„Die Seele der Menschen muss in ihren tiefsten Tiefen verängstigt werden durch unerforschliche und scheinbar sinnlose Verbrechen. Verbrechen die scheinbar niemandem Nutzen bringen, die nur den einen Sinn haben, Angst und Schrecken zu verbreiten. Denn der letzte Sieg des Verbrechens ist, ein unbestreitbare Herrschaft des Verbrechens aufzurichten. Einen Zustand vollkommener Unsicherheit und Anarchie! Aufgebaut auf den zerschellenden Idealen einer Welt, die zum Untergang verurteilt ist. Wenn die Menschen, vom Terror des Verbrechens beherrscht, vom Grauen und Entsetzen toll geworden sind, wenn das Chaos zum obersten Gesetz erhoben, dann ist die Stunde der Herrschaft des Verbrechens da.“
Vorabend
Als Thea von Harbou, 1932 Drehbuchautorin für Fritz Langs Film „Das Testament des Dr. Mabuse“ diesen Text für eine Szene schrieb, waren die demokratischen Verhältnisse in Deutschland so zerrüttet, dass das gesamte Land auf eine Katastrophe zusteuerte. Die Spaltung der Zivilgesellschaft, ausgelöst durch eine untrainierte, sprich übertolerante Demokratie, die Weltwirtschaftskrise und die desaströsen Folgen des Versailler Vertrages, hatte zu bürgerkriegsähnlichen Verhältnissen geführt. Anhänger totalitärer Ideologien – Nationalsozialisten und Kommunisten – lieferten sich offene Straßenschlachten. Der Reichstag war durch die Partikularinteressen von insgesamt 24 Parteien arbeits- und beschlussunfähig, politische Morde waren an der Tagesordnung. Der Reichpräsident als einzige Konstante regierte mit Notverordnungen. Deutschland war pleite. Am geschichtlichen Horizont war bereits das Wetterleuchten einer reaktionären Diktatur auszumachen, die SPD und KPD zwar gemeinsam hätten verhindern können, aber die KPD weigerte sich, mit den „Sozialfaschisten“ der SPD zusammenzuarbeiten. So wurde der Weg für den Nationalsozialismus frei, Deutschland und die Welt in die größte menschengemachte Katastrophe zu stürzen. Die Ursachen sind in der Tat noch weit komplexer, vom tiefsitzenden Antisemitismus in allen politischen Lagern angefangen, über die Befürchtung der deutschen Industrie bei einer sozialistischen Diktatur alles zu verlieren bis hin zur Reichswehr, aus deren militaristischen Traditionen heraus die Demokratie ohnehin einen schweren Stand hatte.
Harbou schuf mit ihrem Drehbuch und der Hauptfigur des Dr. Mabuse eine Allegorie auf den heraufziehenden Nationalsozialismus: Mabuse schreibt sein Testament in der Gefangenschaft einer Irrenanstalt, wie Hitler sein Buch auch in der Gefangenschaft in Landsberg geschrieben hatte. Mabuse beschreibt den Weg, der zur uneingeschränkten Macht führt, wie Hitler ihn in „Mein Kampf“ ebenfalls ankündigt. Und Dr. Mabuse nimmt als Demagoge und Manipulator den leicht zu manipulierbaren Direktor der Irrenanstalt, Professor Baum, „in Besitz,“ wie Hitler zunehmend die deutsche Bevölkerung manipulierte und in Besitz nahm.
Terror & Chaos
Betrachtet man nicht nur den jüngsten Terror von Magdeburg und New Orleans, sondern auch all das, was in den letzten Jahren passiert ist, das Attentate im Bataclan, den Anschlag auf das Ariana Grande Konzert in Manchester 2017, das LKW-Attentat von Nizza, das Weihnachtsmarktattentat auf dem Berliner Breitscheidplatz, die Anschläge von Iller-Kirchberg, Ansbach, die unzähligen anderen Anschläge, bei denen Selbstmordattentäter wie in London in Menschenmengen rasten, dazu die unzähligen „kleinen“ Vorfälle, bei denen scheinbar zufällig ausgesuchte Opfer attackiert werden, betrachtet man all das, muss sich zwangsläufig eine gedankliche Parallele zu Mabuse einstellen.
Befinden wir uns nicht längst auf dem Weg ins Chaos eines asymmetrischen Bürgerkriegs, in den eine abermals schwache, von bedingungsloser Toleranz betrunkene Demokratie Deutschland geführt hat? Der Terror in Köln auf der Domplatte und dem Bahnhofsvorplatz 2016, der islamistische Anschlag eines Afghanen 2016 in einem Regionalzug nahe Würzburg, das Breitscheidplatz-Attentat oder die Morde von Freiburg, Solingen etc. sind die Spur, die zum Anschlag von Magdeburg führt. Die Silvesterkrawalle, die die Bundesinnenministerin als „weitgehend friedlich“ bezeichnet, der ÖRR übernimmt dieses Framing des Terrors propagandistisch, der Euphemismus, diesen Terror als „Erlebnisorientierung“ zu relativieren, zeigen, an welcher Wegmarke sich die Gesellschaft befindet. Autos wurden mit Feuerwerkskörpern in die Luft gesprengt, Raketen gezielt in Wohnungen geschossen und Kugelbomben gezündet, 36 Wohnungen sind dadurch vorerst unbewohnbar geworden. Die Bilder sind noch schockierender als die des ausgebrannten Buses in Berlin-Neukölln der Silvesterkrawalle von 2022. Dazu die seit mehr als einem Jahr stattfindenden sogenannten „Palästinademos,“ bei denen öffentlich und ohne strafrechtliche Konsequenzen eine neuer Holocaust gefordert wird, die Pläne, aufgegebene Immobilien in Stadtzentren in „islamische Kulturzentren“ umzuwidmen – wie jetzt in Regensburg – oder der nun für immer etablierte Muezzinruf in Köln sind nur der sichtbare Ausdruck. Die im Namen der Toleranz und eines multikulturellen Eia-Popeia installierten Gegengesellschaften in Duisburg-Marxloh und Berlin-Neukölln haben den Zustand der Permanenz erreicht, ohne dass die Politik gewillt ist, etwas dagegen zu tun. Der Staat versagt an seiner vordringlichsten Aufgabe, die Bevölkerung zu schützen, und er WILL dieses Versagen.
„Es gibt Menschen, die aufgrund ihrer Sozialisation, patriarchaler Strukturen, ihrer Religion und der daraus folgenden Wahrnehmung des Rechtsstaates dieses Land verachten und nicht akzeptieren. Sie haben das Gefühl, sie haben keine Konsequenzen zu erwarten, wenn sie Straftaten begehen.“ (Ahmad Mansour)
Der Blick in den Abgrund
Die größte Bedrohung der freiheitlich demokratischen Grundordnung geht von den politischen Rändern und dem Macht- und Weltbeherrschungsanspruch des politischen Islam aus. Das gilt für alle westlichen Demokratien, die es sich durch die bedingungslose Migration der letzten 20 Jahre in ihrer lauwarmen moralischen Hybris gemütlich zu machen versuchen und dadurch aktiv zur Spaltung der demokratischen Zivilgesellschaften beitragen. Der Multikulturalismus ist krachend gescheitert. Vielleicht war das Scheitern, Vorsicht: Verschwörungsmythos, ja auch von Anfang an gewollt, trotz der kämpferischen Worte von Katrin Göring Eckardt.
Wenn in Kanada eine Demonstrantin in eine Kamera den Hitlergruß zeigt und den Juden einen neuen Holocaust prophezeit, oder in London der Piccadilly mit Hakenkreuzen beschmiert wird, dann hat das lediglich ein Echo in sozialen Netzwerken und regt weder die Zivilgesellschaft noch die Politik zum Handeln an.
Wenn in Berlin ein jüdischer Student ausschließlich deshalb krankenhausreif geprügelt wird, nur weil er Jude ist, erzeugt auch das wenig bis gar keine Aufmerksamkeit der Politik oder der Justiz. Jüdische Studenten an der UdK oder der FU in Berlin, an den Eliteunis in den USA sind nicht mehr sicher, seitdem die Hamas einen brutalen Angriffskrieg gegen Juden, Christen und Muslime begonnen hat.
Muslime, die den Sieg einer islamistischen Terrorgruppe in Syrien über den Diktator Assad feiern, ziehen mit „Allahu akbar“-Rufen über deutsche Weihnachtsmärkte. Der Slogan „Globalize the Intifada“ schließt längst nicht mehr nur den Willen einen neuen Holocaust an den Juden zu exekutieren ein, sondern ist die Durchsetzung von Weltherrschaftsanspruch durch Landnahme.
Extremistischen Organisationen wie der Muslimbruderschaft, die über den Zentralrat der Muslime und die Islamkonferenz bereits tief in die Strukturen der deutschen Politik eingesickert sind, üben inzwischen erheblichen Einfluss aus, wobei das Opfernarrativ eine entscheidende Rolle spielt. Dieser Einfluss reicht inzwischen sogar bis in das Präsidium des Bundestages. Die Feindschaft gegenüber dem demokratischen Deutschland, der deutschen kulturellen Identität und der Antisemitismus einer Aydan Özoğuz oder einer Claudia Roth hat ein beängstigendes Ausmaß erreicht.
Die zahlenmäßig größte rechtsextreme Organisation in Deutschland, die türkischen, nationalistisch-faschistischen „Grauen Wölfe“ hat, trotz Beobachtung durch den Verfassungsschutz, im Grunde genommen nichts zu befürchten. Ganz im Gegenteil. Cemal Çetin, Vorsitzender des Dachverbandes der Grauen Wölfe in Europa und Abgeordneter der MHP im türkischen Parlament, gehörte beispielsweise der türkischen Delegation beim NATO-Gipfel im Juli 2018 an.Wieso hat kein Mitgliedstaat des Militärbündnisses dagegen protestiert.
Der Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen sieht in den „Grauen Wölfen“ eine Organisation, die zur „zur Entstehung einer Parallelgesellschaft in Europa“ beiträgt. Man sieht in dem Handeln der Faschisten „ein Hindernis für die Integration der türkischstämmigen Bevölkerung“. Man könnte es für einen Witz halten, angesichts der Tatsache, dass sich selbst Menschen der dritten und vierten Migrationsgeneration NICHT als Deutsche wahrnehmen, sondern als Türken in Deutschland. Integration ist im Grunde genommen von dieser Seite her nicht gewollt. „Integriert euch nicht,“ (Kübra Gümüsay) ist eine gängige Forderung.
Actio
Um Missverständnissen vorzubeugen: Selbstverständlich ist die Mehrzahl der Muslime friedlich und an einem guten Miteinander interessiert. Sie leben bewusst in einem säkularen Staat, dessen Verfasstheit sich oft in Opposition zu den fundamentalistischen Regimen ihrer Herkunftsländer befindet. Sie sollen und brauchen in einer toleranten Gesellschaft ihre Identität nicht aufgeben. Doch die Geschichte beweist nur allzu deutlich, dass diese Mehrheit in Relation zur Gewaltbereitschaft der Extremisten irrelevant ist. Die Mehrzahl der Deutschen waren keine Nationalsozialisten, aber diese Mehrheit war irrelevant, ebenso war die Mehrheit der Sowjetbürger keine Stalinisten, aber auch hier war die Mehrheit irrelevant und Stalin konnte seinen „Roten Terror“ wüten lassen. Ähnliches lässt sich über Maos China und Pol Pots Kambodscha sagen. Die Irrelevanz resultiert aus dem Schweigen und der Angst vor dem Terror der Extremisten.
Die deutsche Politik betrachtet die friedliche Mehrheit aber nicht als Partner im Kampf gegen den Extremismus. Das sollte sie jedoch um so mehr verfolgen, als dass sich durch das Nichthandeln der verantwortlichen Politiker dem Extremismus des politischen Islam immer mehr Chancen, sich in der Gesellschaft auszubreiten, geboten werden. Die marokkanisch stämmige Autorin Sineb el Masrar, selbst drei Jahre lang Mitglied der Islamkonferenz, kritisierte diese Institution als „Show,“ als „eine Art Selbstberuhigung.“ Die Entscheidung der Bundesinnenministerin Nancy Faeser den Expertenkreis „Extremismus“ aufzulösen, hält el Masrar für einen schwerwiegenden Fehler.
„Wir wissen schon länger, dass wir hochgradiges Problem mit Islamismus haben. Offenbar haben die Entscheidungsträger nicht im Blick, womit wir in Deutschland teilweise zu kämpfen haben“ (Sineb el Masrar).
Aber el Masrars Warnung hat keinerlei relevanten Effekt auf das Handeln der Verantwortlichen. Auch hier: Staatsversagen und der Unwille die Bevölkerung zu schützen.
Der Umgang mit Anschlagsopfern durch den Staat ist nur die logische Schlussfolgerung daraus. Bei der Gedenkveranstaltung auf dem Breitscheidplatz nach dem Weihnachtsmarktanschlag waren ausgerechnet Imame einer vom Staatsschutz beobachteten Moschee eingeladen, ein Ausspucken vor den Angehörigen der Opfer.
Die Eltern des in Magdeburg getöteten Kindes haben bis heute keinerlei psychologische und finanzielle Hilfe des Staates angeboten bekommen.
Auch die Opfer des Anschlags in der Regionalbahn bei Würzburg, eine Hongkonger Familie, wurde keinerlei Anteilnahme oder Hilfe durch die Behörden zuteil. Im Mittelpunkt der politischen Aufmerksamkeit stand der Täter und die Frage, wieso eine SEK ihm nicht in die Beine geschossen, sondern ihn getötet hat.
Reactio
Die Auswirkungen dieser gefährlichen Politik sind seit mehreren Jahren zu erleben. Hauptprofiteure sind populistische Parteien – AfD und BSW – und extremistische Gruppierungen wie „Der dritte Weg“ oder die „Identitäre Bewegung.“
Gleichzeitig werden Warnungen von progressiven Islamwissenschaftlern ignoriert, weil sie nicht mit der Ideologie des Globalismus vereinbar sind. Imam Tawhidi, ein muslimischer Theologe und Friedensaktivist, der derzeit als leitendes Mitglied des Global Imams Council (GIC) tätig ist, legt den Schwerpunkt seiner Arbeit auf interreligiöse Beziehungen und den ideologischen Kampf gegen die Ausbreitung des islamischen Extremismus.
„Die IRGC (Islamic Revolutionary Group Corps – iranische Revolutionsgarden), eine extremistische Organisation, sind beispielsweise in Saudi Arabien verboten. Deren Anhängern ist es verboten, Bankkonten in den Emiraten zu unterhalten. Andere extremistische Gruppen wie die Muslim Brotherhood, deren Ideologie von der IRGC, der Hamas und Hizbollah durchgesetzt wird, sind aus Bahrein oder Oman verbannt. Alles muslimische Länder, die sich diese Extremisten vom Leib halten. Aber in London, in Toronto, in Frankreich, in Washington D.C., in Australien dürfen sie ungehindert operieren. Es wird ihnen gestattet, Bankkonten zu eröffnen und Wohltätigkeitsorganisationen zu gründen, mit denen sie den Terror in die Gesellschaften tragen.“ (Imam Tawhidi)
Am 15. Mai 2024 konnte sich der Bundestag in seiner Debatte zum Verbot der extremistischen Organisationen „Muslim Interaktiv“ nicht dazu entscheiden, diesen islamistischen Verein zu verbieten, sondern der Antrag wurde an die Ausschüsse verwiesen. Allein schon das ist ein ungeheuerlicher Vorgang. Eine Demokratie, die nicht (mehr) in der Lage ist, offen antidemokratische, gewaltbereite Terrorvereine kurzerhand zu verbieten, liefert sich eben diesem Terror aus: Dr. Mabuse gewinnt. Der Verein „Muslim Interaktiv“ organisierte die sogenannten Kalifatsdemos in Hamburg. Diese Demonstrationen mit Gewalt- und Terroraufrufen, die sich gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung richteten, wurden von der Polizei geschützt. Unter dem Motto „Kalifat ist die Lösung – gegen Deutschland“ durften sich mehrere hundert Islamisten versammeln und den deutschen Staat delegitimieren. Dass diese Delegitimierung ohne spürbare strafrechtliche Konsequenzen geblieben ist, ist angesichts der Tatsache, dass schon ein dümmliches Meme über den Bundeswirtschaftsminister zu einer Hausdurchsuchung führt, skandalös.
Es ist an der Zeit, konsequent die Verniedlichung des Islamismus als kulturelle Eigenheit zu beenden und dem Staat wieder an seine Kernkompetenz zu führen. Das geschieht nicht, indem man vor islamistischem Terror warnt, die Bevölkerung in Angst und Schrecken hält und gleichzeitig so sorglos mit dem Terror umgeht. Dr. Mabuse darf nicht gewinnen.
Daniel Anderson: Berufsausbildung zum Flugzeugmechaniker. Regiestudium an HFF „Konrad Wolf“ in Babelsberg. Berufsverbot als Filmregisseur in der DDR. Oberspielleiter, Autor und Schauspieler am Theater Senftenberg. Nach dem Mauerfall freier Regisseur, Autor (TV-Serie, Theater, Synchron), Schriftsteller und Musiker. Studium Vergleichende Religionswissenschaften in Bonn. Gründer und Leiter der „Theaterbrigade Berlin.“ Anderson lebt in Berlin und immer mal wieder in Tel Aviv.