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Der gute Oberst Gaddafi und die arme Frau Röhl

Bettina Röhl ist nicht zu beneiden. Bis heute leidet sie an ihrer Mutter, deren Talent zum Hassen sie geerbt hat, ohne dass sie deren Talent zum Schreiben hätte. Warum musste sie auch Journalistin werden wie ihre Mutter? Das Tragische ist: Bettina Röhl glaubt, mit ihrem Schreiben sich sozusagen an ihrer Mutter abzuarbeiten, vielleicht sogar sich nachträglich an ihr zu rächen, wofür ich allergrößtes Verständnis hätte. Tatsächlich aber hat Bettina Röhl das gleiche Feindbild wie ihre Mutter. Ihr tiefster Hass gilt dem „linksliberalen Mainstream“. Und das führt sie dazu, ausgerechnet jene Leute zu unterstützen, die auch schon ihre Mutter unterstützte.


Wie regelmäßige Leser wissen, kannte ich Ulrike Meinhof, wenn auch flüchtig. Ich war als Erstsemestler Teilnehmer eines Seminars, das Meinhof durchführte, aber nicht zu Ende brachte, weil sie in den Untergrund ging. Mir wurde schon damals klar, dass Meinhof neurotisch war; schlimmer jedoch war ihr manichäisches Weltbild.

Als sich einige Seminarteilnehmer über das miese Verhalten einiger der Trebegänger beschwerten, über die wir im Rahmen des Seminars einen Film drehen wollten, erwiderte Meinhof: „Tendenziell ist alles, was ein Prolet macht, richtig, und alles, was ein kleinbürgerlicher Intellektueller macht, falsch.“ Bettina Röhl findet: Alles, was ein linksliberaler Intellektueller denkt, sagt und tut, ist falsch. Ohne „tendenziell“. Tendenziell allerdings ist der ganze „Mainstream“, die ganze „Nomenklatura“ (oder wie sie schreibt: „Nomen Klatura“) Deutschlands linksliberal verseucht und fällt dem Verdammungsurteil anheim.
Beispielhaft (und beispielhaft absurd) macht sie das in einer Kolumne über die Krise in Libyen deutlich:

http://www.rolandtichy.de/kolumnen/bettina-roehl-direkt/isis-erobert-libyen-lieber-westerwelle-als-obama/

Nun wäre ich der erste, der Bettina Röhl darin zustimmen würde, dass die Libyen-Politik des Westens desaströs war und ist. Über einige der Gründe für dieses Desaster – und andere, ähnliche Desaster – habe ich neulich an dieser Stelle – und nicht zum ersten Mal – geschrieben.

Eine genauere Analyse der europäischen Reaktion zur Jasmin-Revolution und der europäischen Performance in Libyen findet sich hier.

Nicht alles, was ich damals schrieb, kann ich heute unterschreiben; insbesondere habe ich die bedenkliche Entwicklung Recep Tayip Erdogans zum islamistischen Autokraten nicht antizipiert; die Kritik an der europäischen Politik aber bleibt richtig. Aber darum geht es nicht. Worum es mir geht, ist die Behauptung Bettina Röhls, der Libyen-Krieg sei ein Projekt der Linken gewesen:
„Obamas Politik im Maghreb und im Nahen Osten ist eine einzige Verkennung der hauchdünnen westlich orientierten Protest-oder Befreiungsbewegungen, von denen sich vor allem die Westlinke, also in Deutschland vor allem die Grünen und die SPD wahre Demokratisierungswunder erhofften, weshalb das westlinke Lager Anfang 2011 wenige Wochen wie im Wahn der jasminenen Revolutionen fieberte.“
Oder:
„Letztendlich war es der Druck der Westlinken, (die sich sinnigerweise selber nicht mehr so empfindet (und sich so nicht mehr nennen lassen möchte), die sukzessive den Entschluss reifen ließ, den Obama dann in die Tat umsetzte, so eine Art Stellvertreter-68er-Bewegung im Flower-Power-Jasminkleid in den sehr rückständigen Ländern in der Region zu idealisieren und zu boosten.“
Oder:
„Das Erschütternde ist, dass in der Außenpolitik des Westens das miese unmenschliche Spiel der Linken mit der Menschlichkeit eiskalt von Tag zu Tag fortgesetzt wird. In das Vakuum, das der Westen in der Obama-Ära erzeugt hat, haben sich als einzig ordnende Kraft islamistische Formationen voran gekämpft. Und der Siegeszug der im Westen sogenannten Islamisten steht am Anfang und nicht am Ende.“
Oder:
„In Deutschland war die gesamte Nomen Klatura, exklusive der Linkspartei und exklusive Westerwelle und exklusive weniger besonnener Stimmen und exklusive ein ganz kleines bisschen einer elegant herumeiernden Bundeskanzlerin, förmlich im Kriegsrausch gewesen: Gaddafi hat Menschenrechte gebrochen und die meist islamistisch orientierten Rebellen mit Bomben beworfen und müsste nun, endlich mal wieder schöner moralischer Krieg mit Marschflugkörpern und modernster Waffentechnik aus dem Amt gebombt werden.“
Und:
„Zum Wohle der Menschenrechte den demokratischen Volkswillen übergehen und mit der Ignorierung des demokratischen Volkswillens eine Politik durchzusetzen, mit der in fernen Ländern blühende Demokratien aufgebaut werden sollte, das war das irre Credo der 2011 kriegslüsternen Nomen Klatura in diesem unserem Land.“

Hm.
Um einmal ein paar Fakten klarzustellen:
1. Nicht der linksliberale Barack Obama war die treibende Kraft beim Libyen-Krieg. Im Gegenteil. Die Initiative ergriff der bei allen Linken verhasste Nicolas „der mit dem Kärcher“ Sarkozy. Ihm zur Seite stand David Cameron, Führer der britischen Konservativen und deutschen Linken kaum weniger suspekt. Dieser Krieg war ganz gewiss kein Krieg der Linken.
2. Es stimmt, dass Außenminister Guido Westerwelle gegen den Einsatz war. Was nicht stimmt, ist dass er damit „die gesamte Nomen Klatura“ gegen sich hatte. Im Gegenteil. Die Bundesregierung hatte er auf seiner Seite. Sie beschloss, dass sich Deutschland im UN-Sicherheitsrat bei der Abstimmung über einen Militäreinsatz zum Schutz der Aufständischen gegen Gaddafi enthalten sollte.
3. Wer sich gegen diesen Beschluss zu Wort meldete, war keineswegs „vor allem die Westlinke“. Im Gegenteil. Wie „Zeit online“ am 18. März meldete: „Die Stimmenthaltung Deutschlands im Sicherheitsrat erntet breite Zustimmung. Sowohl SPD als auch Grüne begrüßten das Votum bei der Abstimmung über eine Flugverbotszone für Libyen.“ Die Linkspartei sowieso, wie Röhl vermerkt. Wer sich hingegen kritisch zu Wort meldete, war Altbundeskanzler Helmut Kohl, und zwar in der angesehenen Zeitschrift „Internationale Politik“. Ich zitiere „Zeit online“ vom 24. August 2011: „Ohne die Kanzlerin direkt zu nennen, beklagte Kohl, der Regierung fehle der politische Kompass. Angesichts der deutschen Enthaltung im UN-Sicherheitsrat zum Libyen-Einsatz der Nato, der Energiewende und dem Verhalten im Zusammenhang mit der Griechenland-Krise und der Euro-Rettung, meinte Kohl, Deutschland habe seinen Kompass verloren. ‚Wenn man keinen Kompass hat, wenn man also nicht weiß, wo man steht und wo man hin will, und daraus abgeleitet dann entsprechend auch keinen Führungs- und Gestaltungswillen (hat), dann hängt man auch nicht an dem, was wir unter Kontinuitäten deutscher Außenpolitik verstehen, ganz einfach weil man keinen Sinn dafür hat.’“
4. Wenn es um bewaffnete Einsätze zur Absetzung von Diktatoren und zur Einführung der Demokratie geht, kann man kaum, wenn man auch nur einen Hauch intellektueller Redlichkeit besitzt, über den Irakkrieg 2003ff hinweggehen. Und der, was man auch immer sonst von ihm sagen mag, war ganz bestimmt kein Projekt der Linken.

Mit dieser Zurückweisung der hyperventilierenden Hassgesänge Bettina Röhls gegen die angeblich kriegslüsterne  linke  „Nomen Klatura“ ist freilich noch lange nichts über die Richtigkeit oder Unrichtigkeit des Einsatzes gesagt.
Nehmen wir an, der Einsatz war falsch. Westerwelle hatte Recht; Röhl hat Recht, darauf hinzuweisen. Freilich kann man eine richtige Kritik auch falsch begründen. Röhl schreibt:
„Der Westen hatte die autokratischen, diktatorischen Regime von Ben Ali in Tunesien und Mubarak in Ägypten, über Gaddafi in Libyen und Assad in Syrien, jahrzehntelang als Garanten für Ruhe und Ordnung unterstützt und unausgesprochen natürlich auch als Garanten gegen latenten Islamismus gern geduldet. (…) Die Menschen lebten arm, aber sie lebten in aus ihrer Sicht relativ geordneten Verhältnissen. Die Diktatoren schafften eine gewisse Befriedung ohne den Hauch von Demokratie. (…) Wären die alten Diktatoren mit fortbestehender Hilfe des Westens in ihren Ämtern geblieben, hätte sich der bis dahin stetige wirtschaftliche Aufschwung für immer mehr Menschen in der Region fortgesetzt. Alle Menschen, die es sich leisten konnten, konnten reisen, auch in die westliche Welt reisen und mit der Meinungsfreiheit wäre es trotzdem nicht weit her gewesen. Aber die Zahl der ermordeten Menschen wäre bis heute relativ klein gewesen. Chaos und Fanatisierung haben, so wie der Westen diese Unqualitäten dort installiert hat, 100. 000e Menschen auf qualvolle Weise das Leben gekostet.“
Nun, auch hier liegen die Fakten anders.
1. Der Westen hat nicht jahrzehntelang Gaddafi in Libyen unterstützt. Im Gegenteil. Gaddafi näherte sich nach seiner Machtübernahme 1969 der Sowjetunion an und unterstützte weltweit all die Terrororganisationen, die auch die RAF unterstützte. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet Ulrike Meinhofs Tochter den Terrorpaten Gaddafi nun als „Garanten für Ruhe und Ordnung“ entdeckt. Die USA sahen das schon immer anders. Nach dem von Gaddafi organisierten Terroranschlag auf die West-Berliner Diskothek „LaBelle“ ließ Ronald Reagan 1986 Luftangriffe gegen Libyen fliegen. Nach dem von Gaddafi organisierten Anschlag auf PanAm Flug 103 über Lockerbie empfahl die Untersuchungskommission des Präsidenten George Bush senior mit Blick auf Libyen: „Die Kommission empfiehlt eine härtere Politik, die nicht nur Terroristen verfolgt und bestraft, sondern auch Terrorismus unterstützende Länder für ihre Taten büßen lässt.“

Libyen entwickelte auch heimlich Massenvernichtungswaffen, und zwar sowohl Chemie- als auch Atomwaffen. Nach dem Sturz Saddam Husseins bekam Gaddafi allerdings kalte Füße und bemühte sich um bessere Beziehungen zum Westen.
2. Von einem „bis dahin“ – bis zum Sturz Gaddafis – „stetigen wirtschaftlichen Aufschwung“ war außerhalb der Propagandastuben Gaddafis nichts bekannt. Die Arbeitslosigkeit betrug offiziell etwas mehr als 20 Prozent, andere Quellen sprechen von 30 Prozent. Der Ölreichtum des Landes wurde von einer Kleptokratie ausgebeutet, die aus dem Gaddafi-Clan rekrutiert wurde. Menschenrechte waren nichtexistent. Nicht „der Westen“ hat die „Unqualitäten“ Chaos und Fanatisierung in der arabischen Welt „etabliert“. Sie sind das Produkt jener korrupten Diktatoren, vor der Frau Röhl so viel Respekt hat.
3. Und das war das Dilemma, vor dem der Westen 2011 in Libyen und wenig später in Syrien stand: Weil Gaddafi und Assad brutal gegen die zunächst gewaltfreie Opposition vorging, wurde sie radikalisiert, fiel die Führung dieser Opposition in die Hände gut organisierter, bewaffneter und extremistischer Kräfte. Das zu verhindern, war unter anderem das Ziel des Libyen-Einsatzes. Wenn die Lehre aus diesem Einsatz gewesen ist, dass man solche Interventionen lieber lässt, so zeigt das Beispiel Syrien, dass Nicht-Eingreifen auch keine besseren Resultate zeitigt, um es gelinde auszudrücken. Damned if you do, damned if you don’t, wie es das englische Bonmot ausdrückt.
Zweifellos ist eine harte, selbstkritische und fortlaufende Diskussion über die Strategie Europas in der Region dringend nötig. Sie wird nicht befördert durch Beiträge, die allein vom Hass auf eine vermutete hier herrschende linke „Nomen Klatura“ getrieben werden. Bettina Röhl muss man sich als einen sehr traurigen Menschen vorstellen.

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101 Gedanken zu “Der gute Oberst Gaddafi und die arme Frau Röhl;”

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    @ Alan Posener
    das linksliberale “juste Milieu”

    In der Tat ist das ein Milieu, in dem man verzweifeln kann. Ein Charakteristikum muss ich herausgreifen: permanente quälende Besserwisserei, oft begründet auf Ideologie, gelegentlich wider alle Fakten. Einspruch dagegen unmöglich. Einspruch ist wie auf ein fahrendes Karussel springen, das fährt und fährt und fährt, während der, der Einspruch erhebt, ‚rausfliegt. Oder er darf gar nicht aufspringen, weil er „rechts“ ist, selbst wenn er bloß konservativ ist. Er darf nicht ‚rein, weil er handfeste Argumente hat, und das stört.
    Es ist Ideologie pur, womit man konfrontiert ist, fest wie Beton. Sie, Röhl, will möglicherweise darauf hinaus, indem sie aber die gesamte Bundesrepublik in diese Ecke rückt außer Westerwelle.
    Mit Obama hat sie nicht Recht, denn Obama wollte überhaupt keinen Krieg führen und fing jenen in Libyen zögerlich an. Obama hat sich militärisch vor allem auch aus Ägypten ‚rausgehalten. Mit Obama liegt sie falsch – er könnte der unglücklichste unter den letzten US-Präsidenten sein, denn er war auf Verständnis gepolt und hat Chaos erzeugt, ohne das zu wollen. Er war in seinen Intentionen gutartig.
    Mit Westerwelle hat sie Recht.
    Mit den klassischen Linken nicht.
    Das Problem ist: Sie wollte wohl nicht Medien sagen. Ersetzen Sie einfach Linke durch, sagen wir Fernsehmedien, dann passt es alles ziemlich genau.
    Die Linke z.B., russlandnah, war sehr zurückhaltend. Die Medien waren begeistert von der Show da unten. Hannes Stein fiel fast vom Stuhl vor Begeisterung. Die Bewegung, ihre Moderne, die Zahl der Teilnehmer für eine Moderne wurde grotesk überschätzt, Google und Twitter sollen aktiv beteiligt gewesen sein. Nüchterne Denker behaupteten richtig, der Hauptgrund und Auslöser für die Aufstände seien Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit und steigende Getreidepreise.
    Lesen Sie’s nochmal: Ersetzen Sie „Linke“ mit Medien, und dann passt manches, auch mit 68er-Folgezuständen.
    Teheran, kein Obama nirgends. Das war nach der vielleicht gefälschten Wiederwahl von Ahmadinejad und den Demonstrationen mit den grünen Armbändern. Nein, Obama hat damit wenig zu tun. Er hätte lieber Isolationismus betrieben, wie übrigens auch Ron Paul.
    Dieselben Medien haben Obama aufgebaut und seine Wiederwahl betreut. Er scheint große Vorzüge für den Finanzsektor zu haben, er passte ihnen besser als Mitt.
    Nächstes Mal werden Sie Clinton oder einen linken Republikaner pushen, insofern hat Röhl Recht mit dem Links, nur verortet sie es verkehrt. Die US-Bürgerschaft, deren Anteil an low-information-voters man nicht unterschätzen sollte, lässt sich brillant steuern, und wie man an dem Hype um Obama sah, sind bei uns auch die meisten auf diesm Pfad, ohne sich dessen auch nur eine Spur bewusst zu sein. Während sie gesteuert werden, halten sie das für Fortschritt.
    Der einzige Knackpunkt an Röhls Stück ist, dass es schlecht durchdacht und durchformuliert ist, bis auf Seite 3, die in Ordnung ist.

    Das ist anders als bei Ihnen. Sie haben noch nie Shredder erzeugt, alles, was Sie geschrieben haben, wird noch in 1000 Jahren gelesen werden und Bestand haben, durchdacht bis ins kleinste Detail, kein schlechter Tag dabei.
    Ihre Kritik an Röhls Stück ist sachlich völlig daneben.

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    Schön, Alan Posener, dass Sie mich darauf aufmerksam machen, dass das „wimmern, nicht knallen“ von T.S. Eliot stammt; das war mir nicht gegenwärtig, ich habe das immer mit dem bemerkenswerten Caspar Weinberger in Verbindung gebracht, der das in Bezug auf das Sowjetimperium erhoffte.

    Sie haben einen merkwürdig unhistorischen und idealisierten Begriff des „Westens“. Was meine Großeltern und Eltern angeht, Zentrum und Christdemokratie; hätten Sie möglicherweise einen Klerikalfaschismus unterstützt? Ich weiß es nicht. In der Zeit des Ost-West-Konfliktes konnten sie sich als glatte Westler empfinden, die gegenüber einer kollektivistischen Ideologie die Freiheit des Individuums als Wirtschaftssubjekt im Rahmen eines rheinischen Kapitalismus und der Sozialenzykliken und einer wehrbaren Dmokratie vertraten. Verkürzt: wenn man Franz Joseph Strauß („lieber ein kalter Krieger als ein warmer Bruder“) als Westler und Demokraten akzeptieren kann, waren sie „Westler“ in ihrer Zeit. Freilich konnten sie sich nicht vorstellen, dass 68 und die Folgen, freie Liebe, Drogen, antigenerative Anti-Familiarität, Schamlosigkeit, Konsumismus, Schwule und Transgender als Krone der Schöpfung, Auschwitz als Zentrum einer Zivilreligion (für sie war das Evangelium der Auferstehung gründend) etc. zu den bestimmenden Emblemen des „Westens“ werden sollten. Dies haben sie bis zum Ende ihres Lebens nicht wahrnehmen und für wahr halten können. Also ein antiwestliches Potential, das ich mir nichts, dir nichts geerbt habe? Ich will gestehen, dass ich meine Eltern der Zeit und dem jugendbewegten kulturrevolutionären Mainstream gemäß für spießig und reaktionär hielt (während mein Vater mich für nicht genügend seriös, eher verspielt und nicht genügend leistungswillig hielt), ich mit fortschreitendem Alter mehr und mehr Verständnis für ihre Positionen und Werteinstellungen habe.

    Ich glaube, dass ich, auch wenn ich manchmal gerne Schinese wäre, ein fundamentalerer Westler bin als Sie. Sie müssen den „Westen“ idealisieren, zur Besten aller Welten, die alle anderen bösen bzw. zurückgebliebenen Welten missionieren und zum Einsturz bringen muss, erklären. Ich brauche Ihren messianischen Eifer nicht, um für den Westen, der für mich in seiner Vielfalt, seinen kulturellen, wissenschaftlichen und institutionellen Entwicklungen beispiellos ist, einzutreten – und ich leide an der Vorstellung, dass er – weniger durch äußere Feinde als durch die Mißachtung von Selbsterhaltungsprinzipien – zugrunde gehen könnte. Ist das nun der Selbsthass eines Westlers?

    1. avatar

      Lieber Dschu Hu, interessante Auskünfte und Reflexionen, die ja belegen, dass es unmöglich ist, sich von seinen Wurzeln zu lösen, auch wenn das gemäß dem Sartre’schen Programm wünschenswert wäre. „Sometines I open my mouth and my mother comes out“, wie eine berühmte Feministin einmal sagte. Sie haben Recht: Zum „Westen“ gehörten schon immer eine eher introspektive, selbstgenügsame, vor allem katholische Seite und eine expansive, kapitalistischem meistens protestantisch-jüdische. Diese ist mir wesensmäßig näher. Aber ich idealisiere sie nicht. Sie ist gefährlich, hat schon einmal die Welt unterworfen und will sie noch einmal unterwerfen. Ich wäre damit sehr einverstanden, aber meine Mutter war ja Britin …

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    Dschu Hu,
    Ich bin zwar nicht rotbibelfest, aber meinte der Östler Mao nicht die Balance, also der Auslöser einer Kausalkette sei dominant?

    Um nicht falsch verstanden zu werden, „der Westen ist“, mal wieder und frei nach Churchill, „die schlechteste aller politökonomischen Formen (Kapitalismus+liberale Demokratie) – abgesehen von all den anderen Formen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind.“
    Das es aber nicht schlecht sein kann, vom Westen zu lernen, wusste die Sowjetunion, als Geschäftsbeziehungen mit westlichen Unternehmen eingegangen und u.a. verschiedenste westliche Automodelle hergestellt wurden.
    Dasselbe in China seit Deng Xiaoping und gerade erst wieder in Indien.

    Fehlende Verwirrung führt zu keiner Balance.

    Parisien,
    Äußerte Alan Posener sich nicht – ich fand es zwar heftig, aber interessant und lehrreich – gegen Antideutsche?

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    @Apo

    Gibt es nicht das deutsche Sprichwort:

    Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm

    oder

    Wie der Herr so das Gescherr

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    Zitat „derblondehans“: „hassu was gegessen mit scharf? … guckst du so: Matthäus 5;46: … ‘Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben […]'“.

    Hm… Ihre Expertise für Nächstenliebe würde ich hier mal dezent in Frage stellen. Ich finde es bezeichnend, dass Sie Ihre politischen Gegner (zu denen ich mich zum Glück zählen darf) mit gebrochenem Deutsch verhöhnen. Kommt alles was Ihnen nicht passt aus dem (imaginierten) Ausland?

    Ich schätze, meine „Liebe“ zu Ihnen ist tatsächlich ähnlich aufrichtig wie Mielkes „Liebe“ zu „allen“ (wie Herr Posener so schön schreibt). Ich glaube aber nicht, dass mir dadurch irgendetwas entgeht.

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    Cher Parisien,

    es ist schon eigenartig, dass ihnen nicht auffaellt welchen Stil hier Ms. Roehl in ihrer Kritik an Apo pflegt.

    Es gibt in Deutschland doch einen Herrn Knigge oder ist dieser Herr ausgestorben.

    Aber vielleicht freuen sie sich auch dass Apo hier einmal auf eine wirklich dumme Art kritisiert wird.

    Ich haette mir von ihnen etwas mehr Zivilcourage erwartet……

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    Es ist doch ein sehr interessantes Thema, wieweit sich Dispositionen der Eltern („Wertvorstellungen“, Glaubenssysteme, Art zu denken und zu fühlen etc.) sich auf Kinder übertragen, diese gewissermaßen – oft unbewußt – übernehmen und wiederholen. Ich glaube, daraus lässt sich auch die Schärfe des Angriffs auf die Eltern und Elternfiguren ableiten. Wie Sie hier jedoch bei Frau Röhl vorgehen, bringt diese Fragestellung auf den Hund. Bei westlich erzogenen Menschen stellen wir oft fest, dass neben mancher Überschärfe in der Wahrnehmung und Beurteilung viele blinde Flecken bestehen, Schärfe und Unschärfe, Yin und Yang nicht ausbalanciert sind. Westler sind oft unausgeglichen, wenig empathisch, simple minded und Angstbeisser.

    Schön, dass Sie wieder zur Sache kommen, auf Libyen und Syrien zurückkommen wollen; dahin versuchte ich Sie ja in meinem Kommentar weiter oben zu bringen und zu befragen (http://starke-meinungen.de/blo.....ment-37006). Ihr bias, meine ich, ist, dass Sie ohne den geringsten Zweifel an die zivilisatorische Mission des Westens („Demokratie ist unser Hauptexportartikel“) glauben, auch wenn Sie wie Hamlet zur Zeit nicht mehr wissen, ob Sie eingreifen und zuschlagen oder sich raushalten sollen. Ihre Behauptung, dass der Westen in Syrien nicht eingegriffen hat, ist entweder eine Selbsttäuschung oder eine Lüge. Der Westen hat sehr wohl in Syrien eingegriffen; in amerikanischen Ausbildungslagern wurden angeblich „gemäßigte“ Kräfte (Hauptsache unsere Hurensöhne), die sich dann als weniger gemäßigt entpuppten, ausgebildet; wie hätte man auch in die Herzen der Hurenssöhne, die zu den Waffen eilen, schauen können? Wen hat unser NATO-Partner, die Türkei, unterstützt, welche Kräfte unterstützen die Proxies auf der arabischen Halbinsel, welche Kräfte unterstützt die „einzige Demokratie im Nahen Osten“? Das Ziel ist disorder und das wird ja erreicht. Die Hauptschwäche des Westens ist, dass er sich in seine eigene Tasche lügt; wir müssen nur wünschen, dass er mit einem Wimmern, nicht mit einem Knall auf seine eigentliche Größe schrumpft, sich im Konzert der Welten einordnet, anstatt full scale dominance zu beanspruchen. Gorbatschow hat Recht; Amerika bzw. der Westen ist das Fieber der Welt.

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      Ja, Dschu Hu, ich gebe das Kompliment zurück: Schön, dass Sie T.S. Eliot pünktlich zum 50. Todestag zitieren. Ansonsten: Ihr Selbsthass als Westler ist bemerkenswert. Und da könnte man auch die Frage nach der Herkunft stellen; vielleicht ist es gar nicht Selbsthass, sondern der von den Eltern und Großeltern geerbte antiwestliche Affekt des gemeinen Deutschen, dem Thomas Mann in seinen „Betrachtungen eines Unpolitischen“ so großartigen Ausdruck verlieh. Freilich musste er, nachdem er sah, wohin das führte, seine eigenen Worte fressen.

  8. avatar

    LF: ‚Sehr geehrter Herr Posener, in Anbetracht der zahlreichen konservativen bis streng rechten Stimmen, die sich hier bevorzugt zu Ihren Kritiker*innen aufschwingen, frage ich mich manchmal, warum diese leidigen Zeitgenoss*innen sich überhaupt genötigt fühlen, …

    Dadurch lässt sich zumindest der Kontakt zu “blonden Hans[würsten]” und Ähnlichem minimieren, da selbige eine*n dann meistens von sich aus meiden. … ‚

    … *rofl*, werte*r Genoss*in-‚Demokrat*in‘, hassu was gegessen mit scharf? … guckst du so: Matthäus 5;46: … ‚Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner? …‘

    Daher!

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    @ Parisien: EJ und KJN halten sich fassungslos fern

    Was mich betrifft: Ich bin nicht fassungslos. (Ich lese in regelmäßigen Abständen mit, mische mich im Augenblick aber in die Diskussion nicht ein, weil ich gerade Zeit für anderes brauche.) Was APOs „biographische Methode“ betrifft: Die erstaunlich schlechten Gedichte, die Goethe an Frau von Stein richtete, auf Goethes funktionelle Impotenz (Ejaculatio praecox) zurück zu führen, von der er sich erst auf seiner italienischen Reise erholte, halte ich für müßig. Das erklärt nicht aus den Gedichten selber, warum sie schlecht sind. Und ich meine, darum müsste es zunächst und vor allem gehen. – Woher biographisch Frau Röhl ihre Argumente bezieht, sagt (a priori) wenig bis nichts über die Qualität ihrer Argumente.

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      Absolut richtig, EJ. Mein Ausgangspunkt, ich wiederhole es, war die Feststellung, dass Frau Röhl ausgerechnet den Obersten Gaddafi verteidigte. Und da erinnerte ich mich, wie in den 1970er Jahren Gaddafis Abgesandte hier im Westen mit vielen Petrodollars unterwegs waren, um Leute zu finden, die sein „Grünes Buch“ druckten, und wie Leute aus dem Umfeld der RAF und anderer europäischer Terrorvereine wie Sinn Fein / IRA (aber nicht nur dort, ich denke etwa an den Berliner „Extra-Dienst“) dessen „arabischen Sozialismus“ gut fanden. Ich habe mich nun gefragt, wie das kommen konnte, da sich Frau Röhl nun mit besonderer Vehemenz von allem abgrenzt, was auch nur den Anschein hat, links zu sein. Und glaube zu wissen, dass Frau Meinhof or allem von dem Hass auf das linksliberale „juste Milieu“ getrieben war, in dem sie sich zeitlebens bewegte. Daher das Zitat mit dem „kleinbürgerlichen Intellektuellen“ der „tendenziell“ alles falsch mache. In diesem Milieu bewegt sich auch Frau Röhl bis heute, obwohl sie das ebenfalls hasst. Sieben Achtel meines Beitrags sind aber dem Nachweis gewidmet, dass Frau Röhl Blödsinn verzapft; für den freilich kann ich ihre Mutter nicht verantwortlich machen, den verantwortet sie ganz und gar allein.

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        Was übrigens Goethe betrifft: Ihn erklären zu wollen ohne Rekurs auf die bemerkenswerte Mutter halte ich für ein unsinniges Unterfangen.

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    Ich bin aber gern bereit zuzugeben, dass es ein Fehler war, Bettina Röhl mit ihrer Mutter zu vergleichen, weil es ihr und ihren Anhängern die Möglichkeit gegeben hat, meinen Argumenten in der Sache auszuweichen.
    Röhl sagt, die Intervention in Libyen sei ein Fehler gewesen. Doch ist die Situation in Syrien, wo der Westen nicht interveniert hat, viel, viel schlimmer. Auch darüber könnte man nachdenken, wollte man denken und nicht seinen innenpolitischen „Feinden“ eins auswischen: Das ist nämlich die Haltung, die ich Frau Röhl unterstelle. Von wem sie diese Haltung hat, ist demgegenüber zweitrangig.

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    Ein Wort zu Herrn Wallasch und alle, die sich über das „beschissene Psychogramm“ aufregen. Frau Röhl ist, soweit ich weiß, professionelle Journalistin, die insb. im Meinungsgewerbe (Kommentare schreiben) unterwegs ist und unsere Meinung mit ihrer beeinflussen will. Sie geht davon aus, dass der „linksliberale Mainstream“ (andernorts auch „rotgrüne Gutmenschen“ genannt) an allem, was schiefläuft, also auch an der Kriegspolitik in Libyen, schuld sei. Da kann man sich dann fragen, warum sie dies meint, zumal es ja auch nicht-linke Politiker wie Sarkozy, Cameron oder Bush gibt, die am Schlamassel auch involviert sind, um es vorsichtig zu sagen.
    Muss man bei dieser Frage haltmachen vor dem Stoppschild der Person und sagen: „Die meint das eben und begründet das schlecht, warum auch immer“? Oder darf man weiterfragen: „Warum meint die das? Wie kommt die überhaupt darauf?“ – Immerhin handelt es sich um eine wichtige öffentliche Diskussion. Aber wenn man weiterfragt, kommt man an einem Psychogramm nicht vorbei.

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      So ist es, Roland Ziegler, und das Presserecht sieht es auch so. Personen des öffentlichen Lebens genießen nicht den gleichen Schutz des Privatlebens wie andere. Insbesondere nicht, muss man hinzufügen, wenn sie wie Frau Röhl selbst aus ihrer familiären Herkunft publizistisches Kapital schlagen.

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    Sehr geehrter Herr Posener,

    in Anbetracht der zahlreichen konservativen bis streng rechten Stimmen, die sich hier bevorzugt zu Ihren Kritiker*innen aufschwingen, frage ich mich manchmal, warum diese leidigen Zeitgenoss*innen sich überhaupt genötigt fühlen, Ihre Blog-Einträge zu lesen (anstatt sich einfach dem extra für sie vorgesehenen Müll wie PI-News & Co. zu widmen)!? Zwar scheinen Sie ja durchaus eine gewisse Nähe zum Konservativismus (oder zumindest zu konservativen Persönlichkeiten) zu hegen, doch warum die besagten „Kritiker*innen“ glauben, dass sie durch Ihre Texten ihr scheinbar unstillbares Bedürfnis nach plumpen Ressentiments und einfachen Feindbildern stillen können, ist mir schleierhaft…
    Nach Ihrer eigenen Standortbestimmung scheinen Sie sich ja hauptsächlich zu liberalen Ideen und Gedanken zu bekennen. Ich fürchte nur: Solange unter denjenigen Menschen, die sich hierzulande den „Liberalen“ zuordnen überwiegend verkorkste Konservative kursieren (und Personen wie Heribert Prantel als „linksliberale“ Vordenker gelten), bleibt jeder* und jedem* halbwegs emanzipatorisch denkenden Liberalen auf lange Sicht nichts anderes übrig, als sich schlichtweg als „links“ zu bezeichnen. Dadurch lässt sich zumindest der Kontakt zu „blonden Hans[würsten]“ und Ähnlichem minimieren, da selbige eine*n dann meistens von sich aus meiden.

    Auch wenn meine politische Standortbestimmung scheinbar deutlich von der Ihrigen abweicht, kann ich nur sagen: weiter so! Rechtspopulist*innen wie Bettina Rühl zu entlarven ist in jedem Falle eine bessere Beschäftigung, als an der (angeblichen) „Achse des Guten“ zu feilen und Seit an Seit mit Islamhasser*innen, Homophoben und Antifeminist*innen zu schreiben ;-).

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    @ Alan Posener
    „Sie wissen das. Und wenn ich nicht Frau Röhl, sondern irgendeinen Linken angegriffen hätte, Sie hätten das völlig in Ordnung gefunden.“

    Sie greifen aber Linke so nie an. Linke scheinen für Sie so etwas zu sein wie zweites Elternhaus, das man dann verlassen hat, aber schützt.

    Ihre Art, anzugreifen, tut weh. Es ist gut, dass Sie mit dem Lehrerdasein rechtzeitig aufgehört haben, denn Schüler kann so eine Herablassung zu Drastika verleiten (Club der toten Dichter) bei entsprechendem Elternhaus dazu.

    Sie werden von allen Seiten kritisiert und legen immer noch nach wie ein vorprogrammierter Plattenwechsler. Im Fußball ist das die Rote Karte für Nachtreten. Sie wollen einfach nicht verstehen. Eine tote Mutter und schwer, sie einhellig post mortem zu lieben, ein Trauma, das man irgendwie löst, Abspaltung, Abstand, irgendwie.
    Und sie ducken Bettina Röhl dort ‚rein wie einen Welpen in sein Pipi (was man nicht tun sollte).
    Und fast alle kritisieren Sie dafür, EJ und KJN halten sich fassungslos fern.
    Tun Sie sich einen Gefallen und löschen den Scheiß.
    Schreiben Sie doch Ihre eigene Meinung zu Lybien. Eins ist sicher: Ghaddafi war bestimmt kein Saubermann, aber er hatte ein Schul- und Gesundheitswesen aufgebaut und Wasserversorgung. Die Leute konnten wenigstens leben. Was heute ist, ist katastrophal.
    Und ich sage Ihnen gern, woran man, wie ich meine, zukünftige Faschisten erkennt: An der Art, wie sie ihre Vorgänger zu Tode bringen. Ghaddafi, Louis XVI und Marie Antoinette, die Zarenfamilie. Aus solchem Mord Ohne ordentliches Verfahren kann nichts werden (wobei die Bourbonen ein Verfahren hatten, aber trotzdem).
    Woran man erkennt, wenn jemand gravierende Fehler macht, aber kein Faschist ist: Wenn er sich schließlich einem Befehl widersetzt (von Choltitz, Paris, von Stauffenberg), an Läuterung.
    Woran man diese Faschisten weiterhin rechtzeitig erkennen konnte: Am Ende des amerikanischen Botschafters in Benghazi.
    Sagen wir, Ghaddafi war der Regen und der Rest die Traufe, dann ist es vielleicht charakterisiert. Dass Linke das alles so gewollt haben sollen, ist natürlich nonsense. Linke unterstützen Russland und Russland hat Ghaddafi unterstützt. Das hätten Sie in einem Absatz feststellen können.

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    Es erstaunt schon, dass Sie die Dialektik Bettina Röhls nicht würdigen, sondern bei einem schlichten Determinismus landen: „Genau: “ihre Wertvorstellungen de facto mit auf den Weg geben”. So ist es. Das festzustellen, soll Rassismus sein?“
    Damit negieren Sie doch die Möglichkeit einer Freiheit gegenüber der Herkunft? Oder täusche ich mich da?
    Könnten Sie diesen Determinismus bzw. die Dialektik von Determinismus und Freiheit vielleicht vor dem Hintergrund Ihrer familiären Tradition bzw. „Wertvorstellungen“ analysieren, z.B. unter Berücksichtigung, dass Sie vor dem Gesetz kein Jude sind, jedoch, da sich das Rückkehrgesetz Israels an den Nürnberger Rassebestimmungen orientiert, berechtigt wären, die Aliya zu machen und im jüdischen Staat Heimatrecht in Anspruch zu nehmen. Ist es prädestiniert, dass Sie nicht anders können als Netanjahu zu rechtfertigen (Wo Netanjahu Recht hat) oder nicht gegen die Beschneidung zu sein?
    Ich glaube, von Ihrer Reflexion Ihres Werdens dürften wir mehr Erkenntnisse erwarten als von Ihrer Psychoanalyse von Frau Röhl. Wem ähneln Sie am Ende?

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      Sehnse, Dschu Hu, und schauen Sie, Parisien: So geht es ständig zu: Müssen Sie nicht als Halbjude dies oder das oder können Sie noch jenes und dieses, Herr Posener? So geht es ständig, seit Jahren, aber wenn man eine reinrassige Arierin in Bezug setzt zu ihren Eltern, dann jaulen Leute wie Sie auf.

  15. avatar

    Dear Apo,

    wenn ich mir die Reaktionen von Ms. Roehl bis hin zum Mr. Wallach anschaue, dann habe ich den Eindruck, dass die deutsche Sprache wie ein iceberg ist…man sieht nur 1/7 davon.

    Was sollen Sie sein:

    paranoid

    offener Rassist

    geifern

    lächerlicher Wicht

    großer Intelligenzkomplex

    Alters Veitstanz

    Kiffer

    Rotweinsäufer

    Und dann schreibt Ms. Roehl noch:
    Und Beleidigungen und Verleumdungen sind strafbar.

    Sie hat Glueck dass sie nicht in den US lebt.

    >10.000$

    Dass gilt auch fuer Mr. Wallach (Journalist??), den free rider, der auch wohl noch Schwierigkeiten mit der deutschen Rechtsschreibung hat.

    Es ist schon etwas strange:

    Auf der einen Seite sind alle für Charlie Hebdo, aber wenn es zur “ Kritik “ an der eigenen Person kommt, dann vergißt man sehr schnell Je suis Charlie

    Verlogen und heuchlerisch.

    Thanx for this article

  16. avatar

    APo: ‚Liebe Frau Manzke, wie oft haben sich Frau Röhl und die Leute, die nun aufheulen, weil ich sage, was alle denken, darüber aufgeregt, dass in Berichten über jugendliche Straftäter der familiäre / religiöse / ethhnische Hintergrund im Polizeibericht nicht auftaucht? Bei Ausländern ist die Herkunft wichtig. Nur man selbst ist Stunde null, nicht wahr. Opa war kein Nazi, Mutti war keine Terroristin, ich habe mit alledem nichts zu tun. Nun, ich sehe das nicht so, niemand sieht das so. Wir sind das produkt unserer Erziehung. Oder Nichterzieheung. Ansonsten verweise ich auf meine Antwort an Frau Röhl.‘

    … so ein Unsinn. Die Stunde null, sah wohl ein wenig anders aus, als wenn 2015 ein Mohammedaner in einer Realschule auf dem Schulhof ein 15-jähriges deutsches Mädchen vergewaltigt, und anschließend die Kehle durchschneidet.

  17. avatar

    Mein lieber Herr Posener,

    was ist denn in Sie gefahren ?

    Gerade las ich noch Ihren lesenswerten Artikel über Art Spiegelmann in WOL, und jetzt muß ich sowas lesen.

    Wenn Sie Frau Röhl inhaltlich kritisieren wollen, nur zu.Auch die Herkunft bzw. Sozialisation eines Menschen kann ein Argument sein, wenn sich daraus inhaltliche Aussagen ergeben.
    Aber jemanden einzig auf der persönlichen Ebene in dieser Form anzugreifen ist schon schwach. Zumal sie auch inhaltlich falsch liegen, denn Frau Röhl hat bestimmt nicht weniger Talent zum Schreiben wie Sie.

    1. avatar

      Weniger „als“, Don Geraldo, nicht weniger „wie“. Ich habe auch nicht gesagt, dass sie weniger Talent hat als ich, sondern weniger Talent als ihre Mutter. Ansonsten: Lesen Sie, was ich als Antwort auf Frau Röhl und andere hier geschrieben habe.
      Danke für das Lob zum Spiegelman-Artikel. Im übrigen gibt es einen Zusammenhang zwischen Spiegelman und Röhl: beide haben aus der Geschichte ihrer Eltern eine Karriere gebaut. Sollte man etwa nicht erwähnen, dass Spiegelman der Sohn eines Holocaust-Überlebenden ist, wenn man erklären will, warum er „Maus“ schreiben musste? Und warum die Kritik anders mit ihm umging als sie es mit dem – sagen wir – Sohn eines Nazis umgegangen wäre, der das gleiche Buch gezeichnet hätte, in dem Polen als Schweine erscheinen? Absurd. Muss man bei Michel Houellebeq und Jan Fleischhauer nicht berücksichtigen, was ihre Eltern mit ihnen angestellt haben? Fleischhauer hat es thematisiert in „Unter Linken“. Houellebeq in „Elementarteilchen“. Übrigens erlitt er als Kind ähnliche Beschädigungen wie Bettina Röhl: „Am 26. Februar 1958 wird er in La Réunion geboren. Sein Vater, ein Bergführer, und seine Mutter, eine Anästhesistin, interessieren sich bald nicht mehr für seine Existenz. Eine Halbschwester wird vier Jahre nach ihm geboren. Mit sechs Jahren wird er seiner Großmutter väterlicherseits anvertraut, einer Kommunistin, deren Namen er als Pseudonym angenommen hat.“ Und wenn man weiß, dass Bettina Röhls Lebensthema der Kampf gegen alles, was mit „68ff“ assoziiert wird, und mit dem Juste Milieu, aus dem der missbrauchende Vater Röhl und die vernachlässigende Mutter Meinhof stammen, wie sollte man das nicht in Rechnung stellen bei der Beantwortung der Frage, wie es kommt, dass sie sich plötzlich als Verteidigerin jenes Obersten geriert, dessen „kleines grünes Buch“ auch in der „antiimperialistischen Linken“ begeistert rezipiert wurde? Götz Aly (und nicht nur er) hat festgestellt, dass die 68er, die gegen die Väter und Mütter rebellierten, ihnem am ende mehr ähnelten, als ihnen lieb war. Wir wissen das. Sie wissen das. Und wenn ich nicht Frau Röhl, sondern irgendeinen Linken angegriffen hätte, Sie hätten das völlig in Ordnung gefunden.

  18. avatar

    Mein Standpunkt ist folgender:

    „So sehr Eltern ihren Kindern ihre Wertvorstellungen de facto mit auf den Weg geben und das auch mit gutem Recht tun, so sehr hat sich das Erziehungsideal durchgesetzt, dass die nachfolgende Generation ohne eine unverhältnismäßige Vorbestimmung durch die Elterngeneration frei zu neuen Ufern aufbrechen kann. Tradition ist sehr wichtig, aber die Fähigkeit zur Freiheit von Tradition ist ebenfalls wichtig.“
    – Bettina Röhl
    http://www.spiegel.de/kultur/g.....45502.html

    Genau: „ihre Wertvorstellungen de facto mit auf den Weg geben“. So ist es. Das festzustellen, soll Rassismus sein?

    Wobei ich vielleicht, um Missverständnissen vorzubeugen, hinzufügen muss, dass ich nicht, wie Bettina Röhl, der Ansicht bin, man müsse die Beschneidung verbieten.

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    Röhl selbst thematisiert ständig ihre Herkunft. Ich zitiere nur aus dem allgemein zugänglichen Wikipedia-Eintrag:

    „Im Herbst 2002 deckte Röhl in der Magdeburger Volksstimme auf, dass das Gehirn ihrer Mutter Ulrike Meinhof nicht mit beerdigt worden war, sondern jahrzehntelang in einem Gefäß mit Formalin aufbewahrt und in einer Magdeburger Klinik erneut untersucht worden war.] Den Professoren wurde daraufhin von einer Ethik-Kommission untersagt, weiter an dem Gehirn zu forschen oder ihre bisherigen Forschungen zu veröffentlichen. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart forderte das Gehirn von den Professoren zurück, äscherte es ein und übergab die Überreste den Angehörigen. Am 22. Dezember 2002 wurde das Gehirn von Ulrike Meinhof auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof III in Berlin-Mariendorf beigesetzt.

    Weiterhin schrieb Bettina Röhl in der Rheinischen Post, in der Welt und in der Berliner Morgenpost eine Geschichte über den Friseur Udo Walz, der 1970 Ulrike Meinhof, während sie im Untergrund war, die Haare blond gefärbt hatte. Insbesondere fand sie das bisher unbekannte Fahndungsfoto von Meinhof mit der blonden Frisur. Diese Glosse nahm die Frankfurter Allgemeine Zeitung zum Anlass für Kritik am Stil dieser öffentlichkeitswirksamen Abrechnung mit der 68er-Generation. Dabei wurde Röhl als „Terroristentochter“ bezeichnet. Röhl wehrte sich vor dem Oberlandesgericht München zunächst erfolgreich gegen diese Bezeichnung, bevor der Bundesgerichtshof das Urteil mit der Begründung aufhob, eine „Schmähung, bei der nicht die Auseinandersetzung in der Sache, sondern die Diffamierung des Betroffenen im Vordergrund stehe“, liege nicht vor

  20. avatar

    … bringe ich hiermit noch mal den Link zu Libyen, betr. CIA

    Unter den vom CIA finanzierten Rebellen sind sehr viele, die zu Beginn der Aufstände aus den Gefängnissen befreit wurden. Mörder, Vergewaltiger, Kinderschänder, Diebe, Räuber und Betrüger wurden so über Nacht zu „Freiheitskämpfern“. Sie kämpfen allerdings mehr um ihre eigene Freiheit, denn sie müssen sich gegen die Gaddafi-Truppen durch besondere Grausamkeit bewähren und so stehen sie jetzt Seite an Seite mit der Nato gegen Gaddafi Anhänger.

    … westliche ‚Wertegemeinschaft‘ … mhmm?

  21. avatar

    Lieber Alan Posener, sorry my bad french, aber die ersten drei Absätze Ihres Stücks sind wirklich schäbig. Warum sachlich, wenn es auch persönlich geht, nicht wahr? Ich mochte gar nicht weiterlesen und prüfen, ob Sie wirklich Recht hatten mit ihren Ausführungen. Was fährt nur manchmal in Sie, menschlich so desavouieren zu wollen?

    1. avatar

      Lieber Markus Vahlefeld, vielleicht lesen Sie meine Antwort auf Frau Röhl. Und vielleicht schauen Sie sich an, wie Frau Röhl selbst ihre – sagen wir – familiäre Herkunft instrumentalisiert hat, bevor Sie urteilen.

  22. avatar

    Es gibt einen großen Unterschied zwischen der Welt, wie sie Linke/Rechte in Europa sehen und der Welt, in der diese Leute Einfluss haben. Selbst wenn alle linksliberalen Zeitungen in Deutschland eine Revolution in Ägypten ausrufen, so findet sie erst statt, wenn sie stattfindet. Ganz egal, was die Zeit oder der Spiegel schreiben. Es ist Voodoo zu glauben, ein Artikel in der Zeit hätte diesen Einfluss, unsere Einstellung zu einer Frage sei entscheidend. Dann würde Beten auch helfen.

    Womit wir bei Voodoo und Mainstream sind. Wieder hat die Westlinke, ohne eine Wahl zu gewinnen, ohne eine Mehrheit zu haben und ohne in der Regierung zu sein, wieder erfolgreich ihre Politik durchgesetzt. Unglaublich, wie die Grünen mit ihren +/- 10% ein Machtkartell von Marokko bis Afghanistan geschaffen haben und durch zustimmende (selbst in Deutschland zumeist ungelesene) Zeitungskommentare die Geschicke der Welt manipulieren. Mich beeindruckt, wie ein Verein, der nicht mal eine Föderalismusreform zwischen Berlin und Brandenburg initiieren kann, Druck auf Obama ausübt und Revolutionen boosten kann.

    Nichts gegen Frau Röhls Sichtweise auf den MO, aber was die Westlinke angeht, klingt das arg nach Hui-Buh. Läuft was schief, war es die Westlinke. Zumindest in dieser Klarheit kann es Frau Röhl durchaus mit dem Antifaschismus aufnehmen.
    „Letztendlich war es der Druck der Westlinken, (die sich sinnigerweise selber nicht mehr so empfindet (und sich so nicht mehr nennen lassen möchte), die sukzessive den Entschluss reifen ließ“

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    Liebe Alan Posener, richtig 2003 haben Sie uns ganz oben im Springerhaus zum Essen eingeladen. Das war sehr nett. Es war auch sehr nett, als ich Sie 2006 in Ihrem Büro für Spiegel TV für meinen Film „So macht Kommunismus Spaß“ interviewt habe und zwar darüber dass Sie Ulrike Meinhof quasi ein paar Wochen als Film-Dozentin erlebt haben. Ihr Statement in dem Film über sie ist sehr lustig, Sie waren gut drauf und wir haben noch eine Weile geflachst, denn genau in dem Moment kam die Nachricht, die Sie mir mitteilten, dass „Grass bei der SS“ gewesen war. So war das. Und ein paar Artikel haben wir doch zusammen hingekriegt und als Blogger haben wir gemeinsam für Welt online zwei Jahre nebeneinander unsere Texte veröffentlicht. Wo ist Ihr Problem, dass Sie in jüngster Zeit sehr nervig und sehr böse auf meiner Herkunft, meiner Abstammung, meiner Biologie, meiner Psychologie und den von Ihnen vermuteten genetischen Gegebenheiten herumreiten und mir alles absprechen, was ein Mensch zum Leben braucht und was einen Menschen ausmacht? Einen selbstständigen autonomen Bürger. Ich habe Ihnen schon bei Ihren früheren Ausfällen im März 2014 gesagt, dass Sie sich entschuldigen müssen. Es ist einfach krass, dass Sie Ihren Text auf Fb mit „So wie die Mutter auch die Tochter“ bewerben. Einfach nur krass.

    1. avatar

      Liebe Bettina Röhl, Sie erinnern sich ja auch daran, dass ich bei unserer ersten Begegnung gar nicht wusst, wer Ihre Eltern waren. Hat mich nicht übermäßig interessiert, ich weiß ja, wie es ist, wenn es ständig heißt, „Sind Sie nicht der Sohn von …“. Aber Sie wollten das unbedingt erzählen, vielleicht glaubten Sie, das mache Sie interessanter, oder für mich interessanter. Später machten Sie ein Buch und einen Film über die beiden. Ausgerechnet! Daher meine Vermutung, dass Sie sich an ihnen abarbeiten wollen. Wofür, wie ich schreibe, ich vollstes Verständnis habe. Leider jedoch haben Sie sich in Ihrem Hass gegen die Linksliberalen, die Ihrer Meinung nach die Verbrechen der RAF und überhaupt der radikalen Linken verniedlichen, verrannt, so dass Sie am Ende bei Positionen landen, die schon Ihre Mutter einnahm, und einen antisemitischen, miesen Diktator verteidigen, wenn auch aus entgegengesetzten Gründen. Das ist in des Wortes ureigener Bedeutung tragisch, wie überhaupt Ihr Schicksal tragisch ist. Ich verkenne das nicht. Sie werden von uns allen – den Medien – ausgenutzt. Weil niemand Sie ohne Hintergedanken in eine Talkshow einlädt, mit einer Kolumne betraut usw. Ich habe nur ausgesprochen, was alle denken. Manchmal wissen Sie das, manchmal wollen Sie das nicht wissen. Aber es ist so. Sie tun mir Leid. Aber das heißt nicht, dass ich Ihre Positionen einfach durchgehen lasse. Für Ihre Eltern können Sie nichts. Wohl aber für Ihre Ansichten.

  24. avatar

    Und Ihr Antwort auf Röhls Kommentar setzt der Sache die Krone auf. Was sind sie denn für eine Marke, privates gegenzupressen, nur weil IHnen was quer sitzt und die Argumente fehlen? Ehrlich, billiger geht es nimmer. Wechseln Sie dringend Ihre Rotweinmark oder steigen Sie ganz auf Mineralwasser um. Vielleicht auch weniger kiffen und das andere Zeugs auch weglassen. herrjeee …

  25. avatar

    ich bin sicher der letzte, der sich berufen fühlen sollte, Frau Röhl zu verteidigen, aber ich bin mehr aös überrascht, zu was für einem beschissen stalinistisch.investigativem Psychogramm sich hier ein Herr Posener hat hinreißen lassen, den ich für intelligent gehalten hatte. Was ist das? Eine Art Alters-Veitztanz? Mensch Junge, entspann Dich. Das liest sich ja wie eine Kasiber der alten Meinhof. So sehr kann man doch gar nicht im Stoff aufgehen, den man bespricht, das hat sich ja hier geradezu verselbstständigt … OMG, löschen Sie den Quark doch einfach, vielleicht hat es auße mir und dem Blonden noch keiner gelesen.
    herzlich

    1. avatar

      Ja, Herr Wallasch, womit über „The European“ als Qualitätsmarke wohl genug gesagt ist: Posener ist besoffen, bekifft, stalinistisch, doff, führte einen Alters-Veitstanz auf.

  26. avatar

    Nun ja, es wäre zuviel verlangt, wenn man erwarten würde, dass einer, der den bias eines anderen (Frau Röhl) „analysieren“ kann, in der Lage sein sollte, seinen eigenen bias in den Blick zu bekommen. Nein, das erwarten wir nicht, lieber Herr Posener.

    Ihre Ausführungen zur Genese des Libyen-Schlamassels wäre noch zu ergänzen durch Nennung des spiritus rector, des ingeniösen Bernard Henri Levy, der Sarkozy zu überzeugen wusste, in Libyen einzugreifen (http://www.spiegel.de/spiegel/.....31776.html, http://www.spiegel.de/spiegel/.....03816.html). Jetzt, ein paar Jährchen später, erklärt BHL, befragt, warum er sich in Libyen ins Zeug gelegt hatte:

    „“Why? I don’t know!” he said. “Of course, it was human rights, for a massacre to be prevented, and blah blah blah—but I also wanted them to see a Jew defending the liberators against a dictatorship, to show fraternity. I wanted the Muslims to see that a Frenchman—a Westerner and a Jew—could be on their side.” (http://www.newyorker.com/magaz.....nravelling)

    Könnte Ihr bias, lieber Herr Posener, nicht in der Überzeugung bestehen, dass die Mission des Westens in dem good will bestünde, den Sie in Ihrer Betrachtung über den arabischen Frühling und europäischen Herbst beschrieben haben:

    „Was ist also zu tun? Die EU muss ihre imperialistische Politik, die auf die Stützung konservativer Herrscher im Namen der Sicherheit setzt, durch eine „neo-imperialistische“ Politik ersetzen, die im Namen der Freiheit die Stärkung fortschrittlicher Kräfte durchsetzt. Diese Politik leugnet nicht, dass Europa eigennützige Interessen in der Region verfolgt. Aber sie versucht diese Ziele vor allem bottom up zu erreichen: Demokratie ist unser wichtigstes Exportgut.“ (http://www.bpb.de/apuz/33128/a.....ssay?p=all)

    Wundern wir uns nicht über Ihre Naivität bzw. Ideologie (und/oder Propaganda) – zuletzt haben Sie wieder für mehr Sicherheit und Ordnung statt für die Freiheit plädiert. Jetzt schreiben Sie, dass der Westen wie ein begossener Hamlet wankt und schwankt „Eingriff oder Nicht-Eingriff. Beides ist beschissen.“ – Aber vielleicht könnten Sie Ihr Narrativ doch versuchsweise mit einem Narrativ z.B. eines Pepe Escobars, dem „roving eye“ der Asia Times, vergleichen. Die Analysen Pepe Escobars werden in weiten Teilen der Welt bis hinein in die friedlichen Schweizer Berg für ein plausibles alternatives Modell gehalten (http://www.globalresearch.ca/e.....os/5420734, https://goldswitzerland.com/pepe-escobar-blowback-after-blowback-for-the-empire-of-chaos/). Unter dieser Perspektive sind disorders geradezu das Ziel des Empire of Chaos, nämlich, soweit wie möglich zu destabilisieren, Krisen und Bürgerkriege zu schaffen; insofern stimmt es nicht, dass der „Westen“ in Syrien nicht eingegriffen hat – er hat soweit eingegriffen, dass die Hurensöhne, seien sie „fortschrittlich“ oder reaktionär oder radikal-fundamentalistisch, sich dort gegenseitig zerfleischen. Ins Bild passt, dass Israel die Nusra-Front unterstützt (http://www.spiegel.de/politik/.....14237.html).

  27. avatar

    Herr Posener, mir ist ihr Oberlehrer-Ton
    gegenüber der Journalistin Röhl auch sehr
    unangenehm aufgefallen.
    Nach der familiären Abstammung/Situation
    die journalistischen Fähigkeiten einer Person
    zu beurteilen, halte ich für perfide.

    1. avatar

      Liebe Frau Manzke, wie oft haben sich Frau Röhl und die Leute, die nun aufheulen, weil ich sage, was alle denken, darüber aufgeregt, dass in Berichten über jugendliche Straftäter der familiäre / religiöse / ethhnische Hintergrund im Polizeibericht nicht auftaucht? Bei Ausländern ist die Herkunft wichtig. Nur man selbst ist Stunde null, nicht wahr. Opa war kein Nazi, Mutti war keine Terroristin, ich habe mit alledem nichts zu tun. Nun, ich sehe das nicht so, niemand sieht das so. Wir sind das produkt unserer Erziehung. Oder Nichterzieheung. Ansonsten verweise ich auf meine Antwort an Frau Röhl.

  28. avatar

    Liebe Frau Röhl,

    es gibt im Netz die „Netiquette“.

    Aber da scheinen Sie auf Ihrem Gymnasium nichts gelernt zu haben,

    Jetzt weiß ich auch, warum ich Ihre Kolummne in der Wirtschaftswoche immer überschlage 🙂

    So ein armseliger Beitrag, den Sie hier abgeliefert haben.

    Da fällt mir nur das Alte Testament ein, Buch Mose:

    Und der Herr wandte sein Antlitz ab und weinte bitterlich

  29. avatar

    @ Alan Posener
    „1. Nicht der linksliberale Barack Obama war die treibende Kraft beim Libyen-Krieg. Im Gegenteil. Die Initiative ergriff der bei allen Linken verhasste Nicolas „der mit dem Kärcher“ Sarkozy.“

    Angeregt allerdings vom Rat von Bernard-Henri Lévy. Den würde ich zwar auch nicht links einordnen, aber als ideologischen Philosophen bezeichnen. Somit waren durchaus Blütenträume dabei.

    Aber Sie haben wohl recht. Nur das mit der Mutter finde ich unter aller Kanone. Sicher arbeitet man sich eine Zeitlang an seiner Mutter oder seinem Vater ab, aber nicht ewig. Schreibtalent kann man wohl ohnehin nicht erben. Goethes Sohn war eine Schreibnull.
    Sie beleidigen zu oft unter der Gürtellinie, wirken dabei unsouverän und säuerlich. Sachlich wäre in der Tat besser.

    1. avatar

      Lieber Parisien, ich habe Bettina Röhls Herkunft nie thematisiert, bis sie es selbst tat. Wie sie selbst schreibt: „In ihrem Buch ‚So macht Kommunismus Spaß. Ulrike Meinhof, Klaus Rainer Röhl und die Akte Konkret‘ lieferte sie 2006 ein Standardwerk zur Geschichte der Linken in der Bundesrepublik.“

  30. avatar

    Der Ton von Posener ist das Gegenteil von gemäßgt Meine Kolumne, die Ihm offenbar im Hals steckt wie ein Kloß, den er nicht rauf und nicht runter kriegt, ist gemessen an den Massakern und Abschlachtungen, die in Libyen zurzeit passieren, gelassen und gemäßigt. Sein sogenanntes „Verständnis“ ist widerwärtig: Dsa ist nicht Verständnis, das ist offener Rassismus, nämlich jemanden ganz offen wegen angedichteter Erbanlagen die Profession abzusprechen.
    Ich stelle fest, dass hier ein altes rassistisches Gedankenkonstrukt neu Urständ feiert. Posener, der gern über einen „hässliche Genpool“ von Menschen in Halle schwafelt, dieses Zitat von Posener aus April 2014 hat man sich gemerkt, geifert jetzt erneut biologisch abstammungstechnisch und dergleichen herum und bedient sich einer Erfindung von Ex-Bundespräsident Johannes Rau und einigen Medienleuten aus 2001, nämlich „die Tochter“, die „Hass“ „geerbt“, Talent verfehlt und dergleichen hätte. Das war damals der Trick der Nomenklatura meine Recherchen zu Fischers Gunsten unschädlich zu machen. Leute reißt euch zusammen!
    Ansonsten ist Posener paranoid zu nennen und seine wirre linksradikale, politische Sozialisation bemüht er sich hier auf mich zu übertragen. Ich habe vom Westen gesprochen, der eine verfehlte Politik in Libyen und im gesamten mittleren und Nahen Osten, zu vertreten hat. Und das linke Lager habe ich gar nicht besonders bemüht. Und da es nunmal die linken Politiker, Gabriel, Künast usw. und eher linksliberale Medien wie Zeit und Spiegel waren, die sich was Libyen angeht, besonders hervorgetan haben, habe ich es erwähnt – keineswegs ausschließlich, was erkennbar ist, wenn ich von Groko rede oder von der FDP oder vom Westen allgemein oder von einer Politikerkaste. Da werden Leute in Libyen massakriert und für Posener ist das wichtigste öffentlich herauszuschreiben, dass ich eine Mutter hatte, und er diese persönlich einmal gesehen hat. Wie armselig ist das denn?
    Posener, Sie sind ein lächerlicher Wicht mit einem großen Intelligenzkomplex. Und Sie stehen unter Wiederholungszwang. Und Beleidigungen und Verleumdungen sind strafbar.
    Ich muss mich im Gegensatz zu Posener nicht für damalige Fehlanalyse entschuldigen. Ich habe schon damals vor dem naiven Jasminromantikern gewarnt, zum Beispiel in der BZ; die alles schlimmer machen, als es eh schon war. Das war VOR dem Libyenkrieg:
    http://www.bz-berlin.de/artike.....mantiker-2

    1. avatar

      Na, liebe Bettina Röhl, aber als Sie wollten, dass ich Texte von Ihnen in der „Welt“ abdrucke und wir uns bei Springers im Club zum gepflegten Mittagessen trafen, da fühlten Sie sich nicht von einem „geifernden“, „paranoiden“, „rassistischen“, „wirren“. „lächerlichen“ „Wicht“ bewirtet. Egal. Ich veröffentliche Ihren Kommentar sehr gern, weil er meine Beobachtungen stützt. Nur weiter so.

  31. avatar

    Sehr geehrter Herr Posener, Ihre Kritik an Frau Röhl wäre glaubwürdiger (und ihre Analysen sachlicher), wenn sie ohne diese extremen persönlichen Invektiven auskäme, die auf den Menschen Röhl abzielen um ihn zu diskreditieren. Das ist nicht nur schlechter Stil, sondern dem außenpolitischen Thema gänzlich unangemessen. MfG.

    1. avatar

      Lieber Klaus Walter, mein Beitrag kommt ohne jede persönliche Invektive gegen Bettina Röhl aus. Und ist überhaupt im Ton gemäßigt gemessen an der Kolumne , die ich kritisiere. Dort, wo ich persönlich werde, indem ich unterstelle, sie wolle sich immer noch an ihrer Mutter rächen, äußere ich dafür vollstes Verständnis.
      Und damit zu Ihnen, lieber Martin Jander: Wie Ulrike Meinhof ihre Kinder behandelt hat, kann man bei Stefan Aust nachlesen („Der RAF-Komplex“). Das ist hassenswert.

  32. avatar

    Ich habe mir soeben den Artikel von Frau Röhl durchgelesen, und habe bestätigt gefunden, was Sie, Herr Posener, dazu sagen. Die Bewertung der Lage ist falsch, das Feindbild deutlich, der Tonfall schlaumeiernd.

  33. avatar

    Sehr geehrter Alan Posener,

    vielen Dank für diese sehr gute Detailkritik verschiedener Veröffentlichungen von Bettina Röhl. Leider schreiben Sie zu den Gründen, die Bettina Röhl, in vermeintlicher Abarbeitung an ihrer Mutter, zum Angriff auf mehr oder minder dieselben Gegner, die sogenannte Mainstream Linke, führen nix. Das ist schade. Es gibt eine Kritik an der RAF, an der Denke und an ihrem Terror, die dieselben Gegner hat, wie die RAF sie hatte: „den“ Westen“. Bettina Röhl demonstriert das gewissermaßen prototypisch. Aber trotzdem, ein sehr anregender Artikel.

  34. avatar

    Lieber Alan Posener,

    „Bettina Röhl muss man sich als einen sehr traurigen Menschen vorstellen.“

    Das haben mir KollegInnen auch berichtet.

  35. avatar

    Lieber Alan Posener,
    nur als Hinweis:
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    Beispielhaft (und beispielhaft absurd) macht sie das in einer Kolumne über die Krise in Libyen deutlich.

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