Von Alexander Görlach, Herausgeber und Chefredakteur „The European“:
Ihr liebt das Leben, wir den Tod. Das Credo islamistischer Gotteskrieger braucht uns nicht schrecken. Die bärtigen Steinzeitfundis sind der Sargnagel der islamischen Welt. Von dort geht keine Gefahr für uns aus.
Angst hat etwas Gutes. Die Angst vor dem Terror hat etwas Gutes. Denn: Angst schärft den Blick, Angst reduziert auf das Notwendigste. Angst macht wachsam. Die gegenwärtige Situation schärft den Blick für die Freiheitlichkeit, in der wir leben. Das Notwendige ist, diese Freiheit zu sichern. Wegen der Angst vor einem Anschlag fragen wir uns: Wer bedroht uns und warum.
Und wenn wir uns ehrlich die Antwort auf diese Frage geben, können wir schon wieder durchatmen: Es sind ein paar bärtige Freaks, die uns – gefangen in einem Korsett steinzeitlicher Überzeugungen – aus der Bahn bomben wollen. Wie Hamed Abdel-Samad treffend in seinem Buch „Der Untergang der islamischen Welt“ analysiert, begegnet uns in der Aggression des totalitären Islam nicht die ganze Vitalität einer vor Kraft strotzenden, zu Expansion bereiten Kultur, sondern ihr letztes Aufbäumen.
Der totalitäre Islam heute ist nicht eine Antwort auf eine verfehlte westliche Politik. Er ist das Schrei der geschundenen, meist jungen und männlichen, Kreatur, die unter einer erstarrten Kruste aus Moralismus, politischem Despotismus und wirtschaftlichem Unvermögen leidet und ausbrechen möchte – und dabei immer wieder auf ein anderes kulturelles Konzept stößt, dass dem eigenen himmelhoch überlegen ist. Das produziert Ablehnung, das produziert Hass.
Ihr Hass führt zu Fehlentscheidungen. Unsere Angst hilft, klar zu sehen. „Ihr liebt das Leben, wir den Tod“. Besser als dieser bekannte und oft zitierte Satz von islamistischen Terroristen belegt nichts meine These vom Irrweg des bombenden Islamismus: Wenn der Hass dazu führt, dass man sein eigenes Leben so gering schätzt, für nichts mehr wert, als Träger einer Bombe zu sein, überwindet der Hassende am Ende noch den Lebens- und Überlebenstrieb, den die Natur für jeden Menschen vorgesehen hat. Nicht die, die ihr leben lieben, liegen falsch, sondern die, die es verachten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in der islamischen Religionsgeschichte nicht auch Gelehrte und Theologen gegeben hat, die das auch so gesehen haben.
Wir müssen jetzt wachsam sein, dass wir die Freiheitlichkeit unserer Kultur nicht verlieren. Nicht an überbordende Sicherheitsgesetzte. Nicht an Vorurteile gegenüber türkischen Gemüsehändlern. Wir müssen wachsam sein, dass Ressentiments nicht erst zu Unfreiheit für bestimmte Bevölkerungsgruppen führt und dann zu Hass gegenüber ihnen. Dann hätten die Islamisten uns mit ihrer Ideologie infiziert, mit einem religiösen Irrglauben, der alles, jede Regung als endzeitliche Schlacht um die Wahrheit Allahs sieht.
Wir haben unser Leben selbst in der Hand. Es gibt kein Schicksal und keine Fügung, Freiheit macht Arbeit. Rasieren und waschen – dann habt ihr in drei Wochen einen Job. Das möchte man den Islamisten – es ist ein Zitat von Kurt Beck gegenüber einem zottligen Demonstranten – gerne zurufen.
Alexander Görlach ist Herausgeber und Chefredakteur des Debatten-Magazins The European.
Susannah Winter, danke für diesen Beitrag. Ich möchte ergänzen:
„Angst vor jedem Rollkoffer, vor jedem Kopftuch, vor jedem dunkelhaarigen, potentiellen Terroristen und Dauerüberwachung unserer Kommunikation macht nicht frei – es schüchtert ein und ist demokratie-feindlich“.
Wombel.
„Wir müssen jetzt wachsam sein, dass wir die Freiheitlichkeit unserer Kultur nicht verlieren.“
Richtig, und Freiheit erhält man sich bekanntlich durch Angst und Panikmache.
Herr Görlach, Sie sollten gelegentlich mal über Ihren CDU-Gehorsam hinausdenken.
In Zeiten offenen, wachsenden Rassismus‘ noch mit unkonkreten Terrorwarnungen zu kommen ist unverantwortlich.
Z.B. schrieb die Jüdische Allgemeine: „Terroralarme waren in Israel bis etwa 2002, auf dem Höhepunkt der zweiten Intifada, Geheimsache. Nur eine Handvoll hochrangiger Armee-, Polizei- und Geheimdienstoffiziere erhielten sie und leiteten sie dann an die zuständigen Sicherheitskräfte weiter, die entsprechende Gegenmaßnahmen ergriffen – Straßensperren und so weiter…“
So hält man die Menschen frei.
Wenn Herr de Maizière tatsächlich Anlass zur Sorge hatte und konkrete Informationen, hätten kluge, stille Maßnahmen mehr bewirkt als stumpfe Panikmache.
Angst vor jedem Rollkoffer, vor jedem Kopftuch, vor jedem dunkelhaarigen, potentiellen Terroristen macht nicht frei. Wer nicht weiß, wovor genau er Angst haben muss, aus welcher Ecke die Bedrohung kommt, wird leicht paranoid und schießt im Zweifelsfalle auch auf und gegen die falschen Personen.
Vielleicht hat sich die CDU auch nur abgeschaut, was schon in Amerika funktioniert hat: Dort hat man immer wieder mit erhöhter Terrorwarnung gespielt, auch um die Leute in dem Glauben zu lassen, die regierende Partei sei „besorgt um Sicherheit“ und extrem Handlungsfähig.
Auch Ihnen würde es gut tun, eine solche Maßnahme mit all ihren negativen Auswirkungen gründlicher zu hinterfragen. Und noch etwas: Terror lässt sich, mit aller gemeinschaftlicher Aufmerksamkeit und Angst dieser Welt, nicht in Gänze verhindern. Es hat immer Menschen gegeben, die Terror verübt haben, auch in unserer Gesellschaft und an unserer Gesellschaft. Und mit allen Sicherheitsbemühungen wird es dennoch nicht anders werden. Es sei denn, wir geben unsere Freiheit auf und umzäunen uns mit Stacheldraht und bewaffnen uns kollektiv bis an die Zähne. Sie wollen Freiheit bewahren? Dann sollte Ihr nächstes Plädoyer eines für Gelassenheit sein.
Übrigens postete eine Facebook-Bekannte von mir neulich dies (kurz nach den Warnungen):
Statusmeldung des Tages: arabisch aussehender typ mit rollkoffer bei kaufland vorhin: wird von deutschen prolls schiefs angeguckt, guckt plötzlich konzentriert-hektisch und rennt los, lässt dabei den koffer stehen, schreit nach wenigen metern „booom“ und lacht sich einen ab. mein held.
Und noch zum Schluss:
@Michmädchen
Genau so ist es. Die Erz-Über-Konservativen haben ihre Schwarzen gerne beim Baumwollpflücken und ihre Türken im Gemüsehandel. Schöne, einfache Welt
Welt-Online bringt es auf den Punkt:
Die Geduld des Innenministers ist zu Ende: Die Justizministerin solle von ihrer „restriktiven Haltung“ abrücken und Terrorgesetze nicht blockieren.
http://www.welt.de/politik/deu.....recht.html
Alexander Görlach schrieb: Nicht an Vorurteile gegenüber türkischen Gemüsehändlern.
Was die Leute immer mit den türkischen Gempüsehändlern haben. Türkinnen und Türken der zweiten Generation arbeiten hier schon längst als Wissenschafler und Ingenieure!
Wo bleiben die wirklich kritischen Stimmen, Dokumentationen und Recherchen? Man erzählt uns seit September 2001, dass der böse Islamist hinter dem Baum steht.
Einerseits soll „Bin und die 17 Räuber“ (Zitat Alexander von Bülow, Bundesforschungsminister 1980-1982) einen der komplexesten Angriffe überhaupt organisiert haben und selbst 10 jahre danach gibt es kein eindeutiges Bekennerdokument… kein professionell erstelltes Video? Merkwürdig.
Wir müssen aus der Geschichte unseres Landes lernen und selbstbewußter skeptisch nachfragen.
Noch schlimmer: Man redet und bombt im Ausland die Bedrohung herbei.
Wir werden abgelenkt von der viel wichtigeren Aufgabe unsere Industrie und Gesellschaft hinsichtlich Energieversorgung komplett umzustellen.
Uns werden Scheren in den Kopf gesetzt, weil für gewisse Kreise ein aufgeklärtes Volk, das frei international über das Internet kommuniziert und sich informiert, eine Horrorvorstellung ist.
Auch wenn man ansonsten kein Fan seiner Musik ist:
„Sei wachsam“, Reinhard Mey
http://www.youtube.com/watch?v.....I#t=02m54s
Zum Thema auch sehenswert:
„Unter falscher Flagge“
http://www.youtube.com/watch?v=PG_N7h2J6Lo
Webwombel.
Der Islam als politische Ideologie ist am Ende. Eine Religion, die selbstbewusst genug ist, braucht keinen Machtanspruch. Das war auch genauso mit dem Christentum und dem Kommunismus. Systeme scheitern oft an der Realität und an dem Prinzip Lust des Menschen.
Diejenige die den Angst-Kick haben wollen, bitte schön. Ich mache nicht mit, das Leben ist viel zu bunt und schön, um sich mit solchen Sachen zu befassen.
Wir haben den Kommunismus besiegt, besser gesagt der Kommunismus ist an sich selbst gescheitert. Das wird genauso passieren mit dem Islamismus.
Sehr optimistisch gedacht, Herr Görlach, und im Ergebnis wohl auch zutreffend.
Warum nur werden diese Gedanken nicht auch von den islamischen Verbänden und Vereinigungen hier in Deutschland so artikuliert. Immerhin dürfte es ihnen auch um die Freiheitlichkeit gehen, oder?
Siehe dazu auch:
Mathias Döpfner – „Der Westen und das höhnische Lachen des Islamismus“
http://www.welt.de/print/die_w.....ismus.html
Das ist eher Terror von den Medien und der Polit-Prominenz, höchstens Ablenkungsmanöver. Angst haben nur die was zu verlieren haben. Der Durchschnittsbürger ist durch Merkels & Co. Politik pleite, geht seiner Arbeit nach, zahlt Steuern und geht trotzdem Glühwein saufen, um das Ganze zu vergessen.