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Das Elend der Ethnopluralisten

Die Ethnopluralisten gelten als die klügeren Rassisten. Das halte ich für ein Gerücht. Auf der Linken wie auf der Rechten bedeutet identitäre Politik die Leugnung der Komplexität des menschlichen Charakters und der menschlichen Gesellschaften. Sie ist willkürlich und letztlich dumm.

Vor einiger Zeit habe ich an dieser Stelle das Buch „Die Angstmacher“ von Thomas Wagner kritisiert. Wagner zeigte sich besonders beeindruckt – und besonders hilflos – gegenüber den Argumenten der Identitären oder Ethnopluralisten (die Begriffe sind weitgehend synonym), was nicht verwundert, da ähnliche Argumente auch unter „Antiimperialisten“ und linken Globalisierungskritikern verbreitet sind, wie Wagner ja auch selbst betont. Darauf gehe ich noch ein.

„Blutsmäßige“ Homogenität als Voraussetzung der Demokratie?

Wenden wir uns aber zunächst den von Wagner zitierten Ethnopluralisten selbst zu, dem Chefideologenpaar der neuen Rechten, Ellen Kositza und Götz Kubitschek. Im Gespräch mit Wagner (S.80ff) spricht Kubitschek von dem „blutsmäßigen Austausch“, der „an den Rändern“ der jeweiligen Besiedlungsräume der Völker stattgefunden habe, und für die seine Familie „ein gutes Beispiel“ sei. Womit er vermutlich meint, dass der Name Kubitschek (wie übrigens auch Kositza) slawischen Ursprungs ist. Dass jemand aber hier immer noch von „Blut“ und „blutsmäßigem Austausch“ spricht, wenn es um die ethnische Abstammung und Vermischung geht, das ist bemerkenswert.

„Klar ist“, so Kubitschek, „dass jedes Volk auch eine ethnische Größe ist und dass der Verlust dieser relativen Homogenität große Probleme nach sich zieht.“ Mit „ethnischer Größe“ ist eben jene „blutsmäßige“ Homogenität gemeint, für die er und seine Partnerin gerade nicht stehen. Doch nicht nur deshalb ist ist diese Behauptung überhaupt nicht „klar“, ebenso wenig wie Kubitscheks Folgebehauptung: „Bestimmte politische Konzeptionen funktionieren nur, wenn es eine gewisse Homogenität im Volk gibt. Demokratie ist nur möglich, wenn Sie akzeptieren können, dass Sie überstimmt werden. Wenn das, was Sie überstimmt, zu fremd ist, können sie das nicht. Das betrifft beispielsweise die Frage nach unseren Rechtsnormen auf der einen Seite und Scharia-Ansätzen auf der anderen Seite.“

Es ist nicht ganz klar, ob Kubitschek meint, Anhänger der Scharia könnten demokratische Entscheidungen nicht akzeptieren, wenn sie der Scharia widersprechen, oder ob er das Gespenst der Einführung der Scharia in Deutschland per Mehrheitsbeschluss an die Wand malt. Beide Auffassungen offenbaren ein mangelhaftes, ja erschreckendes Verständnis von Demokratie.

Dass bestimmte religiöse Gebote mit gesetzlichen Regelungen in Konflikt geraten, ist nicht neu und nicht beschränkt auf „Fremde“. Die katholische Kirche beispielsweise lehnt die Scheidung und die Abtreibung ab. Katholiken, die sich scheiden lassen, werden vom Abendmahl ausgeschlossen und sind damit der Gnade nicht teilhaftig. Niemand zwingt gläubige Katholiken, die Tatsache zu „akzeptieren“, dass der Staat die Scheidung erlaubt und die Abtreibung zwar verbietet, zugleich aber zulässt. Die Kirche agitiert auch beständig dagegen, und das ist ihr gutes Recht. Für alle wirklich religiösen Menschen gilt der Satz, dass sie „Gott mehr gehorchen (müssen) als den Menschen.“  Radikale Protestanten wie die Quäker und die Zeugen Jehovas leben diesen Grundsatz noch strenger. Damit muss und kann die Demokratie leben.

Wenn aber Kubitschek meint, irgendwann könnte die Scharia per Mehrheitsbeschluss in Deutschland eingeführt werden, so betreibt er entweder demagogische Irreführung oder weiß tatsächlich wenig über die Demokratie. Um die Verfassung im Sinne der Scharia zu ändern, wäre eine Zweidrittelmehrheit nötig. Sie wird es in der absehbaren Zukunft nicht geben. Die Demokratie ist übrigens nicht nur ein System, in dem man „akzeptiert, wenn man überstimmt wird“. Demokratie ohne Rechtsstaat wäre ja einfach die Diktatur der Mehrheit. Demokratie bedeutet, dass die Minderheit – auch die kleinste – alle Rechte genießt, die die Verfassung garantiert, und dass ihr diese Rechte auch nicht per Mehrheitsbeschluss genommen werden können. Dass man dies auf Gut Schnellroda nicht weiß (oder verschweigt), ist erschreckend.

Es ist in der Tat genau andersherum, als von Kubitschek behauptet. Nur der demokratische Rechtsstaat ermöglicht es verschiedenen Gruppen mit verschiedenen Kulturen und Religionen und politischen Prioritäten, friedlich zusammenzuleben.Es ist kein Zufall, dass die älteste Demokratie der Welt, die USA, eben nicht auf einem „blutsmäßig homogenen“ Staatsvolk aufbaut, sondern, wie John F. Kennedy sagte, „a nation of immigrants“ ist. Und obwohl es gewiss in den USA Rassenprobleme gibt, so sind sie nicht Produkte einer mangelnden blutsmäßigen Homogenität, sprich Rassereinheit, sondern der Ausnutzung ethnischer und kultureller Differenzen durch weiße Suprematisten und gewissenlose Demagogen.

Auch Indien, die größte Demokratie der Welt, ist weder ethnisch noch erst recht kulturell homogen, und doch funktioniert diese Demokratie. Die Probleme Indiens werden nicht durch den Mangel an „blutsmäßiger“ Verwandtschaft hervorgerufen, sondern durch religiöse und nationalistische Fanatiker, die aus Differenzen Gegensätze konstruieren, und aus Gegensätzen Unvereinbarkeiten.

Immer schon bildeten die Juden innerhalb ihrer arabischen, persischen, türkischen und europäischen „Wirtsvölker“ (um den rassistischen Begriff zu verwenden, der nur umgedreht als „Gastarbeiter“ wieder auftauchte) eine abgeschottete Gruppe. Das hinderte aber keines dieser Völker daran, sich zur Nation oder zu einem Imperium zu konstituieren, im Gegenteil; allenfalls machten extreme Nationalisten oder hysterische Christen – gelegentlich auch Muslime – ein Problem daraus.

Und so weiter und so fort.

Nun könnte man einwenden, dass Demagogen, Fanatiker, Hysteriker und Extremisten nur dann einen fruchtbaren Boden für ihre Hasspropaganda finden, wenn die „Völker“ eben nicht homogen seien, wie etwa in Bosnien-Herzegowina; deshalb müsse man – leider, leider! – das Ideal der Multikulturalität und Multiethnizität, der Vielfalt und Toleranz, so anziehend es sein möchte, als unrealistisch begraben.

Aber abgesehen davon, dass Kossitza und Kubitschek die Vielfalt innerhalb einer Nation oder eines Imperiums gar nicht anziehend finden und nirgends so argumentieren: Es ist auffällig, dass der Faschismus und der Nationalsozialismus sich nicht etwa in jenen Ländern durchsetzten, denen es an ethnischer Homogenität mangelte, wie in den USA, Großbritannien oder der Schweiz, sondern in relativ abgeschlossenen und ethnisch homogenen Ländern wie Deutschland, Italien und Japan. Im Falle Deutschlands musste man eine winzige und überdies hervorragend integrierte Gruppe zu „blutsmäßig“ Fremden erklären, um die angeblich ausgerechnet durch die 500.00 Juden bedrohte „Reinheit des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“ zu schützen.

Auch in Bosnien – wie in ganz Jugoslawien – waren seit dem Zweiten Weltkrieg Ehen zwischen Serben und Kroaten,  Muslimen und Christen eher die Regel als die Ausnahme, die „ethnische Homogenität“ ohnehin gegeben (die Albaner einmal beiseitegelassen) – bis die serbischen Nationalisten in den Muslimen plötzlich „Türken“ und in den Kroaten Erzfeinde und Deutschenfreunde entdeckten. Kurzum, die ethnische „Differenz“ ist eine „Différance“, um das Kunstwort von Jacques Derrida zu verwenden: eine künstliche Zuschreibung, kein naturgegebenes Faktum, schon gar nicht ein Fatum.

Wer sind die Vertreter der „Hyperidentität“?

Das Argument, die Demokratie (oder, wie andere sagen: der Sozialstaat) funktioniere nur in einem blutsmäßig homogenen Staat, ist so absurd, dass Kubitschek selbst nicht lange darauf herumreitet. Kositza weicht auf ein anderes Feld aus: „Das Gefühl des Verlusts an Kultur war für uns überhaupt ein Grund, uns als rechts zu empfinden“, behauptet sie. „Mich macht es traurig, wenn Vertrautes, Sprache, Sitte, Feste ihren Charakter verlieren und von sei einer Hyperidentität verdrängt werden.“ Nun gut, das geht vielen so: CSUler lieben den Barock, die Biergärten und die Blasmusik, SPDler trauern nostalgisch Arbeitersiedlungen im Ruhrgebiet, Taubenzüchtervereinen – und der Blasmusik der zechenkapellen – hinterher, und so weiter. Das ist gut konservativ gefühlt, aber, wie das Beispiel SPD zeigt, kein Grund sich „als rechts zu empfinden“ und von blutsmäßiger Homogenität zu schwafeln.

Denn Konservative wissen auch, dass sich „Sprache, Sitte und Feste“ wandeln, wie das Landschaftsbild und die Architektur; nicht wegen einer aufgestülpten „Hyperidentität“, über die noch zu sprechen sein wird, sondern zum Beispiel wegen der Technik. In meiner bayerischen Verwandtschaft fällt es einigen aus meiner Generation schwer, mit mir Hochdeutsch zu reden, und mir also schwer, ihnen zu folgen. Die Enkelkinder sprechen schon untereinander Hochdeutsch, obwohl sie den Dialekt beherrschen. Der Grund für diese Bereicherung ihrer Optionen ist das – deutsche – Fernsehen.

Was „Sitte“ angeht, so mag mancher Reaktionär sich zurücksehnen nach der Zeit, da Frauen ihre „Ehre“ verloren, wenn sie vor der Ehe mit einem Mann schliefen, aber auch da ist nicht die „Hyperidentität“ schuld an der Erweiterung ihrer Optionen, sondern die Pille.

Auch Feste ändern ihren Charakter, nicht weil eine „Hyperidentität“ deren ursprüngliche Bedeutung verdrängt hätte, sondern weil die Menschen anders empfinden, anders glauben, anders feiern: Weihnachten war ein paganes Fest, dann wurde es ein christliches, nun ist es wieder ein semi-paganes; dito Ostern. Dass Ramadan und Halloween hinzugekommen sind, ist eine Erweiterung der Feieroptionen und schränkt niemanden in seiner Freiheit ein, Weihnachten entweder als Konsumorgie oder als Fest der Geburt des Gottessohns – oder beides – zu feiern.

Die Landschaft ändert sich: Fabrikschlote, Kühltürme, Überlandleitungen, Autobahnen, Windräder. Mais verdrängt andere Feldfrüchte, ähnlich wie zuvor die Kartoffel. Im 18. und 19. Jahrhundert wuchs der Wald, bedeckte vorher sandige und warme Flächen und schuf ein völlig neues Ökosystem. Die Städte des Mittelalters brannten nieder und wurden in Stein wieder aufgebaut. Stadtmauern wurden niedergerissen, Verteidigungsgräben zugefüllt und zu Parks umgestaltet. Und so weite rund so fort. Außer dem Wandel ist nichts beständig, und gerade Symbole des Beständigen – wie etwa der Wald – erweisen sich bei näherem Hinsehen als Produkte der Moderne.

Auch das kulturelle Argument ist derart absurd, dass Kositza es bald wieder verlässt, nicht ohne den Hinweis freilich, dass sich Kubitschek „mehrmals in Kamerun“ aufgehalten habe, wo er „das Andere als Anderes wahrgenommen“ habe, „ohne Herablassung oder Geringschätzung“ – ganz anders als andere Touristen, denen – so Kubitschek – „nur eine konsumierbare Folklore vorgesetzt“ wird. Das ist gewiss der Fall; aber kaum besser ist es, „das Andere als Anderes“ unkritisch wahrzunehmen, wenn zu diesem Anderen gehört, dass in Kamerun Hexerei und Homosexualität brutal bestraft werden, wenn der Staat autoritär regiert wird und korrupt ist und die Geburtenziffer 4,7 Kindern pro Frau beträgt, auch deshalb, weil nur 13 Prozent der Frauen und Mädchen Zugang zur Pille haben. Eine gewisse „Geringschätzung“ der Elite dieses zu 70 Prozent christlichen Commonwealth-Landes, die solche Zustände zu verantworten hat, wäre schon an der Tagesordnung, meine ich.

Aber ich bin ja ein „Globalist“ und damit angeblich Vertreter jener „Hyperidentität“, die als „Kosmopolitismus“ von den Stalinisten und als – na, Sie wissen schon – von den Nazis bekämpft wurde. (Für Kubitschek bin ich gar „ein vergifteter Brunnen“. Den „Brunnenvergifter “ hat er sich gerade noch verkniffen.) Am Schluss des Gesprächs mit Thomas Wagner ziehen Kubitschek ihre Trumpfkarte: „Echte Kultur und echtes so-und-nicht-anders-Sein“ sei „nicht verfügbar, nicht konsumierbar“, so Kubitschek nicht „merkantil ausschlachtbar“, so Kositza, widersetze sich dem Drang der „globalen Wirtschaft“, „einheitliche Konsumgewohnheiten“ herzustellen, um „einheitlich produzieren“ zu können.

Linke und Rechte gegen den humanistischen Universalismus

Verzückt hört Thomas Wagner zu. Denn, wie er schreibt: „Die Frontstellung gegen einen zumindest partiell als repressiv empfundenen humanistischen Universalismus verbindet einen Ethnopluralismus, der die Andersheit des Anderen betont, mit dem Begriff der Differenz, wie er in den 70er Jahren … auf Seiten der Linken üblich wurde.“ Darum geht es: Um die „Frontstellung gegen den humanistischen Universalismus“. Um die Verteidigung von Diktatur und Korruption, Homosexuellen- und Hexenverfolgung, Aberglaube und Hass als „Differenz“. Das in der Tat verbindet Teile der Linken, die zu ihrer ewigen Schande ihren universalistischen Anspruch aufgegeben haben, mit der extremen Rechten.

Es ist kein Zufall, dass diese Linke auch anfällig ist für den Antisemitismus, gelten doch die Juden als Erfinde rund Träger des universalistischen Gedankens. Aber das will ich hier nicht weiter ausführen. Wohin freilich diese linke „Frontstellung gegen den humanistischen Universalismus“ führt, will ich an einem Beispiel ausführen, über das ich 2010 in der WELT schrieb. Jasbir Puar – „Queer-Theoretikerin“ und Professorin für Frauen- und Gender-Studien an der Rutgers-Universität in New Jersey – hatte auf einer Konferenz in Berlin einen Vortrag angekündigt: „Beware Israeli Pinkwashing!“ Hintergrund war die Aktion der britischen Gruppe „OutRage“, die für die Rechte sexueller Minderheiten kämpft und auf einer Pro-Palästina-Demonstration die Losung verbreitete: „Israel: Schluss mit der Unterdrückung Palästinas! Palästina: Schluss mit der Unterdrückung von Queers! Schluss mit Ehrenmorden an Frauen und Schwulenmorden in Palästina!“

Was, so sollte man meinen, gut links und gut universalistisch gedacht ist. Es gibt keine guten und schlechten Unterdrücker; man muss überall auf Seiten der Unterdrückten stehen. Das sah (und sieht) Puar anders. Solche Losungen „verwässern die Solidarität mit der Sache Palästinas“, schimpfte sie in der Zeitung „The Guardian“. Der Kampf gegen Israel dürfe „nicht durch eine derart unterkomplexe Haltung unterminiert werden“. Mit anderen Worten: die Identität als Palästinenser ist in der Hierarchie der Unterdrückung wichtiger als die Identität als Schwuler oder als Frau. Pech für die palästinensischen Schwulen, Lesben, Transgender-Menschen, für die Opfer von Ehrenmorden, sexueller und häuslicher Gewalt: Die Ethnie geht vor. Das Blut geht vor. Du bist nichts, dein Volk ist alles. Dahin hat sich die Linke gebracht. Jedenfalls Teile davon.

„I am large. I contain multitudes” (Walt Whitman)

Ich habe Puar zitiert, weil sie ex negativo die entscheidende Frage beleuchtet, die von Identitären und Ethnopluralisten, postkolonialer und „antiimperialistischer“ Linke falsch beantwortet wird. Nämlich worin – oder woraus – meine „Identität“ besteht. Gewiss hat die Ethnie (das verschämte Wort für „Rasse“ ihren Platz, die Nation und ebenso die Kultur. Das zu leugnen hieße die Realität leugnen. Aber weder Rasse noch Nation noch erst recht Kultur müssen die bestimmenden Elemente meiner Identität sein. Die frühen Sozialisten hofften, die Proletarier aller Länder würden erkennen, dass sie gemeinsame Interessen haben, die sie über nationale und kultuzrelle Grenzen hinweg verbinden. Frauen in der ganzen Welt haben gemeinsame Interessen. Schwule und Lesben fühlen sich in Berlin und Tel Aviv zuhause – aber auch arabische Schwule und Lesben eben nicht in Ramallah ode Riad. Im Europa des 16. und 17. Jahrhunderts war die Religion wichtiger als die Nation oder die gemeinsame Sprache und Kultur. Im 14. und 15. Jahrhundert bildeten Gruppen wie die Humanisten übernationale Zirkel, verbunden durch die Liebe zu bestimmten Idealen und die lateinische Sprache. Wissenschaftler in der ganzen Welt kooperieren heute. Viele junge Menschen betrachten sich zuerst als Europäer, dann erst als Angehörige einer bestimmten Nation. Generationen können Identität stiften, man denke an die „68er“ und die „Millenials“.

Es ist geradezu widersinnig, in einem Zeitalter, in dem ich mich per Smartphone mit – sagen wir – einem Blues-Fan in Israel verbinden kann, der mir das Video einer mexikanischen Musikgruppe empfiehlt, das ich mir sofort auf YouTube ansehe, um es dann meinen deutschen Mitmusikern zu empfehlen, einen „Ethnopluralismus“ zu predigen, eine abgeschottete „Identität“, die Vorrang haben soll vor all den anderen Identitätsangeboten meiner Welt. Ich bin Engländer, Anglikaner, Atheist, Halbjude, Deutscher, Ehemann, Vater, Großvater, Journalist, Ex-Lehrer, Ex-Kommunist, Kosmopolit, Intellektueller, Musiker, Beatles-Fan, Linker und noch viel mehr, nicht immer in der Reihenfolge. Der von Linken und Rechten verschmähte humanistische Universalismus gibt mir die Sicherheit, dabei Teil der Menschheit zu sein, die in ihrer ungeheuren Vielfalt nicht daran denkt, sich wieder pressen zu lassen in rassisch oder religiös oder kulturell bestimmte Identitätskästen. Gibt man den Universalismus auf, gibt man das Menschsein auf.

Anmerkung: Aufgrund der berechtigten Kritik eines Kommentators („Waldgänger aus Schwaben“, siehe unten) habe ich den Artikel an der betreffenden Stelle überarbeitet.

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219 Gedanken zu “Das Elend der Ethnopluralisten;”

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    Wenn in überschaubarer Zeit die letzten abstammungsmäßig Deutschen aus Deutschland verschwunden sind, dann wird die Welt erahnen, daß sie doch etwas Unverwechselbares verloren hat und hört dabei vielleicht Johann Sebastian Bach.

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      Genau, und Leute wie der Posener säfteln schon bei dem Gedanken, die letzten Deutschen mitsamt ihrer einzigartigen Kultur auszurotten. Posener hat nichts im Blut außer Haß (spuck).

      Linke sind eben Linke – Rassisten gegen Deutsche, Zerstörer der Kultur, Vernichter alles Guten und Gesunden. Das ist der Linke, da er selbst keine Kultur hat, freut er sich, die der anderen zu vernichten. Sein Wirken sieht man überall, auch in der Bevölkerungspolitik, wo „Braun statt weiß“ sein Motto ist.

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        Und Antisemiten wie Sie glauben, wenn Sie das Codewort „Linke“ statt Juden verwenden, würde man ihren Judenhass nicht merken. Sie glauben vermutlich auch, der Mossad könnte ihre Fake-Email-Accounts nicht knacken.

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        Sie sehen Gespenster. Jude zu sein, ist eine Identität mit religiösen und ethnischen Komponenten. Links zu sein ist eine Weltanschauung, die erworben wird.
        Den Unterschied zwischen beidem dürften Sie kennen, aber Sie vermischen dies ganz gezielt, um Andersdenkende als Antisemiten zu verleumden. Wenn man Linke kritisiert, ist man „Judenhasser“. Wo im Himmel haben Sie das denn her?
        Sie können nur, wenn man Ihnen eine Meinung sagt, die Sie nicht teilen, losbelfern wie der letzte Hassmensch. Von Argumenten haben Sie mit Sicherheit noch nie gehört!

        Und was den Mossad betrifft: diese Drohung geht ins Leere und sagt mehr über Sie aus als über mich.
        Was sollte ich gegen den Staat Israel haben, oder gegen auch nur einen seiner Bürger? Unverständlich.
        Hier geht es um mein Land, nicht um Israel, und um Sie, um Ihre sog. Meinung. Sonst um nichts, bzw. um Ihre Ideologie als Schreiber in dem, das eine kluge Person einmal „Deutschlandfresserpresse“ nannte.

        Und ich halte Sie letztlich für eine paranoide Gestalt, die überall Judenfeinde sieht, auch dort, wo keine sind. Und für einen antideutschen Rassisten.

        Aber ich will Ihnen Ihren fanatischen Rassenhass nicht madig machen – er ist wahrscheinlich die Kraft, die Sie überhaupt noch am Leben hält.

        Sie tun mir leid.

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        Ähm, welche „Rasse“ hasse ich denn, Ihrer Meinung nach, Bubl? Sie meinen vermutlich die „arische“ oder „deutsche“ (so es sie gibt) und unterstellen, dass ich nicht dazu gehöre. Aber Sie sind natürlich kein Antisemit. Und Sie glauben offensichtlich im Ernst, die Israelis würden das Internet nicht überprüfen.

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        Sie hassen die deutsche Kultur und Rasse – auch wenn Sie selbst halb Deutscher sind. So was gibt es. Im übrigen sind Sie in diesem Artikel schon ganz exakt beschrieben:

        http://www.pi-news.net/2016/10.....hr-allein/

        Sie können halt nicht aus Ihrer Haut, äh, Ideologie. Daher ist eine Unterhaltung mit Ihnen sinnlos. Ich werde nicht einmal Ihre haltlose Unterstellung, ich sei ein Antisemit, meinem Rechtsanwalt vorlegen. Ich bitte Sie nur, in Zukunft mit solchen Zuweisungen vorsichtiger zu sein, da diese gegebenenfalls auch strafrechtlich relevant sein können.

        Leben Sie wohl und auf (hoffentlich) Nimmerwiedersehen 🙂

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        Ich gehöre also zur Hälfte der deutschen „Rasse“ an? Und zur anderen Hälfte?

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    @APo: ‚Nein, blonderhans. Aber wir als Deutsche sollten zuerst vor der eigenen Tür kehren. Sie wissen, was der mann aus Nazareth über den Span und den Balken sagte.
    Im übrigen, da Sie um Ihr Katholischsein so ein Gewese machen: Was sagen Sie zu diesen Aussagen des Kardinals Woelki?‘

    … lieber Alan Posener, Sie wissen aber auch, dass es neben Span und Balken das Brett vor dem Kopf geben kann.

    Sie haben geschrieben: ‚Und da glauben die Deutschen, die sich vor einem falschen Gott niederwarfen, schon nach zwei Generationen das abtun zu können?‘ Könnten Sie das bitte näher erläutern? Ich hatte gar nix von Deutschen geschrieben.

    Und ich mache um mein ‚Katholischsein auch kein Gewese‘, ich beantworte Fragen und verteidige die Kirche Christi. Aber bitte, das dürfen Sie auch.

    Woelki hatten wir hier schon. Einzig seine Einstellung in den Fragen zur Abtreibung – so dürften Christen ‚keine Ruhe geben‘ und nicht zulassen, dass die Tötung ungeborener Kinder als Ausdruck einer liberalen Gesellschaftsordnung gelte – stimme ich zu. Er ist halt nicht immer ganz koscher.

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      Schau, schau, Posener (auf das „lieber“ können wir doch verzichten), wie leicht sich des Pudels Kern enthüllt. Der „deutsche“ Posener entpuppt sich als „Gerade wir als Deutsche“-Deutscher. Posener scheut sich dabei nicht, sowohl den Namen Gottes als auch von Auschwitz zu mißbrauchen.

      Das Problem ist beileibe nicht, dass wir des Nationalsozialismus und Auschwitz gedenken, erinnern; mehr Wissen statt der gestanzten „Lehren“ des Mainstream-Antifaschismus würde hier nicht schaden.

      Für die „Gerade wir als Deutsche“-Deutschen wie Posener ist „sub specie Auschwitz“ gewissermaßen der Satz vom Grund der deutschen Identität; in meinen Augen ist das eine Partial- und Schrumpfidendität; für Poseners Deutschsein mag sie genügen und nützlich sein. Man sieht im Disput mit Blonden Hans deutlich, dass das „wir“ ein Etikettenschwindel ist, dass in dieser Konstellation Posener, der die geballte Macht des alttestamentarischen eifernden Gottes und des Holocaust auffährt, ein Agent des Über-Ich ist, nicht sich selbst unterwirft, sondern den Andern unterwerfen will, Über-Ich-Introjekte injiziert. Wenn Sie schreiben „dass ich als Deutscher zugleich die Verantwortung für den Holocaust annehme und von meinen Mitbürgern einfordere“, ist das nicht ein Taschenspielertrick? Sie stehen doch nicht in der Kette der zweiten, dritten und vierten Generationen derer, deren Väterschuld Gott bis ins xte Glied verfolgt, wie Sie dem Blonden Hans weismachen wollen? Sie haben doch eine ganz andere Position?

      Ihr „Freund“ (by the way, ich habe bei ihm nie gelesen, dass Sie sein Freund seien, aber vielleicht ist er nur dezenter und versucht nicht, mit namedropping zu reüssieren) Henryk Broder hat sich nie als „Gerade wir als Deutsche“ hinterlistig in die „Volksgemeinschaft“ eingeschlichen. Er hat sich immer klar positioniert; wenn er sah, dass Israel bedroht und angegriffen wird, hat er wie ein Löwe gekämpft, bis die Fetzen fliegen und die Schwarten krachen. Insofern sieht er es auch für richtig an und hat dies auch unterstützt, wenn die Deutschen eigenständige Interessen vertreten und sich gegen Schädliches zur Wehr setzen. Sie dagegen haben alles getan, die Wehrhaftigkeit der Deutschen zu unterminieren. Während Sie hier als Wächter sub specie Auschwitz posieren, hat Broder schon lange auf die psychopathologischen Prozesse der Auschwitzfixierung hingewiesen.

      Die Brodersche Formel (natürlich doppeldeutig) war: vergesst Auschwitz und bedient Euch Eures Verstandes. Meines Erachtens – natürlich mit Ausnahme der Gründung des Staates Israel und den Verpflichtungen gegenüber den Opfern – gab und gibt es keine politischen Fragen und Entscheidungen, die sub specie Auschwitz besser gestellt und entschieden wurden, z.B. weder die deutsche Wiedervereinigung (die, wie einige meinten, sub specie Auschwitz ausgeschlossen werden sollte), noch der Balkan Krieg (für den mobilisiert wurde, dass man Auschwitz zu verhindern habe). Genau so wenig werden die Argumente in der sog. „Flüchtlingskrise“, ein Etikettenschwindel für eine Einwanderungspolitik, die, Merkel dixit, aus einer illegalen eine legale machen soll, durch ein nudging sub specie Nazi und Auschwitz, besser. Ich bin mir da fast sicher, nicht ganz; vielleicht können Sie, Posener, doch ein paar Gegenbeispiele geben.

      Sind Sie eigentlich dümmer als die Polizei erlaubt? Ich hatte geschrieben „Ich weiß natürlich, dass ein „Hybrid“, wie Sie sich präsentieren, andere, weniger anspruchsvolle Theorien und Rechtssysteme bevorzugt …“ und Sie übersetzen „Und sehen Sie: in der Konstruktion einer „blutsmäßigen“, „hybriden“ (Ihre Wortwahl) Neigung zu „weniger anspruchsvollen Rechtssystemen“ zeigt sich Ihre fatale Befangenheit in der braunen Ideologie, in der Sie, der Reinrassige, erzogen wurden.“ Es gefällt mir zwar nicht, aber ich toleriere es, wenn Sie mich persönlich anmachen, aber lassen Sie bitte meine Erzieher aus dem Spiel, von denen Sie nichts wissen, auch nicht, wie sie mich erzogen haben. Ich habe mit „Hybrid, wie sich sich präsentieren“ auf die Beliebigkeit und Gleichgültigkeit Ihrer Komponenten angespielt, das Wort „blutsmäßig“ ist bei mir nicht gefallen. Ich habe auch nicht das geringste gegen gelungene, auch „blutsmäßige“ Hybridisierungen; davon kenne ich einige. Ich befürchte auch nicht, dass es mit der Masseneinwanderung zu einer massenhaften Hybridisierung kommt; im Gegenteil: die Ethnien werden sich in separaten Regionen, Kantonen niederlassen; eigentlich Ethnopluralismus, nach Ihrer Definition, da dies in einem Staat erfolgt, nicht Ethnopluralismus, sondern Multikulturalismus. Wie auch immer, ich will mich da mit Ihnen nicht streiten. Als Prophet sehe ich eher so ein Gebilde wie den Libanon mit seinen Kantonen, mit dem Unterschied, dass die Kantone derer, die schon länger hier leben, die Kantone der Kosmopoliten im Sinne Poseners, die noch nicht so lange hier leben, subventionieren und alimentieren; na ja, „Gerade wir als Deutsche“.

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        Sie wissen, Othmar Friedrich Rabe Mercator Kaufmann, dass ich Ihre Beiträge nicht mehr lese, sondern hier nur als Anschauungsmaterial oder Riechproben einstelle? Sie wissen ja: Wer Mundgeruch hat, erfährt es als Letzter. Sie können nicht den Mund aufmachen, ohne dass man den Antisemiten riecht.

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        Nein, wußte ich bisher nicht.
        Wenn Sie damit sagen wollen, dass Sie meine bisherigen Kommentare nicht gelesen habe, finde ich erstaunlich, wie Sie traumwandlerisch und olfaktorisch meine „Wortwahl“ in Gänsefüßchen setzen und verfälschen.
        Wenn Sie damit sagen wollen, dass Sie meine Kommentare nur durch die Nase Ihrer Erwartungen und Vorurteile lesen, stimme ich Ihnen zu.
        Wenn Sie sagen wollen, dass Sie meine Kommentare veröffentlichen wollen, ohne sie vorher zu lesen und zu überprüfen, bin ich einverstanden.

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        Wissen Sie, letztlich kann Posener nicht außerhalb seiner Ideologie denken.
        Daß diese tendentiell totalitär ist, wird schon aus seinen eigenen Worten klar.

        Ich sage: im wesentlichen sehen wir den Kampf der weißen Rasse gegen die dunkle Rasse, wobei unsere Machteliten die Seite der letzteren einnehmen. Aber wer die Dritte Welt importiert, wird selber zur Dritten Welt. Mit den Türken hat anno 61 dieser Prozeß begonnen…

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        Linkenhasser, ich habe den Verdacht, dass Sie eine False-Flag-Figur sind. Wenn sich Posener einen „Linkenhasser“ pinseln würde, würde er die Striche und Punkte haargenau wie Sie setzen, um eine „Riechprobe“ zu präsentieren.

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        Ja, und die Zensurpraxis auf dieser Seite unterstreicht nochmals, was ich über P.s totalitäre Denke gesagt hatte.

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        Lieber Posener,

        ob Juden in einem westlichen Nationalstaat außerhalb Israels leben oder Staatsbürger sein können, hängt u.a. vom dortigen Nationalismus ab. Fragt der nur nach Sprache und Bekenntnis zur Nation, geht das. Schwierig wird es, wenn ein völkischer Nationalismus überdies nach Abstammung, Rasse und Religion fragt.
        Größere antisemitische Töne höre ich derzeit eigentlich nur aus Osteuropa (Orban). Die Rechte in Westeuropa ist heute oft ostentativ philosemitisch und wirft den Muslimen Antisemitismus vor.

        Ich glaube, wie Broder, dass der Judenhass letztlich religiös bedingt ist. Rassistische und nationalistische Begründungen sind alter Wein in neuen Schläuchen gewesen. Nach der Aufklärung konnte der Judenhass nicht mehr so rein religiös begründet werden wie früher.

        Der Münsteraner

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        Lieber Münsteraner, Sie schreiben: „Ich glaube, wie Broder, dass der Judenhass letztlich religiös bedingt ist.“ Wo schreibt Henryk das?
        Und was heißt „letztlich“?
        Wie erklären Sie sich dann, dass die Vernichtung der Juden ausgerechnet von einem Regime betrieben wurde, das jegliche Bindung an die Religion verneinte? Un dass dieses Regime nicht nur religiöse Juden verfolgte, sondern jüdischstämmige Christen, Atheisten, Buddhisten usw. usf. und ihre Kinder?
        Sie schreiben, dass die Rechte in Westeuropa „ostentativ philosemitsch“ sei. Das stimmt nur zum Teil. Es stimmt nicht für die NPD. Es stimmt nicht für einen Teil der FPÖ, der AfD, des Front National, des Vlams Block, und das Interessante ist, dass die Führung in all diesen Parteien sich zwar vom Antisemitismus distanziert, jedoch sich nicht traut, in den eigenen Reihen aufzuräumen. Man duldet die Höcke, Gedeon und Konsorten, weil man weiß, dass ein großer Teil der Mitgliedschaft ihren Positionen zustimmt.
        Was Sie wollen, ist Folgendes: Sie wollen Ihren Nationalismus pflegen, ohne sich mit seinen dunklen Seiten zu befassen. Das geht nicht. Noch einmal: der Nationalismus ist legitim. Ein Nationalismus, der nicht selbstkritisch ist, ist nicht legitim.

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        Broder reflektierte das, glaube ich, in irgendeinem Filmbeitrag.

        Dass der NS durch und durch antichristlich gewesen sei, ist eine Ammenmärchen der CDU. Hitler hat seinen Antisemitismus unter anderem auch religiös begründet ( quasi als göttlicher Auftrag) und die Kirche hat die Waffen gesegnet und an der Front gepredigt, dass Kommunisten keine Seele haben. http://www.humanist.de/kriminalmuseum/heiland2.htm

        Insofern ist auch der Satz Antisemitismus braucht keine Begründung“ historisch nicht haltbar. Hitler musste einigen Begründungsaufwand betrieben, um seine Mitwelt von seinem Vorgehen gegen die Juden zu überzeugen, obwohl er sowieso Diktator war. Neben religiösen „Argumenten“ führte er bekanntlich u.a. rassistische (Juden als Rassentuberkulose der Völker) und antikommunistische Gründe an. Aber wahrscheinlich meint ja der obige Satz etwas anderes…

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        Ja, lieber Münsteraner, Sie haben Recht: Hitler hatte eine quasi-religiöse Auffassung seiner Mission. Er war ja Katholik. Und ja, der Satz, „der Antisemitismus bracht keine Begründung“, ist schlecht formuliert. Ich meine damit, dass der Antisemit sich der Ideologeme bedient, die da sind, um seine Obsession zu rechtfertigen. Das können religiöse, aber auch antireligiöse, nationale, aber auch antinationale, konservative, aber auch progressive Ansichten sein. Henryk Broders Titel „Der ewige Antisemit“ spielt auf diesen Tatbestand an: Die geistigen Moden wechseln, der Antisemitismus bleibt. Deshalb ist es ein Gedankenfehler zu meinen, eine bestimmte Ideologie schütze vor dem ältesten Vorurteil der Welt.
        Aber diese Dinge haben wir hier auf der Seite ewig durchgekaut, sie sind Ihnen so bekannt wie allen anderen regelmäßigen Kommentatoren. Mir und Ihnen geht es um etwas anderes: um das Verhältnis von Nationalismus und Antisemitismus. Und da steht mein Satz im Raum, dass es weder historisch noch aktuell einen Nationalismus (wohlgemerkt: nicht Patriotismus) ohne Antisemitismus gibt. Den konnten Sie nicht widerlegen.

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    Ich mag weder Ethno- noch Multikulturpluralismus. Dahinter verbergen sich Machtansprüche. Mir gefallen Kulturpluralismus und Patriotismus. So wie ’s Papst Benedikt XVI. in seine Rede im Berliner Reichstagsgebäude, Donnerstag, 22. September 2011, für Europa formuliert hat:

    ‚Die Kultur Europas ist aus der Begegnung von Jerusalem, Athen und Rom – aus der Begegnung zwischen dem Gottesglauben Israels, der philosophischen Vernunft der Griechen und dem Rechtsdenken Roms entstanden. Diese dreifache Begegnung bildet die innere Identität Europas.‘

    In dieser Reihenfolge: Familie, Heimat, Vaterland, Europa. Wobei für mich ‚katholisch‘ an erster Stelle steht.

    So sei es.

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      Also Religion, Familie, Heimat, und dann erst Vaterland. D’accord, blonderhans. Ich habe andere Prioritäten, Familie wohl an erste Stelle, aber das ist ja das, was ich meine: das Deutschsein ist nur Teil unserer Identität, und nicht unbedingt der wichtigste.

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        @APo

        … irgendwo hatte ich gelesen Sie sind Anglikaner, mit Taufschein. Dann gelten auch für Sie die 10 Gebote. Meine Familie fühlt sich durch meine Einstellung nicht benachteiligt. Es gilt für sie im Einzelnen dasselbe. Schließlich steht Jeder Mensch als Einzelner vor Gott.

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        Ja, blonderhans, die 10 Gebote gelten, zum Beispiel: „Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation; bei denen, die mich lieben und auf meine Gebote achten, erweise ich Tausenden meine Huld.“
        Und da glauben die Deutschen, die sich vor einem falschen Gott niederwarfen, schon nach zwei Generationen das abtun zu können? Ob sie nun Martin Walser oder Björn Höcke heißen: sie kennen ihre Bibel nicht.

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        APo: ‚Und da glauben die Deutschen, die sich vor einem falschen Gott niederwarfen, schon nach zwei Generationen das abtun zu können? …‘

        … lieber Alan Posener, nur die Deutschen? Oder anders gefragt: ‚Quis ut Deus?‘

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        Es gab auch Nationalisten, die sich vom Judenhass der Nationalsozialisten distanziert haben, in Deutschland Ernst Jünger zum Beispiel, der in die innere Emigration ging.

        In den westeuropäischen Nationalstaaten leben die Juden jetzt nach der Judenemanzipation schon sehr lange als gleichberechtigte Mitbürger. In der vornationalstaatlichen religiösen Ordnung des Mittelalters wurden die Juden ausgegrenzt, diskriminiert und verfolgt. Welche Probleme sollte ein rational denkender westlicher Nationalist, der nicht von religiösem Hass angefressen ist, auch damit haben, dass eine kleine Minderheit von Juden in seinem Land lebt, die sich im Habitus kaum vom Rest der Bevölkerung unterscheidet und zum Teil tolle wissenschaftliche Leistungen vollbringt, die den Ruhm des eigenen Landes mehren?

        Die Nationalsozialisten haben vor allem rassisch, sozialistisch, imperialistisch und kolonialistisch gedacht, nicht klassisch nationalistisch. Andere Nationalstaaten wie Polen haben sie ja nicht respektiert und sie sind von nationalistischen Widerstandsbewegungen anderer Länder bekämpft worden. Das eigene Volk haben sie rassisch auseinanderdividiert in Rassetypen. Sich selbst haben sie in die Tradition des religiösen Judenhasses von Martin Luther gestellt.

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        Lieber Münsteraner, das ist, wie Sie ja wissen, ein weites Feld – der Judenhass. Der von Ihnen zu Recht bewunderte Henryk M. Broder hat darüber ein schmales Bändchen mit dem Titel „Der ewige Antisemit“ vorgelegt. Fazit: ob Christ oder Atheist, Nationalist oder Sozialist, Rinker oder Lechter: der EINE Feind war immer da. Mein Vater, selbst Jude, kennzeichnet in seiner Autobiografie seine eigene jugendliche Haltung zu seinen Mitjuden als „antisemitisch“, und ich zitiere im Anhang einen Brief von ihm aus Palästina, der eindeutig antisemitisch ist. Dafür gibt es einem Brief von mir als Zehnjährigem an ihn, der ebenfalls antisemitisch ist. Es gibt keine Sicherheit davor, schon gar nicht in einer angenommenen Ideologie oder Identität, bestimmten Vorurteilen zu verfallen, und je mehr man gaeubt, von ihnen frei zu sein, desto sicherer wird man ihr Opfer.
        Sie fragen: „Welche Probleme sollte ein rational denkender westlicher Nationalist, der nicht von religiösem Hass angefressen ist, auch damit haben, dass eine kleine Minderheit von Juden in seinem Land lebt, die sich im Habitus kaum vom Rest der Bevölkerung unterscheidet und zum Teil tolle wissenschaftliche Leistungen vollbringt, die den Ruhm des eigenen Landes mehren?“
        Aber warum fragen Sie mich? Ich kann Ihnen das nicht beantworten. Es war jedoch so. Nicht nur in Nazi-Deutschland. In Polen. In der CSR. In Österreich vor dem Anschluss. In Frankreich: meinem Vater als Exilant wurde 1934 vorgeworfen, Teil eines „jüdisch-deutschen (judéo-boche) Komplotts“ gegen Frankreich zu sein. Die Frage ist richtig, aber NICHT, wie Sie sie stellen, als rhetorische. Sondern als Forschungsfrage. Fragen Sie. Forschen Sie. Berichten Sie.

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    Vorab ein Bemerkung zu dem Disput zwischen Posener und Stogumber. Es ist doch nicht strittig, dass Jude ist, wer eine jüdische Mutter hat, bzw. die Brit Mila (den Bund der Beschneidung) eingegangen ist. Wer diese Kriterien nicht erfüllt, ist – stupid – kein Jude, egal wo, sei es in Israel, den Vereinigten Staaten, Persien, Türkei, Deutschland oder sonstwo. Die Geschichte der Juden und des Judentums zeigt die Bandbreite zwischen Segration, selbstgewollt oder aufgezwungen („people that dwell alone“) und Integration, Assimilation, Vermischung (Posener: „Anders gesagt: Neben der Gefährdung durch Pogrome und dergleichen gab es auch (und gibt es) die Frage der Gefährdung durch Assimilation“). Rassistische Nazi-Definitionen (Halbjude, Vierteljude etc.) sind nicht hilfreich.

    Den Begriff einer „hybriden“ Identität, der sich eingebürgert hat, halte ich für unglücklich; er bleibt eine negative (Bastard, Hybris) und (reaktiv) positivierte moralische Bewertung; es scheint, dass Posener den „Hybriden“ als den Neuen Menschen idealisiert, feiert, den „Nicht-Hybriden“ als subhuman abwertet. Je hybrider, desto besser sub specie aeternitatis auf dem Weg zum one world one people eschaton mit lauter kosmopolitischen und universalistischen Candides unter weiser Führung durch Dr. Pangloss Alan Posener.

    Woher nimmt denn Posener seine Zuversicht als aus der Zuversicht linksmerkelianischer Glaubenssätze (für das linksgrüne juste milieu war Merkel der Jackpot und Rolling Stone)? Wenn man sich die, die noch nicht so lange da sind, anschaut, hat man nicht den Eindruck, dass es sich um Kosmopoliten und Universalisten im Sinne Poseners handelt (vielleicht lässt er jedoch die Umma als kosmopolitisch und universalistisch durchgehen). Macht nichts, sagen Menscheningenieur Posener und sein Milieu, wenn sie es noch nicht sind, machen wir sie dazu („wir schaffen das“); es werden doch einige plusdeutsche Journalisten, Kulturwissenschaftler und solche, die was mit Medien machen, herausspringen, die den einfachen deutschen Minusexistenzen Mores und Fortschritt beibringen.

    Man wird den missionarischen Eifer, den Alan Posener an den Tag legt, nicht verstehen, wenn man nicht berücksichtigt, dass sein Prozess der Identifizierung und Identitätsbildung an drei Stellen eine massive Kränkung erlebt hat,

    – die Verweigerung und Verneinung einer deutsch-jüdischen Existenz seines Vaters,

    – den Ausschluss aus der Gemeinschaft des Am HaAretz, erstens, dass er nicht durch eine jüdische Mutter geboren wurde, zweitens, dass er und sein Vater in Israel sich gegen die Beschneidung als Zeichen des Bundes (Brit Mila) entschieden hatte,

    – die Reserve des schottischen Familienzweigs gegen die Liebenswahl seiner Mutter; bei einer Willkommenskultur hätte es sich Alan Posener sicher nicht nehmen lassen, die Prise Brave Hearts in seinem Blut als eine Perle im Diadem seiner Identitäten aufzuführen.

    Wir sehen die komplexe Überlagerung von Identitätskonflikten, die unter dem Leitstern Ausschluss statt Zugehörigkeit stehen. Man muss kein Psychoanalytiker sein, um zu verstehen, dass er, sehr verkürzt dargestellt, die psychischen Konflikte dadurch bewältigte, dass er separates, partielles, exklusives, privilegierendes dämonisiert und ein inflationäres universalistisches Selbst idealisiert. Das ist in der Hauptsache keine bewußter, rationaler Prozess. Man kann das bei Posener als ein progressiver individueller Konfliktbewältigungsprozess ansehen. Ich bezweifle jedoch, dass die politische Theorie, die er ableitet, eine Blaupause für die Bewältigung der Konflikte sein können, die sich aus dem Encounter zwischen denen, die schon länger hier weilen, und denen, die noch nicht so lange hier sind, ergeben.

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      Und nehmen wir an, lieber „Friedich Rabe“, der Sie stilistisch den Antisemiten und Islamophoben Oscar Mercator aka Othmar Kaufmann so haargenau nachmachen können, das wäre so, wie Sie es schreiben. Was bewiese das? Nichts.

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        Ja und? Es sind Sie, Herr Posener, und die ganzen Linken, Migranten und so weiter, die nicht zu Deutschland gehören. Also ab mit Ihnen allen ins Ausland, woher Sie kamen und wohin Sie gehören!

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        Aua, ich nehme an, dass Sie mich nicht unbedingt ehren wollten, als Sie mich aufgrund eines Stilvergleichs mit einem wohl kiezbekannten „Antisemiten“ und „Islamophoben“, Posener locutus, causa finita, in eins gesetzt haben. Wissen Sie, dass es auch falsche Plausibilitäten gibt, lesen Sie mal Chesterton oder Agatha Christie. Meinen Stil habe ich an Henryk M. Broder, einigen Autoren von Tichys Einblick und dem unvergleichlichen Michael Klonovsky geschult, vielleicht hat das der ominöse Mercator auch gemacht, ich weiß nicht. Haben Sie in dem Text, der Ihnen hier vorliegt, Antisemitismus bzw. Islamophobie gefunden?
        Ich versuche das mal bei Ihnen: Eine vergleichende Inhaltsanalyse Ihrer Texte hat ergeben, dass Sie ein Agent, zumindest aber ein Sympathisant der Agenda der Open Society von George Soros sind, der von den bekannten Antisemiten Orban und Netanyahu einen Tritt in den Arsch bekommen hat. Ich halte das für plausibel, stimmt das? Gibt es Unterschiede zur Agenda der Open Society, die mir entgangen sind?
        Was meinen Sie dazu:
        „(…) Ein Nationalstaat darf sich nicht überfordern. Wer sich vorstellt, quasi als imaginierter Vertreter eines Weltbürgertums alle Grenzen des Nationalstaates hinwegzunehmen, überfordert nicht nur die materiellen, territorialen und sozialen Möglichkeiten eines jeden Staates, sondern auch die psychischen Möglichkeiten seiner Bürger. Sogar der weltoffene Mensch gerät an seine Grenzen, wenn sich Entwicklungen vor allem kultureller Art zu schnell und zu umfassend vollziehen.

        Einen großen Einfluss in der Integrationspolitik hat lange Zeit die Konzeption des Multikulturalismus gehabt: Was sich auch immer hinter den einzelnen Kulturen verborgen hat – Vielfalt galt als Wert an sich. Die Kulturen der Verschiedenen sollten gleichberechtigt nebeneinander existieren, für alle verbindliche westlich-liberale Wertvorstellungen wurden abgelehnt. Ich verstehe, dass es auf den ersten Blick tolerant und weltoffen anmuten mag, wenn Vielfalt derart akzeptiert und honoriert wird. Wohin ein solcher Multikulturalismus aber tatsächlich geführt hat, das hat mich doch erschreckt.“

        Was meinen Sie, wer hat das gesagt? Nun, auch im Milieu, das nicht hell genug Deutschland sein konnte, beginnt man zurückzurudern. Ich gehe jede Wette mit Ihnen ein, dass nach ihrer Demission in Schande die arme Angela Merkel der Sündenbock der linksgrünen Journos und typisch deutschen Mitläufern und Herdentiere sein wird „Ich war´s nicht, Angela Merkel war´s. “ Oder sind Sie der letzte Kavalier?
        Nun , es freut mich, dass es hier auf diesem Blog einige tapfere Kommentatoren gibt, die bereit sind den Scherbenhaufen, den das linksgrüne Milieu mit ihrer Galionsfigur Merkel, angerichtet hat, aufzuräumen.

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        Nun, „Friedrich Rabe“, von meinem Freund Henryk Broder haben Sie offensichtlich gar nichts gelernt. Er hat ja Humor und doppelten Boden, beides begreifen freilich 90 Prozent seiner neuen Fans, die ihn noch vorgestern als Juden hassten, nicht. Michael Klonovsky ist eine traurige Gestalt. Und selbstverständlich strotzte Ihr letzter Kommentar vor Antisemitismus, wie es auch dieser tut. Wenn Sie nicht Othmar Kaufmann sind, so teilen Sie jedenfalls dessen Obsessionen.

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        „Und selbstverständlich strotzte Ihr letzter Kommentar vor Antisemitismus, wie es auch dieser tut.“
        Nun, es zeigt Ihr Format, dass Sie es bei einer generellen Unterstellung belassen, ohne einen einzigen Beleg zu nennen; das dürfte doch nicht so schwierig sein, wenn die Kommentare nur so „strotzen“.
        Ich will Ihnen mal kurz zur Hand gehen. Sie fühlen sich durch mich persönlich beleidigt – deswegen muss ich zwingend Antisemit sein. Ich habe Sie auf die halachische Definitionen hingewiesen, nach deren Kriterien Sie kein Jude sind; nach der Halacha gibt es keine Halbjuden etc. Ist die Halacha antisemitisch?
        Ich weiß natürlich, dass ein „Hybrid“, wie Sie sich präsentieren, andere, weniger anspruchsvolle Theorien und Rechtssysteme bevorzugt, nach denen Sie zum Abendbrot als „Halbjude“ posieren und kokettieren können, um dann pünktlich zum Mittagstisch dem Blonden Hans mit einem (gerade) „wir als Deutsche“ (haben, müssen) imponieren zu wollen; nun hier haben wir des Pudels Kern.
        Gibt es sonst noch was? Stevanovic, Ziegler, können Sie Alan Posener zu Hilfe kommen?

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        Die Halacha, lieber Othmar Kaufmann („Friedrich Rabe“) ist weder philo- noch antisemitisch. Sie war jedoch weder für die Rassengesetzgebung der Nazis noch für die Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung von Juden und Halbjuden nach dem Krieg ausschlaggebend und ist es übrigens auch nicht für das „Recht auf Rückkehr“ des Staates Israel. Mein „Posieren“ als Halbjude steht nur in Ihrem antisemitischen Gehirn im Widerspruch dazu, dass ich als Deutscher zugleich die Verantwortung für den Holocaust annehme und von meinen Mitbürgern einfordere. Ich „posiere“ übrigens nur deshalb als Halbjude, weil mir meine Abstammung von Leuten wie Ihnen seit meiner Jugendzeit um die Ohren gehauen wird und ich spät genug – etwa mit 30 – beschlossen habe, das einfach als Ehre anzunehmen. Und sehen Sie: in der Konstruktion einer „blutsmäßigen“, „hybriden“ (Ihre Wortwahl) Neigung zu „weniger anspruchsvollen Rechtssystemen“ zeigt sich Ihre fatale Befangenheit in der braunen Ideologie, in der Sie, der Reinrassige, erzogen wurden.

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        Ein Schlagwort hätte ich noch: Ethnopluralisten streben sicher auch Autonomie an, d.h. das Recht für alle „Völker“ auf ihrem Territorium unter eigenen Gesetzen zu leben.

        Man müsste noch überlegen, was die Gegenpositionen zu Ethnopluralismus und Multikulturalismus sind. Sicher Universalismus und Imperialismus, aber auch
        der „Melting Pot“, der Nationalstaat, der Eingeborene und Einwanderer vermischt und assimiliert, sowie die „Leitkultur“, bei der sich die Einwandererkulturen der vorgefundenen Mehrheitskultur unterordnen müssen.

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        Und vielleicht, lieber Münsteraner, sollte man überhaupt nicht so ein Gewese um die Kultur machen und auch andere Dinge in den Blick bekommen wie zum Beispiel die Klasse und die naturwissenschaftliche Bildung. So prägte C P. Snow 1953 das Bild von den „zwei Kulturen“, also naturwissenschaftlich und geisteswissenschaftlich gebildeten Menschen. Benjamin Disraeli meinte 1845, es gebe in Großbritannien „zwei Nationen“, und wir wissen von der Türkei (etwa), dass Izmir wenig zu tun hat mit, sagen wir, Erzurum. Die Fixierung auf die Kultur ist so unfruchtbar wie die fixierung auf Rassen.

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        Kann schon sein, dass die Fixierung auf Kultur unfruchtbar ist (in welcher Hinsicht?), aber in Zeiten massiver Konfrontation mit fremden Kulturen wird die Kultur eben sehr bedeutungsvoll für die Menschen. Aus Klassen kann man sich hocharbeiten oder hinunterstürzen, hingegen ist der Austritt aus dem Islam mit Lebensgefahr verbunden. Was gerade wir an religiös-kultureller Mobilisierung erleben, kann auch die Integrationskraft des Nationalstaats sprengen. Letzter verlang ja nur eine Übernahme der Landessprache und die Unterwerfung und allgemeine Gesetze und das staatliche Gewaltmonopol.

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        Richtig, Münsteraner. Nun treten wir in einen interessanten Dialog ein. Man kann sagen, der Nationalstaat europäischer Prägung war ja die Antwort auf die Sprengkraft der Kultur (hier: der christlichen Konfessionen und ihres Kriegs gegeneinander). Man setzte zunächst willkürlich den dynastischen Souverän über das Gewissen der Bürger (cuius regio, eius religio). Dann baute man um diese Willkürentscheidung herum in Gestalt des nationalen Mythos eine Ersatzreligion, eine Zivilreligion. Man kann das sehr gut beobachten in Shakespeares Königsdramen, die den Mythos des Hauses Tudor zelebrieren und einen englischen, ja britischen Nationalismus formulieren. Die Nation war also zunächst inklusiv, nicht exklusiv; sie wollte kulturelle Gegensätze überwinden, nicht betonen. Freilich konnte sie das nur um den Preis der Konstruktion innere und äußerer Feinde,also einer neuen Exklusion – etwa der lächerlichen „Erbfeindschaft“ zwischen Deutschland und Frankreich, des Gegensatzes zwischen deutscher „Kultur“ und westlicher „Zivilisation“, des Juden als innerer und äußerer Feind usw. usw. Wir haben das in Westeuropa 1945 bis 1989 mühsam überwunden und neue Identitäten ausprobiert: Verfassungspatriotismus, europäisches Bürgertum, Multikulturalismus usw. Die Osterweiterung und die Zuwanderung (auch eine Art Südost-Erweiterung, wenn man so will) stellen das in Frage – oder besser: auf die Probe. Denn man kann nicht ernsthaft glauben, mit dem Rezept des 17. Jahrhunderts die Probleme des 21. lösen zu können. Ich verbessere mich: doch, das kann man glauben. aber man sollte erstens zugeben, dass die Nation eben nur ein Lösungsansatz für ein Problem ist und kein übergeschichtliches Wesen; und sich zweitens erinnern, dass kulturelle Gegensätze, die man mit gutem Recht für unüberwindbar hielt (ich rede vom Gegensatz zwischen Protestanten und Katholiken), sich in fast nichts auflösten, als man sie von der Politik löste. Was unsere Freunde von der extremen Rechten und der extremen Linken tun, ist: kulturelle Gegensätze wieder absolut setzen; oder: aus Differenzen Gegensätze machen. Aus meinem Nachbarn Mehmet – Handwerker, Unternehmer, Reihenhausbesitzer, Vater eines hochbegabten Sohns, Türke, Deutscher, Moslem – wird: der Moslem, dessen ich mich erwehren soll im Namen meiner Kultur oder des „Ethnopluralismus“, der ihn nach Anatolien entsorgt, und mich …? Nein, ich würde hoffen, dass er mich, wie die Kommentare des „Friedrich Rabe“ (Othmar Kaufmann) belegen, auch ausstoßen würde. Ich will nicht zu einer „Kultur“ gehören, die so etwas ins Auge fasst.

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        @Posener

        An der Ausgrenzung der Juden war nicht der moderne Nationalismus im Gefolge der Französischen Revolution schuld, sondern Christen (also die alte kulturelle Ordnung), die den Nationalismus kaperten und Glauben machen wollten, Deutscher bzw. Staatsbürger könne nur sein, wer Christ sei. In Deutschland waren diese reaktionären Kräfte besonders stark.

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        Lieber Münsteraner, dass, wie Sie behaupten, die Christen „den Nationalismus kaperten“ und den Antisemitismus sozusagen als Fremdkörper dort einführten, glauben Sie doch selber nicht wirklich. Es liegt mir völlig fern, die Christen von ihrer geschichtlichen Schuld freizusprechen, aber es ist doch auch eine Tatsache, dass radikale Nationalisten und Nihilisten gerade frei sein wollten von der christlichen Ideologie, die im kern antirassisitisch und internationalistisch ist, und sie darum als „jüdisch“ diffamierten. Die Nazis haben nicht aus christlichem Antjudaismus gehandelt, sondern aus einem ethnisch – also rassisch – begründeten Sozialdarwinismus heraus.
        Friedrich Nietzsche, der aus schlechten Gründen immer noch geliebt wird in Deutschland, schrieb: „Das Christenthum, aus jüdischer Wurzel und nur verständlich als Gewächs dieses Bodens, stellt die Gegenbewegung gegen jede Moral der Züchtung, der Rasse, des Privilegiums dar: – es ist die antiarische Religion par excellence: das Christenthum die Umwerthung aller arischen Werthe, der Sieg der Tschandala-Werthe, das Evangelium den Armen, den Niedrigen gepredigt, der Gesammt-Aufstand alles Niedergetretenen, Elenden, Missrathenen, Schlechtweggekommenen gegen die ‚Rasse‘, — die unsterbliche Tschandala-Rache als Religion der Liebe …“
        Denken Sie an Heinrich von Treitschke, nach dem immer noch eine Straße in Berlin benannt ist:
        „Über unsere Ostgrenze (dringt) Jahr für Jahr aus der unerschöpflichen polnischen Wiege eine Schaar strebsamer hosenverkaufender Jünglinge herein, deren Kinder und Kindeskinder dereinst Deutschlands Börsen und Zeitungen beherrschen sollen.“
        (Kommt Ihnen die Klage über offene grenzen bekannt vor? Nebbich.)
        Oder: „Über die Nationalfehler der Deutschen, der Franzosen und aller anderen Völker durfte Jedermann ungescheut das Härteste sagen; wer sich aber unterstand über irgend eine unleugbare Schwäche des jüdischen Charakters gerecht und maßvoll zu reden, ward sofort fast von der gesammten Presse als Barbar und Religionsverfolger gebrandmarkt …“ (Schon 1880 Lügenpresse, nicht wahr.)

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        @Posener

        Wo war denn das Christentum ein unüberwindliche Hürde für das weltweite koloniale Herrenmenschengebaren der Europäer?

        Wo soll Nietzsche zur Ermordung der Juden aufgerufen haben?

        Wie steht es um das Bekenntnis der NSDAP-Parteiprogamms zum „positiven Christentum“? Warum wurden atheistische Freidenker im NS verfolgt? Warum rief Hitler in seinen Reden unentwegt den „Herrgott“ an?

        Aus der Lektüre von „Mein Kampf“ habe ich den Eindruck gewonnen, dass Hitler die Juden vor allem deswegen hasste, weil sie, wie er in Wien feststellte, die unbelehrbarsten Linken und Kommunisten gewesen seien. Vor allem die ärmeren Ostjuden, die man kommunistischer Neigungen verdächtigte, mussten ja am umfassendsten sterben, während sich bürgerlichen Juden Westeuropas oft noch irgendwie retten oder freikaufen konnten. Es gibt aber noch unzählige andere Theorien als unsere beiden, warum die Juden ermordet wurden. Gunnar Heinsohn hat sie in seinem Buch „Warum Auschwitz?“ zusammengetragen.

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        Nur kurz, Münsteraner:
        1. In Südamerika haben die Jesuiten einige der schlimmsten Praktiken der Conquistadoren zu unterbinden versucht. Die Katholische Kirche hat im 17. Jahrhundert die Sklaverei verurteilt. In Großbritannien waren es Quäker und nonkonformistische Mitglieder der Anglikanischen Kirche, die im 18. und 19. Jahrhundert die Kampagne gegen die Sklaverei in Gang setzten. Ich könnte weitere Beispiel anführen, aber Sie finden sie selber, wenn Sie ernsthaft suchen wollen.
        2. Hat er nirgendwo. Nietzsche ist ein interessanter Fall, weil er Wagners Antisemitismus brillant kritisiert hat, gleichzeitig aber dem von Ihnen apostrophierten „Herrenmenschentum“ eine philosophische Basis geschaffen hat.
        3. Bei allem Respekt: Hätten Sie „Mein Kampf“ gelesen, dann wüssten Sie, dass Hitler dort ein ganz anderes Wiener Erlebnis in den Mittelpunkt stellt (schlagen Sie in Ihrer Ausgabe nach unter „Kaftanjude“).
        4. Sie behaupten: „Vor allem die ärmeren Ostjuden, die man kommunistischer Neigungen verdächtigte, mussten ja am umfassendsten sterben, während sich bürgerlichen Juden Westeuropas oft noch irgendwie retten oder freikaufen konnten.“
        Mit Verlaub: das ist hanebüchener Unsinn. Es starben in Polen, der Ukraine und Russland ALLE Juden, nicht bloß die, die man als Kommunisten verdächtigte. Gerade im Shtetl lebten tiefreligiöse, erzkonservative Juden, die mit Kommunismus nichts am Hut hatten. Sie wurden restlos ausgelöscht. Die „bürgerlichen Juden Westeuropas“ konnten sich leider nicht „oft“ retten oder gar „freikaufen“. Wo haben Sie diesen Unsinn her? Aus Deutschland konnten sich die meisten Juden retten, weil ja die Politik des Regimes bis 1939 / 40 darin bestand, sie zu vertreiben. In Italien konnten sich viele Juden retten, weil Mussolini bis 1943 keine Judenvernichtungspolitik betrieb, und weil die Katholische Kirche (siehe 1.) und viele gewöhnliche Italiener die Juden 1943/44 vor Deportationen schützten. Aus Vichy-Frankreich konnten viele Juden ins faschistische Spanien fliehen, wo sie sicher waren. Die Dänen und Schweden haben die meisten dänischen Juden gerettet. Aber die holländischen und belgischen Juden, die Juden im besetzten Teil Frankreich – und später auch in Vichy-Frankreich -, die bürgerlichen Juden Polens, Ungarns, Griechenlands – sie wurden vernichtet.
        Vielleicht sollten sie weniger Metawerke wie Heinsohn (oder Aly) und mehr konkrete Beschreibungen wie Raoul Hilberg und Saul Friedländer lesen. Mir begegnen oft Deutsche, die glauben, alles über den Holocaust zu wissen, aber im Grunde fast keine Details kennen. Mir ging es bis vor etwa 20 Jahren ähnlich. Erst die Übersetzung eines Buchs über den Holocaust führte mir vor Augen, wie wenig ich wirklich wusste. Nehmen Sie mir deshalb bitte diese Kritik nicht krumm.

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        @Posener

        NS und Holocaust sind mittlerweile historisch übererforscht. Jetzt geht es darum, die unglaubliche Fülle des Materialismus analytisch zu durchdringen und zu gewichten.

        Ich denke, wir sind in der Deutung des Holocaust recht nah beieinander. Sie weisen daraufhin, dass das Judentum von den Nietzsche-rezipierenden Nazis als Wurzel des Christentums gesehen wurde, mit seinem Universalismus und Egalitarismus. Ich weise darauf hin, dass das Judentum von den Nazis als Wurzel des Kommunismus gesehen wurde, mit seinem Universalismus und Egalitarismus. Also war es anscheinend hauptsächlich ein Konflikt zwischen Rassismus und Egalitarismus.

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        Lieber Münsteraner, weder ist der Holocaust „übererforscht“, noch könnten Sie das wissen, da Sie offensichtlich die Fakten nicht kennen, noch schließlich „geht es JETZT darum, die unglaubliche Fülle des Materialismus (?) analytisch zu durchdringen und zu gewichten“.
        Schon immer waren Über-Theorien vorhanden (Hannah Arendt und der Totalitarismus, die „industrialisierte“, „bürokratisierte“ Vernichtung, Noltes kausaler Nexus, Alys Neidkomplex, Benedikts Mord am Gottesvolk usw. usf.), und sie alle litten und leiden hauptsächlich daran, dass sie die Fakten verschwinden lassen.
        Ich habe Sie aufgefordert, sich genau zu informieren, bevor Sie Thesen entwickeln, und Sie reagieren erstens verschnupft und entwickeln zweitens gleich wieder eine neue These: Für Sie war der Holocaust „anscheinend hauptsächlich ein Konflikt zwischen Rassismus und Egalitarismus“.
        Nein, lieber Münsteraner, er war ein Massenmord aus niederen Beweggründen.
        Aber lassen wir das und kehren wir zurück zum Ausgangspunkt unserer Diskussion: Sie haben sich seit einiger Zeit dem Nationalismus verschrieben. Das ist nicht verwerflich. Der Nationalismus ist eine legitime politische Haltung. Nicht legitim – und wohl verwerflich – ist der Versuch, jede Verbindung zwischen Nationalismus und Antisemitismus zu leugnen und alle möglichen anderen Akteure dafür verantwortlich zu machen. Das ist so unlauter wie der Versuch von Christen, ihren entscheidenden Anteil am Antisemitismus zu leugnen, von Muslimen, die Existenz eines muslimischen Antisemitismus zu leugnen, von Sozialisten … usw.
        Schauen Sie sich den Nationalismus historisch und aktuell an: Warum will die nationalistische Regierung Polens die Erwähnung polnischer Kollaboration beim Holocaust unter Strafe stellen? Warum startet die nationalistische Regierung Ungarns eine antisemitische Kampagne? Warum hat Erdogan mit Israel gebrochen? Warum gelingt es der AfD nicht, einen Höcke oder Gedeon zu „entsorgen“ (Alexander Gauland)? Und so weiter und so fort. Der Grund ist der, dass – nicht in der Theorie vielleicht, aber in der Praxis – der Nationalstaat, weil er eben anders als seine eigene Ideologie behauptet, keine natürliche Form der politischen Organisation ist, sich über die Abgrenzung zum „Anderen“ im Inneren und Äußeren konstituieren musste und muss. Ausnahmen wie die Bundesrepublik Deutschland bestätigen die Regel. Die Europäische Union ist eine Konsequenz aus dieser Erkenntnis, und es ist kein Zufall, dass die Nationalisten aller europäischen Länder gegen „Brüssel“ hetzen.

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        Lieber Herr Posener,

        zum Thema „jüdischer Bolschewismus“ kann ich diesen sehr guten Wikipedia-Artikel empfehlen. Was ich vorgetragen habe, ich doch längst schon Allgemeingut.
        https://de.wikipedia.org/wiki/Jüdischer_Bolschewismus

        Die Juden waren sicherlich auch Sicht der antisemitischen Rechten aber nicht nur Wurzel des Kommunismus, sondern allen Übels der Moderne (auch des jüdischen Liberalismus). Ich frage mich nur, welche Motive dominant waren im Antisemitismus nach dem 1. Weltkrieg. Ich glaube nicht, dass die Bergpredigt Jesu die politische Rechte nach dem 1. Weltkrieg in Unruhe versetzt hat, sondern die vielen kommunistischen Revolutionen und Umsturzversuche.

        Die behaupteten Wissenslücken existieren nicht. Natürlich ist mir die Auslöschung des holländischen Judentums bekannt. Trotzdem glaube ich, dass die Juden Westeuropas etwas bessere Überlebenschancen als in Osteuropa hatten.

        Ich selbst habe auch einen umfangreichen Aufsatz zur Kooperation der Wehrmacht mit russischen Nationalisten in einem wissenschaftlichen Magazin zur Geheimdienstgeschichte geschrieben, als ich eine der raren Forschungslücken entdeckte.

        Es stimmt, dass die Juden immer wieder in den Nationalstaaten als national unzuverlässig angesehen wurden. Diese Vorstellung wird aber noch befeuert, wenn sie der politischen Linken zugerechnet werden.

        Zum Thema Antisemitismus als Folge des Nationalismus möchte ich zur Verteidigung des Nationalismus auch anfügen, dass die Juden auch in multinationalen Imperien wie der Sowjetunion verfolgt worden sind und noch schlimmer verfolgt worden wären, wenn Stalin länger gelebt hätte. Hetze gegen Minderheiten ist schlicht eine Herrschaftstechnik von (autoritären) Regierungen und politischen Bewegungen und richtet sich nicht nur gegen Juden. Aktuell in Ägypten macht die Regierung gegen Atheisten mobil (es gibt nur unter 1000 Atheisten in Ägypten).
        Sie haben keine Gewähr dafür, dass nicht auch die EU gegen Juden hetzen würde, wenn sie von Faschisten oder antisemitischen Linken übernommen würde. Im Zweiten Weltkrieg wäre es ja beinahe zu einer europäischen Einigung unter deutsch-faschistischer Vorherrschaft gekommen bzw. ist diese schon im Zweiten Weltkrieg im Dritten Reich vorweggedacht worden (kann u.a. nachgelesen werden in „Wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte“).

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        Lieber Münsteraner, es gibt – wie Sie sicherlich wissen: wenn nicht, informieren Sie sich – eine heftige Auseinandersetzung unter Historikern über die Frage, ob die Angst vor dem „jüdischen“ Bolschewismus (wie Nolte meinte) oder das Ressentiment gegen die „jüdischen“ Siegermächte und das Versailler Diktat (wie Kershaw sagt) eine größere Rolle spielten bei der Entstehung des National(!)sozialismus.
        ich erlaube mir da einen Agnostizismus. Es kommt, meine ich, nicht darauf an.
        Denn am Ende braucht der Antisemitismus keine Gründe, allenfalls sucht er sich Anlässe. Und es ist klar: er hat viele Wurzeln, wie David Nirenberg in seinem Buch „Antijudaismus“ gezeigt hat. Einer ist der Nationalismus. Götz Aly hat in „Warum die Deutschen? Warum die Juden?“gezeigt, wie der nationale Widerstand gegen Napoleon innig verbunden war mit dem Ressentiment gegen die Juden, die von Napoleons Judenbefreiung profitiert hatten. Sie haben zwar vielleicht Recht, dass der Nationalismus abstrakt gesehen nicht antisemitisch sein müsste; in der Praxis war und ist er das immer und überall. Und die Tatsache, dass die klügeren Nationalisten (wie der Front National) nun ihre Fahne nach dem Wind hängen und von antisemitisch auf antimuslimisch umschwenken, macht den Nationalismus in meinen Augen nicht besser.

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    Wer sich mit Kubitschek und den Seinen beschäftigt, dem ist bestimmt aufgefallen, dass der Hauptfeind eben nicht der Islam ist, sondern die liberale Demokratie ist. Islam in Deutschland ist ein Symptom. Das muss keine seiner Aussagen falsch machen, es sollte aber erwähnt werden, dass die Homogenisierung gewünscht ist, um den Liberalismus zu bekämpfen, nicht um ihn zu retten, wie ich es hier öfter gelesen habe. Unverständlich. Nicht von Kubitschek, da ist alles transparent, aber wie liberale Demokraten auf die Idee kommen, hinter einem rechten Konzept wie dem Ethnopluralismus würde ein wohlmeinender Rat stehen, verwundert mich doch. Kubitschek erweitert den schmalen Grat, alles gut, sagt er ja selbst. Wenn man Gysi nicht glaubt, dass der demokratische Sozialismus die Demokratie retten soll, warum sollte man Kubitschek und dem Ethnopluralismus glauben?
    Über 20% der Bevölkerung haben ausländische Wurzeln. Grenze dichtmachen ist noch realistisch gegen den Glauben, ca. 20.000.000 geordnet abschieben zu können. Und wenn das nicht geschehen soll, welchen Wert hat der Ethnopluralismus in der Praxis? Außer die Grenze zu schließen.

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      Stevanovic: Über 20% der Bevölkerung haben ausländische Wurzeln. Grenze dichtmachen ist noch realistisch gegen den Glauben, ca. 20.000.000 geordnet abschieben zu können. Und wenn das nicht geschehen soll, welchen Wert hat der Ethnopluralismus in der Praxis? Außer die Grenze zu schließen.

      Stevanovic, Sie treffen den den Nagel auf den Kopf! Wie so oft. Runter von der Metapolitik! Jedenfalls keine Metapolitik mehr ohne konkrete Vorschläge für die Praxis. Bloße Bekenntnisse sind ohne Wert. Und das gilt für beide Seiten. Wie machen? Wie soll und kann umgesetzt werden, konkret, mit detaillierter Machbarkeits- und Folgenabschätzung – welches (Wert- und Willens-)Bekenntnis auch immer. Das ist der Punkt. Darum geht es. (Alles andere ist Merkel. Und da hab’n wir allemal genug von.)

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        „Wie soll und kann umgesetzt werden, konkret, mit detaillierter Machbarkeits- und Folgenabschätzung …“
        stimme Ihnen 100 pro zu und da auch:
        „Alles andere ist Merkel. und da hab´n wir allemal genug davon“.
        Gott sei dank, finde ich inzwischen mehr und mehr Gesinnungsgenossen. Ich habe mich oft sehr einsam gefühlt.

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      Welchen Wert hat der Ethnopluralismus in der Praxis?

      Durch Ghettobildung, Bildung von Parallelgesellschaften und Segregation innerhalb Deutschlands und anderen Einwanderungsländern spiegelt sich der Ethnopluralismus doch in gewissem Sinne in der Realität wieder, auch wenn keine großen ethnischen Säuberungen wie vor und nach dem 2. Weltkrieg stattfinden.

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        Nein, Müsteraner, das ist eben nicht Ethnopluralismus, sondern Multikulturalismus. Und da Sie das Wort „Ghetto“ benutzen, hier mal ein Gedankenexperiment: Hätte das Judentum in Europa 2000 Jahre lang ohne das Ghetto überlebt? Anders gesagt: Neben der Gefährdung durch Pogrome und dergleichen gab es auch (und gibt es) die Frage der Gefährdung durch Assimilation. Die Ethnopluralisten würden sagen: Pfff! Juden ab nach Palästina! Die Losung kennen wir.
        http://www.erinnern-gedenken.d.....index.html

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        Ehrlich gesagt habe ich den Begriff ‚Ethnopluralismus‘ bis dato auch so verstanden, daß z.B. Bayern sagen ‚mir san mir‘. Also kulturelle Dazugehörigkeit zu einem Volk oder Identität. Ich bin dagegen, so etwas zu kritisieren oder aberziehen zu wollen. Wenn ‚Ethnopluralismus‘ allerdings für die Meinung steht, ein Staat müsse rassisch, oder ethnisch wie es jetzt heißt, homogen sein oder zumindest von einer rassisch oder ethnisch homogenen Mehrheit dominiert werden, ist das natürlich offensichtlicher Unsinn.

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        Nein, @Münsteraner: Dass Ghettobildung, Bildung von Parallelgesellschaften und Segregation innerhalb Deutschlands und anderen Einwanderungsländern die ethnische Vielfalt der Welt (partiell) widerspiegeln, soll durch den Ethnopluralismus ja gerade verhindert werden. Jeder Ethnie das „angestammte“ Territorium – ethnisch „rein“ selbstverständlich! Bezogen z.B. auf Deutschland heißt das – und so lautet der einschlägige Schlachtruf – „Deutschland den Deutschen“, ethnisch „rein“, ohne irgendwelche „Fremden“. Es geht um ethnische Säuberung.

        Ethnopluralismus, nebenbei, ist aber auch ganz unabhängig von der Flüchtlingsfrage Programm: europäisches, innereuropäisches Programm, Alternative zu EU-Europa.

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        @KJN
        Ethnopluralismus ist Deutschland ohne Migranten und Passdeutsche, 80-20=60 Millionen, also Deutsche, die den Ariertest bestehen könnten. Einfach nur das Boot zu voll finden und sich Assimilation wünschen oder der alten Bundesrepublik nachtrauern, ist kein Ethnopluralismus. Und der ganze liberale Mist wird auch entsorgt – Parlamentarismus, die Diktatur des Humanismus. Steht alles in der Sezession, gut dokumentiert.
        An den Rändern zu Nachbarvölkern darf etwas Blut getauscht werden, das ist so eine Art Rechte Härtefallregelung.

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        @Stevanovic
        „alte Bundesrepublik“
        Von meinem Vater habe vor ich einigen Jahrzehnzten gelernt, daß ‚der Russe‘ ein gutmütiger herzensguter Bauernbursche sei, der das letzte Stück Brot mit einem teilt, aber sehr gewalttätig und grausam sein könne, wenn er mal wütend wird, daß ihm ‚Chinesen‘ aufgrund der offenen Freundlichkeit (oder so ähnlich) viel lieber seien, als ‚der Japaner‘, der aufgrund seiner viel rigideren rigiden gesellschaftlichen Konventionen verdruckst und verlogen sei. Natürlich habe ich derzeit aufgrund der auch damals schon vorherrschenden politischen correctness (auch so eine Verdruckstheit) solche Zuschreibungen von Nationalcharakter abgelehnt, aber wahrscheinlich sind bestimmte Eigenschaften in jeder Gesellschaft oder Population anders normalverteilt, wie in einzelnen sozialen Milieus auch. (Z.B. ist es bestimmt nicht so ganz falsch, sich den typischen Deutschen als einen vorzustellen, der – in Funktionsjacke gekleidet – einem Verdurstenden in der Wüste eine Flasche Mineralwasser reicht, aber nicht ohne die Bemerkung spätestens beim dritten Schluck: „Das nächste mal denken Sie bitte daran, selber Wasser mitzunehmen..“). Und diese Normalverteilungen bzw. Zuschreibungen von Eigenschaften an eine Mehrheit in einem sozialen oder eben auch nationalen Milieu sind Momentaufnahmen – das ändert ich langsam aber ständig. Mileus, auch nationale, sind aus Milieus entstanden und entwickeln sich zu welchen. Der grobschlächtige russische Bauernbub und der deutsche Pedant sind vielleicht heute nicht mehr landestypisch.
        An einen soziologischen Momentanzustand (= Identität?) eine Landesverfassung festmachen zu wollen, ist natürlich völlig absurd.

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        @Posener

        Wesensverschieden? Beide erkennen alle Kulturen und Ethnien der Welt als gleichwertig und gleich erhaltenswert an. Die Ethnopluralisten fordern nur mehr Raum für das Volk, während sich die Multikulturalisten schon mit Stadtvierteln zufrieden geben.

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        Ach, bitte, Münsteraner. Sie können besser als diese billige Polemik. Aber gut: Es gibt Berührungspunkte zwischen Multikulturalisten und Ethnopluralisten, und über diese Berührungspunkte habe ich wiederholt – als Kritik der „post colonial studies“ – geschrieben, und in diesem Essay, den Sie zu kommentieren vorgeben, obwohl Sie ihn offensichtlich nicht mehr im Kopf haben, auch. Extra für Sie also noch einmal:
        „Verzückt hört Thomas Wagner zu. Denn, wie er schreibt: „Die Frontstellung gegen einen zumindest partiell als repressiv empfundenen humanistischen Universalismus verbindet einen Ethnopluralismus, der die Andersheit des Anderen betont, mit dem Begriff der Differenz, wie er in den 70er Jahren … auf Seiten der Linken üblich wurde.“ Darum geht es: Um die „Frontstellung gegen den humanistischen Universalismus“. Um die Verteidigung von Diktatur und Korruption, Homosexuellen- und Hexenverfolgung, Aberglaube und Hass als „Differenz“. Das in der Tat verbindet Teile der Linken, die zu ihrer ewigen Schande ihren universalistischen Anspruch aufgegeben haben, mit der extremen Rechten.“
        Ist das nicht deutlich genug? Können wir uns nicht intelligent unterhalten, statt mit Schlagwörtern?

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    Sehr geehrter Herr Posener, sehen Sie, wer welche Schuld an was zu tragen hat, wollte ich bewusst ausklammern. Wenn es Ihnen zur Annäherung an die Pluralismusfrage im allgemeinen wirklich notwendig erscheint, dann bitte schön: 1. Die Ausgrenzung und Ermordung der Juden haben die Deutschen zu verantworten. Die Shoa ist das Verbrechen der Deutschen an den Juden. Damit ist zugleich aber doch ganz eindeutig, wer damit gemeint ist. Die Deutschen waren und sind als ein konkreter Zusammenhang mit einer konkreten Geschichte vorhanden. Diese Geschichte ist als Ganzess, das heisst mindestens seit ihren politischen Anfängen im 7./8. Jahrhundert, allerdings unteilbar. Sonst gäbe es die Deutschen ja auch nicht als solche auf der Täterseite. Mit meinem Verweis auf die jüdische Emanzipationsgeschichte wollte ich eigentlich hauptsächlich auf das deutsch-jüdische, in Person von Dohm und Cohen vorliegende Mißverständnis hinaus, das Ihr eigenes, in meinen Augen typisch liberale Mißverständnis einer Verfassung widerspiegelt. 2. Nach welchen Maßstäben unterscheiden Sie Demokratie und Diktatur? Der Maßstab kann ja nicht sein: Achtung der Verfassung, denn das müssen Sie in der Sache ja zugeben, dass diesbezüglich kein Unterschied zwischen Merkel und Hitler auszumachen ist, auch wenns Ihnen wehtun mag. Und wenn Sie für einen Augenblick die Perspektive eines Autochthonen (Sie dürfen andere Begeriffe einsetzen) einnehmen, dann wirkt das ganze Geschehen diktatorisch. 3. Es ist mir zunächst völlig wurscht, wessen Sache ich diene. Denken Sie sich folgendes: Merkel steht vorm Kanzleramt und ruft: 1+1=7. Hitler taucht aus seiner Hölle empor und ruft 1+1=2. Gott fordert Sie auf: Scheide den Lügner von dem Antisemiten. Indem Sie mir unterstellen, mich einer falschen Sache anzudienen, weil ich die Frage nach der Lüge stelle, begeben Sie sich umgekehrt in den Verdacht, jene Verschleierung betreiben zu wollen, die Sie mir vorwerfen.

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      Nein, Florian Gärtner, wir leben nicht in einer Diktatur, und wenn Sie das nicht erkennen können, ist das, wie ich schrieb, ein intellektuelles und moralisches Versagen Ihrerseits. Alle anderen Aussagen von Ihnen müssen im Licht dieses Versagens betrachtet werden.

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        Ja, Florian Gärtner, ich muss nicht begründen, warum die Bundesrepublik keine Diktatur ist und warum derjenige, der die Hitler-Diktatur relativiert, ein Charakterschwein ist. Das versteht sich unter anständigen Leuten von selbst.

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        Dann sind Sie verloren. Aber das vermuten Sie ja gewiß bereits seit längerem bzw. es ist Ihnen ja verheißen.

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    Ethnopluralismus klingt ja erstmal gut. Aber wenn es die Scheidung in ethnisch homogene Nationalstaaten bedeutet, dann ist das ja Rassismus pur.
    All diese Phantasien der neuen Rechten und die Sympathien dafür sind doch nur entstanden, weil in Deutschland das Asylrecht missbraucht wird.
    Die Auswahl, wer Asyl bekommt und wer nicht, muss strenger werden.
    Das klingt zwar hart, aber wenn die Politik nicht reagiert, bekommen die Rechten noch mehr Zulauf.

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      Zweifellos, lieber Thomas Lange, muss das Asylrecht richtig angewendet werden. Aber weil es das Recht ist – nicht, um den Rechten das Wasser abzugraben.

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      Strenger anwenden?

      Es sind doch schon jetzt nur sehr wenige Menschen die überhaupt anerkannt werden. Die restlichen Asylanträge erledigen sich aus formellen bzw sachlichen Gründen wie etwa Zuerkennung subsidiären Schutzes, Anerkennung als Flüchtling nach Genfer Flüchtlingskonvention usw.

      Die Anwendung dieser supranationalen Vereinbarungen ist kein Mißbrauch des Asylrechts.

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    Sehr geehrter Herr Posener, eigentlich ist an die Möglichkeit eines vernünftigen (im Sinne von vernehmenden) Gesprächs über Deutschland und die Deutschen ja nicht mehr zu glauben. Ich versuche es trotzdem ahnhand folgender Fragen und Einwürfe: 1. Als Matrix für eine „Integrationsdebatte“ könnte ja sehr gut die jüdische Emanzipationsgeschichte fungieren. Der „vortreffliche Dohm“ (Moritz Cohen) stößt sie im deutschen Sprachraum maßgeblich an und geht dabei zum einen von der durch den (absoluten) Monarchen repräsentierten Einheit des Staates und zum Anderen von der ursprünglichen Fremdheit der Juden aus („asiatische Flüchtlinge“), die er durch die Gewährung gleicher bürgerlicher Rechte zu überwinden sucht. Moritz Cohen selbst bezieht sich in seiner eigenen Emazipationsschrift später allerdings auf die französische und holländische revolutionäre Gesetzgebung. Während für Dohm der Garant bürgerlicher Gleichheit der Monarch bleibt, kommt es für Cohen auf das Gesetz selbst an. Es scheint mir bereits hier ein erstes und folgenreiches Mißverständnis angelegt. Gleichwohl kann man doch wohl mit guten Gründen zumindest bis 1914/18 von einer irgendwie gelungenen „Integration“ der Juden und Deutschen sprechen, was beispielsweise an der Wendung von den „Deutschen mosaischen Glaubens“ sichtbar wird (Die Debatte zur jüdischen Emazipation findet sich gut zusammengefasst in einer Dissertation aus den 1880er oder 90er Jahren). Vorbehalte bleiben indessen auf beiden Seiten bestehen, und zwar nicht nur „ideologischer“ Natur, sondern einfach als Frage nach der Bedingung der Möglichkeit dieser Emanzipation/Integration überhaupt. Wenn Sie nun diese durch die (von den Deutschen zu verantwortende) Shoa negierte Geschichte als solche heranziehen, scheint mir Ihre Berufung auf eine „Verfassung“ und den „Rechtsstaat“ im Hinblick auf eine garantierte Ordnung innerhalb des heutigen Vielvölkerstaats BRD zu kurz gegriffen. Eine verschriftliche Verfassung ist zunächst natürlich nur ein Stück geduldiges Papier, wie wir nicht zuletzt in den Jahren seit 2015 sehr deutlich gesehen haben. Im Zweifel werden die konstitutiven Voraussetzungen von Staatlichkeit einfach per Telephon beseitigt, Verfassung hin oder her. So hat es Hilter ja schon mit der Weimarer Reichsverfassung gehalten. Der Unterschied zwischen den Nationalsozialisten und der jetzigen Regierung besteht diesbezüglich im Wesentlichen darin, dass sich die ersteren im weiteren Verlauf wenigstens noch in das Feigenblatt eines Ermächtigungsgesetzes gekleidet haben. Dass in der Verfassung also mehr stecken muss als ihr schriftlicher Inhalt, dass ihr etwas vorausgehen muss, wenn sie (rechts-)wirkmächtig sein/bleiben soll, hat ja auch das BVerfG in einem Urteil (ich glaube zu Maastricht) festgehalten, wenn es konstatiert, dass das Rechtsstaatsprinzip die „relative Homogenität“ seines Staatsvolks voraussetzt (nicht erst begründet!). 2. Ihr Hinweis auf die „älteste Demokratie der Welt“ ist in dieser Einfachheit kaum akzeptabel. Geschenkt, dass Sie hier die Indianer- und Sklavengeschichte einfach ausblenden. Wichtiger ist, dass Sie die gegenwärtige Wirklichkeit übergehen. Ob es sich bei den amerikanischen Staatsbürgern überhaupt noch um ein Staatsvolk handelt, dass diese Bezeichnung noch verdient, ist ja beinahe noch fraglicher als im deutschen Falle, wie Herr Trump und seine Unterstützer sehr gut auszunutzen wussten. Vielmehr lassen sich gerade die USA als leuchtendes Beispiel für einen reinen Verwaltungszusammenhang heranziehen. Völlig unklar, was daraus wird. 3. Es ist eine Tatsache, dass Pluralismus und Pragmatismus westlich-aufklärerische Vorstellungen sind (Laski, James, franz. Syndikalisten). Auf die Deutschen kommt das als Fremdes zu. Es mag sich dann um schöne/gute/zutreffende Vorstellungen handeln, sie bleiben aber fremd, weil sie nämlich nach eigenem Anspruch den Tod des Staates voraussetzen. Und der Staat ist ja ein besonderes deutsches Problem. Nicht zuletzt deshalb, weil man mit guten Gründen den Pluralismus als Zwischenschritt zum totalen Staat begreifen kann. 4. Auf den Islam bzw. die orientalische Kultur bezogen: Wenn man Geschichte nicht als bloße Manövriermasse begreift, mit der man Begriffsspielchen spielen kann, dann begegnen sich mitteleuropäische und orientalische Kultur seit jeher als Unterschied. Es exsitiert kein einziger nennenswerter Beitrag eines Deutschen zur islamischen Geistesgeschichte. Umgekehrt gilt das natürlich ebenso. Es sind auch keine Anzeichen einer diesbezüglichen Änderung sichtbar, wenn man nicht solche Gestalten wie Kermani („keine nennenswerte eigene deutsche Kultur“) oder Ähnliches heranziehen möchte. Für die politische Geschichte gilt dasselbe. Jetzt haben wir zwar eine muslimische Staatssekretärin in Berlin. Die dürfte sich aber gar nicht in diesem Land aufhalten, wenn alles mit rechten Dingen zugegangen wäre (Vater drei Mal illegal eingereist). 5. Sie sagen von sich „Engländer, Anglikaner, Atheist, Halbjude, Deutscher, Ehemann, Vater, Großvater, Journalist, Ex-Lehrer, Ex-Kommunist, Kosmopolit, Intellektueller, Musiker, Beatles-Fan, Linker und noch viel mehr“ zu sein. Was Sie tatsächlich sind, müsste aber doch zu trennen sein von der Frage, wer in Deutschland das politische Subjekt ist bzw. sein sollte und wer es repräsentiert. Und das können eben nicht die „Kosmopoliten“ sein, sondern nur die Deutschen. Oder man muss Deutschland auch offiziell begraben und es in „Kosmopolitistan“ umbenennen. Damit landen wir 6. bei der Lüge oder, vorsichtiger, Unterschied zwischen Text und Wirklichkeit. Die Vorstellung von „Ethnopluralismus“, die Sie in ihrem Text angreifen, wird vom GG der BRD vorausgesetzt, wie jeder Verfassungsrechtler Ihnen leicht erläutern kann. Das war angesichts der tatsächlichen „Bevölkerungsstruktur“ 1948/49 ja auch gar nicht anders möglich. Und natürlich war dabei jedem klar, dass beispielsweise die deutschen Slawen eben genau das sind, und nicht etwa Bayern oder Sachsen (Hierzu lohnt sich die Lektüre Strittmatters). Aber das Araber und Türken Deutsche sein könnten (ausnahmsweise vielleicht zu werden vermögen), kam gewiß niemandem in den Sinn. Und jetzt weicht die tatsächliche Verfassungswirklichkeit von dem sie rechtlich bestimmenden Text so erheblich ab, dass der Text selbst als einzige Lüge erscheint…Nichts für ungut und die besten Wünsche für Sie.

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      Lieber Florian Gärtner, Sie schreiben,, dass man „Geschichte nicht als bloße Manövriermasse begreifen“ solle,“mit der man Begriffsspielchen spielen kann“. In der Tat. Genau das tun Sie aber, wenn Sie
      1. die Tatsache, dass die Juden fast voll assimiliert waren und dennoch von den Deutschen zu Fremden gemacht, ausgewiesen und schließlich ermordet wurden, als Beleg für die Richtigkeit einer Abwehr von Immigration heute verwenden. Das ist unlauter.
      2. behaupten: „Der Unterschied zwischen den Nationalsozialisten und der jetzigen Regierung besteht diesbezüglich“ – hinsichtlich der Außerkraftsetzung der Verfassung – „im Wesentlichen darin, dass sich die ersteren im weiteren Verlauf wenigstens noch in das Feigenblatt eines Ermächtigungsgesetzes gekleidet haben.“ Das ist eine Verwischung des Unterschieds zwischen Diktatur und Demokratie.
      Zusammen ergibt das eine Umkehrung der historischen Lehren aus Weimar, und darum geht es Ihnen auch: Die Juden sind schuld an ihrer Ausgrenzung, und so schlimm war Hitler nun auch wieder nicht.
      Das Ganze eingeleitet mit unschuldigem Augenaufschlag: „Eigentlich ist an die Möglichkeit eines vernünftigen (im Sinne von vernehmenden) Gesprächs über Deutschland und die Deutschen ja nicht mehr zu glauben.“ Gröber gesagt: Man wird ja noch sagen dürfen, dass …
      Sie stellen Ihre Intellektualität in den Dienst einer ganz und gar miesen Sache.

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    Lieber Herr Posener,
    ein echter Jude ist eine Person mit einer nicht-„hybriden“ jüdischen Identität.
    Ich weiß, es gibt nun mal Leute, die sich nicht entscheiden können oder wollen, was sie eigentlich sind. Gibt es ja auch beim Gender. Und man soll nett zu ihnen sein; aber sie sollen sich auch nicht für den Nabel der Welt halten.

    Nebenbei: der Ethnopluralismus wurde zuerst in der Zwischenkriegszeit von einem amerikanischen Juden (Horace Kallen) als „cultural pluralism“ proklamiert. Von dort gelangte er nach Europa durch das Colloque Walter Lippmann – wo ihn besonders Louis Rougier aufgriff, ein entschiedener Pluralist (der deshalb sogar für den Polytheismus plädierte); Rougier prägte dann Alain de Benoist, der den Ethnopluralismus in die Nouvelle Droite einbrachte.
    Der Ethnopluralismus ist einfach nur die Anwendung des allgemeinen Prinzips des Pluralismus auf das Teilgebiet der Ethnie. Und alle Argumente gegen den Ethnopluralismus richten sich genauso gut auch gegen jeden anderen Pluralismus – laufen letztlich also auf die alten Wunschvorstellungen der antipluralistischen Jakobiner, der Dritten Republik und der Bolschewisten von einer homogenen Staatsnation hinaus.

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      Lieber Stogumber, um auf Ihre letzte Behauptung einzugehen: „Der Ethnopluralismus ist einfach nur die Anwendung des allgemeinen Prinzips des Pluralismus auf das Teilgebiet der Ethnie.“ Das ist eine Lüge. Denn der Pluralismus bezeichnet die Tolerierung verschiedener Religionen und Weltanschauungen sowie kultureller Varianten innerhalb eines Staats. Er ist die liberale Antwort auf „cuius regio, eius religio“. Der Ethnopluralismus leugnet den Pluralismus und will in jedem Staat eine ethnisch-kulturelle Homgenität. Cuius regio, eius religio, cultura, populus. Das ist das Gegenteil von Liberalität, es läuft in Europa auf eine massenhafte ethnische Säuberung hinaus, und wer das mit unschuldigem Augenaufschlag leugnet, ist entweder feige oder verschlagen.
      Was nun Ihre Definition von „Jude“ angeht, so leugnen Sie die Möglichkeit einer deutsch-jüdischen, französisch-jüdischen, iranisch-jüdischen, irakisch-jüdischen, kurz „hybriden“ Identität und stellen sich direkt in die geistige oder vielmehr ungeistige Nachfolge der Nazis. Pfui.

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        Ethnopluralismus könnte die Rechte auch durch Sezession des noch ethnisch homogenen Ostdeutschlands erreichen, mit nachfolgender Errichtung eines Orban-Zauns gegen Westdeutschland. Da müssten nicht viele vertrieben werden. Vielleicht heißt die Zeitschrift von Herrn Kubitschek deswegen so?

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        Ja. das wäre eine Lösung. Zumal sich die 17 Millionen Ossis als größtenteils integrationsunwillig erwiesen haben. meinen Segen hätten die jedenfalls, solange West-Berlin nach wie vor zur multikulturellen Bundesrepublik gehört.

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        „Sezession Ostdeutschlands“
        Herr Posener, ich bitte Sie! Ich will hier nicht weg!

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        @APo: ‚… 17 Millionen Ossis als größtenteils integrationsunwillig … ‚

        … ich würde größtenteils unterwerfungsunwillig schreiben. Möglicherweise ist westlich der ehemaligen Demarkationslinie der aufrechte Gang verlernt worden.

        Aaaaber nix gegen ihren Vorschlag, wenn ihr eure Nazis zurücknehmt. Die Ex und die SED-Linke, samt den HELL-deutschen Lutheraner, bekommt ihr oben d’rauf … less is more.

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        @APo

        K.A.: ‚Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern, nichts hindert mich, weiser zu werden.‘

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    Sehr geehrter Herr Posener,

    wie aus ihren Ausführungen hervorgeht, stehen sich hier zwei Prämissen gegenüber: Einmal die Annahme, Demokratie sei das beste System, um gesellschaftlich heterogene Gruppen unter einen Hut zu bekommen (ihre Annahme). Demgegenüber die Gegenthese, gerade Demokratie sei auf ein gewisses Maß an gesellschaftlicher Homogenität angewiesen (Kubitscheks Annahme). Nun ist mir aufgefallen, dass diese Thematik das ihnen sicherlich bekannte Diktum des bundesdeutschen Staatsrechtlers Ernst-Wolfgang Böckenförde berührt:

    „Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann. Das ist das große Wagnis, das er, um der Freiheit willen, eingegangen ist. Als freiheitlicher Staat kann er einerseits nur bestehen, wenn sich die Freiheit, die er seinen Bürgern gewährt, von innen her, aus der moralischen Substanz des einzelnen und der Homogenität der Gesellschaft, reguliert. Anderseits kann er diese inneren Regulierungskräfte nicht von sich aus, das heißt mit den Mitteln des Rechtszwanges und autoritativen Gebots zu garantieren suchen, ohne seine Freiheitlichkeit aufzugeben und – auf säkularisierter Ebene – in jenen Totalitätsanspruch zurückzufallen, aus dem er in den konfessionellen Bürgerkriegen herausgeführt hat.“

    Es ist denke ich ziemlich offensichtlich, dass Böckenförde hier mit der Annahme Kubitscheks konform geht, und nicht mit ihrer. Es ist eindeutig von der „Homogenität der Gesellschaft“ die Rede, die eine Voraussetzung bildet für den „freiheitlichen, säkularisierten Staat“ (die liberale Demokratie), von diesem aber nicht hergestellt werden kann (ohne sich selbst aufzugeben). Dieses Dilemma besteht grundsätzlich, da sich auch eine ethnisch und kulturell homogene Gesellschaft in eine Richtung entwickeln kann, die zu einem Verlust demokratischer oder liberaler Orientierungen in der Bevölkerung führt. Das wäre dann ein Problem. Geradezu selbstmörderisch mutet es aber an, wenn eine solche liberale Demokratie vorsätzlich große Massen von Menschen immigrieren lässt, die mit Demokratie und liberalen Werten (sozialisationsbedingt) überwiegend absolut nichts am Hut hat. Denn der freiheitliche Staat kann eine bestimmte Gesinnung genauso wenig erzwingen, wie ein nötiges Mindestmaß an kultureller Homogeniät.

    In diesem Sinne arbeitet, ob bewusst oder unbewusst, an der Abschaffung der Demokratie, wer ungesteuerte Masseneinwanderung zulässt oder gar forciert. Wenn es keine demokratisch gesinnte Mehrheit mehr gibt, kann der Staat nur noch mit repressiven Mitteln verhindern, dass mit legalen Mitteln ein Systemwechsel erzwungen wird. Dann aber hat der Staat aufgehört, demokratisch und freiheitlich zu sein. Demnach wird sich rein verlaufslogisch auf jeden Fall ein autoritäres System etablieren, entweder im Zuge der einwanderungs- und demographiebedingten Islamisierung und Heterogenisierung, durch die diesem Prozess zuvorkommende, und von ihnen gefürchtete „Neue Rechte“ und den Populismus, oder durch das beiden Tendenzen zuvorkommende System der BRD selbst (sind nicht Maßnahmen wie das Netzwerkdurchsetzungsgesetz bereits Vorboten dieser Entwicklung?).

    Schöne Aussichten!

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      Lieber „Alter Fritz“, das ist eine interessante Namensgebung: ein Schwuler, der wie schon sein Vater massenhaft Fremde ins Land ließ, um Preußen zu „peuplieren“. Nun ja.
      Um mit dem letzten zu beginnen: „In diesem Sinne arbeitet, ob bewusst oder unbewusst, an der Abschaffung der Demokratie, wer ungesteuerte Masseneinwanderung zulässt oder gar forciert.“ Ja. Aber das tut keiner. Die Unterstellung, irgendjemand würde „Masseneinwanderung forcieren“, ist pure Demagogie.
      Das einmal beiseite geräumt, ergibt sich aus Böckenfördes Diktum keineswegs ein Argument für den „Ethnopluralismus“, also die Scheidung der Welt in ethnisch homogene Nationalstaaten. Denn das ginge – und ging schon immer – nur auf Kosten der Bürger- und Menschenrechte der bestehenden Minderheiten. Der Ethnopluralismus war ja herrschende Ideologie des Völkerbundes und der Vereinten Nationen, und sin seinem Namen erfolgte die Vertreibung der Griechen aus der Türkei und der Türken aus Griechenland, der Deutschen aus Böhmen und der Ostgebiete, der entsetztliche so genannte Bevölkerungsaustausch zwischen Indien und Pakistan und so weiter. Von Massakern und Völkermorden wie jenem an den Armeniern ganz zu schweigen.
      Böckenförde: ja. Demagogie: Nein. Ethnopluralismus – ein Etikettenschwindel.

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        Nun, zunächst habe ich auch gar nicht behauptet, die Ideologie des Ethnopluralismus zu vertreten. Soweit ich dieses Konzept verstehe, würde ich eventuell eine „weiche“ Variante befürworten, nämlich das Anstreben einer relativen kulturellen Homogenität. Das bedeutet, es darf ein gewisses Maß an „Multikulti“ geben, solange die dominierende Leitkultur in ihrer Gültigkeit nicht gefährdet ist, denn diese hält das Gemeinwesen jenseits von Rechtsnormen und Verfassung zusammen, bildet EINE Voraussetzung der Kohäsion a priori immer prekärer großräumiger Sozialverbände (wie Nationalstaaten). Re-Migration (ein Schlagwort der Ethnopluralisten) ist natürlich nur bei Migranten möglich, die noch über keinen dauerhaften Aufenthaltsstatus verfügen. Glauben sie mir, ich plädiere sicher nicht für ethnische Säuberungen oder dergleichen, und verurteile auch die von ihnen genannten historischen Beispiele. Der Rechtsstaat gilt, und wer hier ein dauerhaftes Bleiberecht besitzt, kann höchstens über Anreize zur Re-Migration bewegt werden – was auch nur in Fällen total gescheiterter Integration sinnvoll wäre (nicht aus „Blut und Boden“ Gründen). Ansonsten sollte alles dafür getan werden, um eine weitere Ausdehnung von Parallelgesellschaften zu verhindern.

        Im Prinzip stimmen sie, wenn ich sie richtig verstehe, der These sogar zu, dass eine zu starke Heterogenisierung qua unregulierter Masseneinwanderung ein demokratisches Gemeinwesen destabilisieren kann, bestreiten nun aber, es handele sich bei der Flüchtlingskrise 2015ff um eine ebensolche? Nun, ich bitte sie, um was handelt es sich dabei denn sonst, wenn nicht um eine chaotische, eben nicht regulierte Form der Masseneinwanderung? 2015 strömten zwischen 1 und 1,5 Millionen Menschen über unsere Grenzen, und zwar völlig wahllos. Nun erwägt man (gegen den Widerwillen Merkels und eines Großteils des linksliberalen Establishments) eine windelweiche Obergrenze (die nicht so heißen darf) von rund 200.000 Personen. Natürlich, es geht hier eigentlich um Flüchtlinge und Asyl (also temporären Aufenthalt), in der Theorie, aber praktisch sind diese Leute gekommen, um zu bleiben. Beim größten Teil handelt es sich auch nicht um Asylberechtigte laut Gesetz, und gemäß europäischen Verträgen wäre Deutschland auch nicht für deren Asylanträge zuständig…. aber dieser permanente Rechtsbruch der Regierung ist ja allgemein bekannt, und wird trotzdem Schulter zuckend hingenommen. Der Punkt ist aber, es handelt sich auch bei 200.000 Menschen (jedes Jahr die Einwohner einer Großstadt wie Mainz) um Masseneinwanderung, und diese Einwanderung verläuft faktisch unreguliert, weshalb die Integration auf den Arbeitsmarkt und in die Gesellschaft sehr beschwerlich sein wird, um es mal vorsichtig auszudrücken. Verstehe ich nicht, wie sie das anders bewerten können?

        Das ist der Unterschied zu dem Preußen des „alten Fritz“, oder eben heutiger Einwanderungsländer wie Australien oder Kanada. Selektive Einwanderung kann Sinn machen, viel häufiger stellt sich in diesem Fall auch eine tatsächliche Integration, oder bestenfalls sogar eine kulturelle Assimilation ein. So hat sich Preußen seinerzeit von einem rückständigen Agrarstaat zu einer wirtschaftlich florierenden Großmacht entwickelt. Wer allerdings massenhaft Analphabeten aus Kulturen einwandern lässt, die von ihren Werten her unserer eigenen Kultur diametral entgegenstehen, tritt eher den Weg von einer hochentwickelten Industrienation zu einem zerfallenden „Failed state“ an. Damit erfüllt sich die Warnung, die meines Erachtens in Böckenfördes Diktum liegt: Wer die (sozialen, kulturellen) Grundlagen, auf denen die liberale Demokratie beruht, in ignoranter Weise missachtet, und blind an die soziale Bindungskraft des Rechtsstaates glaubt („Verfassungspatriotismus“), zerstört am Ende das, was er eigentlich bewahren möchte, und übrigens den „universalistischen Humanismus“ gleich noch mit.

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        Lieber Alter Fritz, gut, dass Sie sich vom „harten“ Ethnopluralismus distanzieren und zum Grundgesetz bekennen. Es gab – und gibt – in Europa eine Migrationskrise, vielleicht ist Ihnen das aufgefallen? Für die ausnahmsweise Angela Merkel nicht verantwortlich war und ist. Ihr Handeln fand und finde ich wenig glücklich, und ich habe darüber schon 2015 geschrieben:
        https://www.welt.de/print/die_welt/debatte/article146498046/Merkel-ruiniert-Europa.html
        Wir haben hier immer wieder über Ursachen, Folgen und Lösungen der Migrationskrise diskutiert. Ich habe nicht das Gefühl, dass dafür EINE Lösung gibt, und ich bin mir sicher, dass die kurzfristigen Folgen hauptsächlich negativ sein werden. Nur – und darum geht es hier: Der Ethnopluralismus ist nicht als Reaktion auf die Migrationskrise entstanden, und er ist schon gar nicht eine Lösung.

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        Und noch was, Alter Fritz. Sie schreiben: „Wer allerdings massenhaft Analphabeten aus Kulturen einwandern lässt, die von ihren Werten her unserer eigenen Kultur diametral entgegenstehen, tritt eher den Weg von einer hochentwickelten Industrienation zu einem zerfallenden „Failed state“ an. Damit erfüllt sich die Warnung, die meines Erachtens in Böckenfördes Diktum liegt.“
        Tatsache ist, dass beispielsweise die syrischen Kinder sich erstaunlich schnell ins deutsche Schulsystem eingefunden haben, wie übrigens auch bereits viele türkische und palästinensische (denken Sie an das „Flüchtlingsmädchen“ Reem aus Rostock). Es ist wirklich nicht zielführend, mit allgemeinen Behauptungen herumzufuchteln, statt konkrete Probleme konkret anzugehen. Noch einmal: Es gibt Probleme und wird sie geben. Unser Leben wird nicht einfacher. Das sollte uns aber nicht davon abhalten, gemäß unseren internationalen Verpflichtungen und unserer Verfassung zu handeln.

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        Nicht schlecht Herr Posener, in ihrem verlinkten Artikel schreiben sie schon ziemlich Klartext, das findet man im Mainstream doch eher selten (vor allem zur Hochzeit der „Willkommenskultur“ 2015). Die Problematik des Rechtsbruchs und die negativen Folgen auf mehreren Ebenen werden erwähnt, da sind wir uns also wohl einig. Frau Merkel ist natürlich nicht für den Ausbruch der Flüchtlingskrise verantwortlich, aber für deren problematischen Verlauf trägt sie ganz erheblich politische Verantwortung. Dabei stellen sie richtigerweise fest, dass Merkel auch in anderen Fällen, und im Prinzip grundsätzlich, ohne Prinzipien und Kompass auf opportunistische Weise durchregiert. Ja, leider, und die Folgeschäden dieses Regierungshandelns sind inzwischen Legion. Das wirklich erschreckende daran ist meines Erachtens aber weniger, dass es eine Person wie Merkel gibt, die sich so verhält, sondern dass niemand in Deutschland bereit oder in der Lage ist, sie zu stoppen. Das ist doch einer der großen Vorteile der Demokratie, jedenfalls in der Theorie, dass man unfähige „Führer“ nötigenfalls mit legalen Mitteln absetzen kann bzw. könnte.

        Sie erwähnen die syrischen Kinder, die sich gut in das deutsche Schulsystem integrieren… das mag zum Teil schon stimmen. Die Syrer sind tendenziell noch unser kleinstes Problem, da sie sich im Verhalten und bezüglich Bildung und Kompetenzen (im Durchschnitt) positiv abheben, der Anteil echter Flüchtlinge (im Sinne des Asylrechts) ist bei dieser Gruppe auch am höchsten. Das kann ich schon beurteilen denn, das wird sie jetzt vermutlich überraschen, ich habe ein halbes Jahr in einer Flüchtlingsunterkunft gearbeitet. Leider habe ich dabei auch sehr viel problematisches Verhalten erlebt, und Menschen denen ich (beim besten Willen) keine positive Sozialprognose in Deutschland stellen würde. Es lässt sich, auch wenn das politisch unkorrekt ist, durchaus ein Zusammenhang mit bestimmten Ethnien bzw. Herkunftsländern herstellen. Wenn man ab 2015 einfach geltendes Recht angewandt hätte, dann wären die meisten jener „Problemfälle“ (sorry) heute nicht hier, deren Anerkennungsquote verschwindend gering ist. Naja, nun sind sie halt da, wie Frau Merkel, der ihre Verantwortung dafür egal ist, es formulierte….

        Ein politischer Paradigmenwechsel weg vom Multikulturalismus Post-68er Prägung könnte insofern Teil der Lösung sein, dass man endlich Schluss machen müsste mit ideologischen Luftschlössern und falschen Illusionen darüber, dass durch Migration alles besser würde, und das daraus resultierende Zusammenleben unproblematisch wäre. So argumentieren und handeln ja nicht nur die Grünen bis zum heutigen Tag. So ein Denken ist falsch und brandgefährlich. Vielleicht haben sie recht, dass der Ethnopluralismus kein geeignetes Gegenmodell dazu ist, aber so wie es derzeit läuft, kann es auch nicht weitergehen – was inzwischen auch immer mehr Menschen erkennen. Hoffen wir also das Beste…!

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    Lieber Herr Posener! Leider diskutieren Sie nicht. Ich vermisse immer noch einen stringenten Gedanken zu dem Argument, dass die Konkurrenz grundlegend unterschiedlicher Wertvorstellungen in einer Gesellschaft (Gleichberechtigung vs. Unterordnung der Frau zB) die Demokratie zum Zahlenwettkampf macht. Dem setzen Sie nur Ihre Meinung entgegen, dass unsere Gesellschaft eher faschistisch als islamisch werde. Kann man so sehen, wirklich überzeugend ist das ohne argumentative und faktische Fundierung aber nicht (welche relevante gesellschaftliche Gruppe soll denn Ihres Erachtens mit “ erigiertem Arm“ durch Deutschland laufen – die AfD-Familienväter?). Naja, Ihr Blog heißt ja „starke Meinungen“ und nicht „starke Argumente“. Mit Ihren Ansichten bestätigen Sie vielleicht jene, die seit ihrer Schulzeit an die Existenz des ewigen krypto-faschistischen Deutschen glauben. Die wachsende Zahl von Menschen, die angesichts zerplatzender Fake-News („unter den Flüchtlingen sind viele Frauen und Kinder“, „Fachkräfte“, „kein Erkenntnisse über Terroristen unter den Flüchtlingen“, „keine Zunahme der Kriminalität“ etc) in zunehmender Verunsicherung nach Antworten suchen, erreichen Sie damit nicht. Genauso wenig wie mit Framing-Wörtern wie „rassistisch“ (als ob veränderbare kulturelle Wertvorstellung mit genetisch determinierter „Rasse“ gleichzusetzen wären) und Ihrem Versuch, rechten Intellektuellen „Dummheit“ anzudichten (und Ihnen dabei ein falsches Zutat zu unterstellen). Ihre Ansicht, 25% Zustimmung für homosexuellen-feindliche Einstellungen unter jungen Moslems in Deutschland sei ein „zivilisatorischer Fortschritt, der die Kraft der Liberalen Gesellschaft beweist“, ist einfach nur peinlich. Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, aber mir scheint, Sie nehmen die Dinge gar nicht wahr, die in diesem Land aktuell passieren, reden sich die Dinge vielmehr schön. Sie wirken aus der Zeit gefallen. Eine Linke, die so „argumentiert“, hat intellektuell nichts mehr anzubieten. Sie hat abgewirtschaftet.

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      Lieber Herr V. Unstedt, auch wenn Sie immer wieder behaupten, ich würde nicht argumentieren: Aufmerksame Leser wissen, dass dem nicht so ist. Den Zitierfehler habe ich korrigiert,und zwar mit einer Selbstkritik. Aber Sie arbeiten gern mit der Wiederholung von Unterstellungen, scheint mir. Die Behauptung, ich nähme „die Dinge gar nicht wahr, die in diesem Land aktuell passieren, reden sich die Dinge vielmehr schön“, ist absurd. Ich habe seit 2001 den islamischen Fundamentalismus und Terrorismus angegriffen, auf Probleme der Zuwanderung und Integration hingewiesen usw. usf. Nur jemand, der völlig uninteressiert ist an meiner Einstellung oder vielmehr daran interessiert, sie zu verzerren und zu entstellen, kann so etwas behaupten.
      Was nun die Homophobie angeht: „Ende 2015 wurden die Ergebnisse der Studie „Coming-out und dann“ herausgegeben. Danach gaben 45 Prozent der befragten homosexuellen Jugendlichen an, in der Familie diskriminiert worden zu sein. Das heißt, sie wurden sehr oft nicht ernst genommen oder aber beschimpft, beleidigt oder ausgegrenzt. 41 Prozent erlebten negative Reaktionen im Freundeskreis. Auch Schule und Ausbildungsplatz waren keine sicheren Orte.“ So Markus Ulrich vom LSVD. Macht die Zuwanderung von Menschen aus Kulturen, die homophob geprägt sind, den Kampf gegen die Homophobie leichter? Gewiss nicht. ist das ein Grund, eine kulturelle und ethnische Homogenität zu fordern? Ganz gewiss nicht. Denn es zeigt sich, dass dort, wo diese intolerante Ideologie vorherrscht bzw,.stark ist, auch die Homophobie stark ist, siehe Russland, Serbien, Polen usw. Eine Intoleranz kommt selten allein. eigentlich nie.
      Und, gewiss: Wenn alle einer Meinung sind, ist die Demokratie sehr einfach, da gebe ich Ihnen Recht.

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      „Ich vermisse immer noch einen stringenten Gedanken zu dem Argument, dass die Konkurrenz grundlegend unterschiedlicher Wertvorstellungen in einer Gesellschaft (Gleichberechtigung vs. Unterordnung der Frau zB) die Demokratie zum Zahlenwettkampf macht.“
      Das Argument finden sich schon beim Kronjuristen des Dritten Reichts genannten Carl Schmitt, der Demokratie und Faschismus durchaus für vereinbar hält, was an seiner Vorstellung von Demokratie liegt. Er beruft sich auf J.J. Rousseaus Vorstellung von Identität von Regierung und Regierten, die allerdings allenfalls für klitzekleine Gemeinwesen überhaupt möglich wäre, was ja dann auch dazu führte, dass je weiter die Zeit fortschritt, desto totalitärer die Vorstellungen wurden, die Spannung von volonté géneral und volonté de tous,j Allgemeinwillen und Willen der Einzelnen zugunsten ersteren aufzulösen, was durch Abtraktion von den besonderen Individuen eizig gelingen kann, wodurch Diktatur und Demokratie immer näher rücken. Jede Homogenitätsforderung hinsichtlich eines Gemeinwesen hat bereits die Implikation die in einer Gesellschaft unvermeidliche Heterogenität totalitär zu beseitigen; der Citoyen schlägt den Bourgeois. Solch repressive Gleichheit ist letzlich ohne Mord und Totschlag nicht zu erreichen, schon der Antagonismus von Lohnarbeit und Kapital läßt keinen Einheitswillen zu und wünschenswert wäre das ohnehin nicht. Dass nun der wirtschafltiche Antagonismus aus der Politik wegabstrahiert ist und so ein pluralistischer Einheitsstaat vorherrscht, vermeidet vorläufig den homogen Einheitsstaat, der selbst im Nationalsozialismus noch polykratisch war, ein Gerangel von Machtgruppen zusammengehalten durch Antisemitismus und Antizionismus und völkischen Nationalismus. Da der Nazismus diskreditiert ist, vermeiden die heutigen Faschsten und Nazis jede Verbindung von nazistischer Terminologie und Rassenmythologie, sondern modernisieren den Nazismus zum Ethnopluralismus, der mit Pluralismus allerdings nichts zu tun hat, weil er nur den völkischen Nationalismus nach außen wendet und auf abwertende Vokabeln verzichtet. Das findet man auch in postkolonialistischen Ideologemen, die sich für links halten, die dann anstatt rechtsestrem Yoga wegen über Fremdung verbieten zu wollen, ihn nun wegen kultureller Aneignung, die die indigenen Völker angeblich diskrimiert, verbieten möchten. Dass man das Fremde im Eigenen und das Eigene im Fremden entdeckt, gehörte immer schon zu dem, was man Kultur nannte und nennt. Den Menschen, die von außen kamen, die Exoten spielen zu lassen, damit man irgendwie dann eigene Kultur noch bemerkt, gehörte zum Multikulturalismus, dessen Schwäche und Ideologie, mit der die fremden „Kulturen“ man sich vom Leibe halten wollte, indem man sie lobpreist, im sog. Ethnopluralismus ja nun nur radikaler auftauch. Dabei wollen gerade die letzten Einwanderer, häufig mit Flüchtlingen verwechselt oder auch als Bevölkerungswachstumsdjihad, nichts anderes als die indigine deutsche Bevölkerung, nämlich sich angemessen ernähren, in die Disko gehen und nette junge Männer und Frauen kennenlernen, tanzen, Musik hören usw. So heterogen wie das halluziniert wird geht das überhaupt nicht zu.
      Das Problem, dass so einige die antisemitischen, antizionistischen Ideologeme aus den Ländern mitbringen, die sie verlassen, bedeutet, daß diese Form von Islam eliminiert werden muss, der eine eigene Homogenität herstellen will, die mit demokratischen Vorstellungen nicht vereinbar ist. So wenig wie die Linke das Kapital mit den Kapitalisten verwechseln sollte, um nicht bei totalitären Vorstellungen zu landen, darf der Islamkritiker den Islam nicht mit den Muslimen verwechseln, die unter dessen identitären Bewegungen oder dem Djihadismus nicht weniger leiden als deren anderen Opfer. Die Ideologie läßt sich nicht abschieben, die bleibt auch dann, wenn die Menschen in den sicheren Tod geschickt werden, sie läßt sich nur bekämpfen, mit kulturellen Kämpfen und manchmal auch, wo de Djihad gewaltätig wird, militärisch. Wenn keine Menschen mehr einwandern würden, wäre das eher ein Zeichen, dass die Verhältnisse so unattraktiv wäre, dass auch die indigenen Deutschen weg wollten oder anders gesagt, Ethnopluralismus hat nur zur Folge, daß alle verschieden wären, aber verschieden unattraktiv.

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    https://www.youtube.com/watch?v=Sj7iKHf1U-w

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    Als sich die türkische Invasion in den westlichen Mittelmeerraum nach Jahrhunderten dauernder Kriegstätigkeit erschöpft hatte, war der Islam ‚friedlich‘ – für Jahrhunderte. Man charakterisierte den Islam von Europa aus fortan mit Verschlafenheit, Fatalismus, Inschallah – Morgen ist auch noch ein Tag. Heute ist das anders. Ist es anders, weil der Islam nun etwas anderes ‚bedeutet‘ als damals, als man mit letzten Kräften Wien eben noch halten konnte gegen die Riesenheere der Sultane? So eine Überlegung wäre doch allzu kindisch. Am Islam hat sich nichts geändert – geändert hat sich etwas für die Bevölkerungsmassen und deren politischen Führer, die dem Islam traditionell angehören. Die islamisch geprägten Völker verfügen heute über einen gewaltigen Überschuß an jungen Männern, für die es ausser Krieg oder gewaltsame Landnahme keine Aussicht auf sonstige ‚Beschäftigung‘ gibt. Das war in den Zeiten der christlichen Welteroberung nicht anders: alle expansiven Epochen waren und sind gekennzeichnet dadurch, dass die Massen junger Männer für ‚Abenteuer‘ bereitstanden und dass man den Druck, den sie als Beschäftigungslose im Inneren entfaltet hätten, nach aussen ableiten mußte. Die dabei einzurechnenden Verluste spielten absolut keine Rolle, sie waren sogar erwünscht, weil man dadurch die Potentiale der politischen Destabilisierung reduzieren konnte. Wer weitab für irgendwas, ‚Heimat‘, ‚Glaube‘, ‚Nation‘, die ‚unbefleckte Empfängnis‘ oder die 52 Huren im muslimischen Paradies den Heldentod starb, war für die Machthabe zuhause ungefährlicher als wenn er sich ohne Geld und Zukunft auf den Straßen rumtrieb.
    Hinzu kommt, dass der Geburtenüberschuss heute wieder – wie fast im Mittelalter und Neuzeit – unmittelbare Macht für die Herrschenden bedeutet, da die potentiellen Gegner zum einen darüber nicht verfügen (ganz im Gegenteil!) und zum anderen die militärischen Potentiale mit ‚knock out‘-Wirkung über die sie verfügen, nicht einsetzbar sind für den ‚asymmetrischen‘ Krieg. Nehmen wir den Irak: auch wenn die USA infanteristisch ein Verlustverhältnis von 10 :1 oder 100:1 für sich erzwangen, wiegen die, die sie inzwischen verloren haben, viel schwerer als 300000 Iraker, die unmittelbar oder als ‚Kollateralopfer‘ ihr Leben ließen. Diese Opfer bedeuten nicht mal eine Delle in der Reproduktion neuer Muslime und ihr Tod wird als ‚Märtyrertod‘ äusserst wirksam für die Rekrutierung neuer Kämpfer instrumentiert.
    Auch wenn ‚unsere‘ Muslime jeden Gedanken an Krieg oder Gewalt von sich weisen, sind diese im Hintergrund leitenden Tendenzen auch für sie Rückversicherungen erweiterbarer Macht. Das ‚Worst-Case-Szenario‘ verbessert sich auf ihrer Seite ständig. Die aufnehmende Gesellschaft dagegen schlägt sich – selbst ohne Krieg! – mit dem eigenen Schwund herum. Dass sich aus dieser objektiven Faktenlage weit eher eine Deutung der aktuellen Bestrebungen des Islams gewinnen läßt als aus der Exegese seit tausend Jahren hin und her gedeuteter Schriften der heiligen Methusaleme, dürfte doch einleuchten.

    PS: Auf 1000 weiße, 40 jährige Männer kommen 400 Söhne. Auf 1000 muslimische 40 jährige Männer kommen 4000 Söhne….

    PPS: Passiert meinen Kindern wegen Merkels verbrecherischer Politik was, dann Gnade euch Gott.
    Und ja, ich hasse euch. Ihr seid auch nicht links, ihr seid rechts; euch interessieren die Kinder der Aldi- Kassiererin, des Müllmanns, der mittellosen Menschen einen Dreck, die aber müssen die verbrecherische Politik der Merkel ausbaden. Deren Eltern haben kein Geld für Eigentumsbuden, Auslandsstudium etc.pp.

    PPS: https://rotefahne.eu/2013/10/no-border-no-nation-neue-marketing-imperialismus/

    Leben Sie nicht wohl.

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      Aus der Anonymität heraus drohen: „PPS: Passiert meinen Kindern wegen Merkels verbrecherischer Politik was, dann Gnade euch Gott.“ So weit ist es in Deutschland schon gekommen. Ekelhaft.

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        P. S.: das war Satire 😆

        Herr Rabe hatte es gestern schon recht erkannt (vgl. seinen Beitrag vom 8. Februar um 15:01 Uhr).

        Adios amigos 🙂

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      Da sind wir wieder bei den Privatschulen und englischen Internaten unserer „Eliten“.
      Das hat die wütende Mutter gut erkannt.

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        Der Elitenhass, ob von links oder rechts, ist das konstituierende Element des Mobs. Am Ende steht die Guillotine, die Laterne, das Lager – und eine neue Elite. Siehe George Orwell, „Animal Farm“.

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    Ja, es gibt kleine Sekten, die nennen sich „Vereinigungskirche“ o.ä. und sind noch zänkischer und ausgrenzungssüchtiger als die Großkirchen, deren Trennung sie doch überwinden wollen.
    So ähnlich ist es auch mit der kleinen Sekte der „Kosmopoliten“ und „Universalisten“. Da hat man es doch lieber mit echten Deutschen oder echten Juden zu tun, die in sich selbst ruhen und den anderen unbehelligt lassen.
    Schenkt den Kosmopoliten ein kleines Land, wo sie unter sich bleiben und ungestört nach Herzenslust kosmopolitisieren können!

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    Kubitschek: „Bestimmte politische Konzeptionen funktionieren nur, wenn es eine gewisse Homogenität im Volk gibt. Demokratie ist nur möglich, wenn Sie akzeptieren können, dass Sie überstimmt werden. Wenn das, was Sie überstimmt, zu fremd ist, können sie das nicht. Das betrifft beispielsweise die Frage nach unseren Rechtsnormen auf der einen Seite und Scharia-Ansätzen auf der anderen Seite.“

    Ihr Argumentation dagegen, Herr Posener, überzeugt mich nicht. Ja, auch gläubige Christen sind schon häufig politisch mit der Umsetzung ihrer Vorstellungen gescheitert, aber gibt es deswegen in Deutschland christliche Terrororganisationen und Bürgerkriegsarmeen, die Linke und Säkulare ermorden? Terrorismus von radikalen Muslimen, die ihre Vorstellungen niemals auf demokratischem Wege umsetzen können, gegen unseren Staat und unsere Gesellschaft gibt es sehr wohl. Ist eine Erklärung möglicherweise die größere kulturelle Kluft, die größere Fremdheit, zwischen den „Parteien“?

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        Aktuell ist in Deutschland die IRA nicht aktiv, das waren mW auch keine religiösen Fundamentalisten, die in Großbritannien mit den Gesetzen nicht einverstanden waren, oder?

        Wer Muslime im großen Stil in christliche Länder einwandern lässt, weiß, dass damit die Grundlage für Bürgerkriege gelegt werden kann. Es gab nun Jahrhunderte Feindschaft und Kriege zwischen der christlichen und islamischen Welt. Der Bürgerkrieg im Libanon oder in Jugoslawien sind Beispiele aus jüngerer Zeit.

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        Lieber Münsteraner, so geht das nicht. Sie müssen sich schon informieren, wenn Sie etwas behaupten können. Lesen Sie doch einmal über die IRA nach, die noch heute aktiv ist, wenn auch hauptsächlich als eine Art Mafia. Und schauen Sie mal nach dem Libanon, Stichwort „Falange“ und nach Jugoslawien, Stichwort Milosevic. Und wennwir schon dabei sind, schauen Sie, was im christlichen Südsudan abgeht und in Ruanda los war. Die Erhebung des Islam zu einer Art Agentur des Bösen ist intellektuell und moralisch kein Deut besser als die Konstruktion einer jüdischen Weltverschwörung. Und in besseren Tagen haben Sie das gewusst. Schade.

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        Ich habe auf Bürgerkriegsgefahr hingewiesen, ohne irgendeine Seite zu „Bösen“ zu erklären.

        Sind für Sie womöglich die Christen die Bösen?

        Ja, es ist richtig, dass sich die Christen auch untereinander bekriegen, aber muss man deswegen noch zusätzliche Konfliktherde schaffen?

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        Lieber Münsteraner, ich will mit meinen Beispielen nur darauf hinweisen, dass Muslime keinen Alleinvertretungsanspruch auf Terror und Gewalt haben. Für mich sind weder Christen noch Juden, Muslime, Hindus, Buddhisten noch Atheisten „die Bösen“. Böse sind die Intoleranten.

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        habe ich mir schon gedacht, dass die Islamkritiker und -feinde die Bösen sind. Haben Sie denn keine wertmäßigen und religiösen Präferenzen? Rechtliche Benachteiligung und Fesselung der Frau im Islam durch Vielweiberei, Kleider- und sonstige Vorschriften ist ihnen egal?

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        Lieber Münsteraner, gegen die Polygamie habe ich nichts, so lange sie einvernehmlich ist. Darüber habe ich schon in der „Weltwoche“ geschrieben. Der keiner islamischen Sympathien verdächtige Karl Marx hat im Manifest über den Vorwurf, die Kommunisten wollten die Weiber gemeinsam haben, geschrieben, dass die Bourgeois das längst praktizierten; die Kommunisten wären allenfalls für ein offenes, ehrliches Verhältnis anstelle eines versteckten, verschämten.
        Lesen Sie mal Deschners „Kriminalgeschichte des Christentums“ (10 Bände). Schauen Sie, was die Buddhisten auf Sri Lanka und in Myanmar treiben. Führen Sie sich die Verbrechen der Atheisten in Russland und China (und Ostdeutschland ) vor Augen. Ich bin gegen die Gemeinheit und das Verbrechen. und die größte Gemeinheit besteht darin, das Verbrechen einer bestimmten Rasse oder Kultur oder Religion zuzuschreiben und nicht den Verbrechern.

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        Gegen die Polygynie haben ich folgende Kritikpunkte: Weniger verdienende Männer werden benachteiligt. Sie können sich nicht so viele Frauen gleichzeitig leisten, desweiteren sorgen die reichen Männer für eine Verknappung des Angebots an Frauen auf dem Heiratsmarkt, wieder zu Lasten der ärmeren Männer, die unter Umständen ganz leer ausgehen. Das Problem der massenweisen Belästigung von Frauen durch alleinstehende Herren in islamischen Ländern löst so ein Heiratssystem sicher nicht. Unter der Herrschaft der Gleichberechtigung müsste außerdem auch Polyandrie zugelassen werden, was aber für eine ungeheure Verkomplizierung der Heiratsbeziehungen sorgen würde, weil zB eine Zweitfrau auch wieder vier Männer haben dürfte usw.

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    Die deutsche Jugend und nicht nur die versteht sich oft als Europäer. Nur was soll das eigentlich sein? Wer kann ein spezifisches Merkmal nennen, das sie von allen anderen Menschen des Planeten unterscheidet? Man komme mir nicht mit den europäischen Werten, das sind nämlich westliche Werte, die wir auch mit den Amerikanern oder Neuseeländern teilen. Bei Deutschen kann man wenigstens auch als SPD-Politiker die deutsche Sprache als verbindendes spezifisches Merkmal nennen. Ich glaube, Europäer ist eine Null-Identität.

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      Au contraire, Münsteraner: Europäer umfasst ein Bündel von Identitäten. In Ihrer Heimatstadt verbindet St. Lamberti mit ihrer Gotik die Stadt mit fast jeder anderen Stadt des Kontinents, und trennt dieses abendländische Europa von Amerika, Russland und Asien. Um nur ein Beispiel zu nennen.

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        Neugotische Kirchen gibt es auch in der USA. Unweit in Köln-Ehrenfeld oder Duisburg gibt es es mitten in Europa mittlerweile auch Großmoscheen wie im Orient.

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    „Die Crux dieser Denke ist doch die: man weiß, was man will, man hat seine festen Bilder, Begriffe und Klischees und die sucht man dann in den Texten und Aussagen. Es gibt fast nie ein ergebnisoffenes Herangehen an die Texte, man ist nicht wirklich neugierig, man läßt sich auf die Ideen der anderen Seite nicht ein, man durchdenkt nicht wirklich, man ist auch nicht kritisch …, sondern auf der permanenten Suche nach der BesDie Crux dieser Denke ist doch die: man weiß, was man will, man hat seine festen Bilder, Begriffe und Klischees und die sucht man dann in den Texten und Aussagen. Es gibt fast nie ein ergebnisoffenes Herangehen an die Texte, man ist nicht wirklich neugierig, man läßt sich auf die Ideen der anderen Seite nicht ein, man durchdenkt nicht wirklich, man ist auch nicht kritisch …, sondern auf der permanenten Suche nach der Bestätigung der eigenen Konstrukte.“ Mimimimi …
    Ich lache mich schlapp! Wie „ergebnisoffen“ Sie sich auf die „andere Seite“ einlassen, stellen Sie hier mit Ihren Sudeleien wieder und wieder unter Beweis

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    Die Scharia ist die Rauchwolke, mit der die Demokratie zerstört werden soll.
    Heute die Moslems, morgen wieder die Juden.
    Herr Posener, Sie treffen meinen Nerv.

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    „Die Geburtenrate fällt bereits in der zweiten Generation auf das Niveau des deutschen Durchschnitts. Sollte es keine nennenswerte muslimische Einwanderung mehr geben, würden diese Gemeinden kleiner und die meisten auch ganz verschwinden. Von einer sich aus eigener Kraft ausbreitenden Population kann nicht die Rede sein.“

    Tut mir leid, das stimmt nicht. Ich habe die Zahlen mal für die türkische Gemeinde in Deutschland anhand statistischer Jahrbücher durchgerechnet. Die Geburtenrate in D ist weitaus höher als die Sterberate. Bei Arabern dürfte es noch extremer sein.

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    Posener schrieb:
    „Sugus, machen Sie doch selbst die Mathematik. Wie lange dauert es, bis die Muslime Dreiviertel der deutschen Bevölkerung stellen? Vorausgesetzt, dieser Zustand tritt einmal ein (und wenn Sie rechnen können, werden Sie sehen, dass er nie eintritt), wie viel Prozent der Muslime werden dann Parteien wählen, die die Scharia anstelle des Grundgesetzes setzen wollen? Ich warte gespannt auf Ihre Antwort.“
    -Erstmal: drei Viertel braucht es nicht. Lediglich 51%. Natürlich verstärken sich Konversionen zum Islam (die bisher noch selten sind), wenn die Gesellschaft immer islamischer wird. Im Verbund mit höheren Geburtenraten und millionenfacher Zuwanderung aus islamischen Staaten ist dieses Szenario über zwei, drei Generationen nicht unwahrscheinlich. Es müssen nämlich die jüngeren Alterskohorten bis ca. 35-40 betrachtet werden, die älteren sind uninteressant, weil die keine Kinder mehr kriegen.
    In der jüngsten Alterskohorte unter 5 Jahren hatten 2016 satte 38,11% der Kinder einen Migrationshintergrund. Das ist die Zukunft.
    https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Bevoelkerung/MigrationIntegration/Migrationshintergrund/Tabellen/MigrationshintergrundAlter.html
    Natürlich sind das nicht alles Moslems. Aber ein großer Teil. Die relativ verbreitete Aussage, wir hätten ca. 5% Moslems im Land, kann man für diese Alterskohorte schon mal vergessen. Es sind weitaus mehr.
    -Wieviel % der Moslems säkulare Parteien wählen werden? Ich will nicht drauf setzen. Die Türkei galt auch mal als säkular und entwickelt sich stetig zurück. Das ist kein Erdogan-Phänomen, er hat den Trend nur verstärkt.

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      Sie irren, Sugus, wie Björn Höcke. Es braucht eine Zweidrittelmehrheit, um die Verfassung zu ändern. Und die Mathematik haben Sie auch nicht gemacht. Stattdessen Geraune: „Im Verbund mit höheren Geburtenraten und millionenfacher Zuwanderung aus islamischen Staaten ist dieses Szenario (51% der Bevölkerung sind Muslime) über zwei, drei Generationen nicht unwahrscheinlich.“
      http://faktenfinder.tagesschau.....g-101.html

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    Lieber Herr Posener, ich habe Ihren Kommentar zu meiner Anmerkung von gestern gelesen, auch den geänderten Text. Mit Ihrer Ansicht, nicht „das Fremde“ bedrohe die Demokratie, sondern das Antidemokratische, weichen Sie dem Argument Kubitscheks nur semantisch aus. Denn auch das „Fremde“ (hier sprechen wir wohlgemerkt von fremden, zumeist kulturell verankerten Wertvorstellungen: Minderwertigkeit der Frau, der „Ungläubigen“ zB) bedroht die Demokratie, wenn es auf demokratischem Weg an die Macht gelangt und dann versucht, die eigenen Wertvorstellungen gegen die Minderheit durchzusetzen. In dieser Situation auf eine Verfassung zu vertrauen, die Minderheitenrechte schützt, ist naiv. Die antidemokratische Gefahr besteht gerade darin, dass es um kulturell (häufig religiös) verankerte Wertvorstellungen geht, die üblicherweise als unverhandelbar angesehen werden. Oder würden Sie im umgekehrten Fall aus demokratischer Rücksichtnahme auf Minderheiten Abstriche vornehmen z.B. bei der Gleichberechtigung der Frau, der Akzeptanz von Homosexuellen? Eben. Genau deshalb ist eine Demokratie darauf angewiesen, dass die grundlegenden Wertvorstellungen von allen Wählern geteilt werden, unabhängig von ihrer jeweiligen politischen Meinung. Die kulturelle Homogenität ist Voraussetzung für die Demokratie, denn anderenfalls, ich wiederhole mich, verkommt die Demokratie zu einem bloßen Zahlenwettkampf: Welche gesellschaftliche Gruppe bringt mehr Leute auf die Waage, um ihre fundamental anderen Wertvorstellungen für alle verbindlich durchzusetzen? Die These der Ethnopluralisten ist mich absolut nachvollziehbar.

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      Lieber V.Unstedt (das ist hoffentlich kein Wortspiel: „unstet“?) – Sie unterstellen: 1. Muslime werden in X Jahren 2/3 der Bevölkerung in Deutschland stellen oder mehr. Das ist nachweislich nicht der Fall. 2. Alle Muslime sind für die Scharia. Das ist nachweislich nicht der Fall. 3. Diese falschen Voraussetzungen unterstellend, unterstellen Sie weiter, dass diese Muslime nicht (wie bisher) SPD oder CDU usw. wählen würden, sondern eine Scharia-Partei. Das ist nirgendwo passiert.
      Ich teile weder die Werte von Kommunisten noch von Nationalsozialisten, sie sind mir genauso fremd wie die Scharia. Das heißt, die Frage des Umgang mit radikal antidemokratischen Kräften, die eventuell die Mehrheit bekommen könnten, stellt sich in der Demokratie immer. Und ich wiederhole: Björn Höcke hat mit einer nationalkonservativen Revolution schon gedroht. Es ist viel wahrscheinlicher, dass eine sich radikalisierende AfD die Demokratie abschafft, als dass dies durch „die Muslime“ geschieht. Die Scharia ist die Rauchwolke, hinter der Kubitschek und Co. die Zerstörung der Demokratie planen.
      Man könnte auch sagen (und dies habe ich in meinem Europa-Buch vor über zehn Jahren genauso geschrieben): Europa würde faschistisch, bevor es muslimisch würde. Weil dem so ist, oder auch, weil dem so ist, muss die Zuwanderung gebremst und gemanagt werden; nicht aber, weil Muslime zu blöd wären, die Demokratie zu begreifen.

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        Lieber Herr Posener! Sehe ich das richtig, dass Sie kein grundsätzliches Argument gegen Kubitscheks These mehr anführen (können)? Uns unterscheidet lediglich noch (a) Ihre Hoffnung, dass sich die Verhältnisse in demografischer und politischer Hinsicht nicht in die Richtung eines gefährlichen Islamverständnisses entwickeln werden und (b) Ihre Furcht, dass die Zerstörung der Demokratie vielmehr von rechts geplant werde.
        Ad a): Leider kann ich Ihre Hoffnung nicht teilen. Niemand weiß, wie unsere Gesellschaft in 50 Jahren aussieht (und sollten Sie keine Kinder haben, wird Ihnen das auch herzlich egal sein – mir allerdings nicht, denn ich habe derer drei). Allerdings wissen wir genau, dass seit 2015 rd. 2 Mio Menschen moslemischen Glaubens als Flüchtlinge in Deutschland Aufnahme gefunden haben, davon 80% Männer unter 30 Jahren. Gehen wir konservativ geschätzt von 1 Mio Männer unter 30 aus. Gemessen an der Gesamtzahl männlicher Bürger zwischen 20 und 30 Jahren in Deutschland von bisher rd. 5 Mio, hat sich das Verhältnis in dieser Altersgruppe allein seit 2015 also schon beträchtlich verschoben. Somit sieht bereits für einen heute 30-jährigen die demografische Zukunft völlig anders aus als aus Ihrer Perspektive. Das ist keine Spekulation, sondern Gewissheit. Ihre zweite These ist, nicht alle Muslime seien für die Scharia. Sehen Sie sich dazu bitte die Zahlen einer Umfrage unter moslemischen Schülern aus der jüngsten Studie von Prof. Christian Pfeiffer an (https://www.zhaw.ch/storage/shared/sozialearbeit/News/gutachten-entwicklung-gewalt-deutschland.pdf). Bitte nehmen Sie sich die Zeit, denn die Umfrageergebnisse, die auf Seite 60 dargestellt sind, haben es in sich. Befragt wurde die Einstellung moslemischer Schüler, die wohlgemerkt hier aufgewachsen sind und nach unseren Werten sozialisiert wurden. Das waren u. a. die Antworten:
        – Der Koran ist das einzig wahre Glaubensbuch; die darin festgehaltenen Regeln müssen genau befolgt werden: 69,6% „Ja“
        – Der Islam ist die einzige wahre Religion; alle anderen Religionen sind weniger wert: 36,6 % „Ja“
        – Die islamischen Gesetze der Scharia, nach denen zum Beispiel Ehebruch oder Homosexualität hart bestraft werden, sind viel besser als die deutschen Gesetze: 27,4 % „Ja“
        – Es ist die Pflicht jedes Muslims, Ungläubige zu bekämpfen und den Islam auf der ganzen Welt zu verbreiten: 18,6 % „Ja“
        – Muslimen ist es erlaubt, ihre Ziele notfalls auch mit terroristischen Anschlägen zu erreichen: 3,8 % „Ja“
        Sie wissen vermutlich ebenso gut wie ich, dass es nur einer entschlossenen, gewaltbereiten Minderheit bedarf, um die Gesellschaft in die Tyrannei zu bringen. Das lehrt die Geschichte des Kommunismus und des Nationalsozialismus.

        ad b): Zu Ihrer Befürchtung, der antidemokratische Umsturz werde eher von rechts (Sie nennen Höcke und Kubitschek) organisiert, möchte ich Ihnen folgende Fragen stellen: Hat es in den letzten Jahren, sagen wir seit 2015, eine signifikante Änderung in den politischen Einstellungen dieses Landes gegeben, die Veranlassung zu dieser Befürchtung gibt? Sie werden vermutlich auf die AfD verweisen, die bei der Bundestagswahl 6 Mio. Wähler hatte. Daher meine Folgefrage: Gibt es seriöse Befragungsergebnisse, nach denen die AfD-Wähler, oder meinetwegen eine Gruppe von AfD-Wählern, z.B. jugendliche Schüler, zu, sagen wir, 18,6% die Auffassung vertreten, es sei ihre Pflicht, Wähler anderer Parteien zu bekämpfen, um die Herrschaft der AfD in Deutschland zu erreichen, und 3,8% dieses Ziel sogar mit terroristischen Anschlägen erreichen wollen? Sie wissen, dass jede revolutionäre Umwälzung Menschen zur Umsetzung braucht, die bereit sind, für ihr Vorhaben auch Gewalt anzuwenden (eine Minderheit genügt, Höcke und Kubitschek werden es alleine aber nicht schaffen). Welche Gruppe innerhalb oder außerhalb der AfD bzw. ihrer Wähler könnte aus Ihrer Sicht dazu fähig und (mental) in der Lage sein? Meiner Kenntnis nach bestehen die Mitglieder und Wähler dieser Partei vorwiegend aus Männern im Alter zwischen 40 und 60 Jahren. Glauben Sie, dass Familienväter für einen revolutionären Umsturz und die Abschaffung der Demokratie in Deutschland in Frage kommen? Oder Pegida-Aktivisten, zumeist Männer über 60, eine nach offizieller Lesart armselige Truppe von Zukurzgekommenen?

        Ganz ehrlich: Meinen Sie nicht, dass Ihre Befürchtung ein Popanz ist, der Sie evtl. davon abhalten könnte, die wahren Bedrohungen für unsere Demokratie zu erkennen? Ich habe den Eindruck, Sie haben einfach etwas gegen „Rechte“. Das ist Ihr gutes Recht, und anderen geht es genauso. Man sollte sich dadurch aber nicht davon abhalten lassen, den eigenen Verstand einzusetzen, und einen guten Gedanken als solchen anzuerkennen, egal von wem er stammt.

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        Lieber V. Unstedt, meine „grundsätzlichen Argumente“ gegen Kubitschek und Konsorten habe ich lang und breit ausgeführt, und darauf sind Sie mit keinem Wort eingegangen. Sie engen die Diskussion ein auf die Frage, ob die Muslimische Minderheit in Deutschland eine Gefahr für die Demokratie sei. Was an sich schon eine tendenziöse Fragestellung ist. Aber ich gehe dennoch auf Ihren Kommentar ein.
        1. Ich habe ein Kind und zwei Enkelkinder. Aber selbst wenn dem nicht so wäre – es wäre eine Unverschämtheit, kinderlosen Menschen zu unterstellen, ihnen sei die Zukunft Deutschlands egal.
        2. Für die Beurteilung der Bevölkerungsentwicklung in Deutschland ist die Zahl der Männer in einer Alterskohorte zwar nicht irrelevant, doch nicht so relevant wie die Zahl der Frauen unter 40. Es sind etwa 17 Millionen. Da es fast genau so viele Männer in denselben Alterskohorten gibt, bedeutet die Zunahme um zwei Millionen Männer allenfalls eine verschärfte Konkurrenz um die Frauen, nicht aber notwendig, dass die weißen Männer dabei verdrängt werden. Es sei denn, Sie meinen, Muslime seien irgendwie attraktiver für Frauen. (Ganz sicher bedeutet es, wenn diese jungen Männer keine Frauen bekommen, eine Zunahme der Kriminalität. Nicht, weil sie Muslime sind, sondern weil sie unbeweibte junge Männer sind. Deshalb ist eine Mischung aus Rückführung und Familiennachzug nötig.)
        3. Sie zitieren eine Umfrage unter deutschen Muslimen mit folgenden Ergebnissen:
        – Der Koran ist das einzig wahre Glaubensbuch; die darin festgehaltenen Regeln müssen genau befolgt werden: 69,6% „Ja“.
        Christen und Juden müssten in Bezug auf die Bibel genauso antworten. Wenn das weniger Christen als Muslime tun, dann ist das ein Problem für die Christen.
        – Der Islam ist die einzige wahre Religion; alle anderen Religionen sind weniger wert: 36,6 % „Ja“
        So steht es in Bezug auf die Katholische Kirche auch im Katechismus. In der Karfreitagsfürbitte beten Katholiken immer noch darum, dass die Juden Jesus als ihren Messias anerkennnen. Ich finde 36,8% erstaunlich wenig.
        – Die islamischen Gesetze der Scharia, nach denen zum Beispiel Ehebruch oder Homosexualität hart bestraft werden, sind viel besser als die deutschen Gesetze: 27,4 % „Ja“.
        75% sagen also nein. Das ist ein zivilisatorischer Fortschritt in kürzester Zeit, der die Kraft der westlichen liberalen Gesellschaft und ihrer Ideen beweist. In einigen US-Bundesstaatenist die „Sodomie“ bis heute strafbar, und sie war es in Deutschland noch in den 70er Jahren.
        – Es ist die Pflicht jedes Muslims, Ungläubige zu bekämpfen und den Islam auf der ganzen Welt zu verbreiten: 18,6 % „Ja“
        Jesus wies seine Jünger an, die Juden und die Heiden zu bekehren, und immer noch sind christliche Missionare in aller Welt tätig. Das ist doch ihr gutes Recht, und es ist das gute Recht von Muslimen, die Ungläubigen zu bekämpfen, so lange das friedlich geschieht, wie Mohammed verlangte (wenn auch nicht praktizierte). Wie ersichtlich (nächste Frage) lehnen 96% Gewaltakte ab.
        – Muslimen ist es erlaubt, ihre Ziele notfalls auch mit terroristischen Anschlägen zu erreichen: 3,8 % „Ja“.
        Zu viele. Aber kein Massenphänomen. Ich würde mal annehmen, dass in der westdeutschen Linken 1970ff die Anzahl derer, die zumindest Verständnis für die Untaten der RAF aufbrachten, erheblich höher war, und dass die Frage, ob etwa palästinensische „Widerstandsgruppen“ Gewalt anwenden dürfen, auch unter braven deutschen Hausfrauen zu viel höheren Zustimmungsergebnissen führt.
        4. Sie kommentieren: „Sie wissen vermutlich ebenso gut wie ich, dass es nur einer entschlossenen, gewaltbereiten Minderheit bedarf, um die Gesellschaft in die Tyrannei zu bringen. Das lehrt die Geschichte des Kommunismus und des Nationalsozialismus.“
        Ob das wirklich die Lehre aus Kommunismus und Nationalismus ist, bezweifele ich. Der Nationalsozialismus erfreute sich in Deutschland einer breiten Zustimmung und kam legal an die Macht. Die Kommunisten wiederum hätten in Ostdeutschland nie siegen können, wenn sie nicht die Rückendeckung der Besatzerarmee gehabt hätten. Davon aber abgesehen: Kommunismus und Faschismus beweisen, dass es falsch ist, die Gefahr für die Demokratie im kulturell „Fremden“ zu sehen, wie es Kubitschek tut. Das ist mein „grundsätzliches Argument“, auf das Sie nicht eingehen, das Sie aber mit Ihrem Hinweis bestätigen.
        5. Schließlich drehen Sie mein Argument um: ich hatte gesagt, Europa werde eher faschistisch als muslimisch. Sie sagen, das sei nur eine „Popanz“ um die Augen vor der muslimischen Gefahr zu verschließen. Wir sehen jedoch in Polen und Ungarn, wie die Popanz der Islamisierung (denn es gibt dort fast keine Einwanderung) benutzt wird, um die bürgerlichen Freiheiten einzuschränken und – im Falle Ungarns – eine antisemitische Kampagne loszutreten, die das Ziel hat, die einzige unabhängige Universität des Landes zu beseitigen. Wir sehen, wie die AfD und andere Populisten das Ressentiment entfesseln. Ist das Faschismus? Noch nicht. Freilich, wenn wir darauf warten, dass Leute mit Braunhemden und Stiefeln, Hakenkreuzen und erigierten Armen herumlaufen, bis wir auf die Gefahr reagieren, wird es zu spät sein.
        6. Sie schreiben: „Ich habe den Eindruck, Sie haben einfach etwas gegen „Rechte“.“ Dann haben Sie aber den Artikel nicht aufmerksam gelesen.

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    Die Muslimische Gemeinde besitzt so wenig Zusammenhalt wie die christliche Szene, eigentlich noch weniger. Viel wichtiger als die muslimische Identität ist die Nationale und da sieht es natürlich ganz anders aus. Die größte Gruppe an Migranten sind mit 3 Millionen die türkischstämmigen. Von denen sind viele deutsche Staatsbürger, aber lassen wir das mal von mir aus beiseite. Von diesen 3 Millionen sind mindestens 500.000 Alewiten, die anderen sind geteilt in Kurden, Türken und andere Volksgruppen, die eigentlich dafür bekannt sind, eben nicht miteinander zu verkehren. Selbst wenn wir alle in einen Topf werfen, bleiben 78:3. Es sieht natürlich anders aus, wenn Migranten (egal ob Griechen, Portugiesen oder Syrer) irgendwie alle Türken sind und niemals Deutsche werden können, aber das ist selbst für viele Rechte dummes Zeug. Halten wir mal fest: eine Siedlungsprojekt gibt es nicht. Die Geburtenrate fällt bereits in der zweiten Generation auf das Niveau des deutschen Durchschnitts. Sollte es keine nennenswerte muslimische Einwanderung mehr geben, würden diese Gemeinden kleiner und die meisten auch ganz verschwinden. Von einer sich aus eigener Kraft ausbreitenden Population kann nicht die Rede sein.
    Offenbach hat einen Anteil an Migranten von über 50%. Die Stadt ist nicht dieselbe wie 1960, aber sie ist auch weit von der Einführung der Scharia entfernt. Gerade weil ein nicht unerheblicher Teil der Migranten eben germanisiert sind. Meint man, das wäre unerheblich, weil es auf das Blut ankommt, muss ich passen – dann ist es Rassismus, aber dann sieht es mit den Zonis und ihrem 30% slawischem Anteil an der Genetik (wie auch immer so etwas festgestellt wird) wohl schon seit langem nicht mehr gut aus. Dann wäre Offenbach als Stadt einfach nicht mehr da.
    Aber nochmal: Wer die Debatte um Renten im Jahr 2050 verfolgt und das Bild des verhungernden Rentners sieht, die Finanzierungslücken und demographischen Gau, wer uns bis zur Demenz arbeiten sieht, ohne auf die Idee zu kommen, dass Technik und Digitales, letztlich die ganze Gesellschaft sich auf die eine oder andere Weise anpassen wird, die wir schlichtweg noch nicht kennen, der rechnet natürlich Zahlen unreflektiert hoch. Wenn wir mit Rentnern so rechnen, warum nicht mit Muslimen?

    Aber selbst wenn es die Muslime nicht mehr geben würde, wären die meisten Wutbürger immer noch wütend, Goerge Carlin:
    The rich have all the money and pay no taxes
    The middleclass pays all the taxes and does all the work
    The underclass scares the shit out of the middleclass
    Und da Migranten nun mal meistens in den unteren Schichten anfangen, ergeben sich einige Konfliktlinien von selbst. Und die werden auch nicht mit den Muslimen verschwinden, aber nur dank der Muslime kann die Mittelschicht ohne Hemmungen ihre Putzfantasien ausleben.

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      „In einer Situation bei der ein Parlament (vom Volke bestimmt) bereit wäre eine Zweidrittelmehrheit für die Einführung der Scharia zu erlangen, sind sämtlich Garantien nichts mehr wert. Die Garantie ist durch den Mehrheitswillen und der Aktzeptanz der Bevölkerung nicht mehr gedeckt. Ein Volk das Parteien wählt, die die Scharia einführen wollen, werden auf Garantien für Minderheiten pfeifen! Lebendige Beispiele gibt es genug.“

      Es gibt nicht ein Beispiel, bei dem eine einheimische Bevölkerung zu 2/3 durch Muslime, die die Sharia eingeführt haben, ersetzt wurde. Das ist Science Fiction wie der Anstieg des meeresspiegels um mehrere Meter bis 2100.

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        Kennen sie die Geschichte der Türkei, und was aus den Griechen, Armeniern und Byzantinern geworden ist, nachdem die Türken dort eingewandert sind? Früher 100 % Nichtürken, heute 99 % Türken. Oder als Jugoslawe dürfte Ihnen die Geschichte des Kosovo bekannt sein und die Veränderung durch Geburtenjihad.

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        Oh, Herr Weller, nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich.
        1. Der Begriff „Einwanderung“ hat im Hinblick auf Byzanz beste Chancen, zum Euphemismus des Jahres zu werden. Die Osmanen sind 1453 in das Oströmische Reich in etwa so eingewandert wie die kaiserlich-deutschen Truppen 1914 in Belgien.
        2. Armenier: Die Türken sind nicht in das Gebiet der Armenier eingewandert, sondern wenn, dann eher eingefallen, oder es waren umgekehrt Armenier, die sich im Herrschaftsgebiet der Osmanen niedergelassen haben. Der Völkermord an den Armeniern war, nebenbei bemerkt, nicht vornehmlich religiös, sondern nationalistisch motiviert und entsprechend propagandistisch begleitet.
        3. Griechen. Analog.
        In keinem der Fälle haben die Türken die anderen Völker durch höhere Geburtenraten verdrängt; zu einer Zeit, als Verhütungsmittel unbekannt bzw. verboten waren, haben die Christen und die Moslems eine vergleichbare Zahl von Kindern gezeugt. Ein Blick in die statistischen Daten beispielsweise des wilhelminischen Deutschlands, hätte dies schon vorab geklärt.

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        @Gert Weller

        Jaja, wenn man den Unsinn der serbischen Nationalisten hört, dann war das der Geburtenjihad 70/80ern des 20 Jahrhunderts. In wirklichkeit verlassen die Serben das Kosovo seit dem 17/18 Jahrhundert. Die Vojvodina war mal Südungarn, heute leben dort fast nur noch Serben, die Geschichte mit den Donauschwaben kennen Sie. Einfach mal googeln.

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      Was meinen Sie, Stevanovic, sind das die von Alan Posener erhofften individualistischen Kosmopoliten und Universalisten oder eher Angehörige von separatistischen und partikularistischen Clans?
      Sie haben natürlich recht, eine Einheitsfront von Djihadisten ist nicht zu befürchten; die könnte man – divide et impera – gegeneinander ausspielen, kurdische Rocker gegen die osmanische Bodybuilder. Etwas anderes wäre jedoch das Anwachsen einer großen Schicht (Klasse wäre zuviel gesagt) eines prekären zugewanderten Lumpenproletariats, wenn deren Erwartung auf pursuit of happiness enttäuscht würde.

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    Durch den steten Zustrom von Universalisten und Kosmopoliten aus aller Welt wird die Position Alan Poseners ohne Zweifel gestärkt werden.

    Ich bin „Araber (bzw. Türke, Kurde, Pali etc.), Mohammedaner, Agnostiker, Jude unserer Tage, Pazifist (Islam ist Friede), DeutscherPlus, fremdsprachig, Kosmopolit, nirgends illegal auf der Welt, Schutzsuchender, begabt mit gleichen Rechten auf pursuit of happiness und Grundeinkommen überall auf der Welt, Schwul und Transgender von Ehre, Ex-Facharbeiter, weltoffen, nichts Menschliches ist mir fremd, Kind, Nike- und Adidas-Afficionado, Liebhaber deutscher Autokultur (WaBenzi, Audi) …“

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    Die Kommentare hier zeigen wieder, dass sämtliche mehr oder weniger hochtrabenden Überlegungen auf eine ganz simple Sache zusammenschnurren: Rechte haben Angst vor Fremden. Dass irgendwas komplett auf den Kopf gestellt wird oder dass sie von den Fremden getötet oder vertriben werden oder was auch sonst. Das ist wirklich alles: ein Mangel an Selbstvertrauen und Vertrauen in die Institutionen des Staates und der EU.

    Wenn man es schafft, fremde Leute nicht als Verderben, sondern z.B. als etwas grundsätzlich nicht Unangenehmes, ja teilweise Interessantes (man muss ja nicht gleich jubeln) zu empfinden, hat man auch sein Rechtssein überwunden. Was man tatsächlich auch überwinden sollte. Dann denkt man z.B. auch nicht mehr so verkrampft und geschwollen über Heidegger nach (was man sich sowieso sparen kann). Es ist alles viel einfacher, als die bemühten Redeflüsse der Rechten es hinstellen wollen.

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      Noch eine persönliche Bemerkung: Wenn ich durch deutsche Vorstädte, auch in Berlin, aber v.a.D. in Westdeutschland, z.B. in der Weingegend, gehe, dann wünsche ich mir frische Ideen und den Zuzug von Fremden. Diese Homogenität der gezirkelten Hecken und der geputzten Wege, der puppenstubenhaften Häuser und der Geschmacksverirrung in Gärten und Vorgärten ist für mich grauenvoll. Wie kann davon mehr haben wollen! Wie kann man NUR sowas haben wollen! Und wie kann man glauben, dass sowas irgendwie gefährdet wäre! Nein, auf keinen Fall. Mit mir ist kein homogener Staat zu machen.

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        Nee, so isses nicht! Wer meint Geschmacksfragen (‚Ästhetik‘) zu politischen Forderungen umdeuten zu können hat meine Unterstützung ganz und gar nicht. Dann lieber die Gartenzwerge!

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        Es ist keine Umdeutung, KJN, sondern eine Ahnung, woher politische Vorstellungen stammen könnten. Mir gefällt jedenfalls homogenes Zusammenleben ganz und gar nicht. Ich akzeptiere, dass es anderen anders geht, aber mir scheint so ein aseptisches Leben unter lauter Gartenzwergen gespenstisch.

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        Jedenfalls sollte man sich klarmachen, was kulturelle Homogenität (Ethnopluralismus) konkret bedeutet. Das bedeutet: homogenes Essen (nix mit Pizza und Sushi), homogenes (weißes) Aussehen, homogene Ausdrucksweisen (Bach, den Sie ja auch schätzen, war Multikulturalist!), homogener Geschmack (Vorgärten) usw. Für mich ist das nichts. Ich akzeptiere aber, dass andere sowas gut finden. Diese anderen sollten dann auch etwas akzeptieren, nämlich dass sie deutlich in der Minderheit sind und es deshalb nicht homogen wird. Obwohl sie sich das wünschen und dafür werben.

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        Es bedeutet, lieber Roland Ziegler, vor allem, dass mittel- oder langfristig die Türken und Araber und Afghanen und Iraner und Ethiopier und Sudanesen und Menschen aus Gambia und Nigeria sowie Sinti und Roma hier zu verschwinden haben.

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        @ Alan Posener

        „Es bedeutet, lieber Roland Ziegler, vor allem, dass mittel- oder langfristig die Türken und Araber und Afghanen und Iraner und Ethiopier und Sudanesen und Menschen aus Gambia und Nigeria sowie Sinti und Roma hier zu verschwinden haben.“

        Für eine ähnlich waghalsige Formulierung wurde der vor zwei Wochen verstorbene Philipp Jenninger dereinst aus dem Amt des Bundespräsidenten gejagt.

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        @Alan Posener: Ja. Das habe ich ausgeblendet, um zu sehen, ob der Rest attraktiv sein könnte. Könnte er nicht.

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        Genau. Die Populisten sind jener Teil der Elite, der sich mit dem Mob gegen die anderen Eliten verbündet.

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      Die große Selbsttäuschung der Rechten: „Es sind nur die Muslime, die uns stören, alle anderen Fremden finden wir gut. Wenn die Muslime weg sind, fühlen wir uns wieder sicher und wohl. Dann ist die Welt oder jedenfalls unsere Welt wieder in Ordnung.“ – Im Gegenteil, dann würde es erst richtig losgehen mit eurer Angst.

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        ich vermute, erst kämen die Asiaten („Fidschis klatschen“ hat man das im Osten genannt) dran. Aber wer weiß.

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        Na das kann ja zur Abwechslung mal nichts schaden. Ich versuche zwar, in den Kommentaren Konsens zu vermeiden, aber wenns doch mal passiert, freue ich mich sogar.

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      Linke haben kein Mitgefühl und sind ignorant und egomanisch. Ich habe keine Angst, dass mir mein afghanischer Freund ein Messer in den Hals rammt. Aber mir tut die tote Mia leid, und ich wünschte, sie wäre den Linken nicht auf den Leim gegangen.

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    Guten Morgen Herr Posener,

    ich kann Ihren Ausführungen in keiner Weise zustimmen. Es ist hinsichtlich der Bedeutung des Begriffs „Demokratie“ fahrlässig, wenn man ihn in simplifizierender Weise mit den Begriffen wie „Minderheitenschutz“ und „Rechtsstaat“ vermengt.

    Demokratie beschreibt zunächst nichts banaleres als die Art und Weise der Willensbildung und -äußerung des Souveräns (Demos). In diesem Sinne geht alle Herrschaft vom Volke aus. Aus den Erfahrungen der Geschichte heraus, wird dieses Modell zivilisatorisch ergänzt. Unter anderem durch die Menschenrechte, aus denen sich Garantien für Minderheiten leicht ableiten lassen. Durch die ernsthaft gewollte Verbindung erfolgt eine weitere Ergänzung, der sogenannte „Rechtsstaat“.

    Doch wie sind diese Garantien gedeckt? Wie Sie richtig erkannt haben, kann eine Änderung des Grundgesetzes nur durch eine Zweidrittelmehrheit durchgesetzt werden. Eine Änderung die elementare Schutzrechte aushebeln würde, sind zunächst nicht zu erwarten. Jedoch ist dieser Umstand nicht der „wehrhaften Demokratie“ zu verdanken, sondern dem stillen Konsens der Deutschen, diese Werte als richtig und gültig zu akzeptieren. Das ein Land als sicher gilt iegt mehr daran, dass sich die Bevölkerung sich mehrheitlich an die Gesetze halten will, und weniger an einer guten polizeilichen Überwachung.

    Es ist kein Zufall, dass es mit Ausnahme der Türkei, und auch hier mit immer mehr Einschränkungen, es keine auf Menschenrechte basierte, demokratisch geführte, moslemische Staaten gibt. Gerade in diesen Ländern ist eine „Garantie“ von Minderheitenrechten nicht vorhanden.

    In einer Situation bei der ein Parlament (vom Volke bestimmt) bereit wäre eine Zweidrittelmehrheit für die Einführung der Scharia zu erlangen, sind sämtlich Garantien nichts mehr wert. Die Garantie ist durch den Mehrheitswillen und der Aktzeptanz der Bevölkerung nicht mehr gedeckt. Ein Volk das Parteien wählt, die die Scharia einführen wollen, werden auf Garantien für Minderheiten pfeifen! Lebendige Beispiele gibt es genug.

    Dabei nützt es auch nichts, nur um sich das universalistische Welterklärungsmodell aufrechtzuerhalten, sich in ein Menschheitsabstraktum zu flüchten, bei denen Sie und ihresgleichen sich insbesondere in der Negation einig sind. Wenn Sie sich ergebnisoffen mit den Ergebnissen des Mikrozensus von 2016 befassen. Setzen Sie sichmit der exorbitanten Zunahme von Gewalt, Kriminalität und religiösen Fundamentalismus und Extremismus. Die Demographie spricht in diesem Zusammenhang eine klare Sprache und lässt sich nicht betrügen. Egal wie hoch Sie ihre „Garantien“ auch halten mögen.

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      Liebe Proxima, Sie schreiben: „In einer Situation bei der ein Parlament (vom Volke bestimmt) bereit wäre eine Zweidrittelmehrheit für die Einführung der Scharia zu erlangen, sind sämtlich Garantien nichts mehr wert. Die Garantie ist durch den Mehrheitswillen und der Aktzeptanz der Bevölkerung nicht mehr gedeckt. Ein Volk das Parteien wählt, die die Scharia einführen wollen, werden auf Garantien für Minderheiten pfeifen!“ Absolut richtig. Das bestreitet doch niemand. Und jetzt rechnen Sie aus, wann dieser Zustand eintreten könnte. Sie malen eine Gefahr an die Wand, die so gut wie nichtexistent ist. Deutschlands Stabilität und Wohlstand, Demokratie und Rechtsordnung werden durch ganz andere Dinge bedroht, darunter von einem Rassismus, der – wieder einmal, wir kennen das – eine ethnisch-kulturelle Gruppe als Gefahr hinstellt und Intoleranz predigt.

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      „Es ist kein Zufall, dass es mit Ausnahme der Türkei, und auch hier mit immer mehr Einschränkungen, es keine auf Menschenrechte basierte, demokratisch geführte, moslemische Staaten gibt. Gerade in diesen Ländern ist eine „Garantie“ von Minderheitenrechten nicht vorhanden.
      Ich will Ihnen nicht unterstellen, daß Sie das mit Absicht so geschrieben haben, daß es sich liest wie „Der Moslem als solcher ist nicht zu Demokratie und Minderheitenrechten fähig“.

      Erstens: Man hätte dies gegen Ende des 30Jährigen Krieges oder mit ein paar Einschränkungen hinsichtlich der Demokratie bis vor der Unabhängigkeitserklärung der USA auch problemlos von den Christen sagen können. Selbst die Alte Eidgenossenschaft war nach Innen je nach Katon reichlich repressiv hinsichtlich der Religionsfreiheit, von dem beginnenden Absolutismus einmal ganz zu schweigen. Aber alle diese Staaten waren zu nahezu Null Prozent muslimisch und zu hundert Prozent christlich (die meisten mit dem Christentum als Staatsreligion).

      Zweitens sollten die drei Begriffe Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Freiheitlichkeit als unabhängig betrachtet werden. Die Schweiz war zweifelsohne auch vor 1971 ein demokratischer Rechtsstaat, hatte aber ein Defizit in der Freiheitlichkeit (Frauen hatten formal kein Stimmrecht), Das Imperium Romanum unter Vespasian oder Marc Aurel war nicht ernsthaft eine Demokratie, aber die Prinzipien des Rechtsstaats der Res Publica Romana bestanden weiter. Und eine Form von Äußerung einer Mehrheitsmeinung ohne Rücksicht auf Rechtsstaatsprinzipien können Sie bei jedem Shitstorm erleben.

      Drittens: Was gern übersehen oder ausgeblendet wird, ist daß sich auch in islamisch geprägten Ländern bürgerliche Gesellschaften herausbilden. Tunesien hat vor sieben Jahren eine langanhaltende Diktatur abgeschüttelt und sich eine weitgehend demokratische Verfassung gegeben. Es bestehen noch deutliche Defizite z.B. hinsichtlich willkürlicher Verhaftungen, aber auf der „Freedom-in-the-world“-Länderliste 2017 von Freedom House erreicht Tunesien 78 Punkte und spielt in einer Liga mit Sürdafrika, Indien, Serbien und Ungarn. Indonesien erreicht 65 Punkte und liegt damit gleichauf mit Mexiko und noch vor Georgien (64) und der Ukraine (61). Nur zum Vergleich: In Spanien wurde nach dem Ende der Franco-Diktatur nicht das gesamte Personal ausgestaucht, das den Diktator vier Jahrzehnte an der Macht gehalten hat (im Gegenteil: die PP von Marian Rajoy ist direkter Erbe der Diktatur, wie es die PDS in Deutschland gewesen ist); trotzdem würde niemand (außer vielleicht denjenigen Basken oder Katalanen, die sich nicht dazu zählen) dem „Spanier an sich“ unterstellen, nicht demokratiefähig zu sein.

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    Im Grunde möchte ich an diesen Artikel anknüpfen:
    https://www.welt.de/debatte/kommentare/article157234454/Dem-Westen-droht-ein-Aufstand-der-Abgehaengten.html
    Weiten wir das abgehängt sein doch auch etwas aus. Die verschiedenen Milieus sind zerfallen oder zerfallen gerade. Der Taubenzüchterverein, die katholische Nachbarschaft, diese Vereine haben nicht nur Brauchtum gepflegt, die hatten auch wichtige soziale Funktionen. Die katholische Nachbarschaft hat sich um die alten Mitglieder gekümmert, die Jungen haben Karnevalssitzungen aufgeführt, da war richtig was los (ich war zwar nicht Katholisch, aber das hat auch niemanden interessiert, ich wurde selbstverständlich eingemeindet). Natürlich haben davon nicht die mit Kohle profitiert, sondern die mit der kleinen Rente. Nun sind alle diese Vereine im Niedergang oder es gibt sie nicht mehr. Kein Wunder, Zeiten und Formen ändern sich. So weit alles gut. Nun könnte man meinen, dass sich neue Strukturen bilden, Nachbarn können sich neu zusammenschließen, vielleicht unter anderen Vorzeichen. Leider sprach mein Nachbar, neben dem ich fast 10Jahre lebte, keine von den drei Sprachen, die ich beherrsche. Damit eine soziale Struktur zu weben, ist keine einfache Sache. Damit bin ich ohne Netzwerk auf der Horizontalen, das mir fehlendes Geld für Kinderbetreuung, Kultur und Pflege zum Teil ersetzen könnte. Für das alles brauche ich nun Bimbes und der Zuwachs meiner Konsummöglichkeiten im Vergleich zu meinen Eltern kann das nicht ausgleichen.
    Auf der Vertikalen tobt seit den 90ern ein Klassenkampf von Oben. Wie viele Patente hat mein Kindergarten im Vergleich zu einem in Singapur angemeldet, sind meine Kinder auch wirklich auf Technologien vorbereitet, von denen ich noch nichts gehört habe, warum habe ich keine Aktien von Unternehmen, von denen ich keine Ahnung habe?
    Identität würde ich als Schnittpunkt zwischen dieser Horizontalen und der Vertikalen Achse sehen. Auf der vertikalen Achse tobt ein Klassenkampf von Oben: der dumme Zoni, die Wohlstandsverwarlosung, der kulturelle Schwund, Pisa, Chantal, die enger geschnallten Gürtel– das ist alles alternativlos, weil die entscheidenden Parameter nicht mal in Deutschland gesetzt werden: Wenn in China ein Sack Reis umfällt, gibt’s Kurzarbeit in Bielefeld: die Globalisierung.
    Bleibt die Horizontale. Nehmen wir nur für eine logische Sekunde mal ernst, was der Ethnopluralist hier geschrieben hat:
    „Aber der heutige Ethnopluralist sieht sich von einer fremden ethnischen Identität (Türken, Araber etc.) in seiner eigenen ethnischen Identität herausgefordert, und aus dieser Betrachtung folgt, dass er in seiner konkreten Situation die ethnische Identität zur bestimmenden Identität erklärt.“
    Mit einem Nachbarn, mit dem ich nicht reden kann, mit dem ich nicht Netzwerken kann, nützt mir in meiner Identitätsbildung herzlich wenig, außer, dass ich gegenüber dem vertikalem Druck, der permanent auf die Mittelschicht ausgeübt wird, alleine dastehe. Ganz im Gegenteil: Statt mehr zu verdienen, weil es weniger Fachkräfte gibt, freuen sich alle, dass der Nachbar, ist er erstmal integriert, eigentlich nur einen Sinn hat, nämlich mir Konkurrenz zu machen und mir den Zugang zu Bimbes zu erschweren. Die gleiche Ethnie hat einen praktischen Effekt: Wir haben Anknüpfungspunkte, Gemeinsamkeiten, aus denen man einfacher was machen kann, auch Demokratie. Es ist deswegen kein Zufall, wenn der Ethnopluralist Türken und Araber aufführt, aber nicht die Italiener. Das ist nicht rassistisch, es leitet recht logisch den vertikalen Druck unserer Meritokratien in die Horizontale. Mit dem Türken habe ich Probleme, also raus mit ihm. Einen neuen Nachbarn, mit dem ich nicht Netzwerken kann, brauche ich nicht. Das ist doch nicht viel anders, als was von unseren Leistungsträgern gepredigt wird.
    Wenn man den Ethnopluralismus, Antiimperialisten, wie sie sich auch immer nennen, wiederlegen will, muss man den vertikalen Druck abbauen. Aber Druck abbauen ist nicht die stärkste Seite von Publizisten, die von der Mittelschicht wahrgenommen werden wollen.

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      Nachtrag:
      Ich kenne den „Ethnopluralisten“ nicht, kann deswegen nichts über seine Motive sagen. In der Praxis hat sich herausgestellt, das unter dem Etikett „Ethnopluralist“ in der Regel Neo-Nazis verbergen, die mehr die Leugnung des Holocaust und Revanchismus interessiert, als der Oma von Nebenan eine Freude zu machen. Unsere Kameraden hier im Forum sind nach dem, was der Ethnopluralist geschrieben hat, eben keine Ethnopluralisten, sondern ordinäre Rassisten.

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      Ja, Stevanovic, darum geht es. Die ‚ethnische Identität‘ als Strohhalm, als Nische und Kuschelecke, als Abklingbecken für höhere Erregungszustände angesichts der Herrschaft einer ‚alternativlosen‘ Meritokratie, die Erinnerung an den letzten erinnerbaren stabilen Zustand, der Perspektiven für alle versprach.
      Das klingt sehr trostlos und immer wenn es trostlos wird, meine ich, die Zeit wäre gekommen, die Randbedingungen dieser Trostlosigkeit mal nächer zu untersuchen:

      1. Worauf beruhen denn die Erfolge der derzeitigen Meritokratie? Sind nicht deren Geschäftsmodelle oder auch deren Form von IQ auch nur kurzfristige Blüten/Blasen in einem eher kurzlebigen Biotop? Wie lange werden Google, Facebook & Co wirklich existieren? Und aufgrund welcher technischer Voraussetzungen bzw. Infrastruktur?

      2. Ist nicht die Industrialisierung von China und Indien, die letztlich eine Industrialisierung aus zweiter Hand ist, so bedrohlich für unsere Volkswirtschaften, weil wir die Grundlagen, das know how unserer eigenen Industrie nicht mehr schätzen und ‚outgesourced‘ haben?

      3. Fällt den Apologeten unserer ‚Leistungsgesellschaft‘ nicht gerade jetzt das auf die Füße, worum sie sich in ihrem eindimensionalen (Wachstums)Denken nicht kömmern wollten: Wozu die ganze Anstrengung?

      und 4. Ist es vielleicht gar nicht so erstrebenswert für die (männliche) Mehrheit, auf einem glatten internationalen Parkett, bzw. in Flugzeugen, business lounges und irgendwelchen Restaurants mit viel Lebensartgedöns zu leben? Einer Matrix, die durch Leistungsbeflissenheit und political correctness aufgespannt wird, in der man sich vielleicht vor lauter Umsichtigkeit selber verliert?

      So zaghaft-tapfer mir die Schlussfolgerunge in dem von Ihnen verlinkten Artikel (Welt/Posener) zunächst erscheint (die Ausweitung der schulischen bzw. intellektuellen Bildungsanspruchs), eine andere Möglichkeit sehe ich nicht, die Hoheit über die Art zu Leben von der Meritokratie und der Expertokratie zurück zu erobern.

      Warum ist die Rückbesinnung auf die nationalen Lebenswelten der 50er, 60er Jahre zwar für viele verlockend, aber trügerisch?
      Ja, in den deutschen Wirtschaftswunderjahren ging Nationalstaat, Produktion, Wirtschaftsboom und gesellschaftliche Entwicklung zusammen. Daraus aber ableiten zu wollen, daß mit der Wiedereinführung des souveränen Nationalstaates der Erfolg irgendwie wiederkäme, ist ein unzulässiger Umkehrschluss, wie sich leicht zeigen lässt.

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    Was der verlinkte Kubitschek-Artikel auf wunderbare Art und Weise dokumentiert, ist der geradezu hilflose Umgang der Rechten mit der Landessprache: „Walser meinte damit nichts anderes, als daß alles Geschehen und Erleben im Nachgang erzählerisch glattgezogen oder umgebogen, jedenfalls eingefärbt oder sogar eingetrübt werde, daß die Sprache dies ermögliche und hergebe, dabei jedoch jene Reinheit eines springenden Brunnens verliere, die ihr eigen sei, wenn sie sozusagen an der Quelle des Erlebens unmittelbaren sprudle – unvernutzt, nicht eingebettet, im Überfluß.!“ What the fuck is he saying, Digga?
    Oder dieses Exempel sprachlicher Unbeholfenheit: „Unsere Hoffnung geht dahin, daß es mit der Sprache unserer Tage einmal so sein wird wie mit allem, was in konkreter Lage und Zeit seine Färbung erfährt: Man wird nicht mehr nachvollziehen können, wie es dazu hatte kommen können.“ Mit der „Färbung“ hat er’s und weil es ihm grad so heftig durch die Birne rauscht, verknüpft er den diagnostizierten Sprachverfall irgendwie – ist doch alles schitegal! – mit der Balkanroute und dekretiert: „Die Sprache unserer Zeit – sie ist kein springender Brunnen mehr, sondern ein vergifteter. Die Enthemmung hat sie vergiftet. Sie ist hemmungslos geworden, weil die Entgrenzung an den Grenzen stattfinden konnte und die Gegner dieser Entgrenzung denunziert, verleumdet, wissentlich mißverstanden und verdächtigt werden…“ bla bla bla. Dabei ist Kubitschek doch nur neidisch auf die Sprachkurse, welche die Syrer erhalten und die auch ihm helfen könnten, sich seinen Mitmenschen halbwegs verständlich mitzuteilen.
    Ansonsten ist „Ethnopluralismus“ der falsche Begriff. „Monodumpfismus“ trifft es viel besser.

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      @ Thomas Schweighäuser

      Wundeschön!

      Was mich aber irgendwie nervt ist der Umstand, dass ich hier vor dem Kommentieren immer auf irgendwelche Bilder klicken muss, auf denen wahrscheinlich Straßenszenen aus den USA zu sehen sind und ich entscheiden soll, ob da Geschäfte, Wohnhäuser, Ampeln, Brücken oder sonstwas zu sehen sind (ist?). (Ich könnte auch mal wieder einen Deutschkurs gebrauchen.)

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        Ja, 68er, das ist ärgerlich, aber die Webbetreiber sagen uns, das sei notwendig, um die Seite zu schützen.

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    Posener schrieb:
    „Wer die Möglichkeit eines Scharia-Staats als Ergebnis der Demokratie an die Wand malt, will die Demokratie diskreditieren, nicht die Scharia.“
    -Aber genau das ist doch das Problem, wenn man es mit Zuwanderung und höheren Geburtenraten verknüpft. Wenn die Scharia-affine Bevölkerung in der Mehrheit ist und stimmberechtigt, weil eingebürgert, wer will dann noch entsprechende Gesetzesänderungen verhindern? Irgendwelche „Ewigkeitsartikel“ im GG?

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      Sugus, machen Sie doch selbst die Mathematik. Wie lange dauert es, bis die Muslime Dreiviertel der deutschen Bevölkerung stellen? Vorausgesetzt, dieser Zustand tritt einmal ein (und wenn Sie rechnen können, werden Sie sehen, dass er nie eintritt), wie viel Prozent der Muslime werden dann Parteien wählen, die die Scharia anstelle des Grundgesetzes setzen wollen? Ich warte gespannt auf Ihre Antwort.

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    Posener schrieb:
    „Wäre ich extremer türkischer Nationalist, mich würde die Existenz einer mehrere Millionen starken Diaspora, die weiß, was Demokratie und Rechtsstaat bedeuten, Angst machen.“
    -Sie haben nicht mitbekommen, dass Erdogan in auslandstürkischen Gemeinden wie Deutschland relativ mehr Zustimmung bekommt als in der Türkei? Dass Erdogan diese Gemeinden gerne anspricht und bereist?

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      Nein, Sugus, ich bin ein dummer Mensch, der nicht einmal die eigene Zeitung liest. Anders als sie jedoch habe ich viele türkischstämmige Freunde und Bekannte; ich denke, die Entwicklung spricht langfristig nicht für Erdogan und Co.

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    „Wenn aber Kubitschek meint, irgendwann könnte die Scharia per Mehrheitsbeschluss in Deutschland eingeführt werden, so betreibt er entweder demagogische Irreführung oder weiß tatsächlich wenig über die Demokratie.“

    Ich denke, Kubitschek hat natürlich recht, denn die Menschen formen die Gesetze und nicht die Gesetze die Menschen. Die Gesetze der Straße sind ja schon in der Hand der Migranten, und das ist ein Albtraum.

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      Natürlich formen die Gesetze die Menschen, lieber Gerd Weller. Und: ich weiß nicht, wo sie leben, aber ich habe das Gefühl, dass Sie sich in Berlin und anderen Städten, wo es viele Migranten gibt, nicht auskennen. Die Straßen hier sind sicher, wenn man von den vielen Radfahrern absieht, die sich und andere gefährden. Bringt die Migration Probleme? Aber ja. Siehe Cottbus. Bedroht sie unsere verfassungsmäßige Ordnung? Aber nein.

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    Da sind aber schon eine ganze Menge Logiklücken drin.

    Ich zerlege mal eine:

    USA multikulti? Mag den Anschein haben , wenn man keine Ahnung hat. Multikulti funktioniet? Schwachsinn. Man schaue sich die Innerstädtische Großstadtseggregation in LA, New York oder Washington an. Wer sein Ethnie nicht nach Außen hin schützt zieht sich dann in den Großstädten die Grenzen von Stadtviertel zu Stadtviertel.

    Ich gehe nicht davon aus das sie das veröffentlichen….

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      Lieber „aa“ (anal fixiert?) – warum sollte ich das nicht veröffentlichen? Der Logikfehler liegt bei Ihnen. Sie bestreiten, dass die USA eine multikulturelle Gesellschaft sind, um dann die USA als Modell dafür heranzuziehen, dass Multikulti nicht funktioniert. So viel zum zerlegen. Wenn Sie morgen (Samstag) die „Literarische Welt“ lesen, werden Sie eine Rezension von mir lesen zum Buch „Hitlers amerikanisches Vorbild“ – über die rassistisische Gesetzgebung in den USA, die das Modell für die Nürnberger Gesetze bildete. Wie die meisten Kritiker eines echten Ethnopluralismus innerhalb des Nationalstaates unterstellen Sie deren Befürwortern eine Naivität, die nur in Ihrem Kopf existiert.

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    Natürlich hat der Mensch noch andere Identitäten als seine nationale. Aber wie soll ein Staat nur aus Brillenträgern, Kaninchenzüchtern, Homosexuellen oder Arbeitern gebildet werden? Die Frage ist auch, welche Identität im Krisen- und Konfliktfall entscheidend wird. Und da war im letzten Jahrhundert die nationale Identität ganz vorne, durch zwei Weltkriege hindurch. Nix war da mit universeller Menschheitsverbrüderung.

    Deutschland ist der Zufluchts-, Schutz- und Lebensraum der Deutschen, sie haben ein Anrecht auf ihn und seine territoriale Integrität. Sie beanspruchen damit auch nicht zuviel Platz auf der Erde. Natürlich können sie Fremde einwandern und einbürgern lassen, müssen das aber nicht.

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      Der Staat, lieber Münsteraner, wird aus Staatsbürgern gebildet. Dass die Deutschen einen „Zufluchts- und Schutzraum“ bräuchten, ist mir neu. Da verwechseln Sie (was bei Ariern oft vorkommt) die Deutschen mit ihren Opfern. Das Wort „Lebensraum“ ist in dem Zusammenhang nicht sehr glücklich gewählt, das verbuche ich unter Freudscher Fehlleistung. Aber klar. Der deutsche Staat soll seinen deutschen Charakter behalten. Das bestreitet keine der im Bundestag vertretenen Parteien. Dieser Charakter freilich wandelt sich. Zum Glück für die Welt und die Deutschen selbst.

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        Das glaube ich, dass sie das nicht wissen. Auch (ethnische) Deutsche sind in der Vergangenheit Opfer kollektiver Gewalt- und Willkürmaßnahmen im Osten wie im Westen geworden. Das ist einer der Gründe, warum Deutschland noch heute Spätaussiedler einwandern lässt.
        Auch meine Eltern waren heilfroh, dass sie nach einem gescheiterten Auswanderungsversuch wieder nach Deutschland zurückkehren konnten, denke ich.
        Gegen den Begriff Wandel hege ich gewisse Allergien, denn es bleibt unklar, ob sich die Dinge für Jemanden zum Guten oder zum Bösen wandeln. Oft soll damit letzteres verschleiert werden. ZB spricht man vom Demograpischen Wandel, wenn man eigentlich die Vergreisung und Dezimierung der Deutschen meint. Lebensraum hingegen ist doch ein schöner Begriff aus der Biologie, und auch Deutsche sind selbst als sterbende Art doch wie die Giraffen und Nashörner auf ihn angewiesen, oder?

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        „Die Deutschen sterben aus“. Eine Novelle von Günter Grass aus dem Jahr 1980. Sie sollten sie lesen, lieber Münsteraner.

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        Das Buch von Grass ist fast so alt wie ich. Seitdem hat sich dieser dort beschriebene Fortpflanzungsverzicht fortgesetzt. Das kann auch nicht mehr aufgeholt werden.

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        @Münsteraner: Hinsichtlich des sogenannten demographischen Wandels ein paar Tatsachen, die zum Nachdenken anregen sollten:
        1. Deutschland hat derzeit 210 Einwohner je Quadratkilometer, und es ist die Rede vom Aussterben der Deutschen. bei einer Einwohnerdichte von 140 je qkm haben die Chefideologen noch vom „Volk ohne Raum“ gefaselt und dies zum Anlaß genommen, Europa mit Krieg zu überziehen.
        2. Die gerne herangezogene Bevölkerungspyramide von 1910 (siehe etwa die Grafik unter https://www.welt.de/img/wirtschaft/mobile140224056/5781354967-ci16x9-w1200/DWO-WI-Bevoelkerung-js-Teaser-jpg.jpg) ist eigentlich das Sinnbild für ein Entwicklungsland. vergleichen Sie sie mit der aktuellen Alterspyramide von sagen wir einmal: Togo (https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Population_pyramids_of_Togo?uselang=de#/media/File:Population_pyramid_of_Togo_2016.png) und beantworten Sie für sich die Frage, ob Sie zu einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 60 Jahren zurückkehren möchten und zu dem Zustand, daß die Hälfte der Neugeborenen den 35. Geburtstag nicht erleben wird.
        3. Und wenn Sie sich Sorgen um Ihre Altersvorsorge machen (auch dazu wird die Alterspyramide gern herangezogen), stellen Sie doch einmal öffentlich die Frage, warum die Rentenbeiträge nicht an die Produktivität gekoppelt werden.

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        Fakten interessieren mich nicht mehr? Nehmen wir mal die Fakten aus dem Tagesspiegel-Artikel:

        „Rein statistisch bekam eine Frau in Deutschland im Jahr 2015 durchschnittliche 1,5 Kinder, meldete am Montag das Statistische Bundesamt in Wiesbaden. Ähnlich hoch war diese Zahl zuletzt 1982 mit 1,51 Kindern je Frau gewesen.“

        Das ist genau das, was ich gesagt habe. 1,5 Kinder sind zu wenig, um die Bevölkerung oder ein Volk zu erhalten.

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        Es geht, lieber Münsteraner, um die Tendenz. Jüngere Frauen bekommen entgegen der Erwartung, wieder mehr Kinder. Wenn wir aber dennoch unterstellen, dass die autochthone Bevölkerung schrumpfen wird, so gibt es verschiedene antworten darauf:
        1. Na und? Wenn es in 100 Jahren statt 80 Millionen 60 Millionen Deutsche gibt, wen juckt das? Kein Schweizer beschwert sich darüber, dass sein Volk so klein ist. Singapur lebt auch ganz gut. Japan altert und schrumpft, so ist das eben.
        2. Dann sollte Deutschland entsprechend der geschrumpften Bevölkerung etwas Land abgeben.
        3. Wir schotten uns ab und verteidigen „unser Land“ gegen alle anderen, während wir die Frauen fördern, die biodeutsche Kinder gebären.
        4. Wir versuchen die Einwanderung so zu managen, dass „neue Deutsche“ entstehen, das heißt, wir akzeptieren die Tatsache, dass wir ein Einwanderungsland sind, ohne den Anspruch aufzugeben, dass dies Deutschland ist und nicht Frankreich, auch nicht die Türkei oder Marokko, und auch nicht die USA.
        Jede dieser Alternativen ist mit Risiken und Nebenwirkungen behaftet. Man muss sich entscheiden.

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        @Opa Krempel

        Ich schrieb nicht vom Aussterben, sondern vom Sterben, Vergreisung und Schrumpfung der Deutschen, das wird Ihnen jeder Bevölkerungswissenschaftler bestätigen.

        Wenn die Babyboomer in Rente gehen, dürfen dezimierte Generationen wie meine deren Auskommen erwirtschaften. Das wird massive gesellschaftliche Spannungen geben.

        Interessanterweise argumentiert auch Höcke, dass Deutschland eh‘ zu dicht bevölkert sei, die Bevölkerung daher gerne schrumpfen können, und man daher auf Einwanderung verzichten solle (auf Familienförderung aber anscheinend nicht). Aber das sind wohl vorgeschobene Argumente, da geht es eigentlich um Ausländerfeindlichkeit und die Angst, ethnisch als deutsches Volk minorisiert zu werden,

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        Lieber Münsteraner, gerade im Hinblick auf die Rente habe ich davon geschrieben, daß das Problem darin besteht, daß die Beiträge zur Rentenversicherung von der Produktivität entkoppelt sind (sie richten sich nach den Löhnen, und die stagnieren bei explodierenden Gewinnen). Das Finanzierungsproblem ist also durchaus bekannt, und wurde schon von Horst Haitzinger in einer Karikatur dargestellt, als Gerhard Schröder gerade seine Agenda 2010 ausbaldowerte: http://87.106.4.207/images/cartoon/2003/35_03.gif. Also alles andere als neu.
        Die vermeintliche Lösung des Dilemmas kennen Sie ja auch: Förderung privater Rentenversicherungen getreu der neuen Religion, daß privat besser sei als Staat. Nur hat diese massive Nebenwirkungen: Etwa daß Schieflagen auf den Finanzmärkten plötzlich eine massive öffentliche Wirkung bekommen, weil ein nicht gerade geringer Teil der Altersvorsorge gefährdet wird; etwa daß die Nullzinsphase, die wir gegenwärtig durchlaufen, zwar für öffentliche Investitionen eine goldene Zeit darstellt (vorausgesetzt, das Finanzministerium wird nicht von einer schwarzen Null gesteuert), aber die Versicherungen an den Rand des Ruins bringen. Daß die privaten Rentenversicherungen letztlich nicht besser oder effizienter sind, sondern daß sie auch in Schieflage geraten, wenn sie dauerhaft mehr an Leistungen zahlen müssen als an Beiträgen reinkommt, solche Warnungen sind ungehört verhallt.

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        Mir scheint, die Würfel sind schon lange zu Gunsten der Einwanderungsalternative gefallen. Deswegen bleibt ja die Bevölkerung Deutschlands seit Jahrzehnten konstant, sie wächst neuerlich sogar. Diesen Zusammenhang nennt die Rechte den „großen Austausch“. Mittlerweile hat fast ein Viertel der Bevölkerung Deutschlands einen Migrationshintergrund. Da darf man sich aber schon fragen, wie lange und inwieweit die deutsche Prägung des Landes noch erhalten bleibt.

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        Lieber Münsteraner, die Frage dürfen Sie stellen. Aber die Antwort ist nicht klar. Machen Sie mal folgendes Gedankenexperiment: Stellen Sie sich einen Tag lang vor, Sie würden mit Goethe durch das heutige Deutschland gehen. Was wäre ihm alles völlig fremd? Sie werden feststellen, dass Deutschland (und das, was wir „das Deutsche“ oder „die deutsche Prägung“ nennen) sich in jedem Bereich des Lebens geändert hat. Ich werte das nicht. Aber Goethe wäre vielleicht in mancher orientalischen Stadt eher zuhause als im heutigen Berlin: nicht wegen der Ausländer. Wenn wir uns also klar darüber sind, dass wir von einer Mischung aus Beharrendem und Vergänglichem ausgehen müssen, dann lautet eher die Frage: Was wollen wir erhalten, warum und wie? Ist beispielsweise Goethe zu Recht noch Teil des Kanons? oder gilt: Fack ju, Göthe? Und wenn wir wollen, dass nicht nur Menschen wie Sie und ich Goethe zum Vergnügen lesen, wie gehen wir daran? ich kann Ihnen sagen, die Frage habe ich mir praktisch zwölf Jahre lang gestellt, von 1977 bis 1989, als Deutschlehrer, und das Problem dabei waren nicht (allein oder in erster Linie) die „ausländischen“ Kinder. Bitte also, wie Edmund Jestadt gefordert hat: konkret bleiben, nicht orakeln. Eins ist nämlich klar: mit Ethnopluralismus hatte Goethe nichts am Hut; Stichpunkt: „Deutschland? Aber wo liegt es …?“

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        Ich glaube, die meisten Menschen inklusiver viele Migranten wären schon froh, wenn Deutschland inmitten der Völkerwanderung seine westlich-europäisch-zivilisierte Prägung (zB funktionierender Rechtsstaat mit wenig Korruption) behalten würde, echte Deutschtümelei ist heute selten geworden.

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        Und was ist dagegen zu sagen? Wer argumentiert dagegen? (Antifa-Spinner ausgenommen.)

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    Was Herr Posener sagt, ist vermeintlich klug, aber letzten Endes nur großes Dahergerede. Letztlich bringt der Kommentator „Linkenhasser“ deutlich auf den Punkt, worin Poseners Fehldeutungen liegen und wie konsistentere Wahrnehmungsmuster aussehen: rechts.

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    Sehr geehrter Herr Posener,

    ich sehe in ihrem Artikel einige Fehlvorstellungen und Missverständnisse:

    1. rechte These: Demokratie brauch (relative!) Homogenität

    Sie führen hiergegen das Beispiel Amerikas an. Sie setzen Homogenität damit gleich mit ethnischer Homogenität. Das ist verständlich, da K&K es in ihrer Argumentation wohl ebenso meinten.

    Ich verstehe die These allerdings so, dass die Homogenität eine ethnische sein kann, aber nicht muss.

    In Amerika nun wurde die Homogenität durch die gemeinsame Auswanderungserfahrung gestiftet. Diese war in der Lage die (wiederum bloß relative) ethnische Pluralität der Herkunftsländer zu integrieren.

    In letzter Zeit mehren sich aber die Anzeichen, dass die zentrifugale Kraft der ethnischen Pluralität die Oberhand gewinnen könnte und sich das Gemeinschaftsbewusstsein in mehrere tribalistische Gemeinschaftsidentitäten spaltet. Solche Anzeichen sind die von ihnen erwähnte Zunahme rassischer Spannungen, die nur eine ganz einseitige und bequeme Betrachtung vollständig den „white supremacists“ in die Schuhe schieben kann. Vielmehr erklärt sich die Zunahme solcher Spannungen aus der Zunahme des Grads der ethnischen Pluralität, die die gemeinschaftsstiftende Idee des civic nationalism nun eben nicht mehr wie gewohnt integrieren kann.

    Das Beispiel de Vereinigten Staaten belegt obige These also gerade.

    2. „Es wandelt sich eh immer alles, ist also eh schon wurscht“

    Dass sich immer alles wandelt, ist richtig und banal. Wurscht ist es deshalb noch lange nicht. Ich werde eines Tages sterben, deshalb stürze ich mich aber nicht schon jetzt aus dem Fenster.

    Es geht also entscheidend um die Art und die Richtung des Wandels.

    Das sehen Sie ja offensichtlich genauso, denn sonst müssten Sie obigen Artikel nicht schreiben.

    3. „Der technische Wandel ist schuld am gesellschaftlichen.“

    Glauben Sie, dass darauf noch kein Rechter gekommen ist? Ich meine, es liegt doch ziemlich auf der Hand.

    Nur ist damit halt noch nichts gelöst.

    4. Was mir sonst so eingefallen ist:

    „Es ist geradezu widersinnig, in einem Zeitalter, in dem ich mich per Smartphone mit – sagen wir – einem Blues-Fan in Israel verbinden kann, der mir das Video einer mexikanischen Musikgruppe empfiehlt, das ich mir sofort auf YouTube ansehe, um es dann meinen deutschen Mitmusikern zu empfehlen, einen „Ethnopluralismus“ zu predigen, eine abgeschottete „Identität“, die Vorrang haben soll vor all den anderen Identitätsangeboten meiner Welt.“

    Richtig. Deshalb spricht auch niemand von einer abgeschotteten Identität. Es geht dem Ethnopluralist darum, seine konkrete ethnische Identität zu verteidigen, ebenso wie die ethnische Identität als abstrakte Identitätskategorie schlechthin. Ein wie auch immer gearteter kultureller Austausch bedroht diese Identität aber erstmal nicht.

    „Gewiss hat die Ethnie (das verschämte Wort für „Rasse“ ihren Platz, die Nation und ebenso die Kultur. Das zu leugnen hieße die Realität leugnen. Aber weder Rasse noch Nation noch erst recht Kultur müssen die bestimmenden Elemente meiner Identität sein. “

    Dann sind wir uns doch eh einig.

    Religiöse, dynastische, oder sonstige eher moderne Identitäten gibt es und sie können die kollektive Gruppenbildung weit mehr bestimmen als die ethnische (was nicht das gleiche ist wie Rasse, aber egal).

    Geschichtlich betrachtet ist es mal so, mal so. Also können wir jedenfalls festhalten, dass die Ethnie nicht die absolute Form der Identität ist.

    Aber der heutige Ethnopluralist sieht sich von einer fremden ethnischen Identität (Türken, Araber etc.) in seiner eigenen ethnischen Identität herausgefordert, und aus dieser Betrachtung folgt, dass er in seiner konkreten Situation die ethnische Identität zur bestimmenden Identität erklärt.

    Das werden Sie naturgemäß anders sehen, aber das ist dann auch eh eine andere Frage.

    Mit besten Grüßen,

    EP

    PS.: Haben Sie Egon Friedell gelesen? Wenn ja was halten Sie von ihm?

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      Lieber Etho(sic)pluralist: Ihr langer Beitrag reduziert sich auf diesen Kern: „Aber der heutige Ethnopluralist sieht sich von einer fremden ethnischen Identität (Türken, Araber etc.) in seiner eigenen ethnischen Identität herausgefordert, und aus dieser Betrachtung folgt, dass er in seiner konkreten Situation die ethnische Identität zur bestimmenden Identität erklärt.“ auch Kubitschek meint, der deutsche Ethnopluralismus sei „defensives Projekt“ gegen das „Siedlungsprojekt“ der Türken. Tatsächlich gibt es aber dieses „Siedlungsprojekt“ nicht, und die hier lebenden Türken werden, wenn sie im Urlaub in die alte Heimat fahren, als „Deutsche“ tituliert. Wäre ich extremer türkischer Nationalist, mich würde die Existenz einer mehrere Millionen starken Diaspora, die weiß, was Demokratie und Rechtsstaat bedeuten, Angst machen. Wie dem aber auch immer sei: über die Frage, ob und wie die Türken in Deutschland integriert werden können, diskutiere ich seit über 40 Jahren (als ich Gesamtschullehrer war, gab es in West-Berlin ein Kopftuchverbot für muslimische Schülerinnen!); der Ethnopoluralismus zielt ab auf die Beendigung dieser Diskussion. Er ist eine Lösung für einfache Gemüter.

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    Ich stimmen ihnen in der Kernaussage zu, aber ich frage mich, warum Sie , wenn Sie wie hier gegen den Ethnopluralismus argumentieren, trotzdem immer auch gleich die Linken mit ins Boot holen wollen. Die Kubitscheks usw. definieren sich doch als Rechte und indem sie Ethnopluralismus, Homogentität, Abschottung und dichtere Grenzen fordern, sind sie das auch. Wie Sie links definieren, haben Sie beim letzten Artikel ja erklärt. Was hindert Sie denn nun zu sagen, dass Leute wie z.B. Frau Puar eben keine Linken sind, sondern sich nur für Linke halten? Man wird ja nicht zum Linken, indem man sagt: „Ich bin ein Linker“, sondern muss ein paar Kriterien erfüllen.

    Wenn das Kriterium für Linkssein z.B. ist, dass man jederzeit und an jedem Ort gegen Diktaturen vorgehen sollte, kann man doch logischerweise sagen: Frau Puar will nicht gegen eine palästinensische Diktatur vorgehen, ergo ist sie nicht links (sondern rechts, zumindest in dem Punkt. Man kann ja auch teils links, teils rechts sein).

    Statt also zu sagen: die einen wollen Ethnopluralismus, die anderen Multikulturalismus, aber beide sind Linke und Rechte, die man nicht unterscheiden kann, ist es zumindest übersichtlicher, wenn man sagt: Linke wollen Multikulturalismus, Rechte Ethnopluralismus. Dann hätten Leute wie ich mehr Chancen, sich im politischen Diskurs zu orientieren, der ja unbedingt auf die Richtungszuweisungen links/rechts bestehen will.

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      Zumal der Shit-Tsunami, der sich über Migranten und Migration, Muslime und Integration ergossen hatte, weder von Rechten noch Linken losgetreten wurde. Es waren die Gutbürgerlichen, die die Geduld mit ihren Fensterputzern verloren hatten.

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      Eine Frage von Wörtern, lieber Roland Ziegler, und wir haben diese Diskussion öfters geführt. Anders als in der christlichen Tradition üblich, wo dem Abweichler und Häretiker unterstellt wird, nicht mehr zur Gemeinschaft der Heiligen zu gehören, und wenn er seine Treue noch so sehr betont, akzeptiere ich, dass meine Auffassung von Linkssein nun einmal in der real existierenden Linken nicht mehrheitsfähig ist; die meisten Linken akzeptieren mich nicht als Linken. Jakob Augstein nannte den Aufsatz „Warum ich ein Linker bin“ denn auch „irgendwie irre.“ Gut. Wie ich mich bezeichne, das bleibt dennoch meine Sache, aber ich kann nicht willkürlich die Welt nach meiner Begrifflichkeit einteilen,. Das bringt nichts.
      Sie schreiben: „Statt also zu sagen: die einen wollen Ethnopluralismus, die anderen Multikulturalismus, aber beide sind Linke und Rechte, die man nicht unterscheiden kann, ist es zumindest übersichtlicher, wenn man sagt: Linke wollen Multikulturalismus, Rechte Ethnopluralismus.“ Ja, das wäre übersichtlicher, aber es ist nicht der Fall. In Bezug auf weite Teile Afrikas und Asiens sind große Teile der Linken eben nicht für den Multikulturalismus, sondern frönen einer linken Form (oder einer links getarnten Form) des Rassismus. Darüber habe ich wiederholt geschrieben. Die Begriffe sind übersichtlich; allein die Wirklichkeit richtet sich nicht nach ihnen.

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        Ich weiß nicht, was Herr Augstein mit „irgendwie irre“ da meinte, aber ich würde tippen, dass er v.a.D. Ihr Wahlverhalten – Sie sind doch CDU-Stammwähler – meinte. Was ja tatsächlich merkwürdig ist, das ein CDU-Stammwähler, d erinhaltlich eigneltich Grüne Positionen bezieht und permanent Merkel kritisiert, jedesmal CDU wählt.
        Außerdem, wie Sie selber sagen, Ihre Unterstützung von George Bush, diversen Kriegen usw., aber eben nicht die Bekämpfung jeglicher Diktaturen, d.h. das linke Kerngeschäft. Ich nehme also an, dass die „linken“ Diktaturverteidiger schon im Kern zustimmen, dass sie etwas Falsches unterstützen, aber dann irgendwas von Hauptwiderspruch o.ä. erzählen, den es mithilfe eines Nebenwiderspruchs zu bekämpfen gelte.Immerhin hätte man dann eine gemeinsame Grundlage und müsste sich nur noch über die Gleichung Unrecht + Unrecht = Recht unterhalten. Und die Frage, ob der Globalismus/Neoliberalismus eine Diktatur der Konzerne ist oder im Gegenteil eine Befreiung von der Diktatur (ein einfaches Bild oder ein Doppelbild).

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        Nein, Roland Ziegler, er meinte nicht mich, sondern dien Artikel. und ich bin nicht CDU-Stammmwähler, sondern Wechselwähler.

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        …habe eben missverständlich formuliert: „nicht die Bekämpfung jeglicher Diktaturen, d.h. das linke Kerngeschäft.“ meinte nur, dass sich die Linken darauf mit Ihnen einigen könnten, vermute ich. Der Grund, warum Sie diese Kriege unterstützen, liegt ja dort: dass Sie mithilfe des Krieges die Diktatur bekämpft haben wollen. Deshalb denke ich auch, das zu den Kernüberzeugungen der Linken auch ein Gewaltverzichtsgebot gehört, nicht nur die Bekämpfung von Diktaturen. Klar, auch hier finden sich (wie immer) gedankliche Winkelzüge, um das Gewaltverzichtsgebot zu unterlaufen. (So wie auch bei den Christen.)

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        …um das zu untermauern: Joschka Fischer meinte mal (im Zusammenhang des NATO-Einsatzes gegen Serben), sie hätten „damals“ – also 68 – immer beides gemeint: „nie wieder Ausschwitz“ UND „nie wieder Krieg“. Das ist eben das Dilemma der Linken. Den Grundsatz „Nie wieder Krieg“ würden Sie nie unterschreiben; wenn Joschka Fischer also Recht hat, können Sie besten- bzw. schimmstenfalls (je nach Standpunkt) nur ein halber Linker sein.

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        Um noch einen letzten Gedanken nachzuschieben (dann höre ich auch schon auf): Das Gewaltverzichtsgebot ist vermutl. sogar fundamentaler als das der Bekämpfung der Diktatur. Letzteres entspringt dem vorgängigen Gewaltverzichtsgebot, denn das ist es ja, was die Diktatur den Linken so bekämpfenswert macht: dass sie wesentlich Gewalt ausübt.

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        Es waren, Roland Ziegler, bekanntlich Marx und Engels, die nach der „Diktatur des Proletariats“ riefen. Ich kann nicht sehen, dass die real existierende Linke jemals größere Probleme mit Diktaturen hatte als die Rechte.

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        Man muss „der Linken“ aber – wie auch „der Rechten“ – zubilligen, dass sie sich weiterentwickelt haben. Von der „Diktatur des Proletariats“ höre ich heute niemanden mehr reden (vielleicht noch Raketen-Kim). Ich glaube diese Idee ist überholt und längst abgewickelt worden. Oder wenn es sie z.B. bei der DKP noch gibt, dann ist sie völlig marginal und steht im Gegensatz zu den anderen aussagen (z.B. der Partei „Die Linke“). „Die Linke“, so wie sie von „der Rechten“ bekämpft wird, will keine Diktatur des Proletariats. Sie will gar keine Diktatur. „Die Rechte“ bezeichnet inzwischen alle als Linke, die im Bundestag vertreten sind (außer sich selbst). Aber die CDU/CSU und auch alle anderen Parteien streben auch unter Merkel nicht die Diktatur des Proletariats an. Es gibt eine „unorthodoxe Linke“, die sich explizit von MarxEngels abgrenzt. Und andererseits auch den Begriff des „Steinzeitkommunismus“.

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    Was für ein inhaltlich unfassbar schlechter und dazu noch mies recherchierter Artikel. Der letzte Satz könnte mit einer kleinen Modifikation auch aus dem Munde Goebbels stammen. Bitte besudeln Sie zukünftig lediglich Ihren privaten Umkreis mit dererlei Ideologismen.

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      „Leor Czernowitz“, sie sind ein Arier, der sich mit einem jüdischen Namen tarnt, und das sagt eigentlich alles über Sie aus. Aber ich will dennoch auf eine Ihrer Behauptungen eingehen: „Der letzte Satz könnte mit einer kleinen Modifikation auch aus dem Munde Goebbels stammen.“ Mein letzter Satz lautet: „Gibt man den Universalismus auf, gibt man das Menschsein auf.“ Goebbels war genau entgegengesetzter Ansicht. Für ihn waren Universalismus und Individualismus die Kehrseiten der gleichen jüdischen Medaille; Volk und Gemeinschaft hingegen seien die Werte der Arier.

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    Hallo Herr Posener,

    ich habe nur die ersten Absätze gelesen und frage mich, wieso Sie sich mit so einem Unsinn überhaupt auseinandersetzen. Damit werden diese Leute nur aufgewertet. Die sonnen sich doch in Ihrer Kritik.

    Sie können mir glauben, dass ich diesen Leuten – mit denen ich nach deren Vorstellungen blutsmäßig? ethnisch? verbunden sein soll – ganz sicher keine demokratische oder eine sonst wie geartete Verbindung eingehen möchte. Mit denen teilen Sie und ich zum Teil zwar die selbe Sprache und den selben „Lebensraum“, die selben Verkehrswege, aber wieso mein Blut mit deren Blut irgend etwas zu tun haben soll und wieso ich mit denen „demokratiekompatibler“ sein soll? Das erschließt sich mir nicht im geringsten.

    Man kann darüber diskutieren, welche Veränderungen Zuwanderung, Globalisierung von Medien und Konsum für unsere Gesellschaft bedeuten. Aber das hat meiner Meinung nach nichts mit Blut oder gar Boden zu tun. Das meiste, was der deutsche AfD-Rentner an türkischen Familien und Bräuchen kritisiert wird, lebt dieser doch selbst. Er sitzt vorm Fernseher und läßt sich wie der Pascha bedienen. Ist gegen Religions- und Meinungsfreiheit der anderen und besteht auf seine eigene. Da unterscheiden die sich doch nicht sehr von Erdogan und Co. Dass heute in der BRD das Schlagen von Frauen in der Ehe und Kindern in der Schule und zu Hause verboten ist, dass Homosexualität keine Straftat ist, dass Vergewaltigungen in der Ehe verboten sind etc. pp. hat ja nichts mit unserem Blut zu tun. Es gab Zeiten, die sogar wir, vor allem aber unsere „blutsmäßigen“ Eltern und Großeltern noch erlebt haben, in denen das alles nicht galt. In denen demokratische und humanistische Werte gerade in Deutschland mit Füßen getreten wurden.

    Und selbst das Wiedererstarken solcher Ideologien in Deutschland ist kein Beleg für die „Blutsmäßige-Verbindungs-Theorie“, denn Nazis gibt es fast überall auf der Welt. Das sind soziologische Phänomene und keine biologischen.

    Und da liegt meiner Meinung nach, ein großes Problem. Diese Leute haben Kinder und erziehen die auch so. Und ich glaube, dass unser derzeitiges Bildungssystem teilweise so desolat ist und so sich zu wenig Zeit für die Kinder nimmt. Dass unsere Gesellschaft diesen Kindern keine positive Alternativen anbietet, ärgert mich. Teilweise wird das von einigen Lehrern zwar geleistet, aber oft können die Schulen z. B. die notwendige Integrationsarbeit gar nicht bewältigen. Das führt dann zu Konflikten und zur Ablehnung.

    Ich wäre strikt dagegen, die Kinder in der Schule „umerziehen zu wollen“, das sollte und darf nicht der Ansatz sein. Die Schule sollte aber den Kindern unsere Gesellschaft und deren Grundwerte als funktionierendes System anbieten, das man annehmen kann oder nicht.

    Das durch SPD-GRÜNE-CDU/CSU und FDP in den letzten Jahren zerstörte Sozialsystem, die steigende Angst vor Armut und sozialen Abstieg führt im Zusammenhang mit den erfolgten Zuwanderungen zu einem solchen sozialen Klima. Wenn man dazu noch die tendenziöse Berichterstattung in vielen Talkshows und den Nachrichten anschaut, muss man sich über Leute wie Kubitschek und Kositza nicht wundern. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als zu Beginn der vermehrten Emigration der Menschen aus Nordafrika, die Flüchltinge zunächst nur ein mediales Phänomen war. In meinem persönlichen Umfeld kannten die meisten Leute aus persönlicher Anschauung gar keine Flüchtlinge. Sie sahen sie aber täglich in den Nachrichten und begleitend gab es täglich Interviews mit Menschen, denen immer wieder die gleichen Fragen gestellt wurden. Haben Sie Angst vor Überfremdung? Sind das zu viele Flüchtlinge? Können wir das schaffen? Und die Leute sagten, ja wir haben Angst, wir glauben, das schaffen wir nicht, das Boot ist voll… Ich habe in keinem einzigen Interview erlebt, dass die „sog. Journalisten“ nachgefragt hätten: Haben Sie Kontakt zu Flüchtlingen? Haben Sie persönlich Angst um ihre soziale Sicherheit? Hatten Sie in den 70er Jahren weniger Angst um Ihre soziale Sicherheit? Könnten Sie sich vorstellen, dass mehr Flüchtlinge aufgenommen werden könnten, wenn für deren Versorgung das reichste 1 Prozent der Gesellschaft durch eine Vermögenssteuer herangezogen wird? Denn tatsächlich profitieren gerade die Reichen von der Zuwanderung. Die zahlen selbst nicht in die Sozialsysteme ein und profitieren durch die neuen Arbeitskräfte in zweifacher Hinsicht. Zum einen fliehen zu einem großen Prozentsatz solche Personen, die etwas aus sich und ihrer Familie machen wollen. Und der andere Teil der Flüchtlinge, drücken als un- oder schlecht-qualifizierte Arbeitskräfte das Lohnniveau und erhöhen so weiter die Gewinne der Superreichen. Für mich ist es daher durchaus nachvollziehbar, dass der deutsche Michel Angst vor der sog. „Flüchtlingswelle“ hat. Dabei hat er aber eigentlich gar keine Angst vor den Menschen sondern er hat vor allem Angst um seine soziale Sicherheit. Dazu mag noch die Angst vor Terroranschlägen kommen, vor Massenvergewaltigungen etc.

    Während die Wahrscheinlichkeit Opfer eines Terroranschlags in Deutschland zu werden oder Opfer eines sexuellen Übergriffs von einem Flüchtling wohl eher vernachlässigt werden kann, ist für einen großen Teil der Bevölkerung in Deutschland die Gefahr des sozialen Abstiegs, ja sogar der sozialen Vernichtung, real. Und da ist es ja nicht fernliegend sich zu fragen, ob eine Gesellschaft, die kein Geld für die „eigenen Leute“ hat, aber bereitwillig weitere „fremde“ Personen aufnimmt, die sich im Zweifel mit den schon vorhandenen „Bedürftigen“ um die soziale Minimalversorgung konkurrieren, noch richtig tickt. Ich glaube auch, dass diese Gesellschaft nicht mehr richtig tickt, aber nicht deshalb, weil sie Asylsuchende und Flüchtlinge aus Krisengebieten aufnimmt, sondern weil sie in den letzen zwanzig Jahren ein Klima der sozialen Kälte etabliert und die Sozial- und Vermögensverhältnisse so manipuliert hat, dass immer mehr Menschen von dieser Gesellschaft vernachlässigt werden oder Angst haben, in Zukunft vernachlässigt zu werden. Ein solches Klima gebiert Angst, Verunsicherung, Hass und Gewalt, es ist der ideale Nährboden für Rassisten, Nazis und rechte Pseudointellektuelle.

    Interessant finde ich in diesem Zusammenhang, dass sich die Argumentation von Kositza und Kubitschek nicht wesentlich von den Argumenten der israelischen Siedler im Westjordanland oder den Golanhöhen unterscheidet.

    Auch die Argumentation, es gäbe eine Tendenz der globalen Wirtschaft, einheitliche Lebensverhältnisse auf der ganzen Welt zu schaffen, um einheitliche Produkte gewinnbringender zu verkaufen, ist ja an sich nicht verkehrt. Oder dass Großmächte versuchen, ihren politischen Einfluss zu vermehren und dabei im Zweifel alle legalen und illegalen Mittel nutzen, ist eine Binsenwahrheit. Der offene oder verdeckte Einfluss der USA und der Briten auf die gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung der BRD ist auch unbestritten. Das kann man gut finden, das kann man kritisieren, das kann man gut finden. Wer es kritisiert ist aus meiner Sicht nicht unbedingt ein Linker und auch nicht unbedingt ein Rechter. Wer es gut findet, der soll es gut finden. Da ich mit der Theorie der weltumspannenden katholischen Kirche aufgewachsen bin, tendiere ich persönlich eher zum Gedanken der Weltgemeinschaft, die unter Respekt vor den lokalen Eigenheiten und Besonderheiten danach strebt für alle geltende Mindestregeln einzuhalten. Sprich, mir liegt es am Herzen, dass alle Menschen und Staate die Menschenrechte achten und daran arbeiten, diese für alle Menschen zu garantieren.

    In diesem Sinne!

    Ihr 68er

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      Lieber 68er, Sie fragen sich, warum ich mich mit diesen Ideen auseinandersetze? Lesen Sie doch die Kommentare.

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    Das Fesselnde an der ganzen Neuen Rechten ist nicht die Deklination der Theorien, in der konkreten Umsetzung ist eigentlich gar nichts neu. Nach wenigen Minuten ist man bei der erinnerungspolitischen Wende der unseligen Jahre, da drückt den meisten von denen der Schuh, was die Bewegung recht schnell etwas fade macht. Und vor allem durchschaubar, was die Pointe angeht. Wenn man die Gedanken aus den metapolitischen Sphären erdet, bleiben Höcke und Glatzen übrig. Das wissen natürlich auch die beteiligten, weswegen sie bei ihrer Stärke, dem metapolitischem bleiben. So will das dann niemand gesagt haben, wenn man sich die Kameraden selbst hier anhört, weiß man, dass sie verstanden werden. Die Neue Rechte ist nicht neu.
    Und trotzdem treffen manche Publikationen einen Nerv. Das Konstante ist der Wandel, das ist richtig. Aber niemand sagt, dass man den Wandel auch begrüßen muss, man kann ihn auch richtig schlecht finden. Oder man kann ihn auch manchmal schlecht finden und an anderer Stelle gut. Jedenfalls treffen manche Publikationen in D-Moll der Sezession meine Stimmung besser als das entrüstete Jakobinertum von Achgut. Zuerst war Broder, dann Kubitschek. Zumindest in meinem Umkreis. Der schmale Grat in die westdeutsche bürgerliche Mitte wurde nicht von der Sezession erweitert und auch die neue deutsche Welle der Linken ist nicht zufällig. Wenn das Argument gegen den Islam sein geringer Beitrag zum Bruttosozialprodukt und das Argument für das jüdisches Leben der USB-Stick und die Tröpfchenbewässerung ist, wenn Solidarität mit Kollektivismus gleichgesetzt wird, ist es doch nicht abwegig, den Marktwert des indigenen Arbeiters durch Schließung der Grenzen zu erhöhen. Das war der Brexit und er war aus der Sicht durchaus logisch.
    Das Elend der Ethnopluralisten (und in der Tonlage auch die vieler Linken) ist eigentlich das Elend des Liberalalismus.

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      Ich gestehe, Stevanovic: Hier haben Sie mich verloren. Einzelne Aussagen verstehe ich, den Gesamtzusammenhang aber nicht.

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        Stimmt, ich nach einem halben Tag auch nicht. Viel zu tun…ich werde nochmal Anlauf nehmen.

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    Sie sind also „Engländer, Anglikaner, Atheist, Halbjude, Deutscher, Ehemann, Vater, Großvater, Journalist, Ex-Lehrer, Ex-Kommunist, Kosmopolit, Intellektueller, Musiker, Beatles-Fan, Linker und noch viel mehr“.
    Das ist schön für Sie, aber Sie bringen hier Dinge in einen Zusammenhang die nicht zusammen gehören, und gleichzeitig konstruieren Sie Widersprüche wo keine sind.
    Natürlich kann man vieles gleichzeitig sein, sogar Engländer und Deutscher. Ob ich Linker oder Rechter, Kosmopolit oder Nationalist, Journalist oder Fließenleger bin ist jedoch eine bewußte Entscheidung, in welche Familie, welches Land und welche Kultur sie hineingeboren werden ist jedoch nichts weiter als ein Zufall.
    Trotzdem können Sie sich mit Ihrer Herkunft sowohl als Deutscher als auch als Engländer sehen, aber das können Sie nur, weil es Unterschiede zwischen Engländern und Deutschen gibt, und diese werden definiert von Menschen, die sich entweder als Engländer oder als Deutsche verstehen.
    Es ist doch eigentlich bezeichnend, daß Sie sich Engländer und nicht als Brite oder gar als Vereinigteskönigreichler bezeichnen. Noch nicht mal im Vereinigten Königreich klappt das so mit dem Universalismus, den Sie uns hier in Deutschland so ans Herz legen.

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      Lieber Don Geraldo, ja, ich bin Engländer. Ich verachte die Iren, Schotten und Waliser (obwohl mein Großvater mütterlicherseits Schotte war). Bei der Fußball-WM freue ich mich, wenn die Deutschen diese minderen Nationen vom Platze fegen, aber bei England blutet mir das Herz. Und spätestens hier, hoffentlich, sehen Sie, dass mir nicht ganz ernst ist. Ich kann mir zwar nicht aussuchen, wo ich geboren werde und wo ich aufwachse, aber ich kann über die Vorurteile hinauswachsen, die mit dieser Geburt verbunden sind. In meiner Kindheit in London nannten wir ein Kind, das seine Süßigkeiten nicht teilen wollte, „a Jew“. Deutsche waren für uns „Huns“. Und das, obwohl mein Vater Deutscher und Jude war. Sie verstehen. Oder etwa nicht?

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    Sehr geehrter Herr Posener,

    Sie holen hier die großen Kanonen heraus.

    Ich kann Ihren Lesern nur empfehlen, die Seiten 80-83 des zitierten Buches selbst zu lesen. Vielleicht sind Sie auch tapfer genug, und stellen Sie selber zur Verfügung? Es käme ein Lehrstück an manipulativem Gebrauch von Sprache und Zitation zum Vorschein, das die durchaus bedenkenswerten Aussagen Ihres Traktats moralisch in Mitleidenschaft ziehen dürfte. Mir selbst fehlen leider Zeit und Muße, diese stupide Tipparbeit zu leisten, zumal man ja nicht weiß, ob es dann auch kommt.

    Es gilt die alte Weisheit: Selberlesen macht klug.

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    Ich brauche die Welt nicht zur Identitätsfindung, meine ich.

    Ansonsten: Die Eliten sind immer international aufgestellt gewesen, früher der Hochadel als auch das Judentum, heute die Reichen und Akademiker. Die untere Mittelschicht und Unterschicht sind am wenigsten international. Drum punkten dort auch die Populisten, wenn sie auf Nationalismus setzten. Die internationale Solidarität der Arbeiterklasse hat sich als Reinfall erwiesen.

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    Das Kubitschek-Zitat, welches Sie bringen, veranlasste mich letztlich mein Schweigegelübde hier zu brechen:

    „Bestimmte politische Konzeptionen funktionieren nur, wenn es eine gewisse Homogenität im Volk gibt. Demokratie zum Beispiel …“

    Dass Kubitschek so einen Blödsinn von sich gibt, glaubte ich nicht.
    Und Auslassungspünktchen machen mich immer stutzig. Also bemühte ich google und gab den ersten Satz ein und landete auf einem Auszug aus dem besagten Buch von Thomas Wagner. Hier das Zitat in voller Länge:

    „Bestimmte politische Konzeptionen funktionieren nur, wenn es eine gewisse Homogenität im Volk gibt. Demokratie ist nur möglich, wenn Sie akzeptieren können, dass Sie überstimmt werden. Wenn das, was Sie überstimmt, zu fremd ist, dann können Sie das nicht. Das betrifft beispielsweise die Frage nach unseren Rechtsnormen auf der einen und Scharia-Ansätzen auf der anderen Seite.“

    Nicht nur, dass Sie den Wortlaut verfälscht haben. Im Originalzitat Kubitscheks kommt das Wort „Beispiel“ nicht vor. Bei Ihnen steht es innerhalb der Anführungszeichen, ist also als wörtliches Zitat gekennzeichnet und nicht als Paraphrase.

    Sie haben meiner Meinung nach auch sinnentstellend gekürzt. Kubitschek meint wohl, dass er es nicht akzeptieren würde, wenn die Scharia per Mehrheitsbeschluss eingeführt würde. Da bin ich auf seiner Seite. Sie nicht?

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      Sie haben Recht, Waldgänger, dass ich durch die Verkürzung und die unzulässige Hereinnahme von „zum Beispiel“ (was ich beim Übertragen im Ohr hatte) mich dem Vorwurf der Manipulation aussetze. Dennoch geht dieser Vorwurf fehl. Ich bedauere jetzt, dass ich nicht das ganze Zitat gebracht habe, weil es meine Argumentation stützt. Vielleicht werde ich einen Nachtrag verfassen. Kubitschek missversteht Demokratie als Herrschaft der Mehrheit. Darum kann er sich vorstellen, dass es einmal eine Mehrheit geben könnte für die Einführung der Scharia, was die Minderheit zu akzeptieren hätte. Doch Demokratie funktioniert nur im Zusammenhang mit dem Rechtsstaat, das heißt, mit der Garantie von Rechten für die Minderheit. Darum haben wir eine Verfassung mit Grundrechten, die sich allenfalls mit Zweidrittelmehrheit ändern ließen. Wer die Möglichkeit eines Scharia-Staats als Ergebnis der Demokratie an die Wand malt, will die Demokratie diskreditieren, nicht die Scharia.

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        Eine sehr schwache Antwort, sehr geehrter Herr Posener. Zunächst einmal haben Sie Kubitschek eindeutig falsch zitiert. Der Waldgänger hat das schön herausgearbeitet. Ein falsches Zitat, jemanden etwas in den Mund legen, was er nicht gesagt hat, um ihn dann als „dumm“ vorzuführen, ist keine Kleinigkeit. Das ist unredlich und sollte nicht Ihr Stil sein. Sie haben offenkundig keine Argumente gegen Kubitscheks These. Dass ein Mindestmaß an kultureller Homogenität (niemand spricht von „Blut“ an dieser Stelle) Voraussetzung für die Demokratie ist, wie wir sie kennen, liegt doch auf der Hand. Ihre Hoffnung, unsere Verfassung werde uns dereinst von Auswüchsen kultureller Differenz verschonen, wie wir sie heute schon anderenorts zB in Form von aufgeknüpfter Homosexuellen sehen, ist bestenfalls naiv und argumentativ nicht satisfaktionsfähig. Hier mag der Hinweis genügen, dass die Nationalsozialisten, einmal an die Macht gekommen, sich um die Verfassung nicht mehr geschert haben. Und kommen Sie mir nicht damit, dass kulturelle Homogenität nicht vor den Nazis geschützt habe – das stimmt, ist aber kein Argument gegen die These Kubitscheks, denn Homogenität hat die Nazis auch nicht an die Macht gebracht. Ohne ein Mindestmaß an kultureller Homogenität, also verbindlichen Werten, die vom Wahlvolk allgemein akzeptiert werden (Gleichberechtigung von Frauen, Laizismus, um nur einige Beispiele zu nennen), verkommt Demokratie zu einem reinen Zahlenwettkampf: Welche geselllschaftliche Gruppe bringt mehr Leute auf die Waage, um ihre fundamental anderen Wertvorstellungen für alle verbindlich durchzusetzen?

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        Lieber V. Unstedt, ich habe – unter Hinweis auf die berechtigte Kritik von „Waldgänger“ – den Artikel an der betreffenden Stelle verändert. Vielleicht gehen Sie auf diese Argumente ein. Das Beispiel der Nazis zeigt, wie Sie sehr richtig sagen, dass nicht „das Fremde“ die Demokratie bedroht, sondern das Antidemokratische, ob fremd oder einheimisch.

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        Man kann es auch mit den Worten Jan Philipp Reemtsmas präzisieren: „Und hier sei noch einmal daran erinnert, dass es die Idee des Rechtsstaats gewesen ist, die jede antitotalitäre Politik angetrieben hat, nicht die der Demokratie. Demokratie und Despotie (die der Mehrheit gegenüber der Minderheit) vertragen sich bekanntlich ganz gut, und nur ihre rechtsstaatliche Verfassung hindert die Demokratie, ebenso diktatorisch zu werden, wie jede andere Regierungsform das werden könnte.“. Nachzulesen in seinem Essay „Die Normen der Sittlichkeit“, online zu finden unter https://www.welt.de/print-welt/article308034/Die-Normen-der-Sittlichkeit.html

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        Genau, Opa Krempel. Das scheinen aber die Kubitschek und Co. nicht so zu sehen. Da muss ich an Björn Höckes Dresdener Rede denken: Fundamentalopposition, bis wir 51 Prozent haben, und dann wird abgerechnet.

  42. avatar

    Die Kritik an den Identitären ist auch auf einen Teil der Linken, vornehmlich der postmodernistischen, politisch korrekten, anwendbar. Sama Maani hat dies an einem Beispiel sehr gut erklärt:
    „Erinnern uns Begriffe wie „identiär“ und „Identität“ – man denke bloß an die „Identitären“ – nicht eher an den rechten Diskurs? Tatsächlich werden immer wieder Stimmen laut – zuletzt etwa in Zusammenhang mit dem Erfolg der AfD in der deutschen Bundestagswahl 2017 – die meinen, die neue Rechte verwende linke identitätspolitische Zutaten, um daraus ihr eigenes identitätspolitisches Süppchen zu kochen.

    Wie dem auch sei. Parallelen zwischen „progressiven“ identitätspolitischen und regressiven „ethnopluralistischen“ Ansätzen fallen jedenfalls immer wieder ins Auge – Stichwort: „cultural apppropriation“, genauer: die Kritik an dieser.

    „Der Studierendenrat der University of Ottawa entschied im ­November [2015] einen kostenlosen Kurs auszusetzen, den eine Yoga-Lehrerin zuvor über mehrere Jahre angeboten hatte. Grund: Die Kultur, von der Yoga ‚übernommen’ wurde, hätte in der Vergangenheit Imperialismus und westliche Beherrschung erlitten. Die Universität müsse daher Sensibilität beweisen, argumentierten Studentenvertreter“.12

    In einem von Norbert Hofer – dem Kandidaten der rechtsextremen FPÖ für das Amt des österreichischen Bundespräsidenten im Jahre 2016 – herausgegebenen Buch „Für ein freies Österreich“ heißt es über Yoga:

    „Yoga: … wo das Fremde […] beginnt, das Eigene zu verdrängen […] ist der Bestand dieser Kultur akut gefährdet; die zwanghafte Suche nach exotischen Reizen, bei gleichzeitiger Diskreditierung des bewährten, gewohnten Eigenen, ist ein weiteres Indiz der Selbstaufgabe“.13

    Während in unserem Beispiel – eines von zahlreichen möglichen – die Mitglieder des Studierendenrates der Universität Ottawa, die sich selbst wohl eher dem progressiven linken Spektrum zuordnen würden als dem regressiven rechten, einen Yogakurs aussetzen, um die „indische Kultur“ zu beschützen, will der rechtsextreme Autor Michael Howanietz Yoga zurückdängen, um die „österreichische Kultur“ zu beschützen. Interessieren soll uns aber nicht, dass beide, die progressiven Studierenden in Kanada und der rechtsextreme Autor in Österreich, gegen Yoga vom Leder ziehen – sondern der identitätspolitische Kulturalismus, der sie verbindet. Ein Kulturalismus, in dem Gesellschaft durch unauflösliche Differenzen kollektiver „kultureller Identitäten“ – hier der indischen und der österreichischen – geprägt zu sein scheint, in dem Widersprüche zwischen verschiedenen sozialen Klassen ein und derselben „Kultur“ oder zwischen Individuen und „ihrer“ Kultur keinen Platz haben – und in dem Subjekte so sehr mit „ihrer“ Kultur identifiziert werden, dass sie als Subjekte im Diskurs zu existieren aufhören.“Q: http://samamaani.blogspot.de/2.....it_16.html
    Das harmlose Beispiel „Yoga“ zeigt im Grunde den Kern des Problems. Wer heute mit Smartphone oder PC ausgerüstet weltweit kommuniziert, kann, wie sich hier zeigt, auch auf gegensätzlicher Weise, was die Begründung angeht, falsch denken, eben weil die (nationalistischen) Prämissen falsch sind. Spötter sagen ja ohnehin, daß Nationalisten fast recht haben, wenn sie alle Nationen hassen, nur die eigene nicht, sie haben nur eine vergessen. Der Ethnopluralismus verbietet – und ich erspare mir die Beispiele aus Hitlers Mein Kampf, die ihn auch aus Ethnopluralisten zeigen – das Mischen und verzichtet lediglich auf abwertende Floskeln, denn diese wird für alles „Andere“ ja erwartet.

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    P. S.: lesen Sie mal die Kommentare unter Kubitscheks Artikel. Sehr interessant, wie Sie dort betrachtet werden.

    Ich kenne Sie zwar nicht persönlich (Gott sei Dank), aber ich bräuchte Sie auch gar nicht kennenzulernen: zwei Kommentatoren dort haben Sie anhand Ihrer letztes Jahr verfaßten Hetzschrift bei SM über die deutsche Leitkultur (Sie erinnern sich) perfekt beschrieben:

    „Klar ist der Nationalismus ein Produkt der Moderne, aber die Tatsache, dass Menschen immer in Gruppenverbänden existierten, in Kooperation wie Wettbewerb mit anderen Gruppen, ist es nicht.
    Klar ist kollektive Identität nur ein subjektives Gefühl – was soll Identität psychologisch sonst sein? Wenn sie wenigstens anerkennen würden, dass ethnische Identitäten nun mal ein wesentlicher Teil der empirisch vorgefundenen Realität sind – ob man das jetzt gutheißt oder nicht – und man deshalb nicht so tun darf, als wäre dem nicht so.
    Aber davon ist nichts zu spüren. Das ist für mich das Unverständlichste: wie etwas, das mir zwanglos und selbstverständlich zukam, nämlich ein nationales Identitätsbewusstsein, bei anderen völlig fehlen kann.“

    Die Antwort darauf:

    „Es ist wohl nicht so, daß Figuren wie Posener keine Identität besäßen. Sie leben freilich – und zwar sehr gut und kommod – justament davon, diese eigene Identität zu leugnen und sich – fürstlich alimentiert – untertänigst beflissen vor den neuzeitlichen Gessler-Hüten im Staube zu wälzen. Dieses kriecherische, streberhafte Untertanentum läßt sie wiederum wesentlich deutscher erscheinen, als ihnen selber bewußt sein dürfte.“

    Und ebenfalls:
    „Die Crux dieser Denke ist doch die: man weiß, was man will, man hat seine festen Bilder, Begriffe und Klischees und die sucht man dann in den Texten und Aussagen. Es gibt fast nie ein ergebnisoffenes Herangehen an die Texte, man ist nicht wirklich neugierig, man läßt sich auf die Ideen der anderen Seite nicht ein, man durchdenkt nicht wirklich, man ist auch nicht kritisch …, sondern auf der permanenten Suche nach der Bestätigung der eigenen Konstrukte. Und zum „Rechten“ gehört nun mal der Antisemit dazu. Also muß sich ja irgendwo verstecken und ausfindig machen lassen. Man sitzt mit der Stoppuhr und wartet, wann der Höcke z.B. wieder „ein Wort“ sagt …
    Diese Herangehensweise ist es ja, die die Linke so unendlich langweilig macht und die reicht – wenn es um „die braune Gefahr“ geht – fast über das gesamte Spektrum.“

    Das, Herr Posener, ist angemessen kommentiert.

    Leben Sie wohl.

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