Im Zusammenhang mit der nicht sehr überraschenden Meldung, dass ein US-Geheimdienst auch auf die Verbindungsdaten von Telefongesellschaften und auf die Datenbanken bestimmter Social Media und Suchmaschinen zugreift, wird immer wieder George Orwell beschworen. „1984“ und „Big Brother“ würden nun Wirklichkeit, heißt es.
Nun freue ich mich einerseits immer, wenn George Orwell im Gespräch ist. Leider muss ich immer wieder feststellen, dass Orwell meistens von Leuten beschworen wird, die offensichtlich sein Werk, und insbesondere den Roman „1984“ nicht kennen. Das letzte Mal war das 1987 – „drei Jahre nach dem Orwell-Jahr“ – der Fall, als in der Bundesrepublik eine Volkszählung anstand. Wie wenig das damalige Westdeutschland – anders als die DDR – der Orwell’schen Dystopie glich, sieht man auch daran, dass ein von einigen Protestierern erwirktes Bundesverfassungsgerichtsurteil nicht nur das „Recht auf informationelle Selbstbestimmung“ bestätigte, man möchte sagen: erfand; sondern verlangte, dass in der Anwendung dieses Rechts die Ausführungsbestimmungen zur Volkszählung in Richtung Anonymisierung verändert würden, was auch geschah.
Womit ich – auch – sagen will, dass der Protest gegen die Anmaßungen der exekutiven (und, da bei uns die Regierung auch automatisch im Bundestag eine Mehrheit hat, der legislativen) Staatsgewalt berechtigt sein und zu guten Ergebnissen führen kann, auch wenn er sich falscher Vergleiche bedient. Dennoch scheint es mir wichtig, Orwell und „1984“ vor der Verflachung zu verteidigen, die Ergebnis der Instrumentalisierung für jeden Protest gegen einen angeblichen „Überwachungsstaat“ sein muss.
Orwell schrieb den Roman 1948, und es ist oft angemerkt worden, dass „1984“, weit davon entfernt, eine ferne Zukunft zu beschreiben, die britische Gegenwart seines Veröffentlichungsjahres – mitten in der „Austerity“- und Verstaatlichungspolitik der Labour-Regierung und Clement Attlee –parodiert. Das reicht vom allgegenwärtigen Gestank von Kohl über die ersten Fernseher, die ja nur ein Programm ausstrahlten und bei Orwell als Überwachungsgeräte auftauchen, die gemeinsamen Turnübungen etwa in den „Holiday Camps“ von Billy Butlin, die Fixierung auf die glorreiche Kriegszeit – der Held heißt ja mit Vornamen „Winston“ – und den schon damals offenbar werdenden Widerspruch zwischen den Intellektuellen, die in der Labour Party den Ton angaben, und den Proleten, für die sie angeblich ihre Politik machten, bis hin zu dem Nachrichtenmanagement und der Selbstzensur des staatlichen Rundfunks BBC, für den Orwell ja tätig gewesen war.
Der Roman ist außerdem eine Kritik des real existierenden Stalinismus, wenn der allerdings im Roman erheblich menschlicher daher kommt als in der damaligen Sowjetunion oder in den von ihr befreit-besetzten Ländern Osteuropas; und ist beeinflusst von dem – nun wirklich prophetischen – Buch des Ex-Trotzkisten und CIA-Mitarbeiters James Burnham, „The Managerial Revolution“, das man dieser Tage lieber als „1984“ wieder lesen sollte.
Was an „1984“ jedem Leser sofort auffällt, ist die technische Rückständigkeit der dort imaginierten Gesellschaft, selbst nach dem Stand von 1984. Winston Smith etwa ist damit beschäftigt, alte Exemplare der Parteizeitung den politischen Erfordernissen der Gegenwart anzupassen, indem nachträglich alle Hinweise auf inzwischen in Ungnade gefallene Parteigenossen oder auf Aussagen von Big Brother, die im Widerspruch zu dem stehen, was heute von ihm verkündet wird, zu tilgen oder zu verändern. Offensichtlich hat das gedruckte Wort noch ein solches Gewicht, dass eine solche Arbeit – man kennt die retouchierten Fotos, die früher in sowjetischen oder chinesischen Geschichtsbüchern standen, Nostalgiker können sie heute noch im Stalin-Museum in Gori, Georgien bewundern – wichtig ist.
Ansonsten aber ist die Propaganda der Partei primitiv und einfallslos. Bereits 1931 hatte Aldous Huxley in „Brave New World“ eine Gesellschaft imaginiert, in der durch pränatale Manipulation, Hypnose und Konditionierung der Kinder, durch Sex, Drogen und Musik eine prästabilisierte Harmonie erreicht wird, in der Liebe und Hass, Poesie und Schmerz, Religion und Tod keinen Platz haben. Zweifellos ist Huxleys Dystopie, obwohl älter, nicht nur aktueller, sondern auch eher zum Fürchten als Orwells Welt, in der Winston Smith durch Folter gezwungen werden muss, Julia und sich selbst zu verraten, auf dass er „heil“ wird und Big Brother liebt.
Das sagt sich natürlich leicht, wenn man nicht in einem Orwell’schen Staat lebt. In Nordkorea etwa. Oder im Iran. Im Irak des Saddam Hussein, den die bösen Amis stürzten, oder im Syrien des Baschar al Assad, den die bösen Amis nicht gestürzt haben. Auch das Russland des Wladimir Putin und das Weißrussland des Alexander Lukaschenko haben Züge von „1984“. Aber nur Züge davon. Denn im Herzen des Orwell’schen Romans entdeckt man eine Finsternis, die nichts mit Überwachungstechniken und Herrschaftsformen zu tun hat. Der herrschenden Schicht in diesem Roman sind ja die Massen – die „Proles“ – vollkommen gleichgültig, und sie sind auch völlig dumpf und ungefährlich. Beim Konflikt zwischen Smith und O’Brien geht es um einen innerparteilichen Kampf, um eine Auseinandersetzung innerhalb der herrschenden Klasse. Und nicht einmal um eine wirkliche Auseinandersetzung, denn O’Brien hat Smith erst zum Abfall von der Parteilinie ermuntert, ja verführt, um ihn dann als Persönlichkeit auszulöschen. Darin besteht der Daseinszweck der Partei, und deshalb muss sie immer wieder ihre eigenen Gegner hervorbringen. „If you want a picture of the future“, sagt O’Brien, „imagine a boot stamping on a human face – forever.” Die Partei ist nur dazu da, Menschen zu unterdrücken. Das ist ihre Funktion und die Lust ihrer Funktionäre. Und sie obsiegt. Am Ende ist Smith zerstört und geheilt, reif zur Hinrichtung: „He loved Big Brother.“
Orwells Menschenbild ist also zutiefst pessimistisch. Dem Stalinismus gehört die Zukunft, weil ihm die menschliche Natur entspricht. Die Freiheit hat keine Chance.
Bei Huxley immerhin muss die menschliche Natur manipuliert werden, damit die Schöne Neue Welt entstehen kann. Der „Wilde“, aufgewachsen außerhalb der Zivilisation mit William Shakespeares Werken als seiner einzigen Literatur, kann diese Zivilisation im Namen der menschlichen Natur verwerfen und die Freiheit wählen.
Die Leute, gegen die sich Programme wie „Prism“ wenden, ticken wie O’Brien. Sie glauben nicht an die Freiheit. Ihnen bereitet es Lust, anderen Menschen Schmerzen zuzufügen. Al Qaida und Co. sind – einschließlich ihrer Gleichgültigkeit gegenüber der Technik, der Schönheit, dem Luxus – die legitimen Nachfolger der Partei, die in Orwells Roman Ozeanien beherrscht. Sie verachten uns, weil sie in uns die willenlosen, manipulierten Hedonisten der Schönen Neuen Welt sehen.
Aber wir haben noch den Wilden in uns. Die Zukunft ist weder der Stiefel, der ein Gesicht zertritt, noch die „Orgy-Porgy“-Party mit Soma und Sex. Freilich muss man sich gegen beides wehren. Gegen Terroristen mit Intelligenz und Technik, Feuer und Schwert; gegen die Gleichgültigkeit und die Trägheit des Herzens mit jenen Waffen, die uns die Kultur und die Wissenschaft zur Verfügung stellen.
Orwell hatte Unrecht. O’Brien hat Unrecht. Und die Leute, die sich in ihrer Kritik an Internetüberwachung und Drohnenschlägen auf Orwell berufen, haben auch Unrecht.
Nach dem intensiven Studium des Buches „1984“ von George Orwell
habe ich unter dem Titel
„Warum wir das Buch von George Orwell lesen sollten“ folgendes geschrieben:
http://www.dr-schacht.com/Waru.....ollten.pdf
Hier ein schönes Bild von Gauck und Obama aus der Welt:
http://www.welt.de/img/satire/...../title.jpg
Ich habe gerade einen Auszug aus dem Sommerinterview des Bundespräsidentendarsttellers Joachim Gauck gesehen. Was er zu Snowden sagt, ist grenzgenial. Es ist eigentlich eine Rehabilitierung aller IMs, die aus Sorge um die Sicherheit der DDR eine Verpflichtungserklärung unterschrieben haben und sich an diese gehalten haben. Alles andere wäre Verrat?
Der Mann weiß, wie man seine Fahne in den Wind hängt.
http://www.heute.de/Gauck-Kein.....13066.html
Der Mann merkt gar nichts mehr.
@ 68er
Das Letzte ist nicht krank. Die Soldaten würden anfangen, Fragen zu stellen, und vielleicht würden welche desertieren (oder whistleblow). Das ist nur konsequent in diesem Moment. Hierzu auch folgende Fragestellung:
Following deadly strikes, the militant Islamist group had realized it was “up against the National Security Agency and the Predator drones that can hover out of sight and intercept phone calls,” Matt Apuzzo and Adam Goldman wrote. AQAP members, they reported, had increasingly started using walkie talkies and code names, passing information through intermediaries, and shielding email with “highly sophisticated encryption software.”
http://www.huffingtonpost.com/.....10581.html
Wieso 1984 auch auf westliche “Demokratien” passt
3. Teil: Gedankenpolizei
Auf Wikipedia kann man über den Roman 1984 folgendes nachlesen:
„Die allgegenwärtige „Gedankenpolizei“ überwacht permanent die gesamte Bevölkerung. Im nicht abschaltbaren und in beide Richtungen funktionierenden Staatsfernsehen, mit dessen Hilfe alle Wohnungen visuell überwacht und abgehört werden, wird Hass auf einen unsichtbaren „Staatsfeind“ namens Emmanuel Goldstein geschürt, der angeblich die gegen die Partei gerichtete Untergrundorganisation der „Bruderschaft“ leitet.“
Wer bei PRISM und Tempora nicht die engen Parallelen zu 1984 sieht, ist für mich entweder ein Depp oder er hat seine speziellen Gründe dafür.
Jeder technisch versierte Fachmann, weiß, dass man seine Computerkamera besser abklebt, da es mit entsprechender Schadsoftware ein Leichtes ist schon heute in die Wohn- und Schlafzimmer der Leute zu schauen. In den USA hatte eine Computer-Leasing-Firma eine solche Software sogar in das Betriebssystem ihrer Computer integriert. Insgesamt ca. eine halbe Millionen Computer sollen davon betroffen gewesen sein. Das ganze soll, wie auch PRISM und TEMPORA angeblich legal gewesen sein:
http://www.com-magazin.de/news.....65338.html
Un wie man sich nach PRISM und TEMPORA vorstellen kann, werden die Geheimdienste diese Möglichkeiten, auch nutzen. Solange es keinen Mutigen wie Ellsberg, Manning, Assange oder Snowden gibt, der es ausplaudert, werden alle bestreiten, dass es passiert. Wenn es dann nicht mehr zu leugnen ist, werden alle – mit der Fahne voran Alan Posener – sagen, das war doch klar, dass man das macht, wenn man dadurch die Freiheit der Menschheit retten kann. Wer etwas anderes geglaubt habe, sei ja naiv.
In die gleiche Ecke passt die Überwachungsfunktion der X-Box One von Microsoft:
http://www.heise.de/newsticker.....70051.html
An Gedankenpolizei erinnert auch dieser aktuelle Bericht, nach dem das US-Militär die Seiten des „Guardian“ blockt:
http://www.sueddeutsche.de/pol.....-1.1707797
WIe krank ist das denn?
Eine Abwandlung des Prinzips Krieg ist Frieden ist das Prinzip Kontrolle ist Freiheit, das von Obama und Posener uns als eine Wohltat verkauft werden soll.
In den USA wurden in den letzten 35 Jahren ca. 1 Millionen Bürger durch Schusswaffen getötet, davon 600T Selbstmörder und 400T Menschen die durch Mord, Waffenunfälle etc. ums Leben kamen. In der gleichen Zeit starben ca. 4.000 Menschen an terroristischen Anschlägen.
Auch hier ist interessant, dass Täter und Opfer der 400T Waffengewalt zu einem hohen Prozentsatz wieder die Proles sind.
Jeder Tote ist einer zuviel. Die Zahlen zeigen aber, dass die USA die Tendenz zu einer paranoiden Gesellschaft hat.
Wieso 1984 auch auf westliche „Demokartien“ passt
2. Teil: Krieg ist Frieden
Aussenminister Powell legt vor der UNO „Beweise“ für die Existenz von Massenvernichtungswaffen vor:
http://www.youtube.com/watch?v=V9zCgM7K-Bg
Und wer mach mit dem Krieg kräftig Profit?
http://www.youtube.com/watch?v=E_Ie1cdTHlU
Aber es trifft ja nur Foreigner und Proles,
https://de.wikipedia.org/wiki/1984_(Roman)#Krieg_ist_Frieden
Ist es andererseits beruhigend zu wissen, wie tief in die Erde die Gebäude gehen, die die Daten sammeln? Ein guter Gedanke, nichts wegzuwerfen?
Es lohnt sich, dieses noch einmal zu lesen:
http://www.pugwash.org/about/manifesto.htm
Es ist Stoff zum Beten. Aber die viel bespöttelte Paranoia kann auch ebenso gut eine ganz normale Angst sein.
Ich bin immer und jeden Tag dazu in der Lage, zu mir selbst „ja, aber“ zu sagen. Hier etwas Amerikanisches: Im Zweifel für den Angeklagten.
Es gibt tatsächlich Länder, die weniger zimperlich wären mit Atomwaffen. Auch Gruppen.
Happy Birthday, Sir! Orwell’s 110ter:
Eric Arthur Blair (25 June 1903 – 21 January 1950), known by his pen name George Orwell, was an English novelist and journalist. His work is marked by clarity, intelligence and wit, awareness of social injustice, opposition to totalitarianism, and commitment to democratic socialism.
wikipedia.
Ohne dass das Vorige dort bislang steht (diese Seite braucht ihre Zeit), muss ich noch etwas hinzufügen:
Unser System der scheinbaren Freiheiten hatte doch offensichtlich für andere Systeme keine Anziehungskraft. Vielleicht hat wirklich niemand vermocht, ihnen zu vermitteln, dass wir Kultur und Meinungsfreiheit hätten. Unter Umständen begriffen sie unsere Freiheiten tatsächlich so, wie sie erscheinen: Freie Kaufentscheidungen zwischen verschiedenen Produkten von verschiedenen Ketten. Und es ist doch möglich, dass sie das durchschauten, oder? Es würde doch niemand unterstellen, die Russen, Chinesen, Lateinamerikaner oder Perser wären dumm? Es ist ohne weiteres denkbar, dass unsere ach so freien Kaufentscheidungen zu uniformen Moden, die tunlichst jedes halbe Jahr wechseln und unsere Aufgabe von eigener Kultur und kleinem business sie eher entsetzt hat? Auch der Ersatz von Religion durch Kaufen? Vielleicht auch die schlecht verhohlene Ansicht, dass sie rückständig seien, weil sie keine „informierte“ Kaufentscheidung treffen können? Dass sie durchschauten, dass man sie in den Eliten gar nicht ernst nahm, wie sich jetzt erweist, wenn man ihnen quasi droht?
Insofern ist die Wahl, die hier Manchen zu stressen scheint (Luxusproblem) etwas, das in anderen Ländern schon längst aufgrund seines hohlen Inhalts und seiner Verdrängungserscheinungen von einheimischen Gütern durchschaut und auch gefürchtet wird, nehme ich an.
Dumm ist nur, dass wir dafür von ihnen einige Dinge angenommen haben wie Überwachung, weil wir unsere eigenen Werte gar nicht mehr zu kennen scheinen oder fürchten, sondern weil wir nur noch Produkte von Produkten zu sein scheinen.
Oder könnte hier jemand spontan einen einzigen amerikanischen Maler außer Andy Warhol nennen? Kein Problem, es wird selten über sie geschrieben. Jeder kennt McDonalds oder Abercrombie, aber die Masse dürfte blöd gucken, wenn man sie auf amerikanische Kultur anspricht.
Ausverkauf! Alles billig! Der Westen, der Billigheimer, Geiz ist geil. Woher sollen Muslime wissen, dass es hier mal Kultur gab? Auch in den USA?
Und RTE sollte mal auf seine Bürger hören, sonst kommt er noch in Versuchung, ein shopping-center in die Hagia Sophia zu bauen, aber dafür „gestresste“ und unglückliche Bürger zu haben.
Übrigens haben die Japaner, die auch an alles glaubten, in den Jahren nach WWII fast ihren gesamten Urwald abgeholzt, ein Verlust der ganz besonderen Art. Jared Diamond (collapse) ist lesenswert, weil er über Abholzung schreibt. Wäre eine interessante Lektüre für RTE. These: Länder, die zu viel abholzen, verlieren ihre Seele und versinken langfristig im Chaos. Gut belegt mit Beispielen.
Nachtrag:
Hier kann man das Spielchen auch machen:
http://www.150-jahre-spd.de/
Suchfeld oben rechts!
Wieso 1984 auch auf westliche „Demokratien“ passt
1. Teil: Kontrolle_der_Vergangenheit
Man gebe auf dem Portal der Friedrich Ebertstiftung zur Geschichte der Sozialdemokratie oben im Suchfeld einmal das Suchwort „Lafontaine“ ein.
http://www.geschichte-der-sozialdemokratie.de/
Das Ergebnis lautete heute bei mir:
„KEINE Ergebnisse gefunden.“
Wer es nicht mehr weiß, Oskar Lafontaine war:
39 Jahre Mitglied der SPD
13 Jahre für die SPD Ministerpräsident im Saarland
1989/90 Spitzenkandidat der SPD für die Bundestagswahl
von 1995 bis 1999 Vorsitzender der SPD
Das ist für mich eines von vielen Beispielen zum Thema Kontrolle der Vergangenheit.
https://de.wikipedia.org/wiki/1984_(Roman)#Kontrolle_der_Vergangenheit
@ MB
Mich stresst das viel mehr – und ich schreibe das hier bewusst hin – wenn so gute Journalistn wie Marko Martin in dieser Situation damit ankommen, dass die Chinesen einen Dissidenten, der auf unwürdige Arbeitsbedingungen aufmerksam gemacht hat, verschwinden lassen. Das ist dieser Spin. Wenn ich, der noble Westen und seine noblen Medien und Dienste, bloßgestellt werde, verweise ich, der noble Westen, auf schlimmere Zustände und vergesse dabei, dass Galilei vor der Inquisition stand, und dass Voltaire fast sein ganzes Leben lang in der Bastille oder auf der Flucht war. Ich stelle Komparative und Superlative auf und vergesse, dass hier Leute Freiheiten erkämpft haben, und dass die Chinesen, wenn sie mehr Freiheiten wollen, genug Männer haben, um diese selbst zu erkämpfen.
Ich, der noble Westen, mache den Weltpolizisten, ohne zu berücksichtigen, dass Länder in unterschiedlichen Entwicklungsstadien sind und es meine eigenen Arbeiter, bevor sie an den Fronten der Weltkriege erschossen wurden, auch nicht gerade gut hatten.
Ich, der noble Westen, schweige, wenn mein nackter Kaiser, statt sich für den Übergriff auf die Universität von Peking und andere Sachen zu entschuldigen, auf das Ablenkungsmanöver messenger-shooting setzt und seine gekränkte Eitelkeit damit überdeckt. Ich, der noble Westen, behaupte, ich hätte freie Medien. Ja, sie sind etwas freier. Sie müssen nur Rücksicht auf Werbeträger, den beltway-Konsensus und sogenannte Wahlkämpfe zwischen etwa Gleichen nehmen. Etwas freier das Ganze. Kaum einer geht in den Knast, man kann nur seine Stelle verlieren und Hartz IVler werden, klar, aber das stört ja keinen Journalisten.
Das stresst. Wenn andere Leute stresst, weil sie nicht wissen, welchen Kaffee sie trinken sollen oder unsicher sind, ob sie das richtige Auto gekauft haben (weil sie offenbar nicht autofahren können, denn sonst würden sie mal eine Probefahrt machen), dann müssen einem diese Leute ganz ernsthaft leid tun.
Ich, der noble Westen, wollte die afghanische Frau befreien. Und ich entschuldige mich nicht einmal dafür, dass ich es nicht geschafft habe. Oder war das ein Vorwand? Neeiin, nicht doch. Aber im Prinzip ist es ohnehin so, dass die afghanische Frau das allein hinkriegen muss.
Ich, der noble Westen, sollte sich freuen, dass ich verschiedene Kaffeesorten habe. Aber ich sollte mal meinen Saustall aufräumen, spätestens, wenn der Kaiser nackt ist. Al Gore und Bill Clinton scheinen eine Idee davon zu haben.
Wenn man sich die Argumente der PRISM-Fans anschaut, könnte man fast zu der Vermutung kommen, die Enthüllungen von Snowden sind absichtlich geleakt worden. Denn nach ihrer Logik ist das Abhören fremder Kommunikation eine Selbstverständlichkeit, die zur Abwehr von Terroristmus alternativlos ist.
Wenn sich jetzt aber herausstellt, dass die Gefahr für die Sicherheit von einem US-Bürger ausgeht, der sich absichtlich in das System eingeschlichen haben soll, wäre es doch am sichersten, den 4. Zusatzartikel aus der Verfassung zu streichen und auch den Datenverkehr innerhalb der USA konsequent und allumfassend zu durchleuchten.
Denn perfekte Überwachung muss immer totalitär sein.
@ Moritz Berger
Das Interview ist schön, weil es einen zum Nachdenken anregt. Ich muss zu den Überlegungen eindeutig nein sagen. Wahlmöglichkeiten haben mich selten gestresst. Ich war nie in der Situation, drei Jobangebote auf einmal zu haben. Das hätte vielleicht gestresst. Gestresst hat mich in jungen Jahren, zu lange nach einer Stelle suchen zu müssen. Die Bürokratie stresst mich, Paperwork. Wenn ich das tendenziöse Photo von Starbucks sehe, denke ich an meinen Lieblingsstarbucks. Das Problem ist nicht die Kaffeeauswahl, denn nach einer Weile bleibt man bei einer Wahl, nein, das Problem ist, dass die alle mit einem Konzept, das irgendwann neu ist und gehyped wird und auch gut ist, zu groß werden und dann aggressiv ins poltische Geschehen eingreifen. Und dass sie die Medien steuern. Es stresst mich, zu wissen, dass in den Medien ein Großteil spin ist. Ich fühle mich übergangen, nicht mehr informiert. Der Spin ist oberflächlich, Lack für Leute, die daran nicht kratzen.
Ich frage mich, ob Frauen und Männer, die medial hochgepusht werden und ständig ein Colgate-makelloses Lachen präsentieren müssen, noch glücklich sind, wobei die Männer es bedeutend leichter haben, Werbeikone Brad Pitt darf auch grimmig gucken, seine Frau nicht. Dieser langsam degeneriert wirkende Glanz, an dem Etliche bitter scheitern, die daran glauben (siehe die Klum-Aussiebung, siehe Lady Diana), erinnert vage an die roaring twenties oder die letzten Jahre des Römischen Reichs mit Shows im Colosseum.
Ich finde es großartig, wenn ich ein neues Auto kaufe und kann es mir bei allen Firmen konzipieren und dann ein gebrauchtes aussuchen. Einfach phantastisch. Was mich aber stört, ist, wenn ich mich für einen Neuwagen entscheide, konzipiere ihn und weiß, dass mein Kauf bei der NSA gespeichert ist. Noch nie hat mich etwas derartig gestört. Das geht niemanden etwas an. Das ist eine Laus. Wir haben Läuse und Flöhe, und jetzt machen sie „get the messenger“, der Bote ist schuld. Das Wort parasitär, das manch einer für Linke oder Grüne reserviert hatte, passt hier besser: Parasitäre Neugier von der Kaufentscheidung bis in die Scheide der Frauen, sorry, aber so isses.
Zurück zu Starbucks and Co: Die Wahl ist nicht das Schlimme. Das Schlimme ist, dass ich ein fremdes Stadtzentrum besuche und finde genau dieselbe Ansammlung von Ketten. Genau dasselbe in Rom, Madrid, Berlin wo auch immer. Das ist unkreativ und langweilig. Und drin sitzen immer ein paar Leute, die ihr neuestes Macbook ostentativ lesen und denen man ansieht, dass sie sich toll finden. Dieses Hohle, der Spin, der oberflächliche Glanz, mangelnde Freiheit von Journalisten und Lehrern, das stresst mich extrem.
Lieber Parisien,
hier eine philosophische “ Fundsache “ :
http://www.spiegel.de/wirtscha.....06199.html
Und:
„Ich kritisiere nicht die politische Wahlfreiheit, sondern die Perversion dieses Konzepts durch den Kapitalismus. Die Illusion, ich hätte die Macht über mein Leben.“
Selten so gelacht: Ein Haufen Journalisten, deren Bosse diese Sache nicht angenommen hätten, die aber jetzt ein paar Brosamen abhaben wollen im Sinne von „also run“, sitzen auf einer Aeroflot-Maschine, auf der nicht mal Alkohol ausgeschenkt wird, nach Havana, und der Platz von Edward Snowden ist nicht belegt.
Enjoy the sun in Cuba, boys and girls. Good booze there too. Read some Hemingway. Recommendation: The Movable Feast. The Old Media and her Fish (The Old Man and the Sea).
@Parisien
„Moloch an Sicherheitsindustrie und Spionagemöglichkeit“
Ist der nicht Abbild eines Bedarfs? Wenn schon
Selbstkritik, dann doch auch richtig: Wir wollen uns die Finger doch in keinem Bereich mehr dreckig machen – sei es bei Produktion (vs. „Umweltschutz“) oder bei der Selbstverteidigung (Drohnen). Sie kritisieren das „Schafhafte“ – ist der nicht auch Ausdruck unserer fast depressiv anmutenden Empfindungslosigkeit? Gut, man kann jetzt nicht immer an die Zwangsarbeiter in China denken, aber ich finde es schon merkwürdig, wenn die Stiftung Warentest („Giftstoffe in Kinderspielzeug“) zum Indikator dafür wird, daß etwas falschlaufen könnte. Jedem halbwegs denkenden Menschen sollte doch klar sein, daß z.B. unsere Wergwerfmentalität etwas Unanständiges hat. Ökonomisch, nicht ökologisch unanständig.
Und Augstein:
„Darum berührt der Datenskandal auch nicht nur unsere Rechtsprinzipien, sondern unsere Sicherheit. Wir hatten Glück, dass Edward Snowden, der die Bespitzelung der ganzen Welt veröffentlichte, kein Krimineller ist, sondern ein Idealist. Er wollte die Welt warnen, nicht erpressen. Aber er hätte seine Informationen auch für kriminelle Zwecke nutzen können. Allein sein Fall beweist: Kein Dienst der Welt kann für die Daten, die er sammelt, garantieren. Darum sollte auch kein Dienst Daten in solcher Fülle sammeln.
Das ist das bekannte Paradox der totalitären Sicherheitspolitik: Unsere Sicherheit wird durch genau die Aktionen gefährdet, die sie angeblich schützen sollen.“
http://www.spiegel.de/politik/.....07447.html
Ist doch eigenartig, wenn eine ganze Nation und dazu die gesamte vernetzte Welt plus die, die ein Telefon besitzen, datenmäßig erfasst werden kann, wenn aber keine Wähleridentifizierung vorhanden ist (mittelalterlich), so dass zumindest ein Tag danach mit der Identität von Verstorbenen gewählt werden kann, und wenn ein Reporter, der das aufdeckt, angeklagt wird:
http://pjmedia.com/jchristiana.....epage=true
„Still, we have to figure out how to balance this. The Founding Fathers would have had no inkling of Ayman al-Zawahiri and his fanatical ideology (wait, I take that back — Jefferson might have), but we do have the Bill of Rights for a reason. We are defending something other than the right to shop at Costco.
I don’t have any answers. But I do know we have to talk about this urgently and publicly. Unfortunately, our president doesn’t seem to see this as pressing. He prefers to address the ever-important issue of „climate change.“ Heaven help us.“
http://pjmedia.com/rogerlsimon.....epage=true
@ 68er
Ich glaube, es ging hier weniger um Sloterdijk, als vielmehr um seine relativierenden Gedanken zu WTC etc. Der Anschlag auf das WTC (wobei der gleichzeitige auf das Pentagon immer wohlweislich ausgelassen wird) hat inzwischen im Kapitel der Viktimologie leider Kultstatus erreicht. Etwas Relativierendes darüber zu sagen, wie zum Beispiel, dass es anderenorts schon ebenso Grobes mit mehr Toten gab, ist für die Verfechter der These, dass der Anschlag zu den Ursünden gehört (richtig) und daher in kein nüchternes Licht gerückt werden darf (falsch) genauso ein Sakrileg, wie für manche Muslime eine Mohammedkarikatur. Der Anschlag kommt in der Wertung gleich nach dem Holocaust, noch vor 1 Mio toten Tutsi zum Beispiel. Kein Wunder, dass Sloterdijk das ganz einfach etwas übertrieben findet. Broder betont immer wieder, wie er sich damals fühlte. Ja, man fühlte sich schrecklich, litt mit den Menschen.
Gut, aber ich habe mal einen Kurzfilm gesehen von einer arabischen Künstlerin, in dem eine Drohne genau über dem Betrachter flog, der auf der Erde stand. Ich muss konstatieren, es fühlte sich schrecklich an. Kleine Kinder, die das überleben, werden lebenslange Traumata haben. Grundsätzlich ist es verkehrt, mit Opfern ideologisch herumzuwedeln nach dem Motto: „My victim suffered more“, moralische Überlegenheit herzustellen durch Viktimologie.
Das Ganze hatte Methode, nach Samuel Huntington’s Buch „Clash of Civilizations“ wurde der Feind vergrößert wie ein Nosferatu-Schatten auf der Leinwand. Und nach dem Anschlag und vielen weiteren war er überlebensgroß. Aber wenn er dazu dient, einen solchen Moloch an Sicherheitsindustrie und Spionagemöglichkeit aufzubauen, erweist sich dieser Schatten auch als praktisch, was Spekulationstheorien Vorschub gibt, selbstredend.
Die USA erinnern zunehmend an das entglittene Imperium in Start Wars. Jetzt warte ich auf ihre Yodas und Obi Wan-Kanobis, die wieder weise werden und diese Sicherheitsindustrie auf ein erträgliches Maß zurückfahren wollen. Wenn 1.2 – 1.4 Mill. in dieser Industrie sog. clearance haben, muss man die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Der Amerikaner, den ich im Urlaub treffe, ist nicht mehr automatisch mein Freund, dem ich meine Adresse gebe, sondern ich frage zunächst mal, was er macht. Willkommen in der ADR, wo dein Nachbar derjenige sein kann, der dich ausspioniert. Das dämliche Argument, man habe nichts zu verbergen, ist das irrelevante Geblöke des Schafs, das sich schlachten lässt, dessen Geblöke so wunderbar dargestellt ist in „Silence of the Lambs“, wo es Clarice nicht mehr aus dem Kopf geht.
Übrigens wies Posener in der Sendung immerhin auf diesen Punkt hin. Es schien ihn die Domension dann doch zu erschrecken.
Ansonsten (siehe oben): Angst, die nach hinten losgegangen ist. Da müssen ein paar Leute wieder auf gesunde Gedanken kommen und werden das auch.
Oder Absicht. Dann wird sich der gesunde Gedanke nicht durchsetzen können. Bau mal Industrien zurück. Ein Tag weltweit offline würde helfen. Aber die Blöker würden nicht mitmachen, weil sie außerhalb ihrer Geräte nichts mehr mit sich anzufangen wissen.
@ Parisien
Vielen Dank für den Hinweis auf Kämmerlings und Sloterdijk. Letzteren kann ich zwar gar nicht leiden, aber der Text von Kämmerlings ist nicht wirklich in der Lage ihn auseinanderzunehmen. Es geht in diesen ganzen Debatten eigentlich nur darum, vom Thema abzulenken. So wie sich Posener hier um die Beantwortung klarer Fragen drückt, weil er es scheinbar für wichtiger hält, zu klären, ob Orwell oder Huxley im aktuellen Zusammenhang als Referenz herangezogen werden darf.
Mir sind sowohl Huxley als auch Orwell im Moment ziemlich egal. Was Snowden nun als (wie Posener behauptet offenes) Geheimnis „verraten“ hat, verstößt ganz klar gegen den 4. Zusatzartikel der US-Verfassung. Was der amerikanische und der britische Geheimdienst veranstalten, riecht auch stark nach Wirtschaftsspionage.
Die strafrechtliche Verfolgung Snowdens und Bradley Mannings sollte von allen zivilisierten Staaten geächtet werden. Wenn der Preis nicht durch die Verleihung an den Drohnenkönig Obama desavouiert wäre, hätte man sich in Oslo überlegen können, die beiden in diesem Jahr mit dem Friedensnobelpreis zu ehren. Die Car-von-Ossietzky-Medaille hätten sie auf jeden Fall verdient.
@KJN
„Vor einem solchen Hintergrund kann natürlich kaum eine Diskussion über die “Gefahren des Internets für die Freiheit” stattfinden. Meine These dazu: das Internet bildet lediglich das ab, was sowieso an Meinungen, Organisation und Macht existiert. Vielleicht beschleungt (katalysiert) es Entwicklungen, aber es verändert sie nicht. Die NSA (z.B.) ist nichts anderes, als ein Abbild realer Organisationen.“
Ist nicht viel mehr das Netz eine 2. (industrielle ) Revolution, dass unser Leben einschneidend verändert wird?
Stehen wir nicht eher im Anfang..(das i-phone ist gerade 6 Jahre alt)
Und wenn Sie sich die Entwicklung bei “ Industrie 4.0
anschauen (z.B. auch 3 d Drucken, stärkere Dezerntralisierung in der Industrieproduktion )
http://www.faz.net/aktuell/tec.....56647.html
dann stehen uns doch Veränderungen bevor, die die Gesellschaft umkrempeln werden.
Oder sind Sie der Auffassung, um es mit Ven Akiba zu sagen, alles schon da ist bzw. war ??
P.S.
„Und damit ich und andere sehen, daß sie über die Runden kommen, haben sie eben keine Zeit dazu, sich als “interessierter Bürger” in kommunalen Fachgremien den Hintern breit zu sitzen und die Arbeit der doch recht gut bezahlten Verwaltungsklasse zu machen.“
Wenn Ihnen und mir zukünftig der Kragen platzen wird…
dann werden wir vielleicht auch wie in Brasilien und in der Türkei auf die Straße gehen…
und mehr “ Kontrolle “ ausüben, als nur alle 4 Jahre zur Wahl zu gehen, und hoffen, die da oben machern es schon richtig, weil sie sind “ hochbezahlte Experten “ !!!
@ KJN
Verteidigung ja. Aber Sie wissen, genau wie jeder das weiß, dass manches über Verteidigung weit hinausgeht. Sie wissen auch, dass dort reichlich Leute ihr Dasein im Knast verbringen und trotzdem nur über Knast in anderen Ländern geredet wird. Sie wissen vermutlich auch, dass dort ein harter Kampf gegen Drogen geführt wird und trotzdem die halbe Nation raucht, nur eben nicht mehr Nikotin, sondern „Soma“. Und damit sind wir bei Huxley.
Die andere Hälfte, die nicht raucht, regt sich zur Zeit erheblich auf über diese Entwicklungen. Und diese Hälfte will, @ 68er, den Mann weder im Knast sehen, noch in der Todeszelle, sondern wünscht sich, dass das Land zur Besinnung kommt. M.E.ist das die vernünftigere Hälfte. Die „Soma“-Hälfte macht doch nur noch mäh-mäh oder „haltet den Dieb“. Wenn Posener schafft, das zu verteidigen, ist er von allen guten Geistern verlassen, jenseits der vernünftigeren Hälfte. Und das ist die uramerikanische Hälfte, die mit Aufklärung und Meinungsfreiheit. Ich schätze, Posener wird genau wie sein Verlag das Thema meiden wegen Angst vor Verbrennungsschäden beim Anfassen. Die sind alle recht weit entfernt inzwischen von den Menschen in einzelnen Ländern, die noch richtig ticken.
Es gibt nicht viele mehr, die mal den Mund aufmachen, und wenn, werden sie verbal verprügelt. Kämmerlings gegen Sloterdijk, wen wundert’s? Der musste ‚ran, weil Broder zu ungeschickt war. Erst der Ausputzer für’s Grobe, der gelegentlich ein Tor schießt, dann der feine Innenverteidiger.
Vielleicht habe ich es ja überlesen, aber bisher habe ich noch kein Statement von Herrn Posener gelesen, ob er das Verhalten von Mr. Snowden als Akt der Aufklärung versteht oder als Spionage, die in bestimmten Fällen in den USA ja noch mit der Todesstrafe bedroht wird.
Ich bin gespannt, welch „liberale“ Thesen Herr Posener in diesem Punkt vertritt.
Ellsberg oder Rosenberg?
Right Livelihood Award oder elektrischer Stuhl?
Seine Reise gerade nach Moskau lässt den Zeiger eher Richtung elektrischer Stuhl wandern, da er bei einer Zwischenlandung in Russland an einer Befragung durch die dortigen Dienste wohl nicht vorbeikommt und dann verstehen die USA irgendwann gar keinen Spaß mehr.
Vielleicht hat Snowden aber auch „Glück“, dass er kein Jude ist und entgeht so zumindest dem elektrischen Stuhl.
Ich möchte nochmal zu Poseners Text kommen – Huxley, Orwell: Die (totalitäre) Absicht zählt, die Technologie ist lediglich Mittel zum Zweck.
1. Ist der Zweck hier ausschließlich gut, oder werden Wirtschaftsinteressen mit staatlichen Interessen vermischt?
2. Sind diese wirtschaftlichen und staatlichen Interessen reine US-Interessen (US-Protektionismus) oder hängen andere, europäische, Geheimdienste mit dran?
3. Wie würde die US-Regierung reagieren, wenn der technologische Vorsprung hier in Europa sitzen würde und hier entsprechende Agenturen tätig würden, ggf. unter Aussparung der europäischen Netze?
Auch hier ist das Thema alt, vgl. Kontroverse über US-Militär in Europa. Schafft es Europa, sich selber zu verteidigen, eben auch im Internet?
Ich selber glaube, daß die Stärke der USA vor allem aus dem politischen und moralischen Versagen Europas herrührt, wozu auch gehört, unangenehme Aufgaben wie Verteidigung wegzudeligieren. Andererseits vermute ich aber auch, daß die USA keineswegs bereit wären, von ihrer militärischen Top-Position abzurücken.
@Parisien
Gut gegengehalten – danke dafür. Wir müssen aus dieser Komfortzone beim Argumente-Ping-Pong raus: Heute in der Stadt ein Plakat der „Piraten“ mit „Weg mit der Internet-Drosselung“ gesehen. [Kurz das Thema durchdekliniert: Das Management der Drosselkom hatte eine betriebs- und volkswirtschaftlich richtige Entscheidung getroffen und wollte die Download-Datenmenge (Spiele, Filme) bei den Pauschalangeboten („Flatrate“) auf einen bestimmten GB-Wert beschränken. (Allzu) schnell ist diese Entscheidung des Managements widerrufen worden. Warum? Szenarium 1: Die Telekom ist privatisiert, unterliegt also marktwirtschaftlicher Konkurrenz – Widerruf wg. Konkurrenzangst? Zu weit aus dem Fenster gelehnt? => Miserables Management, schwer zu glauben. Szenarium 2: Die Telekom ist nach wie vor Monopolist (Netze, T-Systems) und vom Hauptaktionär (BRD) zurückgepfiffen worden. Ergo: Der Staat (wir) investieren weiterhin in eine Infrastruktur, die vorwiegend der Unterhaltung, Zerstreuung dient – Emails und Texte gehen mit Kilobyte, statt Gigabyte.]
Vor einem solchen Hintergrund kann natürlich kaum eine Diskussion über die „Gefahren des Internets für die Freiheit“ stattfinden. Meine These dazu: das Internet bildet lediglich das ab, was sowieso an Meinungen, Organisation und Macht existiert. Vielleicht beschleungt (katalysiert) es Entwicklungen, aber es verändert sie nicht. Die NSA (z.B.) ist nichts anderes, als ein Abbild realer Organisationen.
Das Thema ist wirklich alt (auch @68er): Deutschland war eines der letzten Länder, die ihren Polizeifunk digitalisiert haben, Sie konnten den vor wenigen Jahren noch locker mit einem leicht manipulierten Radio auf 87,5 MHz abhören..
Stalin, Spanien und etwas reell Erlebtes: Die Sklavenarbeit eines Freundes auf der Burmastraße wie auch dessen Erfahrungen in japanischer Gefangenschaft. Erinnert vage an den Film „The Deer Hunter“. Daher müssen die Amerikaner und ihre Freunde hellhörig sein. Man ist nicht davor gefeit, Züge seiner ehemaligen Feinde zu entwickeln:
http://www.orwelltoday.com/readerroom101.shtml
https://en.wikipedia.org/wiki/Jura_distillery
https://en.wikipedia.org/wiki/Burma_Road
Lesenswert. Hannes Stein:
– Schon wahr, wir waren nicht vorbereitet, unsere Waffen, unsere Ausbildung, alles, worüber ich gerade geredet habe, nichts als erstklassige, golden glänzende Granatenscheiße, aber die Waffe, die wirklich nach hinten losging, ist nicht von einem Fließband gerollt. Sie war so alt wie … keine Ahnung, wahrscheinlich so alt wie der Krieg. Es war die Angst, Mann, die Angst.“ –
http://www.welt.de/geschichte/.....liert.html
Auch lesenswert: Gaslighting
– That can only fuel the apprehension, especially among journalists. Given this background, it is easy to see how Michael Hastings could have thought someone was out to get him. But fear itself can be a weapon, and the very panic engendered by the NSA revelations can be more disruptive than the agency’s actual activities themselves. The Chinese call this “killing the chicken to scare the monkey.” Voltaire’s name for it was pour encourager les autres. –
http://pjmedia.com/richardfern.....epage=true
Anm: In dem Voltaire-Zitat muss es vermutlich décourager heißen (entmutigen), nicht encourager (ermutigen).
Apropos Angst: bin-Laden hatte keine Angst. Aber er arbeitete mit Courieren wie in alten Zeiten.
@ KJN
Bei Ihrer Veranstaltung wurde wohl darüber nicht geredet, weil das nicht das Thema war.
Das sollte aber das Thema werden, schon wegen der Pioniere. Bill Gates, Steve Jobs, Larry Page, Sergej Brin, Marc Zuckerberg etc. Sie allein sollten schon Interesse daran haben, dass diese Entgleisung das Thema bleibt. Machen wir das nicht zum Thema, schaden wir ihnen, dem Internet, der freien Meinung und dem Freiheitsgedanken insgesamt.
Diejenigen, die das unter den Tisch kehren wollen, sind außerdem Komplizen bei einer Aushöhlung der Gesetze, in den USA der amendments, in denen Sicherheit nur ein Aspekt ist. Freiheit ist ein ebenso wichtiger.
Im Land der Freiheitsstatue passiert ein Anschlag auf die Freiheit. Ich möchte meinen, dass man diesen später historisch noch gravierender finden wird als den Anschlag auf WTC etc., auch wenn der sich bildmäßig nicht so gut vermarkten lässt, nur geistiger Rauch.
Mich erinnern diese oben genannten Leute inzwischen an Leo Szilárd und Co., die Physiker. Sie sind das Salz der Erde, hochintelligente Erfinder und werden missbraucht und mit ihnen alle Bürger.
Und ich teile Ihre Meinung nur zum Teil. Dass ist mehr ein staatliches Problem als ein wirtschaftliches. Staaten haben auch ethisch zu sein, Wirtschaft muss sich lediglich innerhalb von Gesetzen bewegen. Aber das Problem haben wir alle längst erkannt: Das ist alles zu dicht beieinander.
Und wenn Journalisten wie David Brooks oder Jeffrey Goldberg das verteidigen, dann nur, weil sie Beltway-Schreiber sind und nicht mehr freie denkende investigative Journalisten. Das kann man nicht verteidigen. Und wenn das sogar Bill Clinton zugibt, ist es oben angekommen.
@ Alan Posener
Jack Straw hatte, zusammen mit Dominique de Villepin und Joschka Fischer, die wichtige Aufgabe, den Iran von Transparenz in seinem Atomprogramm zu überzeuegen. Nichts haben sie erreicht. Statt dessen verteidigt Jack Straw die GCHQ. Dieser Absatz ist interessant für Sie:
It is possible to get the attack on civil liberties out of proportion in this debate and play down the successful interruptions of terror plots by web and phone surveillance. Yet it is vital to stress that good police and intelligence work on the ground are as much responsible for foiling terror as interceptions. The point about these latest revelations is that they show there are more than adequate powers for interception on both sides of the Atlantic and that the terror agenda and, to a lesser degree, the fear of paedophilia, may well have been used to elaborate a huge system of espionage and domestic surveillance.
http://www.guardian.co.uk/comm.....y-everyone
@Moritz Berger:
Damit Sie auch sehen, daß ich’s gelesen habe:
„Noch einmal: Für mich liegt die Bedrohung für unsere Demokratie und grundgesetzlichen Freiheiten weit stärker im gar nicht kontrollierten Bereich derjenigen privaten Unternehmen, denen wir freiwillig alle Daten überlassen, mit denen man uns langfristig zu bestimmten Aktionen veranlassen kann, ohne dass uns bewusst ist, dass wir eigentlich nicht mehr die Wahl haben.“
Ja klar, weil sich aufgrund von „Falschinformationen“ Leute verspekulieren oder was kaufen.. schlimm..schlimm..
„Damit wir uns in Zukunft nicht mit den pessimistischen Szenarien totalitärer Softwaresysteme..“
Stimmt, ich finde mein Textverarbeitungs-System auch totalitär, immer muss ich „datei speichern“ drücken, wenn ich was speichern will.. dabei würde ich lieber „Eis essen“ drücken..
„..auseinandersetzen müssen, müssen Techologieentwicklung und Gesellschaft unbedingt stärker zusammenwirken“
Jaaaa.. mehr StaMoKap.. viieel mehr..
„und unsere Zukunft so gestalten, dass unsere Freiheitsrechte – und das Vertrauen zueinander – gewahrt bleiben.“
Es fehlt das Wort „Nachhaltig“! Nachhaltig gestalten..
„Technologie kann das nicht alleine leisten. Denn jüngere Generationen, die mit der Vernetzung aufgewachsen sind, die so genannten Digital Natives,“
Hmpfff.. ich muss mal kurz ‚raus.. Digital Natives – das sind die, die im Weltweiten Datennetz surfen – nicht wahr?
„haben ein ganz anderes Verhältnis zu Daten als meine Generation.“
Ein Verhältnis zu Daten.. Ich würde eher sagen – ein „andersartiges“ Schamgefühl – ja stimmt, man müsste sie vor sich selber schützen – und z.B. regelmäßig mit der Stromrechnung konfrontieren.
Bill Clinton aktuell:
„So this is one of those areas, which in my opinion will always be blurry, grey and make people uncomfortable, and we wish we didn’t even have to talk about it or deal with it. But freedom and security are not necessarily mutually exclusive.
„You can destroy freedom with false claims that you have to do it to make everybody secure, but usually when somebody’s doing it, they don’t give a rip about security, they’re just trying to get more power.
http://www.guardian.co.uk/worl.....and-speech
@ 68er
Zu 1 möchte ich fragen, ob es Posener auch nicht stört, wenn sein Enkelkind auf den Urlaubsphotos „wohlwollend“ betrachtet wird?
Und ob er es für ausgeschlossen hält, dass auf diese Weise jemand den Entschluss fasste, ein extrem hübsches kleines Mädchen namens M. McCann zu entführen?
Der Kreis derjenigen, die dort mal nichts zu tun haben und in der Mittagspasuse Urlaubsphotos betrachten könnten, ist ziemlich groß.
Auch würde mich interessieren, wie Herr Posener das fände, wenn sein Enkelkind auf dem Schulweg mit der google-Brille abgelichtet wird?
Außderdem, wie er es findet, dass man früher den amerikanischen Präsidenten sah, mit viel Glück seine Hand schütteln konnte, dieser aber heute vor ausgewählten Gästen hinter Panzerglas redet, während die gesamte Weltbevölkerung, die verkabelt ist, für ihn wie auch GB, Kanada, Neuseeland und Australien (Five eye intelligence) der gläserne Mensch ist?
Und warum Herr Firedrich das auch haben möchte?
Und dann möchte Herr Posener bitte noch erklären, warum es immer noch – trotz so vorzüglicher Aufklärungsmöglichkeiten – Dinge gibt wie Frauenhandel, Kokainhandel, das Attentat in Boston oder im Herzen des Apparats den Anschlag in Fort Hood.
Und dass Herr Posener und Andere das nicht erklären können, dass sie alle ins Eiern kommen und sich in ihren Ausreden verheddern, ist der Grund dafür, dass sie so ärgerlich auf E.S. sind.
Sie werden vermutlich auch nicht erklären, wie der einzige Mptor, der je bei einem Unfall einen Mercedes-Benz in freiem Flug verlassen hat, einem Journalisten gehörte, der im Schlamm stocherte.
Lieber Moritz Berger, was wollen Sie denn jetzt eigentlich? Ja klar ich kann mich auf den Bonner Münsterplatz stellen und die Beethoven-Statue anstarren, in der Hoffnung daß sich jemand dazugesellt. Es wird aber niemandem auffallen, weil das in der hiesigen städtischerseits organisierten Dauervolksbelustigung untergeht. Und wissen Sie was, die Läden in der Innenstadt – auch hier – laufen trotzdem nicht.
Und damit ich und andere sehen, daß sie über die Runden kommen, haben sie eben keine Zeit dazu, sich als „interessierter Bürger“ in kommunalen Fachgremien den Hintern breit zu sitzen und die Arbeit der doch recht gut bezahlten Verwaltungsklasse zu machen.
Zum Thema: Die Lektüre des Artikels im Tagesspiegel habe ich abgebrochen – später dann extra für Sie – zuendegelesen (gähn) – er enthält neben den üblichen Cassandrarufen des techniküberbewertenden Angstbürgers: Daten werden gesammelt, mit böööösen Algorithmen (Padeluun in LogIn-ZDF-Info, daß ich mir eben angesehen habe, Beifall, Beifall) ausgewertet und in großem Maßstab verkauft und Millionen damit gemacht. Und jetzt auch noch der Staat..
Mir fällt dazu nur eins ein: Es scheint mir kaum etwas überbewerteter zu sein als das Internet – komplett von Piraten bis Laptop schleppende bayrische Wirtschaftsschwärmer. Alles was im Internet gemacht wird, wurde früher in unseren Industriegesellschaften auch gemacht; lediglich in den Teilen der Welt, wo die Industrialisierung übersprungen wird und / oder die Diktaturen sind, könnte es anders laufen. Die werden daher weiterhin „zu Fuß“ überwachen und die Türen eintreten. Nachdem Padeluun dann – wenn auch nicht im Sinne der eigenen Absichen – sehr gut die Anspruchshaltung der bestversorgten Internet-Gemeinde zusammenfasste: „ich will von der Polizei geschützt werden, aber ich will sie nicht sehen“, kam das einzige wirklich substantiell kritische an der NSA vom sich pädagogisch aufopfernden Posener, der der anwesenden Internet-Spaßgeneration die wirklichen Gefahren für unsere Gesellschaft versuchte zu umreißen: Etwa 1/3 der Überwacher mit top-secret-Status sind aus der Privatwirtschaft! (Womit wir wieder bei meinem leidigen Dauerthema StaMoKap wären..)
Und – ja – Moritz Berger, ich „kenne“ den Ausdruck StaMoKap schon lange und gebrauche ihn heute mit anderer Absicht. Aber sollten Sie sich doch entschließen, sich auf dem Bonner Marktplatz zu mir zu gesellen, bin ich immer noch nicht sicher, ob – noch nicht mal wir zwei – das gleiche meinen.
PS: Ich war gestern abend auf einer philosophischen Mitrede-Veranstaltung über Mensch und Technik und interessanterweise brannte keinem der gewiss nicht ganz blöden Teilnehmer die Themen „Internet“ und „Überwachung“ auf den Nägeln.
Seit ich bei einer Veranstaltung einen leitenden Mitarbeiter eines Telekommunikationsunternehmens kennen gelernt habe, der mir die Funktionsweise unseres Glasfasernetzes erklärte, schwante mir schon, dass es für die Geheimdienste ein Leichtes ist, im Umfeld der zentralen Knoten die Glasfaserkabel anzuzapfen. Und offenbar war meine Vermutung nicht sehr lebensfremd, denn die britischen „Schlapphüte“ sollen, schlau wie sie sind, die transatlantischen Glasfaserkabel angezapft haben, um so auf quasi „supralegale“ Weise eine elegante Vorratsdatenspeicherung zu sichern:
http://www.sueddeutsche.de/pol.....-1.1703118
Ich überlege gerade auch, ob ich mich bei meinem Nachbarn vorsichtshalber in sein W-LAN einhacke, denn Nachbarn sind ja immer irgendwie potentielle Feinde und Querulanten, die einen wegen jedem überhängenden Ast verklagen. Da ist es doch hilfreich, wenn man weiß, welche Internetseiten der Nachbar so aufsucht. Oder hätte Herr Posener hier bedenken, ob das so richtig ist?
Zu den Argumenten von Herrn Posener,
a) ihn störe es nicht, wenn der Geheimdienst seine Urlaubsfotos anschaut
und
b) es sei kein Geheimnis gewesen, dass die Geheimdienste so vorgehen, wie es Snowden nun berichtet
möchte ich fragen
Wieso stört es dann die NSA und Herrn Obama, dass Herr Snowden aus dem Nähkästchen plaudert, wenn man nichts zu verbergen hat?
@ 68er
Interessant. Ich habe bisher noch nicht so sehr darauf geachtet. Heute morgen habe ich in einem anderen thread hier ein paar Bemerkungen zu Joseph Conrads gemacht, schon erhalte ich Amazon Werbung zu Joseph Conrads „Der Geheimagent“. Die Filter mögen noch grob sein, aber das wird jedes bit registriert und einer Verwertung zugeführt.
@ Alan Posener
Bei log-in fand ich interessant, dass eigentlich klar wurde, dass man mit den heutigen technischen Mitteln eigentlich mit den Daten noch nichts wirklich anfangen kann. Richtig effektiv wird es erst, wenn mehr Daten erfasst werden, die dann noch differenzierter sind. D.h. wenn flächendeckend RFID-Codes aus Kleidungen erfasst werden, wenn der Chip in den Toll-Collect-Brücken augetauscht bzw. mit einer neuen Software gespeist wird, die uns auf der Autobahn filmt, wenn das automatische Unfallmeldesystem in den Autos eingeführt wird etc. pp. Und wenn dann diese Daten zusammengeführt würden, wären wir sehr nah am Big Brother. Dabei wird der technisch nicht versierten Öffentlichkeit mit offiziellen Abfragezahlen Sand in die Augen geschüttet, denn die Geheimdienste können gerade im Internet die Datenleitungen auch irgendwo dezentral anzapfen, ohne sich direkt an die Provider zu wenden.
Dass dies seit mehr als 40 Jahren auch von deutschem Boden aus geschieht, ist ja kein Geheimnis:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bad_Aibling_Station
Und wenn ich mein Google-Verhalten analysiere, frage ich mich, ob ich vielleicht öfters aufräumen sollte, damit es nicht zu unordentlich aussieht, wen irgendwann – wie bei den Roths – bei mir in den Morgenstunden ein SEK die Tür aufbricht und in meinem Schlafzimmer steht.
Warum habe ich das Gefühl, dass die Diskussion ein wenig vom Thema abgekommen ist?
@KJN
sorry, aber transnationale /multinationale Unternehmen sind nicht nur in Deutschland geschaffen worden.
und was heißt politisch gewollt.
Sie sind doch auch ein zoon politikon oder leben Sie auf einer Robinson Insel?
Wenn ich höre und lese die P o l i t i k e r die
P o l i t i k und deren Entscheidungen..
dann gehören doch immer zwei dazu, und zwar auch die die Politiker gewählt haben.
Und letztlich tragen Sie, ich, Parisien, Roland Ziegler, EJ Und mit Einschränkungen auch dbH (erwählt das erste Mal wieder seit 1988 ) Verantwortung.
Was wir brauchen sind nicht Bedenkenträger sondern Verantwortungsträgern und das beginnt letztlich beim zoon politikon.
Nur jammern und klagen hilft leider nicht.
Das es auch anders geht sieht man hier in Deutschland an diesem konkreten Beispiel :
http://www.taz.de/!109951/
oder auch jetzt auf dem Taksim Platz:
http://www.n-tv.de/mediathek/b.....41171.html
Bei all der gerechtfertigten Kritik die Sie an der Politik und den Politiker äußern:
Haben Sie pragmatische, konkrete Vorschläge wir wir diesen Zustand ändern können?
Was wir doch heute benötigen sind nicht nur Kritiker, sonderrn auch solution provider!!
P.S. Schade dass Sie auf die Argumente im Tagesspiegel nicht eingehen.
P.S.Und wenn ich immer wieder lese, dass Sie den Stamokap hervorholen,,, habe ich den Verdacht 🙂 dass Sie sich früher intensiv mit diesem Thema als Linksaußen beschäftigt haben :-)wie übrigena auch Gerhard Schröder !!
Und was haben Sie gegen eine Konsensdemokratie und die soziale Marktwirtschaft… oder ist dies keine Kritik?
P.S. Transnationale Unternehmen gab es bereits vor dem ersten Weltkrieg, lange vor der Konsensdemokratie und der sozialen Marktwirtschaft.
z.B. Standard Oil, Siemens, Edison, etc.
@ MB
Das
„Die Daten sind da, also nutzen wir sie gnadenlos und entwickeln darauf profitable Geschäftsmodelle unter Hinnahme der totalen Kontrolle unserer Mitbürger. Hier gibt es leider überhaupt keine Hemmungen. Und kaum technologische Grenzen.“
erklärt z.B. die Google-Brille und auch facebook.
Nachtrag: Wenn nicht klar wird, daß die Verhältnisse – letztlich doch – politisch gestaltbar sind, werden wir, als Regierte, allzu abhängig. Deshalb wehre ich mich so gegen das Achselzucken der Politik: „Uns ist der internationale Markt entglitten..“. Nein – ist er nicht, er ist so gewollt.
@Moritz Berger
Die transnationalen Unternehmen agieren doch nicht im rechtsfreien Raum .. der ist doch gestaltet worden und – wenn auch oder gerade auch – unter Mithilfe von Lobbyisten, ist genau das politisch seit langem so gewollt! Unzulässige Verknüpfung von Staat und Wirtschaft – mein Thema, seit ich „hier“ bin. Die Politik stiehlt sich genau mit Ihrer Aussage „Die Politiker, bzw. unsere Institutionen wie Legislative, Exekutive und Judikative sind doch nur noch Marionetten.“ doch andauernd aus der Verantwortung. Symptomatisch: #Neuland. Die Transnationale (Groß)Wirtschaft ist bereits seit langem Bestandteil unserer Regierungsform. Und die Entwicklung ging m.E. (in Europa) von Deutschland aus. Das wuchs gut auf dem Boden der Konsensdemekratie und der sozialen Marktwirtschaft. Die Ansätze waren ja verständlich – aber ich nenne das StaMoKap.
@ Moritz Berger
comment section:
Does anyone else remember the article on this very website, that read:
„WikiLeaks: US targets EU over GM crops
US embassy cable recommends drawing up list of countries for ‚retaliation‘ over opposition to genetic modification“
It seems the targeting has begun.
I wonder if this is part of the £180B trans-Atlantic trade deal dreamed up in Watford? Ifso, they can stick it!
http://www.guardian.co.uk/envi.....s-gm-crops
Verschuldete Staaten und Bienen können wenig ausrichten.
@KJN
nicht der Staat sondern der Privatsektor…..
Wie bereits geschrieben mit dem S t a a t und dem Wirtschaftssektor ist es so wie mit dem Hasen und dem Igel:
Sehr aufschlußreich wie die transnationalen Unternehmen heute agieren:
http://www.tagesspiegel.de/pol.....80926.html
Die Politiker, bzw. unsere Institutionen wie Legislative, Exekutive und Judikative sind doch nur noch Marionetten.
Hier etwas aus dem Finanzsektor:
„Nehmen Sie das Beispiel des algorithmischen Währungshandels: Bestimmte lernende Maschinen handeln nachweisbar profitabler als der Mensch. Uns liegen Daten vor, bei denen die Maschine menschliche Händler konsistent mit rund 20 Prozent höheren Profiten schlägt“
Und:
„Noch einmal: Für mich liegt die Bedrohung für unsere Demokratie und grundgesetzlichen Freiheiten weit stärker im gar nicht kontrollierten Bereich derjenigen privaten Unternehmen, denen wir freiwillig alle Daten überlassen, mit denen man uns langfristig zu bestimmten Aktionen veranlassen kann, ohne dass uns bewusst ist, dass wir eigentlich nicht mehr die Wahl haben. Damit wir uns in Zukunft nicht mit den pessimistischen Szenarien totalitärer Softwaresysteme auseinandersetzen müssen, müssen Techologieentwicklung und Gesellschaft unbedingt stärker zusammenwirken und unsere Zukunft so gestalten, dass unsere Freiheitsrechte – und das Vertrauen zueinander – gewahrt bleiben. Technologie kann das nicht alleine leisten. Denn jüngere Generationen, die mit der Vernetzung aufgewachsen sind, die so genannten Digital Natives, haben ein ganz anderes Verhältnis zu Daten als meine Generation. Da gilt die Devise: Die Daten sind da, also nutzen wir sie gnadenlos und entwickeln darauf profitable Geschäftsmodelle unter Hinnahme der totalen Kontrolle unserer Mitbürger. Hier gibt es leider überhaupt keine Hemmungen. Und kaum technologische Grenzen.“
Auch Chomsky sagt, das alles hätte nichts mit Orwell zu tun. Andererseits aber:
Chomsky: Ich habe in meinem Leben viel Zeit damit verbracht, Geheimdienstakten zu lesen, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Wissen Sie, was bemerkenswert daran ist? Dass Geheimakten nur zu einem geringen Teil die staatliche Sicherheit betreffen. Worum es wirklich geht, das ist die Bevölkerung. Sicherheit nennt man den Zustand, wenn die Regierung vor der eigenen Bevölkerung sicher ist. Zum Beispiel bei den Pentagon-Papieren. Mit der Sicherheit der Vereinigten Staaten hatte das herzlich wenig zu tun. Die Papiere drehten sich in erstaunlich hohem Maße um Kontrollwissen – darum, was in der amerikanischen Bevölkerung vor sich ging.
http://www.zeit.de/2013/26/int.....ettansicht
Wenn man zugeben würde, dass allein das Potential etwas mit Orwell zu tun hat, müsste man einräumen, dass alle Mechanismen zu stalinistischer Entgleisung vorhanden sind. Selbst, wenn betulich versichert wird, dass sie nicht genutzt werden oder nur „gelegentlich“, ist die Entwicklung beunruhigend. M.E. ist es verkehrt, sie gut zu reden.
@ 68er
Danke für den Tip. Padaluun 85%. Da saß nur Neuland. Das beruhigt etwas. Posener sollte mal in sich gehen.
Und Merkel macht Politik für Rentner mit Fernseher, die meinen, Uncle Sam wäre nett.
Anm.: zur Rede: Wenn man Drohnen hat, in Zukunft auch für deinen Balkon, kann man die undifferenzierten Waffen ruhig abschaffen.