eher Kommissar denn Opfer der Sowjetmacht gewesen. Andererseits würden Sie sich der Macht, die „schon einmal die Welt unterworfen und sie noch einmal unterwerfen will“ liebend gerne unterwerfen („ich wäre damit sehr einverstanden“). Das Hindernis war Ihre britische Mutter.

    Sie sind ja ein Vertreter einer Theorie eines strengen familiären Determinismus. Dürfen wir Ihren Konflikt so verstehen, dass Sie gerne beschnitten worden wären und damit leibhaftiger vollständiger Jude geworden wären – aber dem stand leider Ihre britische (nicht-jüdische) Mutter entgegen und Ihr Vater hat sich hier indifferent, passiv verhalten, Ihnen die Brit Mila, den Bund der Beschneidung nicht zugänglich gemacht? Daraus würde sich Ihre halbstarke Attitüde und Angstbeissertum („Unterwerfung“)erklären; hier scheint einiges an Groll über eine Benachteiligung zu liegen.

    Als Chinese will ich Ihnen zu bedenken geben:

    „Nichts ist weicher und nachgiebiger unter dem Himmel als Wasser.
    Doch nichts ist besser für das Angreifen des Festen und Starken;
    Nichts kommt ihm gleich.
    Das Weiche kann das Harte überwinden.
    Das Bewegliche kann das Starre überwinden.
    Jedermann unter dem Himmel weiß dies,
    Doch niemand setzt es in die Tat um.
    Daher sagt der Weise:
    Wer die Demütigung der Menschen auf sich nimmt, ist fähig über sie zu herrschen.
    Wer das Unglück des Landes auf sich nimmt,
    verdient es, König über die Welt zu sein.
    Oftmal klingt die Wahrheit widersinnig.“

    1. avatar

      Dschu Hu, sie haben falsch verstanden. Mit „Aber meine Mutter war Britin“ wollte ich ironisch andeuten: Ich bin ja kolonialistisch vorbelastet. Meine Familie mütterlicherseits war seit drei, vier Generationen im Kolonialdienst. Verbrachte auch meine Kindheit als Kolonialisten-Sohn in Kuala Lumpur, wo mein Vater die Malaien, Chinesen und Inder mit einer Architektenschule beglückte. Ich halte das Britische Weltreich für eine zivilisatorische Errungenschaft ersten Ranges. Aber dazu finden Sie mehr in meinem Europa-Buch. Alle Ihre Sätze wie „Sie wollen …“ „Sie sind …“ zeugen von massivstem Unwissen; Ihre Sätze wie „Sie wären …“ gehen an mir vorbei, weil ich sie selbst längst selbst öffentlich ausgesprochen habe. Was Sie im Dritten Reich gewesen wären: Wer kann das sagen? Seien Sie also nicht so aufgeblasen; informieren Sie sich; dann können wir miteinander zivilisiert unterhalten. So leider nicht.

  20. avatar

    Hm … ich habe mir jetzt mal die Zeit genommen, die Kolumne zu lesen: „Die Westlinke“, „die Westlinke“, „das miese unmenschliche Spiel der Linken mit der Menschlichkeit“ usw. usf. Die „kriegslüsterne Nomen Klatura in diesem unserem Land“

    Die Überemotionalisierung, von der ich oben gesprochen habe (sie findet sich auch in der Kolumne noch), und ihre ebenso schlichten wie falschen Schuldzuschreibungen haben frappante Ähnlichkeit mit den stereotypen Einlassungen unseres blondenhans. Darüber muss man sich nicht aufregen, finde ich. Nicht wirklich.

  21. avatar

    Lieber KJN,
    ich hätte auch nicht gedacht, dass ich mal indirekt die tote Ulrike Meinhof verteidige. Was ich verteidige, ist aber nicht ihr politischer Mantel und ihre Untaten, nein, es ist die Struktur Mutter-Tochter, die mir schützenswert erscheint und in diesem Fall sehr belastet. M.E. hat aber diese Struktur nicht das geringste mit politischer Einstellung oder der Art zu schreiben zu tun. Wenn es danach ginge, dürfte die BRD gar nicht existieren, denn die gesamte erwachsene Kriegsgeneration war, bis auf die meist inhaftierten Oppositionellen, in der einen oder anderen Weise in den NS verwickelt, also könnte man sich das gegenseitig um die Ohren hauen. Und offen gestanden, war der NS noch ein paar Zacken schlimmer als die Taten der BM-Gruppe.
    Darüber hinaus kann man so gut wie jedem etwas aus seinem Elternhaus vorhalten. Wir sind nicht perfekt, heißt, sitzen doch alle irgendwie im Glashaus. Und für die Eltern können wir nicht, für die Freunde und connections schon eher. So in den Sechzigern kam es auf, dass man jeden Mist erzählte – das miese Elternhaus, die furchtbaren Beziehungen etc. Es bringt nichts. Es kann einem vorgehalten werden, wodurch man entmündigt wird, die Meinung wird dadurch abgeschwächt, statt diskutiert. Übrigens habe ich sie oben diskutiert, da, wo ich Linke ersetze und Obama verteidige, den ich nicht gewählt hätte. Man nennt das wohl Fairness. Obama wollte keinen Krieg, so einfach. Das erste, was er machte, war Putin die Hand hinhalten und über Abrüstung reden. Alles vorbei. Naiv? Vielleicht. Vielleicht einfach gutartig. Wie bin ich zu dieser Haltung gekommen? Familie. Weil Familie, auch die der anderen, für mich zählt. Und Michelle wie auch die bezaubernden Mädchen hielten mich davon ab, Obama zu verurteilen und statt dessen öfter über ihn nachzudenken. Vielleicht zu unentschlossen: Entweder keinen Krieg oder richtig. Obama ist ein bisschen Krieg und viel Zuschauen. Das funktioniert offenbar nicht. Aber wir in Europa sind fast nur am Zuschauen. Zurück zum Glashaus. Kein Wunder, dass die Israelis nicht verstanden werden.

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    @LF

    … ach Gottchen, darf ich Ihnen ein Schneuztüchlein reichen? … übrigens eine typische Reaktion von ‚*…*s‘, austeilen, aber greinen und jammern, wenn die ‚Backpfeife‘ auf dem Fuße folgt – bähähää, bähähäääää, bäääääää –
    Das noch, Sie Spiegelfechter*in, ich habe gar keine politischen Gegner. Wo und wen denn? Sie? *rofl*

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    Mal etwas genereller und teils topic, teils ot:
    Das Interview mit NA ist interessant, schon weil wir hier ein very sophisticated model vor uns haben. Was sie noch differenzierter macht, ist ihre geradlinige Ausdehnung auf Kolleginnen wie Linda E., Naomi C. oder Claudia S. Glück erwaähnt sie auch, es sei eine glückliche Zeit gewesen, weil Models mit Charakter begehrt gewesen seien. Stil hat sie, die Nadja:
    http://www.welt.de/icon/articl.....ilder.html
    Damals in den Neunzigern traf ich auch die Frau mit dem begehrten Ehemann. Sie hatte auch Stil. Schon im Vorfeld kontaktierte sie die Damen oder soll man sagen Dämchen und erklärte ihnen die Sache mit den Kindern. Meistens war das damit erledigt. Irgendwann änderten sich die models (viele schrille, hohle Nüsse) und der gesamte Stil. Die Frau lief bei zweien auf Grundeis auf. Eine wollte unbedingt mit ihrem Kerl Weihnachten feiern und sagte, er solle einfach abhauen und die Kinder mitbringen. Zum Glück fand er das selbst absolut abscheulich. Die Krönung aber war die, die sie selbst anrief und vorschlug, sie könne den Mann sexuell besser versorgen sowie die Kinder besser erziehen. Der Mann hielt danach aber meilenweit Abstand, er blieb anständig. Die Ehefrau auch, obwohl sie diese Sachen knüppeldick hatte.
    So ändern sich die Zeiten: Die models schriller, die Miezen frecher, und zur Zeit wird allgemein geklagt über ein Faß ohne Boden: Benehmen auf Twitter, Empörungskultur etc.

    Daher, Alan Posener schlage ich vor, nachdem wir hier mehr oder minder pfleglich miteinander umgehen, ein Zeichen zu setzen (uh, ein Zeichen!) und die nächsten und übernächsten und überhaupt alle Kritiken sachlich zu gestalten. Sachlichkeit täte uns allen gut. Lassen Sie sich doch inspirieren von der kollegialen Größe einer Nadja Auermann. Dieses Kaliber wäre im United Kingdom längst Dame.
    Wann die Unkultur der Attacke auf Persönlichkeit, Herkunft oder Familie anfing, vermag ich nicht zu sagen, vielleicht Mitte der Neunziger. Jedenfalls können wir das beenden, jeder für sich. 15-20 Jahre davon waren genug.

    Und an jemanden, der weiter oben fragte, warum Konservative hier auch schreiben, die er – klar! – als Rechte diffamiert und mit pi in die Kiste packt:

    Weil es starke Meinungen heißt. Weil Posener andere Meinungen zulässt und wenigstens liest, weil das seine gute Seite ist. Weil er veröden würde ohne kontäre Meinungen, so wie alles verödet ohne Diskussion. Die Entscheidungen zur Krise, ESM etc. waren eine Verödung der Debattenkultur im Bundestag, Bosbach war so etwas wie eine Pistensau. Wir waren auf dem Weg in eine Diktatur. Diskussion, andere Meinungen, sind wichtig für jeden. Ohne das würden wir zu funktionierenden Hülsen ohne Kern.

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    @ Alan Posener: Ihn erklären zu wollen ohne Rekurs auf die bemerkenswerte Mutter

    Sicher. (Und das dürfte für viele Menschen gelten.) Aber ihn oder sie „erklären“ (und „verstehen“) zu wollen, ist was ganz anderes als seine ober ihre Argumente (oder sonstige Produkte/ Hervorbringungen) auf der Basis ihrer (jeweiligen) Eigengesetzlichkeit zu prüfen und zu bewerten.

    Was Frau Röhls Texte betrifft, kann ich nicht mitreden. Ich habe sie zuletzt vor einigen Jahren als Bloggerin gelesen. Mir schien damals die starke Emotionalisierung ihrer Texte nicht von ihren Argumenten getragen zu sein. Sie produzierte einen permanenten emotionalen Überschuss (der auf ihre Kommentatoren stark wirkte). Mich hat das bald gelangweilt und ich habe die Lektüre ihres Blogs eingestellt. Was und wie sie heute schreibt – keinen Ahnung.

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    oh je, @Parisien, ich hoffte, an diesem ‚Konflikt‘ hier unbemerkt vorbei laufen zu können. Und nun unterstellen Sie (EJ) und mir, davon angewidert zu sein. Nein, angewidert nicht, aber etwas genervt, weil’s m.E. um die Form und nicht um den Inhalt geht, also eher etwas Langweiliges. Wer seine Lebensgeschichte, seine Herkunft thematisiert, möchte damit etwas von Herzen sagen oder ergänzen (‚message‘, haben Alan Posener und Kommentatoren hier des öfteren gemacht, ich selber ja auch). Natürlich wird das dann auch kommentiert oder (ggf. schlimmer bzw. schmerzhafter) bewertet. Diese Bewertung ist dann schmerzfrei, wenn der Bewerter daneben liegt, z.B. weil er eine Agenda verfolgt, die die persönlichen Aussagen für seine Zwecke instrumentalisieren soll. Würde ich so etwas merken, wäre für mich die Diskussion beendet. Es kann aber auch sein, daß der Kommentar zur persönlichen Lebensgeschichte schmerzhaft trifft, also irgendetwas nicht Verarbeitetes, Geklärtes offenlegt. In diesem Fall (hier im Blog) öffentlich. Da das verständlicherweise heftige Abwehrreaktionen generiert (jeder sollte Zeit bekommen, sich nach einer Entblößung – nun ja – zu berappeln), plädiere ich für einen etwas vorsichtigeren Umgang mit Bewertungen („unglücklich“ etc., der Subtext „Versager“ ist hier in D zu erwarten – anderes Thema, weiß ich). Allerdings muss jeder, der seine Herkunft zur Untermauerung seiner eigenen Argumente (Agenda?) nutzt, damit rechnen, daß das dann hinterfragt bzw. bewertet wird.
    Inhaltlich habe ich bisher nichts dazu gesagt. Ich halte die Politik des Westens gerade im Fall Libyens für alles andere als perfekt. Aber das ist sie nie und wird es auch nicht sein. Wer infolge dieser – gerade im arabischen Raum – allzuoft Land gewinnt, lässt verzeifeln. Aber deswegen die eigenen freiheitlichen (emanzipativen, von mir aus ‚linken‘) Werte in die Tonne hauen? Ich möchte das jedenfalls nicht.

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