Angenommen, die Gesellschaft ließe sich analysieren wie ein Mensch. Dann möchte ich – als Biologe – ihr für eine grandiose Verdrängungsleistung gratulieren. Wir alle haben das eigentliche Thema des G20-Gipfels in Hamburg beiseite gewischt. Wir mussten den realen Welt-Schmerz nicht an uns heranlassen. Als wäre dieses Land ein aufgewühlter Teenager, drehte es sich tagelang nur um sich selbst und seine Peergroup. Es verletzte sich. Es spürte sich so gut wie lange nicht mehr. Damit griff diese Gesellschaft auf ein verstörendes Handlungsmuster zurück, das bei ihren eigenen Jugendlichen erschreckend weit verbreitet ist: Deutschland hat sich geritzt.
G20
Wie die Politik den Protest von Occupy Wallstreet okkupiert
Das passt ja ganz ausgezeichnet. Selten wurde eine neue Protestbewegung so schnell von der Politik annektiert wie Occupy Wallstreet. Er sei auch ganz empört über die Banken, ließ sich der designierte Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, am Wochenende zitieren.
Wenn sich am kommenden Wochenende die EU-Spitzen zu einem neuerlichen Griechenland-Krisentreffen zusammenfinden, dürfte dort erneut viel Verständnis für die Jugendlichen geäußert werden, die derzeit weltweit gegen die Macht der Banken demonstrieren. Weiterlesen
Taliban in Nadelstreifen
Von Alexander Görlach, Herausgeber und Chefredakteur „The European“:
Der Ausdruck entspricht vielleicht nicht der Parlamentssprache: “Taliban in Nadelstreifen.” Gesine Lötzsch von der Linken hat aber, als sie den Begriff im Bundestag verwendet hat, dennoch ziemlich genau das auf den Punkt gebracht, was im Moment auf dem internationalen politischen Parkett passiert.
Der Euro wird angegriffen – und damit unsere politische Ordnung, die Sicherheit in der Europäischen Union. Und unser Wohlstand. Die nackte Angst grassiert: Was passiert mit unseren Rentenfonds und mit unseren Sparbüchern? Wir sprechen im Krieg gegen die islamistischen Taliban von asymmetrischer Kriegsführung. Worin liegen die Parallelen zu den Finanz-Taliban? Weiterlesen
Einigt Euch Politiker – sonst drehen Euch die Banker wieder eine Nase
Die Banker sind sich einig. Sie wollen Geld, noch mehr Geld und am besten noch sehr viel mehr Geld verdienen. Sie wollen hohe Grundgehälter, noch höhere Boni und unendlich hohe Abfindungen. Von den Pensionsregelungen ganz zu schweigen.
Wären sich doch nur die 20 Staatsoberhäupter in Pittsburgh, die sich kurz G20 nennen, genauso einig wie die Banker, dann wäre die wichtigste Voraussetzung geschaffen, ein kluges und verantwortungsbewusstes Regelungswerk zur Bekämpfung der Gier und damit zur Bekämpfung einer zukünftigen Wirtschafts- und Finanzkrise zu entwickeln.
Sind sie aber nicht. Sie tun nur so als ob. Weiterlesen