Warum ist Deutschland verhältnismäßig gut durch die Finanzkrise gekommen, während fast alle anderen europäischen Länder immer noch mit deren Auswirkungen zu kämpfen haben? Wieso bewegt sich die Arbeitslosigkeit hierzulande auf einen Rekordtief zu, während sie anderswo in der Eurozone Ausmaße erreicht hat, die man zuletzt in der Großen Depression der Jahre 1929 ff gesehen hat? Warum scheinen die Deutschen und die Bevölkerungen der anderen Länder der Eurozone „auf verschiedenen Kontinenten zu leben“, wie es neulich in einem Bericht des Pew Research Center hieß?
Das Märchen, das sich die Deutschen erzählen (und das sie auch den anderen mit erhobenem Zeigefinger vorlesen), lautet: Mit der Agenda 2010 haben wir die Reformen durchgezogen, die nötig waren, um uns fit für die Zukunft zu machen. Die anderen haben nicht reformiert, deshalb geht es ihnen jetzt schlecht. In dieser Erzählung mutiert Gerhard Schröder zur patriotischen Lichtgestalt, die – um den Preis einer verlorenen Wahl und einer dauerhaften Schwächung seiner Partei – das tat, was im Interesse des Landes nötig war. Jetzt erst könne man erkennen, wie nötig die Agenda-Reformen gewesen sind.
Das ist bestenfalls die halbe Wahrheit. Und oft sind Halbwahrheiten gefährlicher als Lügen.
Nun ist nicht zu leugnen, dass Schröders Reformen einiges bewirkt haben, was die deutsche Wirtschaft wettbewerbsfähiger gemacht hat. Insbesondere sind die Kosten des Sozialstaats stärker von den Unternehmen, den Einrichtungen der Sozialversicherung und dem Staat auf die Versicherten abgewälzt worden. Man kann inzwischen Arme wieder am Zustand ihrer Zähne erkennen. Die Rente ist zwar sicher, reicht aber nicht mehr zur Erhaltung des Lebensstandards aus. Und es ist schwieriger geworden, sich bequem in der Arbeitslosigkeit einzurichten. Ein Heer von Beamten ist hinterher, um Arbeitsunwillige aufzuspüren und in Fördermaßnahmen, Mini- und Ein-Euro-Jobs oder Leiharbeitsverhältnisse zu scheuchen. Wer arbeitslos bleibt, wird in der Regel arm. Man muss schon eine Menge Kinder produzieren, um von Hartz IV gut leben zu können.
Freilich trieb die Agenda 2010 nur auf die Spitze, was schon mit Hans Eichels Steuerreformen als Linie der Rot-Grünen Regierung sichtbar geworden war: Unternehmen entlasten, Verbraucher belasten. Vermutlich waren die steuerlichen Maßnahmen von Rot-Grün denn auch wichtiger als die Agenda. Die Ökosteuer verbilligte Arbeit für die Unternehmen, in dem der Energieverbrauch für alle verteuert wurde. Die Unternehmenssteuer wurde danach gesenkt, der Verkauf von Aktienpaketen und Tochterunternehmen steuerfrei gestellt, die Kreditwirtschaft stark dereguliert. Für die Mittelschicht gab es eine Senkung der Einkommenssteuer: die letzte, so weit ich mich erinnern kann. Im Gegenzug wurden Subventionen abgebaut, darunter auch Geschenke an die Mittelschicht wie die Pendlerpauschale und die Eigenheimzulage. Nach Eichels Abgang und der Bildung der Großen Koalition 2005 wurde die größte Steuererhöhung in der Geschichte der Bundesrepublik fast ohne Proteste über die Bühne gezogen: die Anhebung der Mehrwertsteuer, was wiederum die Unternehmen auf die Verbraucher abwälzen können.
All das hat zweifellos den deutschen Unternehmen geholfen, die Lohnstückkosten zu senken, hat die deutschen Sozialsysteme entlastet und die Arbeitslosigkeit – zumindest auf dem Papier – gesenkt. Die Auswirkungen auf den Staatshaushalt sind schwieriger einzuschätzen, weil Eichels Geschenke an die Unternehmen kurzfristig zu einem Einbruch der Steuereinnahmen und einem Anstieg der Staatsverschuldung führten. Erst die Anhebung der Mehrwertsteuer hat hier für Abhilfe gesorgt.
Jedoch behaupte ich, dass die entscheidenden Faktoren, die Deutschlands relativ gutes Abschneiden seit 2007 – man muss bei einem Wachstum des BIP in 2012 um 0,7 Prozent das Relative betonen – begründen, andere sind.
Und zwar:
- Die Struktur der Wirtschaft. Die Dominanz des industriellen und handwerklichen Mittelstands bei der Beschäftigung erweist sich als struktureller Vorteil, den andere Staaten nicht ohne weiteres replizieren können. Die kleineren und mittleren Unternehmen des deutschen Mittelstands sind flexibel, wenn es um die Entwicklung neuer Produkte und Märkte geht. Sie sind, da sie oft Familienunternehmen sind, nicht von kurzfristigen Renditeerwartungen getrieben, wie es Aktiengesellschaften sind oder sein können. Sie können auch eher ohne Entlassungen auskommen: bei guter Marktlage wird rangeklotzt, bei schlechter wird eben weniger oder kurz gearbeitet. Aber in der Regel werden die Beschäftigten gehalten. Das entlastet die Sozialkassen und den Staat.
- In der Krise hat es sich bewährt, dass die Bundesregierung der Verlängerung der Zahlung von Kurzarbeitergeld zugestimmt hat. So konnten gerade Mittelstandsunternehmen ihre Arbeiter halten und bei Verbesserung der Marktlage wieder voll beschäftigten. Das war im Grunde genommen eine Keynesianische Subvention der Unternehmen.
- Eingeschüchtert durch die Krise ab 2000, das Scheitern des Widerstands gegen die Agenda 1010, den Rückgang der Mitgliederzahlen, die Schließung und Verlegung von Werken wie Nokia und das Ansteigen der Leiharbeit haben die Gewerkschaften Lohnzurückhaltung geübt. Real gesehen stagnieren die Löhne seit Jahren oder sind rückläufig gewesen; die Lohnstückkosten sinken bei steigender Produktivität.
- In dem Zusammenhang ist auch das Fehlen eines Mindestlohnsein entscheidender Wettbewerbsvorteil. Faktisch handelt es sich um die Keynesianische Subventionierung von Unternehmen, die Minilöhne zahlen oder Minijobber beschäftigen; denn wer von seinem Lohn seine Familie nicht ernähren kann, hat Anspruch auf Aufstockung durch Hartz IV. Die Allgemeinheit wird belastet, das Unternehmen entlastet.
- Schließlich sind einige weitere Keynesianische Maßnahmen der Bundesregierung zu nennen: Die Abwrackprämie, ein Infrastrukturprogramm, die Förderung erneuerbarer Energien, die Vertaatlichung der einen und der anderen Bank und – vielleicht am wichtigsten – auf dem Höhepunkt der Krise die Garantie aller Bankanlagen, was viele kleinere Banken vor der Insolvenz gerettet hat.
Kurzum: Eine Mischung aus strukturellen Vorteilen, neoliberaler Sozialpolitik und Keynesianischer Ausgabenpolitik hat dazu geführt, dass Deutschland vor, in und nach der krise von 2007ff. relativ gut da stand. Man kann nicht ein Rezept allein – schon gar nicht das Sparen allein – für den deutschen Erfolg verantwortlich machen und den anderen Ländern aufschwätzen wollen.
Am wichtigsten jedoch war die Gemeinschaftswährung selbst. Sie hat für die meisten Länder im Süden der Eurozone zunächst ihre Exporte verteuert, jedoch ihre Kreditkosten verbilligt. Für Deutschland wurden die Kreditkosten geringfügig höher, die Exporte dafür billiger. Es entfiel außerdem für deutsche Exporteure das Kursrisiko. So wurden die Ungleichgewichte innerhalb der Eurozone immer ausgeprägter. Deutschland konnte seine industrielle Überlegenheit ausbauen, während billige Kredite im Süden und Westen einen Immobilienboom finanzierten, der wiederum Deutschland nutzte, weil Immobilienbesitzer, Bauarbeiter und Bankleute ihre Gewinne nutzten, um deutsche Exportartikel zu kaufen. Die Politiker konnten in dieser Zeit des billigen Geldes unangenehme Entscheidungen aufschieben. Als der Boom platzte, die Banken vor dem Zusammenbruch standen und der Staat gefordert war, fehlten die Rücklagen.
Der Euroboom hat also die ohnehin bestehenden strukturellen Ungleichgewichte in der Eurozone verstärkt, der Eurocrash verstärkt sie weiter, indem südeuropäische Regierungen unter deutschem Druck ihre Volkswirtschaften weiter in die Depression hineinsparen.
Auf Dauer geht das natürlich nicht gut. Denn Europa ist unser wichtigster Markt. Hat die Krise bislang Deutschland im Verhältnis zum Rest Europas gestärkt, wird nun klar, dass die von Kanzlerin Angela Merkel verfolgte Politik des Kaputtsparens seiner Kunden ein wenig kurzsichtig ist. Und nicht nur, weil ein bankrotter Staat auch nicht in der Lage sein wird, die von Deutschland garantierten Milliarden zurückzuzahlen.
Nach der Wahl wird Merkel daher den Kurs gegenüber den Euroländern ändern, vielleicht sogar radikal. Das macht ihr keine Probleme, die Kanzlerin steht ja als Protestantin fest auf dem Grundsatz: „Hier stehe ich, ich kann auch anders.“ Eher dürfte ihr die FDP Probleme machen. Deshalb wird die Kanzlerin es nicht ungern sehen, wenn die „Alternative für Deutschland“ es schafft, die FDP aus dem Bundestag herauszuhalten. Dann gibt es eine Große Koalition und eine Keynesianische Politik für Europa. Hoffentlich ist es dann nicht zu spät, die Lebensgeister des Patienten zu wecken.
Hallo Alan,
Du schreibst „Schade, dass Klaus Schaack (in den Tod getrieben von einigen ostdeutschen Vorgesetzten bei Inwent) das nicht mehr lesen kann.“
Das haut mich jetzt aber um. Ich kannte den Kusel noch aus den 70er Jahren (FUB-Ökonom, Verband…). Und der ist tot???? Wann ist das denn passiert?
Gruß
Holger
@ Alan Posener
Ideen (Auswahl):
Zunächst sollten Sie „Markt“ definieren und vor allem Markt gestern, Markt heute.
Etwas Geschichte wäre mir lieb, z.B. wie es früher gesunde Reflexe gegen Fusionen und Kartellbildung gab und wie es kommt, dass diese umgangen werden konnten.
Dann natürlich, was Marktgegner alles miteinander vermischen. Der eingestreute Antisemitismus/-zionismus, vollkommen unberechtigt, schaut man sich die 100 größten Firmen an:
http://money.cnn.com/magazines.....full_list/
Die verschobene Wahrnehmung (alles, was mit dem „Markt“ zu tun hat, wäre schlecht).
Vielleicht haben Sie ja Rothkopfs Buch gelesen, darin stehen einige interessante Betrachtungen.
Grundsätzlich gehört der Wachstumsgedanke dazu: Ist Wachstum um jeden Preis etwas Unmoralisches, siehe hier:
http://www.zeit.de/gesellschaf.....ettansicht
Schwarze Schafe werfen riesige Schatten. Es wird dann aus dem Auge verloren, dass es auch unter Großen Anständigkeit gibt. Nicht jeder ist Bernie Madoff, und Megalomanie wird als Krankheit betrachtet.
Außerdem: Behindern undifferenzierte Großdemonstrationen wie jetzt gerade Blockupy Frankfurt, wo sich unterschiedliche Anliegen mischen, nüchterne Auseinandersetzungsprozesse, zu denen auch die Großen bereit sind, wie man an Anshu Jain einigermaßen sieht?
Wird zu wenig geredet und ausgehandelt, und wenn, dann hinter verschlossenen Türen? Ist mangelnde Transparenz schädlich für Moral (denke schon)? usw. Bin gespannt, wie Sie das aufziehen. Der Punkt Entfremdung durch Algorithmen und zu große Schnelligkeit erscheint mir auch wichtig.
Schön wäre auch, wenn Sie mal Stellung zum Eindringen in die Privatsphäre des Einzelnen, z.B. durch die Google-Brille, machen würden. Das ist m.E. unmoralisch.
Unmoralisch sind auch Boykotte jeglicher Art. Boykottiert man Kleidung aus Bangladesh, gehen die Näherinnen dort vor die Hunde. Also muss man die Industrie unter Druck setzen (moralisch) wie auch die Politiker in Bangladesh, und Gewerkschaften wie auch Kleinkreditgeber dort stützen. Der Markt hat immer zur Versklavung geneigt. Am besten wäre, er reinigte sich selbst moralisch, denn wann immer die Politik das machte, versklavte die Politik statt dessen die Menschen. Der Pacman-Markt versklavt die Kleinen, die Politik die Tüchtigen. Also muss der sogenannte Markt sich wieder mehr in die Mitte bewegen, und das müsste er können, da hier die Klügeren werkeln. Aber das braucht Zeit. Und den Willen dazu. Und eine stärkere Öffentlichkeitsarbeit. Die Bilderberger z.B. erscheinen mir mit ihrer Chapman-Methode antik. Sie sollten Öffentlichkeitsarbeit anstreben. Am meisten fürchte ich politisch drastische Entscheidungen in Krisen, weil die fast immer verkehrt sind.
Im Prinzip besteht zu wenig Transparenz, den Völkern werden ökonomische Vorgänge zu wenig (mit notwendigen Vereinfachungen) erklärt, der Grad an freiwilliger Uninformiertheit und Ersatz durch Ideologisierung ist hoch. Dadurch entsteht auf der Gegenseite auch Unmoral.
In Wirtschaftskrisen braucht man Nüchternheit und Transparenz, wie man am Gegenteil (NSdAP) und seinen Folgen sieht.
Anm.: Las anlässlich des BB-Treffens in GB einige harsche Kommentare und Unterstellungen. Eine Verrücktheit davon lautet, es gäbe Interessen, die die Menschheit um mindestens zwei Drittel reduzieren wollten. Solche Genozide kennen wir von Hitler, Stalin, Mao. Das hatte nichts mit Markt zu tun. Der Markt schützt vor Genozid, denn warum sollte er seine Konsumenten umbringen wollen? Das wäre wirklich das Ende der Geschichte. Das Positivste am Markt ist, dass er die Menschen braucht, daher halte ich den Ersatz des Menschen durch die Maschine für gefährlich, denn die Maschine kann zwar den Arbeiter ersetzen, nicht aber den Konsumenten. Wie die Maschine kein Geld verdient, kann sie auch nichts kaufen.
Nachtrag:
Hier der erwähnte Artikel im Economist:
http://www.economist.com/news/.....neuer-deal
und hier auch ein guter Artikel aus der Welt von Inga Michler:
http://www.welt.de/dieweltbewe.....Alter.html
Und hier noch ein Überblick zum Berufsausbildungssystem in Deutschland:
http://de.wikipedia.org/wiki/Duale_Ausbildung
http://de.wikipedia.org/wiki/B.....schland%29
Lieber Herr Posener,
„Aber eine frühe Ausbildung kann sich ab einem Alter von 50 in einen Nachteil verwandeln.” Die in der Lehre erworbenen Fertigkeiten “veralten immer schneller”, so Wössmann.2
Was heißt für Sie frühe Ausbildung?
Wieviele Auszubis gibt es noch die 16 Jahre alt sind. wenn sie mit ihrer Ausbildung beginnen.
Und dann wäre da noch das longlife learning sprich die kontinuierliche Weiterbildung!!
Die berufliche Ausbildung ist heute noch mehr das was Sie zur Ihrer Gesamtschullehrerzeit erlebt haben!!
Dass es hier Defizite gibt speziell in Klein(st)betrieben steht außer Frage. Und ob das duale Berufsschulwesen 1:1 ins Ausland, sprich nach Spanien, Indien und China wie auch die USA zu exportieren ist, mag ich ebenfalls bezweifeln.
Dennoch hat sich das System trotz aller Schwächen als ein nachhaltiger Marktvorteil für Deutschland erwiesen.
Das sich die erworbenen “ Fertigkeiten “ immer schneller veraltern steht auch außer Frage.
Aber dieser Prozess beschränkt sich zunehmend nicht bur auf Lehrberufe, sondern auch auf die akademischen Berufszweige, siehe intelligente Software bei Anwälten, intelligente Software bei wissenschaftlern.
http://www.nytimes.com/2011/03…..&_r=0
http://www.infowars.com/robo-r…..urnalists/
Was machen Sie heute mit einem 50 jährigen Börsenmakler, der letztlich durch den computerisierten Börsenhandel ersetzt wird.
Vielleicht wird er Curry Wurst Verkäufer wie bei uns um die Ecke:
http://www.youtube.com/watch?v=lfgUPWhRelI
Was machen Sie heute mit einem Bankangestellten wie z.B. in Stockholm wo Sie nur noch bei einer Bank Bargeld erhalten und der Zahlungssverkehr fast nur noch online funktioniert.
Die Innovationsgeschwindigkeit erstreckt sich heute nicht mehr auf die Blaumännergruppe sondern hat auch die white collar Personen im Focus.
Daher sollten wir doch vielleicht einmal mehr über den Tellerrand blicken, als immer auf dem gleichen Gleis zu verharren.
Industrie 4.0. steht vor der Tür und die
“ disruptives technologies “ werden hier noch erhebliche Spannungen hervorrufen.
P.S. Markt und Moral … ein spannendes Thema speziell nach den Experimenten in Bonn.
Hier schon einmal etwas Lektüre:
http://www.zeit.de/2013/21/wir.....experiment
http://www.eurekalert.org/pub_.....051013.php
http://notesonliberty.com/tag/armin-falk/
http://www.science20.com/news_.....sts-111691
http://www.huffingtonpost.com/.....67995.html
und hier z.T. interessante Kommentare der Leser wie z.B.
Much of ethical dilemma also depends on how the choice is presented. Humans will mostly follow the path of least resistance & complexity. Look at how organ donors rates vary widely among very similar cultures (e.g. Germany = 12% vs. Austria = 99%!) merely based on which the default choice was (opt in vs. opt out). So the baseline may be different if instead of offering €10 for a dead mouse, you framed it as, how much would you pay for the mouse to be saved. Then introducing complex trades might naturally make people take the easy path out (no agreement, dead mouse). People are very, very irrational creatures
aus:
http://arstechnica.com/science.....comments=1
Die Diskussion Markt und Moral kann man derzeit auch sehr gut am konkreten Beispiel in Bangladesh mit den dortigen Textilfabriken verfolgen oder auch bei Apple, siehe:
http://www.guardian.co.uk/tech.....our-supply
Das Milgramm Experiment :
http://de.wikipedia.org/wiki/Milgram-Experiment
hat diese Problemstellungen schon bereits in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts sehr gut dargestellt.
Vorschau: Dienstag beschäftige ich mich mit der Frage, ob der Markt die Moral zerstört, wie neulich mit Bezug auf einen Bonner Versuch in „Science“ und der „Zeit“ zu lesen war.
Zum dualen System schreibt der Economist diese Woche (ich übersetze): „Das System existierte doch schon in den 1990er Jahren, als Deutschland der ‚kranke Mann Europas‘ war und eine hohe Arbeitslosigkeit hatte. Deutschlands heutiger Erfolg ist wohl eher den Reformen des Arbeitsmarkts und der Sozialsysteme vor zehn Jehren und der Lohnzurückhaltung der Gewerkschaften zu verdanken.“ Außerdem spiele der Rückgang der Bevölkerung eine Rolle: Mehr offene Stellen stehen weniger jungen Menschen gegenüber.
Die Zeitschrift gibt außerdem – unter Bezugnahme auf den auch von mir sehr geschätzten Bildungsökonomen Ludger Wössmann – zu bedenken, dass zwar das duale System gut funktioniere, wenn es darum geht, jungen Menschen Arbeit zu vermitteln. „Aber eine frühe Ausbildung kann sich ab einem Alter von 50 in einen Nachteil verwandeln.“ Die in der Lehre erworbenen Fertigkeiten „veralten immer schneller“, so Wössmann. Die niedrige Jugendarbeitslosigkeit heute werde also möglicherweise „um den Preis höherer Altersarbeitslosigkeit morgen“ erreicht.
Schade, dass Klaus Schaack (in den Tod getrieben von einigen ostdeutschen Vorgesetzten bei Inwent) das nicht mehr lesen kann.
Lieber Parisien
„Er klagt wie immer, hat immer ein Feindbild (irgendwen, dem es besser geht) und checkt nicht, dass jobs rarefiziert wurden. Also Maschinensteuer. Die Maschine sollen bitte auch Rente und Alo ausspucken.“
Etwas mehr zur Erläuterung der “ Maschinensteuer “ finden Sie hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/W.....ungsabgabe
Und hier finde Sie weitere Argumente für die Einführung einer Wertschöpfungs-/Maschinensteuer:
http://www.zeit.de/1986/19/ein.....ettansicht
Schagwort:
Mehr Reichtum, weniger Arbeit
In einem früheren Beitrag habe ich bereits auf Dahrendorf hingewiesen, der schon Mitte der siebziger Jahre die Einführung der Masschinensteuer forderte.
Zum Thema:
http://www.welt.de/wirtschaft/.....ndern.html
Normalerweise gibt es im April weniger Arbeitslose als im März. Sozialismus hilft natürlich nicht, wie man hier an Frankreich sieht.
Alan Posener, Sie wollen doch ein Europäer sein. Wie können Sie nur wagen, zu fragen: „Warum geht es UNS so gut?“
Wahre Lachnummer das hier:
http://www.achgut.com/dadgdx/i.....en_wagen_4
Hauptsache, die Grünen werden nie recyclet.
Wenn es nicht so traurig wäre
Humorstudie:
Die Engländer können’s besser, allerdings haben sie’s hier etwas leichter. Ich weiß ganz genau, wer mitlacht, die, denen nur das Lachen noch geholfen hat.
Es ist alles dabei von „Are you an anti-steamite“, über „Is it an SS-kettle? SS=stainless steal“ zu „mein cup-pf“.
Am humorlosesten der Bericht im Spiegel. Leserkommentare ausgeschaltet, es könnte ja gelacht werden:
http://www.spiegel.de/panorama.....02503.html
Die Leser der Welt haben den Gang Vorsicht eingeschaltet:
http://www.welt.de/vermischtes.....itler.html
Der telegraph und seine Leser können sich nicht mehr halten:
http://www.telegraph.co.uk/new.....enney.html
Darf man über so was lachen? In England auf jeden Fall.
Mehr hilft übrigens auch nicht. Alle klugen Beteuerungen machen ihn nicht weg. Und wenn man gleichzeitig Israel selektiv kritisiert oder boykottiert, sind die Beteuerungen doch nur Heuchelei.
@A.M.
Sie dürfen davon ausgehen, daß ich Ihre Ironie schon verstanden habe – und nicht als einsamer, sich missverstanden fühlender „Taschenmacho“ in der Ecke sitze und über meinem in den Händen verborgenen Kopf die Denkblase mit dem Inhalt „Was mache ich denn bloß verkehrt..“ dräut.
Trotzdem finde ich Ihre Aussage bemerkenswert: Alles zu problematisieren mag zwar sensibilisieren, aber bei so viel „Achtsamkeit“ wird gar nix mehr passieren – und Überforderung überall. Und ja, die männliche ArtProbleme zu dikutieren und lösen zu wollen ist auch lustig, wunderbar dargestellt in Loriots „Papa ante portas“ – mit der mindestens so wunderbaren Evelyn Hamann im Polyäthylen-Balett.. Ich finde, so wie wir als Schüler nach dem Französisch-Unterricht verballhornend „vive la difference“ blökten – „es lebe der kleine Unterschied“ – so soll es sein – oder?
@M.B., Parisien
auch Parisiens Thesen sind bemerkenswert: Das duale System war auch immer einseitige Industrieförderung (und Zunft bzw. Kartellbildung). So wichtig ich den Zusammenhang zwischen Theorie und Praxis finde, so störend ist oft die Ausbildungsgläubigkeit. Ich (z.B.) könnte Wasser- und Elekroinstallation, darf es aber aus bekannten Gründen nicht. Ein US-Amerikanerin, die meinen Hang zum Autodidaktischen, sowie Deutschland ziemlich gut kannte, sagte mir (in den 1980ern) öfter: Komm mit nach USA, da wirst du glücklicher, als hier. Ich weiß, M.B., die Wirklichkeit ist (derweil) sicher anders – aber mir geht’s jetzt mal um die Einstellung und das Kulturelle dahinter. Man könnte den Export des Dualen Systems (böswillig) auch als „Kulturimperialismus“ bezeichnen.
Lieber Moritz Berger,
Sie haben ja nicht wirklich protestiert. Schrott war etwas provokativ. Im Grunde habe ich ausgedrückt, was ich meinte: Es handelt sich m.E. wohl um eine Rationalisierung, bei der der geistig hochqualifizierte demjenigen, der wenigstens die Handarbeit kann, die Arbeit wegnimmt, zusammen mit der Maschine.
Arbeitslose Akademiker: Das lese ich immer in Zusammenhang mit Spanien. Da muss man etwas vorsichtig sein. Nicht alles, was sich heute Akademiker schimpft, gehört in diese Kategorie.
Mein eigener Einser geht vermutlich, allen Widernissen zum Trotz, den Weg des Muts, anders kann man das nicht nennen: Geisteswissenschaften, u.U. sogar Geschichte. Ich wollte schon immer einen Historiker in der Familie haben. Nun ist der so begabt, dass sie den hoffentlich nie von der Uni lassen, aber sicher ist das nicht. Trotzdem meine ich, dass man in einer verwirrenden Zeit am besten nach Neigung und Begabung studiert, um sich etwas Besonderes zu bewahren: Kreativität und inspirierte Qualifikation.
Der Rest ist schlicht bekloppt, weil er klagt, aber nicht kapiert, um was es geht. Er klagt wie immer, hat immer ein Feindbild (irgendwen, dem es besser geht) und checkt nicht, dass jobs rarefiziert wurden. Also Maschinensteuer. Die Maschine sollen bitte auch Rente und Alo ausspucken. Wenn UvL nach Espanja jettet und denen „Programme“ verspricht und 5000 aufnehmen will, muss ich bitterlich lachen oder herzlich weinen. Im aktuellen Spiegel schreibt ein Autor (Name nicht parat), warum er nicht wählt. Im Prinzip macht er 147 Mammutfirmen dafür verantwortlich, dass Politiker nur noch Lakaien sind und der Souverän nichts mehr ausrichtet. Ob das noch mal umgedreht werden kann, der Mensch und sein Leben wieder mehr zählt (auch bei Firmenchefs) als Rationalisierung und Profitmaximierung, weiß ich nicht.