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Der Wahrheit schmutziger Tod

Tot oder lebendig. So beängstigend einfach ist das, wenn in Afghanistan Jagd auf Top-Taliban gemacht wird. Task Force 373 heißt eine Eliteeinheit der US-Armee, die nur eine Aufgabe hat: die Führer der Feinde ausschalten.

Gezielte Tötung wird das gemeinhin genannt. Auf der Liste stehen Islamisten ebenso wie Drogenhändler, Bombenbastler und Al-Qaida-Terroristen. Und wer auch nur einen kleinen Teil der mehr als 90.000 Dokumente über den Einsatz am Hindukusch liest, die jetzt auf der Internetplattform WikiLeaks für alle zugänglich gemacht wurden, kommt um eine Erkenntnis nicht herum: Krieg ist und bleibt ein schmutziges, ja ein dreckiges Geschäft.

Jenseits jeder Kontrolle und Gerichtsbarkeit schwärmen geheime Killerkommandos aus und töten bis zur Routine. Geordnet nach einer Prioritätenliste gehen die Spezialkräfte voran. Leichen pflastern ihren Weg. Auf der Strecke bleiben auch viele unbeteiligte Zivilisten – und die Wahrheit.

Alles ganz schlimm, keine Frage. Aber wirklich überraschend? Wohl kaum. Und so ist die Erregungskurve ein paar Tage lang emporgeschnellt, um jetzt schon wieder ein normales Maß an Desinteresse anzusteuern. Aufregung, das war gestern. Der Alltag fernab des Kriegs hat uns wieder.

Wie anders wäre es, man würde Afghanistan durch Westjordanland oder Gaza ersetzen, die US-Einheiten durch israelische Soldaten und die Taliban durch Hamas oder die Al-Aksa-Brigaden. Der öffentliche Aufschrei wäre immens und würde lange anhalten. Das klänge dann so: Unfassbar, ein Rechtsstaat, eine Demokratie, die gezielt tötet? Nur Jerusalem ist zu so etwas Abscheulichem und Rücksichtslosem fähig. Einfach empörend. Aber wir haben es ja schon immer geahnt. Die Juden haben eben nichts aus der Geschichte gelernt. Sie behandeln die Palästinenser wie die Nazis.

Doppelte Standards nennt man so etwas. Israels Handeln wird stets mit zweierlei Maß gemessen. Dies festzuhalten, heißt nicht, alles, was Jerusalem tut und lässt, zu verteidigen oder gar gutzuheißen. Doch immer wieder wird dabei gerne unter den Tisch gekehrt, dass der jüdische Staat von Feinden umzingelt ist. Faktisch befindet er sich zum Beispiel im Kriegszustand mit der Hamas in Gaza.

Das sehen die Islamisten genauso. Sie haben sich auf die grünen Fahnen geschrieben, die Zionisten zurück ins Meer zu treiben – mit Gewalt. Wie würden wir in Deutschland reagieren, wenn Selbstmordattentäter sich in Diskotheken in die Luft sprengten und unsere Kinder mit in den Tod rissen? Wäre es so ausgeschlossen, dass auch wir Elitekämpfer losschicken, um die Terroristenführer auszuschalten, sie gegebenenfalls gezielt zu töten?

Eine erschreckende Vorstellung, sicherlich. Aber das sollte man sich vergegenwärtigen, bevor wieder mal der Stab über Israel gebrochen wird. Afghanistan und Gaza – beides steht stellvertretend für Gewalt, Tod, Dreck und moralische Niederlagen. Und die Angst davor.

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14 Gedanken zu “Der Wahrheit schmutziger Tod;”

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    KJN fragt: Hängt jetzt die Existenzberechtigung eines Landes an dessen Wirtschaftskraft? Huch! Auf den Gedanken wäre ich jetzt nicht gekommen.

    @Alan Posener: Die Malaien haben im Gegensatz zum israelischen Verhalten gegenüber Palästina das überwiegend von Chinesen bewohnte Singapur 1965 sofort anerkannt. Israel sträubt sich seit Jahrzehnten gegen einen palästinensischen Staat in Westjordanland und Gaza. Leute wie Herr Friedman weisen bei Debatten über einen palästinensischen Staat sogar öffentlich darauf hin, daß Jordanien der palästinensische Staat sei. Konkret annektiert Israel seit Jahrzehnten Gebiete im Westjordanland. Singapur und Malaysia machen so etwas nicht.

    Kein Wunder, daß Israel keinen Frieden bekommt. Israel kann nicht nur von Singapur sondern auch von Malaysia lernen.

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    Wie sich die Zeiten doch geändert haben (zumindest laut Herrn Strebel.
    Da gab es doch den alten Witz wie Robert Altmann 1935 in seinem Berliner Kaffeehaus mit dem Völkischen Beobachter von seiner Sekretätin erwischt wurde.Diese goutierte dies gar nicht und fragte Altmann, ob er etwar masochistisch veranlagt sei, oder Verrückt geworden wäre.
    Altmann: „Ganz in Gegenteil Frau Epstein. Früher, als ich nich die jüdischen Zeitungen gelesen habe, habe ich von nichts anderem erfahren, als von Progromen, Aufständen in Palästina usw.
    Aber seit ich den Stürmer lese, erfahre ich nur Erfreuliches. Ich lese, daß die Juden alle Banken unter Kontrolle haben, da´wir führend in den Künsten sind und daß wir kurz davor sind, die ganze Welt zu beherrschen.“

    Die Juden können es halt keinem Recht machen, weder dem Herr Strebel noch ………………………..

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    Lieber KJN: Sehr vernünftig, was Sie hier meinen. Mit der Bewertung eines Landes, nach seiner Wirtschaftskraft, habe nicht ich angefangen – wollte das“mit den Weltwirtschaftskräftigsten, geboren aus einer Erdhüttenkultur“, nur nicht einfach so stehen lassen.
    Auch mir ist Israel gut bekannt. Es gibt auch dort genug Menschen, auf beiden Seiten übrigens, die um Frieden und Aussöhnung mit allen interessiert sind, wie z.B. Ben Chorin, der wollte sogar Frieden mit den Deutschen Christen (Protestanten), und für die weitere Existenz der Stadt Jerusalem hatte er einen großen Traum. Die Interessierten kennen ihn sicherlich …………

    Allein politisch korrekt zu sein, ist nicht immer das Beste. Wer, aus welchen Gründen auch immer, sich einseitig auf die Seite der sog. Palestinenser stellt, hilft ihnen real nicht – im Gegenteil – nach langjähriger Reflektion bin sogar ich Blonde dahinter gekommen, daß wir den Palästinensern damit gravierend schaden. Bei so viel Zustimmung werden die Fronten noch verhärteter und eine Friedenspolitik – auf beiden Seiten – unabsichtlich, aber vehement verhindert.
    Wer gutwillig ist, muß zugeben und einsehen, daß es hier „der Fluch der guten Tat ist, die fortwährend schlechtes missgebäret“.
    Herr Obama hat sich seit seinem Amtsantritt- gegenüber Israel – radikal gewendet. Dies aber weniger aus Gründen der Menschenfreundlichkeit, zweckmäßige Erwägungen standen hier mehr im Vordergrund.
    Nun ja, manche glauben von Obama lernen hieße siegen lernen – hoffen wir mal nur das Allerbeste.

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    @ Oliver Strebel: Singapur hatte das große Glück, bis 1957 britische Kolonie zu sein. Die Briten brachten nicht nur die internationalen Handelsverbindungen und Banken, sondern auch einen funktionierenden Rechtsstaat – und die chinesischen Einwanderer, deren Fleiß und Bildungswillen die andere Komponente des singapurianischen Wirtschaftswunders sind – man nennt die Chinesen in ganz Südostasien „die Juden des Ostens“, und das ist anerkennend gemeint.
    Es gehörte eben zum Wesen des liberalen, multikulturellen Empire, dass fleißige Einwanderer unabhängig von ihrer Rasse und Religion ihren Weg machen konnten. Würden sich aber die Malaien so verhalten wie die Araber, sie würden bis heute die Gründung des chinesischen Staates Singapur (der sich ja von der islamischen Republik Malaysia losgelöst hat)als Unrecht bezeichnen, den Chinesen vorwerfen, sie hätten die ehedem malaiisch besiedlete und beherrschte Insel „gestohlen“, sie würden sich weigern, den Staat singapur anzuerkennen und würden ständig Terroristen und Raketen losschicken, um Chinesen zu töten. Dass sie das nicht tun, ist Singapurs Glück und zeigt, dass es auch anders geht als bei den auf die Vorstellungen von Blut und Boden abonnierten Führern der Araber Palästinas, die leider von verblendeten Leuten wie Ihnen geistige Unterstützung erfahren.

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    @Dr. Strebel
    „Israel ist das Griechenland– des Nahen Ostens.“

    Man kann sich jetzt beliebig irgendwelche Quellen um die Ohren hauen..
    Ich kenne beide Länder ganz gut – Israel ist ein Hightec-Land – viele Erfindungen, viele neue kleine Hightec-Firmen, eine gewisse Inflation.
    Häme über Griechenland ist ebenfalls nicht angebracht, die haben Entwicklungsmöglichkeiten und Geschäftschancen im Binnenmarkt, da würden sich die Deutschen freuen. Die Bewertung der griechischen Volkswirtschaft basiert lediglich auf der verengten betriebswirtschaftlichen Sichtweise einer Rating Agentur.
    Was Wirtschaft und Technologie anbetrifft, braucht
    Israel Deutschland übrigens überhaupt nicht – eher umgekehrt.. Ich warne vor Hochnäsigkeit.

    Im Übrigen – was soll das überhaupt heißen?
    Hängt jetzt die Existenzberechtigung eines Landes an dessen Wirtschaftskraft?

    Mir ist aber Ihr Standpunkt allemal lieber, als die verlogenen „Israel ist unser Freund“ – Parolen unserer Politiker, die dann einstimmig die Hamas mit ihren Resolutionen stärken.
    Sie mögen also das Land nicht. Vielleicht kommen Sie ja trotzdem mal hin und sprechen mit einem arabischen Israeli und lassen sich die Vorteile des Landes innerhalb der Region mal etwas ausmalen. Aber Vorsicht: Die Region ist gefährlich – besonders für eingefahrene Meinungen..

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    Das war jetzt wieder so wissenschaftlich, wie man es eben nur von einem Akademiker erwarten kann.
    In der Weltrangliste Kaufkraft Bruttosozialprodukt steht z.B. Deutschland an Platz 21, Israel an Platz 30.

    Daß Griechenland zum nahen Osten zählt war mir total neu, die Arabische Liga zählt jedenfalls dazu. Daß die nicht zum Vergleich herangezogen wurde ist gut verständlich. Unter Berücksichtigung der Tatsache, daß Israel nicht zu den Erdöl produzierenden Ländern zählt, und sich schlecht mit z.B. mit Saudi Arabien vergleichen läßt, ist meine Behauptung kaum unrichtig, denn ich sprach vom nahen Osten, und bewußt vom Jahr 1999.

    Wie war das noch mit dem höchsten Bruttosozialprodukt der Welt?
    Singapur liegt auf Platz 4, aktuell, und kaufkraftbereinigt.
    Laut meiner Quelle war der Stand April 2010.
    Nur zum Vergleich Deutschland(21) 34.212, Japan(24) 32.608, Griechenland(26) 29.689.

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    Wenn es hier so wunderbar strebelt, muß man nicht lange nach (falschen) Fakten suchen.
    Israel ist das Singapur des nahen Ostens!!!!
    Das Bruttosozialprodukt betrug im Jahre 1999 in Israel
    26.800 Milliarden US-Dollar, in Singapur 31.400 US Dollar.
    Und das, obwohl eine Handvoll überlebender Juden die Frechheit besaßen ihre Bildung nicht zu vergessen.
    Wie konnten Sie nur!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
    Ich hiffe, sie entschuldigen sich dafür ausdrücklich dafür bei der ganzen Welt, und natürlich auch dafür, daß sie sich immer noch nicht ins Meer haben jagen lassen, und technologisch (EDV) in vielen Bereichen führend sind.
    Schalom Schabbat.

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    KJN schrieb: Was meinen Sie: Gäb’s Israel noch, wenn es sich auf die UNO verlassen hätte?

    Israel vergleiche ich gerne mit Singapur, wenngleich ab 1946/47 Singapur den Nachteil hatte, nicht den überaus hohen Anteil an hochgebildeten Leuten wie Israel zu haben. Der grössere teil der Bevölkerung Singapurs lebte in hüfttiefen Erdlöchern als Behausung, die nach oben halbmeterhoch abgedeckt waren. Die Bildung war entsprechend.

    Aber Singapur hat sich zu dem Ort mit dem höchsten Bruttosozialprodukt pro Kopf in der Welt entwickelt. Es ist ein Nervenzentrum des Welthandels und der Wissenschaften (Verlage).

    Israel hat sich in einer biblisch-archaischen Argumentation darauf versteift, daß ein paar unfruchtbare Steine, die Beduinen unter Mithilfe der UN gestohlen wurden, ihm gehören. Dafür hat es jahrzehntelang Abermilliarden an Rüstungsgeldern verpulvert. Was wäre, wenn Israel die Beduinen großzügigst entschädigt hätte und den Libanon nicht mit einer zynisch-mörderischen Politik destabilisiert hätte?

    Israel wäre das Singapur und der Libanon das Malaysia des Nahen Ostens. Jetzt hat Israel die Situation, die es sich geschaffen hat.

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    @Herr Böhme: Da habe ich doch gerade im Internet auf der Seite“Christen auf der Seite Israels“ einen hochinteressanten Artikel gefunden. Der bestätigt auf jeden Fall die Tatsache, daß in jedem Krieg zuerst die Wahrheit auf der Strecke bleibt, bzw. den strategischen Gegebenheiten angepasst wird.

    Sehr lesenswert, zum Thema passend.

    http://www.israelaktuell.de/do....._Wende.pdf

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    @Dr. Strebel

    eine klassische Eröffnung von Dr. wehret-den-Anfängen Strebel (recht so, sonst erfährt der Artikel von C. Böhme ja gar keine Würdigung mehr):
    Was meinen Sie: Gäb’s Israel noch, wenn es sich auf die UNO verlassen hätte?

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    Wenn es tatsächlich so ist wie Sie es beschreiben, zeigt das nur daß die USA in den Medien eine noch bessere Lobby haben als Israel.

    Vielleicht hat die CIA damit mehr Erfahrung als der Mossad ?

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    Christian Böhme schrieb: Doppelte Standards nennt man so etwas. Israels Handeln wird stets mit zweierlei Maß gemessen.

    Es ist etwas ganz anderes, ob man im Auftrag der Vereeinten Nationen Krieg führt oder ob man wie Israel sich nach eigenem Gusto Land stiehlt, die Bewohner vertreibt oder ermordet und den Rest zu Terroristen erklärt, die man dann in ekelhafter Doppelmoral auch noch eliminieren will. Daß Deutsche keine 70 Jahre nach Ende der Nazi-Barbarei schon wieder Vetreibung, Mord und Landnahme verharmlosen und befürworten ist eine unsägliche Schande für unser Land.

    Hier muß man unerbittlich den Anfängen wehren.

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