Es wird eine Ampel geben. Jamaica-Träume sind over. Die CDU befindet sich in einem Modus der Selbstzerstörung. Selbst nach dem Wahldesaster wurde Armin Laschet wie in einer Sekte weiter gepusht. Das muss aufhören, will die Partei sich nicht selbst völlig ruinieren.
„Self-destruct“ ist ein Begriff, der man aus anglo-amerikanischen Tabloid-Medien kennt. Gemeint sind damit Rock- und Popstars, die sich, obwohl künstlerisch auf der Höhe der Zeit, aus einem seltsamen Modus heraus selbst zugrunde richten. Mit Drogen. Die Namen sind bekannt: Jim, Amy, Kurt, Jimi.
Verblüffenderweise gibt es einen solchen Modus der Selbstzerstörung auch unter Bürgerlichen. Aktuell zu sehen in der CDU. Zwar nicht mit Drogen, aber mit einer anderen Art der Selbstbenebelung. Mit Verleugnung der Realität, der sehr absehbaren Realität.
Nun also ist sie da, die absehbare Realität, in Stein gemeißelt. Exakt die Realität, mit der jeder politische Beobachter fest gerechnet hat: Die FDP hat sich zu Sondierungen mit der SPD und den Grünen bereit erklärt. Und ergo nicht mit solchen mit dem Wahlverlierer Armin Laschet, der seit der desaströsen Wahlnacht immer noch den künftigen Kanzler gemimt und sich als mit dem Wahlergebnis von Olaf Scholz ebenbürtig inszeniert hat. Wie in einem abgründigen Theaterstück von Thomas Bernhard oder Henrik Ibsen, die bekannt dafür sind, Realitätsverluste und Lebenslügen gerade auch in „besseren Kreisen“ aufzuzeigen.
Der Irrsinn der Kandidatur -verantwortlich ist Wolfgang Schäuble
Nun müssen auch die letzten in der CDU einsehen, dass sie auf das ganz und gar falsche Pferd gesetzt haben. Viele, ich eingeschlossen, haben vor dem Irrsinn der Kandidatur von Armin Laschet gewarnt, gerade weil es mit Markus Söder einen in der Bevölkerung sehr beliebten Unionskandidaten gab.
Aber genau das war namentlich Wolfgang Schäuble, der die Laschet-Kandidatur durchgedrückt hat, egal. Es ging um Macht. Bei einer Kanzlerschaft Söders hätte sich das Machtzentrum der Union vom Konrad-Adenauer-Haus in die gemeinsame CDU/CSU-Bundestagsfraktion hineinverschoben. Das wollte Schäuble nicht. Und hat Söder mit dem Scheinargument verhindert, dessen Kandidatur würde der CDU schaden. In Wahrheit war das Unsinn. Nichts, ich spreche aus Erfahrung, motiviert die CDU so wie die Aussicht auf einen erfolgreichen Wahlkampf. Das war schon 2002 so, als der CSU.ler Edmund Stoiber knapp gegen Gerhard Schröder unterlag. Im jetzigen Wahlkampf hingegen herrschte die ganze Zeit Katerstimmung. Bekanntlich wurden Laschet-Plakate versteckt. Wie mies es überall im Lande lief, hat gerade erst die F.A.Z. ausführlich berichtet.
Nun mag man wohlwollend sagen, die Entscheidung für Laschet, so falsch sie auch war, sei noch nicht von einem selbstzerstörerischen Element getragen gewesen, denn die Leute, die ihn in den Gremien durchdrückten, glaubten vermutlich wirklich, dass es mit ihm doch noch etwas werden würde.
Das Lachen. Also das Lachen des Armin L.
Aber „self-destruct“ wurde es mit dem Lachen. Ja, man muss nur „das Lachen“ schreiben und jeder, wirklich jeder weiß, worum es geht. Um es sogar persönlich zu machen: ich bekam an jenem Samstag, als Laschet lachte, das Video gesendet, mit dem Kommentar: „Hast Du das schon gesehen?“ Ich hatte mich auf ein entspanntes Wochenende gefreut, wollte eigentlich nicht schreiben. Dann sah ich mir das Lachen wieder und wieder an. Und war entsetzt. Dachte: das geht so nicht weiter. Also stand ich am Folgesonntag früh auf und schrieb diesen Text. Weil es nicht zu ertragen war. Alles nicht. Nicht mehr.
„Der nachlässige Hinhuscher“- Sascha Lobo über Armin Laschet – Und die CDU macht das self-destruct mit
Spätestens ab dem Lachen begann die CDU, self-destruct zu werden. Sie sah einfach zu, wie Armin Laschet nichts besser, sondern alles immer nur noch schlimmer machte. Es würde zu lange dauern, alles en detail aufzuzählen, daher nur knapp die weiteren „Lowlights“ (also das Gegenteil von „Highlights“): Die generelle Schludrigkeit, die Sascha Lobo mit dem wunderbaren Wort „Negligenz“ und, drastischer, mit der Wendung des „nachlässigen Hinhuschers“ erfasst hat. Laschets Nicht-Wissen darum, dass die Flugzeugbefreiung aus der Klaue der RAF nicht „in Landshut“, sondern in Mogadischu stattfand und nur das Lufthansa-Flugzeug „Landshut“ hieß. Sodann Laschets Behauptung, die Mauer sei „1990“ (statt 1989) gefallen, und das als imaginierter Nachfolger der Partei des Kanzlers der Einheit, Helmut Kohl. Dann noch der antipluralistische Vorwurf an die SPD, diese habe alles seit 1945 bei den zentralen Fragen falschgemacht. Dazu die Feigheit, nicht klar gegen Hans-Georg Maaßen Stellung zu beziehen, obwohl die Abgrenzung zwischen konservativ und rechts wirklich wichtig für die CDU ist.
Und so weiter und so fort.
All das hat die CDU nicht versucht, aufzuhalten. Und damit wurde es self-destruct. Stattdessen hat sie alle Ratschläge, die vor dem Kandidaten Armin Laschet gewarnt haben, in den Wind geschlagen.
Wie in einer Sekte – Laschet Kritiker werden eingeschüchtert
Und es kommt noch schlimmer. Denn seit den 24,1 Prozent, die Laschet der CDU eingebrockt hat, gab es weder bei ihm noch bei seinem Umfeld so etwas wie Einsicht. Ganz im Gegenteil. Das unwürdige Schauspiel begann erst so richtig. Ausgerechnet für den Mann, der den Verlust von 50 Mandaten und damit auch den zugehörigen Arbeitsplätzen von Mitarbeitern zu verantworten hat, wurde Loyalität eingefordert.
Vorsichtige innerparteiliche Kritiker wie den Hamburger Landesvorsitzenden der CDU und Bundestagsabgeordneten Christoph Ploß hat das Laschet Lager-versucht, einzuschüchtern und mundtot zu machen. Statt das Desaster, das der Kandidat angerichtet hat, offen einzusehen, wurden Dolchstoßlegenden gestrickt.
Regelrecht sektenhaft wurde Loyalität ausgerechnet zu dem Kandidaten Laschet eingefordert, der den Verlust von 50 (!) Mandaten samt aller zugehöriger Arbeitsplätze von Mitarbeitern zu verantworten hat.
Damit ist es jetzt vorbei. Und all jene, die das gepusht haben, sind namentlich bekannt. Ihre Dreistigkeit fällt ihnen jetzt vor die Füße.
Over and out. No more Selbstzerstörung. Zumal die Partei viele kluge Köpfe in der zweiten und dritten Reihe hat. Ihnen gebührt die Front, die Bühne. Für eine Politik nah dran an der Realität. Und damit ganz weit weg von Ibsen und Strindberg und Armin Laschet.
Die Katastrophe, die die CDU erlebt, ist größtenteils Schuld von Merkel.
a) Die überhastete und planlose Abschaltung von Atomkraftwerken wird in den „Blackout“ führen. Schon jetzt steigen die Strompreise.
b) Der Jahrhundertfehler von 2015 wurde der CDU jetzt zum Verhängnis. Kritiker der Zuwanderung werden einfach als „Nazis“ bezeichnet. Vergewaltigungen und Morde werden von den Medien kleingeredet.
c) Die CDU wird erst dann wieder glaubwürdig, wenn sie 100.000 Illegale sofort abschiebt.
Laschet ist doch für die CDU-Granden a la Schäuble und Bouffier ein Geschenk des Himmels gewesen, deshalb haben sie ihn auch gegen ihre eigene Basis durchgeboxt.
Einen falschen Kandidaten aufgestellt zu haben war zwar ein Fehler, aber halt auch nur EIN Fehler.
Ein einzelner Fehler kann ja mal passieren und ist daher verzeihlich.
Und wenn man mit diesem einen Fehler schon das ganze Wahldesaster erklären kann, braucht man ja keine weitere Ursachenforschung zu betreiben.
Wenn man es doch tun würde, könnte man ja zu dem Schluß kommen, daß 16 Jahre CDU-Regierung mit Merkel als Kanzlerin einen deutlich größeren Einfluß auf das Wahlergebnis gehabt hat als ein schwacher Kandidat mit einem schwachen Wahlkampf.
Und dann müßte man ja analysieren, welche Fehler gemacht wurden, und wer sie gemacht hat. Und es würde schwerfallen, Merkel im Nachhinein als Diktatorin darzustellen, die alle Fehler allein gemacht hat gegen den Widerstand der gesamten CDU-Führung.
Da ist ein Sündenbock, den man in die Wüste schicken kann, allemal angenehmer.
Wie kann man glauben, dass Söder in NRW und in Norddeutschland (ich weiß – die autoritären Ostdeutschen lieben ihn) gewählt worden wäre?
Auch Merz hätte in den meisten Milieus keine gute Chance gehabt – dieses Mal aus anderen Gründen. „Konservativ“ zu sein, reicht eben nicht mehr. Laschet war für die Union die richtige Entscheidung, aber wenn dann die Bayern deutlich machen, dass sie ihn nicht wollen, dann muss die Union eben in die Opposition. Ein klares bürgerliches Profil hat zurzeit der Generalsekretär der FDP Wissing. Er hat – ähnlich wie der junge Graf Lambsdorff – eine wertkonservative Haltung, die soziale, ökologische Themen mit freiheitlichen verbindet. Laschet und Wissing hätten gut harmoniert. Aber wenn es immer noch Menschen gibt, die glauben, dass der hemdsärmelige Stil eines Söder „konservativ“ sei, na dann…..
… ich weiß nicht ob ‚Ostdeutsche‘ Söder lieben. Söder ist eine Enttäuschung.
Als nördlicher ‚Mitteldeutscher‘ wähle ich Hans-Georg Maaßen als Kandidat für den CDU-Vorsitz und als Bundeskanzler für Deutschland. Immer noch.
Ostdeutschland ‚ist/wäre‘ übrigens östlich von Oder/Neiße, Pommern, Ostpreußen, Schlesien, usw..
… und könnten Sie, werte Fr. Frommel, die von Ihnen behaupteten ‚autoritären Ostdeutschen‘ erklären? Sie meinen bestimmt die SED und andere Sozialisten. Oder? Kann ich verstehen. Da haben sich die Genossen für das Wahlchaos, ich unterstelle Wahlbetrug, zur letzten BT- und Kommunalwahl in Berlin, wohl vom alten Rotfront-Genossen Egon Krenz ein paar Tipps geben lassen. Der Krenz hat da nämlich mit Wahlbetrug so seine Erfahrungen … aaaber das ging für die Sozialisten damals nicht gut aus, denn nach dem Wahlbetrug kam es in der ‚DDR‘ zum Sturz der SED-Genossen. Schau’n wir mal, wie lange es dieses Mal dauert. Bis zum Sturz.
Rupert Scholz, Staatsrechtler und ehemaliger Bundesverteidigungsminister liest ‚derblondehans‘ by ’starke-meinungen‘ zu den Wahlen im ’shithole‘ an der Spree; ‚Die Summe all dessen, was hier an Versagen aufgetreten ist, ist beispiellos. Das hat es nach meiner Kenntnis noch nie in Deutschland gegeben, dass ein Bundesland derartig versagt bzw. Wahlen zu einer scheinbar manipulativen Masse deformiert.‘
(In einem Punkt irrt Scholz, Wahlbetrug ist bei den Sozialisten Staatsräson.)
Die Aufzählung der Fehler, von der CDU in der letzten Zeit gemacht, könnte fast endlos lang sein. Neben der Nomminierung eines Kandidaten, der von der Mehrheit nicht gewollt wurde, gehört mit Sicherheit vor allem auch das Ausklammern der sozialen Frage dazu ( kein einziger Arbeitnehmervertreter im Zukunftsteam! ) und das Wegducken vor der Realität im Fragen der notwendigen (natürlich kontrollierten) Migration ( 400Tsd pro Jahr laut Bundesagentur für Arbeit)
Nach dem Desaster der Bundestagswahl wird eine Neuorientierung unvermeidbar sein. Allerdings befürchte ich, die Kräfte werden sehr stark sein, die gerne hätten ein Zurück in die 90er Jahre – garniert mit ein paar xenophob angehauchten Parolen – und dabei Sebastian Kurz und die ÖVP als Vorbild nehmen.
Was die CDU stattdessen brauchen würde, wäre eine Neuorientierung als Partei der Mitte, die einen aufgeklärten Konservatismus vertritt, der die Realitäten von heute im Blick hat und alle Herausforderungen sachlich und unideologisch anpackt.
Warten wir ab, wie es weitergeht. In ein paar Monaten wissen wir mehr.
Das Auslassen der sozialen Frage ist in der Tat ein Problem. Ich habe dazu Dienstag ja diesen Kommentar publiziert: https://starke-meinungen.de/blog/2021/10/05/krise-der-cdu-mehr-christdemokratische-soziale-gerechtigkeit-wagen/
Zitat: „Verblüffenderweise gibt es einen solchen Modus der Selbstzerstörung auch (!!!) unter Bürgerlichen“.
Ich würde sagen, *besonders* unter den sogenannten Bürgerlichen !!
Wer solche Sätze schreibt, ist offensichtlich ebenso wenig auf der Höhe der Erkenntnis, wie die beschriebenen Personen/Personengruppen selbst.
Aber natürlich kommt das immer auf den Grad der eigenen Zerstörung an, ab wann man etwas als „Zerstörung“ einschätzt.
… nun, die absolute Mehrheit im Bundestag beginnt ab 368 Sitze. CDU/CSU, AfD und FDP kommen auf 371 Sitze; DAS ist der erklärte Wille des Souveräns – es gibt eine ‚bürgerliche‘ Mehrheit. Die rot-grünen Sozialisten haben in diesem Land keine Mehrheit. Es gibt viel zu tun.
Das stimmt. Die CDU könnte regieren, wenn sie nicht so einen Schiß vor der linken Medienmacht hätte. Und fürs Land wärs natürlich auch besser.