Beim – ziemlich schlecht besuchten – Festgottesdienst am 2. Weihnachtsfeiertag im Berliner Dom hielt Domprediger Thomas C. Müller eine interessante Predigt, die meines Erachtens die Möglichkeit des Relativismus im Glauben begründete und zugleich erklärte, warum der Begriff der „christlichen Leitkultur“ für einen wahren Christen problematisch ist.
Es war angenehm, im protzigen Dom, einem Sinnbild für das Bündnis zwischen Thron und Altar, in dem schon der christlich-soziale Hofprediger Adolf Stöcker seine antisemitischen Tiraden im Namen des Glaubens hielt, nun eine ganz andere Stimme zu vernehmen.
Müller ging, wie es sich an diesem Tag gehört, von jener Stelle bei Johannes (18,12ff) aus, wo Jesus zu den Pharisäern sagt: „Ich bin das Licht der Welt“. Was soll das bedeuten in einer Zeit, wo „es noch nie so deutlich war, dass der christliche Glaube nur eine von vielen Glaubenswahrheiten“ ist, fragte Müller, und wo viele Menschen Teile des Christentums zusammen mit Elementen anderer Religionen in ihre ganz persönliche „Patchwork-Religion“ integrieren? Ist die Konkurrenz durch andere Angebote „auf dem Markt“ spiritueller Sinnsuche eine Bedrohung?
In klarer, wenn auch nicht offen ausgesprochener Abgrenzung zu Benedikt XVI – und mit Hilfe von Zitaten des Wohlfühlkatholiken Anselm Grün und des strengen Gründers des Jesuitenordens Ignatius von Loyola – meinte Müller, „abstrakte Diskussionen um Wahrheit und Überlegenheit“ seien fehl am Platz. Vielmehr sollte die Konkurrenz für Christen als Ansporn wirken, ihren Weg vom „Licht“ beleuchten und „Jesus als Zentrum des Glaubens“ wiederzuentdecken – was eben nur im Handeln möglich sei. „Die Wahrheit wird nicht erstritten, sondern erlebt.“
So weit, so Ringparabel, auch wenn man es nicht oft genug sagen kann. Aber Müller ging einen Schritt weiter. „Nicht das Christentum ist das Licht der Welt“, sagte er, sondern eben Jesus; „nicht unsere Lebensweise und Kultur“, sondern Gott; westliche Politiker dürften nicht als Vertreter des Christentums auftreten, wenn sie in Wirklichkeit nur Vertreter einer „äußerlich christlichen Kultur“ seien. Sicher schwang hier auch eine – wie ich finde, absolut falsche – Kritik an der „westlich-aufgeklärten Welt“ mit. Richtig aber scheint mir unbedingt, klarzustellen, dass der so genannte „Kampf der Kulturen“ eben nicht einer zwischen „christlicher“ und „muslimischer“ Kultur ist, wie Samuel Huntington behauptet, sondern zwischen Moderne und Reaktion; und dass eine „christliche Kultur“ ganz andere Formen annehmen kann als die unsere und in der Vergangenheit ja auch andere Formen angenommen hat. Die europäische Leitkultur ist ebenso geprägt vom Kampf gegen das Christentum wie vom Christentum selbst.
In der Entstehungszeit des Christentums, so Müller weiter „hat die Konkurrenz auch nicht geschadet“; ja die Christen hätten andere religiöse Vorstellungen aufgenommen und für sich verwendet. Auch dieser historische Hinweis auf die vorderasiatischen, ägyptischen, griechischen und römischen Elemente des Christentums war – unausgesprochen, aber deutlich – eine Kritik an Benedikt XVI, der sich gegen jede „Akkulturation“ des Christentums an die Begebenheiten etwa in Afrika, Asien und Lateinamerika wendet.
Das Licht Jesu, so Müller weiter, richte sich gegen niemanden; Worte seien zwar wichtig, aber Gott sei nicht nur Wort, sondern auch Licht, und das anerkennen heiße mit Ignatius von Loyola „Gott in allen Dingen finden“ – eine gut hassidische Einstellung, füge ich hinzu.
Freilich kommt Domprediger Müller mit seiner für einen liberalen Demokraten angenehmen Auffassung vom Christ-Sein an einer anderen Stelle bei Johannes (14.6) nicht vorbei: „Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ Das ist jener Alleinvertretungsanspruch, der schnurstracks in die Intoleranz und Besserwisserei führt – und weg von jenem Licht, das Müller im halbleeren Berliner Dom beschwor.
„Eine Religion wird immer dann tolerant, wenn sie nicht mehr an der Macht ist.“ Dieter Nuhr
Schöne Grüsse aus der Ausstellung „Religionskritik“
http://www.freidenker-galerie.de
Alan Posener: Vielleicht helfen Sie mir auf die Sprünge
Nicht nötig. Es ist, wie sagen. Und wie ich bereits einmal gesagt habe, als hier, auf dem Blog, von waterboarding die Rede war: Sie waren für Fummeln, genauer (damit nicht wieder Missverständnisse entstehen): dafür, befummelt zu werden, aber ausdrücklich gegen waterboarding. Sie erinnern sich richtig.
Worauf ich vor diesem Hintergrund mit „ein bisschen foltern“ (und Dawkins und universal gültigen westlichen Werten) anspielen wollte, ist Ihre Zustimmung zur gewaltsamen Demokratisierungs-Mission George Bushs. Sie können darin aber keinen Zusammenhang mit dem Thema des Threads erkennen. Lassen wir’s also dabei.
@Alan Posener
Soll ich Ihnen eine Bibel bzw. den Tanach schenken, so dass Sie bei Gelegenheit nachlesen könnten, wie die Israeliten mit den Kultstätten der in Kanaan ansässigen Völker umgegangen sind? Soll ich Ihnen einen Solshenizyn schenken, damit Sie nachlesen können, wie im durch den Bolschewismus zur Macht gekommenen Atheismus gerade Christen verfolgt wurden? Solange Gläubige oder Ungläubige nicht an die Macht gekommen sind, kann es kein QED geben. Ich wundere mich über Ihre naive und blinde Einäugigkeit. Vielleicht sind Sie ein bißchen zu sehr auf den malignen Benedikt und den bösen Vatikan orientiert? Sind Sie nicht geneigt, Sprachregelungen zu oktroyieren? Von wem ist das „Es ist schon bemerkenswert, was herauskommt, wenn „es“ aus führenden Katholiken wieder einmal spricht. Von Papst Benedikt wäre – gemäß dem „Grundgesetz von Schutz und Gehorsam“ eine klare Zurückweisung solcher Gedankenspiele zu verlangen.“?
@ KJN: Das von Ihnen! Jesus hat gesagt, dass man gerade nicht den einfachen Weg zu Gott wählen soll, sondern den beschwerlichen. Dass die Pius-Brüder nicht jesuanisch denken, war mir ohnedies schon klar.
@ EJ: Ich weiß nicht, was die Folter mutmaßlicher Terroristen mit der christlichen Toleranz und Richard Dawkins zu tun hat. Aber ich kann bei Gelegenheit versuchen, meine ziemlich verworrenen Gedanken zur Folter zusammenzufassen. Vielleicht helfen Sie mir auf die Sprünge und schicken mir Links zu den Artikeln, in denen ich die Folter „zur Durchsetzung der atheistisch-universalen westlichen Werte“ befürwortet habe. Denn mir ist so, als hätte ich mich da eher zurückgehalten und lediglich gesagt, dass ich bestimmte „Foltermethoden“, die angeblich in Guantanamo benutzt wurden (Verhörerinnen ziehen sich aus, fummeln den Verhörten an den Genitalien usw.) eher für einen pubertären Wunschtraum als für Folter erachte. Aber ich bin mir meiner Sache nicht sicher. Verwechseln Sie mich möglicherweise mit der Inquisition? Ach nein, da war von Atheismus natürlich keine Rede. Da ging es um die höhere Ehre Gottes.
Alan Posener [Tollerantes]
Möge Dawkins, wenn er dereinst zur Rechten(!) des nicht-existenten Gottes sitzen wird (zu richten die Lebendigen und die Toten), Sie für Ihre lästerliche Lauheit nicht für evolutionär überholt erklären!
(Notfalls bin ich aber gern bereit zu bestätigen, dass Sie für die Durchsetzung der atheistisch-universalen westlichen Werte immerhin ein bisschen foltern wollten. Das könnte ihn milde stimmen.)
@Alan Posener
„Die europäische Leitkultur ist ebenso geprägt vom Kampf gegen das Christentum wie vom Christentum selbst.
Vor allem wurde die europäische (westliche) Leitkultur durch die wissenschaftlichen und philosophschen Aufklärung geprägt. Die der muslimischen Welt nicht.
Eine Anhängerin der Piusbruderschaft (aus meinem Freundeskreis) antwortete vor einigen Tagen auf meine Frage, ob Anhänger der neuen Lithurgie oder gar Agnostiker und Atheisten (wie ich) schlechtere Menschen wären, wie folgt:“Alternative Wege zu Gott sind denkbar, aber mühseliger. Die alte Lithurgie (lateinisch) repräsentiert den einfachsten Weg zu Gott.“
Wenn ich schlecht gelaunt bin, kann ich das vielleicht etwas klebrig finden (mir die Gottessuche per se zu unterstellen), aber intolerant? Immerhin Piusbrüder, die Fundis schlechthin. Aber hier auch zugegebenermaßen eine kluge Frau. Diese Leute haben ein komplett mittelalterliches Welt- und Menschenbild, aber solange sie nicht Williamson folgen (was mir so versichert wurde), ist wohl meine Toleranz gefordert.
Ihnen, Frau Heckel, den anderen Autoren und den Diskutanden ein gutes neues Jahr.
@ EJ und Alt-68er: Das Judentum ist bereits in seinem Gründungsdokument tolerant. Moses lässt Jahwe in den Zehn Geboten sagen: „Du sollst keine Götter haben neben mir.“ Er sagt nicht: „Es gibt keine Götter neben mir.“ Das ist ein Unterschied. Der Atheismus ist ebenfalls tolerant. Er sagt: Der Christ glaubt nicht an irgendeinen der tausend Götter, die es außer seinem gibt. Ich glaube halt nur an einen Gott weniger als der Christ. Deshalb werde ich doch niemandem den Kopf einschlagen.
Alt 68 er: APOs entspannte[r] Agnostizismus
Nixda! APO ist (angespannter) Atheist, Gläubiger, phasenweise Missionar. Die von ihm gestellte Frage gilt – mutatis mutandis – auch für ihn selber. Wie, umgekehrt, seine „praktische“ (tolerante – mancher möchte das für APO gern mit zwo „l“ schreiben) Existenz eine Antwort darstellt, die auch für das Christentum gelten kann (und inzwischen vielfach gilt).
nix => heiß/ essen/ kochen/ wie
@Alt 68er: Ganz Unrecht haben Sie nicht. Der Anspruch Jahwes, der alleinige Gott zu sein ist da.
Wie Herr Posener schon sagte, im Judentum gibt es keine Pflicht zur Missionierung. Auch die Grundvoraussetzungen sind anders, als im Christentum z.B.
Christ wird man bei der Taufe, Jude durch Geburt, sofern man eine Jüdische Mutter hat.
Ein wirklich interessantes Thema, wäre auch hier mal diskussionswürdig. Allerdings müßten die meisten von uns hier sich erst mal gründlich einlesen.
@Alan Posener: Ich würde noch spezifizieren, es ist nicht gerade untypisch für eine besondere Sorte von Katholiken.
Hochinteresant halte ich übrigens die Tatsache, daß sich sowohl die Katholische Kirche, als auch ein Teil des Islams sich für nicht „kompatibel“ mit dem Freimaurertum hält, während es da mit den Juden nicht die gleichen Schwierigkeiten grundsätzlich gab.
Wenn man sich die Regeln der Freimaurer anschaut, die da wären, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz, Humanität sieht man doch sofort, wo die wahre Aufklärung steht, learning by doing, Gott, bzw. den Menschen in allen Dingen finden.
Würde sich das Christentum heute auf Inhalte beziehen und nicht auf Formalien, auf die Botschaft und nicht auf den oder die Verkünder, wie Sie es schon einmal schön formulierten, würde die Nächsten- und Feindesliebe automatisch die richtige Toleranz implizieren.
@ Alan Posener
Von der Missionierung abgesehen, vertritt im circus maximus der Monotheismen nicht auch das „Judentum“ einen Alleinvertretungsanspruch, ist dort die Abgrenzung, ängstlich oder nicht, zu den anderen mit ihren Avodot sarot nicht mindestens ebenso groß?
Im übrigen bin ich sehr für Ihren entspannten Agnostizismus.
@ Dr. Seeger: „Das Christentum muss den Alleinvertretungsanspruch propagieren, sonst spielen wir den Juden und Moslems in die Hände.“ Den Juden? Bekanntlich missionieren die Juden nicht, kennen weder Kreuzzug noch Dschihad und machen es selbst Konversionswilligen schwer, dem Judentum beizutreten. Aber es ist typisch für eine bestimmte Sorte Christen, dass Sie – anders als der Domprediger – die Wahrheit Ihrer Religion nur begreifen in Abgrenzung zu anderen, und es ist einigermaßen typisch, dass Ihre Angst vor dem Islam einhergeht mit Angst vor dem Judentum. (QED übrigens, gell?) Armselig. Ihr Glaube scheint sehr schwach zu sein. Vielleicht sollten Sie einfach loslassen und entspannter Agnostiker werden.
@ Alan Posener
Ich würde sagen, in den hier vorliegenden Antworten finden Sie die Antwort auf Ihre Frage, und die lautet klar NEIN.
@kritischer Leser
„Die westliche Lebensaufassung im ausgehenden Jahr 2010 ist von der Devise geprägt: “Tue, was du willst, aber schade dabei keinem anderen!”
Sie können nicht auf dem selben Planeten leben, wie ich. Die westliche Lebensauffassung lebt nach „Tue was Du willst“, aber mit Sicherheit nicht nach „aber schade dabei keinem anderen“
Alles was dem Eigennutz dient wird schamlos ausgebeutet und wenn möglich zu Geld gemacht. Sie finden die Negation Ihrer Theorie im alltäglichen Leben auf der Straße, wo jedwede Höflichkeit und jeder Respekt voreinander abhanden gekommen sind und jeder auf seinen Vorteil bedacht ist ebenso, wie im großen Rahmen in der Wirtschaft. Dies gilt auch und ganz besonders für die, die sich mit viel Feuereifer christlich auf die Fahnen schreiben, glauben, es gäbe „christliche Leitkultur“ zu verteidigen und dabei vergessen, dass christlich sein im kleinen eigenen Rahmen und vor der eigenen Haustür anfängt.
„In diesem Sinne ist das Christentum zutiefst tolerant. Es hat seinen “Weg, seine Wahrheit” und damit das Leben gefunden. Von hier aus kann es mit der Welt in all ihren Facetten streiten, nicht gleichgültig, sondern engagiert und interessiert. Warum sonst gehen von religiös gebundenen Menschen prozentuell weit mehr carititative, aber auch intellektuelle Impulse aus (vgl. Allensbach-Untersuchung) als von sogenannten “Toleranten”, denen im eigentlichen Sinn des Wortes letzten Endes doch alles gleich-gültig ist?“
Die Christen, mit denen ich bisher zu tun haben durfte, waren in Ihrer Haltung zu Weltsicht und Wahrheit in den meisten Fällen absolut intolerant. Eben das Streiten (von wegen intellektuelle Impulse…)fällt Ihnen schwer, da Sie der Überzeugung sind, die „Wahrheit“ gefunden zu haben. Und der christliche Missionsanspruch tut dann seinen Teil. Mein schlimmstes Erlebnis hatte ich als Teenager mit den Eltern einer Freundin. Ich war noch der bezaubernd naiven Auffassung, der Mensch sei von Grund auf gut. Worauf hin mir christlich gekontert wurde, der Mensch sei von Grund auf schlecht bis er zu Gott finde. Es gäbe also keine guten Menschen, die nicht Gott durch Jesu den Erlöser fänden. Eine zutiefst intolerante und kleingeistige Haltung, wie ich noch heute finde. Der Mensch zeichnet sich durch das aus, was er tut, nicht durch das, was er glaubt. Meine damaligen Diskussionsbemühungen damals scheiterten kläglich. Das gleiche Gespräch hatte ich vor kurzem auch mit einem muslimischen Mitbürger. Der vertrat ebenfalls die Haltung, alle Menschen seien schlecht, es sei denn sie glaubten an Allah.
Zu Ihrem Verweis auf die Studie: Ein hilfsbereiter Mensch ist ein hilfsbereiter und karitativer Mensch. Egal ob christlich, muslimisch oder sonst einer Religion zugehörig. Dass Christen dann doch unterschwellig immer wieder zu vermitteln versuchen, Sie seien nachweislich dann ja doch die besseren Menschen ist unerträglich.
Ich gebe Ihnen Recht, dass Mensch Überzeugungen braucht, um nicht gleich-gültig zu sein. Aber Werteentwichklung ist etwas, dass völlig Unabhängig von jeder Religion stattfindet, durch tägliches Erleben und einen gesunden Verstand. Eigene Überzeugungen entwickelt man nicht durch das Auswendig lernen von Bibelsprüchen oder Koranzeilen
Es gibt zur Toleranz, damit auch zur Entstehungsgeschichte einen wiki-Beitrag.
http://de.wikipedia.org/wiki/Toleranz
So gesehen kann Toleranz verengt religionsgeschichtlich diskutiert werden, war das das Anliegen von Posener, als Linksintellektueller stellt man ja gerne „dumme“ Fragen ?
Das Überwinden der engen Religionsperspektive, kann nur durch Duldung geschehen und da haben die „Guten“, die Monotheisten also, noch einiges vor sich. Wie duldsam sind denn Zionisten, nebenbei gefragt ?
Tolerante Religionen haben keine Überlebenschance. Deshalb muss das Christentum schon den Alleinvertretungsanspruch propagieren. Sonst würden wir uns ja den Juden und Moslems in die Hände spielen. Judentum und Islam nehmen für sich ja auch in Anspruch, die alleinige Wahrheit zu verkünden. Monotheistische Religionen können per se nicht tolerant sein. Das gilt natürlich auch für das Christentum.
@guvo: Das ist eben genau der Unterschied, den Müller wohl meinte: Jesus hätte Sie ganz sicher nicht beschimpft.
@Alan Posener: Was den Katholizismus betrifft, muß die Antwort auf Ihre Frage negativ beschieden werden.
Der Alleinwahrheitsanspruch – niemand kommt zum Vater, denn durch mich – schließt allumfassende Toleranz aus.
Die Diskussion zu diesem Thema finde ich grundsätzlich mal sehr interessant, aber doch ein wenig abgehoben(bei den Diskutanten, meine ich).
M.E. könnte man es ein wenig simplifizieren. Man muß dazu weder Ignatius von Loyola, noch Paulus, noch Augustinus zitieren.
Was wir hier als Toleranz bezeichnen, könnte man auch ganz einfach mit Achtung und Respekt vor der Schöpfung bezeichnen; es tut mir leid, mich hier wiederholen zu müßen.
In der Philosophie ist unumstritten, daß die sog. Freiheit Vorbedingung für Toleranz erst mal zwingend ist.
Und frei kann lediglich der erst einmal sein, der eine eigene Meinung, einen eigenen Standpunkt hat. Somit ist Toleranz keine so „schwabbelige“ Angelegenheit, wie sie hier teilweise dargestellt wird.
Wer also Achtung und Respekt vor der Schöpfung hat, der folgt dem „dernier cri“ der Saison, der da angeblich sei, Achtung vor der Natur(Umwelt), Achtung vor der Würde des Menschen und des Tiers. Somit benötigt ein Wesen, das Respekt vor der Schöpfung hat, nicht zwangs- und nötigerweise einen Gott, oder es benötigt ihn als Rechtfertigung für genau diese Schöpfung.
Schaut man sich z.B. mal die Regeln der Freimaurer an, so findet man interessante Parallelen zu meiner Theorie.
Meine These: Hält man sich einfach an den Respekt vor der Schöpfung, kann man sich sowohl Gott, als auch Toleranz ersparen, so einfach könnte es theoretisch sein.
Das sagt keine Darwinistin, sondern eine in einem katholischen Kochlöffelgymnasium Erzogene. Erstaunlicherweise hat diese Toleranz und Freiheit in genau diesem Kloster gelernt. So ändern sich die Zeiten und die christlichen Kirchen.
Eine (frühere) Bekannte (Christin) hielt sich für würdig genug, mich zu segnen. Verstehen Sie? Aber so war´s, wirklich. Sie wolle mich segnen, sagte sie. Ist diese wohlmeinende Absicht der Barmherzigkeit und der Toleranz von irgend jemandem noch zu überbieten? Das bringen auch nicht die Vertreter der übrigen monotheistischen Religionen zu stande. Doch ich war stutzig. Muss ich mir das gefallen lassen? Habe ich mich dem zu unterwerfen, weil es ja gut gemeint ist? Das Beispiel verdeutlicht, wie weit Toleranz sich zu einer anmaßenden Unverschämtheit ausdehnen kann. Dem Toleranzbegriff fehlt Rückgrad. Sonst passt Tolranz so gut wie zu allem. Ich habe also der prolligen Bibel-Tussi [soll nicht heißen, dass es nicht auch männliche Bibel-Ereiferer gibt, aber die der Frauen überwiegt ;-))] darauf erwidert: Akzeptiere mich. Du brauchst mich nicht zu respektieren, wenn Du nicht willst. Aber untersteh´ Dich, mich zu segnen. Seit dem hat sich das Verhältnis auf „Guten Tag und Auf Wiedersehen“ verkürzt. Den Dialog hat Sie rundweg eingestellt. Nein, Sie hat mich im Weggehen sogar beschimpft. Soll mir recht sein, ihre Sache. Das Wichtigste ist dennoch, dass jeder, wenn zwar nicht seinen Willen, doch zumindest seinen Frieden hat. Dazu bitte um Beiträge. Freu´ mich drauf.
@Alan Posener
Christi Anspruch, der in den Schriften des Alten Bundes verheißene Messias resp. Heils(Freiheits-)könig zu sein, wurde weder von der römischen Besatzungsmacht noch den schriftgelehrten Autoritäten jener Tage verstanden. Christus indes verstand Seine Todfeinde aller Zeiten und Zonen umso besser: Mk 10, 42-45 (vgl. hierzu auch 1 Kor 1, 23).
Tolerante Religionen sortiert die Evolution konsequent aus…
siehe ggf. auch:
Daniel C. Dennett
„Den Bann brechen: Religion als natürliches Phänomen“
http://www.suhrkamp.de/buecher.....71011.html
Popper hat überzeugend, wie ich meine, darauf hingewiesen, dass die Naturwissenschaft durch Reduktion nicht auf ein Prinzip gelangen könne. Als Rationalist spricht er nur das aus, was bereits Leibniz prästabilisierende Harmonien nannte. Das Phänomen aus dem „Nichts“ (neudeutsch Vakuum) Teilchen zu erzeugen und Ergebnisse der QED sind heute Allgemeingut in der internationalen Wissenschafts-Gemeinde. Religionsgründe und physikalische Erscheinungen offenbaren eine überpersönliche Beziehung unter den Menschen, wieso sollten also manche gleicher sein ? Bildung tut not, gerade in theologischen Kreisen, um den Zusammenhang des Lebens gemeinsam zu würdigen. Propheten und heilige Bücher erscheinen mir immer verzichtbarer, das menschliche Schicksal der gemeinsamen Verständigung immer unverzichtbarer, egal wie sich die „Geistlichen“ dazu verhalten. Die Gemeinschaft des Lebendigen bedarf keiner Gemeinschaft der Rechtgläubigen. Man sollte von derlei Ansinnen Abstand nehmen, dann wird aus Sich-Selbst-Verstehen Toleranz, und das dürfte, Hr. Posener, auch für Christen gelten, denke ich.
Man kann es Drehen und Wenden wie man möchte: Der Monotheismus ist per Definition Intolerant. Er kann sich nur in Verleugnung seiner selbst tolerant geben.
@ Gockeline: Genau. „Wir haben die beste aller Religionen, da unsere Religion uns auffordert, unsere Feinde zu lieben. Deshalb denken wir nicht daran, andere Religionen zu tolerieren.“ Unsereinem wäre mit weniger propagierter Feindesliebe und mehr praktizierter Toleranz vollauf genüge getan.
@ Eule: Entgegen der noch heute von Ihnen und den meisten Christen propagierten antijüdischen Lüge, Christus sei wegen seines Anspruchs, Gottes Sohn zu sein, hingerichtet worden, haben die Römer, die ihn aus eigener Machtvollkommenheit und nicht aufgrund eines jüdischen Gerichtsurteils hinrichteten, den Grund gleich mit ans Kreuz genagelt: INRI. Sie hielten ihn für einen Prätendanten auf den Thron Davids, also für einen Aufrührer.
@ Gockeline
Ich finde es immer wieder bemerkenswert, wie Christen es versuchen, das Alte Testament (egal, ob nur die 5 Bücher Mose oder den ganzen Rest) aus der christlichen Lehre exkludieren zu wollen. Sowohl auf evangelischer, als auch auf katholischer Seite wird immer wieder betont, wie sehr die Schriften des Alten Testaments ein integraler Bestandteil des christlichen Glaubens sind. Ich höre immer wieder die Unterscheidung: Altes Testament („strafender“ Gott, natürlich der der Juden) = böse / Neues Testament („liebender“ Gott, der der Christen) = gut.
Sie machen es sich zu einfach. Haben Sie eigentlich nie das Johannes-Evangelium gelesen?
Die Frage nach einer „Leitkultur“ ist in unserer pluralen Gesellschaft hinfällig. Die westliche Lebensaufassung im ausgehenden Jahr 2010 ist von der Devise geprägt: „Tue, was du willst, aber schade dabei keinem anderen!“ In diesem Satz liegt die handlungsleitende Perspektive. So bleibt die Diskussion nach der Leitkultur den Feuilletons vorbehalten.
Eine ganz andere Frage ist es, wie eine solche liberale Sicht des Zusammenlebens zustande gekommen ist. Natürlich ist die Aufklärung eine wesentliche Wurzel, ebenso grundlegend ist wiederum die christliche, auch jüdische Grundierung – schließlich kann es kein Zufall sein, wenn die Aufklärung (auch gegen die Krichen) im abendländischen Kulturraum zu sich selbst gekommen ist.
Für das konkrete Lebensgefühl der großen Mehrheit spielt die geistesgeschichtliche Herkunft unserer „Alles geht“-Mentalität jedoch auch keine Rolle. Konkreter wird die Frage nach der Toleranz. Und hier ist dem – politisch korrekten – Domprediger zu Belrin zu widerprechen. Toleranz heißt eben nicht, dass es keine festen Standpunkte geben könne; dass allein das Handeln wichtig sei. Wie könnte ich sinnvoll handeln ohne festen Standpunkt? Nein, Toleranz im ursprünglichen Sinne heißt, dass eben nicht jede Auffassung gleich viel wert ist. Toleranz vermischt nicht die Unterschiede zwischen wahr und falsch. Gäben wir unsere Standpunkte und damit unsere Wahrheitsansprüche auf, gerieten wir in Gleichgültigkeit – und diese Gleichgültigkeit akzeptiert alles, jede Perversion ist ihr recht, nur eines akzeptiert sie nicht: den Anspruch auf richtig und falsch, und damit den Anspruch auf „Wahrheit“. Da wird die als Toleranz getarnte Gleichgültigkeit aufs äußerste intolerant.
In diesem Sinne ist das Christentum zutiefst tolerant. Es hat seinen „Weg, seine Wahrheit“ und damit das Leben gefunden. Von hier aus kann es mit der Welt in all ihren Facetten streiten, nicht gleichgültig, sondern engagiert und interessiert. Warum sonst gehen von religiös gebundenen Menschen prozentuell weit mehr carititative, aber auch intellektuelle Impulse aus (vgl. Allensbach-Untersuchung) als von sogenannten „Toleranten“, denen im eigentlichen Sinn des Wortes letzten Endes doch alles gleich-gültig ist?
Intoleranz siegt.
Irgendein Heinrich der soundsovielte von Frankreich war sich nicht über den wahren Glauben sicher und fragte sowohl Papisten und Calvinisten.
Die Katholen sagten, nur Katholen kommen in den Himmel und die Calvinisten sagten, auch Katholiken könnten in den Himmel kommen.
Um sich zu gehen entschied sich der König für den Papismus.
Denn nach Meinung aller Geistigen kommen Katholiken jefenfalls in den Himmel ?
Toleranz hat etwas Pragmatisches. Ganz und gar nichts Tugendhaftes. Was anderes soll denn selbst damit, „Gott in allen Dingen zu finden“, schon gemeint sein? Zählt dazu zwangsläufig nicht auch Intoleranz? Sicher, füge ich (Atheist) als naheliegende Antwort hinzu.
Die Frage, ob überhaupt eine und welche Form des christlichen oder wie auch immer gearteten religiösen Glaubens sich durchsetzt scheint von den kulturellen Umständen, insbesondere dem vorherrschenden gesellschaftlichen Staatsverständnis abzuhängen, weniger vom Inhalt der thetischen Heilslehren. Mögen diese noch so friedlich oder kriegerisch sein. Von daher ist das Christentum nicht toleranter als der Islam. Obwohl mit Sorge zu verzeichnen ist, dass die Christen unter dem aktuell extremistischeren Islam durch schreckliche gewalttätige Übergriffen zunehmend zu Leiden haben.
Weniger bis gar keine religiösen Schranken dürften ein großer Segen sein, drängt sich in mir auf. Tolerant und Intolerant, wie ich so bin. Religiöse Schranken verbindet übrigens viel mit dem Heilsgetöse der nationalen Hymnen. Würde man heute noch etwas auf die Hymnen der Nationen geben, wäre die europäische Identität der Mitgliedsländer so gut wie unvorstellbar.
„Das ist jener Alleinvertretungsanspruch, der schnurstracks in die Intoleranz und Besserwisserei führt (…).“ – Vom Standpunkt christlichen Glaubens aus ist hingegen festzuhalten: Das ist jener Stellvertretungszuspruch, der geradewegs ans Kreuz führte. Denn: Jeder seiner Zusagen inhäriert das ganze Evangelium.
Gibt es eine Religion die Liebe,Vergebung und das auch bei seinen Feinden predigt?
Barmherzigkeit,Freude und Friede,Menschlichkeit und Geduld predigt!
Wir haben vor 2 000 Jahren das Neue Tesatament geschenkt bekommen durch Jesus.
Das hat kein Koran oder Tora in sich!
Keine sonstige Religion trägt diesen Keim in sich.
Warum sollen wir diesen Auftrag verleugnen?
Verachten durch Toleranz damit andere Religionen keine Minderwertigkeit spüren?
Das wäre der falsche Weg .