„Empires of the Sand“ – so heißt ein lesenswertes Buch des Historikers Ephraim Karsh über den Versuch, im nahen und mittleren Osten imperiale Strukturen aufzurichten. Zuletzt sind die Ottomanen, die Briten und – wenn man so will – die Amerikaner damit gescheitert.
Dabei ist das Imperium gerade in dieser Region die nahe liegende und traditionelle politische Daseinsform – anders als etwa in Europa mit seinen vielen Völkern, Sprachen und Kulturen, das den Nationalstaat erfunden hat und erst ex negativo – aus der nationalen Hybris, die zu zwei Weltkriegen führte, und dem Niedergang der alten nationalimperialistischen Mächte seit 1945 – zu einer postnationalen Ordnung gefunden hat.
Von Marokko bis zum Irak, von Südägypten bis zu den Grenzen der Türkei haben wir es mit einem sprachlich, kulturell und ethnisch relativ homogenen Bevölkerung zu tun; nimmt man die Religion und die Geschichte hinzu, gehört auch die Türkei zu dieser islamischen Mittelmeerunion. Die arabischen Nationalstaaten folgen Grenzen, die europäische Eroberer in den Sand zogen. Einzig Israel und die Türkei bilden Nationen nach europäischem Muster.
Es ist also nicht verwunderlich, dass verschiedene arabische Führer in den vergangenen 50 Jahren versucht haben, die künstliche Trennung der Region in postkoloniale Staaten zu überwinden: Nasser, Saddam und Ghaddafi waren die wichtigsten Befürworter einer irgendwie gearteten „arabischen Union“.
Aber die offensichtlichen Modernisierungsdefizite ihrer jeweiligen Länder ließen ihren imperialen Führungsanspruch hohl klingen. Nassers gescheiterte Kriege gegen Israel, Saddams erzwungener Rückzug aus Kuwait und Ghaddafis Verzicht auf sein Atombombenprogramm nach Saddams Sturz waren dafür nur die sichtbarsten Zeichen.
In den vergangenen fünf Jahren kamen die einzigen ernstzunehmenden Ansprüche auf regionale Führung von außerhalb der arabischen Welt: aus dem Iran, aus der Türkei und – mittels der Nachbarschaftspolitik und der „Mittelmeerunion“ – aus der Europäischen Union. Wie sehen deren künftige Chancen aus?
Zwar kann der Iran eine gewisse Unterstützung durch die mehrheitlich schiitische Bevölkerung im Irak und die schiitischen Minderheiten in den anderen arabischen Staaten mobilisieren, etwa die Hisbollah im Libanon; der Iran kann einen wackelnden Diktator wie Assad in Syrien und die internationale isolierte radikalislamistische Hamas als Klienten gewinnen.
Aber die neue irakische Regierung zeigt wenig Neigung, nach Teherans Pfeife zu tanzen. Und der Aufstand der arabischen Massen in Tunesien, Algerien und anderen arabischen Ländern hat die Karten neu gemischt. Galt der Iran bisher als heimlicher Favorit der „arabischen Straße“, so wurde in den letzten Tagen und Wochen klar, dass die Masse der Araber – jedenfalls der städtischen Bevölkerung – ebenso wie die Masse der gebildeten Iraner, die 2009 gegen das Mullah-Regime demonstrierten – keineswegs eine theokratische Diktatur wollen, sondern eine Demokratie nach europäischem Muster anstreben.
Das haben übrigens auch die Iraker seit 2003 wieder und wieder bewiesen, und wenn man in diesen Tagen als Europäer den Hut ziehen möchte vor den Menschen in Tunis, Kairo und Alexandrien, so sollte man den stillen Mut der Iraker nicht vergessen.
Wenn die Menschen im Nahen Osten Europa durchaus als soziales und politisches Vorbild betrachten, so sind der Möglichkeit der EU, hier als Führungsmacht aufzutreten, enge Grenzen gesetzt. Europa gilt immer noch als christliche, koloniale, kurz: fremde Macht; und die Politik der Kungelei mit Diktatoren im Rahmen der „Mittelmeerunion“ hat Europa diskreditiert. Da hilft auch die opportunistische Anbiederung durch gelegentliches Israel-Bashing nichts.
Die arabische Straße hat andere Sorgen als das Schicksal der Palästinenser, denen es – außer in Gaza – in vielerlei Hinsicht besser geht als ihren Cousins in Ägypten und anderen Autokratien – eine Tatsache, die durch die neuerliche Meinungsumfrage bestätigt wurde, der zufolge die Mehrheit der Araber in Ostjerusalem lieber Bürger Israels als eines Palästinenserstaats werden wollen.
Bleibt die Türkei. Die teilweise hysterischen Reaktionen auf Erdogans „neo-ottomanische“ Pläne für die Region übersehen, dass die Türkei durch ihren imperialen Führungsanspruch automatisch in einen Gegensatz gerät zum Iran; ja, dass dieser Anspruch eine geradezu unausweichliche Antwort auf die iranische Herausforderung war und ist.
Man kann froh sein, dass dieser Anspruch von einem Staat vorgetragen wird, der erstens eine – wenn auch keineswegs vollkommene – Demokratie ist, zweitens der Nato angehört, und drittens nach wie vor Mitglied in der Europäischen Union werden will. In einem bemerkenswerten Aufsatz für „Newsweek“ hat Erdogan dargestellt, warum die EU die regionalen Ambitionen der Türkei begrüßen muss, wenn sie den Anspruch erheben will, auch in Zukunft eine weltpolitische Rolle zu spielen. Hier ist er:
http://www.newsweek.com/2011/01/17/the-robust-man-of-europe.html
Erdogans Argumente sind schlagend. Ich fasse sie wie folgt zusammen:
- Das Machtgleichgewicht in der Welt verändert sich. Aufstrebende Mächte wie China und Indien, Brasilien und die Türkei verlangen nach einem größeren Gewicht in der Weltpolitik.
- Die Europäische Union wirkt, zumal nach der Finanzkrise, wie eine geriatrische, sklerotische Veranstaltung, die Veränderung abwehrt, statt sie zu begrüßen.
- Die Türkei hat die dynamischste Volkswirtschaft Europas. 2050 wird sie sogar die zweitgrößte des Kontinents sein.
- Die Türkei ist zur regionalen Führungsmacht mittels „Soft Power“ aufgestiegen. Diese Politik ist eben nicht „romantischer Neo-Ottomanismus“, sondern angesichts der neuen weltpolitischen Wirklichkeiten schlicht Realpolitik, die auch Europa nutzt.
- Wenn es möglicherweise stimmt, dass die Türke keine Alternative zu Europa hat, auch weil die EU der „Anker für liberale Reformen“ ist, so stimmt erst recht, dass die Europa keine Alternative zur Türkei hat, wenn die Union „stärker, reicher, umfassender und sicherer“ werden will.
Alle Kommentatoren betonen dieser Tage, wie nötig es sei, die demokratischen Bewegungen in der arabischen Welt zu unterstützen und dafür zu sorgen, dass die – infolge einer Demokratisierung unvermeidbare – Stärkung des politischen Islam nicht zu einem „iranischen Szenario“ führt.
Ohne den Einfluss der Türkei wird das nicht gelingen. Man mag Erdogans antiisraelische Rhetorik kritisieren, man mag den islamistischen Zügen seiner Politik misstrauen – aber er ist nun einmal der einzige demokratische Politiker, der Europa in der Region jene Rolle sichern kann, die sie spielen muss, wenn ihre globale Rolle nicht auf Sand gebaut sein soll.
Zur Unterstützung des Artikels, dem ich ansonsten in vielerlei Hinsicht widersprechen würde – dazu vielleicht später mehr, wenn ich mich zeitlich ein wenig frei machen kann – darf ich auf eine vorgestern veröffentlichte repräsentative Studie in der arabischen Welt verweisen, in der sich 65% der Menschen paradigmatisch an der Türkei orientieren, und 85% für einen deutlich größeren Einfluss des Landes in der Politik des Nahen Osten votieren (einfach mal bei google-news Türkei TESEV eingeben). Übrigens sind die Erinnerungen an die osmanische Zeit zwar ambivalent, aber bei weitem nicht so einheitlich negativ beladen, wie man im westlichen Ausland glaubt und wie es der eine oder andere Diskutant hier hat anklingen lassen.
@ Josef: So isses. Und gerade jetzt, wo Israel besorgt ist wegen der Richtung, die Ägypten im Gefolge der Revolution einschlagen könnte, ist die Türkei ein beruhigendes Beispiel für den islamischen Weg zur Demokratie. Der Kemalismus jedenfalls, der in der ganzen muslimischen Welt zu autoritären „Modernisierungs“-Diktaturen geführt hat, die sämtlich gescheitert sind, ist keine Option mehr.
@ Frank Gruber
Gerade weil die Türkei – erstens – überhaupt und – zweitens – (über diverse Turkvölker) „einen langen Arm“, gegebenenfalls bis nach China hinein, hat, ist das für mich seit langem ein Argument, den EU-Beitritt der Türkei zu befürworten. Ich gebe Ihnen (jedoch) zu, dass sich die Politik der Türkei in den letzten Jahren verändert hat, sicher aus EU-Frust, vor allem aber auch, weil (a) Gelegenheit Diebe macht und (b) ihr – vgl. Posener – gegen den Iran gar nichts anders übrig bleibt. (Für (a) und (b) ist die unsägliche Nah- und Mittel-Ost-„Politik“ Bushs verantwortlich.)
Gerade weil die Türkei sich inzwischen in einer vergleichsweise komfortablen Situation befindet, ist ihre EU-Integration umso wichtiger. Dass uns ihr zunehmendes Selbstbewußtsein ein bisschen auf den Wecker geht – ohne die verbreiteten elenden antiislamischen und antitürkischen Ressentiments (die sind unser Problem, nicht die Türkei) sollte das nichts als ein Fliegenschiss für uns sein – angesichts des möglichen Gewinns für uns.
Zsammengefasst: Gerade weil die Türkei nicht nur diverse Ambitionen, sondern auch die Möglichkeiten und Fähigkeiten hat, sie zu realiseren, sollten wir sie unbedingt für uns gewinnen. Darin bin ich mit Posener völlig einig. Und wir sollten das schnell tun. Solange es nämlich überhaupt noch möglich ist.
(Mein Widerspruch zu Posener bezieht sich eher darauf, dass er mir mit seinen Überlegungen den orientalischen Ehrenstolz leichtsinnig kontraproduktiv herausfordert. „Imperium“ ist ja für den Durchschnitts-Westler schon schwer, wenn überhaupt noch, zu schlucken.)
Alan Posener schrieb:“Über die Einbindung der Türkei in die EU können wir Einfluss in der neuen arabischen Welt gewinnen.“
Was der deutschen Öffentlichkeit kaum bekannt ist, ist die Tatsache, dass der EU-Beitritt der Türkei auch von israelischer Seite nachdrücklich unterstützt wird. Im Mai 2007 hielt der deutsch-israelische Journalist und Autor Dr. Gil Yaron im Rahmen des 21. deutsch-türkischen Journalistenseminars in Antalya einen Vortrag über die Türkei und die EU aus israelischer Sicht. Ausrichter der Veranstaltung war die Konrad-Adenauer-Stiftung, die inoffizielle Unterabteilung der CDU [Meine Stiftung, deine Stiftung]. Im Rahmen dieser Veranstaltung zeichnet Dr. Yaron u.a. die Gemeinsamkeiten beider Staaten nach.
Mehr hier:
http://www.konrad.org.tr/Journ.....on-alm.pdf
Die Vorgänge insbesondere in Ägypten und Tunesien sind eine erneute große Herausforderung an die westliche Außenpolitik, bei allen Sicherheitsinteressen nicht komplett machiavellistisch zu handeln. Den größten Spagat diesbezüglich wird wohl Netanjahu abverlangt..
Je besser (gerechter) jetzt Stellung bezogen wird, desto ruhiger (weniger Terror) wird die Zukunft.
@ Alle: Interessante Überlegungen. Ich bleibe jedoch bei meinen Hauptargumenten:
1. Erdogans Politik in der Region zielt vor allem darauf, den Vormachtanspruch des Iran zu kontern. Dazu gehört durchaus der Versuch einer diplomatischen Einbindung des iranischen Regimes.
2. Die arabische Revolution stellt die Massen vor die Frage: Welches Modell wählen wir – Teheran oder Ankara? Theokratie oder gemäßigt islamistische Demokratie? Wir in der EU sollten froh sein, wenn das türkische Modell gewählt wird.
3. Über die Einbindung der Türkei in die EU können wir Einfluss in der neuen arabischen Welt gewinnen. Durch die Ausgrenzung der Türkei werden wir Einfluss verlieren. Die Frage ist, was wir wollen.
@ EJ
Die Türkei ist nicht ein „unverzichtbarer Verbündeter“, wie Paul Wolfowitz sie vor dem Krieg im Irak nannte und wie Obama es wiederholte, als er Ankara besuchte, kurz nach seiner notorischen „Rede an die muslimische Welt“ in Kairo. Die Türkei ist überhaupt kein Verbündeter mehr. Vielleicht war sie es in den dunklen Tagen des Kalten Krieges, als US-Raketen dort stationiert waren, die auf das russische Kernland zielten. Heute ist sie nur ein weiteres islamisches Land, allerdings eine Regionalmacht mit beträchtlichem Einfluss, mit Interessen und Bestrebungen, die mit denen der Vereinigten Staaten und dem Westen nicht mehr kongruent sind.
Ein klarer Hinweis auf diese neo-osmanische Strategie war die Ernennung von Ahmet Davutoglu zum Aussenminister. Als Erdogans langjähriger außenpolitischer Berater hatte er bereits dazu geraten, die geopolitischen Optionen der Türkei durch die Schaffung ausschließlich türkischer Einflusszonen auf dem Balkan, im Kaukasus, in Zentralasien und im Mittleren Osten zu erweitern, einschließlich einer Verbindung zum Hamas-Führer Khalid al-Mashal.
So richtig aus westlicher Perspektive die Überlegungen im Ansatz sind, die „neo-ottomanischen“ Pläne Erdogans sind für die arabische Welt vor dem Hintergrund ihrer Geschichte womöglich noch abschreckender als für die westliche. Ein imperiales Auftreten der Türkei (und indirekt der EU) würde jedenfalls mindestens Teile der arabische Welt zum divide et impera Zuflucht nehmen lassen und so gerade dem Iran in die Hände spielen. Ohnehin gibt es diese Politik gegenwärtig schon.
Von Türkei und EU wäre also eine ebenso feinsinnig geschichtsbewusst diskrete wie zielstrebige Politik zu erwarten. Dass die Türkei (unter Erdogan!) und die EU (ohne Außenpolitik!) solche Politik irgendwie in absehbarer Zeit leisten könn(t)en, ist mehr als zweifelhaft.
Sehr geehrter Herr Posener,
ich denke, Sie sehen den möglichen (positiven?) Einfluss der Türkei in der Region zu optimistisch. Ich würde mir auch wünschen, dass Sie die Möglichkeiten der türkischen Einflussnahme konkretisieren würden. Ich sehe sehr starke Vorbehalte auf arabischer Seite gegen einen wie auch immer gearteten wachsenden türkischen Einfluss im Nahen / Mittleren Osten. Dieser türkisch-arabische Gegensatz ist immerhin über Jahrhunderte gewachsen. Die arabischen Staaten sehen zudem die türkisch-iranische Annäherung (diesen Gegensatz sehe ich z.Zt. nämlich nicht) in den vergangenen Jahren äußerst kritisch. Da die arabischen Staaten auch das Wachsen des schiitischen Vormachtstrebens fürchten (im Libanon, in Gaza etc.), dem sich die Türkei offensichtlich nicht in den Weg stellt, stellt sich mir die Frage, welchen Nutzen die Araber in der Einflussnahme der Türken sehen sollen. Die Parteinahme der Türken für die Palästinenser sehe ich nicht als Schlüssel, um bei den Arabern Eindruck zu schinden, die sind nämlich viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Die Palästinafrage wird für sie zunehmend nachrangig. In welcher Form also soll die Türkei als „role model“ oder Führungsmacht für/in die/der Region fungieren? Wir können doch die sozialen, politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in Ländern, wie z.B. Ägypten, nicht mit denen in der Türkei vergleichen.
wie immer, Herr Posener, eine gute Analyse der Situation.
Es ist der heutige Tag in Ägypten abzuwarten: wird das Militär auf Seiten der Demonstranten bleiben, wenn heute – wie geplant – der „Marsch der Millionen“ stattfindet? Wenn; dann hat Mubarak verloren. Ich hoffe nur, dass das daraufhin entstehende Machtvakuum nicht von der Brüderschaft genutzt werden kann. Die Stimmen aus Ägypten widersprechen sich da. Die Einen berichte, dass die Brüderschaft während der Proteste abgewiesen wird; andere meine, dass die Bürgerwehren von der Brüderschaft organisiert wurden.
Heute vor 32 Jahren kam Chomeini in den Iran zurück. Ich hoffe, der 1.2.2011 wird der Beginn der Demokratisierung in Ägypten und nicht der Anfang eines neuen „Gottesstaates“.
Erdogan spielt ein doppeltes oder gar dreifaches Spiel. Einerseits drängt er offiziell, dass die Türkei in die EU aufgenommen wird, glaubt aber selber nicht mehr so recht daran, dass dies gelingen wird. Deshalb lässt er eine im Westen bisher weitgehend unbeobachtete Islamisierung seines Landes zu, vor allem durch Unterwanderung des Militärs, um dessen laizistischen Einfluss auf den Staat Kemal Atatürks zu schwächen. Erklärtermaßen ist Demokratie für ihn nur eine Durchgangsstation auf dem Weg in die islamische Republik. Damit kann er sich andererseits bei den islamischen Staaten profilieren und somit seinem eigentlichen Ziel näherkommen: der Wiederherstellung des Osmanischen Reiches unter türkischer Führung.
Die Brennstäbe-Übereinkunft mit Iran ist nur ein erster Schritt dazu. Nicht überall dürfte dieses offenkundige Machstreben auf ungeteilte Anerkennung stoßen. Für die Ägypter und die Saudis stellen solche Überlegungen der türkischen Seite eher eine Bedrohung dar, und auch im übrigen Nordafrika hat man keine besonders guten Erinnerungen an die Zeiten als osmanische Provinz. Wie frisch diese Eindrücke noch sind, darf man daran erkennen, dass die Institution des Bey von Tunis, also des Statthalters des osmanischen Paschas, von den französischen Kolonialisten listigerweise im Amt belassen, erst nach der Unabhängigkeit Tunesiens unter Habib Bourguiba abgeschafft wurde.
„Erdogans antiisraelische Rhetorik“ ist nur für seine Wählerschaft gedacht, die er bei Laune halten muss. Die Türkei ist ein starker militärischer Bündnispartner Israels. Im Gegenzug blockiert die AIPAC die Anerkennung des Völkermordes an den Armeniern im US Congress. It’s all about Realpolitik.
Was Afrika und Nordafrika insbesondere angeht, dahinter steckt die geheime Kriege zwischen der einstigen Kolonialmacht Frankreich und den USA ums Öl, Gas und politischen Einfluss.
Die Türken scheinen noch immer“ein Spielball der Götter“, sprich der Großmächte zu sein.
Zar Nikolaus I begann schon 1852 das Osmanische Reich als“den kranken Mann Europas“ zu persiflieren.
Unser Graf Moltke zitierte folgendermaßen:
„Es ist lange die Aufgabe der abendländischen Heere gewesen, der osmanischen Macht Schranken zu setzen. Heute scheint es die Sorge der europäischen Politik zu sein, ihr das Dasein zu fristen.“
Die Zeiten ändern sich, die Politiker nicht.
@Alan Posener: Die Europäische Union als“ geriatrische, sklerotische Veranstaltung zu sehen, gefällt mir ausnehmend. Denn sonst würden sie kaum vergessen haben, daß seit 1952 die Türkei ein treuer Nato Partner war, die einzige verläßliche Bastion des Westens.