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Hansland und seine Kulturschaffenden – Ein offener Brief

Kolleginnen und Kollegen!

Ich weiß, dass offene Briefe eigentlich lächerlich sind und der Hinweis Ludwig Grevens, (https://starke-meinungen.de/blog/2025/08/01/wer-offene-briefe-schreibt-ist-nicht-ganz-dicht/#more-14356) dass, wer solche Briefe schreibt, nicht ganz dicht ist und sie daher einfach zu ignorieren sind, nicht einer gewissen Berechtigung entbehrt. Aber in eurem Fall kann ich einfach nicht schweigen. Denn es betrifft mich zweifach, als Künstler und als Jude in Deutschland.

Mit einem deutlichen Appell habt ihr euch an die Bundesregierung und Kanzler Friedrich Merz gewandt, Israel endlich eine Sonderbehandlung angedeihen zu lassen. Ihr hofft damit auf Applaus. Und dieser Applaus lässt nicht lange auf sich warten. Er kommt von Islamisten und ihren Alliierten. Er kommt von der Seite der Feinde der Demokratie, die euch das Leben ermöglicht, das ihr führt. Ist das die „richtige Seite,“ von der ihr euch den Applaus wünscht?

Um die Frage sofort zu beantworten: Ja, das ist für euch genau die richtige Seite, denn dafür braucht es keinen Mut, keine Zivilcourage und auch keine Menschlichkeit.

Man ist inzwischen daran gewöhnt, dass prominente Menschen wie ihr immer mal wieder „Zeichen setzen“ wollen, vor allem deswegen, um sich politisch korrekt in moralischer Hybris hemmungslos auszuleben. Manchmal sind es Zeichen gegen ein nicht näher bezeichnetes Rechts, meistens muss dafür die AfD als Stellvertreter herhalten, manchmal geht es gegen Trump oder Putin. Alles Dinge, die keinen Mut erfordern. Aber niemals habt ihr es bis jetzt geschafft, gegen ethnische Säuberungen im Irak oder Syrien ein Zeichen zu setzen oder gegen das klerikalfaschistische Regime im Iran, wenn dort mal wieder Schwule öffentlich an Baukränen aufgehängt werden oder Frauen ins Gefängnis wandern, weil sie das Kopftuch nicht vorschriftsmäßig tragen. Auch bei Ermordung von Christen durch islamistische Terrorbanden in Kenia schweigt ihr, ebenso wie bei dem versuchten Völkermord durch syrische Islamisten an den Drusen. Keine Petition an die staatskapitalistische Regierung in China, die seit 80 Jahrn andauernde widerrechtliche Besetzung Tibets zu beenden. Aber Zeichen müssen gesetzt werden, nicht wahr? Da muss der Jude eben mal wieder ran. Und da es politisch völlig unkorrekt wäre, sich zu seinem Judenhass zu bekennen, muss eben Israel dran glauben.

Keine Frage: Die HamaSS hat den Propagandakrieg gewonnen, vor allem in Europa und ganz besonders im Hansland. Die Terrororganisation hat es geschafft, die veröffentlichte Meinung in den sogenannten Leitmedien zu unterwerfen. Auf der klebrigen Spur aus Schlagworten – „Kindermörder Israel,“ „Apartheidstaat,“ „Aggressor,“ „Besatzer“ und ähnlichen Widerwärtigkeiten – bleibt vorzugsweise ihr Kulturschaffende kleben.

Nachzulesen im Spiegel und bei Avaaz, fordert ihr, illustre Versammlung von nützlichen Kultur- und Kunstidioten, die Bundesregierung auf:

  1. Stoppen Sie umgehend alle deutschen Waffenexporte an Israel.
  2. Unterstützen Sie das Aussetzen des Assoziierungsabkommen zwischen der EU und Israel.
  3. Fordern Sie mit Nachdruck einen sofortigen Waffenstillstand und ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe.

Ihr fordert nicht, die logistische und finanzielle Unterstützung der Terrororganisation aus Deutschland heraus zu beenden. Stattdessen wollt ihr mit Punkt zwei, dass Deutschland sich auf die Seite der BDS-Bewegung stellt – eine moderne Version des nationalsozialistischen „Kauft nicht bei Juden.“ Und mal davon abgesehen, dass die Hamas bis jetzt jeden Waffenstillstandsdeal abgelehnt hat und der ungehinderte Zugang zu humanitärer Hilfe bedingen würde, dass der Hamas die Kontrolle über Gaza entzogen wird, fehlen in eurer Aufzählung die vierte, fünfte und sechste Forderung.

  1. Setzen Sie sich für die Freilassung der Geiseln ein.
  2. Tragen Sie dafür Sorge, dass die Hamas daran gehindert wird, weiter Hilfsgüter zu stehlen.
  3. Stoppen Sie den Plan der Hamas, alle Juden weltweit ermorden zu wollen.

Ihr gebt eurem Pamphlet den Titel: „Lassen Sie Gaza nicht sterben, Herr Merz.“ Ihr blendet aus, dass Gaza seit 2005 durch die Hamas systematisch massakriert wird, als Israel Gaza vollständig geräumt hat. Die Hamas hat seit 20 Jahren Gaza in ein riesiges Waffenlager verwandelt, internationale Hilfen in den Ausbau der Terrorstruktur gesteckt und ihre Führer haben sich davon ein komfortables ermöglicht. Mehrere Hamas-Kommandeure sind auf diese Art und Weise zu Millionären geworden. Entweder wisst ihr das nicht oder ihr wollt es nicht wissen. Beides ist unverzeihlich.

Es treibt mir die Schamesröte ins Gesicht, wenn ich bedenke, dass man auch mich zu den Kulturschaffenden in Deutschland zählen muss. Mit einigen von euch habe ich schon zusammengearbeitet und arbeite gerade noch zusammen. Ich befand mich mit vielen von euch bei irgendwelchen Festivals, Premierenfeiern und Lesungen im selben Raum und führte Gespräche. Ich arbeite mit einigen von euch aktuell an Projekten. Mit manchem von euch habe ich im Studio gestanden und Musik gemacht und mit manchen bin ich einfach nur so bekannt. Muss ich jetzt froh sein, dass ihr damals nicht gewusst habt und heute nicht wisst, dass ich Jude bin, weil ihr mich sonst sofort an die Hamas ausgeliefert hättet oder jetzt ausliefern würdet? Immerhin wurde das ja schon auf deutschen Straßen unter Polizeischutz von euren Alliierten gefordert. Aber auch da habt ihr geschwiegen, als in Berlin ein islamistischer Mob unweit des Brandenburger Tors solche Parolen skandierte. Ihr habt geschwiegen, als vor der Gedächtniskirche nach 7/11 „Hamas, Hamas – Juden ins Gas“ gebrüllt wurde.

99 Prozent von euch Unterzeichnern besitzen nicht die intellektuellen Kapazitäten, zu durchschauen, wie geschickt die Hamas diesen Propagandakrieg führt und euch manipuliert. Dass sie dabei auf eure offenen Ohren trifft, ist beängstigend. Dass die Hamas möglichst viele zivile Opfer produzieren will und dass jeder Tote ein Gewinn für sie ist, befindet sich außerhalb eures Horizonts. Das restliche ein Prozent von euch frönt einfach seinem ganz gewöhnlichen, irrationalen Judenhass.

Während die „hungernde“ Hamas in einem aktuellen Video dokumentiert, wie eine jüdische Geisel in einem Terrortunnel ihr eigenes Grab schaufeln muss (siehe das Titelbild oben), blast ihr als dieser an Doppelmoral kaum noch zu überbietenden Schande in die Propagandatröte der Hamas. Als hätte der Bundeskanzler tatsächlich irgendeine Art von Kompetenz in dieser Beziehung.

Ihr verurteilt in dem Aufruf an Merz zwar die „grauenvollen Verbrechen der Hamas,“ wahrscheinlich ist damit der Angriff vom 7.10.23 gemeint, aber offensichtlich nicht die Verbrechen, die die Hamas weiterhin begeht und noch begehen will, wie die Terrororganisation in ihrer bis heute gültigen Charta schreibt. Ihr verurteilt nicht den Judenhass auf deutschen Straßen, den ihr mit eurem Aufruf nur weiter befeuert. Ihr verurteilt auch nicht die Forderung, Deutschland in ein Kalifat zu verwandeln, in dem übrigens keiner von euch überleben würde. Apropos überleben: Gab es eigentlich nach dem 7. Oktober von euch einen ähnlichen Aufruf an die Bundesregierung, als die Hamas UND Zivilisten aus Gaza Frauen auf dem Nova-Festival zu Tode vergewaltigten, Kinder bei lebendigem Leib verbrannten und auch deutsche Staatsbürger, auch Kollegen und Kolleginnen von euch, ermordeten und entführten? Als die Mehrzahl der Bevölkerung Gazas ein Volksfest veranstaltete, bei dem die Leichen junger jüdischer Frauen in Gaza zur Schau gestellt wurden? Nein?

Zwei Jahre lang habt ihr zu den Verbrechen der Hamas geschwiegen, um sie jetzt in einem Nebensatz zu erwähnen. Warum? Ich will es euch sagen: Weil bei euch Naivität und Angst, politisch nicht korrekt zu sein, über die Menschlichkeit längst gewonnen haben. Weil ihr Opportunisten seid. Weil die Hamas euch indoktriniert hat. Und das konnte sie mit Lügen und Fake-News, auf die ihr nur allzu gerne hereingefallen seid. Aber es ist nicht politisch korrekt, eine Terrororganisation zu unterstützen und deren Geschäft zu betreiben, Juden weltweit auszurotten. Es ist nicht politisch korrekt, dem einzigen jüdischen Staat, der einzigen Demokratie in der Region, in den Arm zu fallen, wenn sie sich verteidigt. Es ist nicht politisch korrekt zu den islamistischen Verbrechen in dieser Region zu schweigen.  Eure Doppelmoral ist ekelerregend. Euer Aufruf an den Bundeskanzler ist pure Selbstinszenierung. Ihr gefallt euch in der Pose, die die Position des Judenhasses im Namen der Menschlichkeit ist.

Kolleginnen und Kollegen! Schämt euch! Schämt euch abgrundtief!

Und falls ihr ein wenig Nachhilfe darüber braucht, was wirklich in Gaza los und wer der Feind der Bevölkerung in Gaza ist, schaut euch das hier an: https://www.facebook.com/stories/1864822273560091/UzpfSVNDOjI0MTQ3MzA3MjE4MjEyNjcy/?view_single=1

Auf dem Titelfoto dieses Beitrags sieht man die israelische Geisel Evyatar David, aufgenommen von der Hamas, wie er in einem Tunnel unter Gaza sein eigenes Grab schaufeln muss. So gingen auch die Einsatzgruppen der SS in Polen, der Ukraine und Belaruss während des Überfalls auf die damalige Sowjetunion vor.

Foto: Hamas

Daniel Anderson: Berufsausbildung zum Flugzeugmechaniker. Regiestudium an HFF „Konrad Wolf“ in Babelsberg. Berufsverbot als Filmregisseur in der DDR. Oberspielleiter, Autor und Schauspieler am Theater Senftenberg. Nach dem Mauerfall freier Regisseur, Autor (TV-Serie, Theater, Synchron), Schriftsteller und Musiker. Studium Vergleichende Religionswissenschaften in Bonn. Gründer und Leiter der „Theaterbrigade Berlin.“ Andersons Bücher sind im Spiegelbergverlag erschienen. https://spiegelberg-verlag.com/component/eshop/daniel-anderson Anderson lebt in Berlin und immer mal wieder in Tel Aviv.

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6 Gedanken zu “Hansland und seine Kulturschaffenden – Ein offener Brief;”

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    „Meine“ Stadt Leipzig hat verkündet, hilfsbedürftige palästinensische Kinder aus Gaza aufzunehmen, lieber Daniel Anderson.

    Der Spiegel bedauert, dass diese Meldung ursprünglich verkürzt wiedergegeben wurde.

    Selbstverständlich nehme die Stadt Leipzig auch die hilfsbedürftigen israelischen Kinder auf.

    Vor meinem geistigen Auge zähle ich gerade die jüdischen Mütter in Israel durch, die ihr Kind derzeit lieber nach Deutschland schicken wollten, als es bei sich zu Hause zu haben.

    https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/israel-palaestina-konflikt-auch-leipzig-kiel-und-bonn-wollen-kinder-aus-dem-gazastreifen-aufnehmen-a-5ff0f69c-2b50-4499-8b7a-daf5432eaf99

  2. avatar

    … werter Hr. Anderson, ich unterschreibe jeden Satz. Aber ‚Hansland‘? Ich bitte Sie. Schreiben Sie: Die ‚BRD‘ …

    hans, rk, deutsch, Mcpomm. 😉

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