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Wer macht Gottes Job?

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Von Tom Buschardt, Medientrainer und Kommunikationsberater:

Kann mir jemand sagen wo Jesus gerade ist? Hier wären ein paar Blinde sehend zu machen und es wäre auch schön, wenn der ein oder andere wieder laufen könnte. Oder wenn man Leukämie endlich in den Griff bekäme. Das Jesus-Monopol unheilbar Kranke zu heilen ist Dank der Wissenschaft prinzipiell gefallen. Eltern warten nicht auf Jesus. Sie warten auf das zweite Kind, das sie nur zu dem Zweck gezeugt haben, um dem Ersten das Leben zu retten. Mit dessen Knochenmark, mit dessen Nabelschnurblut. Präimplantationsdiagnostik, Stammzellenforschung und Organspende – drei Chancen drängen dank wissenschaftlicher Möglichkeiten auf prinzipielle Entscheidung.

Wir sind eine christlich geprägte Gesellschaft – deshalb ist Gott unser Problem, wenn wir in die Schöpfung eingreifen. Niemand mag sich ernsthaft mit Gott anlegen, aber schauen wir nicht auf das Neue Testament, sondern in die Zukunft. Ist es direkt ein Designer-Baby, wenn wir durch pränatale Behandlungsmethoden Erbkrankheiten ausschließen, die unweigerlich zu einem Leben in Leid und Schmerz führen würden?

Braune Augen, blonde Haare oder gar das Geschlecht auf Bestellung? Auf keinen Fall.

Ein Kind ohne Leukämie – warum nicht? Das Aicardi Syndrom: keine Heilung oder Besserung sowie eine sehr kurze Lebenserwartung, weil die Faserverbindung zwischen den Gehirnhälften gestört ist. Soll die Wissenschaft hier eine Chance bekommen einzugreifen? Warum nicht? Wir müssen in Deutschland der Wissenschaft und den Forschern mehr Raum geben. Mehr Raum um unter dem Strich mehr Leben zu erhalten. Lebenswürdigeres Leben.

Und die christlichen Gegner solcher Methoden sollten sich fragen, wie es um den Grundgedanken christlicher Nächstenliebe steht, wenn man die Möglichkeit hätte, einem Menschen durch rechtzeitiges Korrigieren eine lebensvernichtende Krankheit zu ersparen und sie nicht nutzt.

Wir sollten Forschung und Wissenschaft streng kontrollieren und reglementieren. Damit hier kein Missverständniss aufkommt: Jeder erkrankte Mensch hat das Recht auf bestmögliche Pflege und Behandlung. Nie wieder Mengele!

Aber warum forschen Pharmaunternehmen nicht an der Behandlung von Krankheiten wenn in Deutschland nur eine Handvoll Menschen daran erkrankt, also nicht wirklich ein Markt für ein solches Medikament existiert? Eben. Sollte man da nicht auch der Industrie fahrlässige Tötung vorwerfen wenn sie das Know How haben, aber die Mittel nicht bereitstellen?

Wir haben eine Verantwortung für die Zukunft. Menschen werden immer älter – immer mehr Pflegefälle belasten Angehörige und Gesundheitssysteme. Was wäre falsch daran langfristig dafür zu sorgen, dass die Zahl der Pflegebedürftigen an Alzheimer, Creutzfeld-Jakob und Parkinson statistisch abnimmt – ihre Lebenserwartung aber gleich hoch bleibt oder gar steigt? Es sind nicht immer Menschen mit christlich geprägten Motiven, die der Forschung dort einen Riegel vorschieben wollen. An einem chronisch Kranken lässt sich prima Geld verdienen. Warum sollte man deren Zahl reduzieren helfen, wenn man zu den Profiteuren gehört?

In Deutschland überschlugen sich die Medien vor Begeisterung, wenn ein ehemaliger Außenminister seiner Frau eine Niere spendet. Eine Selbstverständlichkeit. Als Ehemann, als Christ. Aber wenn eine gespendete Niere schon ein Medienstar ist, dann sind wir von der Selbstverständlichkeit embryonaler Stammzellenforschung noch zu weit entfernt in Deutschland.

In den USA haben erstmalig Ärzte embryonale Stammzellen an einem teilweise gelähmten Patienten getestet. Es geht voran.  Gott sei Dank!

Tom Buschardt ist Medientrainer und Kommunikationsberater.

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3 Gedanken zu “Wer macht Gottes Job?;”

  1. avatar

    Also ich verstehe unter christlichen Nächstenliebe etwas anderes: Nämlich das selbstlose Helfen einer anderen Person und auch das Versöhnen mit Personen. Nicht jedoch, dass schon vor der Geburt versucht wird, einem werdenden Leben eine möglichst „glückliche“ Lebenszeit auf diesem Planeten zu verschaffen.

    Daneben steht noch die Frage der Kontrolle über die Wissenschaft. Sie wollen mir doch nicht ernsthaft erzählen, dass sich alle Wissenschaftler kontrollieren lassen. Besonders die Wissenschaftler, die Atheisten sind, werden da genügend Lücken finden …

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    Nein, Eltern warten nicht auf Jesus, sie warten lieber auf die Wissenschaft, die ihnen zum gesunden Kind verhelfen soll. Die PID ist die Garantie dafür, dass das Leben lebenswert ist.
    Ihr übertragen wir die Verantwortung für „lebenswürdigeres Leben“.

    Wie anmaßend ist doch diese Einstellung zum menschlichen Leben.
    Wir nehmen uns jegliche Freiheit heraus, zu entscheiden, was lebenswert und nicht lebenswert ist. Nichts anderes geschieht durch die PID. Eine Auslese, eine Selektion. Dabei ist in keiner Weise garantiert, dass nach dieser Untersuchung mit anschließender Schwangerschaft auch ein gesundes Kind zur Welt kommt. Wird für die Untersuchung nämlich eine gesunde Zelle verwandt, können dennoch andere Zellen Annomalien aufweisen. Eine Garantie für ein gesundes Kind gibt es also nicht.
    Ebenso ist die Begrenzung der PID schwer durchführbar. Allein in Amerika bieten 2/3 der Fortpflanzungskliniken die PID auch zur Geschlechterselektion an.

    Was wir dringend brauchen, ist uneingeschränkter Schutz und Würde gegenüber dem Leben. Und diese Würde gilt uneingeschränkt auch schon der befruchteten Eizelle gegenüber.
    Ich wünsche mir daher eine Gesellschaft, die alle Schwächen und Stärken jedes Einzelnen akzeptiert und annimmt.
    Vielleicht gehört dazu auch das manchem entfallene Gottvertrauen.

    Und wenn Sie schon fragen, wo Jesus gerade ist. Schauen Sie sich doch einfach um und sehen nicht nur mit den Augen sondern mit dem Herzen. Dann erübrigt sich Ihre Frage.

  3. avatar

    Danke für den Kommentar. In Sachen PID gebe ich Ihnen völlig recht. Wenn es die Möglichkeit gibt, den Zufall auszuschließen, um ein gesundes Kind zu zeugen, das einem kranken Geschwister helfen kann, sollten Eltern das Recht haben, eine Wahl zu treffen. Auch im Interesse des ungeborenen Kindes. Denn ein an einer Krankheit verstorbenes Geschwisterkind wird das Leben des Neugeborenen genauso prägen und verändern, wie die Tatsache, dass dieses bewusst gezeugte Kind es war, das das Geschwister rettete. Wichtig ist eine qualifizierte Aufklärung der Eltern, keine Bevormundung.

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