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Nicht nur zur Weihnachtszeit

„Die fetten Jahre sind vorbei“ hieß vor Jahren ein erfolgreicher deutscher Kinofilm. Eine Clique junger, wohlstandsverzweifelter Studenten entführt einen arrivierten 68er und träumt  vom Klassenkampf 2.0. Der ist auch in diesem Jahr ausgeblieben. Die Krise hat das Land nicht so verunsichert wie in anderen Ländern, deren Bevölkerung auf die Straßen ging (Griechenland, Irland, England).

Die Deutschen sind erstaunlich cool geblieben und haben sich resistent gegenüber linken und rechten Versuchungen gezeigt. Von den Debatten um „Stuttgart 21“ und das Buch von Sarrazin hat sich die große Mehrheit der Bürger nicht abbringen lassen. „Politikverdrossenheit“ war einmal und scheint out. Die größte Sorge galt wieder einmal der Währung.

Hält der Euro oder zerbricht unser Wohlstand, weil andere  Mitgliedsländer schlecht wirtschaften und sich die Regierungen nicht auf einen Krisenmechanismus einigen können? Diese Sorge ist seit dieser Woche vorerst unbegründet.

Einiges spricht für mehr Optimismus für 2011. Der Aufschwung hält an. Deutschlands Wirtschaft profitiert stärker als andere von der Nachfrage in den Schwellenländern. Die Arbeitslosigkeit geht zurück, auch Dank des demografischen Wandels. Auch an den Gedanken, dass die Zukunft anstrengender und teurer wird, gewöhnt man sich im Lande. Nur fehlt vielen der Glaube, dass es bei der Umverteilung der Kosten ungerecht zugeht. Wenn die Koalition aus Union und FDP einen Vorwurf fürchten muss, so ist es der Lobby-Verdacht. Ob Hotelbesitzer, Pharmabranche oder Bundeswehrstandorte: die Interessen einiger weniger setzen sich immer noch zu oft gegen das Interesse der heutigen und künftigen Steuerzahler durch.

Nicht Abstiegsängste dominieren, sondern der Wille und der Wunsch nach Aufbruch und Aufstieg. Anstelle fetter Jahre soll es eine fitte Zukunft geben. Die Deutschen  kommen gestärkt aus der Krise, gerade weil sie an Konsens und Kooperation festgehalten haben. Sie wollen nicht unterfordert werden, sondern mitreden und mitmachen. Die Chance ist da: Schaffen wir eine „Demokratie Plus“? Eine Demokratie, die nicht nur aus Wahlen und Abstimmungen, sondern auch aus Planungen und Projekten besteht? Eine Demokratie, die nicht nur von dem Machtwillen der Parteien, sondern auch von der Lust der Bürger lebt, machen und Verantwortung zu übernehmen wollen? Dieser Wunsch soll in Erfüllung gehen. Bald und nicht nur zur Weihnachtszeit.

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