Wer sich – wie ich – publizistisch für Israel engagiert, wird früher oder später mit Organisationen wie „Stop the Bomb“, „Café Critique“ oder bestimmten Untergliederungen der „Deutsch-israelischen Gesellschaft“ zu tun haben, die mehr oder weniger stark von der Sekte der „Antideutschen“ unterwandert oder Frontorganisationen der Sekte sind. Der wohl eloquenteste Kopf dieser Sekte ist Stephan Grigat, „wissenschaftlicher Direktor“ von „Stop the Bomb“ in Österreich.
Da inzwischen Mitglieder und Sympathisanten dieser Sekte auch die Mainstream-Medien zu infiltrieren versuchen, sollte man wissen, worin ihre Ideologie besteht – eine Ideologie, die sie durch demonstrative und lautstarke Kritik am Antisemitismus und Antizionismus verstecken. Nichts gegen Kritik am Antisemitismus. Jedoch ist der plakative Anti-Antizionismus der Antideutschen rein instrumentell. Wenn es so etwas wie die „Antisemitismuskeule“ gibt, so schwingen sie die Antideutschen. Die Hauptantriebskraft der Antideutschen ist nämlich nicht die Solidarität mit dem Staat Israel und seinen Bewohnern, sondern der Kampf für den Kommunismus. Dies hat mit dankenswerter Klarheit bereits vor einigen Jahren der „wissenschaftliche Direktor“ von „Stop the Bomb“ ausgeführt. Hier ist zum Nachlesen Stephan Grigats Essay:
http://www.cafecritique.priv.at/ktUndZionismus.html
Nun erwarte ich nicht, dass sich jeder Leser dieses Blogs durch den Wust von Adorno-. Horkheimer-, und Marcuse-Zitaten arbeitet und den verqueren Gedankengängen eines Salon-Kommunisten folgt. Deshalb fasse ich Grigats Gedanken hier zusammen. Anhand des Essays kann jeder feststellen, dass ich sie nicht verfälsche.
Was sofort auffällt, ist die Tatsache, dass es im ganzen Essay nicht einmal um das konkrete Land Israel geht, das Grigat nicht einmal zu kennen scheint. Israel ist hier eine Chiffre. Israel ist der „Staat der Shoahüberlebenden“, was dem real existierenden Staat Israel, in dem die Mehrheit der Bewohner sephardische Juden aus dem arabischen Raum sind (um nur einen von vielen Einwänden gegen diese Kennzeichnung zu formulieren), noch weniger gerecht wird, als die Bezeichnung „Land der Täter“ dem heutigen Deutschland. An anderer Stelle beschreibt Grigat Israel als „antinationalistische Nation“. Man fragt sich, ob er überhaupt die Reden der Gründerväter Ben Gurion oder Jabotinsky gelesen hat, von Ariel Sharon, Binjamin Netanyahu oder Aryeh Deri ganz zu schweigen.
Diese Ignoranz gegenüber dem realen Staat Israel und seinen Bürgern hat aber Methode, denn Israel dient Grigat und den Antideutschen nur als Knüppel, um auf ihre Feinde einzuschlagen. Die „materialistische Antisemitismustheorie“, so Grigat, bedeute nämlich „Kritik des Antisemitismus als Gesellschaftskritik“, genauer: „Denunziation der deutschen Ideologie und des Nachlebens des Faschismus in der Demokratie“, noch genauer: des „Bündnisses zwischen Deutsch-Europa (der EU, A.P.) und den zu kurz gekommenen Staates des Trikont (der „Dritten Welt“, A.P.)“, die gemeinsam „einen Kalten Krieg niederer Intensität gegen die USA eröffnet“ hätten.
Über die Absurdität dieser „Analyse“ braucht man keine Worte zu verlieren. Man muss aber betonen, dass die Antideutschen nicht etwa, wie es nach den Bemerkungen über jenen angeblichen „Kalten krieg“ der Deutschen gegen Amerika scheinen könnte, Freunde der USA sind. Im Gegenteil. Der Sieg der USA im wirklichen Kalten Krieg gegen den Kommunismus sehen Grigat und Co. als Unglück an, denn früher habe es „auf Grund der Existenz der Sowjetunion und ihres leider völlig in Verruf geratenen ‚Sozialimperialismus’ noch sehr viel mehr Anzeichen für eine … Dialektik von nationaler und sozialer Befreiung (gegeben) als heute.“ Der „Antiimperialismus Leninscher Prägung“ sei nämlich fortschrittlich gewesen, im Gegensatz zum „Antiimperialismus des Dschihadismus“, gegen den etwa die Sowjetunion zu Recht in Afghanistan gekämpft habe.
Der Aktionismus von Grigat und Konsorten in Sachen Israel hat also weder etwas mit Sympathie für den konkreten Staat Israel zu tun noch mit dem Einstehen für die „Werte des Westens“, als da wären liberale Demokratie, marktwirtschaftlicher Kapitalismus, Pluralismus und individuelle Freiheit. Es geht ihnen vielmehr um „die momentane (!) Aussichtslosigkeit revolutionärer Praxis.“ Diese Praxis nämlich würde, wenn es so weit wäre, „mit der Abschaffung von Staat und Kapital“ (also von Demokratie, Liberalismus, Pluralismus, Kapitalismus und Marktwirtschaft, A.P.) „auch die Notwendigkeit des Zionismus aus der Welt schaffen“. Also Israel abschaffen.
Denn „der Zionismus ist nicht die richtige Antwort auf den Antisemitismus (das wäre die klassen- und staatenlose Weltgesellschaft)“. Israel ist nur „die vorläufig einzig mögliche“ Antwort, und zwar weil er „der bewaffnete Versuch der Juden (ist), den Kommunismus noch lebend zu erreichen.“ Tja, da staunt der Bibi Netanyahu. Das wusste er gar nicht. Aber er ist ja auch kein Dialektiker.
Nun habe ich nichts dagegen, wenn Kommunisten auf „revolutionäre Praxis“ verzichten, und sei es nur „momentan“; ich habe auch nichts dagegen, wenn Kommunisten Israel verteidigen, und sei es nur sozusagen als notwendiges Übel, bis die Weltrevolution Zionismus und Antizionismus, Judentum und Antisemitismus aus der Welt schafft und alle Menschen Brüder sind. Und Schwestern natürlich.
Freilich muss man solchen Ideologen mit Vorsicht begegnen.
Mein Verhältnis zu den Antideutschen entspricht etwa dem Verhältnis jenes Funktionärs der Israel-Lobby-Gruppe AIPAC zum durchgeknallten christlichen Fundamentalisten und Israel-Freund John Hagee (dessen Ansichten zur EU, zum Iran und zum kommenden messianischen Zeitalter durchaus Parallelen mit den Fieberfantasien der Antideutschen aufweist), der mir sagte: „Besser Hagee ist im Zelt und pisst raus, als dass er außerhalb des Zelts steht und reinpisst.“
Aber: Man muss wissen und sagen, dass Hagee ein durchgeknallter Fundamentalist ist, dessen Loyalität letztlich nicht Israel, sondern seinem Messias gilt; man muss wissen und sagen, dass Grigat und Co. durchgeknallte Fundamentalisten sind, deren Loyalität letztlich nicht Israel, oder dem Judentum, sondern dem Kommunismus gilt.
Noch pissen sie aus dem Zelt. Ich würde nicht darauf wetten, dass es so bleibt.
…und, um den Kreis wieder zu schließen: dieser Wahrheitsanspruch (nicht zu verwechseln mit dem Wahrheitsbesitz) ist es, der die „liberalen Schiedsrichter“ von den Religiösen und den „Aufklärern“ (Wissenschaftlern) gleichermaßen unterscheidet. Die Aufklärer „klären auf“. Sie sagen, wie es sich verhält. Wenn sie an vielen Stellen nur Hypothesen nennen können, so ändert das nichts am Grundsätzlichen. Der „liberale Schiedsrichter“ dagegen klärt niemanden auf. Er führt auch niemanden ins Glück. Er „hält sich raus“. Ihm geht es nur darum, dass die Spielregeln eingehalten werden.
@KJN : Ich stimme hier völlig zu: „Wir bauen unsere Erkenntnis auf ein gesichertes Fundament unserer Erkenntnisse, unserer alltäglichen Erfahrungswelt, was ich im Übrigen auch keineswegs relativieren möchte. Die Schlüsse ins ‘unbekannte Gebiet’ sind jedoch keineswegs gesichert, eben weil das Gebiet unbekannt ist“. Genauso ist es. Die Hypothesen der aktuellen Forschung wurzeln auf Thesen (die aus älterer Forschung und letztlich auf dem Alltagsverständnis wurzeln). Thesen aber sind begründete Wahrheitsaussagen (die trotzdem falsch sein können, aber das ändert nicht ihren Charakter als These).
Ansonsten sprechen Sie über Wahrheintsbedingungen. Wann IST etwas wahr? Ist es wirklich und in echt wahr, dass ich gerade keinen Kuchen esse, keinen Muffin, keine Torte, weil ich aktuell überhaupt gar nichts esse (sondern tippe)? Oder unterliege ich einer fiesen Sinnestäuschung, weil ich mampfe und in mich hineinstopfe, ohne es überhuaopt noch zu merken?
Diese Frage nach den Wahrheitsbedingungen ist eine andere Frage als die nach dem Anspruch auf Wahrheit. Wenn ich sage, ich esse keinen Kuchen, dann behaupte ich gleichzeitig, dass es wahr ist, dass ich keinen Kuchen esse. Dies ist mein Punkt. Nicht dass es nur wahrscheinlich oder plausibel wäre. Und in demselben Sinn meinte Galilei, dass die Erde sich um die Sonne dreht (was ja faktisch falsch bzw. noch unzureichend ist: beide drehen umeinander). Er wurde von der Kirche dazu gedrängt, seine Theorie als Hypothese anzusehen, aber er war der Ansicht, dass es sich nicht um eine Hypothese, sondern um ein wohl begründetes Faktum handelt.
Auch Einstein war der Ansicht, dass die Relativität v. Raum und Zeit keine Hypothese, sondern eine Tatsache ist. Und in diesem Sinne glaubt die Wissenschaft, dass die Erde 4r,6 Mrd. Jahre alt ist. Das muss nicht richtig sein, vielleicht ist die Welt ja wirklich nur 10 000 Jahre alt. Aber die Wissenschaft hält sich nicht zurück, nicht mal ein bisschen. Sie sagt mit vollem Wahrheisanspruch: „Nein, es ist falsch anzunehmen, dass die Erde 10000 Jahre alt ist. Stattdessen ist sie 4,6 Mrd. Jahre alt. Die Stelle hinter dem Komma ist vielleicht noch eine diskutable Hypothese, der Rest aber nicht.“
Man geht mit dem Anspruch auf Wahrheit in den Kampf, auch Wissenschaftler tun das. Es gibt auch Axiome, die tautologischer Natur sind. Im Physikunterricht haben Sie sicher auch nicht gesagt bekommen, dass Leistung vermutlich – plausibler- und wahrscheinlicherweise; man weiß es aber nicht – Arbeit durch Zeit sein könnte. Sondern dass es sich genau so und nicht anders verhält. Weil wir es so setzen.
@R.Z.
daß ich „Kuchen esse“ oder „nicht Kuchen esse“ ergibt sich aus vereinbarten Konventionen (Essen=Nahrungsaufnahme, Kuchen=Getreide/Zuckerzubereitung), der Sprachlogik und den Randbedingungen eindeutig. Klar. Ich könnte auch sagen, nein ich esse keinen Kuchen, sondern ein Muffin. Sprachliche Vereinbarungen sind wie mathematische Definitionen und führen zu einem Raum mit Objektivität. Dieser ist zwar mittlerweile sehr groß, aber durchaus begrenzt. Ehrliche Naturwissenschaftler wissen das. Ansonsten hätte ein Einstein den Newton mit seinem euklidischen Raum, seiner unbegrenzten Geschwindigkeit usw. (damals noch außerhalb dieses gesicherten Wissens- oder Konventionsbereiches) nicht widerlegen können. Anders ausgedrückt wird’s trivial: Wären die Vermutungen um die Welt bereits in allen Bereichen wahr, gäbe es keinen wissenschaftlichen Fortschritt, man brauchte zwecks Erkenntnis nur logische Schlüsse aus dem bereits Bekannten ziehen und experimentelle Forschung wäre überflüssig. Naturwissenschaftliche Erkenntnisse sind daher keineswegs alle ‚wahr, sondern in unserem Erfahrungsraum mehr oder weniger ’sicher‘. Der Hammer fällt in Ihrem Werkkeller immer zu Boden (bei dieser ‚Versuchsanordnung‘: Wahrscheinlichkeit -> Unendlich) aber nur mit begrenzter Wahscheinlichkeit auch auf Ihren Zeh. Wir bauen unsere Erkenntnis auf ein gesichertes Fundament unserer Erkenntnisse, unserer alltäglichen Erfahrungswelt, was ich im Übrigen auch keineswegs relativieren möchte. Die Schlüsse ins ‚unbekannte Gebiet‘ sind jedoch keineswegs gesichert, eben weil das Gebiet unbekannt ist, also nicht alle Randbedingungen bekannt. So löst sich m.E.auch der von Ihnen formulierete logische Widerspruch:
„Anders gesagt: Welche Wahrheit hat die Fundamentalaussage, es gäbe keine Wahrheit? Ist diese Fundamentalaussage ihrerseits wahr? Oder falsch? Oder hat sie eine bestimmte Wahrscheinlichkeit?“
Kenne ich also nicht alle Randbedingungen, kann ich auch keine ‚wahren‘ Aussagen treffen: In der Mathematik kenne ich alle Randbedingungen (weil ich sie definiere), im Alltag weitestgehend (aufgrund vereinbarter Begriffe: Kuchen, essen..), die Experimentalphysik bemüht sich, diese Randbedingungen eindeutig zu definieren – naja – und die Evolutionstheorie kennt überhaupt nicht alle Randbedingungen (und das’missing link‘ wurde ja auch noch nicht gefunden), sie ist also bestenfalls ‚plausibel‘.
Ihr Denkfehler (m.E.) besteht also darin, Ihre Wahr-Falsch-Logik,die im geschützten Alltagsraum aufgrund bekannter Randbedingungen verlässlich ist, unkritisch auf Bereiche mit nicht vollständig bekannten Randbedingungen auszuweiten. (Genau das macht die etablierte Klimaforschung derzeit.)
Und: Ob die Welt auch bei bei einem vielleicht irgendwann bekannten vollständigen Satz von Randbedingungen stets logischen Abläufen folgt, also Abläufen, die wir in unserem Leben kennengelernt haben, ein Denken das sich bewährt hat, das ist letztlich wohl auch Glaubenssache, bzw. wir haben nichts anderes.
(Ich ‚bin‘ übrigens nach wie vor Agnostiker, aber eben nicht nur im religiösen Sinne.)
Es ergäbe sich übrigens auch ein logisches Problem. Stellen Sie sich mal einen Wissenschaftler vor, der seine Aussage, die Kreationisten würden sich irren, als reine Wahrscheinlichkeitsaussage verstünde – nicht weil er irgendwelche sachlichen Zweifel hätte, sondern aus dem Grundsatz heraus, dass er alle seine Aussagen prinzipiell nur mit Wahrscheinlichkeiten belegt.
Dann wäre seine Aussage 1: „Der Kreationist irrt sich mit 99 % Wahrscheinlichkeit.“
Daraus ergibt sich eine Aussage 2: „Aussage 1 trifft mit einer Wahrscheinlichkeit von 99% zu.“
Und daraus dann eine Aussage 3: „Die Wahrscheinlichkeit, dass Aussage 2 zutrifft, liegt bei 99%“.
Merken Sie, wohin das führt? Und erschwerend kommt hinzu, das jede einzelne dieser Aussage selbstwidersrpüchlicherweise eine uneingeschränkte Behautptung ist, d.h. einen Wahrheitsanspruch äußert.
Anders gesagt: Welche Wahrheit hat die Fundamentalaussage, es gäbe keine Wahrheit? Ist diese Fundamentalaussage ihrerseits wahr? Oder falsch? Oder hat sie eine bestimmte Wahrscheinlichkeit?
..nochmal zu: „“falsch” oder “wahr”, das gibt es nur in der Mathematik (oder der Religion).“
Stimmt diese These? Wenn ich Sie frage, ob Sie gerade Kuchen essen, und Sie darauf mit „Nein“ antworten, weil Sie gerade keinen Kuchen essen, machen Sie dann wirklich nur eine Plausibilitäts und Wahscheinlichkeitsaussage? Meinen Sie dann wirklich nur: „Genau weiß ich es nicht zu sagen, aber ich esse mit hoher Wahrscheinlichkeit gerade keinen Kuchen; Kuchen zu essen wäre mir aktuell, wo ich gerade gar nichts zu essen scheine, wie mir meine Rezeptoren melden, sondern diesen Blogbeitrag lese, zudem sehr unplausibel“?
Ich glaube, dass Sie stattdessen meinen: „Nein, ich esse gerade keinen Kuchen; und wer das Gegenteil glaubt, der irrt sich.“ Ganz einfach. Es ist kein Drama, sich zu irren. Auch nicht, recht zu haben, insb. wenn man sagt, dass man keinen Kuchen isst. Wahrheit, Falschheit, Recht und Irrtum sind gar nicht so nebulös wie es scheint, und keinesfalls der Mathematik und der Religion vorbehalten. Jede ganz normale, harmlose Bemerkung im Alltag – „Wie spät ist es? Ach, schon nach 10…“ enthält einen knallharten Wahrheitsanspruch (und eben nicht den gedrosselten Anspruch auf Wahrscheinlichkeit und Plausibilität).
@KJN: Ihre These, dass es kein „wahr“ und (darum ging es ja) nicht einmal ein „falsch“ in der Wissenschaft gäbe, ist zumindest sehr umstritten. Karl Popper spricht sogar davon, dass Falsifizierbarkeit geradezu ein wesentliches Merkmal von Wissenschaft ist. (Nicht Plausiblität; bei der Elementarteilchenphysik kann man sich schon fragen, was daran plausibel sein soll.)
Die Kreationisten behaupten beispielsweise, dass die Erde nicht älter als 10 000 Jahre wäre.
http://de.wikipedia.org/wiki/Kreationismus
Die Wissenschaft sagt dazu, dass die Erde 4,6 Milliarden Jahre alt ist.
http://de.wikipedia.org/wiki/Erde
Beides zugleich kann nicht stimmen, irgendeine Aussage muss falsch sein. (Möglicherweise sind auch beide falsch.) Vielleicht sagen Sie dazu, dass die Wissenschaft in dieser Frage den Kreationisten die Plausibilität/Wahrscheinlichkeit von „fast Null“ beimisst? Ich denke aber, dass eine solche Plausibilitäts- und Wahrscheinlichkeitsaussage gleichbedeutend mit „falsch“ ist (ansonsten Etikettenschwindel wäre). Ein Wissenschaftler würde sagen, dass die Aussage, die Erde wäre lediglich 10000 Jahre alt, falsch sei. Schlicht und ergreifend.
Wie dem aber auch sei: Es ging mir um etwas anderes. Nämlich darum, dass Wissenschaftler und Kreationisten (als Beispiel für Religiöse) sich in einer Auseinandersetzung befinden. Sie bilden sozusagen mehrere Teams, die gegeneinander antreten. Die Schiedsrichterschaft haben keine von beiden inne, die hat eine andere Instanz (bzw. sollte sie haben), die sich hinsichtlich der Frage, wie alt die Erde ist, heraushalten muss.
Es mag auch sein, dass Ihre persönliche Form von Religiösität sich aus solchen Fragen – wie alt die Erde ist – heraushält und die Frageen sozusagen kampflos und von vornherein der Wissenschaft überstellt. Dann ist das aber eine besondere Form von Religiösität (fast würde ich sagen: Meta-Religiösität), die bei weitem nicht von allen Religiösen geteilt wird. Die Leute von der IS beispielsweise haben dazu eine ganz andere Auffassung. Und können Sie ernsthaft sagen, dass das keine religiösen Leute sind? Die Religiösität der IS-Leute steht aber mit Sicherheit auch in einem Konflikt zur modernen Wissenschaft.
@R.Z.
„Sie sagt z.B., dass die kreationistische Welterkrlärung falsch ist und gibt zum Beweis ihre Messungen an.“
Nein, lieber Roland Ziegler, nicht „falsch“ oder „wahr“, das gibt es nur in der Mathematik (oder der Religion). Was hier gemeint ist, ist „plausibel“ bzw. „nicht plausibel“ oder „wahrscheinlich“ bzw. „nicht wahrscheinlich“. Die Evolutionstheorie ist auch nicht „bewiesen“ (auch Beweise gibt es nur in der Mathematik, ggf. in der Rechtsprechung, wo etwas als ‚bewiesen ‚gilt‘), sondern plausibel – nicht mehr. Was Ihnen vielleicht wie Haarspalterei vorkommt, ist Wesen der (Natur)wissenschaft. Würde sie Wahrheiten verkünden (wie die Scholastiker es noch taten), gäbe es keine neuen oder erweiterten Theorien. Was Einstein noch gegenwärtig war, ist heutzutage vielen ‚Wissenschaftsgläubigen‘ abhanden gekommen: Bescheidenheit und eine gesunde Skepsis. Viele Wissenschaftler (große Teile des Wissenschaftsbetriebes) sind diesbezüglich extrem anmaßend geworden und mutieren damit einstmals skeptische Wissenschaft zur (antireligiösen) Ideologie – auf gleicher kleingeistiger Ebene, wie religiöse Eiferer: Ein weltanschaulicher Schwachpunkt des säkularen Westens.
@KJN: Ich bin nicht sicher, ob Ihre Erklärung Nr. 1 sich nicht mit Ihrer These – dass Religion nichts mit Aufklärung zu tun habe – beißt. Aber egal, mir ging es nur darum, dass die liberale Ansicht, dass jeder seinen Irrtümern beliebig nachhängen können soll, bestenfalls ein relativistisches Nebenprodukt der Aufklärung ist. Die Aufklärung selber ist nicht relativistisch, sie geht mit einem starken Wahrheitsanspruch ins Feld. Sie sagt z.B., dass die kreationistische Welterkrlärung falsch ist und gibt zum Beweis ihre Messungen an. In dieser Hinsicht besteht noch heute ein Konkurrenzkampf zwischen den „Religiösen“ (Kreationisten) und den „Aufklärern“. Auch für diesen Konkurrenzkampf bedarf es relativistische „Schiedsrichter“, die jeden zurückpfeifen, der mit unlauteren Mitteln (Gewalt) kämpft.
@Stevanovic: Sicher ist die „meta-Ebene“ konservativ. So konservativ, wie eine Plattform halt sein muss: Sie ist eine gemeinsame Idee von der Zukunft, die sich aber eben nicht totalitär in alle Lebensbereiche einmischt, wie vergangene Utopien. Und natürlich – ich gebe es ja zu – denke ich da wieder mal an die real existierende USA, wo das (auch mir klar) nicht Wirklichkeit ist.
@RZ
„..die Aufklärung ist eine Mannschaft unter anderen; ich bin ein Anhänger. Sie spielt in Konkurrenz zu Religionen und allen anderen Teams.“
Hier sehe ich das Missverständnis, gegen das ich bereits eine ganze Weile hier versuche, anzuschrei(b)en: Die Aufklärung/Wissenschaft hat zunächst gar nichts mit Religion, kultureller Überprägung zu tun. Daß das dennoch so empfunden wird, ist wahrscheinlich
1. eine Reaktion der Aufklärer auf den totalitären Charakter der (damaligen) Kirche (die aber gleichzeitig mit der Scholastik mit die Grundlagen für die Aufklärung legte, Ockhams Rasiermesser, anderes Thema)
2. Wissenschaftsgläubigkeit: Das Bedürfnis nach ‚Wahrheiten‘ ist so groß, daß viele, die ihre Religiösität verloren haben, Wissenschaft (und Statistik) als Religionsersatz missbrauchen – unter gleichzeitiger Missachtung jeglicher Skepsis gegenüber den eigenen Theorien, die eigentlich wissenschaftlicher Standard sein müssten.
Nur so entstehen Abstrusitäten, wie ‚Rassenlehre‘, allzu bequeme Endzeit-Szenarien, wie ‚Klimawandel‘, sowie ‚Sexualität als gesellschaftliches Konstrukt‘, Negieren des freien Willens.. (naja, und eben Kommunismus).
Ich merke, das hat mit dem neuen Thema zu tun, daher dort die Fortsezung.
Eine solche Haltung „relativer Wertigkeit“ wurzelt in unserer Alltagserfahrung. Natürlich bin ich der Ansicht, dass meine Familie aus den Allerbesten besteht, den Allerwertvollsten, um die ich mich in jedem Fall zu kümmern habe. Zuungunsten anderer: alle anderen sind vergleichsweise unwichtig; ich kümmere mich nicht oder wenig um Fremde. Daraus kann man nur den Schluss ziehen, dass ich selber nicht nach dem Prinzip der Gleichwertigkeit lebe, sondern im Gegenteil die Menschen sehr unterschiedlich bewerte. Wie kann ich das dann von anderen verlangen? Wenn ich jemandem sage, er möge doch bitte alle Menschen als gleichwertig ansehen, wäre es nicht verwunderlich, wenn er in Anbetracht meines Verhaltens die moralische Forderung als unglaubwürdig ansehen würde.
Dieses Problem lässt sich dadurch umgehen, indem man ihm sagt: „Du kannst gerne weiterhin davon ausgehen, dass du oder deine Familie oder Glaubensgemeinschaft das Allerbeste seid, und alle anderen sind Trolle. Aber akzeptiere, dass die anderen trotzdem auch wertvoll und schützenswert sind.“
Aus dem Zusammenschluss solcher Aussagen an viele unterschiedliche Leute ergibt sich später erst, durch Abstraktion, die Gleichwertigkeit und die Neutralität, die die Schiedsrichter einnehmen müssen.
Bevor man im Sinn der Menschenrechte auf absolute Gleichwertigkeit setzt, sollte man zunächst die relative Wertigkeit durchsetzen: dass jeder Menschen seinen Wert hat, so dass man niemanden einfach umlegen darf. Auch der Verbrecher, der feindliche Soldat, der Konkurrent, der Ungläubige, der Schwule, die Frau, der Ausländer… Es ist zu schwer, die einfache Erkenntnis durchzusetzen, dass alle gleichwertig sind. Vielleicht sollte man sagen: „Alle, die so sind wie Du, sind natürlich die Besten, Schönsten und Größten, keine Frage. Aber alle anderen haben auch ihren Wert.“
Denn das Hauptproblem ist die extreme Abwertung Andersartiger: Der Schwule wird nicht deshalb verprügelt, weil er dem Prügelnden weniger wert ist als der „Normale“, sondern weil er einen „negativen Wert“ hat, d.h. beschädigt oder ausgelöscht werden muss, damit die Welt in Ordnung gebracht werden kann.
@RZ, EJ, KJN
Diese Meta-Ebene würde ich auch als offene Gesellschaft übersetzen. Es ist nicht verwunderlich, dass Splittergruppen genau diese Meta-Ebene ständig angreifen. Denn diese Meta-Ebene kann auch lähmend wirken, weil sie aus Sicht desjenigen, der etwas verändern möchte, eher wie ein zäher Kaugummi wirkt, in dem man immer wieder stecken bleibt. EJs governance verstehe ich so. Zum Beispiel sind die Eigentumsregeln der Meta-Ebene dafür verantwortlich, dass in einem Dorf mit hunderten Einwohnern letztlich doch der Investor entscheidet, was geschieht, das Dorf kann dies höchstens verhindern. Eine Selbstverwaltung im weiteren Sinne ist nicht möglich. Das Essen kommt vom Einzelhändler, der Strom vom Energiekonzern, zuziehen darf, wer will. So grundlegend anders, kann das Leben gar nicht mehr sein. Zumindest nicht mit Kindern, Oma und keinem Kapital. Freiheit in der Meta-Ebene ist auch persönlich nicht die Freiheit, die diese Splittergruppen bräuchten, um zumindest Enklaven zu bilden. Selbst Christen-Fundis müssen Kinder zur Schule schicken.
Was die großen Themen angeht: Die Völkischen sehen, dass die Geburtenrate der Deutschen sinkt und dass das Volk mit Migranten aufgefüllt wird. Aus deren Sicht Völkermord. Die Antideutschen sehen Auschwitz an jeder Ecke, die Ökos sehen die Erde unwiderruflich sterben. Aus deren Sicht ist diese Meta-Ebene ein Vorwand, damit es so weitergeht, wie bisher. Ein Herrschaftsinstrument. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich hätte zwischendurch nicht den gleichen Gedanken.
„Vertrauen (ohne zu fragen, wem) und rein, heißt die Devise.“ Erinnert sei an die Digitalisierung.
Meta-Ebene bedeutet das Aushebeln von Veränderungsmöglichkeiten im Sinne eines Status Quo. Deswegen wird diese Meta-Ebene auch immer eng verbunden mit der Herrschaft sein. Für Menschen, die was ganz anderes wollen, ist das ein Albtraum. Der funktioniert nicht qua Überzeugung, sondern durch das Gewaltmonopol. Oder anders: Meta-Ebene marginalisiert Alternativen und kein Alternativer wird das je gut finden.
@ Marseillais
Über Broders Thesen kann man im Einzelnen diskutieren. Dieser Konsenssoßengejammer passt aber zu der Diskussion: Konsens kann lähmen, gerade wenn man mit gesunden Menschenverstand argumentiert, aber auch verhindern, dass Köpfe vorlauter Polen (oder von mir aus Serben) auf einer Stange zur Pfingstprozession durchs Dorf getragen werden. Nur welcher Teil vom Konsens letztlich aufgekündigt wird, wenn man auf das große Ganze zielt, hängt wohl auch davon ab, was als gesunder Menschenverstand so verstanden wird. An der Stelle gehen die Meinungen erstaunlich weit auseinander.
@ Edmund Jestadt
In welche Richtung würden Sie denn noch das europäische Projekt der Aufklärung vorantreiben? Liegt´s wieder an der „selbstverschuldeten Unmündigkeit“?
Zu „voraufgeklärten Fähigkeiten“: sind Sie ein „wehrhafter Demokrat“?
Der kommunistische Materialismus ist eigentlich eine Extremposition: Geist gibt es gar nicht, und was wir für unser Bewusstsein halten, ist eine Illusion oder ein schwimmendes Sahnehäubchen auf der Evolution, das sich plötzlich irgendwie ergeben hat. Der Theismus ist die entsprechende Extremposition auf der anderen Seite: ein unverstandender und unverständlicher Gott hat plötzlich irgendwie gezaubert und aus dem Nichts oder dem Etwas einer unbelebten Welt uns herrliche Menschen zu erschaffen. Beide versprechen uns das Paradies, wenn wir ihnen folgen.
Diese Positionen stehen im High Noon einander gegenüber und gucken sich feindselig an. Vorher haben sie schon allen anderen Utopien den Garaus gemacht. „Glaubst du an den einen und einzigen Gott? Oder glaubst du an die Einzigartigkeit der Materie?“ Etwas anderes gibt es nicht mehr. Sie haben viel mehr miteinander gemeinsam als ihnen bewusst ist. Jetzt suchen sie die Alternativlosigkeit. Damit sie nicht übereinander herfallen, braucht man einen Schiedsrichter.
…die Menschenrechte werden ja oftmals nicht mal theoretisch anerkannt, in anderen Fällen bleiben sie Lippenbekenntisse (was immerhin schon besser ist). Deshalb muss man sich noch basaler zu verständigen versuchen. Einem Anhänger der Schariah wird man schwer klarmachen können, dass das Handabhacken oder das Auspeitschen zu unterlassen ist. Mit viel Glück kann man sich irgendwann vielleicht beim Wert eines Menschenlebens einigen und z.B. das Ehefrauensteinigen verhindern. Dreimaliges Kreisen mit heiligem Stein oder anderem Utensil muss einfach reichen. Dann wäre schon viel gewonnen. Die Menschenrechtler hoch zu Ross sollten ansosnten mit gutem Beispiel vorangehen und die Todesstrafe komplett und ausnahmslos abschaffen.
@Parisien: in Eile geschrieben, ja, und in Eile gelesen. Ich habe nicht geschrieben, dass Kommunisten Andersgläubige nicht ablehnen. Sondern dass das auch die anderen tun. Ablehnung ist nichts besonderes. Die gibt es überall massenhaft. Oder meinen Sie, religiöse Menschen wären irgendwie grundsätzlich netter und toleranter gegenüber Ungläubigen als Kommunisten? Kommunismus erscheint mir als eine Art Glaube, und was für den Kommunismus gilt, gilt im Prinzip auch für den Glauben.
@KJN u. EJ: Nein, die Aufklärung ist eine Mannschaft unter anderen; ich bin ein Anhänger. Sie spielt in Konkurrenz zu Religionen und allen anderen Teams.
Aufklärung ist ein anspruchsvolles Programm; eine Utopie. Den eigenen Kopf benutzen – das ist gar nicht so einfach und oft auch gar nicht nötig. Man kann sich auch in heilige Texte versenken, Mystik betreiben oder alles Denken ganz ausschalten. Anti-Aufklärung.
Ich meine den gemeinsamen Nenner in Gestalt von Schiedsrichtern. Das einzige, was von der besagten „Meta-Utopie“ verlangt wird, ist, dem Anderen nicht länger den Schädel einzuschlagen. Nicht mehr. (Gut, Frauen und Schwule zu achten – das wäre auch noch ganz schön, aber oft aussichtslos.) Von dieser Minimalie wird keiner geistig satt und soll es auch gar nicht werden. Denn jeder will weiterhin seinen Utopien nachhängen.
@ Roland Ziegler
Sicher, Roland, Aufklärung ist/ wäre die Lösung. Was sonst? Ich selbst verlange sie immer wieder. Aber ganz abgesehen davon, dass sie nur ein europäisches Phänomen ist, genauer gesagt: nur ein westeuropäisches bzw. „nach Westeuropa“ führendes Phänomen, und sie sich, wenn überhaupt, anscheinend weitgehend nur nachahmend und (bestenfalls) als partielle „Modernisierung“ übertragen/ exportieren lässt – West-/Europa selbst hat das Projekt aufgegeben. Oszillierend zwischen Analyse und Norm geht es nur noch um Governance, in der das Subjekt nur noch bloßes Moment(um) im globalen Regelkreis ist (und der genau dann „gut“ funktionieren würde, wenn das Subjekt sich auf seine „momentane“/ infinitesimale Größe beschränkte). Aufzuklären ist da nichts mehr. Vertrauen (ohne zu fragen, wem) und rein, heißt die Devise.
Bedeutet, was unser Thema im engeren Sinne betrifft: Im Grunde können wir nur hoffen, dass wir, für den Notfall jedenfalls, unsere „voraufgeklärten“ Fähigkeiten noch nicht gänzlich vergessen haben. (Womöglich tritt der Notfall aber auch erst ein, wenn jedenfalls wir uns schon mal (global beispielhaft) in unserer Selbstökonomisierung aufgelöst haben. Das würde die Leute, denen die Good Governance bisher so sträflich am A…. vorbeigeht, sicher ungemein beeindrucken. (Die hauen drauf. Und wir sind gar nicht mehr da. Wäre doch ein herrlicher Witz!))
EJ: …. Wir müssen uns in jedem Falle und quasi-religiös entscheiden/ bekennen. Entweder fortgesetztes High Noon (etwa in der üblichen und nie erfüllten Hoffnung auf den finalen Sieg). Oder weg mit der religiösen/ gesellschaftlichen Utopie, anthropologische Amputation, und sei es demokratisch indizierte. (Und, mit Verlaub, beides ist (wahrscheinlich blutige) Scheiße.)
… EJ, ‚Rotgardist‘, Freunde und andere zu Israel, ich schreibe es mit Pascal: … wenn Sie/sie Gott zum Lachen bringen wollen, erzählen Sie/sie ihm von Ihren Plänen. *rofl*
@R.Z.
Ihre Meta-Utopie ist nichts anderes, als die Aufklärung – oder sollte sie zumindest sein. Leider werden allzuoft ‚wissenschaftliche Erkenntnisse‘ gegen Religion(en) in Stellung gebracht. Diese von mir hier in Parenthese gesetzten Erkenntnisse (= plausible Aussagen, Theorien, aber keineswegs ‚Wahrheit‘) werden zum Religionsersatz. das kann m.E. nicht gut gehen (-> Kommunismus). Es ist eine Schwäche des Westens, diesen kommunistischen Fehler – also die Wissenschaftsgläubigkeit – zu wiederholen. Anstatt der Identitätssuche und Religionen soviel Raum zu lassen, wie es erfordert. Ihre Meta-Theorie verstehe ich so.
Gut Herr Posener, dass der von Ihnen genannte Freundeskreis aus anständigen Leuten besteht, ist klar. Ich glaube aber auch, dass die Schriften von Matthias Küntzel und Tilman Tarach zu einer positiven Orientierung beitragen.
Ich gehöre einer Zwischengeneration an, die von den Alten über Auschwitz belogen wurde und von den 68-ern gegen Israel aufgehetzt wurde (Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm). Wenn ich als,… was weiß ich…. 10-Jähriger die Alten gefragt habe was ein KZ ist, haben die mir geantwortet, ein KZ sei ein streng bewachtes Gefängnis. Das war‘s.
Von den Palituch tragenden 68-ern kamen dann sowas in der Art wie es Wolfgang Kraushaar in seinem Buchtitel „Wann endlich beginnt bei Euch der Kampf gegen die heilige Kuh Israel?“ genannt hat.
Wenn man im Netz, so rumwühlt bekommt man einen Eindruck wie die verschiedenen linken Strömungen sich so beharken. Die Antideutschen decken die antisemitische Vergangenheit und Gegenwart der klassischen Linken auf und die klassische Linke kontert entlarvt und wutschnaubend, indem sie versucht den Antideutschen eine rechte Gesinnung zu unterstellen.
Nach allem scheint mir, dass wir in Deutschland schon schlimmeres erlebt haben als nen Haufen kommunistischer Sektierer.
By the Way:
Mein Traum ist es, vor ner Bande 68-er Feministinnen zu stehen und denen diesen Witz zu erzählen:
http://www.youtube.com/watch?v.....38;index=2
OT: wissen Sie, was als „Wildwasserlachs“ bezeichnet werden kann?: Wenn mann eine trübe Brühe mit Zuchtlachs künstlich in Bewegung hält.
Broder steckt hier einen Quirl in eine trübe Brühe von Pseudokonsens, und das schlägt Wellen. Wellen, die gut sind, weil diskutiert wird.
Mein christliches Scherflein dazu:
– Wenn der IS nicht islamisch ist, dann war die Inquisition nicht christlich. Dann ließ Tomás de Torquemada nur „im Namen des Christentums“ foltern, während die „wahren Christen“ sich schon auf den nächsten ökumenischen Kirchentag vorbereiteten. Und die Kreuzritter? Das waren die ersten Abenteuerurlauber. All inclusive, sozusagen.
http://www.welt.de/debatte/hen.....innen.html
Nein, die Inquisition war nicht wirklich christlich. Jesus hätte so vermutlich nicht gewirkt. Es handelt sich um eine rassistische und dikatatorische Epoche im Christentum. Sie liegt hinter uns.
Was könnten Muslime tun, um Gewalt hinter sich zu bringen?:
1. Sich auf ein Kirchenoberhaupt einigen?
2. Exegese betreiben?
3. Militante Imame arbeitslos machen?
4. Auf Machtzuwachs, genannt „gesellschaftliche Teihabe“ verzichten?
5. Macht und Politik von Religion trennen.
6. Ihre Frauen emanzipieren, damit auch ihre Kinder, also die männliche Macht zurückfahren?
Was können wir tun?:
1. Finanzielle Transaktionen noch mehr überwachen?
2. Symboliken verbieten.
3. Weiß nicht. Mit Typen wie Lamya K., die offenbar fünf IS-Kämpfer produziert hat, weiß doch wirklich keiner mehr weiter. Ich schiebe das meiste davon auf den ungebrochenen männlichen Geltungsdrang, an dem Kreuzfahrer und Conquistadores auch litten, siehe Schweinehirt Pizzarro, eine wahre Sau. Daher muss man Differenzen machen zwischen alten Immigranten, die sich in der aussterbenden Zeche bemüht haben, und jungen, die die Idiotie des Mordens als Zukunft betrachten, außerdem natürlich zwischen Männern und Frauen. Gesehen eine Seltenheit: Im Zug eine Unverschleierte, dachte Perserin, bildschön, sympathischer Mann, hinreißende Kinder. Sofort entstand ein Kontakt zwischen uns allen. Mit Käfig drum herum ist kein Kontakt möglich. Es waren übrigens Saudis, fröhliche, sympathische Menschen, wie man sie in ihrem Kittel nicht wahrnehmen kann.
Somit die Unterstellung, es läge am Islam: Es wäre nützlich in der Tat, daran zu arbeiten und Brücken zu schlagen, bzw. zu modernisieren. Das ganze Flügelschlagen hilft nicht weiter. Broder hat leider meistens Recht.
@ Roland Ziegler
„der USP des Kommunisten ist sein spezielles Verhältnis zu Eigentum, nicht seine Ablehung Andersgläubiger. Das Verhältnis des Kommunismus zum Judentum und zu jeder anderen Religion ist dasselbe wie das des Judentums und jeder anderen Religion zum Kommunismus“
http://touristinromania.net/20.....communist/
http://motoromania.blogspot.co.....peles.html
Kommunismus enteignete die Mittelschicht und verschmolz sie mit der Unterschicht. Dem Adel nahm er die Schlösser weg und benutzte sie selbst. Desgleichen hat er ein grausiges Verhältnis zur katholischen Kirche aus demselben Grund: Besitz in den Händen politischer Eliten, meist diktatorischer Natur, Macht und Besitz und Wirtschaftsvorgaben GEBÜNDELT in einer Hand, der politischen.
Was das Verhältnis zu Juden Betrifft: Haben Sie jemals von der einen Million (circa) russischer Juden gehört, die nach Israel eingewandert sind wegen Repressalien in der SU?
Denken Sie außerdem mal an das Verhältnis von Johannes Paul II zu den Systemen hinter der Mauer, die der einwandfreie Mann sehr gut beurteilen konnte.
Ihre Aussage ist – nun ja – in Eile geschrieben. Das ist doch nett, oder?
@ Alan Posener
Er redet über den alten Obama, Sie reden über den neuen. Er ist weiser geworden, ja, die Haare grau. Langsam fängt die Masse, die den jungen, unerfahrenen Ideologen bewundert hat, an, ihn abzulehnen, während ich beginne, ihn zu mögen. Seine riesige Anti-Terror-Allianz ist eine große Leistung, sein Absichern und vorsichtiger Entscheidungsprozess wirkt tatsächlich weise. Von Golf hat Broder no sports keine Ahnung. Auf dem Golfplatz kann gut nachgedacht werden.
Falls Romney erneut antritt, was im Gespräch ist, und gewinnt, würde er die Krankenversicherung nachbessern, denn er hat davon Ahnung.
Ohne Obama (und Merkel) könnten wir längst in einem Krieg mit Russland sein, der niemandem schmecken dürfte. Vergessen Sie den Mearsheimer-Artikel nicht.
Hinzuzufügen wäre, dass Obama es nicht gerade leicht hatte: Wikileaks und Edward Snowden. Den Knaben in Pakistan hätte er lieber lebend fangen sollen, das wäre nützlicher gewesen.
Meine Bilanz: Zweite Amtszeit besser als erste.
Brillante Ehefrau, gelegentlich medial im Ernährungssektor tätig, lange überfällig. Wer einmal im Chirurgischen die zehn Zentimeter dicken Fettschichten mit Haken auseinandergehalten hat, um an die zu entnehmende Gallenblase zu kommen, weiß, wie überfällig das ist.
Fazit: Gereift im Amt. Cameron braucht diese Chance auch.
http://www.welt.de/debatte/kom.....lmann.html
@Alan Posener
Dann berraten sie uns doch was sie gegessen haben:
http://www.youtube.com/watch?v=zkJ1xPMYLTw
Err.: „Aber sie vergessen eins – in ihrem Narzissmus [?]: daß auch Juden Deutsche sein können
@Stevanovic
Ich habe nix mehr gesagt. Sie waren immer schneller (wahrscheinlich auch besser).
Mein Vorschlag wäre, die Diskussion vom ‚Juden mit Schläfenlocken an der Klagemauer‘ zu verallgemeinern z.B. auch auf den ‚mediterranen Proleten‘ (A.P., hier), den ‚Mann‘, die ‚Frau‘, was immer auch es sonst geben mag. Sie sind ein guter Psychologe. Sie haben erkannt, daß auch ich ‚Identität‘ suche (lange her, ich behalte die für mich wichtigen Sachen. Ich hatte es verneint, aber Sie lagen richtig.)
Identität ist das, woran man sich klammert, es wird definiert durch die ersten Erlebnisse als Kind – die ersten Impulse. So gesehen – es geht nicht um persönliche Lebensläufe von Protagonisten der ‚Antideutschen‘ (sie sind eigentlich sehr deutsch, soll ich sagen preußisch beflissen[?]) – ist die Haltung der Antideutschen ein Zufluchtsort. Unangreifbar. Tot. Aber sie vergessen eins – in ihrem Narzsismus [?]: auch Juden sind / können deutsche sein .. und ‚deutsch‘ sein.
Umgekehrt: Nicht alle Deutsche sind Christen, nicht alle Syrer, Jordanier, Iraker, Perser Muslime. Eine Erkenntnis, die mir gerade derzeit wichtig scheint.
@ Alan Posener
„Der Widerspruch bleibt freilich, dass eine rein säkulare, teils sozialistische, teils nationalrevolutionäre Bewegung sich auf die Verheißungen der Bibel berief.“
Das ist ein uraltes Trainingsprogramm (Dressur, Konditionierung, Exerzieren). Sehen Sie in Israel die Möglichkeit einer Dekonditionierung, eines Verzichts auf die „Verheißungen der Bibel“? Ohne Gott (rein säkular) sind sie doch reine Ideologie und Machtinstrument?
All die Menschen, die für Veränderungen bereit und aufgeschlossen sind, die nicht links- rechts denken in sich tragen, sind in der Lage, auf gesellschaftiche Prozesse Einfluss zu nehmen( neue Entwicklungen zuzulassen). Nur so kommt die Gesellschaft voran!
….zu „Notwendigkeit des Zionismus“ in der „Kritischen Theorie“: Die ist vielleicht vergleichbar mit einem Impfstoff gegen die Pocken. Wenn es die Pocken nicht mehr gibt, braucht man die Impfung nicht mehr. Die ja durchaus ein paar Nebenwirkungen hat. Eine solche Aussage ist nicht der diabolische Versuch, erst den Impfstoff abzuschaffen, um dann die Pocken wiedereinzuführen. Das würde die Aussage im Gegenteil auf den Kopf stellen.
@EJ: Dem Samstag zum Trotz oder auch zum Anlass – lassen Sie mich eine liberale Antwort auf Ihre Frage an Stevanovic nennen: „Läuft’s nicht entweder auf das permanente High Noon zwischen den religiösen/ gesellschaftlichen Utopien oder auf deren Abschaffung“ hinaus?
U.a. an unserer eigenen Verfassung, aber auch an vielem anderen (z.B. dem Reglement beim Fußball) können wir sehen, wie man diese blutige Alternative in Wohlgefallen auflösen kann. Die religiösen und gesellschaftlichen Utopien in unserem Land sind – trotz des Wortes von der Alternativlosigkeit – doch ziemlich munter. Selbst der Islam, dem gelegentlich eine besondere Blutrünstigkeit nachgesagt wird, ist ein friedlicher Teil unseres Landes. Die Zeit der R.A.F. ist vorbei, es herrscht weitgehend Frieden zwischen den Utopien. Die Utopien konnten also gezähmt werden; der Staat achtet nur darauf, dass der High Noon nicht stattfindet. Ansonsten hält er sich raus.
Die liberale Antwort ist nicht bloß eine Utopie unter anderen, sondern eine „Meta-Utopie“: eine den Utopien übergeordnete Instanz, eine Art Schiedsrichter. Sie hat sonst keinerlei Inhalt, kommt also ziemlich blutreer und unattraktiv daher, gemessen an den Verheißungen eines gelobten Landes, beispielsweise. Sie kann keinerlei Lebenssinn stiften. Aber das ist ihr größter Vorteil, denn so kommt sie den „echten“ Utopien nicht in die Quere.
Der „High Noon“ wird zum Konkurrenzkampf abgemildert; es herrscht Fairplay. Wenn es zu Fouls oder Kopfabhacken kommt, schaltet sich die Meta-Instanz mit ihrer Meta-Utopie ein; ansonsten begegnet sie den einzelnen Auseinandersetzungen der Utopien mit völligem Desinteresse.
In diesem Sinne etwa gibt es ein Projekt zur Entwicklung einer Art „Meta-Ethik“, bei dem verschiedene religiöse Vertreter gemeinsam überlegen, ob man sich nicht auf ein Set von Regeln einigen kann, deren Einhaltung sich mit der jeweiligen Religion oder Nicht-Religion verträgt. Unterhalb der Menschenrechte. Z.B. Getötet wird nicht, selbst wenn es sich um Ungläubige oder Schwerverbrecher handelt. Dies könnte, wenn es gut läuft, irgendwann auch von den tötungslustigsten Kontrahenten zähneknirschend übernommen werden.
Nur, leider ist wohl diese Meta-Utopie noch viel weiter von ihrer Verwirklichung entfernt als die Utopien.
@Alan Posener: hätte ich hinzufügen sollen, dass ich kein Kommunist bin? Nichtmal Anhänger der Kritischen Theorie. Ich versuche hier statt einer Polemik zunächst mal den Standpunkt zu verstehen, den die einnehmen. Dazu muss man den Standpunkt eher verbreitern als einengen. Adorno jedenfalls sollte man nicht unterschätzen, trotz einer gelegentlich apodiktischen Ausdrucksweise ist er ein vorsichtiger Denker. Möglicherweise existieren viele Missverständnisse zu ihm.
Nun ja, lassen wir das; es ist Samstag.
Wie war denn das Essen bei den Stevanovics und wie kam es dazu?
@lucas
@Stevanovic
Wenn das Judentum nach den Antisemiten dran ist, gibt’s doch noch Antisemiten und den Staat Israel gilt es somit wieder zu verteidigen.
Also wenn die IDF nächstes mal Antideutsche statt Bomben im Gaza abwirft, erkenne ich deren Wert an und nehme es ihnen ab. Auf dem Sofa im warmen Zimmer so zu tun als wäre Israel gegründet worden um Antideutschen einen Gefallen zu tun ist schon etwas billig. Am (anti-)deutschen Wesen soll die Welt genesen.
der USP des Kommunisten ist sein spezielles Verhältnis zu Eigentum, nicht seine Ablehung Andersgläubiger. Das Verhältnis des Kommunismus zum Judentum und zu jeder anderen Religion ist dasselbe wie das des Judentums und jeder anderen Religion zum Kommunismus (und auch zu jeder Religion außer der eigenen): Man selber hat recht, die anderen liegen falsch. Ganz einfach. Hieraus sollte man den Kommunisten keinen Strick drehen, und in Sachen Verfolgung Andersgläubiger haben sich einige Religionen auch nicht mit Ruhm bekleckert.
D.h. die Religionen lehnen alle Religionen minus einer ab und glauben, irgendwann sehen auch alle anderen ein, dass nur diese Religion, die man erfreulicherweise selber vertritt, die wahre ist. Das muss aber nicht zwangsläufig zum Kopfabhacken führen. Es ist in Ordnung, wenn man eine Weltsicht gewonnen hat und die gegen andere vertritt, solange man die anderen nicht behindern will.
Ach Gott, lieber Roland Ziegler, so naiv sind Sie nicht wirklich.
@ Stevanovic
Sehr schöne Polemiken. Glückwunsch! (Im Ernst!)
Aber wenn, wie Sie sagen, der Kreis sich wirklich schließen soll, können Sie am Ende die Israelis, in Ihrem Sinne genauer gesagt: die religiöse/ gesellschaftliche Utopie „Israel“, nicht außenvor lassen. Und Sie können sich dann eigentlich auch nicht der Frage überhaupt entziehen, wie denn die religiösen/ gesellschaftlichen Utopien beschaffen sein (wie und von wem gestutzt, zugerichtet werden) müssen, um miteinander koexistieren zu können. (Von den jeweiligen Binnenverhältnissen gar nicht erst zu reden.) Und um’s gleich zuzuspitzen (und damit abzukürzen): Läuft’s nicht entweder auf das permanente High Noon zwischen den religiösen/ gesellschaftlichen Utopien oder auf deren Abschaffung bzw. auf die religiöse/ gesellschaftliche Utopie von deren Abschaffung (in der radikalen Vereinzelung – Individualisierung und Privatisierung) hinaus.
Wenn sie mir meinerseits ein bisschen Polemik (bzw. Ironie) erlauben: Wenn auch Sie zu keinem Ende/ keiner Vorstellung von einem definitiven Ende kommen, was ist dann Ihre Polemik anderes als der übliche Schlag im üblichen Schlagabtausch, im permanenten High Noon? Aber auch wenn Sie weiter, bis zum Ende – und sei es bis zum demokratischen Ende – denken (würden), müss(t)en Sie dann nicht, und gerade dann nicht, gegen sich selbst ebenso polemisieren wie gegen die Antideutschen, im Prinzip jedenfalls?
(Off-topic: Ich schätze (ohne Polemik/ Ironie), es läuft darauf hinaus: Wir müssen uns in jedem Falle und quasi-religiös entscheiden/ bekennen. Entweder fortgesetztes High Noon (etwa in der üblichen und nie erfüllten Hoffnung auf den finalen Sieg). Oder weg mit der religiösen/ gesellschaftlichen Utopie, anthropologische Amputation, und sei es demokratisch indizierte. (Und, mit Verlaub, beides ist (wahrscheinlich blutige) Scheiße.))
@Marseillais
„@ Lucas
Ich habe Ihre Einträge gezählt. Bei Roland Ziegler habe ich das vor zwei Jahren auch mal gemacht und auch bei mir. Mit der Zeit wird das besser. Vorübergehende blog-Obsession. Manches kann man später nicht mehr sehen von den eigenen Ergüssen. Bloß vertrackt: Die Anderen hören dann auf zu lesen bei Monologen.“
Richtiges Wort zur richtigen Zeit, danke für den Hinweis.
@lucas
Wiedersprüche aufzeigen und diese kritisieren ist eine gute Sache. Man sollte aber auch die Welt in ihren Wiedersprüchen auch einfach mal aushalten können. Mir erschließt sich der Sinn religiöse Rituale nur sehr schwer. Den Koran im arabischen Original auswendig können, aber Arabisch nicht verstehen. Meine Truppe küsst wie manisch Ikonen, als Kind konnte ich schon nur an Herpes denken, wenn ich an der Reihe war. Wir stehen ja alle im Dialog zueinander und ich könnte mir die Welt auch besser vorstellen. Es steht ja jedem frei, an dieser besseren Welt zu arbeiten. D.h. ich werde argumentieren, dass Ikonen küssen eklig ist und meine Oma wird mir sagen, dass es gegen Koliken hilft. Ich glaube frei sind wir nur, wenn wir das nebeneinander so auch können. D.h. wenn sie ihren unaufgeklärten Hokuspokus machen und ich meine aufgeklärte Keimphobie pflegen kann. Damit leben (nicht ganz, sie weiß heute, ob sie Recht hatte) wir doch recht gut. Irgendwie war da recht wenig Bedarf an Emanzipation oder Missionierung von beiden Seiten, d.h. keiner von uns musste seine Weltsicht zu Ende deklinieren, wir waren beide zum Dialog bereit.
Den Bogen zu den Antideutschen: Wenn ich bei jeder Handlung Ausschwitz im Kopf habe, dann klappt das mit dem aushalten können natürlich nicht. Der kategorische Imperativ, alles Handeln so einzurichten, dass Auschwitz sich nicht wiederhole, ist vollkommener Blödsinn. Ich lasse mir gerne ein Pappschild „Verharmloser“ an die Stirn heften, aber das Leben an einem welthistorischem Bruch zu messen, führt zur kompletten Paranoia und zu einer fundamentalen Fehleinschätzung von Menschen. Wenn ich Ausschwitz mitdenke, dann ist der Koran natürlich gruselig und der Islam der Weg zur Gaskammer und meine Nachbarin damit die SA mit Kopftuch. Demnach wäre meine Oma die Fortführung des Pogroms mit anderen Mitteln gewesen, meine Toleranz ihr gegenüber Appeasement. Noch eine Drehung weiter und ich bin selber Antisemit, weil ich es zulasse.
Ach ja, was nicht bedeutet, dass die Antideutschen nicht auch Recht haben – ich kann mir das iranische Regime und den ganzen politischen Islam nicht schön reden. Stop the bomb! Nur dazu muss nicht erst Ausschwitz im Kopf haben.
Habe übrigens heute Mittag bei Familie Stefanovic gegessen, im Restaurant des Kapetan Misin Breg oberhalb der Donau…
@Stevanovic: Ich stimme vielem zu, aber glaube, dass Sie immer noch demselben Missverständnis unterliegen, was die „Antideutschen“ oder zumindest die „Kritische Theorie“ angeht. In Ihrem Zitat erscheint die „Notwendigkeit des Zionismus“. Wenn diese Notwendigkeit wegfällt, so interpretieren Sie, dann fällt gleichzeitig der Staat Israel weg und obendrein auch die Möglichkeit für Juden, an der Klagemauer zu beten.
So wird das aber nicht von den „Antideutschen“ gesagt (und auch nicht gemeint). Sondern: Der Zionismus ermöglicht aktuell den Juden, unbehelligt zu leben (und ihre Religion auszuüben, d.h. an der Klagemauer zu beten usw.). In der Zukunft, nach einem erfolgreichen gesellschaftlichen Prozess, entfälllt diese Schutzfunktion mangels Bedrohung. Das bedeutet aber nicht die Abschaffung/Überwindung der Religion oder des Judentums, sondern nur, dass der Staat Israel auch ohne Zionismus in Frieden leben leben; zusammen mit den Muslimen und allen anderen. Die Juden können dann – wie alle anderen auch – ihre Religion ausüben, ohne besonders beschützt werden zu müssen. Weil sie keiner mehr bedroht.
Dies ist die These der Antideutschen (jedenfalls soweit ich das verstehe). Um zu überprüfen, ob sie stimmt, müsste man überlegen, ob Staaten – nicht nur Israel, sondern alle möglichen Staaten – ohne ein Pendant zu Zionismus – d.h. ohne eine besondere Gründungsidee – auskommen können. Ob sie auf eigenen Füßen stehen können, indem sie nicht mehr beanspruchen als ihre Funktion: ihre Bürger zu beschützen und zu versorgen. Ich glaube schon, dass dies möglich ist, aber andere sind da wohl anderer Ansicht.
Traditionell meinen Kommunisten, Religion sei Opium fürs Volk, und halten Religion für etwas Vernebelndes. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass sie die Religionsausübung per Dekret verhindern wollen. Dies gab und gibt es zwar in den „realsozialistischen“ Staaten, ist aber nicht zwingend (Iim Gegenteil: es entsteht ein Konflikt mit dem Freiheitsgedanken), und bei den Antideutschen kann ich sowas auch nicht sehen.
Religion ist aus Sicht eines Materialisten eher sowas wie ein Spleen, den man nicht nur nicht behindern, sondern sogar schützen sollte. Im Sinne einer Vielfalt. Auch daher die Unterstützung des Zionismus. Der reduktive Materialismus, der noch aus den Anfängen der Naturwissenschaft stammt, als man sich gegen die Ansprüche der Christen wehren musste, und den wohl auch die „Antideutschen“ vertreten, wird übrigens zusehens ersetzt, habe ich den Eindruck, z.B. durch den sehr interessanten Thomas Nagel („Geist und Kosmos“), der der Materie ein nicht-theistisches, aber teleologisches geistiges Prinzip an die Seite stellt. Bislang in Form einer Skizze, weil die Theoriebildung dafür sehr schwer ist.
Stevanovic: ‚Das Judentum in seinen Irrtümern wird überwunden. Ich kann mir vorstellen, dass die Israelis ihre Beglückung kaum abwarten können.
Daher!