Mit dem Schiff „Warsaw“ verlässt Joseph nach seinen Angaben am 7. Juli 1843 New Orleans. Erst am 16. September erreicht er Rio de Janeiro. Er selbst spricht allerdings von 103 Tagen und „beinahe vier Monaten“. Entweder stimmt das Datum 7. Juli nicht, und er meinte 7. Juni, bzw. nicht den 16. September, sondern den 16. Oktober, oder er übertreibt – wozu der mittlerweile 21-Jährige auch neigt. Das Schiff „Warsaw“ war übrigens ein Schooner, also ein Segelschiff, das damals zwischen verschiedenen lateinamerikanischen Häfen und New Orleans als so genanntes „packet ship“ unterwegs war. Ab 1853 wurde es als Lastenschiff auf dem Sacramento-Fluss eingesetzt. Wie es von New Orleans nach San Francisco kam, weiß ich nicht, zumal es offenbar schon 1843 kaum noch seetüchtig war.
Heute den 16ten September 1843 bin ich in Rio de Janeiro Haupt-Stadt Brasiliens angelangt. Die Herrliche, Reizende und Romantische Ansicht der Einfart im Hafen hat mich so Ueberrascht, das ich die langen mit 103 Tagen Seereise für einen Augenblick vergessen hatte. Meine Seereise oder vielmehr Unsere, den wir waren unserer 24 Passagiere, wie gesagt, unsere Seereise war in dieser Hinsicht ohne Gefahr, indem wir wenig starken Wind, und sogar sehr viel Windstille hatten. Das Schiff an sich war schohn sehr alt, und zog folglich ziemlich Wasser so viel daß alle zwey Stunden (gepumpt?) wurde, um dem Wasser nicht zuviel Ueberhand zu lassen. Und wir schätzten uns Alle einer großen Gefahr gerettet den Tag, den wir glücklich in Rio de Janeiro anlangten.
Der eindrukk welcher Rio den Augenblick auf mich übte hat mich sehr abgeschreckt, man sah nur Schwarze, die halb Nackt überall herumlaufen wie wilde Menschen, jedenfalls sind sie Wild, denn in ihrem Lande gehen sie ganz Nakend. Das Land sieht sehr Unkulturviert aus, das Meer-Ufer ist sehr schmutzig, die äußere Ansicht übt nicht Vortheilhaft auf einen Fremden, die Hitze ist drükkend obgleich wir erst der Mitte Frühlings sind.
Die rassistischen Bemerkungen über die „wilden“ Schwarzen, die „halb nackt überall herumlaufen“, erinnern an Josephs Entsetzen über die Iren bei seiner Überfahrt von Liverpool nach New York. Merke: Armut schützt nicht vor Überheblichkeit. Joseph hielt sich immer für etwas Besseres als Iren oder Schwarze, und dieses Gefühl, etwas Besseres zu sein und darum ein besseres Schicksal zu verdienen, ist – neben seiner Tüchtigkeit – ein element seines späteren Erfolgs.
Heute hatte ich ein sehr heiteren Tag, den seit beinah 4 Monath ist es heute der erste Tag, wo mein Fuß wieder Land betreten hat, und seit 4 Monath die erste vollständige Mahlzeit gehabt, den die Lebensmittel und Wasser haben uns wegen der langen Reise sehr gemangelt, und unser einzig Glükk war (unverständlich) hat uns für die bitterste Hunger-Noht und Durst gerettet daß das Schiff größtenteils mit Weitzen-Mehl geladen und daß wir gerade unterm Equator viel Regen bekamen, welchen wir mit den Schiffs-Segeln aufgefangen haben, jedenfalls hatte dies Wasser ein Lemigen und üblen Geschmak, jedoch müßten wir uns in solcher Noht damit begnügen sogar mit Sparsamkeit, und die letzten 3 Wochen hatten wir nicht weiter als Mehl Speisen.
Acht Tage bin ich bereits in diesem Lande, acht Tage des größten und bittersten Leiden, der tiefsten und ernsthaften Sorgen. Sieben Thaler war mein ganzes Vermögen und die sind mit der größten Sparsamkeit gebraucht worden, wieder wie in England. Keine Mittel, keine Sprache und keine Bekanten, ist es wirklich ein Schicksal Gottes? soll der Mensch einer verhängnißfollen Bestimmung unterworfen sein, mehrere Jahre schohn kämpfe ich gegen dieses mein böses Schicksal und scheint als müsse ich unwillkürlich drunter liegen. Schon unglüklich ist das Kind, welches in Armut geboren, welches in der fremden Welt sein Unterkommen, seine Zukunft suchen muß, wie viele Schwierigkeiten liegen ihm im Wege, welch harte Proben sind nicht zu überstehen. Oh Vaterland, wie habe ich bereuet das ich dich verlassen! aber Leider welche Zukunft könntest du mir bieten? welche Stütze könnte ich meiner Familie vorbereiten? jedenfalls der Aussicht nach nur sehr kümmerliche, denn welcher arme Mensch kann in unserem Lande hoffen einst eine Stufe höher sich zu (arbeiten), Zweifelhaft, Zweifelhaft!
Heute nachmittag war ich so glüklich eine Stelle zu finden, es ist bei einem Franzosen, welche Sprache ich schon ein klein wenig Unterrichtet bin, und hoffe doch wenigstens mein Lebensunterhalt so einigermaßen zu finden.