Erst wenn alle etwas gesagt haben, ist es auch wirklich gesagt worden. In diesem Sinne muss man wohl den Essay von Hans-Dieter Radecke und Lorenz Teufel (eben: who the fuck …?) gegen die in Deutschland angeblich herrschende Diktatur der politischen Korrektheit verstehen, der kürzlich im „Cicero“ erschien:
http://www.cicero.de/salon/politisch-korrekt-die-gleichschritt-gesellschaft/57080
Zunächst hielt ich den Text für eine Satire; für den gelungenen Versuch, sagen wir, die die Grundhaltung von Thilo Sarrazin oder der „Achse des Guten“ auf den Begriff zu bringen. Tatsächlich ist der Text aber ernst gemeint. Und nur weil diese Epigonen die Denk- und Schreibweise des ideologischen Wutbürgers so gut auf den Begriff bringen, will ich mich mit ihnen auseinandersetzen.
Wie also wird man ein Wüterich?
1. Vermeide Fakten – arbeite mit Unterstellungen:
„Verkürzt lässt sich der deutsche Mainstream-Konsens so zusammenfassen: mehr soziale Gerechtigkeit, mehr Nachhaltigkeit, mehr Pazifismus, weniger Markt, weniger individuelle Freiheit, mehr Staat.“
Ist das wirklich Konsens in Deutschland?
Was „mehr Staat“ angeht, so kann man das quantifizieren. Bei einer Allensbach-Umfrage 2013 antworteten auf die Frage „Finden Sie es besser, wenn der Staat sich stärker in die Wirtschaft einschaltet als bisher oder wenn er sich weniger stark in die Wirtschaft einschaltet?“ antworten 33 Prozent, sie fänden es besser, wenn der Staat sich mehr engagiere, nur 24 Prozent meinen, er sollte weniger stark in die Wirtschaft eingreifen. 29 Prozent halten das derzeitige Niveau der staatlichen Aktivitäten für gerade richtig. „Mehr Staat“ wünschen sich also, man muss es wiederholen, gerade einmal ein Drittel der Deutschen. Das ist kaum „der Mainstream-Konsens“.
Was „weniger individuelle Freiheit“ angeht, so kann man auch das quantifizieren: Bei einer Allensbach-Umfrage 2012 antworteten auf die Frage, ob sie sich im Zweifel für Freiheit oder für Gleichheit im Sinne sozialer Gerechtigkeit entscheiden würden, 45 Prozent der Deutschen mit „Freiheit“ und 44 Prozent mit „Gleichheit“. Das mag man beunruhigend finden, aber auch 44 Prozent konstituieren keinen „Mainstream“, ja nicht einmal eine Mehrheit. Im Osten Deutschlands ist das der Fall: 57 Prozent geben dort der Gleichheit den Vorrang. In Westdeutschland jedoch hat die Freiheit mit 49 Prozent einen klaren Vorsprung vor der Gleichheit mit 41 Prozent.
Und: auffällig ist die Entwicklung bei der jungen Generation. Heute stimmt eine absolute Mehrheit von 52 Prozent der Unter-30-Jährigen im Westen für den Satz „Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied“, was die Meinungsforscher als Hinweis auf eine Befürwortung individueller Freiheit vor staatlich erwirkter Gleichheit werten. Bei den Über-30-Jährigen sind es nur 47 Prozent. In Ostdeutschland ist die Zustimmung der jungen Generation mit 56 Prozent (gegenüber 39 Prozent der Älteren) sogar noch höher als im Westen. Der Autor der Studie, Dr. Thomas Petersen, sieht darin einen Hinweis auf „gesellschaftliche Veränderungen von zumindest potenziell großer Tragweite“. Der „Mainstream“ in Deutschland entwickelt sich also genau anders, als die Autoren Radecke und Teufel behaupten.
Dass der „Mainstream“ für „mehr Pazifismus“ sei, ist ebenfalls eine Unterstellung. Pazifismus ist ohnehin nicht quantifizierbar. Entweder man ist Pazifist, oder man hält die Gewalt in bestimmten Situationen für unumgänglich. Die Deutschen haben, seitdem die Rot-Grüne Bundesregierung die Teilnahme am Kosovo-Krieg beschloss, wiederholt Regierungen gewählt, die deutsche Auslandseinsätze befürworten. Außer der Linkspartei stellt keine deutsche Partei die Notwendigkeit solcher Einsätze in Frage.
Was nun soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit betrifft, so weiß ich erstens nicht, was gegen die Befürwortung solcher Ziele spricht. Soziale Ungerechtigkeit und Verschwendung von Ressourcen kann sich kaum jemand ernsthaft wünschen. Zweitens aber zeigt die Umfrage zu „Freiheit“ und „Gleichheit“, dass in der Tendenz die soziale Gerechtigkeit gerade für die junge Generation weniger wichtig ist als das eigene Fortkommen. Und drittens schützen alle deutsche Regierungen – bei allen Lippenbekenntnissen zu Nachhaltigkeit – gern die eigene Autoproduktion und die eigenen energieintensiven Industriezweige vor ökologisch begründeten Zumutungen, ohne dass es jenseits der üblichen Verdächtigen – bei den Grünen etwa, so fern sie nicht selbst in der Regierung sind, wie etwa im Braunkohleland NRW – zu einem besonders lauten Aufschrei käme.
Im Grunde genommen könnte man die Auseinandersetzung mit diesem Zeugnis recherchefreier Meinungsmeierei mit diesen Hinweisen auch einstellen; käme dann nicht die folgende – ebenfalls von den großen Vorbildern kopierte – Trope:
2. Stilisiere dich zum Opfer: „Wer dem ‚Konsens’ dann nicht zustimmt, kann somit nur verrückt, böswillig oder korrupt sein: Statt Argumenten setzt es dann Hiebe mit der Moralkeule.“
Das ist natürlich Unsinn. Wie ich gezeigt habe, gibt es keinen Konsens in den entscheidenden Fragen; vielmehr gibt es jenseits der Schlange an der Kasse beim Biobäcker oder Butter Lindner, wo die Kritiker des „Mainstreams“ ihre demoskopische Feldforschung betreiben, keinen Konsens; die Gesellschaft ist gerade in jenen Fragen, wo angeblich Konsens herrscht, etwa 50:50 gespalten, wie in fast allen westlichen Ländern, und mit leichter Mehrheit sogar der Meinung jener tapferen Ritter wider den Zeitgeist, die angeblich ständig Gefahr laufen, wegen ihrer originellen Meinung Märtyrer der Freiheit zu werden. Verräterisch ist übrigens der Hinweis auf die „Moralkeule“, die schon Martin Walser, einer der Urväter dieser Enragierten, auf all jene niedersausen sah, die wie er es satt hatten, ständig „an unsere Schande erinnert“ zu werden, also an die Judenvernichtung, wofür er statt der Moralkeule in der Paulskirche standing ovations bekam.
3. Leugne die Existenz einer demokratischen Öffentlichkeit; behaupte wie die radikalen 68er, wir lebten schon in einem totalitären Staat: „’Gegen Lüge und Ausbeuterei. / Wer das Leben beleidigt, / Ist dumm oder schlecht. / Wer die Menschheit verteidigt, / Hat immer recht’, heißt es treffend im Loblied auf die Erste deutsche Einheitspartei.“
Die SED ist für Radecke und Teufel die „Erste deutsche Einheitspartei“, der angebliche „Mainstream“ ist die zweite. Eine totalitäre Partei, deren Kern die deutschen Medienmacher bilden: „Dass da was dran ist, zeigen Umfragen, wonach sich die Mehrheit der Journalisten weltanschaulich rot/grün einordnet. Doch ist es ja nicht nur die Presse, die „durch-ideologisiert“ ist, sondern die deutsche Gesellschaft.“
Übrigens ist die Bezeichnung der SED als „Erste deutsche Einheitspartei“ eine interessante Fehlleistung, denn die erste und bisher einzige deutsche Einheitspartei war die NSDAP. Nie genoss die SED auch nur einen Bruchteil der Zustimmung, derer sich die Nazis erfreuen konnten. Abgesehen davon aber ist die Diffamierung derjenigen, die nicht – um die Aufzählung der Autoren umzudrehen – „weniger soziale Gerechtigkeit, weniger Nachhaltigkeit, weniger Pazifismus, mehr Markt, mehr individuelle Freiheit, weniger Staat“ wollen, als Neo-Totalitäre schlicht und einfach infam. Womit wir bei der nächsten Trope wären:
4. Unterstelle deinen Gegnern deine eigenen heimlichen Sehnsüchte: „Das aber ist das Kennzeichen von totalitärem Denken in einer Gesellschaft, die Freiheit nicht aushält, in der eine tonangebende Schicht von Besserwissern sich im Besitz der Wahrheit glaubt und das Recht auf Volkserziehung anmaßt. Die Diktatur der politischen Korrektheit ist subtiler als die der Propagandaministerien und Reichskulturkammern, aber die Konsequenz ist die gleiche.“
Darunter geht es offenbar nicht. Wer nicht der Meinung dieser „AchGut“-Epigonen ist, muss sich ein eine Reihe stellen lassen mit Goebbels und Co.
Geht’s noch?
Die größten Kritiker der Elche sind bekanntlich meistens selber welche. Über die Vorläufer dieser Wüteriche schrieb schon Hannah Arendt in „Origins of Totalitarianism“ (ich übersetze aus dem englischen Original), sie sprächen für den Mob: eine „unorganisierte, strukturlose Masse wütender Individuen, die nichts gemeinsam hatten außer der vagen Ahnung, dass … die angesehensten, beredtsten, und repräsentativsten Mitglieder der Gesellschaft Dummköpfe seien…“ oder wie es Radecke und Teufel ausdrücken: Eine „tonangebende Schicht von Besserwissern, die sich ein Recht auf Volkserzeiehung anmaßt.“ Arendt weiter: „Der Mob glaubte tatsächlich, dass die Wahrheit immer und überall das war, was von der anständigen Gesellschaft … übergangen wurde“. Für Arendts „respectable society“ lies heute: „Der – Verachtung einschalten – Mainstream.“
Jene frei flottierende Querulanz sei es gewesen, so Arendt, die den Boden für den Totalitarismus legte, indem die Demokratie als eine heuchlerische und korrupte Verschwörung zur Vertuschung der Wahrheit hingestellt wurde.
Nun bin ich nicht der Ansicht, dass Deutschland ein neuer Totalitarismus droht. Aber „Wehret den Anfängen“ verpflichtet eben dazu – den Verleumdern der demokratischen Öffentlichkeit und Verschwörungstheoretikern rechtzeitig entgegenzutreten.
Dass Radecke und Teufel vermutlich nicht einmal aus Überzeugung agieren, sondern weil es offenbar in der deutschen Medienlandschaft eine sozusagen evolutionäre Nische für enragierte Mainstreamkritiker gibt, macht die Sache nicht besser. Jedes deutsche Blatt braucht anscheinend inzwischen einen hauseigenen Oswald Quengler, der den Untergang des Abendlands verkündet: selbst der vor einigen Jahren nach dem nicht ganz freiwilligen Weggang Wolfram Weimers sozialdemokratisch neu grundierte „Cicero“. Das ist keine gute Nachricht.
Es bleibt aber „das englische Original“, liebes Häkelschwein. Ich zweifele nicht am Wert des deutschen Textes. Den hatte ich aber gerade nicht zur Hand, während der englische Text dank Kindle überall mitgenommen werden kann. Wie ich höre, wird der gesamte Backlog der Holtzbrinck-Verlage als E-Books erscheinen, dann auch Arendts Werke; das ist gut, weil es fast unmöglich ist, mit der dicken TB-Ausgabe der „Ursprünge…“ zu arbeiten.
(Eine Formalie: „The Origins of Totalitarianism“ braucht man nicht „aus dem englischen Original“ zu übersetzen, da die (erweiterte) deutsche Fassung ebenfalls von Hannah Arendt selbst stammt.)
aufgespießt:
http://www.welt.de/kultur/bueh.....oebel.html
Demokratie ist nicht die Diktatur der Mehrheit. Man kann sie als Mehrheit, aber eben auch als Minderheit, untergraben, indem man sie so interpretiert.
Lieber Moritz Berger,
danke für die links, die ja gerade das bestätigen, was ich schreibe.
Nehmen Sie aber auch den wichtigsten Satz aus der Rezension und wahrscheinlich aus dem Buch von Radecke und Teufel,
„Galileis Weltbild beruhte auf einer Mischung aus Glaube und Vernunft und war zu seiner Lebenszeit keinesfalls logisch zwingend.“,
welcher – nebenbei – mal die korrigiert, die allzu schnell von ‚Logik‘ (meistens ‚zwingend‘) schwadronieren, wenn sie ‚Wahrscheinlichkeit‘ oder ‚Plausibilität‘ meinen.
Sie schreiben:
„Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.“,
was ich bei meinem Einstieg hier bereits zu dem Thema schrieb.
http://starke-meinungen.de/blo.....mment-1481
Und ja, wir haben keine bessere Wissenschaft, aber wenn dieser (ich darf mal zuspitzen, aber nur ein wenig) Opportunistenverein ‚Vernunft‘ begründen soll, würde ich mich auf diesen, gerade bei der verbereiteten Wissenschaftsgläubigkeit, nicht verlassen. Und zur Abwehrung von Esoterik verweise ich auf Ockhams Rasiermesser.
‚Kreativität‘ wird zwar ständig beschwört, hat aber eigentlich keinen Platz mehr in der real kollektivierten und qualitätsgesicherten Arbeitswelt unserer akademischen Proletarier.
Dazu ein weiteres Zitat aus der Rezension:
„Galileo Galilei, Johannes Kepler, Isaac Newton und Giordano Bruno gelten heute als die Begründer der modernen Wissenschaften. Welche große Rolle der Glaube in ihrem Leben und ihrer Arbeit gespielt hat, wird im Allgemeinen nicht thematisiert. Neue Ideen sind ein kreativer Akt und nicht ein Produkt der Logik oder der reinen Erfahrung. Dazu werden sie erst im Nachhinein, wenn sie sich im Laufe der Zeit durchgesetzt haben und Teil eines neuen Paradigmas geworden sind.“
Da sehe ich den Bedarf vieler Akademiker an den Thesen von Achgut-Autoren, Sarrazin & Co. begründet. Gewichtiger scheint mir Poseners Einwand zu sein, daß z.B. der ‚man-wird-ja-wohl-noch-sagen-dürfen‘-Ton den Diskurs abschneidet. Genauso aber wie das Gebrülle von diesen Deppen auf Sarrazins Lesungen, was sich dann natürlich genüsslich auf youtube präsentieren lässt.
Nun, ich hoffe noch auf viele Diskussionen zu dem Thema und daß wir uns in Zukunft nicht ausschließlich mit den Gefahren eines sich gedemütigt fühlenden russischen Bären befassen müssen.
@ Edmund Jestadt
Bitte werfen Sie mir nicht das Ergebnis der von mir verlinkten Umfrage vor. Daraus ergibt sich ganz klar, das der Anteil der Gegner von Auslandseinsätzen in der Bevölkerung deutlich höher ist unter den Abgeordneten im deutschen Bundestag.
Nach Ihrer Logik müßte ich die LINKE wählen, damit meine Meinung auch im Bundestag Gehör findet. Es gibt aber für mich gewichtige Gründe, gerade diese Partei nicht zu wählen.
Was bleibt mir also übrig ?
Entweder ich wähle eine Partei die wahrscheinlich an der 5%-Hürde scheitert, ich wähle eine Partei die mir bei diesem Thema nicht gefällt oder ich gehe gar nicht mehr wählen.
Ernst Nolte postuliert 1986 einen „kausalen Nexus“ zwischen der nationalsozialistischen Judenvernichtung und der Vernichtung der Bourgeoisie als Klasse in der Sowjetunion und unterstellt, dieser „kausale Nexus“ beruhe auf „schlichten Wahrheiten“. Diese Thesen lösten unter anderem den „Historikerstreit“ aus.
Martin Walser fühlt sich im Jahre 1998 bedroht von der „Moralkeule Auschwitz“ und unterstellt die „Dauerpräsentation unserer Schande“ un deren „Instrumentalisierung zu gegenwärtigen Zwecken“. Es folgte eine heftige Debatte über die Bedeutung des Holocaust für das politische und soziale Klima in der Bundesrepublik.
Daniel Goldhagen unterstellt im Jahre 1996, die herausragende Bedeutung eines tief verwurzelten „eliminatorischen Antisemitismus“ der Deutschen als entscheidende Ursache für den Holocaust sei von den (deutschen) Historikern bewußt verdrängt worden.
Diese Aufreihung ließe sich beliebig fortführen. Ob Hans Magnus Enzensberger, der sich über „Gutmenschen“ echauffiert, die die Armut in der Bundesrepublik beklagen, obwohl es den Armen hierzulande doch viel besser gehe als in anderen Ländern oder Gesellschaften. Oder Hugo Müller-Vogg, der seine Kolumne in der „Bild“ mit dem Satz beendet: „Das muss doch mal gesagt werden!“. Gerade so, als ob es hier besonderen Mut erfordere, die Unterstützung maroder europäischer Volkswirtschaften „mit unserem Geld“ anzuprangern.
Nun also Radecke, Teufel und Sarrazin, die auf den Popanz eines angeblichen vom linken Maistream beeinflussten „Tugendterrors“ eindreschen und um die Meinungsfreiheit in diesem Land fürchten.
Eberhard Jäckel nannte ein solches Vorgehen einmal treffend die „elende Praxis der Untersteller“.
Die Protagonisten der Provokation lassen sich von Gegenargumenten dabei nicht beeindrucken.
Nolte und Goldhagen stört es nicht, dass die Quellenlage ihre luftigen Konstruktionen nicht stützt; sie ignorieren die empirischen Befunde, die ihren Thesen widersprechen.
Bei Walser genügt der Hinweis Henryk M. Broders, einfach die Fernbedienug seines TV-Geräts zu benutzen.
Enzensberger sollte sich daran erinnern, dass „Armut“ ein relativer Begriff ist und sich die Frage stellen, ob wir uns erst dann um unsere Armen kümmern sollten, wenn sie Hunger leiden.
Sarrazin und Co. widerlegen sich selbst, indem sie alle medialen Plattformen nutzen können, ihre Meinung in die Gesellschaft zu tragen. Es ist gut, dass unsere Meinungsfreiheit ihnen dieses Recht garantiert! Zu ihnen ist alles gesagt – auch durch Alan Posener. Sie sind nicht die ersten und werden nicht die letzten sein, die sich der „elenden Praxis“ der Unterstellung bedienen. Zu fragen bleibt, wie fruchtbar die Debatten sind, die daraus folgen.
@EJ
„Schön, Sie nach Jahren NICHT wiederzusehen!“
„Logik!“ [=]
„Wenn Sie NICHT der Anti-Apo sind, freue ich mich NICHT, Sie wiederzusehen.“
Rheinische Logik? Ist ja gerade Karneval. Bin aber nicht nachtragend und werde mir künftig den ersten Konditionalsatz hinzudenken.:)
@Apo
http://www.youtube.com/watch?v=rmeiHwfR6T4
@Klaus J. Nick
Was verstehen Sie unter Mehrabstimmung:
„Was soll ich nun also von einer Klimaforschung halten, wo ein (angenommenes) Klimasystem quasi per Mehrheitsabstimmung zur ‘Wahrheit’ erklärt wird?“
Es gibt immer noch den alten Satz:
Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.
Dass heißt konkret auch im Fall unseres Klimasystems, dass wir die Indikatoren der Klimaveränderung beachten sollten.
Fragen Sie Ihren Winzer und Sie werden aufgeklärt:
http://de.wikipedia.org/wiki/F.....en_Weinbau
Und wissenschaftliche Skandale, wie Sie ihn hier beschreiben, hat es immer schon gegeben:
„Kernfusion im Reagenzglas’, ‘Steuerung von chem. Reaktionen durch Magnetfelder’. Letzterer Stuss wurde vor einiger Zeit an der drittmittelstarken Excellenz-Uni, an der ich studiert habe, publiziert.“
Dazu brauchen wir keine Excellenz Universitäten.
Siehe hier:
http://einestages.spiegel.de/s.....iegel.html
Selbst Einstein ist längere Zeit auf Rupp reingefallen:-)
Lesen Sie vielleicht einmal beim Verfasser des Cicero Artikels nach:
http://www.sandammeer.at/rez10.....adecke.htm
>Einige Darstellungen gehen zu weit. Wenn die Autoren ausführen, dass die Theorie, wonach die Erde eine Scheibe ist, nicht endgültig widerlegt ist, überspannen sie den Bogen. Es gibt elementare Erkenntnisse, für die aus heutiger Sicht keine Theorie mehr erforderlich ist. Auch die nachträgliche Beeinflussung der Vergangenheit klingt zu esoterisch. Abenteuerlich mutet der Gedanke an, dass zum Beispiel die Jupitermonde vor ihrer Entdeckung noch nicht existiert haben sollen. Hier wird Subjektivität auf die Spitze getrieben.>
Oder lesen Sie diesen Artikel von den freedom fightern:
http://www.cicero.de/kapital/o.....heit/55412
wenn ich dieses z.B. lese:
Derzeit zeichnet sich beispielsweise ab, dass die Transmutations-Technologie es künftig erlaubt, strahlenden Reaktorabfall zumindest teilweise in harmlose Stoffe umzuwandeln und dabei noch Energie zu gewinnen. Und Unternehmen wie Planetary Resources planen bereits die ersten Erkundungsmissionen zu Asteroiden, deren Metalle und Mineralien die vom Club of Rome 1972 prognostizierten „Grenzen des Wachstums“ ins Kosmische erweitern werden. Solche oft als naiver Fortschrittsglaube geschmähten Projekte sind in Wahrheit Ausdruck eines liberalen Humanismus, der den Menschen heute genauso dient wie künftigen Generationen, weil er auf ihre Kreativität vertraut.
Dann plädiere ich dafür dass die beiden Physiker die one way Tour auf den Mars buchen sollten.
Wie war das noch mit der Aufbruchstimmung mit den ersten atomgetrienen Autos und Energie für nahezu Null-Preis.
Das erinnert mich immer wieder an die vielen Perpetuum mobile Erfinder:
http://tinyurl.com/mn8tdl8
Und die angebliche kalte Fusion….von Andrea Rossi:
http://www.slimlife.eu/kalte_Fusion.html
Soviel zu den extraterrestrischen Physikern, die wohl zukünftig sicherlich auch bei „ungut“ zu finden sind.
Das Problem mit dem ‚mainstream‘ ist doch auch wieder die selbst verursachte Gleichschaltung aus Bequemlichkeit, Karrierewillen bzw. Opportunismus: Bei Musik /Kultur ist diese Bequemlichkeit vielleicht noch vergleichweise ungefährlich, wenn auch gute Dinge auf diese Weise verschüttet werden. Wenn aber, wie im von KD verlinkten Zeit-online-Artikel sehr treffend beschrieben, betriebswirtschaftliche Konkurrenz-Erwägungen (publish or perish) dazu führen, daß massenhaft Informationsmüll produziert wird, erscheint der ‚mainstream‘, der Meinungen versklavt, nicht nur fragwürdig, sondern gefährlich. Und der heutige Jungprof. der nach seiner Habil. und einer Kette von Zeitverträgen mit 40 durch Berufung gerade so dem Harz-IV-Prekariat entkommen ist, wird wohl kaum gegen seine Leitfossilien anstinken.
Der Impetus von Achgut & Co. mag etwas unseriös sein, wenn aber (@Alan Posener) dort z.B. die derzeitige Diskussion über das EEG ignoriert wird, ist mir diese Meckernische trotzdem lieb, eben weil sie als eine solche existiert. Es gibt vieles, was ich da nicht verstehe, z.B. daß Leute wie Oswald Metzger (Ihr O. Quengler?) ständig Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft und Marktwirtschaft verwechseln und daß die Kausalkette Konkurrenz-Qualität-Innovation rosenkranzartig abgebetet wird. Andererseits ist die Gefahr einer absolut falschen Einschätzung der Wirklichkeit durch Wissenschaft und Politik höher denn je. Ich kann das allein in meinem studierten Beruf bestätigen: ‚Kernfusion im Reagenzglas‘, ‚Steuerung von chem. Reaktionen durch Magnetfelder‘. Letzterer Stuss wurde vor einiger Zeit an der drittmittelstarken Excellenz-Uni, an der ich studiert habe, publiziert. [Nach einem etwas verzögerten ‚Aufschrei‘ (nachdem ein einzelner(!) Doktorand versucht hat, das – tatsächlich – experimentell zu verifizieren) musste ein ‚Dr.‘ aberkannt werden.] Sowas kann natürlich jetzt mit ‚Qualitätssicherung‘, dem bereits klassischen Verfahren zur Wegdeligierung von persönlicher Verantwortung überhaupt nicht mehr passieren [IRONIE WIEDER OFF], wodurch die Entfremdung (sic) der akademischen Arbeiter von der Substanz ihrer Arbeit wiederum verstärkt wird. (Niemand, der nicht entfremdet ist, fälscht Ergebnisse seiner eigenen experimentellen Arbeit.) Was soll ich nun also von einer Klimaforschung halten, wo ein (angenommenes) Klimasystem quasi per Mehrheitsabstimmung zur ‚Wahrheit‘ erklärt wird? Das mag bei Naturforschung immer so sein, aber beim Ausdruck ‚Klimaleugner‘ klingeln bei mir Alarmglocken.
Ja, in der Tat, auf Achgut & Co. mag differenzierter Diskurs durch Polemik verhindert werden, andererseits scheint sich der bestehende konformistische Mehltau auch nicht mehr ohne etwas Hitze zu verflüchtigen. Das alles ist Wasser auf die Mühlen der ‚Traditionalisten‘ und etablierten Wutbürger von der rechts-bildungsbürgerlich-etablierten Fraktion, von denen ich mir allerdings etwas weniger Larmoyanz und landestypische besserwisserische Häme und etwas mehr Empathie (mittlerweile in ’solchen Kreisen‘ ja auch verpönt) wünschen würde.
Vielleicht sollten wir uns daran erinnern, daß ein A. Einstein seine spezielle Relativitätstheorie in Arbeitspausen, bzw. seiner Freizeit als Patentamts-Angestellter formuliert hat und daß diese Arbeit weder subventioniert, noch in großangelegten Forschungsverbünden organisiert war. Heute haben wir einen ‚Deutschen Forschungspreis‘. Wen’s interessiert, der gucke mal, was da so gefördert wird. Es fällt tatsächlich schwer, zu glauben, daß Eigensinn, Eigeninitiative und Individualismus, die die jahrtausende lange menschliche Entwicklung befeuert haben, in Zeiten von ständigem Teamwork, Besprechungen und Qualitätssicherungshandbüchern nun schädlich sein sollen.
Wo ist eigentlich derblondehans?
@ BvG: Sarrazin ist auf Twitter „einer Flut von negativen Besprechungen und gehässigen Bemerkungen ausgesetzt“. O weh, der Arme. So ein liebenswerter Mann, und dann wird er diesem gehässigem Schmutz ausgesetzt. Negative Kritik! Nee aber auch.
Das ist der Punkt: Demokratie bedeutet unter anderem Auseinandersetzung. Und die meisten berufsmäßigen Pöbler halten die nicht aus; will sagen: ihnen ist die Demokratie lästig, sie erscheint ihnen als Diktatur derjenigen, die anderer Meinung sind. Das hat mit rinks und lechts nichts zu tun; das ist eine Haltungsfrage.
Stevanovic hat Recht: „Das schlimme ist: Die politische Geschmacksrichtung spielt überhaupt keine Rolle. Alle werden unterdrückt, niemand darf laut reden, alle werden verfolgt. Ich müsste doch taub und blind sein oder mein Leben im Keller verbringen, wenn ich am Ende nicht sagen würde, dass dieses Land verrottet ist. Denn genau dies ist „Mainstream“, ob links oder rechts.“
ich wollte schon länger mal einfach die Buchtitel der vergangenen fünf Jahre sammeln, in denen von „Falle“, „Lüge“, „Komplott“ die Rede ist, oder die nach dem Motto „Empört euch!“ funktionieren. Das würde die Feststellung Stevanovic‘ bestätigen.
Um es an meinem eigenen Beispiel zu demonstrieren: Meine Polemik gegen Benedikt XVI hieß „Benedikts Kreuzzug“. Als die TB-Ausgabe anstand, hieß es aus dem Verlag, der Titel sei zu neutral, das müsse mehr knallen, man werde das Buch umbenennen: „Der gefährliche Papst“. Nachträglich tut es mir Leid, dass ich dieser Entscheidung zugestimmt habe. Zwar habe ich geschrieben, dass Benedikts Gedanken gefährlich sind, aber dass er selbst eine Gefahr sei, das ist ja doch übertrieben gewesen, wie die Geschichte dann auch zeigte.
@ Anti-Apo (der echte) Kinderstube?
Kinderstube? Logik! Wenn Sie NICHT der Anti-Apo sind, freue ich mich NICHT, Sie wiederzusehen.
@ Don Geraldo: Komisch, der Mainstream im Bundestag – wie Sie richtig erwähnten ist nur die LINKE gegen Auslandseinsätze – ist ein komplett anderer als in der Bevölkerung.
Warum, wenn es so ist wie Sie sagen, wählt dann der „komplett andere“ Mainstream der Bevölkerung nicht „komplett anders“? Warum, wenn es so ist, wie Sie sagen, ist dann die Parteienlandschaft nicht „komplett anders“? Ist der „komplett andere“ Mainstream so doof, sich nicht „komplett anders“ organisieren zu können? Und überhaupt – worauf gründen Sie Ihre „komplett anderen“ Einschätzungen, wenn Parteien, Parlament, Regierungen und Medien Ihnen doch anscheinend eine „komplett andere“ Welt vorgaukeln?
Könnte es sein, dass Sie zu den Leuten gehören, die (wenigstens am Stammtisch oder im stillen Kämmerchen, wenn sie ihre Leser-Kommetare unter die Artikel der Mainstream-Medien pinnen) alles „komplett anders“ sehen, weil sie fürchten, anderenfalls ungehört und ungesehen im Mainstream unterzugehen – eben weil sie ansonsten ganz und gar und alternativlos Mainstreamer: brave Bürger, Familienväter, Erwerbstätige, Mainstream-Medien-Konsument und Wähler der Mainstream-Parteien sind?
@EJ
Kinderstube?
@Apo
Nur die Ruhe, lieber Apo. Der Nick ist in Ihrem Fall naheliegend, war ja nur eine Frage der Zeit, bis ein anderer ihn verwendet. Jetzt haben Sie schon zwei Antis. Respekt.
Auch ein Blick in den Kurznachrichtendienst Twitter zeigt,
https://twitter.com/search?q=%23Sarrazin&src=hash
dass Sarrazin einer Flut von negativen Besprechungen und gehässigen Kommentaren zu seinem neuen Buch ausgesetzt ist, was seine Sicht vom linken Mainstream geradezu wieder bestätigt. Zuspruch wiederum vom Cicero:
http://www.cicero.de/berliner-.....-hat/57101
Lieber BvG, lieber Don Geraldo,
was das Verhältnis zwischen der Presse und der Mehrheitsmeinung angeht, so behaupten Radecke und Teufel ja: „Dass da was dran ist, zeigen Umfragen, wonach sich die Mehrheit der Journalisten weltanschaulich rot/grün einordnet. Doch ist es ja nicht nur die Presse, die „durch-ideologisiert“ ist, sondern die deutsche Gesellschaft.“
Das ist eben Unsinn. Das habe ich anhand der von Radecke und Teufel selbst gewählten Themen gezeigt.
Übrigens ist eine Umfrage, die zeigt, dass sich „die Mehrheit der Journalisten rot-grün einordnet“ völlig irrelevant, wenn es um die Frage geht, welche Haltungen von den Medien vermittelt werden. Zeitungen und andere Medien (sofern nicht öffentlich-rechtlich) sind Tenedenzbetriebe und haben das Recht, von ihren Mitarbeitern Loyalität zu verlangen. Und da kommt es darauf an, welche Medien mit welcher Tendenz welche Reichweite haben. Nehmen wir zum Beispiel die wichtigsten Tageszeitungen:
http://de.statista.com/statist.....zeitungen/
Wie man da ernsthaft behaupten kann, der „Mainstream“ sei rot-grün (etwa die von der „Süddeutschen“ vertretene Linie), ist mir rätselhaft.
Meinungsumfragten sind eine Sache: Die durch Wahlen und „die tägliche Abstimmung am Zeitungskiosk“ ausgewiesene Präferenz ist aussagekräftiger. Beide zusammen belegen jedenfalls, dass die von interessierter Seite verbreitete Mär von einem „rot-grünen Konsens“ und einer „durch-ideologisierten Gesellschaft“ erheblich weniger Substanz haben als die von den 68ern herbei halluzinierte Meinungsdiktatur der „Springer-Presse“.
Manche sind außenpolitische Interventionisten oder Isolationisten, wirtschaftlich liberal oder für mehr Staat – es gibt so viele Kombinationsmöglichkeiten der Meinungen, so dass ich selten eine so unsinnige Diskussion gehört habe, wie was das „Volk“ eigentlich will oder was „Medien“ eigentlich beabsichtigen. Ich finde mich oft beim gesunden Volksempfinden wieder oder verabscheue den Mob. Je nach Thema und Tageslaune. Es ist sehr schwierig zu sagen, was Mainstream ist (bis auf das, dass es keiner sein will).
Viel schlimmer ist das hier:
„ Das aber ist das Kennzeichen von totalitärem Denken in einer Gesellschaft, die Freiheit nicht aushält, in der eine tonangebende Schicht von Besserwissern sich im Besitz der Wahrheit glaubt und das Recht auf Volkserziehung anmaßt. Die Diktatur der politischen Korrektheit ist subtiler als die der Propagandaministerien und Reichskulturkammern, aber die Konsequenz ist die gleiche: ein entmündigter Bürger.“
Was für eine auf den mündigen Bürger aufgebaute Republik vollkommen delegitimiert. Da steht nichts anderes, als dass Merkel in einer Liga mit Putin und Janukowitsch spielt, und dass Wiederstand bald Pflicht wird. Warum? Weil das Fundament, der zu überzeugende Bürger, nicht mehr da ist – das bedeutet Entmündigt. Der Diskurs findet nicht mehr statt und kann auch nicht mehr stattfinden. Wie weit kann man sich noch von seinem Staat entfernen? Dass rechte Konservative mit der Republik fremdeln, leuchtet ein, gehört auch zum Pluralismus. Aber das schreiben Leute im Cicero. Wir sind nicht anderer Meinung, wir sind unmündig – danke!
Lieber Herr Posener,
ich bezeifle nicht die von Ihnen zitierten Umfragen zu den Themen Freiheit, soziale Gerechtigkeit etc..
Ich finde es aber erstaunlich, daß sie sich danach dem Thema Pazifismus zuwenden ohne eine passende Umfrage zur Hand zu haben.
Vielleich hilft das:
http://www.sueddeutsche.de/pol.....-1.1876426
Komisch, der Mainstream im Bundestag – wie Sie richtig erwähnten ist nur die LINKE gegen Auslandseinsätze – ist ein komplett anderer als in der Bevölkerung.
Aufgrund persönlicher Erfahrungen sowie einiger mir noch im Gedächnis herumspukender Umfragen gehe ich davon aus, daß dies bei Themen wie Euro-Rettung, Asylpolitik, Ausländerpolitik, EU-Erweiterung etc. nicht anders sein wird.
Es gibt also einen politischen und medialen Mainstream, und dieser entspricht bei vielen Themen nur einer Minderheitsmeinung in der Bevölkerung.
Apropos Apo: Es gab ja auch mal Zeiten, in denen sich Linke an der Presse und am Meinungklima gestört haben.
Die Presse ist auch bis heute nicht demokratisch organisiert, oder gibt es neuerdings Abstimmungen in den Redaktionen oder durch die Leser, was veröffentlicht wird und was nicht?
Wer oder was ist denn alles Anti-Apo, egal ob echt oder unecht? Jemand, der grundsätzlich entgegengesetzter Meinung von Herr Posener ist? Da käme z.B. Lyoner-Rabe womöglich als dritter wahrer Anti-Apo infrage. Oder jemand, der sich in Opposition zur außerparlamentarischen Opposition befindet, was dann wohl auf einen Parlamentarier hinausliefe?
@ Anti-Apo (der echte):
Schön, Sie nach Jahren NICHT wiederzusehen!
Wie, jetzt gibt es einen echten und einen unechten Anti-Apo, so wie es einen wahren Heino gibt und dann noch den echten? Irre.
@EJ
„Der Anti-Apo – von In Coram Publico?“
NEIN!
Die Bürger mögen uneins sein über ihrer Präferenzen, bei den Journalisten gibt es eine klare Dominanz rot-grüner Zugehörigkeiten, bis hinunter zum Lokaljournalismus. Das ergibt dann tatsächlich eine Art „Meinungsdiktatur“ der veröffentlichen über die nicht veröffentlichte Meinung.
Posener seziert das Wichtigtuer-Geschreibsel diese halbwissenden Quengler so treffend, dass man nichts mehr hinzufügen muss. Danke.
@Alan Posener
Sprache ist eine Waffe, frei nach Tucholsky, zumindest wenn man damit umgehen kann.
In einem soziologischen Versuch ist immer die Reaktion des Probanden wichtig.
Die Frage, was erkennen Sie in diesem Bild, offenbart ihre Psyche.
Interessant, Sie sehen sich also als Verlierer (loser) und nicht als lockerer Typ (looser). Noch interessanter, danach wurde gar nicht gefragt.
Um weiteren Interpretation ihrerseits vorzubeugen, hier noch ein kleiner Hinweis.
Apo bezieht sich auf ihren ehemaligen Arbeitgeber, der mittlerweile Regierung und außerparlamentarische Opposition ist.
„Der Mob glaubte tatsächlich, dass die Wahrheit immer und überall das war, was von der anständigen Gesellschaft … übergangen wurde.“
Das versuchte ich (OK, recht mobig) zur NSA-Affäre klar zu machen: Es passt zur allgemeinen Stimmung und es wirkt delegitimierend. Nach dem Trommelfeuer der Eurokrise (von der Deutschland bis heute zu 100% profitiert hat), in der die Wahrheit ans Licht kam, dass nämlich nur der deutsche Michel arbeitet und es ein allgemeines europäisches System der Ausbeutung gibt (über das wir nur flüstern dürfen), knallt die NSA Affäre – das ist ein Vertrauensverlust von riesigen Ausmaßen, der sich erst an anderen Stellen zeigen wird. Wieder eine Wahrheit, von der jeder wusste – nur ich nicht. Deswegen zieht (endlich) jemand mal eine Parallele zur Weimarer Republik: am Ende wird keiner diese Republik verteidigen und warum sollte er es auch? Wenn die, die Hintergründe und Entscheider aus persönlichem Erleben kennen, mir ständig Gegenargumente liefern, was soll ich kleine Mob-Ich AG dann für eine Haltung einnehmen? Es ist doch vollkommener Quark, dass ich mir selbstständig eine Meinung bilde – meine Infos habe ich vom Flachbildschirm. Da steht, dass ein gestandener Historiker wie Weber Dinge nicht aussprechen darf. Dass, nach Broder, ich Europa verlassen soll, dass, nach Sinn, wir eh bald alle pleite sind – so können wir die Liste ewig fortsetzen, bis wir bei der sozialen Kälte angekommen sind.
Das schlimme ist: Die politische Geschmacksrichtung spielt überhaupt keine Rolle. Alle werden unterdrückt, niemand darf laut reden, alle werden verfolgt. Ich müsste doch taub und blind sein oder mein Leben im Keller verbringen, wenn ich am Ende nicht sagen würde, dass dieses Land verrottet ist. Denn genau dies ist „Mainstream“, ob links oder rechts.
@KJN
Teilzeit-Querulant? So ganz alleine lasse ich sie nicht!
@ Klaus J. Nick: Es ist doch sehr, das habe ich bei Gelegenheit der missglückten Geschichtsdebatte über den 1. WK angemerkt, eine Frage des Tons. Das machen auch die Hannah-Arendt-Zitate klar. Wenn ich den „Mainstream“ dort verorte, wo ich grad nicht bin und mit einer „Diktatur“ gleichsetze, so untergrabe ich den politischen Diskurs – so mache ich genau das, was ich den Vertretern des „Mainstream“ vorwerfe. Es gibt zum Beispiel gerade eine sehr intensive, sachliche und spannende Diskussion zum EEG. Dazu höre ich von den Berufsquenglern nichts, weil die Tatsache einer kontroversen und sachlichen Debatte nicht in ihr Weltbild passt, und weil sie von Sachargumenten nichts halten. Die Verdächtigung, nicht das Argument, ist ihr Modus Operandi.
@Alan Posener
So sehr ich mich natürlich über Ihre Zustimmung freue (daß man noch einigermaßen nachvollziehbar tickt), so sehr befürchte ich hier Missverständnisse beim Leser:
„frei flottierende Querulanz“
Sofern die „Querulanz“ frei flottierend bleibt nützt sie natürlich niemandem, bzw. sucht sich Nischen, wo sich gut und gefehrenlos ‚distinguieren‘ lässt (‚der Untergang des Abendlandes‘), sicher auch bei AchGut oder Cicero.
Als Teilzeit-Querulant möchte ich allerdings schon für ein wenig Widerspenstigkeit plädieren.
Ja, M.A. und M.J., über „Oswald Quengler“ habe ich mich auch gefreut.
passend auch:http://www.zeit.de/wissen/2014.....achartikel
Naja, Umfragen gibt es wie Sand am Meer und natürlich sieht das Ergebnis in der „Schlange an der Kasse beim Biobäcker“ völlig anders aus als bei Aldi oder „Butter Lindner“ – da lässt sich mit Suggestivfragen schon einiges „drehen“ wenn man eine bestimmte „linke“ oder „rechte“ Agenda hat und rhetorisch nicht ganz unbegabt ist . Von mir aus soll der kritisierte Cicero-Essay auch gern eine dreiste Überzeichnung von der anderen Seite sein. Ich denke die Wahrheit über Macht und Einfluss der Wutbürger ist erstens eher ein Generationenkonflikt und liegt zweitens irgendwo in der Mitte. Vor allem aber gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung. (Bestes Beispiel: Sarrazin-Debatte) So gibt es – was viele nicht wissen – oder besser noch: nicht wahrhaben wollen – zum Beispiel unter deutschen Politikjournalisten eine sehr deutliche Parteipräferenz für Rotgrün. Und mir soll niemand erzählen das diese Präferenz in den ach-so-bombenfesten und hochakademischen Umfrageergebnissen nicht durchschlägt. (Zum Thema: http://de.statista.com/statist.....utschland/ )
„Oswald Quengler“, der Tag fängt gut an. Ich Loser werde jetzt in meinen Garten gehen und mit der Freude des situativen Bellizisten, 2-Takter-Fahrers und Moralkeulenschwingers an meinem Foliengewächshaus (PVC-frei) weiterbauen. In den Pausen werde ich Krokusse und fair gehandelten Kaffee genießen, mit dem Brötchen, das ich vorhin beim Biobäcker gekauft habe. Posener am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen.
Lieber Alan Posener, das ist wundervoll, vor allem „Oswald Quengler“.
Ich finde es gut, dass Sie sich die Mühe machen, einen derart drögen Text auseinanderzunehmen. In diesem Ciceroartikel gibt es nicht einen einzigen Gedanken, der auf eigenen Füßen stehen könnte. Das ist bei einem Text, der sich doch den Mainstream vorknöpfen wollte, erstaunlich. Meine letzten beiden Kommentare (zu Mainstream und Demokratie) hätten ansonsten auch gut (zu Punkt 3) hier (zustimmend) hineingepasst.
@ Anti-Apo
Der Anti-Apo – von In Coram Publico?
Chapeau, Herr Posener, hervorragend auf den Punkt gebracht. Darf ich noch eines ergänzen? Diesen Wutbürger findet man – leider – in allen politischen und gesellschaftlichen Lagern. Und genau das ist m.E. das Problem.
„Loser“, lieber „Anti-Apo“, es heißt „Loser“, von „to lose“, verlieren, nicht von „loose“, locker oder lose. Wie oft hat man es bei Reaktionären mit Halbbildung zu tun! Wie kommt das bloß?
Ihr Alt-68 seid Looser.
Jetzt kommt die geistig-moralische Wende!
Na endlich…