Rule Britannia, Britannia rule the waves, Britons never will be slaves – Herrsche Britannia, Britannia beherrsche die Wellen, Briten werden niemals Sklaven sein.
Sorry- aber das muss sein für die folgenden Zeilen. Denn diese inoffizielle Hymne des Vereinigten Königreichs, diese Erinnerungsmelodie an bessere Zeiten, nämlich an das „British Empire“ sie scheint sich wie Mehltau über die Europapolitik auf der Insel zu legen. Tories und Labour – sozusagen in einem Boot, düpieren ihren gemäßigt Europa-freundlichen Premierminister David Cameron, der Mitte der Woche in London zum Rapport bei „Madame Europe“ antreten usw.. Er darf zumindest wenn es nach dem Willen der beiden Häuser zu London geht, dem Etatansatz der EU bis 2020 mit der unvorstellbaren Summe von einer Billion Euro nicht zustimmen. Nachdem die Briten, ohnehin nicht Mitglied in dem zerbröckelnden Euro-Club, sich ständig in schönster traditioneller Manier in „splendid-isolation“ üben, muss Cameron sozusagen einen virtuellen Gang nach Canossa antreten.
Doch die Kanzlerin wird und kann nicht helfen, eher wird sie den Briten die Leviten lesen. Denn letztlich geht es für Cameron frei nach Shakespeare ohnehin schon um „Sein oder Nicht-Sein“ – und das ist keineswegs mehr die Frage. Der Mann ist zum Abschuss freigegeben und das ist gut so. Denn sein ständiges opportunistisches Lavieren hat vor allem in der Europa-Politik Großbritannien zu einer Lachnummer verkommen lassen. Vor ziemlich genau 21 Jahren musste die damalige, von der Poll-Tax-Diskussion geschwächte Premierministerin Magret Thatcher aus Downing Street 10 ausziehen, nachdem sie in einer spektakulären Unterhaussitzung ein dreimaligen „No! No! No!“ zu Europa proklamiert hatte. Ihr ständiges Generve „I want my money back“ war selbst ihrem damaligen Europa-Minister Sir Geoffrey Howe dermaßen auf den Zeiger gegangen, dass er zuvor freiwillig seinen Hut nahm. Wenig später wurde die „Eiserne Lady“ von ihrer eigenen Partei gestürzt.
Dasselbe Schicksal droht jetzt David Cameron, allerdings mit umgekehrten Vorzeichen.
Nun also gibt es ein parteiübergreifendes neues Selbstbewußtsein in Großbritannien, das vor allem von einem lebt, nämlich der Euro-Krise und der Tatsache, das das Vereinigte Königreich sich fein und feige aus dieser maroden Währungsunion herausgehalten hat, das britische Pfund Sterling aber dessen ungeachtet immer wieder in Relation und Parität zum Euro gewichtet und gewertet wird. Dafür gibt es das schöne deutsche Sprichwort: „Wasch mir den Pelz aber mach‘ mich nicht nass….“
Dabei darf man den Briten durchaus zugute halten, dass sie bei aller Europa-Phobie das in der breiten Masse über die Vor- und Nachteile der Europäischen Union am besten informierte und interessierte Volk sein. In Deutschland wächst diese Haltung erst seit er Euro-Krise- vorher tat Europa ja nicht weh.
Doch ob sie wollen oder nicht – auch die Briten, die einst der Illusion nachhingen, die Welt zu beherrschen, sind längst zu Sklaven Europas geworden. Davor hat sie auch niemals die besondere Beziehung zu den USA gerettet – Blair als Pudel von George Bush hat damals schon nolens volens sehr deutlich werden lassen, wer Koch und wer Kellner ist.
Wenn die Briten nicht alsbald überkommen und aus dem europapolitischen, nörgelnden Abseits sich heraus bewegen, dann wird Merkels Mahnvisite in London nicht die letzte sein. Die Wellen mögen die Briten ja beherrschen, doch die Welt ist größer als der Ärmelkanal zwischen der Insel und dem Festland.
Cameron hat in der Sache Recht. Der EU-Haushalt gehört eingefroren. Es reicht mit den Subventionen an französische und deutsche Großbauern oder an Hoteliers, die vom Atlantik bis zur Ostsee Investitionsruinen hinpflanzen. Der Bericht des EU-Rechnungshofs hat gezeigt, dass Milliarden eingespart werden können. Das alles hat herzlich wenig mit „Rule Britannia!“ zu tun, und sehr viel mit einem Sinn für das wirtschaftlich Sinnvolle.