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15.000 Euro pro Kind – Der Irrsinn in der Familienpolitik

Wir machen das jetzt mal wie Adam Riese. 200 Milliarden Euro gibt der Staat jedes Jahr für die Familienpolitik aus. 13,3 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren gibt es in Deutschland. Wenn jeder von ihnen von der Familienförderung gleich viel bekommen würde, wären das fast auf den Euro genau 15.000 Euro pro Kind und Jahr.

15.000 Euro, das ist ein Wort, nicht wahr? Mehr als doppelt so viel wie das steuerfreie staatliche Existenzminimum von Kindern. Jede Menge Klamotten, Fußballstunden und Geigenunterricht.

Wenn der Staat aber Kinder und Jugendliche so großzügig fördert, wie kann es dann sein, dass das alles trotzdem nicht bei ihnen ankommt? Wie kann es sein, dass Familien den Eindruck haben, sie müssten um jeden Euro kämpfen?

Der Grund ist, dass wir keine einfachen Lösungen mögen. Stattdessen gibt es 156 verschiedene Familienleistungen, die selbst Experten nicht mehr verstehen. Und seit dem 1. August gibt es mit dem Betreuungsgeld eine weitere. Sie ist noch absurder als die 156 anderen, denn erstmals werden Eltern dafür bezahlt, dass sie etwas nicht tun. Nämlich ihr Kind nicht in eine Kinderkrippe zu geben und stattdessen zu Hause zu betreuen.

Dieser jüngste Auswuchs zeigt den Irrsinn der Familienpolitik in seiner ganzen Schärfe: Um immer neuen Klientelgruppen irgendwas Gutes zu tun, verzetteln sich Politiker seit Generationen mit immer neuen Familienleistungen, die schon längst nur noch zu Bruchteilen bei den Familien überhaupt ankommen.

Das muss alles aufhören. Statt 157 Familienleistungen brauchen wir nur Adam Riese: Gebt den Familien einfach das Geld für die Familienförderung und lasst sie selbst entscheiden, was sie damit machen.

Natürlich muss der Staat weiterhin den Rahmen setzen. Wir haben eine Schulpflicht in Deutschland, also müssen die Kinder in die Schule gehen. Fast alle Eltern konnten auch davon überzeugt werden, ihre Kinder in den Kindergarten zu schicken, weil ihnen das gut tut. Und immer mehr Eltern möchten ihre Kinder davor auch in die Krippe schicken. Viele, weil sie arbeiten müssen. Etliche aber auch, weil die Kleinen da Spaß haben und Sozialverhalten lernen.

Seit dem ersten August sollen nun Krippenplätze für jedes dritte Kleinkind überall zur Verfügung stehen. Nicht nur Eltern zweifeln daran, ob das stimmt. Grundsätzlich ist das ganze Vorgehen Mist: Der Staat kündigt vollmundig etwas an, das dann allenfalls in Teilen und oft in fragwürdiger Qualität geliefert wird.

Ganz anders wäre es, wenn die Eltern statt Bittstellern wie jetzt geschätzte Kunden wären: Würde Adam Riese regieren und jedes Jahr 15.000 Euro pro Kind überweisen, würde jede Mutter und jeder Vater von Angeboten überschwemmt, die lieben Kleinen doch bitte in die Krippe X und den Hort Y zu bringen. Die maximale Flexibilität bei den Öffnungszeiten und ständige Qualitätsüberwachungen wären selbstverständlich garantiert.

Nun weiß ich natürlich, dass Adam Riese zwar rechnen konnte, aber sicher kein Politiker war. Und die werden sofort einwerfen, dass es sich hier um eine Milchmädchen-Rechnung handelt. Schließlich fallen auch das Ehegattensplitting und die Rentenbeiträge für Mütter und vieles derartige unter die Familienförderung.

Das stimmt. Aber entweder ist das Familienförderung, dann kann es einfach an die Familien ausgezahlt werden. Meinetwegen mit der Auflage, es in die Rentenversicherung für die Mütter zu stecken. Oder es ist keine Familienförderung. Dann gehört es raus aus dem Topf und rein in einen anderen.

An der grundsätzlichen Erkenntnis ändert das alles nichts. Wir haben uns total verheddert in den nun 157 familienpolitischen Maßnahmen. Wenn wir Kinder und ihre Eltern wirklich fördern wollen, müssen wir ihnen das Geld direkt geben.

Der Kommentar erschien zuerst bei Deutschlandradio Kultur als Wochenkommentar am 03.August 2013. Hier gehts zur Sendung.

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3 Gedanken zu “15.000 Euro pro Kind – Der Irrsinn in der Familienpolitik;”

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    So was aber auch: 157 „Familienleistungen“ in Gesamthöhe von 15000 Euro/Jahr/Kind und das träge Volk wirft dennoch Nachwuchs wie eingesperrte Pandabären. Ein Tipp für unsere Polittechnokraten: Entweder sucht ihr euch ein anderes Volk (vorzugsweise im second life) oder macht einen Grundkurs in Menschenkenntnis: Hoffnung – nicht Geld – lässt Kinder zeugen.
    Und:
    Als jüngeres Kind wünschte sich der Autor dieser Zeilen nichts mehr zu Weihnachten, als einen
    Lego-Motor, den der Freund (Einzelkind) schon hatte. „Naja, das geht noch nicht, wir müssen teilen – aber dafür hast du ja eine Schwester.“, so sprach der Herr Papa. Gerne hätte ich zwar Letztere in dem Moment eingetauscht, aber mir wäre es im Traum nicht eingefallen, irgendeine Enttäuschung zu zeigen.

    Es geht also nicht um Förderung (= Manipulation), sondern um Werte. Wenn Kinder, statt einfach mitzulaufen, zum Statussymbol oder Projekt (das es zu zwecks Konkurrenz am Arbeitsmarkt optimieren gilt) werden, braucht man sich nicht darüber zu wundern, daß die „Prios“ anders gesetzt werden.
    Leistungs- /Konkurrenzideologie ist schon in Ordnung, aber sie gehört in die Arbeitswelt und nicht ins Privatleben. Greift die Ökonomisierung zu weit ins Privatleben („ins Bewusstsein“) ein, sterben ganze Völker – inclusive Zuwanderer – aus.

    Allein, dass dieser einfache Zusammenhang ignoriert wird zeigt in etwa die Phantasie- und Trostlosigkeit unserer Polittechnokraten.
    Ich werde jedenfalls – falls es sie gibt – nur eine Partei wählen, die die Finger von jeglicher Bevölkerungspolitik lässt und sich auf „mehr netto vom Brutto“ (ja.. haha) konzentriert.

  2. avatar

    „Wir haben uns total verheddert …“ kann man eigentlich nur als Euphemismus begreifen. Naja das Sommenloch macht’s möglich, einen Zusammenhang mit der BAT-Studie „Kinder sind uns zu teuer“ wird die Verfasserin besser erkennen als der beflissene Adressat breit gestreuter Lobby-Kampagnen. Wenn es jemand ernst wäre mit Adam Riese, müsste er sich einer neuen Partei anschließen oder selbe eine gründen, mit den etablierten ist hier nichts auszurichten. Der Ruf nach Angela ist angekommen, kehren wir also wieder zur alternativlosen („Kommt ja überhaupt nicht in Frage!“) Tagesordnung zurück?
    Jedenfalls die Konsumgüterindustrie und der Steuerzahler und nicht zu letzt die Familien würden es begrüßen, wenn Adam Riese nicht nur eine neue Sau durchs Dorf treiben würde, sondern sich mit fähigen (!) Juristen daran machen würde, dicke Bretter in Angriff zu nehmen (viewiele Gesetze und Verordnungen durch die 157 Maßnahmen zur Familienförderung geändert oder aufgehoben werden müssten, hat Frau Heckel nicht erwähnt).
    Wieso gerade der bayerische Ministerpräsident eine explizite Kritik erfährt, bleibt mir jedoch ein Rätsel, geht das Betreueungsgeld denn nicht in die auch von Frau Heckel vorgeschlagene Richtung, „Cash und Tschüs“?

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