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Peer, der Patzige, schenkt reinen Wein ein

Der diskrete Charme der Bourgeoisie und die Volksnähe. Upstairs, downstairs. Peer hat wieder gepatzt und BILD hat es gemerkt. Er werde keinen Wein kaufen, der unter fünf Euro koste. Das gilt jetzt als arrogant, als abgehoben: Steinbrück, der Schnösel.

Der SPD-Kanzlerkandidat läuft damit in die Merkel-Falle. Mutti ist immer bescheiden, nicht nur, weil die Natur es ihr nahegelegt hat, sondern weil sie eine preußische Protestantin ist: Dienend verzehrt sie sich im Amt. Damit verdient man sich in deutschen Landen zugleich den Respekt des Volkes. Schon Heinrich Heine hatte uns gewarnt vor Politikern, die Wasser predigen, aber Wein saufen. Meint: teuren Wein, nicht das Aldi-Gesöff für 2,49€.

Steinbrück ist tragisch, denn er hat natürlich recht. Jeder Winzer, etwa an Rhein und Mosel, wo diese wunderbaren Rieslinge herkommen, kann erklären, was in der Flasche ist, wenn man sie als hippen Pinott Gritscho über die Alpen gefahren hat und nun für einen Spottpreis ins Regal stellt. Der Preis im Einzelhandel wird erkauft mit einer ökologisch fragwürdigen Landwirtschaft, mit Hungerlöhnen bei Herstellung und Transport, einer notwendig miesen Qualität: Aber der Verbraucher will es, jedenfalls erzeugt er diese Kaisalkette durch sein Kaufverhalten.

Abgestimmt wird an der Kasse. Wir sollten uns auf anständigen Riesling vom Rhein konzentrieren, auch wenn es dann nur für eine halbe Flasche reicht. Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken. Aber ist das eine sozialdemokratische Position? Ist das für den Boulevard politisch korrekt? Darf man das sagen? Nein, es klingt dekadent.

Das erinnert mich an Karl-Heinz, der zu Hause einen 5-Liter-Tetra-Pak-Sack mit Zapfventil hat, wo ihn die Null-Sieben umgerechnet keine 2 € kostet. Der Wein kommt aus Neuseeland oder Südafrika oder Australien und hat etwas, das Karl-Heinz „vollmundig“ nennt. Im Keller hat er noch zwei Säcke zu je 5 Litern, falls mal Besuch kommt. Ich war dabei, als er das einem Italiener erzählte, der daraufhin in blankem Entsetzen zu verzweifeln drohte. Aber der Reihe nach.

Im Antico Martini treffe ich Professor Federico Etro von der Università Ca‘ Foscari di Venezia zum Essen. Vielleicht werden wir auch ein Wort über den Verkauf der nahen Raffinerie verlieren, vielleicht. Er hat einen unglaublich steilen Anzug mit einem so deutlichen  Nadelstreifen, dass er der Requisite eines italoamerikanischen Films entstammen könnte. Darunter trägt er ein blaues Hemd mit Haifischkragen und eine ziemlich rote Krawatte. Das Sacco ist sehr eng geschnitten; es scheint den zugeknöpften Knopf abreißen zu wollen. Das dunkle Haupthaar wohl geschnitten, aber natürlich zu lang. Es schlenkert am Handgelenk eine Tudor mit Tauchring; Insider wissen, dass diese Nebenmarke von Rolex zum Understatement in seiner eitelsten Form schlechthin gehört.

Federico überschüttet mich mit Entschuldigungen, weil er zu spät sei, um dann sogleich nach dem Befinden meiner Frau Mutter, den Kindern und dem Privatleben zu fragen. Die dritte Frage in dieser Reihe meint die Freundin, deren Existenz wie selbstverständlich unterstellt wird. Es wird nicht erwartet, dass man in Details geht. Man teilt hier das Leben generell in drei Bereiche, die absolut nichts miteinander zu tun haben: Geschäft, Familie, Privates. In jedem Bereich gelten völlig unterschiedliche Gesetze. Mit keinem Wort erwähnt der Ökonomie-Professor das Wirtschaftliche.

Hinzu kommt, eine halbe Stunde ist ins Land gegangen, der deutsche General Manager der italienischen Tochter eines internationalen Chemieriesen. Er heißt Karl-Heinz, erlaubt uns aber, ihn Charly zu nennen. Noch im Anlauf legt er sein gelbes Sakko, zu dem er eine braune Hose trägt, ab, und wir werden der Tatsache angesichtig, dass er Hemden mit kurzen Ärmeln bevorzugt.

Schlimmer noch: Das zur Kombination (so nennt man bei C&A wohl den Anzugersatz, den er schleppt) getragene Freizeithemd hat angeknöpfte Kragenecken („button-down“), unter die er einen Schlips gebunden hat. Button-down, short sleeves and tie: Das gilt weltweit als Killer-Kombi. Charly hat Chemie studiert und sich dann aus dem Labor („Per aspera ad astra, das ist Latein, meine Freunde…“) um die Welt bewegt, bis er „global-assignment-mäßig“ dran war. Er fragt zur Eröffnung, was der Laden (die Raffinierie) wohl kosten wird. Die Olive nimmt er mit den Fingern und grinst uns, das restliche Öl von den Fingern ableckend, grundfröhlich an.

Die Italiener bezweifeln, dass die Deutschen eine Kulturnation sind. Ich spüre den verhaltenen Ekel, das routinierte Entsetzen vor dem Karl-Heinz aus dem Labor. Federico versucht gleichwohl die Situation zu retten, in dem er erzählt, er habe den englischen Thronfolger, den er aus Oxbridge kenne, zur Eröffnung seines Institutes eingeladen.

Leider habe Charles abgesagt. Er fingert einen Brief aus seinem Sacco und liest vor: „His Royal Highness was very grateful for the invitation, however, after considering the possibilities, I regret that he has reluctantly concluded that this is not something he will be able to take on. I am sure you will understand that the pressures on his diary mean it is not possible to include all the engagements he would wish to undertake. He is so sorry.“ Die Lebensart besserer Kreise.

Was sagt da der „Namensvetter“ (Karl-Heinz über sich als Charly) über Prince Charles? „Wie, er hat nicht mal selbst geschrieben? Nur sein Privatsekretär. Da habe ich aber bessere Beziehungen, lieber Frederico…“ Federico versucht sich in dem Hinweis, dass er nicht Frederico heißt. Ohne Erfolg. Charly kennt sogar den Besitzer von Chelsea, aus alten Zeiten in Moskau, wo sie im „Nightflight“ waren, was ein ganz schlimmer Laden ist. Lautes Lachen. Bedeutungsvolles Anschauen.

Nach dem Essen lässt es sich Charly nicht nehmen, die Rechnung bezahlen zu wollen. Er nimmt den Bon und kommentiert kopfschüttelnd die 68€ für eine Portion Pasta mit Trüffeln. Es sei zwar ein Hauch Blattgold auf den Trüffeln gewesen, aber für das Geld… seien schließlich auch nur Nudeln, diese Pasta.

Ganz ausrasten sehen wir ihn, als er entdeckt, dass der Wein mit einem dreistelligen Betrag auf der Rechnung steht. Das findet er dekadent. Womit wir wieder bei Peer Steinbrück und Angela Merkel sind. Der deutsche Karl-Heinz wird Mutti wählen. Peer wird Muttis Kassenwart. Nix wie wech: Gen Italien!

 

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35 Gedanken zu “Peer, der Patzige, schenkt reinen Wein ein;”

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    @Silke: „kommt auch gut zu Bratkartoffeln …“
    Ok., Silke, es gibt so Obsessionen und ich will Sie nicht hängenlassen, obwohl mir reiner Gastronomiejournalismus und Rezeptaustausch ein Graus sind (ich habe damit angefangen, mea culpa): Sie geben Öl oder ein Fett nach Ihrem Geschmack in eine Pfanne und braten bei ca. 30% der Kochplattenleistung die Kartoffelstückchen (5 – 10 ccm) laaangsam (slow food). Bei rohen Kartoffeln die ersten 20 min mit Deckel. Vooorsichtig wenden. Weil das so lange dauert, entstehen zwischenzeitlich gerne die gleichnamigen Verhältnisse. Auch hier ist Vorsicht geboten.

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    @Parisien: Die Fischsuppe aus dem Feinkost- und Fremdsprachenladen ist einen Versuch wert. In der Prinzenallee kaufe ich immer Lamm ein, meist in einem Fleisch- und Gemüseladen, in dem der Schlachter kein Deutsch versteht, und auch sonst niemand außer dem freundlichen Mann an den Gemüsetüten. Auch in verschriftlichter Form ist kein deutsches Wort zu finden. Vielleicht sollten die mal in den Fremdsprachenladen gehen, es könnte beiderseits den Umsatz ankurbeln? Es ist jedenfalls sehr angenehm dort beim Schlachter, ein bisschen wie im Urlaub, und die Lammkeule ist sehr günstig und gut.

    Das Berliner Mikrobier, @Moritz Berger, werde ich mal probieren; vielleicht widerlegt es meine Meinung, dass es in Berlin kein gutes Bier gibt und aufgrund des harten Wassers auch nicht geben kann. (Das trifft womöglich nur für Pilsbiere zu und muss ggf. eingeschränkt werden.)

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    als ich einst im Rheingau wohnte, galt die Regel, daß die ersten beiden auf der Karte für die Einheimischen sind …

    Derart geschmacklich geprägt, fühle ich mich nunmehr im Norden ansässig mit Rotkäppchen Riesling zu in der Regel 3,33 gut bedient.

    Vielleicht sollte die Grundfrage sein, ob eineR ein Trinker oder ein Schlürfer ist.

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    …achso: italienisch essen ist eine gute Sache, gerade im Prenzlauer Berg, wo es gute Italiener gibt, aber die seltenen Gelegenheiten, auswärts essen zu gehen, vertrödele ich nicht mit guten Pastagerichten, die ich selber kochen kann, sondern gehe direkt zur Sushibar Omoni in der Kopenhagener Straße. (Auch in der Lychener Straße gibt es eine sehr gute, wahrscheinlich sogar noch etwas bessere Sushibar.) Wenn man immer nur Sushi essen geht, wirkt das oberflächlich betrachtet zwar etwas eintönig, aber immer wenn die seltene Gelegenheit da ist und wir abends zum Essen ausgehen und überlegen, wo es denn diesmal hingehen soll, läuft es immer auf dasselbe Sushi hinaus. Und wenn ich jetzt darüber nachdenke, finde ich das auch gut so.

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    Ich kaufe eigentlich auch selten Wein für unter 5 Euro, trotz chronischem Geldmangel, und kann an der Äußerung Steinbrücks nichts Unpassendes finden. Wobei es neulich bei Lidl einen Sonderposten Chianti gab, für unter 4, der war wirklich gut…Aber das sind Ausnahmen. Wenn man die Nase voll hat von billigem Wein, und niemand in der Nähe, der guten spendiert, dann sollte man Bier trinken, und das was Moritz Berger hier vorgestellt hat, macht wirklich einen sehr guten Eindruck.

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    @68er

    Das Gemünder Obergärig, schmeckt das wie Kölsch?

    Kann ich nicht sagen, weil er bisher nur die anderen Sorten probiert habe

    @KJN

    Die Einschränkung > 16 < 16 gilt mittlerweile für alle Bierangebotswebseiten, siehe auch http://www.heineken.com

    Die Vielfalt der Biere in Portugal beschränkt sich leider mehr oderweniger auf 7 Brauereien:

    http://en.wikipedia.org/wiki/Beer_in_Portugal

    Hingegen gibt es in Italien bereits über 400 Microbrauereien.

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    Von USA gesehen: „Don’t make no difference ‚round here: We frack fEr gas! Where’s the Dow ?“ Von Brasilien: „Wenn die Euros mehr Wald zum Klimaschutz wollen, sollen sie erstmal die Weinberge am Rhein mit Tannen und Eichen bepflanzen!“. Re: Charles von Sachsen-Gotha-Coburg-Hanover – siehe Video: „Prince Charles Hypocrite“. Fuer Gaeste hat der Portugiese – als Idiot in Brasilien’s Witzen – die richtige Flasche bereit: Der Brasilianer fragt den Portugiesen: „Warum hast du immer eine leere Coca-Cola-Flasche in deinem Kuehlschrank ?“ Antwort des Portugiesen: „Die leere Flasche ist fuer den Gast welcher nichts trinken moechte!“

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    @ KJN

    „Als Mediziner wissen Sie sicher auch, daß der Fettstoffwechsel trainiert sein will – will man nicht überproportional (vegetarisch) verfetten.“

    Nein, wusste ich nicht. Dies ist mir nur von der Leber bekannt. So hängt einer, der selten etwas trinkt, oft mehr dabei und danach durch als einer, der jeden Abend zwei Gläser Wein trinkt, obwohl Letzterer eher als Alkoholiker eingestuft wird.
    Ich wusste nur, dass Fleisch ohne Fettanteil knochentrocken wird, vor allem gebraten. Danke für die Ausführungen zu Latkes. Kulturen sollten sich jedenfalls gegenseitig befruchten.

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    KJN

    das war jetzt richtig gemein von Ihnen, wo mir schon den ganzen Tag beim Gedanken daran, das Wasser im Mund zusammen lief.

    Wirklich gute Bratkartoffeln gehören genau wie richtig gute Salzkartoffeln zu den ganz ganz selten irgendwo zu findenden Genüssen und sind, da sie viel Übung erfordern, für Gelegenheitsköche zuhause drum gar nicht machbar.

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    Der zentrale Unterschied besteht doch aus der Frage, ob man eine Rolex braucht, um die Zeit abzulesen und ob 2,50€ ausreichen, um eine Flasche vernünftigen Wein zu erwerben.
    Ich vermute, dass die Zeit die gleiche bleibt, auch wenn ich sie vom Handy oder von der als WM-Fanrestutensilie erworbenen Brasilienuhr ablese.
    Und mein Lieblingshemd stammt vom „schwarzen Mann“ (das ist politisch nicht korrekt, aber so bezeichnet er sich selbst), der diese Unikate aus Ghana importiert und auf dem Berliner 17. Juni für 45€ das Stück verkauft.
    Ach ja: Der Wein muss erstens schmecken und sollte zweitens am nächsten Morgen nicht den Kopf dominieren. Dass das selten unter 5€ geht, ist keine Imagefrage wie bei Hemd und Uhr.

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    @Moritz Berger
    Ja, komisch, daß so eine einfache (dezentral durchführbare) Sache, wie Bierbrauen von multinationalen Konzernen durchgeführt wird. (Sagres finde ich trotzdem gut.)
    Die Gemünder Brauerei (Ihr Link) hat ja wohl eine knallharte, kaum zu umgehende Altersbeschränkung. Da müssen sich die Jugendlichen ja richtig was einfallen lassen..

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    @Silke „Bratkartoffeln essen und sterben..“
    Das Lokal heißt „Schwiegermama“ und ich lebe noch 😉 Die Bratkartoffeln bekommt man zur Stärkung, wenn man Schnee schippt oder überhaupt mal vorbeifährt, um nach dem Rechten zu sehen. Dazu passt sicher auch der „Duft“ von Bratkartoffeln.

    @Parisien: „Latkes – Kartoffelpuffer – Rievkooche“ Ich weiß nicht, was zuerst war, aber ich glaube, das gibt’s seit anno Sir Walter Raleigh oder Friedricus Rex II und ist absolut das Gleiche. Besonders in der Darreichungsform mit Apfelkompott.
    Kleftiko-Lamm schmeckt wohl am besten, wenn’s auch echt geklaut ist und – ja – auch das mag ich, aber nicht zuviel Zimt.
    Und sicher kenne ich I nicht so gut. Interessant ist, was Sie über durchwachsenes Fleisch schreiben. Nicht allein, daß es besser schmeckt: Als Mediziner wissen Sie sicher auch, daß der Fettstoffwechsel trainiert sein will – will man nicht überproportional (vegetarisch) verfetten.

    Aber ich werde jetzt nicht den Fehler fortsetzen und (altersangemessen) über Essen schreiben, denn alles, über das allzuviel geschrieben wird, scheint allzuschnell Vergangenheit zu werden.

    Zu A.M.: Ja, sie macht das sicher ganz gut. Aber sie erzählt nicht die Wahrheit.

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    @KJN

    In Portugal esse ich gerne das Alltagsessen Bakaljau (Stockfisch) mit einem guten lokalen Bier “Sagres” oder “Superbock

    Seit wann ist Sagres lokales Bier in Portugal?

    Ich glaube da haben Sie beim letzten Mal wohl etwas zu tief ins Bierglas geschaut.

    http://en.wikipedia.org/wiki/Central_de_Cervejas

    Lokales Bier finden Sie z.B. in Ingelheim beim Goldenen Engel:

    http://brauhausgoldenerengel.de/

    aber leider noch nicht in Portugal:

    http://www.europeanbeerguide.net/portbrew.htm

    außer :

    http://www.lusitana.com/

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    @ KJN
    Es gibt doch auch kaum etwas Besseres als kleftiko, oder? Fast jeder Ältere kehrt zum Basalen zurück. Mein Exodus aus sporadischen Experimenten kam, als sie anfingen, die feinere cuisine mit Schokolade anzureichern, igitt. Solche zweifellos Kreativen sollten lieber malen statt kochen. Mein alter Bocuse, einer der ersten, ist übrigens sehr bodenständig. Was Italien betrifft: Man kann dort günstig sehr gut essen. Es steht dann auch so was wie Ossobuco (Beinscheibe) auf der Karte, köstlich. Nichts für Leute, die beim Metzger vom Lammrücken das Fett absäbeln lassen. Wie in jedem Land muss man Ansässige fragen, was gut ist und nicht immer auf Ruf, vor allem von Prominenz oder Schischi aufgebauschten Ruf, oder nur schönes Milieu achten. Kann Ihren Ausführungen also im Prinzip voll zustimmen, außer dass ich anmerken muss, dass Sie Italien möglicherweie nicht gut genug kennen.
    Wie die Küche das Bewährte doch als Bestes bereit hält, glaube ich, dass A.M. sich in der Wirtschaftskrise insgesamt bewährt, vor allem, wenn ich das amerikanische Disaster damit vergleiche. Patentlösungen gibt es nicht.

    Frage an Sie: Ist Latkes genau dasselbe wie Kartoffelpuffer und was war zuerst da?

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    KJN

    Bratkartoffeln essen und sterben – wie heißt das Lokal?

    PS: ich gehe nicht exotisch essen, außer es ist ne Küche, die ich lokal nicht kenne, die kann mir dann wenigstens nicht die Erinnerung versauen.

    Es ist ja nicht nur das Essen, es sind ja auch die Düfte (und die Geräusche) rundrum – ich jedenfalls kann mir nicht vorstellen, daß Sauerkraut und Rippchen auf einer griechischen Insel zum Hochgenuss werden.

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    @Angela.Merkel
    hab ich auch so verstanden – ich habe nur den Faden weitergesponnen, weil er so schön, das Gaga von dem Mutti-Gebrabbel und/oder dessen Umdefinierversuchen illustriert

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    KK: „68€ für eine Portion Pasta mit Trüffeln“
    Ich gehe nicht italienisch essen. Die cent-Artikel, die man dort überteuert und fast ungewürzt, mit meist verbranntem Knoblauch in zu kleinen Portionen auf zu großen Tellern und in Verbindung mit merkwürdigen Käsezubereitungen zu essen bekommt, erschüttern mich angesichts des hervorragenden Angebotes in italienischen Supermärkten. Das ist etwas für Büromenschen, die per Lebensartgedöne und langstieligen Weingläsern „othering“ betreiben wollen (Gähn..). Nicht nur in dem Punkt sind sich (Nord-) Italiener und Deutsche mehr als ähnlich, wie mir regelmäßig von einem guten Bekannten mit (Süd-) italienischen Wurzeln aus einer norditalienischen Stadt berichtet wird. Eine dt. Kleinstadt könnte nicht piefiger sein.
    Aber das macht den guten Deutschen aus: Im fröhlichen Streben nach „exotischer“ Lebensart den eigenen kulturellen Minderwertigkeitskomplex kompensieren.
    Am Wochenende war ich in der Eifel und habe die besten Bratkartoffeln der Welt gegessen. Den Wein der angrenzenden Mosel kenne ich seit den 70ern. Damals war der durch das damals übliche und erlaubte zu frühe Abstoppen der Gärung Körperverletzung, die man erst am nächsten Tag spürte. Heute ist er sehr viel besser (auch Flaschen unter 5 Euro), oft durchgegoren und daher leicht und sauer.
    In Portugal esse ich gerne das Alltagsessen Bakaljau (Stockfisch) mit einem guten lokalen Bier „Sagres“ oder „Superbock“ (sic). In Griechenland gibt’s viel Fleisch und χωριατικη („Dorfsalat“) mit dem besten Olivenöl der Welt. Und in Tel Aviv die besten Falafelbuden der Welt.
    Nein, ich gehe nie wieder zum „Italiener“.

    Kann mir mal einer sagen, warum ich Steinbrück wählen sollte?

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    @ Angela.Merkel

    Papi Steinbrück hat was 😉

    Papi Trittin zweifellos auch

    bei Gysi wird’s schwierig und bei Westerwelle irgendwie auch – beide kann ich mir mit Spucktuch über der Schulter schlecht vorstellen.

    die Piraten sind als Persönlihckeiten noch nicht zu mir durchgedrungen. Das nur damit keineR meint, ich diskriminiere hier.

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    @ Alan Posener
    Ich amüsier mich. Ich habe das Stück so verstanden, dass Bild 5 Euro für zu teuer hält:
    „Er werde keinen Wein kaufen, der unter fünf Euro koste. Das gilt jetzt als arrogant, als abgehoben: Steinbrück, der Schnösel.“

    Somit gelten Sie jetzt auch als „arrogant, abgehoben“.

    An die Damen: Mutti ist eher liebevoll gemeint. Deutschland und Europa sind ihr nicht egal.

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    … wir hatten einmal hunderte Tonnen ‚losen‘ Portwein in speziellen Weintanks in Leixoes/Portugal für Casablanca gebunkert.

    Freunde, ich weiß heute noch nicht wie der ‚Alte‘ Afrika gefunden hat.

    Ansonsten bleibt Alkohol – Alkohol. Auch wenn er als ‚Chatou Reibach‘ etikettiert ist.

  21. avatar

    Ich gestehe: Ich kaufe meine Weine bei Jacques oder Mövenpick, Gelegentlich auch bei einem badischen Großhändler, der sie auch bei Genossenschaften einkauft. Und, kurz und gut, so um die 5 Euro herum pro Flasche ist so eine Art Richtwert, wenn’s um den Wein für zuhause geht. Mal 7,50, gern aber auch 4,50. Und – wie man so sagt -: Ich stehe dazu. Die Vorstellung, Gutes könne nicht billig sein, ist falsch. Der Weintester Stuart Pigott empfiehlt immer wieder Weine um die 5 Euro, von denen ich einige kistenweise bei meinem Badener Großhändler bekomme.

  22. avatar

    Ich gebe Silke hier Recht im Hinblick auf Ihre Wortwahl und der offensichtlichen Abwertung des Begriffes „Mutti“.Und gerade bei Frau Merkel würde ich mir diesen Begriff verkneifen, ob nun spöttisch oder liebevoll gemeint, hat diese Frau doch so gar nichts mütterliches an sich. Und was mir ganz besonders auf den Geist geht ist die permanente Unterstellung, Kritik an Herrn Steinbrück sei immer und sowieso nur neidmotiviert. Dass der Herr den Bankern, die ihn gut bezahlen, vermutlich näher ist, als dem Volke, dass ihn nur mäßig bezahlt, ihm aber die steile Karriere erst möglich gemacht hat, mal beiseite. Der Mann wird nicht müde, den alten Lobbyisten Schröder, der Gazprom und viele andere Unternehmen sehr glücklich gemacht hat, in den Himmel zu loben, die Sozialabbau und Spaltung begünstigenden Hartz-Reformen in den Himmel zu loben und sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit selber zu widersprechen. Ein „Best of“ für den geneigten Leser findet sich hier. http://www.annotazioni.de/post/1045 Die Neiddebatte wird meist nicht von den angeblich Neidischen geführt, sondern meistens von denen, denen ansonsten die Argumente fehlen. Aber was soll ich von jemandem denken, der sich auf einen BILD-Artikel beruft, den ich nicht mal anklicken würde, wenn mein Leben davon abhinge. @Parisien Das beste Beispiel für Hohn liefern leider Sie, was Ihrer These nicht sehr entgegenkommt

  23. avatar

    Schöne Beispiele für Mutti als Schimpfwort

    und – vermute ich mal –

    Die Mode, Mutti als Schimpfwort zu promoten, wirkt ungeheuer motivierend auf Frauen, eine solche zu werden.

    Was sagt eigentlich Herr Sarrazin in seinen wie hebe ich die Gebärfreudigkeitt der richtigen Frauen dazu? Und was sagen diese richtigen Frauen aka Akademikerinnen dazu, sollten sie das Pech gehabt haben, ihre eigene Mutter mal so genannt zu haben? Gehen sie ins Kloster um Buße für diese frühkindliche Geschmackssünde zu tun?

  24. avatar

    Er wollte doch nur bescheiden sein, verdammt. Deswegen hat er nicht 20 Euro gesagt.
    Er sollte lernen von Mutti: In diesem Land sagt man am besten gar nichts. Wenn man in diesem Land den Mund aufmacht, besteht Gefahr, dass man verhöhnt wird. Hier ist der Hohn zuhause. Mutti weiß das. Daher schweigt sie, wann immer möglich.

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