avatar

Über das bedingungslose Grundeinkommen

Es kann sein, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen sinnvoll ist. Thomas Straubhaars Buch überzeugt mich nicht.

Ich habe immer die Vorstellung eines bedingungslosen Grundeinkommens für falsch gehalten, abgesehen davon, dass wir mit Hartz IV etwas Ähnliches schon haben. Aber da verschiedene Leute, deren Meinung ich achte, die Idee für richtig halten, dachte ich mir: Gut, informiere dich, vielleicht ist etwas dran. Und da Thomas Straubhaar, immerhin Professor für Volkswirtschaftslehre (und außerdem WELT-Kolumnist), ein neues Buch darüber auf dem Markt hat, habe ich es gelesen. Um genau zu sein: ich habe es nach den ersten 20, 30 Seiten eher überflogen, denn das Buch – „Radikal gerecht: Wie das bedingungslose Grundeinkommen den Sozialstaat revolutioniert“ – ist hochgradig langweilig und beantwortet leider nicht die Fragen, die ich an das Konzept stelle.
Was ist das bedingungslose Grundeinkommen? Es wäre, jedenfalls laut Straubhaar, ein Anspruch, den jeder deutsche Staatsbürger mit der Geburt erwirbt. Um Straubhaars Rechenmodell zu verwenden: Jeder deutsche Bürger – Mann, Frau, Kind, Greis – bekommt monatlich 1000 Euro vom Staat, no questions asked. Dafür entfallen alle anderen Sozialleistungen, und zwar für immer: Rente, Arbeitslosengeld, Wohngeld, Elterngeld, Beihilfe usw. usf. Und mit ihnen alle Einzahlungen in die diversen Sozialkassen.
Die 12.000 Euro sind steuerfrei. Alles, was über dieser Summe liegt, wird mit dem gleichen Steuersatz belegt: 50 Prozent in Straubhaars Modellrechnung, und zwar an der Quelle: Lohn, Honorar, Sparzinsen, Aktiengewinne, Mieteinnahmen, Unternehmensgewinne, sofern sie nicht reinvestiert werden. Steuerberater werden arbeitslos, ebenso wie die meisten Finanzbeamten. Es gibt keine Schlupflöcher, keine Vergünstigungen usw.; Werbekosten – die Geschäftsreisen, Geschäftsessen, Bücher, Kosten fürs Arbeitszimmer, für Computer, Telefon, Büromaterialien usw., die ein freier Schriftsteller wie ich gegenüber dem Finanzamt geltend macht, müssen künftig als Spesen gegenüber dem Arbeit- oder Auftraggeber geltend gemacht werden.

Was ist mit den Selbstständigen?
Da fangen schon bei mir die Probleme an: ich habe verschiedene Auftraggeber – Axel Springer, Deutsche Welle und andere Sender, BBC, die „Internationale Politik“, die „Jüdische Allgemeine“ und diverse andere Publikationen und Verlage. Es wäre schlicht unmöglich, jedem Arbeitgeber einzeln eine Spesenrechnung für meine fixen Kosten vorzulegen; allenfalls etwa für Reisen, die unmittelbar im Auftrag eines Auftraggebers erfolgen, die ich ja jetzt schon so abrechne. Man hat das Gefühl, dass Straubhaar die Komplexität mancher beruflichen Existenzen – denken Sie an einen Handwerker mit seinen Autos, Bürokosten, Rücklagen für den Ersatz von Werkzeug usw. – nicht voll erfasst. Andererseits will ich gern geltend lassen, dass solche Probleme mit etwas Nachdenken im Rahmen des vorgeschlagenen Systems gelöst werden könnten.
Und grundsätzlich finde ich es richtig, dass die Sozialsysteme, die für Beamte und lebenslang in festen Arbeitsverhältnissen beschäftigte – und in festen Familien lebende – Angestellte und Arbeiter gut funktionieren mögen, den Biografien einer Gesellschaft nicht gerecht werden, in denen solche Verhältnisse vielleicht die Norm, aber nicht mehr die Regel sind; in denen Arbeit und Nichtarbeit, selbstständige und abhängige Arbeit sich abwechseln, wie Lebensabschnittsbegleiter und Lebensentwürfe. Davon kann ich ein Lied singen, der ich Beamter auf Lebenszeit, Selbstständiger, Angestellter war und nun Rentner und wieder Selbstständiger bin. Dass immer mehr Leute professionelle Hilfe brauchen, um sich durch das Gestrüpp der Ansprüche und der geforderten Formulare oder durch die Fallstricken der Steuererklärung und der geforderten Belege zu kämpfen, kann eigentlich nicht richtig sein. Eine Vereinfachung kann nur gut tun.
Ob jedoch Straubhaars Modell das richtige ist, bezweifle ich. Ich meine nicht seine konkreten Zahlen. Klar ist, dass jedes Wohlfahrtssystem hohe Steuern oder Abgaben bedeutet. Ob man nun 12.000 Euro Grundeinkommen im Jahr und 50 Prozent Steuern unterstellt oder 6.000 Euro und sagen wir 35 Prozent, ist eine politische Entscheidung. Dazu kommen wir gleich.
Vorher jedoch zu den Basics:

Deutschland schottet sich ab
Eine Regelung, die jedem deutschen Bürger 1.000 Euro im Monat gewährt, dem hier lebenden nichtdeutschen Steuerzahler jedoch nicht (und auch nicht den hier lebenden nichtdeutschen Sozialhilfeempfängern), würde ein starkes Hindernis gegen die Zuwanderung von Fachkräften aufrichten. Wer würde hier arbeiten wollen, wenn er automatisch 1.000 Euro weniger für die gleiche Arbeit bekäme? Wenn er sich einbürgern lassen müsste, um in den Genuss der Zahlung zu kommen? Wohl niemand. Was mit den nichtdeutschen Sozialhilfeempfängern wäre, kann man, wie die Frage der Selbstständigen, zu einer Nebenfrage erklären. Aber es summieren sich langsam solche Nebenfragen.
Im Übrigen wäre eine solche Regelung, die eindeutig Nichtdeutsche diskriminiert, vermutlich mit dem EU-Recht nicht kompatibel. Aber das scheint für Straubhaar auch eine Nebenfrage zu sein. Der Begriff Europäische Union taucht kein einziges Mal im Buch auf.
Außer den Nichtdeutschen, so rechnet es Straubhaar vor, hätte niemand einen finanziellen Nachteil von der Regelung, außer vielleicht den ganz Reichen. 50 Prozent Steuern klingen zwar hoch. Aber erstens entfallen die Sozialabgaben, die zurzeit die unteren und mittleren Einkommen viel stärker belasten als die höheren. Zweitens bedeuten die 12.000 Euro steuerfrei für niedrige Einkommen ziemlich viel, für höhere Einkommen ziemlich wenig, so dass sich der einheitliche Steuersatz für die Mehrheit der Bevölkerung durchaus als gerecht darstellt. Die Modellrechnungen finden sich bei Straubhaar, und sie leuchten ein.
Wenn man auch auf der Ebene der Individuen behaupten kann, niemand würde benachteiligt gegenüber dem heutigen System, scheint mir ein wichtiger Einwand zu sein, dass das Grundeinkommen für hiesige Unternehmen einer Subvention gleichkommt. Damit ein Journalist auf ein Einkommen von, sagen wir, 3.000 Euro brutto käme, müsste ihm das Unternehmen nur 2.000 Euro zahlen. Heute kostet ein Arbeitnehmer, der 3.000 brutto erhält, aufgrund der Pflichtabgaben für die Renten-, Arbeitslosen- und Krankenversicherung eher 4.000 Euro, also mindestens das Doppelte wie in Straubhaars Modell. Nun kann man die Reduktion der Lohnkosten begrüßen, weil sie die Beschäftigungsquote erhöht (diesem Ziele dient ja auch die viel gescholtene, aber offensichtlich wirksame Ökosteuer), aber eine derart offensichtliche Subvention, die ja auch die Preise der entsprechenden Produkte senken und deutsche Unternehmen, die schon jetzt vom billigen Euro profitieren, endgültig konkurrenzlos preiswert machen. Die Europäische Union könnte das bei Strafe des Untergangs nicht billigen; und wenn die EU das Grundeinkommen europaweit einführen würde, wären protektionistische Maßnahmen unserer WTO-Handelspartner die Folge: Trump ist ein Menetekel. Ich habe bei Straubhaar keinen einzigen Paragrafen gefunden, in dem er sich mit dieser Frage auseinandersetzt.

Die falschen Anreize
Nun zur Politik des Grundeinkommens: Am Ende geht es hierbei, wie bei aller Sozialpolitik, um die Umverteilung dessen, was erwirtschaftet wird. Diejenigen, die nicht arbeiten können oder wollen, oder die nur wenig verdienen können oder wollen, werden für ein hohes Grundeinkommen und für höhere Steuern sein. Jedenfalls für höhere Steuern für höhere Einkommen; also für eine progressive Steuer statt einer flat tax. Je höher das Grundeinkommen, desto geringer der Anreiz zu arbeiten, insbesondere in Berufen, die wenig zahlen. Schon jetzt würde die deutsche Volkswirtshaft ohne die zum Teil illegal auf dem Bau, den Feldern, in Restaurantküchen, Schlachtbetrieben und anderen Bereichen arbeitenden Zuwanderer und Saisonarbeiter zusammenbrechen. Niemand könnte die Deutschen daran hindern, sich selbst ein Grundeinkommen zuzubilligen, bei dem sie sich schlicht aus dem Markt preisen, wie das in manchen Bereichen schon jetzt der Fall ist. Und je mehr Menschen ohne Arbeit vom Grundeinkommen leben könnten, desto stärker würden die Parteien, die den Schutz oder die Erhöhung des Grundeinkommens versprechen. Ein Teufelskreis.
Nun könnte man sagen, die Bürger würden schon nicht so dumm sein. Schließlich hat ja die SPD die unpopulären Hartz-Reformen durchgesetzt. Stimmt, und dafür zahlt sie bis heute mit dem Verlust der Regierungsfähigkeit im Bund, es sei denn als Juniorpartner der Union. In der Schweiz andererseits haben bei einer Volksabstimmung zwei Drittel gegen die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens votiert. Das beeindruckt Straubhaar wenig, lässt mich aber hoffen.
Denn was mich am meisten am Modell des Grundeinkommens stört, ist die Entkoppelung von Leistung und Entlohnung. Natürlich gibt es tausend Tätigkeiten, die zwar – da sie nicht vermarktet werden – keinen Preis haben, und die von der Gesellschaft dennoch entlohnt werden oder werden sollten: die Erziehungsleistung der Eltern etwa. Früher reichte dafür der Lohn des „Familienvaters“, heute wird das teilweise aus dem Steueraufkommen bezahlt. Aber ob herumschlunzen, während man sich überlegt, ob man was mit Medien oder lieber Filmstar werden soll, von der Gesellschaft finanziert werden soll, ist denn doch die Frage. Um es klar zu machen: Ich habe nichts gegen das Verschwenden von Lebenszeit, im Gegenteil. Ich selbst habe ja – statt zu studieren – zwischen 1970 und 1977 als kommunistischer Kader vergeblich versucht, die westdeutsche Arbeiterklasse für die Weltrevolution zu begeistern. Aber das hat mein Vater finanziert, nicht die Gesellschaft.
Ja, das war und ist ein bürgerliches Privileg. Die Proletarier, die wir zu erreichen suchten, und die nach der 9. Klasse in die Lehre geschickt worden waren, haben das sofort erkannt und waren entsprechend skeptisch. „In zwanzig Jahren bist du irgendwo oben, aber wir sind immer noch hier“, sagte mir ein Arbeiter bei Opel-Bochum anno 1974, und er hatte Recht. Dass jetzt sehr viel mehr junge Menschen in den Genuss längerer Schulzeit und sogar einer Universitätsausbildung kommen, finde ich richtig, und ich gehöre nicht zu jenen, die das alles um jeden Preis effizienter machen wollen: Zeit verschwenden, die falschen (oder richtigen) Bücher lesen, sich in Kneipen die Köpfe heiß reden, Freunde gewinnen und so weiter ist vielleicht das Wichtigste am Studium. Das wird ja auch – unabhängig davon, ob es Studiengebühren gibt oder nicht – von der Gesellschaft mitfinanziert, und das ist gut so.
Dennoch scheint es mir für das Selbstbild einer modernen Gesellschaft wichtig, dass sie versteht: Alles, was wir haben, kommt von der Natur, vom Besitz und von der Arbeit. Als Bürger einer reichen Gesellschaft habe ich nicht nur Ansprüche, sondern auch Pflichten, jedenfalls wenn ich will, dass diese Gesellschaft reich bleibt. Die Natur nutzen und schützen; den Besitz nutzen und mehren; die Arbeit vermenschlichen und gerecht verteilen. Die Dauereinrichtung einer Alimentierung, die nicht mit eigener Leistung, sondern qua Mitgliedschaft einer privilegierten Gesellschaft erworben wird, wie ehedem beim Adel, scheint mir ein Rückschritt. Nicht, dass mir der Adel – etwa der englische Adel des 18. Jahrhunderts – unsympathisch wäre. Aber er hat am Ende nur wenige gute Köpfe und viel Dummheit, Arroganz, Faulheit und Korruption hervorgebracht. Noch demoralisierender war die Privilegierung der städtischen Plebs in Rom am Ende der Republik und zur Zeit der Kaiser. Am Ende waren die Bürger nicht mehr zur Demokratie fähig, sondern brüllten nur noch nach Brot und Spielen.

Ich fürchte, Straubhaars Grundeinkommen für alle würde eine ähnliche Wirkung haben.

Shares
Folge uns und like uns:
error20
fb-share-icon0
Tweet 384

76 Gedanken zu “Über das bedingungslose Grundeinkommen;”

  1. avatar

    @Oleander
    Sicher, interessanter ist die Entwicklung im Ausland – D, F sind in ihrer jeweils ‚alternativlosen‘ Politik gefangen, was gefährlich langweilig wird.
    Dämmen aufgrund ‚Energiewende‘, Fassadenbrände: Meine alte Skepsis gegenüber immer neuen Baustoffideen so bestätigt zu sehen macht ganz bestimmt keine (Schaden-)Freude. Aber auch unbrennbare Dämmungen sind vor allem eins: Hohlräume, also viel Platz für Pilzbiotope, Ungeziefer usw. und zu dichte Fenster machen die Innenraumluft schlecht. Komisch, daß diese erhebliche Gesundheitsgefährdung so gar kein Thema für die grünen Gesundheitsapostel ist, aber das ist dann ja wieder Panikmache von ‚falscher‘ Seite. Alles halb so wild, wenn’s der grünen Ideologie widerspricht. Und bei der Verkleidung der Styroporflächen mit Aluminium ist mit einem erheblichen Kaminzugseffekteffekt zu rechnen, auch bei Höhen unter 22 m. Krematorien für sozial schwache sozusagen, so geschmacklos diese Formulierung ist, so wahr ist sie auch. ‚Am Bau‘ wird allerdings schon länger durch ‚Experten‘ gepfuscht – jahrhundertealte Erfahrungen mit geeigneten mineralischen oder saugfähigen organischen und so die Feuchtigkeit regulierenden Baustoffen, die eben keine z.B. endokrinen Ausdünstungen haben, verworfen. Viele Krankheiten dürften hier ihren Ursprung haben. Vermarkter neuartiger Baustoffe (= oft Abfälle der Industrie) betrachten tatsächlich Bewohner/Mieter als Versuchskaninchen, der ‚Haus & Grund‘ Lobbyist in dem FAZ-Artikel hat vollkommen Recht mit seiner Aussage.
    Zu Ihren Einwänden bez. Grundeinkommen:
    Ihre und Alan Poseners Bedenken sind auch meine, es ist aber eine erforderliche Krücke, weil eben nicht jeder am Wirtschaftsleben teilnehmen kann, was übrigens noch nie der Fall war, was nach ein wenig Reflexion über die Vergangenheit klar wird. Es wird auch in Zukunft außerhalb der Fürsorge, der Prostitution oder der Kriminalität eine Möglichkeit geben müssen, Lebenszeit zu finanzieren, in der die eigene Arbeitskraft nicht direkt vermarktet wird – insbesondere jedoch in solchen Zeiten der technologischen Sprünge bei der Produktivität. Sie können das nicht auf die Oma übertragen, die hat vorgesorgt, durch Rente und/oder richtige Heirat. Die (private) Altersvorsorge wird in der Zukunft durch das Grundeinkommen erleichtert werden können. Es wäre eine Ermächtigung des Individuums, solches zu tun. Wer aber alles verjubelt, hat verloren und das ist auch richtig so.
    Es geht darum, die Moderne abzusichern in der aller Wahrscheinlichkeit nach die Mehrheit ohne Arbeit sein wird, zumindest Arbeit, die sie ernähren kann. Die so entstehende Bohème wird das Potential mitbringen, neue gesellschaftliche Aufgaben zu erschließen(!), die – später – vielleicht sogar bezahlt werden. So ähnlich, wie heruntergekommene Stadtviertel, die dann irgendwann ‚hip‘ und in der Folge gentrifiziert werden.

    Nun, der Zug ist ja schon längst weiter und vielleicht sollten auch noch über die Doku reden, die der zwangsfinanzierten Aufklärungsbehörde (Demokratieabgabe, nicht wahr?) und der NGO-Mafia mit den ebenfalls besten Absichten so gar nicht ins Konzept passte. Bzw. über die Diskussionssendung danach bei Sandra Maischberger: Ahmad Mansour ist ein klar und deutlich formulierender Mann, er kehrt vor der eigenen Tür, aber ich denke er hat dennoch nicht das Recht, den nachdenklichen Rolf Verleger, der genau das feststellte, so abzukanzeln:
    https://www.youtube.com/watch?v=MGLQ9bpEBeU , ab 1:05 min. Irgendwas hat mich daran sehr gestört.
    Ansonsten: Der liebe aber mit Israel so gestrenge Opa Blüm, der damit demonstriert, wie moralisch tadellos wir Deutschen jetzt geworden sind und die palestinensische Freiheitskämpferin Gemma Pörtzgen, die sich mehr palestinensische Narrative, also nicht nur jüdische, in D wünscht.. da wird niemand mit mir hier ernsthaft streiten wollen – hoffnungslose Romantiker mit Sehnsucht nach der alten Solidarität mit Kara Ben Nemsis (Karl Mays) (Wüsten-)Führer und Freund Sidi Ben Hadsch Alef Omar Ibn Saud Abdul Abbas El Ghozara. Anders kann ich mir das angesichts der tatsächlichen Lage zwischen Hamas-Elite und Israel nicht erklären. Ich kann mir insbesondere bei einem Norbert Blüm nicht vorstellen, daß das verdrängter/sublimierter Antisemitismus ist. (Oft genug gebiert Psychoanalyse auch Mist.) Eher eine romantische Verwirrung. Aber ich weiß es nicht.

    1. avatar

      Lieber Klaus J. Nick, der Wortwechsel zwischen Mansour und Verleger war für mich der intellektuelle Höhepunkt der ansonsten wenig ergiebigen Diskussion. Der Punkt ist dieser: Juden in Deutschland – ob vertreten durch den Zentralrat oder nicht – können und sollen nicht haftbar gemacht werden für die Politik Israels. Werden sie das, indem – etwa – eine Synagoge angezündet, ein Rabbiner zusammengeschlagen, ein Junge in der Schule gemobbt wird usw., dann ist das Antisemitismus, dessen Essenz ja eine Kollektivschuldthese ist. Kein Jude hat eine verschärfte Verantwortung, sich zur Politik Israels zu verhalten – ja, man könnte sogar sagen, dass gerade jene Juden, die eine Diaspora-Existenz vorziehen, sich am allerwenigsten erlauben sollten, Israel zu kritisieren, da andere Leute unter Einsatz ihres Lebens dieses Rettungsboot über Wasser halten.
      Was nun die Muslime angeht, so habe ich hier so oft gegen Islamophobie argumentiert, dass ich – hoffentlich – nicht verdächtig bin, den Muslimen meinerseits eine Kollektivschuld oder auch nur Kollektivverantwortung für den Terror und die Intoleranz in ihren Reihen unterschieben zu wollen. Was Mansour aber völlig zu Recht gesagt hat, ist: Es gibt einen grassierenden Antisemitismus unter den Muslimen in Deutschland und Europa, und den benennen und bekämpfen ist allerdings primär Aufgabe der Muslime selbst. Das hat nichts mit Kollektivschuld zu tun, sondern mit Benennung eines Zustands. ich – als nicht-Moslem – widme mich eher den psychischen Konstellationen (zum Beispiel der nachhaltig wirkenden Ideologie des Antiimperialismus oder der Unwille, sich wieder und wieder mit dem Thema Juden zu beschäftigen), die es der Mehrheitsbevölkerung, selbst dort, wo sie sich anti-antisemitisch wähnt, daran hindern, wirksam den Antiisraelismus oder Antizionismus zu bekämpfen.
      Ich sehe nun wirklich nicht, dass Rolf Verleger hier irgendeine positive Rolle spielt. Er ist und bleibt der Lieblingsjude der Israelhasser.

  2. avatar

    Apropos Dämmen: Wie Sie am obersten Bild sehen, wird eine einstmals schöne Hausfassade aus Ziegeln, dick genug, eingekleistert mit Schäbigkeit, die in puncto Ersparnis wenig bringt, da auch öfter mal gelüftet werden muss. Nur nebenbei: Ein guter Metzger sagt jedes Mal, man solle das Fleisch aus dem Zellophan nehmen, wenn man es ein bis zwei Tage aufbewahrt.

    Dämmen vor dem Aus? Hoffentlich:
    http://www.faz.net/aktuell/wir.....68145.html

  3. avatar

    »He is dod nu. Wer giwt uns nu ’ne Beer?«

    Pflanzt ihm doch einen Birnbaum auf’s Grab. Das wär‘ doch mal was.
    http://www.vonribbeck.de/gedic.....havelland/

    Was für eine Zeit, was für eine Gestalt.
    Es geht nahe.

    „Die Amerikaner haben nie ganz verstanden, warum sich Deutschland nach dem Spendenskandal so mit Kohl zu entzweien schien.“
    Das habe ich auch nie verstanden. Die Deutschen sind zu absolut.
    https://www.welt.de/politik/ausland/article165633762/Wie-sich-das-Ausland-an-Helmut-Kohl-erinnert.html

  4. avatar

    Evtl. Korrektur: Hoffe, Mordanschlag oder Mordversuch geschrieben zu haben und nicht Mord.

    Will ich damit sagen, dass ich die Berichterstattung und Thematiken anderer Länder interessanter finde? Ja. Im angloamerikanischen Sprachraum auf jeden Fall. In Frankreich kommt auch nur in die Zeitungen, was dem Président passt. Beide Länder, D und F, sind längst in der Meinungsvielfalt verkümmert. Die Phantasie für interessante Themen ist gen Null geschrumpft. Zurück zum Grundgehalt: Die Mitte zahlte das, wie immer, die Oma hätte eins und verarmte, kinderreiche Familien würden zum Goldsucher. Eine Schwachsinnsidee insgesamt.

    Eine Maschinensteuer, die unten so ausgelegt wurde, das man ein Grundgehalt damit finanzieren würde, scheint mir sinnlos. Sinnvoll wäre eine Steuer, die den Menschen als Konkurrenz zum Roboter interessant machte. Man sollte nicht vergessen: Die meisten wollen lieber arbeiten als nichts zu tun haben. Arbeiten ist auch ein Lebenssinn, wie ja schon Moses, unten angedeutet, festgestellt hatte. Etwas weniger Arbeit würde vielen passen, 30 Stunden z.B., aber gar keine Arbeit kann ein Horror sein. Sie würde vermutlich übergewichtige, depressive, sich langweilende Wesen hervorbringen, die nicht wissen wozu sie überhaupt leben. Nichts ist so interessant wie eine sinnvolle Arbeit, die man kann.

  5. avatar

    OT

    Es ist schon erstaunlich, wie allerorten geschwiegen wird um einen Mordanschlag auf House Majority Whip Steve Scalise (Rep) und Kollegen von einem Bernie Sanders-Unterstützer. Passt nicht ins linke Weltbild.

    Nicht ins Bild zu passen scheint auch ein vollständig ausgebranntes Hochhaus, am ehesten durch einen weitergeleiteten Brandherd durch Gebäudedämmung. Britische Zeitungen gespickt voll, hier in D tote Hose.

    Neue Masche: Was nicht ins Weltbild passt, wird totgeschwiegen.
    U.U. über hundert Tote in dem Gebäude, ganze Familien ohne Spur, die Feuerwehr kann noch nicht in die Wohnungen. Beste Bilder Daily Mail, wie üblich.

    1. avatar

      Lieber Herr Posener!

      Mir geht es nicht nur um Deutschland. Was in Nachbarländern passiert, berührt mich gleichermaßen, bestückt mit einer gewissen Liebe für meine Heimat, aber auch für meine gewachsenen zweiten, dritten und vierten Heimaten.

      Habe den Link ignoriert, weil ich weiß, dass es um 22 Meter hohe Feuerwehrleitern geht, also, nach moderner Schmalspurbauweise mit niedrigen Decken für die Käfige, um ca. zehn Stockwerke. Die Leitern würden bei einem solchen Szenario schmelzen.

      Abgesehen davon bringen die Dämmungen nicht viel. Ich weiß, wovon ich rede, denn ich habe in einem Haus gelebt, das schon vor Inkraftsetzen dieser Regularien gedämmt war. Man kriegt Schweißausbrüche und musste ständig lüften. Außerdem war man beliebig oft erkältet, gesund ist was anderes. Man lebte wie ein Geschenk in Cellophan. Danach lebte ich in einem Haus mit doppelten Wänden mit Luftraum dazwischen. Das war prima, immer frisch. Die Bürger wissen insgesamt gut Bescheid um diese Maßnahmen, ihnen Geld aus der Tasche zu holen, ABM’s, inzwischen made in Bruxelles. Wo das was mit Verschwörungstheorie zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht. Und: Mindestens zwei Politiker, Mass und Altmayer, wohnen in Altbauten, frisch und luftig.

  6. avatar

    Mein Glückwunsch zum VW-Touran mit seiner Straßenlage der Spitzenklasse, die allerdings nicht durch social skills ausgetüftelt werden, sondern durch Menschen, die sich vorwiegend mit toter Materie beschäftigen, also ’nerds‘. Allerdings sehe ich das auch so, wie Sie und Stevanovic, daß die industrielle Produktion komplett durch Maschinen übernommen wird. Ich frage mich allerdings, wer ohne, wie man heute sagt ohne ‚hands-on‘-Erfahrung noch tüfteln und entwickeln soll. Maschinen? Halte ich für unwahrscheinlich, man braucht Intuition und Improvisationsvermögen. Ich weiß, daß auch in Schulen und Unis vermehrt nicht mehr real experimentiert wird, sondern am PC simuliert. Und was die Freundlichkeit angeht: Zufriedenheit, Perspektive, Selbstbestimmung..

  7. avatar

    Ich zitiere mich mal selbst, weil es heute einen Artikel im „tagesspiegel“ gab, den ich wie folgt kommentiert habe:
    Ich war lange Zeit Anhänger der Idee, denke aber, dass eher ein bedingtes Grundeinkommen eine bessere Idee wäre, weil es dann nicht zu einem zusätzlichen Zuzug aufgrund einer Sozialleistung führen würde.
    Die Bedingungen sollten einher gehen mit dem Umbau des Bildungs- und Sozialsystems.
    Konkret sähe meine Idee folgendermaßen aus:
    1. An Kinder und Jugendliche würde ein GE nur ausgezahlt werden, wenn die Einhaltung der Schulpflicht nachgewiesen wird, was heutzutage auf elektronischem Wege kein Problem sein sollte.
    2. Finanziert würde das GE für Kinder und Jugendliche, indem Kindergeld und Unterhaltansprüche wegfallen würden. Unterhaltspflichtige würden dann auch nicht mehr direkt für ihr Kind zahlen, sondern in einen Topf, aus dem das GE bezahlt wird.
    3. In der Schule gibt es statt dem 9. Schuljahr ein praktisches soziales Jahr, in dem zum Beispiel Altenpflege vermittelt wird.
    4. Nach Abschluß der Schule gibt es die Möglichkeit, sozial in Vollzeit tätig zu werden und dafür monatlich das GE von 1000€ zu erhalten. Mit jedem geleisteten Jahr würde ein allgemeines GE von 200€ je Monat zugeschrieben werden. Das dürfte dann bis zu 5 Jahre gehen, so dass jemand, der 5 Jahre in Vollzeit sozial gearbeitet hat, das gesamte GE bis ans Lebensende erhalten würde.
    5. Finanziert werden kann das aus Beträgen der Pflegeversicherung, der Rentenversicherung, der allgemeinen Sozialaufwendungen und zusätzlicher Maschinensteuer.

    Es mag noch nicht ganz ausgereift sein, aber ich halte das für einen besseren Ansatz als ein GE, das bedingungslos ausgezahlt wird.

  8. avatar

    Statt einen Text mit dem Namen „Auf dem Weg ins Mittelalter“ zu verfassen, sollte Herr Margarinestraße, der ja ironischerweise auch, wie Herr Boes, „nur“ ein Transferleistungsempfänger ist, langsam mal damit beginnen Texte, wie „Auf dem Weg in das automatisierte Zeitalter“ zu schreiben, sonst kann er nämlich demnächst, wie Herr Boes, auch 132 Tage sanktionshungern, bis das Jobcenter eventuell irgendwann mal einknickt.

    Man muss sich nur mal die Vita von dem Professor anschauen, 65 Jahre und noch keinen einzigen Tag realwirtschaftlich gearbeitet, sondern nur von Transferleistungen dem Steuerzahler auf der Tasche gelegen und Politikwissenschaften-Theorien über die Nichtmachbarkeit des Bedingungslosen Grundeinkommens zum Besten gegeben.

    Und von was will Professor Margarinestraße dann leben, wenn alle Unternehmer es geschafft haben die menschliche Arbeitskraft durch Roboter aus ihren Unternehmen zu drängen, woher bekommen die Menschen dann das Geld, um sich diese Produkte kaufen zu können?

    Dann muß der verwirrte Professor vom Bedingungslosen Grundeinkommen leben, daß er jahrelang als nicht finanzierbar predigte im Auftrage aller wirklichen Sozialschmarotzer – nämlich den Partei-Lobbyisten und ihren Spender-Banken.

    Christoph geh mal richtig arbeiten und beschäftige Dich endlich mal mit der seit dem Jahr 1978 längst überfälligen Ausgleichsabgabe, der Automatisierungs/Roboter-Steuer mit welcher das Bedingungslose Grundeinkommen durchaus finanzierbar wäre und verschone uns mit deinem “Bedingungslosen-Grundeinkommen-Nichtmachbarkeits-Geschwätz.“

    Das Bedingungslose Grundeinkommen ist finanzierbar
    https://aufgewachter.wordpress.com/2013/03/20/das-bedingungslose-grundeinkommen-ist-finanzierbar/

  9. avatar

    Unter den arbeitenden Deutschen gibt es einen Teil, der gönnt noch nicht einmal seinen eigenen Landsleuten die Grundsicherung für Erwerbsfähige bzw. für Erwerbsunfähige. Ebenfalls unter den arbeitenden Deutschen gibt es einen Teil, der gönnt diesen Schwächsten auch keine repressionsfreie Grundsicherung. Die arbeitenden Deutschen zeigen also auch noch asoziales Verhalten untereinander gegenüber den Schwächsten ihrer eigenen Landsleute an. Ja und selbst dann noch, wenn alle einschließlich sie selbst ein Bedingungsloses Grundeinkommen bekämen, würde sie ihre Meinung nicht ändern und zeigen somit ein asoziales Verhalten gegenüber sich selbst an! Dieses asoziale Vehalten gegenüber den eigenen Mitmenschen ist übrigens mit eine der Gründe dafür warum Deutschland jetzt ein asozialer Staat ist. Dafür Bedarf es keiner Einwanderung mehr. Das Problem ist nicht die Zuwanderung, denn die Probleme, die jetzt da sind, hatten wir bereits auch ohne Zuwanderung. Die geplante Zuwanderung wird nur als Vorwand benutzt, um von den wahren Problemen abzulenken. Solange die Deutschen die wahren Ursachen der Probleme nicht angehen, solange wird Deutschland immer asozialer werden, wie die Prämien für Agenturleiter der Jobcenter für das Erreichen der Sanktionsquote unseres asozialen Sozialsystem eindeutig belegt.

    Die meisten Menschen sind als Lern-, System-, oder Konsumsklave beschäftigt oder mit sich selbst überfordert. Die Meisten von denen haben von solchen Sachen, wie Geldschöpfung aufgrund von Schulden ohne Deckung durch Sachwerte, Geldsystem in fremden Händen, exponentielles Zinssytem und der dadurch bedingte Wachtstumszwang der Realwirtschaft, welche überflüssige und völlig sinnentleerte Dienstleistungen, wie Call-Center hervorgebracht haben, doch noch nie etwas gehört! Wenn die Realwirtschaft gesättigt ist, weil kein Markt unendlich ist, fangen die Probleme an. Überall fehlt Geld und keiner weiß warum. Das man durch Arbeiten überhaupt gar kein Geld generieren kann, sondern nur Schulden, die ein anderer aufnehmen muß – wissen auch nur die Wenigsten. Und verschulden können die Anderen sich nur, wenn sie der Bank im Gegenzug echte Sachwerte als Sicherheit überlassen. Jetzt müßte es aber doch so langsam mal bei den Deutschen im Kopf klingeln oder?

    Bei den meisten klingelt es ja erst, wenn die Arbeit weg, Einfamilienhaus weg, Porsche weg, Frau weg ist und wer ist daran jetzt schuld? Doch nicht die Arbeitslosen, die tun doch überhaupt nichts. Das ist der Preis dafür für Jahrzehnte langes wegschauen während Zentralbanken, Konzerne und Roboter, die ohne Ausgleichsabgabe und Freihandelsabkommen die Gewinne ohne jegliche Kapitalverkehrskontrolle quasi an eine Steueroase weitergeben – umgeben von schönen nackten Mädchen auf einer Südsee-Insel von der ihr noch nicht einmal wißt, daß es sie gibt und wie man da eigentlich hinkommt. Dagegen ist das Bedingungslose Grundeinkommen für 500 bis 750 Millionen Menschen in Europa mit rund 1.500 Euro im Monat nur ein Katzensprung entfernt.

    EU ruiniert Sozialstaat / Ei, wo isser denn der Sozialstaat?
    https://aufgewachter.wordpress.com/2014/01/13/eu-ruiniert-sozialstaat-ei-wo-isser-denn-der-sozialstaat/

    1. avatar

      Ist meiner Ansicht nach grober Unfug. Die meisten Deutschen sind lediglich dagegen, Leute durchzufüttern, die es von Anfang an auf Hartz IV angelegt haben. Da gibt es schon entsprechende Kandidaten in den höheren Klassen der Grundschulen.

      Ich habe noch nie jemanden getroffen, der offen hergezogen wäre über einen Blinden, einen Behinderten, einen Dementen oder einen unschuldig arbeitslos Gewordenen.

      Die meisten Deutschen, wie Sie unten stehendem Link entnehmen mögen, pflegen ihre Angehörigen selbst. Das Schlimmste, was Ältere sich vorstellen, ist der Umzug in ein Alten- oder Pflegeheim. Da zwei Drittel ihre Angehörigen versorgen, muss man davon ausgehen, dass die Moral hoch genug ist in diesem Land. Unter den Übrigen sind auch Individuen ohne Angehörige. Meine Großmutter zog mit achtzig Jahren zu uns, weil sie leicht dement wurde. Sie guckte nicht mehr auf der Straße und wurde so von einem Auto angefahren. Da ich diese Großmutter recht gut kannte und durchschaute, würde ich nicht einmal ausschließen, dass es Absicht war und sie sich ein zu kleines Auto ausgeschaut hatte.
      Zu Hause bei uns ließ sie einmal die Kartoffeln verdampfen und den Topf durchschmoren. Zum Glück kam gerade jemand nach Hause. Wenn keiner daheim war, wurde die Sicherung rausgenommen. Das war’s dann aber auch schon. Ansonsten war diese Frau vergesslich, wusch sich aber jeden Tag selbst von Kopf bis Fuß. Wenn man ihr einen männlichen Pfleger geschickt hätte, hätte sie dem das Wasser ins Gesicht geschüttet. Das wäre vermutlich als aggravierte Demenz ausgelegt worden. In Wirklichkeit war sie extrem unabhängig.

      Will sagen, es wird aber auch viel übertrieben. Die meisten Leute stemmen sich bis zum letzten Atemzug gegen Pflege, Männer offenbar mehr, und offensichtlich geht das. Daher ist es keineswegs gesagt, dass die Pflegefälle zunehmen werden, da wir alle besser genährt und unabhängiger waren als im Durchschnitt die Generation davor. Sie könnten sogar abnehmen. Die Mär wird vom Staat gepflegt zwecks Einkommen. Wir werden sehen.

      Am ältesten scheinen Leute zu werden, die lebenslang etwas zu tun haben. Das ist eine echte Gefahr. Dagegen hilft kein Grundeinkommen, sondern ein Kampf für die Arbeit als Menschen- und nicht als Roboterrecht.
      http://www.netdoktor.de/alter-.....-6170.html

      Konnte nur netdoktor bringen, weil das meiste unter dem Stichwort PDF ist.

  10. avatar

    Frage an die Unternehmer

    Wenn alle Unternehmer es geschafft haben die menschliche Arbeitskraft durch Roboter aus ihren Unternehmen zu drängen, woher bekommen die Menschen dann das Geld, um sich diese Produkte kaufen zu können?

    Ohne ein Bedingungsloses Grundeinkommen werden alle Unternehmer auf ihren Waren sitzen bleiben müssen. Wollt Ihr das? Ich dachte Ihr wollt Gewinnmaximierung? Stattdessen betreibt Ihr Verlustmaximierung! Wozu benötigen Unternehmer die Millionen unverkaufter Autos?

    „Ja, ich entsinne mich vom Ende der Lohnarbeit auf der Sternenflotten-Akademie gelesen zu haben. Die Lohnarbeit fand Mitte des 21. Jahrhunderts durch die schuldgeldbedingte und verzinste hohe Produktivität, weil niemand mehr all den unnützen Plunder konsumieren wollte, ein schnelles Ende und wurde durch das Bedingungslose Grundeinkommen vollständig ersetzt – bevor man später gar kein Geld mehr benötigte“

    Jean-Luc Picard vom Raumschiff Enterprise aus dem 24. Jahrhundert

    2.087 Euro im Monat für jeden Europäer
    https://aufgewachter.wordpress.com/2014/01/16/2-087-euro-im-monat-fur-jeden-europaer/

    1. avatar

      Da der Mehrwert von Arbeit kommt, werden die Produkte immer günstiger, bis sie umsonst angeboten werden. Oder eben über BGE kaufbar werden.

    2. avatar

      „Ohne ein Bedingungsloses Grundeinkommen werden alle Unternehmer auf ihren Waren sitzen bleiben müssen.“

      Bleiben sie jetzt schon teilweise, denn Rentner kaufen nicht so viel, und viele warten ohnehin auf Schnäppchen. Deswegen müssen doch Neue ins Land, denn die kommen mit Rucksack und brauchen alles. Europäer tun’s nicht, die kommen mit dem Umzugswagen.

      Aber richtig wichtig ist vor allem der Export. Warum werden wohl die Briten und Trump exorbitant beschimpft? Geht doch gar nicht, nachdem schon die südlichen Märkte halbwegs weggebrochen sind.

      Aber noch mal was anderes: An einer Maschine in meinem Haus ist ein Teil kaputt, tja, und das Teil gibt es nicht mehr. Daher verzichte ich auf die Maschine. Ob das viele machen? Die Masche „kauf einfach neu“ geht jedenfalls nicht mehr so gut.

  11. avatar

    Es gibt einen einfachen Lackmustest für jede neue Idee. Die Freiwilligkeit. Was machen die BGE Befürworter mit denen, die beim BGE nicht mitmache wollen? Zwang, Gewalt, Polizei, Gericht, Knast? Erschiessung bei Gegenwehr? Was wäre dann der UNterschied zum jetzigen System?

    1. avatar

      Alle Berufe, die soziale Interaktion erfordern, lieber Stevanovic, werden auf absehbare Zeit nicht automatisiert: Friseure, Pfleger, Verkäufer, Lehrer, Berater usw.; und diejenigen Firmen, die das erkennen und menschlichen Kontakt vor Effizienz setzen, werden die Nase vorn haben. ich zum Beispiel wollte eigentlich keinen VW kaufen wg. Abgastricksereien usw., aber das die Verkäufer bei Ford so schnöselig und die bei VW so freundlich waren, habe ich einen Touran gekauft. Und der Service – Wartung, Reparaturen – ist toll. Sehnse, und schon mache ich Werbung.

      1. avatar

        Frisuer, damuss die Frisur sitzen.
        Pfleger, gepflegt werden will ich nicht.
        Verkäufer, brauch ich nicht, ich kann mich selber besser beraten. Bei Autos mach ich aber wie sie ob der Unübersichtlichkeit des Angebots ne Ausnahme. Obwohl ich ihnen den Tesla empfehlen kann, der fährt autonom.

        Bleiben Lehrer und Berater

      2. avatar

        Ich hätte Ihnen nie zugetraut, dass Sie sich von einem Verkäufer etwas aufschwatzen lassen, Herr Posener. Wir wollten mal einen Touareg kaufen, ähnlich gut wie der Cayenne, nur ohne den großen Namen. Dann kam die Brasiliensache. Nie mehr VW. Die Abgaschose hat mich nicht erschüttert. Viel Freude mit dem Touran. Als Mietwagen hatte ich den schon. Wenn ich ein Auto kaufen möchte, fahre ich es vorher ein WE als Mietwagen, aber den Touran hatte ich aus anderen Gründen.

  12. avatar

    Lieber Alan Posener!
    Ich wäre Ihnen durchaus verbunden, wenn Sie mir/uns erklären könnten, wo nun Theresa May so absolut schlecht abgeschnitten hat und warum das Dramageheul so groß ist. Klar, sie hat keine absolute Mehrheut mehr, doch, wenn ich das richtig sehe, hat sie 5,1% Stimmen dazu bekommen, Labour dagegen 9,6 %, allesamt von UKIP. Die SNP hat etwas verloren, die meisten anderen auch.
    Entweder ich verstehe hier was nicht, oder die Dramatisierung ist zu ausgeprägt. Vielleicht sollte Schäubles Satz zur Anwendung kommen, nichts würde so heiß gegessen wie gekocht:
    2015: https://de.wikipedia.org/wiki/Britische_Unterhauswahlen_2015
    2017: http://www.faz.net/aktuell/pol.....31536.html

    1. avatar

      Lieber Oleander, Sie haben völlig Recht, Konservative und Labour haben Traumresultate, die Rechtspopulisten schmieren ab. Eigentlich eine gute Nachricht. Wenn aber eine linksradikale Gestalt wie Jeremy Corbyn so gut abschneiden kann, dann ist das schon eine mittlere Katastrophe, und die hat May mit ihrem Entschluss zu Neuwahlen ausgelöst, keine Frage.

  13. avatar

    Lieber Nick@, wieso scheint Ihrer Meinung nach die „Sicherstellung der Bürgerrechte“ ausgerechnet „durch (die von Sozialdemokraten eingeführte) Harz-4-Regelung gefährdet“?. Was soll an der Zusammenlegung von Sozialhilfe und Arbeitslosengeld nachteilig gewesen sein? Es ist eine „Grundsicherung“. Dass es Rituale der Empörung gibt, und dass es Mängel gibt, keine Frage, aber wieso dann immer neue Modelle debattieren, wenn ein Modell existiert, das lediglich verbessert werden sollte. Über die Grundidee sind wir uns doch einig.

    1. avatar

      Die Bürgerrechte sind nicht durch die Höhe der Harz-4-Zahlungen an sich gefährdet, sondern durch das Procedere – Götz Werner spricht m.E. nicht umsonst von ‚offenem Strafvollzug‘. Sie können sich da leicht ein Bild von machen, wenn Sie möchten, z.B. in Foren für Arbeitslose.
      Ich denke nicht, daß z.B. das ein „Ritual der Empörung“ ist:
      http://www.spiegel.de/karriere.....06626.html
      Das Ding ist nicht reformierbar, genauso wenig, wie andere ‚Errungenschaften‘ des Sozialbürokratie, wie ‚Bildungsgutscheine‘. Der Fehler liegt im Wesentlichen darin, daß jemand entscheiden muss, ob jemand ‚bedürftig‘ ist. Das ist prinzipiell nicht individuell durch Mitarbeiter abzuhandeln, übrigens ähnlich, wie bei Asylverfahren.
      Und das Angebot an Arbeitskräften und der Bedarf werden immer weiter auseinander gehen und wenn Posener meint, daß es in der Zukunft vor allem auf social skills ankommt (ich bin da nicht ganz seiner Meinung), dann werden also in Zukunft ganze Bevölkerungsgruppen mit partiell autistischer Disposition* bis zur (Mindest-) Rente in der Schulungs- und Sanktionsschleife der Jobcenter vegitieren müssen.

      *Männer

  14. avatar

    Eigentlich niedlich, Roland Ziegler. Sie könnten im Urlaub bleiben. In Süditalien sind die Preise geringer, Wohnraum günstiger. Öfter schönes Wetter, besser zum Schreiben.
    Kriegen Hunde auch einen Tausender? Wir sind zu alt, um nochmal Kinder zu kriegen, würden aber fünf Hunde aufnehmen.

    Ich dachte öfter darüber nach, etwas zu schreiben. Den größten Fundus bietet mein Arbeitsleben. Ca. dreißig Seiten schrieb ich über eine Spanienreise, sehr genau, auch witzig, aber let’s face it: Ich bin auf dem Teppich und finde, dass es prima für den Hausgebrauch und den Erinnerungsfundus ist.
    Allein dieser Analyst hier, der brillant schreibt, ist abschreckend genug im Sinne von: Unerreichbare Qualität. (Auch wenn man die Meinung nicht immer teilt).

  15. avatar

    Nur in Kürze, da wäre viel mehr zu zu sagen:
    Wahrscheinlich ist die Beschäftigung mit Götz Werners Thesen interessanter, als die von Thomas Straubhaar, weil er wichtigsten Aspekt für eine friedliche Gesellschaft hinweist, nämlich die Wahrung des Subsidiaritätsgedankens als Garantie für persönliche Freiheit (ganz ähnlich übrigens, wie im katholisch begründeten Naturrecht, aber das nur nebenbei und so verstehe ich auch Thomas Piketty). Damit ist gemeint, daß das Überleben der früheren Landbevölkerung auch in Krisen dann gesichert war, wenn sie so viel (oder so wenig) Land besaß, daß sie sich selbst versorgen konnte. Da diese Selbstversorgung aber für die städtische, oder sagen wir allgemein, moderne Bevölkerung nicht mehr möglich ist, brauchen wir tatsächlich in Zukunft ein bedingungsloses Grundeinkommen – letztlich zur Sicherstellung der Bürgerrechte, die durch (die von Sozialdemokraten eingeführte) Harz-4-Regelung gefährdet scheint (Zwangsweise weitgehend sinnlose Maßnahmen zur Reaktivierung, Bewerbungstrainings, Zwangsjobs bei Drückerkolonnen z.B. für Energieversorger und NGOs, etc. nehmen doch den letzten Rest an Lebensmut). Nun lässt sich aber kaum bestreiten, daß aus vielen bekannten Gründen Arbeitsmarktreformen, bzw. die Abschaffung der Arbeitslosenhilfe-Zahlungen überfällig waren; sie sind aber sehr schlecht gemacht worden.
    Ein bedingungsloses Grundeinkommen müsste sich am Subsidiaritätsgedanken orientieren (als z.B. 400 Euro zum Leben, 100..200 zum Wohnen, aber feste Sätze, sozusagen als Staatsbürgergeld). Es darf hier m.E. nicht um individuellen Bedarf gehen, sondern um eine Grundlage zum individuellen Wirtschaften. Das ist ein wesentlicher Unterschied zum (linken) Ansatz einer Bedarfssicherung „wer kann denn in München mit 200 Euro zum Wohnen auskommen?“ und was da alles so gefragt werden wird. Daß sich das für die Staatsgemeinschaft rechnen würde, damit Harz-4 und Arbeitslosengeld zu ersetzen, ist wahrscheinlich.

    Die Initiative kommt nicht umsonst von der Unternehmerseite (und von Milton Friedman, danke H.S.), die folgendes m.E. völlig richtig einschätzt
    – Unternehmen werden in Zukunft überhaupt nicht nicht mehr in der Lage sein, Menschen aus sozialen oder staatstragenden Erwägungen heraus einzustellen, Entlassungen müssen möglich sein
    – die in der Vergangenheit durch Automatisierung erwirtschafteten Gewinne der vergangenen Jahrzehnte (!) flossen in Richtung weniger; dieser Effekt wird sich durch Kapitalgewinne noch vergrößern, was zu einer staats- und gesellschaftsgefährdenden Krise führen wird
    – Unternehmen brauchen Angestellte, bzw. besser wären Gesellschafter, die am gleichen Strang ziehen, nicht vom Arbeitsamt eingeschüchterte Verzweifelte

    Entsprechend rechne ich damit, daß ‚Linke‘ und Gewerkschaften das bedingungslose Grundeinkommen rigide ablehnen werden, auch weil ihre Geschäftsgrundlage am staatspädagogischen System der ständigen Belehrung und Rechtfertigung hängt.

    Das bedingungslose Grundeinkommen sollte an der dt. Staatsbürgerschaft und an geprüfte Kenntnissen der deutschen Sprache geknüpft werden. Es könnte auch durch eine negative Einkommenssteuer umgesetzt werden. ‚Welfare tourism‘ kann dadurch verhindert werden, daß wir arbeitsmarktstatistische Kriterien für Einbürgerung vorsehen, wie USA, Kanada usw.
    Ich denke, es würde sehr viele gegenwärtige, aber auch zukünftige Probleme lösen.

    1. avatar

      Alles richtig, außer die Idee, dass die Linken diese Vorstellungen ablehnen. Sie sitzen mit den Linken in einem Boot. (So viel Schadenfreude gönne ich mir mal.) Allenfalls geht es um die Höhe des Bürgergeldes, die die Linken notorisch höher taxieren als die Rechten.

    2. avatar

      „Da diese Selbstversorgung aber für die städtische, oder sagen wir allgemein, moderne Bevölkerung nicht mehr möglich ist“

      Die Putze verdient so wenig, weil eben jeder putzen kann. Wenn aber Fenster selbstreinigend sind, was dann? Einfache Arbeiten sind eine Form der Selbstversorgung.

  16. avatar

    Morgens nach dem Aufstehen ein Blick in ein paar Zeitungen, ein erster Gedanke. Mein erster Gedanke heute morgen: Auf 35°42’N 51°25’O ein hübscher Inside-Job. Die sonst für Spekulationstheorien Verantwortlichen werden schweigen. Spek.-Theorien nur, wenn Israel oder wenigstens die USA involviert sind.
    Würde mich aber interessieren, was Herr Posener darüber sinniert. Er schrieb hier vor ca. zwei Jahren, dass Staaten, um von sich abzulenken, gern mal auf eigene Leute gehen bezüglich der Angriffe auf Schiiten im Irak.

  17. avatar

    Mir macht es große Sorge, wie Geld in 20Jahren verdient wird, wer es verdienen kann und wie viele Fehler (zB Zeitverschwendung durch Kunst) im Leben das System dann noch erlaubt. Die Digitalisierung hat das Potential, vieles auf den Kopf zu stellen. Da erscheint das Grundeinkommen eine Lösung. Ich habe (noch) keine Meinung dazu, sehe aber einige Probleme in allen Modellen. Die größte analoge Schnittstelle im Leben sind die Arbeitskollegen. Was, wenn wir keine mehr haben und würde das der Persönlichkeit und Gesellschaft gut tun?

    1. avatar

      Keine Arbeitskollegen mehr? Nur Leute, die man sich selbst aussuchen kann? – Das würde zumindest meiner Persönlichkeit gut tun.

      1. avatar

        Lieber Herr Ziegler, das Bürgergeld führt nicht dazu, dass Sie nicht arbeiten müssen. Es ist ja eher eine Art Grundsicherung, d.h. das Notwendigste ist abgedeckt. Den Rest, das, was weh tut, die werden wir uns weiter selber verdienen müssen. So habe ich das verstanden (bitte um Korrektur). Nehmen wir mal an, Ihre Lieben teilen Ihren unkommerziellen Charakter, d.h. Schnickschnack mit Apfel drauf muss nicht sein, Sneakers sind nur Schuhe etc. Was Sie aber befürworten, wäre zum Beispiel eine musikalische Ausbildung. Sie müssen jemanden bezahlen, der Ihnen etwas beibringt. Der ist zwar genauso unkommerziell wie Sie, seine Frau jedoch nicht. Und schon kann er es nicht zu einem Tarif machen, der durch Ihre Grundsicherung abgedeckt wird, ein anderer ist nicht in der Nähe und bevor Sie Keks sagen können, hat Ihr Kind weder iPhone, Sneakers noch eine sinnvolle musikalische Ausbildung, auch keine tolle Reise, dafür hat es viele angenehme Stunden mit dem Herrn Papa auf dem Balkon der Wohnbausiedlung, wo sie kostenlosen Content aus dem Netz hören und über kostenlose Bücher philosophieren. Aus Nachbarwohnung erklingt und riecht Reggae.
        Der Witz ist doch, dass Sie das alles heute schon haben könnten. Sie haben es aber nicht, weil die Macht dessen, was Sie zu haben müssen glauben (lassen wir das mal so schwammig) so unglaublich groß ist, dass Ihnen ein Grundeinkommen wie ein Ausweg aus der Presse vorkommt. Aber, und das ist meine kühne Behauptung, die Presse setzt nicht am Grundbedarf an und die Gründe, warum Sie mit unsympathischen Zeitgenossen einen gehörigen Teil Ihrer Lebensspanne verbringen müssen, werden schlicht andere sein. Das Grundeinkommen ist kein Escape form Alcatraz, es ist eine Abrechnungsform. Am Tag 3 wird so gut wie alles so wie vorher sein.

    2. avatar

      @Ziegler

      Ich fühle mich etwas an die Südseeromantik des 19Jharhunderts erinnert. Befreit von bürgerlichen Fesseln, der edle Wilde, vielleicht auch etwas Reformpädagogik, ich mische jetzt alle Einfälle mal zusammen. Am Ende stand aber immer Mord und Totschlag, Schmerz und Enttäuschung, also ziemlich das gleiche, wie in jeder Suburbia der westlichen Welt. Selbst meine geerdete Verwandtschaft auf dem Land ist da nicht anders (von Wegen Hände Arbeit und bäuerliches Selbstverständnis – die Romantik funktioniert bei meinen nicht).Ich bezweifle, dass es jedem Menschen gegeben ist, das Beste aus sich zu machen, das liegt nicht in der Natur jedes Menschen. Wenn aber der Äußere Druck fehlt, sich zu einem besseren Menschen zu machen, was machen die Mängelexemplare? Ich befürchte der Tugendterror, den wir heute Neoliberal nennen, wird im Grunde weitergehen. Denn unglückliche Menschen mag niemand und das Argument, die Gesellschaft sei schuld, würde wegfallen. Und wenn genug Leute sich die Sonne auf den Pelz brennen lassen (und das würden sie…), würde Panik vor dem Untergang des Abendlandes ausbrechen. Es gibt keine Leistung ohne geforderte Gegenleistung, wenn genügend Leute Kiffen und Zocken, mit Pilzen experimentieren und durch die Welt reisen, statt Metall zu verarbeiten, dann wird die Bedingungslosigkeit schnell ein Ende finden. Ich glaube, um die Hosen zu zitieren: kein Gehaltsdruck ist auch keine Lösung.
      Mir macht eher Sorgen, dass gar kein Metall verarbeitet werden muss. Und auch keine Fenster geputzt. Altenpflege wird ja auch nicht unendlich wachsen (weil wir ja alle gesünder sein werden). Aber im Moment glaube ich eher, dass wir solche Probleme lösen, als den Menschen zu einem selbstbestimmten Leben zu verurteilen und dann bestimmte Ergebnisse zu erwarten. Freiheit ist es nur dann, wenn es den worst-case überlebt.

      1. avatar

        Ich war schon immer ein großer Freund jeglicher Automatisierung und Rationalisierung. Ich empfinde es als inhuman, wnen man Arbeiten erledigen muss, die man eigentlich gar nicht erledigen müsste, weil es z.B. eine Maschine übernehmen könnte. Mit dieser Überzeugung befinde ich mich außerhalb der linken Hemisphäre.

        Von den Liberalen habe ich übernommen, von mir selber auszugehen. Irgendjemand Neunmalkulges hat mal gesagt, wenn jeder nur an sich denken würde, wäre an alle gedacht. gut, dann denken wir mal an uns und verteilen das Geld so, dass alle genügend haben. Die Armen sind ja deutlich in de Mehrheit. Aber da sagt dann der Liberale „Halt, sooo hab ich meine Theorie vom segensreichen Egoismus nicht gemeint“.

        Und mir selber würde ein regelmäßiger gegenleistungsloser Geldfluss gut tun. Sehr gut sogar. Wem es nicht gut tut, der kann ja weiterhin arbeiten gehn. Dann kann er seine Talente im angenehmen Kollegenkreis optimal einsetzen. Dann tut er etwas Gutes für sich, mich und verdient noch obendrein Geld – an Anreizen zur Arbeit, wie es hier kritisiert wird, mangelt es also keineswegs.

      2. avatar

        …auch ich halte wenig vom mündigen Bürger, aber man sollte die Leute auch nicht für unmündiger und dümmer halten als nötig. Wenn jemand am lebendigen Leib vergammelt, weil niemand und nichts ihn zwingt, etwas zu tun, dann ist das das Gegenteil des „mündigen Bürgers“. Das wäre zugleich das Ende der Demokratie, die mündige Wähler braucht, und ein hochbedenklicher Zustand, der im Sinne der Aufklärung höchst renovierungsbedürftig wäre.

      3. avatar

        Welche Probleme bleiben also bei diesem Konzept? – Mir scheint, es gibt drei: Erstens gibt es etliche Leute, die keine Lust haben, mir mein schönes Leben zu bezahlen. Warum auch immer, aber sie sind gegenwärtig in der Mehrheit, vermute ich. D.h. das Konzept ist derzeit nicht durchsetzungsfähig. Zweitens würde Geld nach dem Gießkannenprinzip verteilt, nicht nach dem Leistungs- oder Bedüftigkeitsprinzip, wie z.B. heute zumindest dem Prinzip nach bei den Rentenzahlungen. Das produziert ein gewisses Gerechtigkeitsproblem. Und drittes – und für mich entscheidend – glaube auch ich nicht, dass die Preise und das Bruttosozialprodukt stabil bleiben würden. Und wenn irgendwann die 1000 Euro nur noch die Hälfte wert sind, ist das schöne Konzept kaputt, weil man dann wieder arbeiten muss.

        Was ich aber in jedem Fall unterstützenswert finde, ist die Forderung, die inhumanen und kontraproduktiven Repressalien in Zusammenhang mit den Hartz-Zahlungen abzuschaffen. Das kann man in jedem Fall machen, dann hätte man das derzeitige System ergänzt mit einem rudimentären Bürgergeld, das nur Bedürftigen zugute käme. Hierbei sollte keinem unserer Geld- und Leistungsträgern ein Zacken aus der selbsterarbeiteten bzw. -ererbten Krone brechen.

  18. avatar

    Manche würden gar kein Abi mehr machen, viele überhaupt keinen Abschluss.
    Statt 1 Mio 2015 würden plötzlich 10 Mio kommen mit der Absicht, in zehn Jahren zehn Kinder zu machen. Wahrscheinlich würden die meisten nicht mal Hauptschulabschluss machen.
    Wenn man sich dem Internationalen Standard auf den bevölkerungsreichen Kontinenten anpassen will – zwischen 10 und 50% Prozent Analphabetismus, bitteschön.
    Ab und zu ein testosterongeschwängerter Waffengang wegen Nutzlosigkeit.

    Das Aufstreben für einen Verdienst, der erarbeitet wurde, gibt einen Lebenssinn. Das Erziehen der Kinder, das Lernen. Es ist schon genug davon verloren gegangen durch bequeme Sozialhilfe und etwas Schwarzarbeit nebenbei, wenn man denn aufgestanden ist.
    Straubhaar ist ein Ideologe und sieht wie alle Ideologen die Vernunft nicht mehr.

    Arzt, Polizist, Feuerwehrmann, Krankenschwester, Pfleger? Sich für andere den Wertesten aufreißen? Wofür?

    1. avatar

      Welche 10 Millionen ?
      Das ganze Konzept kann – wenn überhaupt – nur funktionieren, wenn die Einwanderung komplett auf Null geht.

  19. avatar

    It would backfire.

    Die meisten Frauen würden nicht mehr arbeiten. Selbst Ärztinnen, deren Anfangsgehalt angeblich 2.500 (minus dann 50% Steuern) nicht überschreitet, würden für die Kinder aussetzen.
    Gutverdienende würden emigrieren.

    @ Roland Ziegler: Sie sollten sich was schämen.

    würden

    1. avatar

      Wir reden hier hypothetisch, Oleander, über 4000 Euro pro Monat. Für solche Überlegungen muss ich mich nicht schämen. Jeder, der Lotto spielt, stellt solche Überlegungen an. (Ich spiele keins.) Wenn Sie schon Geld und Moral zusammenführen wollen – ich will das nicht – , dann sollten Sie nicht Hypothesen, sondern die Realität ansehen und nachgucken, wie es sich dort verhält, wo das Geld ist.

  20. avatar

    … das bedingungslose Einkommen ist für die nahe Zukunft absehbar. Steuerkram ist nebensächlich, lösbar. Wer das nicht sieht, für den ist die automatisierungs- und Informationstechnologie Neuland. Die Ex lässt grüßen.

    Übrigens ein schöner Beweis, für den konterrevolutionären Sozialismus in all seinen Varianten, samt Schulz und Mohammedanismus, einschließlich Völkerwanderung und Zwangsumsiedlungen.

    Ich beglückwünsche meinen Hamster für diese Beweisführung.

  21. avatar

    Stimme dem zu: so ein Konzept ignoriert bedeutsame Unterschiede (Selbstständige) und setzt falsche Anreize.

  22. avatar

    Für mich würde das bedingungslose Grundeinkommen bedeuten, dass wir als Familie 4000 Euro pro Monat steuerfrei bekämen. Jedes Familienmitglied 1000 Euro lebenslang. Das ist bestechend, so dass es schon sehr gute Gründe braucht, um ein solches Angebot abzulehnen. Wer das anders sieht, unterliegt irgendeiner ideologischen Selbsttäuschung (Glück durch eigener Hände Arbeit o.ä.). Jegliche finanzielle Angst wäre weg, dem größten Zeitfresser des Lebens – der Erwerbsarbeit – wären die Zähne gezogen.

    Das erfordert aber ein Umdenken. Ihr letztes Argument hinsichtlich des Selbstbildes scheint mir deshalb auch das bedeutendste zu sien. Wollen wir so leben : die einen sorgen fürs Brot, die anderen für die Spiele? Man kann ohne Not arbeiten, um etwas zusätzliches Geld für Urlaube oder sonstwas zu machen. Von mir kommt hier ein klares Ja: So möchte ich leben.

    Ob es aber funktioniert? Da habe auch ich meine Zweifel. Innerhalb des Euro kann ich mich das nicht vorstellen. Sie haben den EU-Gesichtspunkt gebracht, der bei Straubhaar fehlt. (Er kann ja auch nicht alles gleichzeitig lösen.) Es ist schwer zu glauben, dass die anderen Euroländer es akzeptieren, dass Deutschland ein derartiges Modell einführt und gleichzeitig vom schwachen Euro profitiert. Sie würden sich ausgenutzt fühlen. Und wie sieht es mit der Preisentwicklung aus (Inflation)?

    Aber wie dem auch sei: Wenn ich glauben könnte, dass es funktioneirt, würde ich es sofort wählen. Das ist hier – in der ersten Begegnung mit diesem Thema – das entscheidende.

    1. avatar

      Ja, Roland Ziegler, das glaube ich auch: Sie würden von diesem Angebot Gebrauch machen, obwohl Sie offensichtlich intelligent sind und sicher kein Problem hätten, mit der (von der Gesellschaft finanzierten) Qualifikation, die Sie besitzen, eine Arbeit zu finden. Quod erat demonstrandum: Das Modell würde den Kreis der Transferempfänger, der jetzt schon zu hoch ist, noch ausweiten.

      1. avatar

        Ja, natürlich gäbe es mehr Transferempfänger; jeder wäre ja einer. Und ich würde jedenfalls weniger (und anderes) arbeiten. Aber in der Summe wären die Transfers nicht unbedingt höher. Die meisten müssten sich etwas einschränken. Geld wäre immer noch wichtig, aber nicht mehr das wichtigste. Was die Famlien bekommen, würde z.B. bei den Renten gespart. Ungerecht? Schon möglich. Es würde mehr Geld in den Geldkreislauf zurückfließen, weil z,.B. ich mein komplettes Geld ausgeben würde. Die astronomischen Spareinlagen würden abschmelzen. Ich finde das attraktiv.

      2. avatar

        Da geht es doch schon los. Was würde ich mit meiner sorgenlosen Freiheit machen? Natürlich erstmal alles das, was ein in eine Vorstadtkonserve gepresster Kleinbürger machen würde – Bier zum Frühstück und in Unterhose zum Einkaufen, als Antithese. Was aber dann? Soweit das Gedächtnis meiner Ahnen reicht, ist der Dreh und Angelpunkt des Lebens irgendeine sichere Arbeit zu machen, mit der Reproduktion und bescheidene Repräsentation bezahlt werden kann. Nein, ich könnte nicht vorhersagen, wie mein Leben dann, nach Ausleben der Antithese, aussehen würde. Ehrlich nicht.

      3. avatar

        Ich habe nicht die geringsten Probleme mit einem gesichertem Einkommen und freier Zeit. Das ist alles schon getestet und erprobt. Ich würde klassische Musik fördern, Konzerte organisieren und herrliche Romane schreiben, ohne darüber nachzudenken, ob die wer kauft oder nicht. Und viel verreisen. Und sorgfältig kochen.

      4. avatar

        Zweifelsohne, Roland Ziegler. Aber irgendjemand muss das bezahlen.

      5. avatar

        Wer soll das bezahlen? – Die, die mehr Geld haben wollen als das Grundeinkommen bereitstellt, weil sie z.B. in den Urlaub fahren wollen. Ich also selber zum Teil. Und die, die eine sinnvolle Tätigkeit ausüben wollen. Und die, die gerne Arbeitskollegen um sich haben. Und die, die ihr spezielles Können gerne ausüben oder die einfach gerne regelmäßig zur Arbeit gehen und dafür Geld verdienen. Da kommen schon einige zusammen. An der Unzufriedenheit der Rentner beim Ausscheiden aus dem Berufsleben kann man es ablesen. Ob das reicht, da habe ich wie gesagt auch meine Zweifel.

    2. avatar

      Nachtrag: Hartz IV ist anders und hat eine wichtige Prangerfunktion. Offenlegung, transparent machen, Lebensverhältnisse erklären, nicht sparen können, die Kinder sollen es ja mitbekommen – das Herausfallen aus der Kleinbürgerlichen Umgebung ist essentiell für dieses Modell. Denn das mach Jungs wie mir mehr Angst, als dass das Geld mir helfen würde. Das ist nicht das gleiche wie ein Einkommen, das jeder bekommt und mit dem meine spießige Seele ihre Ruhe hätte.

    1. avatar

      Ja, Hannes, Friedmann ist der Erfinder des Konzepts. Denn das bedingungslose Grundeinkommen ist im wesentlichen eine Ausarbeitung der negativen Einkommensteuer. Was aber 1968 funktionieren mochte, als die meisten Volkswirtschaften (auch die der USA)national abgeschlossen waren, wird in Zeiten offener Grenzen und fluktuierender Arbeitskräfte erheblich schwieriger. Es ist ja interessant, dass Buckley (ein arroganter Schnösel, aber sehr intelligent) Einwände bringt, wie ich sei am Ende meines Aufsatzes stelle, jedoch nicht den Einwand formuliert, der heute sicherlich am ehesten ziehen würde, nämlich: Wie verhindere ich „welfare tourism“?

      1. avatar

        Durch Isolationismus. 1968, war in dieser Hinsicht, wirklich besser. Und ich glaube auch nicht daran, daß man diesen Internationalismus hinnehmen muß wie ein Naturgesetz. Man könnte ihn notfalls mit allen Mitteln durchsetzen, und das Resultat wäre durch massiver Ersparnis von Sozialgeld, extrem sinkender Kriminalität sowie gewaltiger Entlastung der Verkehrs- und Wohninfrastruktur (meine Stadt ohne Migranten würde keine Wohnungsnot und keine verstopften Straßen mehr kennen) , uneingeschränkt positiv – in den Augen von meinesgleichen und mir.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Shares
Scroll To Top