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Hier lacht der deutsche Professor

Anlässlich eines Kurzurlaubs in Palermo wollte ich mich über den Stauferkaiser Friedrich II kundig machen. Leider gibt es das Standardwerk von Ernst Kantorowicz nicht als E-Book, jedenfalls nicht in deutscher Sprache, so dass ich mit Rücksicht auf die Gewichtsobergrenze meines Gepäcks mit einem Werk des Historikers Olaf B. Rader vorlieb nehmen musste.

Was ich bedauere. Es mag ja sein, dass Kantorowicz, beeinflusst durch die Ideen des George-Kreises, dem idealisierten Kaiser einiges andichtete, was einer sachlichen Überprüfung nicht standhält, aber er begriff immerhin, dass jede große Geschichtsschreibung eben auch Dichtung ist, Erzählung und  Verdichtung. Schon in der – schlechten – englischen Übersetzung, deren erstes Kapitel ich, an der Drögheit des Rader’schen Werks verzweifelnd, als Leseprobe auf mein Kindle herunterlud, sprüht es vor Ideen und Erzählungen. Aber, gewiss, Numismatiker und Dokumentenkundler kommen vermutlich bei Rader eher auf ihre Kosten.

Hin und wieder scheint Rader selbst aufzugehen, dass er seine Leser langweilen könnte. Und so baut er hier und da Humoristisches ein. Hier lacht der deutsche Professor. Etwa, wenn er davon berichtet, wie Friedrich im Jahre 1212 auf dem Weg nach Deutschland, um sich zum Kaiser krönen zu lassen, am Fluss Lambro von mailändischen Truppen angegriffen wurde, die dem amtierenden Kaiser Otto IV anhingen. Nur durch die Flucht auf einem ungesattelten Pferd durch den reißenden Fluss konnte sich der Achtzehnjährige vor den Verfolgern retten. Rader zitiert eine mittelalterliche Quelle, in der es heißt: „Friedrich badete seine Hose im Lambro.“ Dazu der Professor: „Nasse Hosen hatte Friedrich sich bei seiner Flucht geholt. Ob sie nur von außen oder vielleicht auch gleich von innen feucht geworden sind, mochte sich ein Leser mit dazudenken.“

Ähm, nein, danke. Zu dieser Vorstellung habe ich weder Anlass noch Lust. Nirgends wird berichtet, dass Friedrich feige gewesen wäre, und weshalb ich mir „dazudenken“ soll, dass er sich bei dieser Gelegenheit in die Hosen gemacht habe, bleibt das Geheimnis des Professors.

„Diese gehässige Formulierung ist neben der Häme bemerkenswert“, schreibt Rader, und er hat Recht; meint aber nicht sich und seine Aufforderung an „einen“ Leser, „von innen fecht gewordene“ Hosen „dazuzudenken“, sondern die Formulierung, der Noch-Nicht-Kaiser habe „seine Hose im Lambro gebadet“. Sie ist leicht erklärt, denn die zitierten Annalen sind eben friedrichfeindlich. Aber auch die gehässige Formulierung des deutschen Professors ist leicht erklärt. Er fand das lustig. Höhö.

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