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Die K-Frage als K.O.-Kriterium für die Grünen

Hammerhart: Die erste bundesweite Umfrage sieht die Grünen in der Sonntagsfrage vor der SPD, mit 24 zu 23 Prozent. Was Emnid im Auftrag der „Bild am Sonntag“ erfragt hat, ist natürlich nur eine Momentaufnahme. Doch bei den Grünen hat sie schon dazu geführt, dass nun eine Zerfleischungsdebatte über die Kanzler-Frage beginnt: Soll die Partei einen Kanzler-Kandidaten küren? Wenn ja, wann? Und natürlich: Wer könnte dafür ein Kandidat sein?

Da erwartet uns ein Spektakel, das weit unterhaltsamer werden dürfte als Kanzlerkandidat Guido W. mit seiner 18 unter den Schuhsohlen. Wenn eine Partei, die sich so sehr um Kollektivführungen, Doppelspitzen und Realo-Fundi-Realo-Fundi-Ausgewogenheit müht, Gedanken um eine Nummer Eins macht, ist der Absturz nicht mehr weit.

Nichts lieben Parteimenschen mehr als die Personalisierung von Sachthemen. Offen würde das niemand sagen, aber untereinander wird immer über „die Kollegen“ geredet. Wer gerade in den Medien einen guten Lauf hat, wer nicht, welche Gerüchte über wen gerade die Runde machen. Da sind Politiker nicht anders als alle anderen.

Und da sind auch die Grünen keine Ausnahme. Doch der Zwang zu dem „Wir besetzen alles doppelt“-Klimbim hat diesen Auseinandersetzungen bei den Grünen immer die Schärfe genommen. Denn neben dem „Cem“ gab es ja immer noch die „Claudia“ und neben der „Renate“ den „Jürgen“. Da die Grünen für die Kanzlerschaft kaum abermals ein Duo ins Rennen schicken könnten  – obwohl, ganz interessante Variante, über die zumindest der Rest der Welt gut lachen würde – ist die Fokussierung auf eine Person brandgefährlich für die Partei.

Tun sich die Grünen das wirklich an, riskieren sie sehr viel von dem, was sie sich bislang an Renommée aufgebaut haben.

Sie können dabei nicht gewinnen. Die Frage Joschka Fischer zeigt das sehr deutlich: Ich persönlich nehme dem früheren Außenminister ab, dass er keine Lust auf eine Rückkehr in die Politik hat, auch nicht als Kanzlerkandidat. Denn Fischer weiß sehr deutlich, dass er darin seine Partei auf keinen Fall hinter sich hätte. Die logischerweise notwendigen Solidaritätsbekundungen wären in weiten Teilen Heuchelei. Im Falle der anderen potentiellen Kandidaten wäre das noch gravierender.

Die basisdemokratische Grundstruktur der Grünen lässt „Führer“ nur in sehr bedingtem Maß zu – und nur dann, wenn sie durch „Co-Führer“ gebändigt und im Zaum gehalten werden.

Wenn die Spitzen-Grünen die Debatte um die K-Frage nicht schnell beenden, werden sie den Höhenflug ihrer Partei abrupt stoppen. Es wird deshalb spannend zu sehen sein, ob der Verstand der Beteiligten über ihre Eitelkeit siegt.

 

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5 Gedanken zu “Die K-Frage als K.O.-Kriterium für die Grünen;”

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    @ Hänschen Klein

    Gehen Sie doch mal hinaus, mein Sohn, und machen Sie eine Frau glücklich. Lassen Sie es mal durchbrennen.

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    Also ich wäre dafür, wenn irgendein hoher der Priester der Klimakirche die K-Frage für sich entscheidet. Passt doch auch besser, „K“ halt.
    Und, geht es nicht letztlich auch um das eine, das Klima?

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    Vielleicht haben die Grünen ja Glück und es brennt noch irgendwo ein Kernkraftwerk durch. Dann geht jeder als K-Kandidat.

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    Sehr geehrte Frau Heckel,

    ich möchte mich Don Altobello anschließen und anstatt sich mit Ihnen sinnlosen Konjunktivphantasien hinzugeben, sollten wir hier besser Ihren 500. Artikel feiern, der in den letzten Tagen sang und klanglos bei den Starken Meinungen erschienen ist.

    Deshalb nun meine Glückwünsche, mein Danke Schön und Weiter So!

    Ihr 68er

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    Bei mir ist in den letzten Tagen der Eindruck entstanden, dass die Debatte um eine K-Frage bei den Grünen von den Medien an diese herangetragen wird, um ihnen die Möglichkeit zu geben, sich selbst zu demontieren (so richtig „K-Material“ haben sie nämlich nicht). Einen anderen guten Grund sehe ich nämlich nicht. So eine Debatte würde frühestens dann sinnvoll erscheinen, wenn die Grünen im nächsten Jahr immer noch diese Umfragewerte erzielen. Man sieht vor allem bei der „Welt“ angestrengte Versuche, die Grünen so gut es geht als Partei ökologischen und bürokratischen Paternalismus zu diskreditieren (verbunden mit der Drohung, wie teuer das den Bürgern käme). Man schreibt hier regelrecht gegen die Umfragewerte an, wobei der Pfad sachlicher Kritik mitunter klar verfehlt wird. Sie (nicht nur die „Welt“) sollten nur acht geben, dass sie es nicht übertreiben, so etwas kann auch zu Solidarisierungseffekten führen.

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