In einem Beitrag für die „Achse des Guten“ liefert Dirk Maxeiner ein interessantes Bekenntnis ab:
„Ehrlich gesagt, konnte mir bis heute niemand so richtig erklären, was ein Jude eigentlich ist. Hat das was mit der Religion zu tun? Der Herkunft? Der Nationalität? Den Genen? Den Vorfahren? Dem Äußeren? Dem Inneren? Oder von allem ein bisschen? Wird man als Jude geboren? Oder kann man es auch später werden? Umso mehr ich diese Frage wälze, um so ratloser werde ich. Manchmal denke ich: Gibt’s Juden überhaupt? Führt aber auch nicht weiter, es muss sie irgendwie geben, schließlich sind sie an allem schuld. Wenn es keine Juden gäbe, müsste man sie also erfinden. Das nächste Mal vielleicht als so eine Art von Außerirdischen. Die Menschen glauben gerne an kleine grüne Männchen. Überall fliegende Untertassen. Erich von Däniken wäre dafür ein begabter Drehbuchautor gewesen, er hat aber offenbar keine Lust gehabt.“
Quelle:
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/weltverschwoerung_21/
„Das nächste Mal?“ Was meint Dirk eigentlich damit? Fragen wir lieber nicht. Vergessen wir das und wenden wir uns der erstaunlichen Tatsache zu, dass ein fast 60-Jähriger in Deutschland im Tonfall eines naiven Teenagers bekennt, er wisse eigentliche nicht, was ein Jude ist. Und nicht irgendein 60-Jähriger, sondern ein bekannter Publizist und Mitbetreiber eines Blogs, dem man nicht zu nahe tritt, wenn man unterstellt, dass es in Sachen Judentum wie in Sachen Islam eine dezidierte Haltung einnimmt. Mit einer gewissen fröhlichen Unbekümmertheit meint der Babyboomer und Post-68er, was ein Jude sei, das habe ihm „niemand so richtig erklären“ können.
Merkwürdig: In der Generation von Dirks Eltern wusste man in Deutschland sehr genau, was ein Jude ist. Warum hat Dirk nie seine Eltern gefragt? Es gibt dort, wo Dirk wohnt, in München also, eine jüdische Gemeinde. Warum hat er nie einen der Rabbiner dort gefragt? Es gibt in München auch ein jüdisches Museum.Er hätte dort fragen können. Er könnte nach Israel reisen, in den Staat, der von vielen seiner angeblichen Freunde oft deshalb verteidigt wird, weil er die „einzige Demokratie im Nahen Osten“ sei, der aber von Theodor Herzl konzipiert wurde als „Der Judenstaat“ und deshalb von seinen Feinden bekämpft wird und als jüdischer Staat eine Existenzberechtigung auch dann hätte, wenn er nicht demokratisch oder nicht die einzige Demokratie in der Gegend wäre. Und in Israel – in der Einwanderungsbehörde zum Beispiel, oder beim Rabbinat – könnte Dirk mal fragen, was ein Jude ist. Oder ein Buch lesen. Anscheinend ist das alles aber zu anstrengend. Und so sehr interessiert ihn das auch wieder nicht. Offensichtlich konnte er mehr als ein halbes Jahrhundert in diesem Land leben, ohne dass ihn das Bedürfnis überkommen hätte, die keineswegs doofen Fragen, die er sich stellt, auch durch Befragen der richtigen Leute zu beantworten. Viel mehr Spaß (und weniger Arbeit) macht es, auf angebliche oder wirkliche Antisemiten einzudreschen.
Es geht mir aber hier nicht um Dirk als Person. Er hat mich einmal menschlich enttäuscht, aber so etwas kommt vor. Es geht mir um eine Haltung, die in seiner Generation, die ich gut kenne, weil sie auch die meine ist, sehr verbreitet ist: die Instrumentalisierung der Juden. In der Studentenbewegung (die zugleich, wie wir nicht erst seit Götz Aly wissen, einiges an antisemitischen Klischees transportierte) wurden die Juden benutzt, um die „Generation der Täter“ moralisch unter Generalverdacht zu stellen und mundtot zu machen. Viele aus dieser Generation weigern sich bis heute unter Hinweis auf die Einmaligkeit des Holocaust, die Parallelen zwischen Kommunismus und Nationalsozialismus anzuerkennen, benutzen aber zugleich absurde Vergleiche etwa zwischen der Lage der Palästinenser heute und der Juden damals, um Israel zu delegitimisieren. Und andere schwingen gern die Antisemitismuskeule gegen alles, was ihnen nicht passt und jeden, der sie kritisiert, obwohl sie selbst zwischen Juden und Außerirdischen, Jochanan ben Sakkai und Erich von Däniken nicht unterscheiden können.
Von Juden und Außerirdischen
Folge uns und like uns:
Parisien: ‚Wenn man sich zu überschwänglich über … Anhänger von Goethe äußern würde, wäre der Abstand zur Blamage größer.‘
… nicht immer werte/r Parisien.
EJ:… ’sondern ausschließlich “im Blut”/ in der Biologie liegt und Identität substantiell “vom Blut”/ biologisch transportiert wird? Warum wird Identität dort lokalisiert? Unpolemische Frage: Welchen Sinn macht ein biologischer Jude oder auch ein biologischer Deutscher oder ein biologischer Franzose z.B., der kulturell kein Jude, Deutscher oder Franzose ist. Welche archaischen Abstammungs- oder sonstigen Phantasien spielen da ein(e) Rolle?‘
… wie soll sonst Identität lokalisiert werden? ideologisch? Wollen Sie Menschen ihre Identität nehmen? (Das ist übrigens Sozialismus.)
Identität ist eineindeutig – aber dabei sollte keine Identität über einer anderen stehen. Fertig.
Gleichberechtigung – ja, Gleichstellung – nein. Meine ich.
Joshua: Gerade in Deutschland sollte man dies verstehen, da ja auch die Nachfahren von vor 300 Jahren nach Russland ausgewanderten (nicht vertriebenen!) Schwaben als “Deutsche” nach Deutschland “zurückkehren” können – nur mit zurückkehrenden Juden (deren Vorfahren nicht freiwillig das Land Israel verließen) tut man sich schwer.
Na, das ist eine Analogie mit leichten Knubbeln. Deutsche können unproblematisch nach Deutschland zurückkehren, weil und sofern es ein „unproblematisches“ Deutschland gibt. Wollen Deutsche in ein Deutschland zurückkehren, das mal Deutschland war, aber nicht mehr Deutschland ist, wird’s auch bei Deutschen mit der Rückkehr ziemlich schwierig.
Im übrigen ist die Matrilinearität auch sehr positiv
Nun ja, man könnte auch, wie Sie selbst andeuten, von einem archaischen Misstrauen in die Vaterschaft sprechen. Das soll aber hier nicht weiter interessieren. Die Frage ist, warum man bezüglich der Abstammung so „absolut“ sicher sein muss? Weil Abstammung nicht per Sozialisation (o.ä) geschieht, weil sie nicht im faktischen Eltern-Kind-Verhältnis, sondern ausschließlich „im Blut“/ in der Biologie liegt und Identität substantiell „vom Blut“/ biologisch transportiert wird?
Warum wird Identität dort lokalisiert? Unpolemische Frage: Welchen Sinn macht ein biologischer Jude oder auch ein biologischer Deutscher oder ein biologischer Franzose z.B., der kulturell kein Jude, Deutscher oder Franzose ist. Welche archaischen Abstammungs- oder sonstigen Phantasien spielen da ein Rolle?
@Joshua: Wie sich aus meiner Entgegnung ergibt, kritisiere ich selbstverständlich auch die entsprechende Regelung im deutschen Staatsbürgerrecht. Insb. die Regelung bei den von Ihnen angesprochenen Spätaussiedlern, die oft weder deutsch sprechen noch sonst an der Entwicklung Deutschlands partizipieren konnten, aber trotzdem enorme Privilegien gegenüber anderen Einwanderern genießen, die sie ausschließlich ihren Genen verdanken.
Die Matrilinearität lässt sich mit den Schicksalen der Mütter gut rechtfertigen. Allerdings: Dem Argument, dass das erwachsen gewordene Kind darunter leiden würde, wenn es trotz jüdischer Mutter nicht als Staatsbürger anerkannt werden würde, lässt sich mit dem entgegengesetzten Fall, in dem das Kind deshalb nicht anerkannt wird, weil es eben keine jüdische Mutter hat, begegnen. Die Matrilinearität ist also vernünftig, nur sollte sie m.E. durch weitere Möglichkeiten ergänzt werden. Und da denke ich, dass bei einer bestehenden Multikulturalität, die für den Staat wesentlich, ja geradezu konstitutiv ist, ein entsprechendes Bekenntnis zur Multikulturalität seitens neuer Zuwanderer naheliegt. Dies wäre ein Versprechen zu Toleranz, das selbst als Lippenbekenntnis überhaupt nichts schaden könnte. Wie gesagt: Eine entsprechende Forderung stelle ich an ein deutsches Einwanderungsgesetz. Man soll ja vor der eigenen Tür kehren, aber trotzdem über seinen Tellerrand blicken.
@ Hans: Ja, meinte ich ernst, aber nicht exklusiv, denn die polnischen Juden und aus anderen Ländern Verschleppte fallen nicht darunter. Die deutschen Juden aber waren sehr assimiliert oder bemühten sich darum. Sie waren in erster Linie deutsche Staatsbürger, und somit war es ein Mord an einer Gruppe, die abgegrenzt wurde, teilweise auch definiert, „erfunden“, wie Blumentritt oben sagt, aus dem eigenen Peuple. Volk, das sollte man in diesem Zusammenhang ersetzen durch Peuple, people oder citizen.
Und jetzt dürfen Sie noch darüber nachdenken, ob der schnell kursierende Ausdruck „Döner-Morde“ nicht ebenfalls eine unzulässige Abgrenzung betreibt, wenn man bedenkt, dass es sich im Endeffekt um deutsche Staatsbürger handelt.
@ Martin Blumentritt: Als Philosemit blamiert man sich schnell. Man kommt ja im Prinzip überhaupt erst dahin über einen stärkeren Umgang mit durchaus Bewundernswertem. Aber denken Sie mal nach: Wenn man sich zu überschwänglich über Buddhisten, Mennoniten, Italiener, Franzosen oder auch nur Anhänger von Goethe äußern würde, wäre der Abstand zur Blamage größer. Wie ich schon andeutete, dieses Feld ist voller Fettnäpfe. Vielleicht war der Käse auch aus Italien, nehmen Sie so was nicht so genau. Jemand schlug deutschen Käse vor. Das habe ich als Witz aufgefasst.
@Roland Ziegler: „Ein kulturelles und politisches Bekenntnis zum Staat, dem man sich zugehörig fühlt bzw. in dem man künftig als Staatsbürger leben möchte, wäre überzeugender.“
Jein – erstens versucht man, dies in Israel einzuführen, stößt aber auf allerlei Ablehnung, da man damit die 20 % arabischer Staatsbürger vor den Kopf stieße, wenn man ein Bekenntnis zur jüdischen Kultur verlangen würde. Israel ist zwar ein jüdischer Staat, aber auch ein multikultureller (auch die verschiedenen jüdischen Kulturen sind teilweise sehr unterschiedlich – nehmen Sie z. B. die aschkenasische, sefardische, orientalische, indische, äthiopische … jüdische Kultur). Kultur und Identität ist einfach zu persönlich, als dass man dazu ein „öffentliches Bekenntnis“ einfordern könnte.
Darüber hinaus ist es nun einmal so, dass das jüdische Volk als Volk fast 2.000 Jahre lang ohne eigenen Staat existierte, auf der ganzen Welt – und das mit einem eigenen Rechtssystem und eigenen Definitionen, wer dazu gehört und wie man „einwandern“ kann. Nach deutschem Recht entscheidet übrigens bei im Ausland geborenen Kindern die Nationalität des Vaters darüber, ob das Kind „automatisch“ deutsch ist oder nicht – und bei uns eben die Mutter.
Es handelt sich hierbei um verschiedene Rechtstraditionen und Normen, die aber beide eine Geschichte haben und in ihrem Kontext jeweils sinnvoll waren (sind?). Auch heute lebt über die Hälfte des jüdischen Volkes nicht im Staat Israel, gehört aber trotzdem dazu, also ist eine Definition wichtig. Gerade in Deutschland sollte man dies verstehen, da ja auch die Nachfahren von vor 300 Jahren nach Russland ausgewanderten (nicht vertriebenen!) Schwaben als „Deutsche“ nach Deutschland „zurückkehren“ können – nur mit zurückkehrenden Juden (deren Vorfahren nicht freiwillig das Land Israel verließen) tut man sich schwer.
Im übrigen ist die Matrilinearität auch sehr positiv, da (bis zur Einführung von Gentests) es auf jeden Fall eindeutig war, wer die MUTTER eines Kindes war – und sollte dieses Kind, wie in der jüdischen Geschichte oft der Fall, durch Vergewaltigung bei einer Verfolgung oder einem Pogrom entstanden sein oder der Vater kurz nach der Zeugung gestorben oder ermordet worden – warum sollte dann das Kind darunter leiden? Da ist es doch besser, dass man sagt: ein Kind, das eine jüdische Mutter hat, ist eindeutig jüdisch, ohne jegliche Abstriche.
Übrigens: auch im Staat Israel wird zwischen Nationalität und Staatsangehörigkeit unterschieden – kein dort lebender Nichtjude wird zwangsweise zum Juden gemacht.
Das ist übrigens eine Unterscheidung, die es in vielen Ländern explizit oder implizit gibt – in Deutschland gibt es ja auch anerkannte nationale Minderheiten und Volksgruppen, die zwar „Deutsche im Sinne des Grundgesetzes“ sind (Staatsangehörigkeit), aber eine andere Nationalität besitzen (z. B. Sinti und Roma, Dänen, Sorben, Friesen …) – was auch in vielen Landesverfassungen festgeschrieben ist.
Auch hier ist die „jüdische Frage“ nicht so außergewöhnlich.
@ Parisien
Meinen Sie das wirklich ernst „… denn das jüdische Schicksal war ein Mord am eigenen Volk. Parallelen zu Pol Pot oder Ruanda sind unübersehbar.“? Ich wiederhole „das jüdische Schicksal war ein Mord am eigenen Volk.“
Wenn das kombiniert mit Ihrer Quotation
„Jews have never been safe. This is precisely what distinguishes the Jewish people from the rest of humanity, the specific nature of their “chosenness.” Wherever they may find themselves they are always at risk, whether actively or potentially, targeted for slander, exclusion, or extinction.“
muss man ja konsequenterweise fragen, welche Aktien die Juden am Schicksal ihres Volkes haben. Mord am eigenen Volk? Woher leiten Sie das ab?
@Alan: Das Nietzsche-Zitat hatte ich bewußt gewählt, weil es allgemeiner ist. Ich hätte auch Leibowitzens Antwort auf Ben-Gurions Frage: „Wer ist Jude“ zitieren können: „Ich hätte ihm geantwortet, daß weder er noch der Staat Israel die Autorität und das Recht haben, diese Frage zu entscheiden.“ und ergänzend, auf die Nachfrage, daß dies formal sei: „Das ist durchaus eine inhaltliche Antwort!“ Und er macht sich ebenso lustig über subjektive Definitionen dieser Frage, daß dann ja auch die Anhänger einer israelsichen Fußballmannschaft, die ihre Elf bevorzugen deswegen Juden sein wollen. Es ist eben wie in dem Lamborghini-Witz oder anders gesagt ein meta-halachissches Problem, das sich seit dem 19. Jahrhundert stellt: Welche Halacha? Existiert das jüdische Volk vom halachischen Standpunkt überhaupt noch? Ein Ausläufer des konservativen Judentums, Mordechai Kaplan, hatte Judentum als „sich weiterentwickelnde religiöse Zivilisation“ bestimmt. Für die Antisemiten werden dann die Juden zu einer fliegenden Zielscheibe. Aber die haben die Juden eh stets erfunden, wußten wen sie umbringen wollen. Antisemitismus geht auch ohne Juden, so gesehen irrte Sartre, wenn er schrieb, daß die Antisemiten, wenn es keine gäbe, die Juden erfunden hätten. Sie haben welche erfunden, aber dann wirkliche umgebracht. Grundlage war ein anderes Gesetz als die Halacha, die Nürnberger Gesetze.
@Parisien: Wenn ich lese: „Ich kann Ihnen aber verraten, wie wir mit unseren jüdischen Freunden umgehen, wenn sie uns besuchen: Wir laden ihnen den Tisch übervoll mit Fisch und Rindfleisch und französischem Käse und vor allem auch Kuchen. Das findet sehr viel Anklang.“ verstehe ich Alans These des Blamierenwollens der Philosemiten. Basari und chalawi reimen sich sehr schön. Das findet Anklang:-)Liberalen Kostümjuden dürfte es reichen. Da reicht es, auf dem Ben Gurion am glatt koscheren Café vorbeigegangen zu sein, um als Jude zu gelten. Aber vielleicht sollte ich nicht so sicher sein, daß in Frankreich Käse aus Milch gemacht wird.
Lieber Alan,
nicht du hast von einer halachischen Definition gesprochen, sondern ich. Denn diese Definition ist die am wenigsten umstrittene Definition innerhalb der verschiedenen Gruppen des Judentums – außer eben bei jener Gruppe zu denen Marx und Kreisler gehörten. Ich sagte ja, dass ich mich nicht positionieren will und kann, wollte jener Minderheit lediglich zu Gehör verhelfen.
Noch schnell von unterwegs.
Acht gute Gründe Jude zu werden – meint zumindest Bart Simpson.
http://simpsonspedia.net/index.php?title=Chanukka!
Meine Lieblingsstelle:
Das Judentum ist ein bisschen wie Opern, die Debatten zwischen Lincoln und Douglas sowie die Atkins-Diät ein einem!
Jews have never been safe. This is precisely what distinguishes the Jewish people from the rest of humanity, the specific nature of their “chosenness.” Wherever they may find themselves they are always at risk, whether actively or potentially, targeted for slander, exclusion, or extinction.
Quotation: David Solway
@Joshua: OK, irgendeine Definition muss man haben, wenn es um die Staatsangehörigkeit geht. Warum es ausgerechnet eine Eigenschaft meiner Mutter sein muss, die über meine Angehörigkeit entscheiden darf, entzieht sich meinem Verständnis. Die Definition stammt, wie Sie sagen, aus alter Zeit, vielleicht ist sie inzwischen etwas angestaubt. Sie mag für den jungen israelischen Staat praktikabel oder notwendig (gewesen) sein. Für mich ist ein erbbiologische Verständnis der Staatsangehörigkeit unverständlich, wenn es um Zuzug geht. (Dass Kinder die Staatsangehörigkeit ihrer Eltern „erben“, ist natürlich unproblematisch.)
Ein kulturelles und politisches Bekenntnis zum Staat, dem man sich zugehörig fühlt bzw. in dem man künftig als Staatsbürger leben möchte, wäre überzeugender. Diese Forderung würde ich als deutscher Staatsbürger an Einwanderer, die die deutsche Staatsbürgerschaft beantragen, stellen.
Wenn ich meine Einlassungen hier noch einmal lese, finde ich, ich hätte vielleicht das große Fressen rauslassen sollen, obgleich ich durch Broders Schriften weiß, dass ein gut gedeckter Tisch nicht ganz unwichtig ist. Aber entschuldigen muss ich mich u.U. nur für diesen Satz:
„Ca. 20 Jahre später wurde die Familie, die noch Glück hatte, in alle vier Winde zerstreut. Immer, wenn ich so etwas lese, werde ich emotional.“
Mir ging auf, dass Julius‘ Mutter am Ende des Buches nicht mehr erwähnt wird. Wenn man sie googelt, findet man eine Frau dieses Namens, die in Treblinka ermordet wurde. Falls sie das sein sollte, bitte ich um Entschuldigung.
Wie gesagt, bei der nächsten Diskussion dieser Art werde ich nur mitlesen. Aber ich möchte doch, dass etwas von meinem mitgeht: Ausgesprochene Lebensnähe, Humor und die Fähigkeit zum Disput, von Heine herrlich beschrieben.
An alle: Last word – ich bin weder ein „agent provocateur“ noch dachte ich jemals daran, einen solchen Aufruhr hier zu entfachen. Daraus ziehe ich einen naheliegenden Schluss: Lass in Zukunft die Finger von so was. Das muss ich Maxeiner auch empfehlen. Am besten, wir lesen sie, jüdische Federn, genießen und schweigen.
@ Rita: „Geteiltes Schicksal“ kann man das nicht nennen, denn das jüdische Schicksal war ein Mord am eigenen Volk. Parallelen zu Pol Pot oder Ruanda sind unübersehbar. Das nicht-jüdische deutsche Schicksal muss man als Folgen der Antwort auf einen entfesselten Weltkrieg verstehen, Flucht vor den Russen z.B.
@ Yoshua: Jeder vergisst den zweiten Teil: Sie können sich doch denken, dass nicht alle Christen damals in Karenz lebten, oder? Der Witz, den ich meinte, war von Martin Blumentritt.
Vielleicht mal als nächstes: Was ist eigentlich ein Christ?
Einen schönen dritten Advent!
@Parisien: Wenn ich richtig gelesen habe floh Ihre Familie übers Haff vor den Russen. Die Familie von Herr Posener wurde über die Lande zerstreut, vom gleichen Dämonen der ebenfalls für die Flucht Ihrer Familie verantwortlich ist und für die vielen unmenschlichen Schicksale in einem großen Teil Europas.
Da hätten Sie zu mindestens einmal eine Deutsch-Jüdische Familiengeneinsamkeit.Der Holocaust hat ein Pardoxon in Deutschland gezeugt. Er trennt Juden und Deutsche, und gleichzeitig zwangsverbindet er sie.
Emotionen erscheinen mir manchmal eine gefährliche Form der Realitätsverweigerung zu sein. Hilfreicher – um mit M zu sprechen – sind Pragmatismus, regelmäßige und einigermaßen ehrliche Selbstanalyse.
Darüber hinaus und wie schon gesagt – Juden brauchen kein Mitleid, sie sind keine vom Aussterben bedrohte Tierart, es sei den der Iran handelt irrational …..
Richtiger wäre ganz schlichte Achtung und Respekt, die man ja übrigens jedem Menschen und selbstverständlicherweise entgegenbringen sollte.
Womöglich vermag Achtung und Respekt des Tätervolkes mit der Zeit die Verachtung verdrängen, die sie uns möglicherweise entgegen bringen.
So, jetzt muß ich unser „Pilpul“ einige Tage unterbrechen, ein Urlaub ruft.
In der Hoffnung, daß Sie meine Haarspaltereinen ordentlich vermissen ………..
P.S. Pilpul ist den „Heiden“ besser bekannt unter Rabulismus. Tatsächlich ist es rabbinische Haarspalterei.
… Jude kann sein wer möchte. Wer ‚jüdisch‘ ist, das steht in seinem (israelischen) Pass. Etwas anderes gibt es nicht.
@ Alan Posener
ich nehme es Ihnen nicht übel, dass Sie mich beschimpft haben; jeder ist mal indisponiert, wenn er auf der falschen Fuß erwischt wird. Inzwischen hatten Sie ausreichend Gelegenheit über die Kollektive „we“ and „us“ und ihre Differenzen nachzudenken. Es gehe davon aus, dass Ihr Zitat nicht nur ein Bonmot ist, sondern Sinn machen soll. Ich dachte, ich könnte Sie als den richtigen Mann befragen, nachdem Sie geschrieben haben „… Bedürfnis überkommen hätte, die keineswegs doofen Fragen, die er sich stellt, auch durch Befragen der richtigen Leute zu beantworten.“
@ Parisien
Ich glaube, Ihre Absichten werden hier falsch eingeschätzt. Bis auf (vielleicht?) Frau Groda scheint niemand zu riechen, dass Sie ein agent provocateur sind, der eine bestimmte, besonders anrüchige Spielart des Philosemitismus in Grund und Boden diskreditieren will. Chapeau! Bei einem Satz wie „Wir sind also Kain und tragen ein Kainsmal. Wenn die Alliierten sich entschlossen hätten, noch etwas genauer zu sein, würden die meisten von uns hier nicht schreiben. Das Kainsmal ist also das bessere Schicksal.“ schütteln doch alle bis auf selbsthassende Christen und andere Flagellanten ihr Haupt und halten sich die Nasen zu.
Sie sind doch eine Parisienne? Kein Mann würde doch von einem „schönen älteren Bruder in splendid isolation“ schwärmen. Damit will ich les femmes nicht schmähen.
@Roland Ziegler: „dann kann ich nicht einsehen, warum man ihn, sofern er selber darauf keinen Wert legt, nur aufgrund seiner Mutter zu den Juden zählen soll.“
Die Definition stammt aus einer Zeit, als es die Möglickeit, einfach „nichts“ zu sein, noch nicht gab (übrigens: auch heute ist es ziemlich unvorteilhaft, staatenlos zu sein) – man gehörte einfach zu einem Volk, Stamm, Dorf, Stadt usw.
Wir leben heute in einer Zeit, in der es möglich ist, für sich zu entscheiden, einfach „nichts“ zu sein, aber die jüdischen Gemeinden (und der Staat Israel) brauchen nun einmal eine Definition, wer dazu gehört – wie jede andere Gruppe auch.
Wenn jemand nicht Mitglied einer jüdischen Gemeinde sein möchte und nicht als Jude gelten will, dann hindert ihn in der westlichen Welt nichts daran, einfach aus dem Judentum „herauszufallen“. Sollte er seine Meinung aber irgendwann ändern, dann kann er jederzeit in eine Gemeinde kommen oder nach Israel einwandern. Ist das so schlecht? Das wird keinem übergestülpt, jeder kann sich frei entscheiden.
(alle o. a. Begriffe sind geschlechtsneutral)
Ist das eigentlich eine Satire-Seite oder ein Satire-Beitrag? Zum Thema (Anti-) Semitismus selten so viel wirres Geschwurbel an Kommentaren gelesen…
@Parisien:
“… Holocaust auch ein Terroranschlag auf Gott war, den dieser nur mit Mühe und gewaltigen Blessuren überlebt hat, zumal die Christen selbst zulassend dabei standen, abgesehen von einigen raren Ausnahmen.”
Das ist ein interessanter Gedanke, den ich auch so ähnlich schon hatte – denn alles, was im Judentum (und Christentum) als positiv gilt (z. B. Mitgefühl die Menschlichkeit des Fremden, Hilfe für die Schwachen, Schutz von Minderheiten usw.), war den Nazis ein Greuel. Dennoch ist es falsch anzunehmen, dass vor der Schoah alle Juden religiös waren bzw. alle religiösen Juden als solche äußerlich erkennbar.
@Rita: „Sie haben die orthodoxe, religiöse zitiert, die Reformjuden sind da nicht so konsequent bei der Mutter, könnte auch der Vater sein.“
Es ist lediglich das amerikanische Reformjudentum (also eine eigene Richtung), das diese Definition anwendet – alle anderen Richtungen von Reform bis Ultra-Orthodox anerkennen nur die Matrilinearität (was halachisch korrekt ist).
Sehr geehrter Herr Parisien,
endlich ein pragmatischer Vorschlag:
„Ich schlage Ihnen vor, dass wir uns in Zukunft gegenseitig ignorieren“
P.S. Ich muß Sie enttäuschen
Ich bin weder der Arzt aus Heidelberg,
noch der Student aus Heidelberg:
http://www.youtube.com/watch?v=SPJ45h3ASyg
Aber Sie sind sicher aus Paris oder stammen Sie aus Rouen??
Liebe Rita, so ausgiebig kultiviere ich gar nichts, ich habe nur zeitgleich mit diesem post das Buch von Julius Posener bekommen. Außerdem machte ich mir zeitgleich Gedanken über den Mittelstand in Europa in Zukunft. Es rührte mich emotional stark auf, wie Moritz Posener 1910 im besten Glauben an die Zukunft seiner Familie ein schönes Heim baute, nachdem sein eigener Vater lange unterwegs gewesen war mit wechselndem Glück. Ca. 20 Jahre später wurde die Familie, die noch Glück hatte, in alle vier Winde zerstreut. Immer, wenn ich so etwas lese, werde ich emotional. Das muss ich wohl in Zukunft besser trennen. Einzelschicksale gehen mehr in die Tiefe als dieses Denkmal aus Beton und Stahl, finde ich.
@Parisien: Ganz im Erst, ich empfinde es als großen Verlust, wenn Sie nicht weiter mit mir haarspalten wollen!
Wer bleibt dann noch?
Mit Alt 68er darf ich nicht mehr reden, mit Herr Wallach und Blondi will ich nicht reden. Daniel Berger tritt nur verdeckt auf, bei Moritz Berger muß ich keine Überzeugungarbeit mehr leisten, der hat schon eine starke Meinung. KJN ist in die innere Emigration gegangen, bis sich die Bodentruppen wieder neu formieren, und bei den Stilüberprüfungen mit dem Programm für den Verfassungsschutz von EJ ärgere ich mich nur. Und Kerstin hat ihr familiäres Drama zu bearbeiten, ihr Kind ist krank.
Liebe Kerstin, liebe Genesungswünsche für die Kleine und gutes Gelingen bei der Weihnachtsbäckerei.
Wenn ich also nicht einmal mehr mit Ihnen haarspalten kann, wird es ohnehin zu langweilig hier.
@Parisien: Nur kein Neid, aber und by the way, meine eigene show ziehe ich lieber und genüsslicher auf meinem Blog ab.
Herr Posener hatte darum gebeten, ihn vor „Antisemiten“ zu schützen, welche selbstgesuchte Aufgabe ich mit hinterlistiger Freude wahrgenommen habe, das gebe ich zu.
Ich betrachte Sie nicht als Antisemiten, allerdings erscheint es mir irgendwie verdächtig, daß Sie die Holocaust-Religion so ausgiebig kultivieren, während mir seit Jahren hier Masochismus und Instrumentalisierung vorgeworfen wir, wenn ich die angebliche Holocaust Keule mal hinterm Ofen vorhole, die ebenso angeblich jede vernünftige Diskussion verhindere.
Bei mir mündet Schuld, die auch ich nichtverschuldet empfinde, inKonsequenz: Nämlich Verantwortung dafür zu tragen, daß Gewissen nie wieder als eine Jüdische Erfindung und Charakterfehler diagnostiziert wird, wie Adolf das in einer seiner berühmten Tischreden getan hat.
Wenn ich mich bei der Betrachtung der Juden heute nicht ausschließlich auf den Holocaust konzentriere, dann hat das etwas damit zu tun, daß ich versuche solche Fragen im Konsens der Geschichte zu sehen, und die Geschichte der Juden begann in etwas bei den 10 Geboten, die auch noch heute – und für Juden und Christen – die gleiche Bedeutung haben.
@ Moritz Berger: „Wir müssen Sie vor sich selbst schützen“
Dieser Satz ist sehr deutsch.
Das ist hier nur eine schäbige kleine Islolation in einem Blog, nicht wichtig.
Aber ich habe einen schönen großen Bruder in splendid isolation, eines meiner liebsten Länder: Großbritannien.
Solange niemand diesen Satz von Ihnen auf Großbritannien anwendet, ist noch nichts verloren.
Schönes WE!
Ich schlage Ihnen vor, dass wir uns in Zukunft gegenseitig ignorieren zwecks besserem Ton. Vous savez, c’est plutôt le ton qui fait la musique. Sind Sie zufällig der Azrt aus Heidelberg?
@Alan Posener
„Übrigens hat sich Israel mit dem “Right of Return” im wesentlichen dieser Definition angeschlossen. Wer als Jude verfolgt wäre, den akzeptiert Israel auch als Juden, also auch unreligiöse (oder getaufte) “Halbjuden”.“
Das stimmt nur bedingt. Jeder, der einen auch nur jüdischen Großelternteil hat, darf nach Israel einwandern und bekommt die Staatsbürgerschaft. Als Jude wird jemand, der keine jüdische Mutter hat, indes nicht anerkannt – es sei denn, sie oder er konvertierte vorher. Was teilweise zu großem Frust führt insbesondere dann, wenn Diskriminierung wegen der jüdischen Wurzeln zuvor stattfand und Einwanderungsgrund ist. Sind diese Personen nicht religiös und kommen damit die für diesen Personenkreis vorgesehen Konvertierungskurse nicht in Betracht, birgt das schon nicht unherhebliches Frustrationspotenzial.
@Alan Posener
Wir beiden haben diesen Absatz also völlig unterschiedlich interpretiert. Jeder von uns meint, der andere irrt. Wie wäre es, wenn Sie Dirk Maxeiner einfach ein Mail schreiben und nachfraqen, wie er es denn gemeint hat. Vielleicht haben ja sogar andere der Achse wie Sie den Absatz gewertet und bereits via Mail nachgefragt? Wer weiss es. Ich las seinen Text erst jetzt durch Sie und denke wirklich, das ist doch Ironie pur. Ironie bietet immer das Risiko, dass andere sie nicht sehen. Auf der anderen Seite passiert es natürlich auch, dass man denkt, Dinge können nicht ernst gemeint sein, das muss Ironie sein und war dann doch ernst gemeint.
Und zum Thema Antisemitenjäger, Sie machen jetzt letztlich mit Ihrem Vorwurf gegen Dirk Marxeiner genau das, was Sie der Achse vorwerfen. Dabei wäre es so einfach, ein Mail mit einer Nachfrage statt dessen öffentliches Gehacke. Das hilft zuvorderst nur denen, gegen die sowohl Sie als auch die Achse kämpfen – nämlich die tatsächlichen Antisemiten.
Just my 5 Cents
Lieber Herr Parisien,
ich greife den Vorschlag von Frau Groda auf:
Wir müssen Sie vor sich selbst schützen 🙂
Den ersten Schritt haben Sie schon gemacht:
Vielleicht formuliere ich ja ungeschickt.
Noch ein Zusatz, Rita: Wie ich über Religion empfinde, hat 1:1 Georg Stefan Troller in dem Interview mit Broder auf WO zum Ausdruck gebracht. Und wie ich über Jesus denke, hat in etwa Alan Posener weiter oben beschrieben: Er war ein großer Jude, ein Mann mit einem Herzen für Schwache, einem weitreichenden Verstand, einem Sinn für Ungerechtigkeiten und für solche Unsinnigkeiten, wie dass man am Schabbes keine Kranken heilen sollte. Was dann passierte, bezweifle ich. Und vor allem glaube ich nicht an die Auferstehung. So bin ich gar kein Christ, sondern so etwas wie ein freies Radikal, und Spinoza ist mir bedeutend näher als Luther. Vielleicht hilft Ihnen das weiter, es sei denn, sie wären sauer, dass ich vorübergehend Ihre eigene Show hier unterbrochen habe. Dann werden Sie gewiss eine neue Haarspalterei betreiben.
@ Rita Groda: Mir ist das zu blöd, mit Ihnen zu streiten, weil das nicht nötig ist. Ich gehe nie zur Kirche und mag die Evangelen nicht. Ich finde, dass sie sich hinter Bonhoeffer verschanzen. Bonhoeffer aber fand Juden „unfertig“. Sein Einsatz gegen Hitler in Ehren, seine Einstellung zur jüdischen Religion typisch lutheranisch unterirdisch. Es besteht kein Grund, dass wir streiten. Vielleicht formuliere ich ja ungeschickt.
@ Hans: Ich habe mich nach einiger Überlegung dazu entschlossen, Ihnen etwas über den Ausdruck „Holocaustreligion“ zu schreiben. Normalerweise tut man jemanden, der diesen Ausdruck verwendet, einfach ab als linken oder rechten Spinner.
Wenn man sich länger und privat und ohne Einflussnahme von irgendwelchen Denkrichtungen mit dem Holocaust beschäftigt, mit dem Gesamten wie auch mit Einzelschicksalen, sieht man den Holocaust an als das, was er war: Ein trauriger „Höhepunkt“, also ein absoluter Tiefpunkt, in einem ewig kreisenden traurigen „Spiel“: Dem Tatbestand des Antisemitismus mit entsprechender Verfolgung und Pogromen seit langer Zeit. Im Prinzip führt das sogar zu einer gewissen Entlastung, da einem die Mittäterschaft in anderen Ländern dabei nicht entgehen kann. Nur Dänemark und Schweden und vielleicht, wie Hannes Stein kürzlich bemerkte, Albanien, sind Länder Europas, die ein reines Gewissen haben können.
Der Holocaust ist in sich eine solche Ursünde und auch von Ursünden wie Habgier und Neid mit getrieben, dass er nie verjähren wird. Sie werden normale Menschen, die ein Gewissen dafür entwickelt haben, dieses nicht mit dem schnöden Ausdruck zweckentfremdete „Religion“ ausreden können.
Dass Sie dabei auf Jesus kommen, ist unsinnig. Im 19.Jh wurde lebhaft angezweifelt und erforscht, dass Jesus überhaupt existierte. Heute besteht Konsens, dass er tatsächlich lebte und predigte. Aber dass die ca. 100 Jahre später verfassten Evangelien genau beschrieben, was sich damals abgespielt hat, glauben wirklich nur Gläubige. Jesus taugt zum Vergleich nicht. Ein paar Dinge aus dem Alten Testament taugen aber. Einmal ist es die Behandlung der Juden durch den Pharao, die eine eindeutige Sprache spricht, auch insofern, als die Juden so lange praktisch waren, wie sie durch geschicktes Wirtschaften, angedeutet in der Traumdeutung des Joseph, Ägypten vor dem Verhungern bewahrten, aber lästig wurden, als sie Selbstständigkeit verlangten. Andererseits ist das einfachste Bild immer noch das Beste: Kain und Abel. Abels Feuerchen leuchteten so schön, während Kain arbeitslos war. Plus die Ursünde Neid, da war das Gebräu schon fertig.
Wir sind also Kain und tragen ein Kainsmal. Wenn die Alliierten sich entschlossen hätten, noch etwas genauer zu sein, würden die meisten von uns hier nicht schreiben. Das Kainsmal ist also das bessere Schicksal.
Kain wird beschrieben als tüchtig, er brachte Schmiede wie auch Musiker hervor. Ja, wir sind tüchtig und tragen dieses Kainsmal, und Sie können dem nicht ausweichen, indem sie andere, die das wahrnehmen, als „Holocaustreligiöse“ bespötteln. Sie sind damit für mich nichts weiter als vermutlich ein weiterer dämlicher Antisemit. Sie könnten sogar Ken Jebsen sein, in dem es in Maxeiners hier verlinktem Artikel geht. Auf weitere Einlassungen Ihrerseits werde ich nicht reagieren, also sparen Sie sich eine Antwort.
@ Joshua: Der Witz ist übrigens großartig. Auf WO ein Interview von Broder mit Troller.
Ganz einfach: Juden sind MENSCHEN, wie ihr und ich.
Ich habe Probleme die Frage zu verstehen, was Jude eigentlich ist.
Parisien: nachdem ich als Katholik in der protestantischen Diaspora aufgewachsen bin, kommt mir Ihre Denkweise irgendwie bekannt vor.
Hatte mal eine protestantische Vorgesetzte, von der allerübelsten Sekten-Sorte, die den Holocaust als Strafe der Juden sah“weil Sie unseren lieben Heiland ermordet haben“.
Den Katholiken, die – auch – als Christen, wie Sie formulieren ,zusahen, kann man wenigstens zugute halten, daß Sie lediglich die große Bekehrungsabsicht bei den Juden haben. In der EKD gab es ja selbst einen Judenerlaß, ein Rassengesetz, nachdem protestantische Priester mit jüdischem Hintergrund verdonnert wurden.
Nicht so verwunderlich, nach einer Erkenntnis, wie“schlagt die Bauern, wie die Hunde tot“, hat die EKD vermutlich bei der Behandlung der Juden das fortgesetzt, was Luther angedacht hat.
Muß ich Sie jetzt auch vor den Juden schützen – bzw. vor sich selbst – oder soll ich jetzt lieber die Juden vor Ihnen (oder Antisemiten) schützen?
Klasse Thema, da ist mein kenntnisstand so groß, daß ich noch eine Woche diskutieren kann.
Lieber Herr Parisien,
nach diesem Geschreibsel:
„Ich kann Ihnen aber verraten, wie wir mit unseren jüdischen Freunden umgehen, wenn sie uns besuchen: Wir laden ihnen den Tisch übervoll mit Fisch und Rindfleisch und französischem Käse und vor allem auch Kuchen. Das findet sehr viel Anklang. Und außerdem verrate ich Ihnen, was so besonders mit diesen Freunden ist: Man kann über alles reden und diskutieren, es ist äußerst offen, es kommen angenehme Diskussionen auf, und manchmal trinken wir eine Flasche Wein, und es wird viel gelacht. Daher sind das meine liebsten Besucher geworden. Diese Generosität im Denken ist großartig. Und übrigens kann man auch was Falsches oder Dummes sagen, wenn man danach mal zuhört.“
kann ich dem Kommentar von EJ nur zu stimmen!!
Mein kommentar:
Warum eigentlich nur französischer Käse?
und was für Kuchen servieren Sie?
Aber da Sie auch mal zuhören, können Sie auch öfter hier einmal etwas Falsches oder Dummes sagen 🙂
Was für ein Glück habe ich, dass Sie m i c h nach diesen Zeilen nicht einladen.
Ich esse übrigens außer französischen Käse auch gerne italienischen und deutschen Ziegenkäse 🙂
@ Hans: Ob Sie nun blond sind oder nicht, mit dem Ausdruck „Holocaustreligion“ haben Sie sich geoutet. Alan Posener hatte das schon vorher erkannt.
Ich habe mich auch geoutet, indem ich darauf hinwies, dass gewisse Grundzüge bei Menschen jüdischen Glaubens unübersehbar sind: Lebensnähe, Humor und eine Fähigkeit zum Diskurs, die eine lange Geschichte hat. Tatsächlich ziehe ich diese Eigenschaften vor. Wenn der Teil der Menschheit, der jeweils damit beschäftigt ist, sich an Juden oder statt dessen Israel als Platzhalter abzuarbeiten, sich diese Eigenschaften zum Vorbild nehmen würde, sähe manches besser aus.
@ EJ:
Zu Ihrer Erleuchtung beschreibe ich Ihnen mal den Mann, der besonders entsetzt war, als ich ihn mal wegen Antisemitismus vor die Tür setzte: War acht Jahre bei Kriegsende, wurde mit seinen Eltern und Geschwistern von den Amerikanern für einen Ausflug auf einen Lastwagen geladen. Der Ausflug ging ins KZ Buchenwald. Das hat nichts gebracht. Der Vater war Armeerichter unter dem nationalsozialistischen Regime. Nach einer kurzen Zwangskarenz durfte er weitermachen als Richter. Die Amerikaner sind gut in der Kriegsführung, aber nicht gut genug in der Neuordnung von Ländern. Wenn man ein paar hängt und den Rest weitermachen lässt, muss man sich nicht wundern, wenn die Decke dann dünn ist. Die berühmte Aufarbeitung hierzulande ist nichts weiter als eine Show.
Lieber Clemens, es bestehen Welten zwischen dem Streit unter Juden, wer oder was Jude ist und der flapsigen Gleichsetzung von Juden mit kleinen grünen Männchen seitens eines Nichtjuden. Es bestehen Welten zwischen einem, der weiß, dass es rassische (jawohl, oder meinetwegen ethnische, genetische usw.), kulturelle, nationale und (verschiedene) religiöse Definitionen des Judentums gibt, und einem, der erklärt, so richtig habe ihm das niemand erklären können, er wisse nur, dass sie an allem schuld sind. Und ja, ich weiß, dass Dirk DAS nicht meint. Die Juden, die „an allem schuld“ sein sollen, sind nämlich klar definiert, und das ist jene Definition, die Dirk (und jeder Deutsche seines Jahrgangs) von seinen Eltern hätte erfahren können: diejenigen, die keinen kirchlich beglaubigten Arierpass beibringen konnten, ob sie nun selbst (oder ihre Eltern) getauft waren oder nicht. Es reicht, einmal die Nürnberger Gesetze zu lesen, und dann weiß man ganz genau, was die Antisemiten mit Juden meinten und noch heute meinen. Übrigens hat sich Israel mit dem „Right of Return“ im wesentlichen dieser Definition angeschlossen. Wer als Jude verfolgt wäre, den akzeptiert Israel auch als Juden, also auch unreligiöse (oder getaufte) „Halbjuden“.
Lieber Martin Blumentritt, Sie verunklaren diesen klaren Sachverhalt mittels Nietzsche. Dirk hat nicht gesagt, er wisse nicht, was das Judentum oder wer Moses Maimonides sei; er hat gesagt, er wisse nicht, was ein Jude ist. Ich sage: Wer nicht weiß, was ein Jude ist, weiß auch nicht, was ein Antisemit ist. Ohne allzu weit ausholen zu wollen, verweise ich hier auf Götz Aly. Aber der Lamborghini-Witz ist gut.
Lieber Haase, von halachischen Definitionen habe ich nirgendwo gesprochen.
Liebe Stefanie, wenn jemand „ich“ schreibt, unterstelle ich nicht, dass er „die Antisemiten“ meint, es sei denn, er ist Antisemit. Das Irre ist, dass niemandem bei AchGut auffiel, was für ein Mist Dirk verzapft hat. Wenn das Martin Walser geschrieben hätte, können Sie sich vorstellen, was los wäre. Aber es ist so wie bei jeder Kirche: Dem Reinen ist alles rein. „Ich darf das, ich habe den Kaschrut-Stempel des Antiemitenjägers“. Das sehe ich anders. Wie der große Jude Jesus aus Nazareth sagte, sollte man zuallererst schauen, was man selbst für ein Brett vorm Kopf hat, bevor man bei anderen Leuten nach Spanen im Auge sucht.
Lieber Alan,
zumindest könnte man erwähnen, dass die Frage, wer oder was ein Jude eigentlich ist auch unter Juden sehr umstritten ist. Das reicht von Volksgemeinschaft über Schicksalsgemeinschaft bis zur engeren Definition als bloße Religionsgemeinschaft. Das ist ja besonders unter Juden in Israel und außerhalb Israels umstritten und keineswegs endgültig definiert
@ Parisien
„… Holocaust auch ein Terroranschlag auf Gott war, den dieser nur mit Mühe und gewaltigen Blessuren überlebt hat, zumal die Christen selbst zulassend dabei standen, abgesehen von einigen raren Ausnahmen.“
Sie sind ganz schön durcheinander. Ich würde das mit Ihren jüdischen Freunden noch mal besprechen. Manche Christen (und die Anhänger der Holocaustreligion) neigen dazu, die Opfer des Holocaust mit dem Opfer von Golgotha gleichzusetzen.
@ EJ:
Finde ich äußerst interessant, dass man ein „Rassist“ ist, wenn man Menschen, an denen andere sich abarbeiten, primär positiv betrachtet. Das wäre dann die Neoantisemitismus-angepasste Neodefinition von Rassismus. Neorassismus wäre, wenn man für Juden etwas übrig hätte und zwar mehr als für autochthone deutsche Antisemiten. Was ist mit den Muslimen? Sofern die nicht antisemitisch sind, was gelegentlich vorkommt, habe ich für diese auch mehr übrig als für autochthone deutsche Antisemiten. Ja, ich werde mich damit zurückhalten, denn es ist nicht meine Absicht, Juden zu schaden. Es dürfte Ihnen aber klar sein, Dass ich SIE NICHT einladen würde nach dieser Bemerkung. Am besten gehen Sie auf die Toilette zum Kotzen, wenn Ihnen von mir übel wird.
@ Alan Posener
Sie verwechseln mich, ich bin weder blond, noch dumpf, noch Germane, ich bin auch nicht derblondehans, falls Sie den beißen wollten.
Ich habe Ihnen eine einfache Frage gestellt nach den multitudes „we“ und „us“ und was sie beinhalten. Ich weiß nicht, ob das nichtjüdisch („we“?) oder jüdisch („us“?) ist, dass Sie mich (und den Herrn mit dem nordischen Namen) beschimpfen , auf jeden Fall ist das uncool. Seien Sie doch einfach bright (ein Jude, der das versteht) und erklären Sie uns das, als ob wir golden retriever (willens, das zu verstehen) wären. Halali.
Dirk Maxeiner könnte jetzt als Lehre von hier mitnehmen, wie groß der intellektuelle und kulturelle Abstand zwischen „Juden“ und „Dumpfgermanen“ ist.
@ Joshua und Rita Groda:
Es ist nicht einfach, als Erster zu einem post, der es in sich hat, zu kommentieren.
Einfacher ist es, diesen Eintrag später zu kritisieren.
Christen sind dort auch erwähnt. Er sollte lediglich aussagen, dass damals Juden und Christen im Durchschnitt religiöser waren und der Holocaust auch ein Terroranschlag auf Gott war, den dieser nur mit Mühe und gewaltigen Blessuren überlebt hat, zumal die Christen selbst zulassend dabei standen, abgesehen von einigen raren Ausnahmen.
@ Parisien Diese Generosität im Denken
Könnten Sie sich in Ihrem schleimigen Positiv-Rassismus vielleicht ein bisschen bremsen. Wird einem ja ganz schlecht beim Lesen.
Lieber Alan,
ich will mich in dieser Frage gar nicht positionieren. Aber gestatte mir den Hinweis, dass von Karl Marx bis Georg Kreisler viele im halachischen Sinne Juden eben diese halachische Deutung nicht akzeptieren und das Judentum ausschließlich als Religion definieren. Dem muss man nicht zustimmen, aber zur Kenntnis nehmen sollte man eine solche Meinung schon.
Gruß
Dein HAASE
@Joshua: Gebe Ihnen Recht, ziemlicher Quatsch:
“Vor dem Holocaust konnte man Juden so definieren: Die Männer trugen eine Kippa, man feierte Bar Mizwa, und die meisten aßen kosher und glaubten an J’HW’H.“
Vor dem Holocaust gab es auch den Salon einer Henriette Herz, wo Schlegel, Brentano, von Humboldt, Jean Paul usw. es sich als Ehre anrechneten, dort verkehren zu“dürfen“. Es war damals Deutsches Judentum, Priorität Deutsch nicht Jüdisch, sich Deutsch verstehend, gleichberechtigt in der Deutschen Kultur.Vermutlich hat gerade auch das Adolf so furchtbar gestört.
Bei der Definition gäbe es verschiedene Auslegungen.
Sie haben die orthodoxe, religiöse zitiert, die Reformjuden sind da nicht so konsequent bei der Mutter, könnte auch der Vater sein.
Wenn ich richtig gelesen habe, kommt der Deutsche Begriff Jude vom hebräischen jehudi, was so viel wie Bewohner des Landes Jehūdāh bedeutet.
Womöglich wäre die alttestamentarische Bezeichnung Israelit wesentlich unmissverständlicher und besser.
@ Hans: APo hat es ihnen gesagt – entweder man versteht das oder nicht. Ich bin nicht Ihr Lehrer, denn ich bin selbst ein Schüler – von Dichtern und Schritstellern, auch vielen jüdischen, und auch des Pentateuch und der Bibel. Also lesen Sie die richtigen Sachen, aber Sie sind nicht morgen klüger, denn das ist ein langer und interessanter Weg. Ich kann Ihnen aber verraten, wie wir mit unseren jüdischen Freunden umgehen, wenn sie uns besuchen: Wir laden ihnen den Tisch übervoll mit Fisch und Rindfleisch und französischem Käse und vor allem auch Kuchen. Das findet sehr viel Anklang. Und außerdem verrate ich Ihnen, was so besonders mit diesen Freunden ist: Man kann über alles reden und diskutieren, es ist äußerst offen, es kommen angenehme Diskussionen auf, und manchmal trinken wir eine Flasche Wein, und es wird viel gelacht. Daher sind das meine liebsten Besucher geworden. Diese Generosität im Denken ist großartig. Und übrigens kann man auch was Falsches oder Dummes sagen, wenn man danach mal zuhört. Unsere urdeutschen Besucher habe ich auch schon mal an die frische Luft gesetzt. Wenn jemand unsere Wohnung und Einladung missversteht als Plattform für antisemitische Gedanken, sage ich, er soll gehen. Ich kann mich noch an das schockierte Gesicht meines Gegenübers erinnern, als ich das das erste Mal machte. Er dachte zunächst, ich meinte das nicht ernst. Ich würde das nicht tun, wenn nur die geringste Chance bestünde, dass man Antisemiten heilen kann. Aber inzwischen kann man selbst AIDS besser heilen als Antisemitismus.
@ Rita Groda: Es gibt auch einige normale Frauen, vor allem in den USA. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie als Hobby nicht Männerfeindschaft pflegen. Männerfeindschaft hat inzwischen etwas schwer Reaktionäres.
@Joshua: Ihre beiden Definitionen sind klar, aber zueinander inkompatibel. Wenn man kein deutscher Staatsbürger mehr sein will, gibt man seinen Pass ab. Wenn man kein Jude mehr sein will, gibt es keine entsprechende Möglichkeit.
Die Definition über die jüdische Mutter (von Parisien bereits angesprochen) ist eine rein religiöse, die auch unreligiösen Leuten übergestülpt wird. Wenn jemand weder den Glauben teilt noch irgendwelche kulturellen Regeln befolgt, dann kann ich nicht einsehen, warum man ihn, sofern er selber darauf keinen Wert legt, nur aufgrund seiner Mutter zu den Juden zählen soll.
Dirk Maxeiner hat etwas Richtiges erkannt. Historische Begriffe lassen sich nicht definieren, so eine Einsicht von Nietzsche. Jeshajahu Leibowitz sagte einmal „Wenn Maimonides heute leben würde, dann wäre er nicht Maimonides. Es ist doch unmöglich, über jemanden zu fragen, wer er wäre, wenn er zu einem anderen Zeitpunkt oder an einem anderen Ort geboren wäre.“
DAS Judentum ist eben nicht eine erstarrte Form biblischen Glaubens, so wenig es je eine zentrale Lehrautorität gab. Und besser als mit dem folgenden Joke kann man es auch nicht erklären.
The Mezuzah
A man who has finally made it in business treats himself to a new Lamborghini. After buying it, he feels guilty so he goes to the Orthodox Rabbi and asks for a mezuzah for the Lamborghini.
„You want a mezuzah for what?“ the Rabbi asks.
„It’s a Lamborghini,“
„What’s a Lamborghini?“ asks the Rabbi.
„A sports car.“
„What? That’s blasphemy!“ the Rabbi shouts. „You want a mezuzah for a sports car? Go to the Conservatives!“
Well, the man is disappointed, but goes to the Conservative Rabbi and asks for a mezuzah.
„You want a mezuzah for what?“ the Rabbi asks.
„For my Lamborghini“, the man replies.
„What’s a Lamborghini?“ asks the Rabbi.
„A car, a sports car.“
„What kind of sports car?“ asks the Rabbi.
„Italian.“
„What? That is blasphemy!“ the Rabbi shouts. „You want a mezuzah for a Goyishe car? Go to the Reform!“
Again, the man feels guilty and disappointed, but goes to the Reform Rabbi.
„Rabbi,“ he asks, „I’d like a mezuzah for my Lamborghini.“
„You have a Lamborghini?“ asks the Rabbi.
„You know what it is?“ says the man.
„Of course! It’s a fantastic Italian sports car. What’s a mezuzah?“
@Alan Posener
Ich habe Dirk Maxeiners Einleitung als ironischen Spiegel aufgefasst. Dass die Leute, welche an das „jüdische Finanzkapital“ etc. glauben, dass uns alle lenkt, an grüne Männchen glauben. Mir ist nicht der Gedanke gekommen, dass er tatsächlich beschreiben könnte damit, was ihm durch den Kopf geht. Das finde ich sogar abwegig, es springt einem doch ins Auge, dass er damit andere aufspießt und nicht ernsthaft fragen will, wer DIE Juden sind. Denn die gibt es eben nicht, genauso wenig wie DIE Muslime, DIE Deutschen etc.
Im Zusammenhang mit Dirk Maxeiner den Begriff „Antideutsche“ zu nennen, finde ich ebenfalls abwegig. Dass er mit diesen sogenannten Antideutschen nichts gemein hat, müßte jedem klar sein.
Zu dem U-Boot-Deal und „bewusst gestreut“: das klingt sehr verschwörungstheoretisch. Bisher war es niemals so, dass Fragen der Sicherheit Israel mit anderen Fragen verknüpft wurden. Dinge, die existentiell für die Sicherheit Israels sind an Bedingungen in anderen Bereichen zu knüpfen, ist ein Tabubruch gewesen. Im großen wie im Kleinen. Wenn ein Freund von Ihnen bedroht wird, sagen Sie auch nicht, Du bekommst die Alarmanlage nur, wenn Du endlich aufhörst xy zu ärgern. Dass Ärgern xy wird losgelöst davon diskutiert. Zu Siedlungspolitik gibt es zig verschiedenen Meinungen. Auch die, dass Israel sich sofort aus dem Westjordanland zurück ziehen soll – ohne dass das antiisraelisch sein muss. Dan Schuftenz.B. vertritt da ja aktuell sehr medienpräsent und offensiv, dass sich Israel schnellst möglich zurück ziehen solle, ohne dass man auch nur im entferntesten annehmen kann, er sei aniisraelisch. Es gibt für alles gute und schlechte Argumente.
Hierbei aber die eigene politische Auffassung als Partner und Freund durchsetzen zu wollen, indem man existentielles Sicherheitsbelange mit in den Verhandlungstopf wirft, ist von deutscher Seite aus neu. Das anzusprechen, ist kein streuen, sondern Berichterstattung wie über alles andere auch. Ich sehe es als Pflicht der Medien darüber zu berichten, wenn Paradigmenwechsel in der Politik stattgefunden haben, indem mir die Medien die Infos darüber liefern. Das ist kein Streuen, sondern die Aufgabe der „vierten“ Staatsgewalt in Deutschland.
Nach 9/11 war es auch keine Frage, dass man dem Verbündeten USA zur Seite steht. Die Frage war nur, wie. Was tut man. Dass man aber zur Seite steht, war klar. Darüber wurde nicht diskutiert. Es wurde nicht gesagt z.B. geht aus dem Irak, dann helfen wir an anderen Orten. Es wurde auch nicht gesagt, schafft die Todesstrafe ab, sonst helfen wird nicht. Diese Fragen wurden unabhängig diskutiert. Unabhängig vom dem Sacherverhalt, wie helfen wir unserem Freund USA nach dieser schrecklichen Anschlägen.
Ah, da es hier ja in einigen Beiträgen auch um „deutsche Befindlichkeiten“ (oder EMPfindlichkeiten?) geht, mal die Frage: Was ist eigentlich ein Deutscher?
Auch ganz einfach: Deutscher ist, wer die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt – entweder durch Geburt oder durch Einbürgerung. Dass es Leute gibt, die mit dieser Definition ein Problem haben, ist eine andere Frage.
Auch die Zugehörigkeit zum „Deutschtum“ hat mit Glauben zunächst einmal nichts zu tun …