Das möchten Sie gern, im siebten Himmel sein, gelt?
Bevor Sie da hinkommen, müssen Sie aber erst mal durch sechs andere Himmel hindurch, wie uns Henoch im Buch berichtet.
Genauer gesagt gibt es zwei Henoch-Bücher:
Das „Ältere Henoch-Buch“ ist uns vollständig nur in der Herrschaftssprache Äthiopiens überliefert, auf Amharisch (Bild oben aus Wikipedia).
Das „Jüngere Henoch-Buch“ wiederum ist uns nur in einer kirchenslawischen Übersetzung aus dem Griechischen überliefert.
Bruchstücke eines aramäischen Henoch-Buches wurden in Qumran gefunden (Bild unten aus Wikipedia):
Sie wissen nicht mal, wer Henoch ist?
Da muss ich mit Ihnen ja ganz von vorne anfangen:
Henoch ist also der Vater von Methusalem, wurde aber nicht 969 Jahre alt wie sein Sohn, sondern wurde bereits im Alter von 365 Jahren entrückt, wie uns das Buch Genesis der Bibel berichtet.
Und weil Henoch eben gerade nicht gestorben ist, sondern entrückt wurde, kann er uns Kunde geben von den sieben Himmeln. Faszinierend, nicht?
Eingehen will ich jetzt mal nur auf den dritten Himmel. Der ist nämlich das Purgatorium, von lateinisch „pur = rein“. Da wird die Seele gereinigt, bevor sie weiterziehen kann in den vierten und fünften und sechsten und siebenten Himmel. Bei der Reinigung wird gewissermaßen das reine Erz aus dem tauben Gestein herausgeschmolzen, gereinigt eben oder gefegt. Deshalb auch „Fegefeuer“.
Aber davon haben Sie schon gehört, oder?
Bild oben (aus Wikipedia): Darstellung aus 1419, aufbewahrt in der Universität Heidelberg)
Und jetzt kommt Jesus ins Spiel, der bekanntlich zu Petrus gesagt hat:
Können Sie den Schlüssel erkennen?
Bild oben (aus Wikipedia): Andrea Vanni, Mosaikbildnis des Petrus, etwa 1390
Deshalb:
Sollten Sie irgendwann einmal eingeschlossen sein im Fegefeuer, der Papst hat einen Schlüssel. Sogar zwei, wie Sie leicht aus dem gegenwärtigen Wappen des Heiligen Vaters erkennen können (Bild unten aus Wikipedia).
Dafür, dass der Schlüssel angefaßt wird und Sie rausgelassen werden aus dem Fegefeuer, dazu müssen Sie natürlich etwas tun, bevor Sie sterben.
Ein gutes Werk. Zum Beispiel, zu einem Kreuzzug aufbrechen.
Das gibt dann Ablass vom Fegefeuer.
Es gibt viele gerechte Kriege, also Kreuzzüge. Die Kreuzritter vom Deutschen Orden führten 1480 bis 1481 einen gegen den Großfürsten von Moskau.
An dem erläutere ich Ihnen mal das Ritterproblem bei Kreuzzügen.
Zu wenige, diese Ritter und zu schwerfällig. Und diese Blechrüstung schützte gar nicht gegen Feuerwaffen.
Sündenablass hin, Fegefeuer her. Söldner waren 1480 und 1481 effektiver als Ritter. Außerdem musstenen Söldner nicht unbedingt Ritter aus edlem Geblüt sein.
Aber sie kosten.
Vor den Mauern Pleskaus (Bild unten), also des Kremls von Pskow, kam dem Johannes T. aus Leipzig im Jahr 1481 die grandiose Finanzierungsidee:
Ablass vom Fegefeuer kann nämlich mit einem Kreuzzug auch erlangen, wer Geld für das Anwerben von Söldnern gibt.
Ja, wir Leipziger sind schon ä bissel schlau. War eine großartige Idee vom Johannes Tetzel.
Dummerweise verkaufte der Johannes dann auch noch Ablaßbriefe für eine neue Kirche für den Petrus. Was natürlich nicht so selbstlos ist wie ein Heiliger Krieg und was deshalb Ärger gab mit diesem Luther.
Wollen Sie nun in den siebten Himmel oder nicht?