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Wenn der ADAC „Sprit-Sozialismus“ beklagt

Das war ein klassisches Eigentor, das sich die Mineralöl-Industrie zu Ostern geleistet hat. Über die „Welt am Sonntag“ lancierte die Brache, dass das Benzin knapp werden würde. In Baden-Württemberg zeigte eine Tankstelle sogar einen Preis von 9,99 Euro pro Liter Super an, um die Tankenden vom Tanken abzuhalten.

Zwei haben dennoch getankt und sollten 100 bzw. 200 Euro für zehn bzw. 20 Liter Super zahlen. Sie haben die Polizei gerufen. Und die Politiker und Lobbyisten rufen nun nach dem Gewerbeaufsichtsamt und den Kartellbehörden. Selbst der ADAC bezeichnet das ganze Manöver als „Sprit-Sozialismus“.

Den ohnehin schon schlechten Ruf der Mineralölkonzerne wird dieses Schmierentheater noch weiter ruinieren. Vielleicht ist es ihnen egal. Zumindest verhalten sie sich so. Auf jeden Fall ist es in einer Marktwirtschaft keinesfalls nachvollziehbar, sich so zu verhalten.  Es scheint eher so zu sein, dass die Branche von Jahrzehnten guter Erträge so satt und träge geworden ist, dass sie auf veränderte Marktbedingungen mit immer dem selben tradierten Muster reagiert: Wir erhöhen die Preise und nehmen den Menschen, die einfach Benzin brauchen, das Geld aus der Tasche.

Kann gut sein, dass die Konzerne mit dieser Masche noch ein paar Jahre, vielleicht auch Jahrzehnte durchkommen. Doch wie mit der regenerativen Energie ist auch im Bereich der Mobilität inzwischen Konkurrenz denkbar und teilweise auch möglich. Wer mit Elektroautos fährt, braucht die Benzintankstellen nicht mehr.

Noch sind das ganz, ganz wenige Einzelfälle. Doch je arroganter sich die Benzinkonzerne verhalten, desto eher wird sich der Treck zur E-Mobility beschleunigen. Tanken ist sicher nicht der primäre Grund für jemanden, der ein E-Auto fährt. Aber er könnte irgendwann man der Tropfen sein, der die Entscheidung für einen Systemwechsel beim Kunden auslöst.

 

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3 Gedanken zu “Wenn der ADAC „Sprit-Sozialismus“ beklagt;”

  1. avatar

    „..Treck zur E-Mobility beschleunigen.“
    Da wird die eine Abhängigkeit durch eine andere ersetzt – und zwar in doppelter Weise:
    1. Keine „EMobility“ ohne Kernkraft.
    2. Keine „EMobility“ ohne großindustriell organisierte Netzbetreiber.
    3. Keine „EMobility“ ohne leistungsfähige Akkumulatoren, die nur großindustriell hersgestellt werden können – mit erheblichem Gefährdungspotential beim Betrieb. Da würde ich mir sogar lieber einen Gastank einbauen lassen.

    Der Hubkolbenmotor ist nach wie vor die leistungsfähigste mobile Quelle für mechanische Energie und kann mit verschiedensten chemischen Energieträgern betrieben werden, z.B. mit E10, E20, E30 etc…, das auch von kleineren Firmen erzeugt werden kann.
    Aber das ist ja gerade der herrschende Kleingeist am verhindern. Lieber Treibstoff für 1,70 tanken (es tut anscheinend noch nicht genug weh..).

  2. avatar

    Aber er könnte irgendwann man der Tropfen sein, der die Entscheidung für einen Systemwechsel beim Kunden auslöst.

    … das liest sich gut. Sie müssen nur noch für ‚Kunden‘ – ‚Personal‘ schreiben. Dann mach ich, als Inhaber eines Personal-Ausweises,also ‚BRD‘-Firmen-Ausweis, mit – beim System wechseln

  3. avatar

    „Vielleicht ist es ihnen egal.“

    Vielleicht sagen sich sich ja (mit Recht): „Aus unerfindlichen Gründen haben wir den Ruf, den der deutsche Abzockerstaat verdient. Also was solls?“

    „der Treck zur E-Mobility“
    Nun ja, dem Staat ists egal, er hält auch dort die Hand auf.

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