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Die Abenteuer meines Urgroßvaters Joseph Samuel (3): Von Liverpool nach New Orleans

Im Mai 1840 ist der mittellose jüdische Schneidergeselle Joseph Samuel aus der preußischen Provinz Posen (daher „Posener“) nach England aufgebrochen. 

Ich bin bereits neun Monate hier, und habe kaum mein Reisegeld zusammen, jedoch hatte ich das Glükk mir 2 Pfund Sterling zu sparen, welche ich heute den 15ten April 1841 an meine Eltern sende. Wie glükklich werden sie sein, wenn sie diesen Beweis meiner Zährtlichkeit sehen werden und wie froh und glüklich bin ich selbst fürs erste mahl seitdem ich vort bin meine Eltern ein wenig unterstützen zu können. Ich hoffe der Allmächtige Gott wird mir helfen solches für immer prakziziren zu können.

Ich habe heute meine Passage nach Neu York genommen und hoffe den 20ten July von hier abzureisen. O! wie wehe ist es mir, mich so weit von meinen Eltern zu trennen, und Gott weis ob ich sie jeh wieder sehen werde. Das grosse Weltmeer, welches mit so vielen Gefahren verbunden ist zu durchstreifen! Mein Herz zieht sich zusammen bei dem Gedanken mich so vieler Gefahren hinzugeben. Übrigens mein Zweck ist dieser, die Leute sagen es ist viel Geld dort zu verdienen, und muss sehen meinen armen Eltern zu Hilfe zu kommen. Auch hoffe mein Bruder Julius dort anzutreffen welcher seit lange Jahren dort ist, und hat wahrscheinlich schon ein grossen Reichtum verdiehnt.

Heute den 8ten September bin ich in Neu York angelangt, mit dem Kaufmansschiff Nicolas Biddle. Obgleich uns das Wetter sehr günstig war, kann ich doch nicht sagen das ich eine gute Reise gehabt habe. Meine Lebensmittel waren sehr kümmerlich eingekauft, ich musste mich daher sehr genau einrichten um auskommen zu können. Wir waren ungefehr an 200 Personen, von welchen die Mehrsten Irrlander einer der niedrigsten Klasse Leute sind. Es ist nicht zu beschreiben was ich auf dieser Reise ausgestanden habe.

Ich komme hier an als wie ich in Hull angekommen bin, jedoch ist mir schon auf mehreren Stellen Arbeit angetragen worden und ich wurde heute mit ein Mittag-Essen (belohnt?), welches ich bis jetzt noch nie so gut hatte, und kann wirklich sagen das ich mich zum Ersten mahl in meinem Leben ordentlich Sattgegessen habe. Mein Bruder Julius ist nicht mehr hier und wohnt in Neu Orleans. Ich will sehen das ich so bald wie möglich zu ihm komme. —— Was für ein Unterschied dieses Land gegen England! Ich bin jetzt 14 Tage hier und habe mehr verdient in diesen 14 Tagen als ich in England das ganze Jahr verdient habe. Hier ist keine Noht, alles was arbeiten will, kan ein gutes Auskommen finden. Ich hoffe zu Gott das ich mir hier etwas werde Spaaren können.

Den 18ten October habe ich Neu York verlassen, und den 2ten November in Neu Orleans angelangt. Diese Reise war Gott sei Dank sehr gut sowohl hinsichts dem Schiffe sowohl wie der Passagiere. Ich habe mein Bruder Julius heute angetroffen, diese Freude die ich gehabt habe ist gar nicht zu Beschreiben. Er hat mich mit der größten Freundlichkeit aufgenommen und werde Ihm nie genug dankbarer sein können.

Bemerkenswert finde ich die Bemerkungen über die „Irrländer“ (Iren), angeblich Leute „der niedrigsten Klasse“, was auch immer darunter zu verstehen ist, und über die USA: „Was für ein Unterschied dieses Land gegen England! Ich bin jetzt 14 Tage hier und habe mehr verdient in diesen 14 Tagen als ich in England das ganze Jahr verdient habe. Hier ist keine Noht, alles was arbeiten will, kan ein gutes Auskommen finden.“

Nicholas Biddle, nach dem das „Kaufmannschiff“ – merchant ship, also Frachtschiff – benannt wurde, war ein Held des amerikanischen Unabhängigkeitskriegs (und des Videospiels „Assassin’s Creed III“). Online habe ich eine Passagierliste der  Nicholas Biddle von 1842,also ein Jahr nach Joseph Samuels Überfahrt, gefunden. Tatsächlich sind viele Passagiere Iren oder Schotten, die meisten „farmers“, „labourers“ oder „servants“.

https://www.immigrantships.net/v2/1800v2/nicholasbiddle18420425.html

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