avatar

Die Klimapolitik der Vereinten Nationen: Auch hier stinkt der Fisch vom Kopf

Es gibt Bücher, die man mit wildem Interesse in die Hand nimmt und dann weglegt mit dem tiefen Bedürfnis, sich die Hände waschen zu wollen. Von einer solchen schwülstigen Schlüpfrigkeit ist zu berichten und einer ungeheuren politischen Anmaßung eines selbsternannten Öko-Diktators.

Von wem ist zu lesen? Von einem alternden Wissenschaftler in der Lebenskrise, alles erreicht und doch nicht zufrieden. Er begibt sich auf eine spirituelle Reise quer durch den indischen Subkontinent. Im Norden betrachtet er die Ausläufer des Himalaja, die, vom Eis befreit, beinahe nackt in der Sonne liegen, er seufzt ob der menschengemachten Katastrophe.

Nacktheit soll danach auch seine weitere Reise bestimmen: Obwohl die eine, seine große romantische Liebe stets platonisch bleibt, kommt der ergraute Akademiker viel herum, seine Exkursionen führen ihn durch die Betten Indiens; tiefe geschlechtliche Vereinigungen zwischen tiefen Meditationen… Diese schwülstig-schwülen Altmännerfantasien entstammen dem Roman ‚Return to Almora’, den der britische Telegraph umgehend für den ‚Bad Sex in Fiction’-Award nominiert sehen wollte.

Unterirdisch schlechte Softerotik, so das Urteil der Kritiker. Wahrscheinlich hätte das Büchlein nie die Aufmerksamkeitsschwelle überschritten, wäre da nicht der prominente Autor. Das indische Lakengewühle entstammt der Feder des umtriebigen Oberexperten der Vereinten Nationen Rajendra Pachauri, seines Zeichens Vorsitzender des Weltklimarates IPCC. Die UN will die Welt vor dem Weltklima retten; er führt den Völkerbund an, obwohl als Wissenschaftler von bescheidenen Kenntnissen – über das indische Eisenbahnwesen, jetzt Guru der Erderwärmung. Ein Mann von vielen Talenten.

Auch dem furchtbaren Talent, die United Nations und ihre Klimapolitik Hohn, Spott und Verachtung auszusetzen. Die schlüpfrigen Abenteuer eines ergrauten Katheder-Casanovas (deren Protagonist bösartige Kritiker als eine Verkörperung Pachauris bezeichnet haben) reihen sich ein in eine ganze Serie von Peinlichkeiten, Skandälchen und Skandalen, die den Weltklimarat umgeben. In den zwei Jahren seit der Verleihung des Nobelpreises haben es die Beteiligten verstanden, das Image und die Reputation der Institution nachhaltiger zu ruinieren, als dies ihren vermeintlichen Gegnern je möglich gewesen wäre.

Der Einbruch in den Mailserver einer britischen Universität brachte unappetitliche Details über Datenmanipulationen und das Mundtotmachen von kritischen Kollegen ans Tageslicht. In den Korrespondenzen der Klimaforscher der University of East Anglia (immerhin eine der zentralen Zulieferinstanzen des IPCC) fanden sich Absprachen über das Löschen unpassender Datensätze und Anleitungen, um andere kreativ zu ergänzen. Der Tod eines Kritikers bot den schreibfreudigen Wissenschaftlern Anlass zu herzhaften Scherzen auf dessen Kosten.

Auch wenn die Aufdeckung der ganz großen Verschwörung ausblieb, das Bild der Robin Hoods der Atmosphäre bekam unschöne Risse. Dann kam das Verwirrspiel um die Gletscherschmelze hinzu. Gegen jede Regel wissenschaftlicher Redlichkeit wurden hier ungeprüfte Daten von einer Studie in die nächste weitergereicht, wurde eine probabilistische Formulierung aus einer alten russischen Arbeit (mögliche partielle Gletscherschmelze bis 2350) zu einer definiten Aussage (totale Gletscherschmelze bis 2035) gemacht.

Ein Fehler, der jeden Proseminaristen den Kopf kosten würde, wurde hier zur Grundlage fleißig publizierter Katastrophenszenarien und politischer Handlungsanweisungen, und das, obwohl er beim IPCC seit über drei Jahren bekannt war. Das Institut des eisenbahnaffinen Nachwuchsschriftstellers Pachauri warb übrigens bis zuletzt hoch dotierte Aufträge auf Basis der falschen Daten ein; von der Klimadebatte profitierende Firmen zählen zu seinen Hauptsponsoren.

Trotz aller bunten Peinlichkeiten und unübersehbaren Interessenkonflikte (gegen die es beim Weltklimarat im Übrigen kein verbindliches Regelwerk gibt), die hier abgelaufene Entwicklung lässt sich nicht allein an der Person Pachauris festmachen, auch die zynischen Forscher aus East Anglia trifft nur eine kleine Teilschuld.

Der Fehler liegt vielmehr im System. Wir haben es mit einer Weltenretter-Bürokratie zu tun, die sich als Kaste installiert. Klimaforschung und Klimaschutz sind boomende Geschäftsfelder, die Ökonomisierung der Ökologie hat längst begonnen. Von der kalten Prekarisierung bedrohte Wissenschaftler fühlen auf einmal die behagliche Nähe zu den Fleischtöpfen. Die Produktion zeitgemäß-wünschenswerter Ergebnisse verheißt akademischen und monetären Segen, Katastrophenprognosen sorgen schließlich für die lang erträumte öffentliche Aufmerksamkeit. Finanzielle Zuwendungen von profitierenden Unternehmen sind für bislang wenig geförderte Forscher mit randständigen Forschungsgebieten ein ergiebiger Regen nach langer Dürre.

Für sich genommen ist all dies noch nicht verwerflich, Forschungsförderung und das Einwerben von Drittmitteln haben Tradition und ermöglichen wissenschaftlichen Fortschritt. Aber, und genau daran mangelt es der gegenwärtigen Klimaforschung, geförderte Wissenschaft erfordert Transparenz. Wer profitiert von den Prognosen und wer hat die Studie bezahlt? Erfindet der Entdecker neuer Katastrophenszenarien vielleicht nur eine bequeme ökonomische Basis für sich und sein Team? Ist das peer-review in Wahrheit ein pal-review? Die Krähen hacken sich nicht nur kein Auge aus, sie nähren sich im Kartell.

Der Glaube an den Robin Hood im Laborkittel ist einfältig, der Klimaforscher in der Förderung der Solarfirma unterscheidet sich nicht von jedwedem Lobbyisten. Es ist allemal an der Zeit, von dem moralisch hohen Ross zu steigen. Ein weiteres systemisches Problem betrifft die politische Aktivität der Klimaforscher. Gestartet ist der Weltklimarat als eine Institution zur Bereitstellung fundierten Expertenwissens für die Politik. Mit der Materie exzellent vertraute Fachleute sollten, so die Ausgangsidee, fundierten Rat an die (fachfremden) Politiker geben können, Expertisen als Basis legislativer Entscheidungen liefern.

Davon hat man sich in den letzten Jahren weit entfernt. Es begann mit den aufmerksamkeitsheischenden Auftritten einiger Beteiligter im Gefolge eines ebenso gescheiterten wie gefallsüchtigen amerikanischen Ex-Politikers und fand seinen Höhepunkt in den direkten Einmischungen Rajendra Pachauris in die US-Politik. Nicht mehr beratender Experte, sondern entscheidender politischer Akteur, das Ratgebergremium maßte sich, bar jeder demokratischen Legitimation, legislative Kompetenz an, immer im Dienste der vermeintlich höheren Sache.

Die Debatte rund um den Klimawandel ist weit entfernt von rationaler Argumentation, in einem Klima höchster emotionaler Aufladung soll das Bild eines traurigen Eisbären auf der schmelzenden Scholle direkt ans Herz des Rezipienten rühren, den Beschützerinstinkt für das robbenfressende Raubtier wecken. Jeder Vorabenddarsteller darf sich im Klimazirkus als Experte profilieren, Eisenbahningenieure mit fragwürdigem literarischen Talent treiben Experten und Politiker vor sich her.

Darunter leidet schlussendlich die Reputation eines ganzen Forschungszweiges: Die Unterminierung elementarer wissenschaftlicher Standards, die völlige Intransparenz finanzieller Interessen, die moralinschwangere Abwehr jedweder Kritik als Ketzerei und schließlich auch die Anmaßung politischer Kompetenzen treiben die populäre Klimaforschung an den prekären Abgrund heran. Daraus wird sie auch das süßeste Eisbärenbaby irgendwann nicht mehr retten können. Schon heute sind UN und Klimaforschung nachhaltig diskreditiert.

Shares
Folge uns und like uns:
error20
fb-share-icon0
Tweet 384

3 Gedanken zu “Die Klimapolitik der Vereinten Nationen: Auch hier stinkt der Fisch vom Kopf;”

  1. avatar

    Hallo Sascha Stoltenow,

    die Meteorologie umfasst die Physik und Chemie der Atmosphaere. Sie bildet daher die Grundlage der physikalischen Klimaforschung.

    Numerische Wetterprognosemodelle beruhen auf den Grundlagen der Meteorologie, ebenso die Module fuer die Atmosphaere in den sog. globalen Klimamodellen. Die Erfahrung lehrt, dass nach etwa 6-7 Tagen jede Wetterprognose falsch wird.

    Die Klimamodellierer behaupten nun, dass die Klimaprognose laenger gueltig ist, weil es sich im wesentlichen um ein Randwertproblem handelt. Die Begruendung geht auf eine Arbeit von Ed Lorenz zureck, die nur im GARP #16-Report erschien und keineswegs begutachtet wurde.

    Nun haben Kramm und Dlugi (2009, siehe http://arxiv.org/abs/0911.2286 ) gezeigt, dass die innewohnende Unsicherheit in der Bestimmung der unteren Randbedingungen in numerischen Modellen der Atmosphaere eine Prognose des Klimas nicht erlaubt.

    Die Klimamodellierung hat genauso wenig etwas mit Wissenschaft zu tun wie Wetterprognose. Es gehoert zu den wissenschaftlichen Standards, Modellergebnisse an Hand von Beobachtungen zu verifizieren. Nach mehreren Tage hat man bei der Wetterprognose die Gewissheit, dass sie habwegs brauchbar oder falsch war, wobei sich die Bewertung im wesentlichen an Groessen wie Temperatur und Niederschlag orientiert. Eine Bewertung an Hand von Beobachtungen kann im Falle der Klimaprognose ueberhaupt nicht vorgenommen werden.

  2. avatar

    Klimaforschung ist aber auch zu wichtig, um sie beständige mit der Meteorologie zu vermischen. Unser Winter war Wetter, Klima ist das, was sich dem einzelnen menschlichen Leben durch seine Langfristigkeit tendenziell entzieht – und vielleicht ist genau das das Problem.

  3. avatar

    Rajendra Pachauri ist nur die – zugegeben unappetitliche – Spitze des Eisbergs in der Klimaforschung. In den 70ern gingen die Klimaforscher noch von einer neuen Eiszeit aus, jetzt ist es die Erderwärmung. Schwer zu glauben angesichts des Winters, der Deutschland und andere Länder seit Wochen im Griff hat.

    Mitte Januar erschien in der Zeit ein Bericht, nach dem die US-Bundesbehörden NASA und NOAA Temperaturdaten so manipuliert haben, dass ein neuzeitlicher Temperaturanstieg vorgetäuscht wurde. Danach wurden 75% der weltweiten Wetterstationen mit niedrigeren Temperaturdaten systematisch aussortiert, verwendet wurden nur die verbliebenen 25% mit den höheren Temperaturen. Allein im flächenmäßig großen Kanada seien von 600 Stationen nur noch 35 verwendet worden. Wetterstationen mit positiven Abweichungen durch den städtischen Wärmeinseleffekt (UHI/Urban Heat Island) in den USA wurden gegenüber ländlichen und deshalb kühleren Stationen bevorzugt. Kühle Wetterstationen in den Anden und in Bolivien verschwanden ganz und wurden durch interpolierte Werte von wärmeren Stationen im Amazonasgebiet oder an den Küsten ersetzt.

    Solche Ergebnisse passen in den Mainstream, bringen Forschungsgeld und mit diesen Summen wird es auch den Wissenschaftlern ganz warm ums Herz.

    Kocks hat recht, wenn er schreibt: „Die Unterminierung elementarer wissenschaftlicher Standards, die völlige Intransparenz finanzieller Interessen, die moralinschwangere Abwehr jedweder Kritik als Ketzerei und schließlich auch die Anmaßung politischer Kompetenzen treiben die populäre Klimaforschung an den prekären Abgrund heran.“

    Klimaforschung ist viel zu wichtig, um sie in diesem Sumpf untergehen zu lassen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Shares
Scroll To Top