Beim Zeus, die spinnen, die Griechen. Erst tricksen sie, dass sich die Säulen der Akropolis biegen, um in den erlauchten Kreis der Euromitglieder aufgenommen zu werden. Hellas lebte fortan in Saus und Braus, aber mächtig über seine finanziellen Verhältnisse.
Folglich musste Resteuropa nach ein paar Jahren richtig ran. Hier eine Milliarde, da eine Milliarde. Hauptsache, den Griechen wieder auf die Haushaltsbeine helfen. Schließlich stand die europäische Währung samt europäischer Idee auf dem Spiel, hieß es unheilschwanger. Achtung, akute Ansteckungsgefahr!
Doch so groß der Rettungsschirm auch wurde, er blieb zu klein.
Sogar ein Schuldenerlass verpuffte quasi wirkungslos. Dann ein Lichtblick: Aus den Milliarden machte man einfach Billionen – und schon schien ein wenig Ruhe an den hypernervösen Märkten einzukehren. Bis Premier Papandreou auf die Wahnsinnsidee kam, sein aufmüpfiges, unwilliges Volk über Sparreformen und den Euro abstimmen zu lassen.
Demokratie, in deren Ursprungsland? Von wegen, wo kämen wir denn da hin! Zum Glück hatten die Merkels und Sarkozys dermaßen Alarm geschlagen, dass sich Hellas keine 24 Stunden später des Gegenteils besann und die ganze Sache wieder abblies. Nun steht das Land womöglich ab kommende Woche ohne handlungsfähige Regierung da. Die spinnen, die Griechen.
Ein EU-Staat am Rande des nervlichen, politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenbruchs. Da scheinen die Rufe nach Ausschluss Athens aus der Währungsunion mehr als plausibel. Die Hellenen haben sich doch den ganzen Schlamassel selbst zuzuschreiben. Sollen sie sehen, wie sie künftig über die Runden kommen. Von uns gibt es jedenfalls keinen Euro mehr.
Schluss mit den Milliarden, bei denen ohnehin kaum einer weiß, wo sie landen. Gebt Griechenland die Drachme zurück. Und in hundert Jahren können wir gerne mal wieder über eine Rückkehr nach Euroland reden. Lebt wohl, liebe Pleitegriechen!
Wer so denkt und redet, dem ist Beifall sicher. Dennoch steckt hinter solchen Worten auch wohlfeiler Populismus. Klar, Griechenland bekommt seine Krise offenkundig nicht in den Griff. Aber wie auch? Die geforderte, erforderliche Sparsamkeit und Enthaltsamkeit macht noch dem kleinsten Pflänzchen Wachstum den Garaus. Die Wirtschaftsleistung schrumpft gegenwärtig um fünf Prozent. Lohn- und Konsumverzicht führen dazu, dass von Konjunktur keine Rede mehr sein kann. Die Arbeitslosigkeit steigt mindestens genauso schnell wie die Perspektivlosigkeit der Menschen. Depression, wohin man schaut.
So kann kein Staat wieder auf die klapprigen Beine kommen. Schon gar nicht ohne tatkräftige Hilfe von außen.
Und was hätte Europa davon, wenn es ein Mitgliedsland seinem vorgezeichneten Schicksal überlässt? Langfristig herzlich wenig. Im Gegenteil: Die EU, von der Deutschland in der Vergangenheit in besonderem Maße profitiert hat, stünde als Gemeinschaft vor dem Aus. Wer heute Griechenland fallen lässt, krümmt morgen keinen Finger für Spanien, Portugal, Irland und Italien. Am Ende steht ein Rumpf-Europa, das die Bezeichnung Union nicht verdient.
Nicht zu vergessen: Auch deutsche Regierungen haben in der Vergangenheit gesündigt. Als einer der Ersten hat Berlin die Maastricht-Kriterien für Staatsdefizite missachtet. Ein schlechtes Vorbild, über Jahre hinweg. Also erhebe keiner großspurig den Finger, er könnte am Schluss auf einen selbst zeigen.
Zugegeben, das Sündenregister der Griechen ist ungleich größer. Aber reicht das aus, um ihnen in der EU den Laufpass zu geben? Anders wird ein Sparschuh draus. Wir müssen Hellas noch mehr helfen als bisher. Nicht mit Geld allein, sondern mit politischem und wirtschaftlichem Know-how. Daran mangelt es nämlich dem südeuropäischen Land am meisten. Ein funktionierendes Steuerwesen, verlässliche Angaben über Vermögensbestände – Fehlanzeige. Insofern ist Griechenland im Vergleich beispielsweise zu Spanien ein Sonderfall. Dem muss die EU endlich Rechnung tragen, statt ständig während wöchentlicher Gipfeltreffen am ganz großen Krisenrad zu drehen.
Noch etwas spricht für Griechenlands Rettung. Man stelle sich einmal vor, es gelänge, diesen schwächelnden, ja kränkelnden Staat aus dem Sumpf seiner Schulden herauszuholen, ihm echte Stabilität zu sichern – was wäre das für ein Erfolg. Die Politik zeigt den Finanzmärkten, was eine Harke ist. Rom, Madrid und Lissabon als Wackelkandidaten auf der Streichliste könnten durchatmen. Alles nur Spinnerei? Nein, beim Zeus, wir können’s!
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Erratum:
Gerd Böhme ->
Christian Böhme
Bitte um Nachsicht, Herr Böhme!
Gerd Böhme spricht hier das Eigentliche an: Es gibt bestimmte Standards, die in Europa gelten, gelten müssen, damit es besteht: Griechenland braucht braucht Hilfe bei der Einführung dieser Standards (Steuergesetzgebung, Öffentl. Dienst etc.) und eben nicht „nur“ Geld.
Die Bereitschaft, diese Hilfe anzunehmen (ohne diese unsägliche Diskussion über „die faulen Griechen“) in einem Referendum abzufragen, wäre doch der erste Schritt in die richtige Richtung gewesen. Aber da scheinen wohl andere Interessen gegen zu sprechen und ihren barschen Befehlston mag „die stärkste Volkswirschaft Europas“ nun mal nicht ablegen.
Was man im Maghreb befürwortet, gesteht man Griechenland nicht zu.
Chinas Meinung: „Europas Problem ist der Wohlfahrtstaat, Faulheit, Traegheit, ueberholte Arbeitsgesetze. Fehlender Anreiz zur harten Arbeit: Alles auser Kontrolle! China kann nicht das Ersparte der Chinesen fuer Hilfaktonen einsetzen. Chinas Ueberee-Anlagen werden nur durch kaufmaennischen Kalkulationen entschieden, nicht wegen politischen Hintergruenden“. Die Meinung des Vorstandes von Chinas Souveraenen (nationalen) Investmentfund ($400+ Millarden), Jin Liqun, in einem 45 Minuten Interview in Al Jazeera. Der befragente Journalist meint, dass man solches besonders nicht gern in Deutschland hoert, und das klingt aber sehr wie die Ansichten von einigen Rechten in USA…- darauf laechelt der Chinese etwas: „Das Ersparte der Chinesen kann nicht fuer politische Hilfsaktionen verwendet werden: Die Uebersee-Anlagen der Chinesen werden durch kaufmaennische Kalkulationen entschieden, nicht politische Hintergruende. Alle anderen Nationen der Welt sollten an weltwirtschaflichen Beschluessen beteiligt werden“.
Demokratie ist Ramsch.
„Man muss nicht alle Beziehungen des Witzes zum Unterbewussten kennen, um zu verstehen, wie massiv gerade moralische Übereinkünfte der Nachkriegszeit im Namen einer höheren, einer finanzökonomischen Vernunft zerstört werden. Solche Prozesse laufen schleichend ab, sie tun ihr Werk im Halbbewussten, manchmal über Jahrzehnte, bis aus ihnen eine neue Ideologie entstanden ist. So war es immer in den Inkubationsphasen der großen autoritären Krisen des zwanzigsten Jahrhunderts.“
http://www.faz.net/aktuell/feu.....14358.html
„Man stelle sich einmal vor, es gelänge, diesen schwächelnden, ja kränkelnden Staat aus dem Sumpf seiner Schulden herauszuholen, ihm echte Stabilität zu sichern – was wäre das für ein Erfolg.“
Selbst wenn man Griechenland alle Schulden erlassen würde, wäre damit rein gar nichts gewonnen, Denn das Grundproblem einer europäischen Einheitswährung, nämlich die Unmöglichkeit, Unterschiede der Wirtschaftskraft durch Auf- oder Abwertung zu kompensieren, bleibt bestehen. Der Schuldenaufbau würde nur wieder von Vorne beginnen. Das Gleiche gilt für Italien. Eine „Retttung Griechenlands“ würde Italien nicht „retten“. usw.
Der Euro war ein Fehler. Seht es endlich ein. Sonst wird es wirklich teuer.
Die Deutschen sollten nicht glauben, das ihre starke Wirtschaft deshalb so stark ist, weil sie selber so super arbeiten. Sie ist so stark, weil andere den Kram kaufen. Manche tun das auf Pump, so wie die Griechen. Und wenn die Deutschen von diesen Käufen nur schwach oder gar nicht profitieren, liegt das daran, dass ihre Konzerne wenig oder nichts von den Gewinnen abgeben. Und dies wiederum liegt an der deutschen, nicht an der griechischen, Regierung.
Deutschland hat nicht besonders vom Euro profitiert.
In Spanien waren dank EURO die Zinsen niedriger als die Inflation. Die Länder Spanien, Portugal, Italien und Griechenland hätten deshalb vom EURO profitieren können, haben das Geld aber größtenteils sinnlos verpulvert.
Dank EURO haben sich die Reallöhne in Deutschland nicht erhöht und eine Angleichung der Lebensverhältnisse innerhalb einer Währungsunion liegt in der Natur der Sache. In Deutschland nach unten und i Spanien nach oben. Aber die Spanier und Griechen haben es versemmelt und ihre Chance nicht genutzt.
Die Kredite an diese Länder sind alle durch CDF abgesichert. Bei Zahlungsunfähigkeit werden diese Versicherungen fällig und die Garantiegeber (Meistens US-Banken) müssen zahlen und nicht wir.
Das wäre die beste Lösung.
Ende für den EURO hat nur eine negative Folge für Deutschland: Die DM kann keine Reservewährung sein.
Der EURO hätte aber gegen China sowieso wenig Chancen und es steht eine Neuordnung des Währungssystems an. Bei sogenannten „Sonderziehungsrechten“ würden alle Währungen anteilsmäßig berücksichtigt und der EURO hätte überhaupt keine Vorteile mehr. China möchte Sonderziehungsrechte und ob es sich durchsetzt weiss man nicht.
Was würde das Fälligwerden der Versicherungen (CDF) für die USA bedeuten ?
Evtl. müßten die USA ihre Banken stützen.
In Jeder Talkshow hört man , es gibt zuviel Geld , welches zum Spekulieren verwendet wird. Entweder wird dieses Geld durch Pleiten vernichtet oder es muss eine allgemeine Inflation geben.
Beides ist schlecht aber seit 2008 ist keine schmerzlose Lösung bekannt geworden.
Wir sind auf dem Holzweg! …revolutionärer Beitrag von Hermann Lübbe in der FAZ, der nicht in die pol.corr. passt. Dem ist nichts hinzuzufügen.
http://www.faz.net/aktuell/feu.....16421.html
Zeigt sich doch das menschliche Paradoxon, dass in einer sich beschleunigten Veränderungsdynamik (Globalisierung) der Mensch sich nach vertrauten Lebensverhältnissen zurück sehnt, die ihm Orientierung bieten kann….
Mit einem europ. Einheitsstaat sind wir auf dem falschen Weg, der Euro hat sich nicht als Klammer, sondern als Sprengsatz erwiesen, – man hätte es wissen müssen, viele habe es gewusst… Nur: Wie kommen wir da wieder raus? Die Beharrungskräfte sind gewaltig, – für Viele hängt viel, (zuviel?) ab….
Frage ist: Wie lange lässt sich ein toter Gaul reiten?