Der Chefredakteur der ZEIT und Herausgeber des TAGESSPIEGEL, Giovanni di Lorenzo, hat sich in einer Talkshow vor Millionenpublikum gebrüstet, bei der Europawahl gleich zweimal gewählt zu haben, weil sein Doppelpass als Deutsch-Italiener ihm das erlaube. Zudem habe ihn in Deutschland nicht mal jemand nach einem Ausweis gefragt.
Europa und Europawahl waren lächerlich gemacht und der für Migranten wichtige Doppelpass weiter in Misskredit gebracht. Die Rechtspopulisten dürfen feixen. Den neuen Faschisten stinkt die Integration von Migranten ebenso wie ein demokratisches Europa. Steigbügelhalter sind da willkommen. Bravo Giovanni!.
Am Folgetag dieses PR-Coups hat der stets moralisierende Gesinnungs-Journalist („Wofür stehst Du?“) der BILD seine tiefe Reue gebeichtet; er wolle das auch nie wieder tun. Mit diesen Krokodilstränen war die Verächtlichmachung perfekt. So werden die radikalen Rechten in Österreich, Frankreich, den Niederlanden oder wo auch immer argumentativ alimentiert.
Den Schaden haben all jene, die sich um eine Inklusion von Minderheiten und ein friedliches Miteinander in Europa bemühen. Der Doppelpass ist blamiert als Sonderprivileg der „Scheiß-Ausländer“, auf das nationalistischer Volkszorn jetzt wieder reagieren darf. Frankreich den Franzosen… Eingeborene vor Dahergelaufenen…Ausländer raus.
Dieser Hohn auf Freiheit und Fremde hat in Italien wie Deutschland eine Tradition, die mit den Namen Mussolini und Hitler verbunden ist. Es riecht nach der Weimarer Verachtung für die Demokratie, derer sich auch die bürgerlichen Eliten schuldig gemacht haben. Ich habe charakterlich wie politisch nie etwas von dem Herrn di Lorenzo gehalten. Ich hätte nicht gedacht, dass diese Missbilligung noch zu steigern ist.
Das erinnert mich an einen Besuch der Mailänder Scala zwischen Weihnachten und Neujahr. Es versuchten sich an einer Verdi-Oper ein russischer Regisseur und ein tschechischer Sänger in herausgehobener Rolle. Zum Schluss gab es neben dem Beifall aus dem Parkett Buh-Rufe von den Balkonen. Das italienische Stammpublikum pöbelte.
Va a casa, das wurde dem Tschechen zugerufen. Geh nach Hause. Ein bürgerliches Publikum, das zwischen 500 und 1000 € für eine Karte bezahlt hatte, hörte die norditalienische Bourgeoisie in Tönen des Duce. Ich erinnerte mich beschämt an das Brecht-Wort zum deutschen Faschismus. „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.“
Es wäre mir recht, wenn der Apologet der Rutenträger sich seinem italienischen Landgut widmen würde und seine Zeitungen wieder in die Hand von politischen Köpfen kämen, denen die europäische Aufklärung mehr wert ist als ein eitler Gag.
Ich sag es mal aus meiner Sicht. Wäre ich Chefredakteur einer Zeitung in Europa, dann wüsste ich, schon aufgrund meiner Bildung, dass ich nicht 2 mal meine Stimme für Europa abgeben darf. Man macht viele Fehler im Leben, aber so einer ist für mich nicht zu entschuldigen. Gott sei Dank herrscht in DL noch die freie Meinungsäusserung.Unfehlbar ist niemand auf der Welt, nicht mal Chefredakteure! Aber trotzdem:
„Ehrlich währt am längsten“.
Lieber Herr Kocks, man geht von Staatsseite noch nicht einmal der Sache nach, nachdem vermutlich tausende 2 mal ihr Stimmrecht vollzogen haben. Und die vielen Wahlzettel, die angeblich in Berlin verbrannt worden sind. Wo bleibt unsere Staatsanwaltschaft? Einfach aussitzen, die Art und Weise kennen wir Bürger ja. Nochmal wählen? Scheinbar lieber alles in kauf nehmen, macht mehr Sinn. Wenn so Demokratie funktioniert, dann gute Nacht. Die Nichtwähler wissen warum sie zu Hause geblieben sind. Einfach eine peinliche Witzveranstaltung!
@ Fatih Ersoy: Sehr richtig.
Den Schaden haben all jene, die sich um eine Inklusion von Minderheiten und ein friedliches Miteinander in Europa bemühen. Der Doppelpass ist blamiert als Sonderprivileg der „Scheiß-Ausländer“, auf das nationalistischer Volkszorn jetzt wieder reagieren darf.
Anzumerken bliebe, dass das ganze nur sehr bedingt mit dem „Doppelpass“ zu tun hat. Auch als einfacher italienischer Staatsangehöriger hätte Di Lorenzo zwei Wahlbenachrichtigungen erhalten, da Unionsbürger bei Wahlen zum EU-Parlament auch ohne Staatsbürgerschaft des jeweiligen Gastlandes wahlberechtigt sind.
Ein amüsanter Zwischenruf von Herrn Kocks. Nur verliert er unterwegs die Orientierung und nimmt Herrn di Lorenzo in Sippenhaft für die Mailänder Bourgeoisie, der Herr di Lorenzo ebensowenig angehört wie die Mailänder Bourgeoisie den „Duce“ hervorgebracht hätte. Nur weil di Lorenzo Italiener ist, muss er sich Mussolini nicht vorhalten lassen. Kocks, ein Scharlatan.