Heuchler dieser Welt, vereinigt Euch, denn ihr habt eine Stimme, die für Euch spricht. Der Vorsitzende der Katholischen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, greift die Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger an. Er ist empört darüber, dass Frau Schnarrenberger empört ist, über die Tatsache, dass die katholische Kirche Päderasten und Vergewaltiger nicht aktiv und offensiv der Staatsanwaltschaft übergibt.
Wo war Herr Zollitsch in den letzten Wochen und Monaten, wo nur durch das mutige Handeln einiger weniger überhaupt die Decke des Schweigens, der Verschweigens und des Vertuschens der katholischen Kirche gelüftet wurde? Woher nimmt Zollitsch die Chuzpe, sich und die Kirche zum Opfer politischer Diffamierungen zu gestalten? Und der Ton! Er gibt der Justizministerin 24 Stunden Zeit, ihre richtige Aussagen zu dementieren.
Welche Sanktion schwebt ihm eigentlich vor, wenn sie sich seinem Befehl nicht beugt? Erleben wir erstmals wieder eine Frau auf dem Scheiterhaufen? Zollitsch hat der katholischen Kirche und sich selbst keinen Gefallen getan. Statt anderen zu drohen, die Aufklärung verlangen, sollte er kirchenintern allen drohen, die die Aufklärung verhindern wollen.
Wir leben in einem Land, in dem das Kirchenrecht nicht mehr über dem Staatsrecht steht. Und in dem der Staatsanwalt und unabhängige Gerichte bei Straftaten die einzige Gerichtbarkeit sind, die sogar höher stehen als die päpstlichen.
Gebe Ihnen recht Herr Friedman, übrigens ein hervorragender Zeitpunkt bei Ihren orthodoxen Rabbinern mal unters Gewandt zu schauen…
@ 68er:
Glauben Sie wirklich, dass es für unseren Herrn Dr. ein Argument ist? Nach seinem „Mitleid gegenüber Opfern ist doch selbstverständlich + „Lach““ (übrigens: was für Opfer? – Es gibt ja noch kein Gerichtsurteil!) weiss ich, dass ich mit ihm nichts mehr zu besprechen habe. Stimme @Rita E. Groda vollkommen zu: er lebt offensichtlich in einer anderen Welt, als wir.
@ Dr. Oliver Strebel:
Alles nur „einige Fälle“, ansonsten das Produkt der „Psychologen des Bösen“?
http://www.spiegel.de/panorama.....56,00.html
EJ schrieb: Insofern, Herr Dr. Strebel, bestehen gute Aussichten für Sie, dass mindestens auf lange Sicht im Verhältnis von Staat und Kirche und innerkirchlich alles so beim Alten (und so verkommen) bleiben wird, wie es schon lange ist und wie Sie es (auch als Nicht-Katholik) anscheinend beizubehalten wünschen. Ja mei, mir hat die katholische Kirche eben nichts getan. Und ich empfand ihre Würdenträger und Mitglieder meist als auffallend angenehme und vernünftge Menschen. So schlecht, wie es manche darstellen, kann das Katholentum gar nicht sein.
Natürlich können einige Fälle von Kindesmißbrauch aufgrund des Geständnisses der katholischen Täter als gesichert gelten. Für alle anderen gilt bei mir die Unschuldsvermutung bis vor einem Gericht die Schuld bewiesen ist.
Stutzig macht mich eben, daß jetzt plötzlich jahrzehntealte Fälle hochgepuscht werden. Das erinnert mich an der Welle von Anzeigen wegen Kindesmißbrauch, die Anfang der 90’er die USA überrollte. Psychologen haben damals systematisch falsche Erinnerungen an Mißbrauch in der Kindheit in Patienten implantiert. Dies ist von forensischen Psychiatern wissenschaftlich aufgearbeitet worden. Siehe beispielsweise das Buch von Renate Volbert: „Beurteilung von Aussagen über Traumata: Erinnerungen und ihre psychologische Bewertung“.
Allerdings ist die forensische Psychiatrie in Deutschland so hoch entwickelt, daß sie implantierte Erinnerungen von echten Erinnerungen gut unterscheiden kann. Daher bin ich mir sicher, daß alle Täter, pädophile Vergewaltiger und die „Psychologen des Bösen“ ihrer gerechten Strafe nicht entgehen werden. Denn die „Psychologen des Bösen“ haben den Menschen dasselbe Leid angetan wie die pädophilen Vergewaltiger.
@ Dr. Oliver Strebel Dann sollten [die Justizministerin] schnellstens Anzeige wegen Behinderung der Justiz genauer Strafvereitelung (§ 258 StGB), stellen.
Ja, ich stimme Ihnen insofern zu, als die Sprache der Justizministerin zu diskret war. Dass die „Richlinien“ auf Strafvereitelung zielen bzw. eine Aufforderung dazu darstellen, vermutete ich schon weiter oben in der Diskussion.
Tatsächlich werden in den nicht verjährten Fällen wohl entsprechende Untersuchungen gegen Einzelpersonen erfolgen. Und unter dem Druck der aktuellen einschlägigen Nachrichten werden mit der Kirche entsprechende Verhandlungen geführt werden, was ihre „Richtlinien“ betrifft.
Dass diese Verhandlungen zu irgendeinem durchschlgenden Erfolg führen werden, ist angesichts des Respekts- und Vertrauensvorschusses, der der Kirche weit über ihren genuinen Arbeitsbereich hinaus (bis in die Kriminalitätsverfolgung hinein!) gewährt wird, allerdings kaum anzunehmen.
Insofern, Herr Dr. Strebel, bestehen gute Aussichten für Sie, dass mindestens auf lange Sicht im Verhältnis von Staat und Kirche und innerkirchlich alles so beim Alten (und so verkommen) bleiben wird, wie es schon lange ist und wie Sie es (auch als Nicht-Katholik) anscheinend beizubehalten wünschen.
Igor W. schrieb: Ich bewundere Sie rein menschlich:
Sie haben in der ganzen Diskussion keine Worte gefunden um den Opfern Mitleid zu äußern. Sie haben keine Worte gefunden um die Täter zu verurteilen (moralisch natürlich). Sie finden nur „schädlich“ was die Justizministerin der katholischen Kirche vorgeworfen (also gesagt) hat. Wo sind denn Ihre moralischen Prinzipien? Darauf hab ich ja schon die ganze Zeit gewartet *lach*. Zu meinen moralischen Prinzipien gehört es, niemandem etwas zu unterstellen, wenn er nicht jedem Post Verurteilungsformeln gegenüber Verdächtigen und Mitleidsformulierungen gegenüber Opfern schreibt, sondern den Focus auf den aktuellen Debattengegenstand legt. Mitleid gegenüber Opfern ist doch selbstverständlich ;).
E.J. schrieb: Allein schon das Prinzip der “Richtline” behindert die Justiz. Dann sollten sie schnellstens Anzeige wegen Behinderung der Justiz genauer Strafvereitelung (§ 258 StGB), stellen. Wenn dies wirklich vorläge, hätte unsere Justizministerin aber gewaltig versagt. Sie hätte dann nicht von fehlender konstruktiver Zusammenarbeit der katholischen Kirche mit den Behörden schwadronieren müssen.
Was EJ gegenüber Dr. Strebel geäußert, daß Kirchenrecht nicht über unserer Verfassung steht, bringt die Problematik auf den Punkt. Der Puffer ist grundsätzlich unnötig, und der Verdacht einer Behinderung der Justitz ist ebenso grunsätzlich erlaubt.
Bei aller Kritik, die die kath. Kirche verdient hat, und die sie auch selber verantworten muß, möchte ich, der gerechtigkeit halber, und auch meinem Sinn für Ironie entsprechend noch eine andere Variante in diese Diskussion bringen.
Auch ich durchlief eine kirchliche Instituation, ein Privatgymnasium. Geschlechtsgemäß bei den Nonnen.
Tatsächlich erfuhr ich dort nie körperlichen noch geistigen Missbrauch. Natürlich war es dort ein wenig preussisch diszipliniert, andererseits zwang man uns geradezu zu Toleranz, Kritikfähigkeit, und ein gesunder Widerspruchsgeist wurde einem antrainiert.
Ich erinnere mich an eine gesunde Haltung gegenüber Vietnam, was damals nicht gerade opportun war, geradezu staatsfeindlich. Und ich erinner mich noch recht gut an eine couragierte Nonne, die mit wehendem Schleier vorausmarschierte, bei einer Demo gegen menschenverachtende Zustände in Südamerika. Das war ganz sicher nicht im Sinne Roms, und schon gar nicht im Sinner einger Eltern!
In dieser Schule gab es auch einige jüdische Mädchen, die weder zwangsmissioniert wurden noch zum Gottesdienst gezwungen wurden. Diese Schule war der beste Schutz für sie, in einer Nachkriegsgesellschaft, die den Antisemitismus noch nicht verlernt hatte!
Die Politikergeneration der letzten 20 Jahre hat mich davon überzeugt, daß Frauen doch nicht die besseren Menschen sind. In der kath. Kirche scheint es doch so zu sein, und wahrscheinlich auch bei den Protestanten, wie uns Frau Käßmann mit ihrem Rücktritt jetzt bewies.Eine Braut Christi zu sein, scheint weniger problematisch zu
sein, als ein männlicher, amtierender Kleriker.
@ Dr. Oliver Strebel.
Ich bewundere Sie rein menschlich:
Sie haben in der ganzen Diskussion keine Worte gefunden um den Opfern
Mitleid zu äußern.
Sie haben keine Worte gefunden um die Täter zu verurteilen (moralisch natürlich).
Sie finden nur „schädlich“ was die Justizministerin der katholischen Kirche vorgeworfen (also gesagt) hat.
Wo sind denn Ihre moralischen Prinzipien?
Die Engländer sagen: „Wenn man keinen Sinn für Humor hat, dann muss man mindestens Sinn dafür haben, keinen Sinn für Humor zu haben“.
In der Tat ist das schädlich was die zahlreichen katholischen Priester GETAN haben.
Schädlich ist, dass mehrere Kollegen der Täter darüber bestimmt Bescheid wussten, nicht die Justiz darüber informiert und sich somit zu den Mittätern gemacht.
Schädlich (zumindest für die katholische Kirche) ist, in dieser Situation versuchen sie vor jeder Kritik zu bewahren.
Also versuchen Sie lieber nicht heiliger als der Papst zu sein – das wirkt komisch.
Was die Frau Leutheuser-Schnarrenberger anbelangt.
Die Tatsache ist: sie hat sich nicht entschuldigt, sie hat auch Ihre Äußerungen nicht zurück genommen. Es wurden seitens der katholischen Kirche die evtl. Änderungen der „Richtlinie“ angekündigt. Also sie hatte doch Recht.
@ Dr. Oliver Strebel: Von Frau Schnarrenberger hätte ich daher erwartet, daß sie mittels Fakten konkretes Versagen dieser Richtlinie benennt, um die gesellschaftliche Diskussion anzufachen, anstatt dieses unsäglich anmassende Pauschalurteil in die Welt zu setzen.
Sie wollen nicht verstehen. Die Justizministerin braucht keinen konkreten Fall zu nennen. Allein schon das Prinzip der „Richtline“ behindert die Justiz.
Wenn die „Richtlinie“ verlangt: Zuerst wird der Verdacht innerkirchlich gemeldet und geprüft, ist das schon (qua vorläufiger oder evtl. finaler Ausschließung der Justiz) eine Behinderung der Justiz.
@ Dr. Oliver Strebel
Ihre Analogie ist völlig schief. Wenn, müsste es um Bankmitarbeiter gehen, die Bankkunden betrügen. Und zwischen die und die Polizei/ Staatanwaltschaft wollen Sie die Bank als Puffer schalten …
Warum sollte die Selbstverständlichkeit, dass ein Verdacht begründet sein muss, für Sie und mich wie für jeden anderen Staatsbürger so gelten, dass er selbst über die Validität seines Verdachts urteilen kann und muss, für die Kirchenmitarbeiter (und/ oder Bankmitarbeiter) aber nicht?
Sie sagen irgendwo in der Diskussion, dass Sie nicht autoritätshörig seien. Das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Und Ihre Banken-Anologie und Ihre Rede vom „kleinen Mitarbeiter“ zeigen, worum es geht: Der Kleine hat nicht am Großen zu kratzen. Die Größe (der Bank, der Kirche) soll als Dritte Kraft mit ungeschreibenem eigenen Recht und eigener Urteilsfähigkeit zwischen Bürger und Staat stehen.
Dass das weit verbreitete Praxis ist – wer wollte daran zweifeln. Dass man als Staatsbürger dergleichen auch noch gutheißen kann, ist mir ziemlich unbegreiflich.
@Lieber Dr. Strebel. Daß ich kein Kirchenbasher bin, konnten Sie hier bestimmt schon registrieren. Daß das Thema auf die Tagesordnung kam, hängt mit Äußerungen der Opfer zusammen und sollte in einer offenen Gesellschaft kein Ärgernis sein.
Es ist sicherlich sehr unglücklich, daß sich die Veröffentlichungen über Missbrauch in der Katholischen Kirche so häufen. Tatsächlich ist Missbrauch kein Thema, das explizit die kath. Kirche betrifft. In staatlichen Instituionen, im Sport usw. scheint dies mindest so häufig zu sein, wie dort. Der Unterschied ist leider nur, daß dort keine so hohen moralischen Ansprüche proklamiert werden, was ebenfalls ein Fehler ist. Denn, Missbrauch an minderjährigen Schutzbefohlenen ist ein Verbrechen, egal wo.
Nicht nur die kath. Kirche hat einen Vertrauensverlust erlitten. Vielleicht erscheint der Preis für die Kirche momentan ein wenig hoch – sie wird sich davon erholen.
Daß aber künftig auch an anderen Stellen genauer hinschaut wird, nichts mehr so ohne weiteres unter den Teppich gekehrt wird, könnte dies wert sein.
Nachtrag: Das wäre m.E. auch viel wirkungsvoller gewesen, denn so wird das Fehlverhalten von Mitgliedern der katholischen Kirche durch die Opferrolle der Gesamtkirche überdeckt.
@Rita E. Gorda: Na ja, als Mittel, um ein Thema auf die Tagesordnung zu hieven, finde ich die Behauptung, die katholische Kirche arbeite mit den Strafverfolgungsbehörden nicht konstruktiv zusammen, als unzulässig, weil diffamierend. Aber nun gut, wir haben unterschiedliche Ansichten.
@EJ: Ihre Kritik an der Richtlinie kann ich nachvollziehen, aber nicht teilen. Eine Reetablierung eines rechts-eigenen Raumes der Kirche kann ich, wie ich im Folgenden darlege, nicht erkennen.
EJ schreibt: Die Täter (und Mitwisser) sind dem umweglosen Zugriff von Polizei und Staatsanwaltschaft auszusetzen.
Nehmen wir einmal an, es wird nicht bei der katholischen Kirche ein Verdachtsfall von Kindesmißbrauch erkannt, sondern in einer Bank ein Fall von Geldwäsche vermutet. Bevor auf einen Verdacht eines kleinen Mitarbeiters hin, Großalarm gegeben wird und zig Beamte hereinreiten, analysieren die Geldwäschebeauftragten den Vorfall und alarmieren gegebenenfalls die Behörden. Das muß auch so sein, denn wenn man dauernd bei Behörden Fehlalarm auslöst, drohen die mit Rechtsmitteln ;). Ergo: Weder Banken noch Kirchen haben einen Sonderstatus, wenn sie sich erst mal Klarheit über den Vorfall verschaffen.
Von Frau Schnarrenberger hätte ich daher erwartet, daß sie mittels Fakten konkretes Versagen dieser Richtlinie benennt, um die gesellschaftliche Diskussion anzufachen, anstatt dieses unsäglich anmassende Pauschalurteil in die Welt zu setzen.
@ Dr. Oliver Strebel
Nein. Es geht gar nicht darum, das Fehlverhalten Einzelner auf das Kollektiv zu übertragen. Es geht um etwas anderes: Der rezente Fall bestätigt, was ohnehin klar war, jedenfalls klar (gewesen) sein sollte: Die Institution Kirche kann unter dem in Frage stehenden Aspekt keinen Sonderstatus beanspruchen.
Der rezente Fall zeigt: Faktisch gewährleistet oder fördert die „Richtlinie“ in überhaupt keiner Weise irgendetwas: weder den nötigen Opferschutz, noch die nötige Tat-Aufklärung. Insofern die „Richtlinie“ aber suggeriert, dass genau das der Fall sei, dass etwa der kirchliche „Beauftragte“ kompetent darüber entscheiden könne, wann der Staatsanwalt einzuschalten sei, behindert sie die nötige Präventions- und Aufklärungsarbeit sogar.
Von der Sache her kann in diesen Fällen nur gelten: Die Täter (und Mitwisser) sind dem umweglosen Zugriff von Polizei und Staatsanwaltschaft auszusetzen. Von der Sache her gibt es für den Zugriff auf Täter (und Mitwisser) keine Rechtfertigung für den Umweg über die Institution Kirche.
Die „Richtlinie“ ist darauf angelegt, etwas wie den alten rechts-eigenen Raum der Kirche zu rekonstruieren bzw. zu re-etablieren. Mindestens möchte die Kirche von Institution zu Institution mit dem Staat bzw. seinen Organen verhandeln. Der Wunsch danach ist so groß, dass die Kirche gerade auch noch das Fehlverhalten und die Verbrechen einzelner ihrer Mitglieder dazu nutzt, sich neben dem Staat als Institution auf mindestens gleicher Augenhöhe zu etablieren. Sie missbraucht damit die Opfer ein weiteres Mal.
@Dr. Oliver Strebel: Meine absolute Zustimmung zu dem „Propagandatrick“ Nur hatte der die beabsichtigte Wirkung – Eine öffentlich und ggf. strafrechtliche Debatte wurde angestoßen, die m.E. nicht nur für die Kirchen Konsequenzen haben wird.
Die oberste Priorität muß „Opferschutz“ haben, nicht Täterschutz, ob in Staat, oder Kirche.
@EJ: Wenn einzelne Würdenträger entgegen der Weisung der katholoischen Kirche bei Kindesmißbrauch nicht die Strafverfolgungsbehörden informieren, dann darf daskeun Vorwand sein, zu behaupten die katholische Kirche arbeitet nicht konstruktiv mit den Behörden zusammen.
Das Fehlverhalten eines Einzelnen auf ein Kollektiv zu übertragen und dieses dadurch in Mißkredit zu bringen, ist ein übler Propagandatrick. Es gibt eben immer noch viele Deutsche, die aus der Geschichte nichts gelernt haben und so argumentieren. Dem gesellschaftlichen Diskurs hätte Frau Schnarrenberger mehr geholfen, wenn sie Fakten erwähnt hätte, anstatt eine pauschale Anschuldigung herumzuposaunen, die unhaltbar ist.
@ Dr. Oliver Strebel
Nachtrag:
München, 26. Februar. Der Prior der Benediktinerabtei und Leiter der Klosterschule, Pater Maurus Kraß, tritt von beiden Ämtern zurück. Er übernimmt damit wie Abt Barnabas Bögle die Verantwortung für das Nichteinhalten der bischöflichen Leitlinien zum Umgang mit Vorwürfen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Geistliche. Konkret geht es um eine Verletzung der Meldepflicht von Vorwürfen sexuellen Missbrauchs aus den Jahren 2003 und 2005. Pater Maurus unterließ es jeweils, den Bischöflichen Beauftragten der Erzdiözese über die Vorwürfe in Kenntnis zu setzen.
http://www.kloster-ettal.de/
@ Dr. Oliver Strebel
Statt sich ständig zu wiederholen, sollte Sie einfach mal Zeitung lesen. Der Abt und der Schulleiter von Kloster Ettal sind zurückgetreten, weil Sie in einem nicht verjährten Fall weder den Kirchenbeauftragten, noch Polizei oder Staatsanwalt informiert haben. Welchen Beiweis soll Ihnen Frau Leutheusser-Schnarrenberger noch bringen?
@ 68er: und eine Art “unabhängiger” Ombudsmann ernannt werden soll
Sie sagen es: „Eine Art “unabhängiger” Ombudsmann.“ 🙂
Die Mischung aus Arroganz und verlogener Larmoyanz, die die Kirche auch jetzt wieder an den Tag legt, findet sich in diesem Maße sonst nur noch im (kriminellen) Sport – hier wie dort im x-fach erprobten Vertrauen auf die unabänderliche Blödheit des Publikums.
Es ehrt Frau Leutheuser-Schnarrenberger, dass sie sich nun zurückhält und damit beweist, dass es ihr um die Sache, d.h. den Missbrauchsopfern, geht und nicht darum, die katholische Kirche zu diffamieren. Offenbar geht es ihr eben nicht darum “knallhart zu punkten”.
Ich befürchte, wir werden im Dissens bleiben :-). Daher nur ganz kurz: Solange Frau Leutheusser-Schnarrenberger ihre unglaubliche öffentliche Anschuldigung, die katholische Kirche arbeite nicht konstruktiv mit Strafverfolgungsbehörden zusammen, nicht mit öffentlich nachvollziehbaren Fakten untermauert, muß ich diese Anschuldigungen in der Kategorie „bösartige heisse Luft“ einordnen. Was denn bitte sonst? Autoritätsgläubig bin ich nämlich nicht 😉 .
@ Dr. Oliver Strebel
Wie Sie den Interviews von Herrn Zollitsch und den Entschlussfassungen der Deutschen Bischofskonferenz entnehmen können, besteht anscheinend doch ein Handlungsbedarf, da die Leitlinien jetzt überarbeitet werden sollen und eine Art „unabhängiger“ Ombudsmann ernannt werden soll.
Wie Frau Miosga in den Tagesthemen berichtete, hat Frau Leutheuser-Schnarrenberg in ihrem Brief an Herrn Zollitsch ihre Kritik nicht zurück genommen sondern lediglich anerkannt, dass die katholische Kirche sich „um Aufklärung bemühe(n)“. Jedem presserechtlich „informierten“ wird sofort auffallen, dass die Formulierung im Präsens verfasst ist und sich damit nicht auf die Vergangenheit bezieht sondern nur auf die aktuelle Gegenwart. Und da hat sich die Kirche nach den deutlichen Worten unserer Justizministerin ja endlich bewegt.
Es ehrt Frau Leutheuser-Schnarrenberger, dass sie sich nun zurückhält und damit beweist, dass es ihr um die Sache, d.h. den Missbrauchsopfern, geht und nicht darum, die katholische Kirche zu diffamieren. Offenbar geht es ihr eben nicht darum „knallhart zu punkten“.
„Growing pains“ – auf Deutsch „Pubertaetsschmerzen“ eines sich „entwickelten“ Landes: Sexualverbrecher in the katholischen Kirche, eine besoffene Oberbischhoefin der Protestanten, „Wiedergekehrter Buddha“ empfangen im Kanzerlamt…! Kein Wunder das niemand gemerkt hat, das Goldman-Sachs, von New York, das Geld geklaut hat!
Darüber hinaus wünsche ich Herrn Friedman alles Gute zu seinem heutigen Geburtstag, viel Glück, Gesundheit und beruflichen Erfolg!
😉
68’er schreibt: Selbst wenn alle Missbrauchsfälle angezeigt worden wären, woran ich nach den derzeitigen Berichten allerdings zweifle, wäre nach meiner Einschätzung die Zusammenarbeit dann schon nicht mehr konstruktiv, wenn die Kirche die Fälle zunächst intern versucht hat aufzuklären und erst dann die Staatsanwaltschaft eingeschaltet hat, wie es nach der kricheninternen Richtlinie von 2002 vorgesehen ist.
Die katholische Kirche hat m.E. wie jeder das Recht, sich zuerst darüber klar zu werden, ob hier überhaupt ein verdachtsanzeigefähiger Straftatbestand vorliegt. Genau so verstehe ich die Richtlinie von 2002. Mit dem Herumposaunen von Gerüchten und böswilliger Verleumdung ist niemand geholfen. Die Ermittelungsbehörden werden nur überlastet und können in echten Fällen nur unzureichend helfen ;).
Daher sind die Äusserungen von Frau Schnarrenberger bei dieser wichtigen Thematik sehr schädlich. Um ihren Aussagen Gewicht zu verleihen, hätte sie zunmindest in namenloser Form, konkrete Fälle von Fehlverhalten der katholischen Kirche benennen müssen. Dies hat sie bis jetzt nicht getan. Im Gegenteil: aufgrund der Androhung einer Unterlassungsklage ist sie bis dato verstummt, anstatt mit ihrem „Informiertsein“ *lach* knallhart zu punkten.
Ein äusserst schwaches Bild das Frau Schnarrenberger hier abgibt. Noch schwächer ist allerdings der faktenlose (betreffs Fehlverhalten katholische Kirche) Kommentar von Herrn Friedman.
@ 68er: wie es nach der kricheninternen Richtlinie von 2002 vorgesehen ist.
In Abhängigkeit davon, ob und wie die „Richtlinie“ (z.B. von der Dt. Bischofskonferenz) akzeptiert bzw. beschlossen bzw. als verbindlich in die Diözesen weitergeleitet wurde, stellt die „Richtlinie“ selbst womöglich schon einen Straftatbestand dar, insofern sie der polizeilichen (staatsanwaltlichen) Ermittlungsarbeit vorgreift bzw. sie u.U. verhindert.
In jedem Falle macht die Richtlinie, wenn schon nicht die potentiellen Böcke, dann jedenfalls die Kollegen und – bitte, das ist nicht meine Sprache: – die „Brüder im Geiste“ des potentiellen Bocks zum Gärtner. Ein absurdes Verfahren, das weder dem möglichen Opfer, noch den Ordnungsansprüchen des Staates auch nur annähernd gerecht wird.
Sollte die Kirche nicht bereit sein, ihre Praxis zu ändern, muss ihr – Anlog zum Militär (das mit seinem Korpsgeist analoge Probleme verursacht (hat)) – ein unabhängiger Ombudsmann verordnet werden.
@ Dr. Oliver Strebel
Die Aussage, dass die „Verantwortlichen der katholischen Kirche mit den Strafverfolgungsbehörden nicht konstruktiv zusammenarbeiten”, ist nach meiner Einschätzung eine auf Tatsachen gestützte Meinungsäußerung, denn das Wort „konstruktiv“ bedarf einer subjektiven Bewertung.
Selbst wenn alle Missbrauchsfälle angezeigt worden wären, woran ich nach den derzeitigen Berichten allerdings zweifle, wäre nach meiner Einschätzung die Zusammenarbeit dann schon nicht mehr konstruktiv, wenn die Kirche die Fälle zunächst intern versucht hat aufzuklären und erst dann die Staatsanwaltschaft eingeschaltet hat, wie es nach der kricheninternen Richtlinie von 2002 vorgesehen ist.
Die Aufklärung von Missbrauchsfällen gehört nicht in die Hände einer unaufgeklärten auf Gehorsam und Verschwiegenheit bauenden Kirchennomenklatur sondern in die Händer psyhologisch ausgebildeter Staatsanwälte und Polizeibeamte!
Unsere tolle Justizministerin, ist das immer noch die selbe die zum SWIFT-Abkommen mit den Guantanamobetreibern keine Silbe von sich gegeben hat ?
68’er sagt: „weiss der “Informierte”, dass die katholische Kirche gut beraten ist, sich nicht auf eine gerichtliche Auseinandersetzung einzulassen.
[…]
Als Tiger gesprungen und als Bettvorleger gelandet.“
Da ich weder Aktien der Firma Schnarrenberger halte noch katholisch bin, sehe ich diese Sache ganz gelassen, in der zwei als Tiger gesprungen sind, aber einer als Bettvorleger landen wird ;).
In der Sache finde ich Friedman’s Empörung derzeit allerdings nicht angebracht, da die katholische Kirche so handelt, wie jeder Vernünftige handeln mu0, wenn er verunglimpft wird.
Ich denke die Sache ist ganz einfach: Hat die katholische Kirche Angehörige bei der Staatsanwaltsachaft angezeigt, dann kann Frau Schnarrenberger ihren Hut nehmen. Ihre Aussage, wonach die „Verantwortlichen der katholischen Kirche mit den Strafverfolgungsbehörden nicht konstruktiv zusammenarbeiten“, ist dann m.E. wahrheitswidrig. Und wie man seit dem Rücktritt von Jung weiß, muß man im Kabinett Merkel ja die Wahrheit sagen *gnihihi*.
Falls es in den letzten Jahren aber keinerlei Anzeigen der katholischen Kirche bei der Staatsanwaltschaft gegeben hat, dann sieht es wohl sehr mau für die katholische Kirche aus. Nach Käßmann würde dann wohl auch Zollisch abtreten müssen.
@Dr. Oliver Strebel
Auch wenn Herr Zollitsch das Vokabular des Presserechts benutzt, von angeblich falschen Tatsachenbehauptungen schwadroniert und Fristen zur Richtigstellung setzt, weiss der „Informierte“, dass die katholische Kirche gut beraten ist, sich nicht auf eine gerichtliche Auseinandersetzung einzulassen. Die dann zu erwartenden Beweisaufnahmen wird sich die Kirche sicher ersparen wollen. Da Frau Leutheuser-Schnarrenberger in diesen Dingen durchaus „informiert“ ist, hat sie ja auch ganz gelassen reagiert. Herr Zollitsch hat mit seiner überzogenen Reaktion sich und der katholischen Kirche ganz sicher keinen Gefallen getan.
Als Tiger gesprungen und als Bettvorleger gelandet.
Michel Friedman schreibt: „Und der Ton! Er gibt der Justizministerin 24 Stunden Zeit, ihre richtige Aussagen zu dementieren.
Welche Sanktion schwebt ihm eigentlich vor, wenn sie sich seinem Befehl nicht beugt? Erleben wir erstmals wieder eine Frau auf dem Scheiterhaufen?“
Jeder Informierte dieser Republik weiß, daß die katholische Kirche diese Frist gesetzt hat, um gegebenenfalls Klage wegen Unterlassung gegen Frau Schnarrenberger anzustrengen. Das ist m.E. ein sinnvolles Vorgehen, wenn man sich aktuell einer Verunglimpfungskampagne ausgesetzt sieht.
Zum Ton: So wie Sie hier über Frauen auf dem Scheiterhaufen schwadronieren, blos weil Sie nicht informiert sind, sind Sie wohl der Letzte, der sich über den Ton beschweren kann.
@EJ: Jetzt war ich doch tatsächlich der Meinung, our federal Angela sei unsere Kanzlerin. Jetzt stellt sie sich aber als Schiedsrichter zwischen dem Klerus und der Justiz heraus. Verwirrend, dieses Kompetenzenwirrwar!!!
Sie kann eben die Pastorentochter nicht ganz verleugnen, aber dass sie jetzt bei der Konkurrenz eingreift, noch verwirrender.
Die lieben Katholiken müssen an der Basis schon einiges vegetativ drauf haben, um die Orientierung nicht zu verlieren, wie Sie so trefflich kürzlich bemerkten.
Tja, wäre doch gelacht, das bisschen nicht auch noch unter den Teppich gekehrt zu kriegen:
Der Chef der Bischofskonferenz hatte zuvor mit Bundeskanzlerin Angela Merkel telefoniert. Über den Inhalt des Gesprächs wurde Stillschweigen vereinbart. Merkels Sprecher Ulrich Wilhelm sagte, die Kanzlerin habe auch mit Leutheusser-Schnarrenberger telefoniert und begrüße die gemeinsame Absicht der beiden, ein klärendes Gespräch zu führen. Merkel mahnte eine konstruktive Aufarbeitung der Missbrauchsfälle an.
http://www.tagesschau.de/inlan.....nz128.html
@ 68er
Mir ist Zollitschs Reaktion durchaus nachvollziehbar. Dass Politik und – in diesem Falle – sogar der Staat der Kirche plötzlich nicht mehr die bisher geübte fraglose „Meistbegünstigung“ entgegenbringen, muss Zollitsch aus allen Wolken fallen lassen.
Die Kirchen haben bisher von staatlicher Seite – und nicht nur von der – einen enormen Vertrauensvorschuss genossen. Jedermann weiß, dass Internate überhaupt und insbesondere katholisch-zölibatär betriebene Internate eine im einschlägigen Sinne hoch gefährdete/ gefährdende Angelegenheit sind. Trotzdem hat niemand hingeschaut, unter die Talare der Hochwürden und Exzellenzen schon gar nicht.
Dass die in Rede stehenden Delikte über z.T. Jahrzehnte wiederholt werden und ebenso über Jahrzehnte unentdeckt bleiben konnten, ist auch ein krasses Verschulden des Staates, der – immerhin handelt es sich durchweg um Taten an Schülern im Umfeld Schulen – seiner Aufsichtspflicht nicht nachgekommen ist.
Ich war drei Jahre lang in einer Klosterschule. Ich habe keinen sxuellen Missbrauch erlebt, aber abartigsten Missbrauch. Hoffentlich war es nicht nur eine dicke Lippe, die Leutheusser-Schnarrenberger riskiert hat!
Michel Friedman:
Der Artikel ist super! Hauptsache, absolut richtige Worte gefunden – besser hätte man nicht sagen können.
Das ganze zeigt außerdem deutlich die Tatsache, dass die katholische Kirche nie die Trennung von Staat und Kirche ernst genommen und innerlich akzeptiert hat.
Der Staat ist für sie etwas was rein formell zu akzeptieren ist (und das nur deswegen, weil sie nicht mehr die Kraft hat dies zu verhindern). Wie gesagt: irgendwann kommt die Wahrheit sowieso raus.
Richtigstellung/Anmerkung:
Die Erneuerung des Briefes von Kardinal Ottaviani durch Josef Ratzinger soll nach anderen Quellen bereits 2001 erfolgt sein.
Ich habe gerade den Rücktritt von Frau Käßmann gesehen, wenn Herr Zollitsch und Herr Ratzinger doch nur halb so viel Ehrempfinden hätten!
Ich habe schon auf dieses Thema gewartet. Es ist tatsächlich eine bodenlose Unverschämtheit, was sich Herr Zollitsch da geleistet hat.
Wenn es stimmt, dass der Vatikan im Jahr 1962 durch Kardinal Alfredo Ottaviani, einen Brief an die Bischofskonferenzen geschickt hat, nach dem Missbrauchsfälle geheim gehalten und lediglich dem zuständigen Bischof gemeldet werden sollten und dass auf die Opfer – unter Androhung der Exkommunikation – eingewirkt wurde, Stillschweigen zu bewahren und dass im Jahre 2002 Kardinal Joseph Ratzinger erklärt hat, das Dokument sei noch gültig, muss man sich Fragen, ob hier nicht der Straftatbestand der Strafvereitelung (§ 258 StGB) verwirklicht wurde.
http://www.welt.de/die-welt/po.....h-aus.html
Auch wenn ich es sonst gar nicht leiden kann, wenn man aus Anlass spektakulärer Verbrechen nach „schärferen Gesetzen“ ruft, könnte ich es mir hier doch vorstellen, dass eine Verlängerung der Verjährungsfrist für solche Taten und eine explizite Ausweitung des § 174 StGB auf kirchliche „Würdenträger“ sinnvoll und nützlich sein könnte.
@Herr Friedmann: Gebe Ihnen uneingeschränkt Recht. Die Inquisition ist wieder aktiv. Nicht nur in der Katholischen Kirche. Die erste Hexe wurde bereits verbrannt, die forsche Bischöfin, die nicht so klug war, wie ihre männlichen Bischofskollegen, katholisch oder evangelisch, nämlich nicht selber zu fahren, in diesem Zustand, sondern den diensteigenen Fahrer zu bemühen und sich fahren zu lassen.
Jetzt kommt die zweite Hexe dran, die Justizministerin!
Wie Sie bereits sagten, es gehört schon Chuzpe dazu, zu drohen, bei so einem Straftatsbestand.
Wenn ein Jude noch etwas über Chuzpe lernen möchte, dann sollte er jetzt schnell noch in kreuznet nachlesen, wie ich schon gestern Herrn Posener empfohlen habe. Da kann er noch einiges lernen!
Angriff ist die beste Verteidigung, eine altbekannte Strategie, nicht nur der Kirchen. Es war nicht ernstlich zu erwarten, daß die Bischofskonferenz eine offene Haltung zu den erhobenen Vorwürfen einnimmt. Diese Haltung aber dürfte selbst die hartgesottensten Katholiken erschüttern und an der Basis einen ireparablen Schaden anrichten!