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Not Dark Yet!

Unser Musikverrückte Ulf Kubanke mit einer recht persönlichen Erfahrung: „Kiffen für das Augenlicht“.

„Well, it’s not dark yet.“ (Bob Dylan)

„Was Dich nicht umbringt, macht Dich …k o m i s c h e r.“ (Der Joker)

Hamburg, Anfang Juni 2025. Ich befinde mich inmitten einer echten Herausforderung.

Die Situation gestaltet sich folgendermaßen.

Sehr schön: Scifi-Blockbuster-Laserfight im Asteroidenschwarm on Screen.

Nicht ganz so schön: Selbiges passiert ausschließlich im eigenen Auge.

Sollte man untersuchen lassen in der Spezialklinik.

Nebenher denke ich: „Alter, schon wieder ein Tag außer Haus ohne Makeup…..“

Passiert sonst nicht.
Nie.

Egal jetzt.

Nunmehr bin ich zurück.

Ergebnis der Untersuchung?

Ja …keins.

Soll heißen:

So gar keins,
Zero, nada, niente, nothing, nuli.

2 Spezialisten dort: „Herr Kubanke, wir haben das nie erlebt. Hochmoderne Präzisionsmaschinen und Instrumente zum Messen, Fotografieren des inneren Bereichs…
Alle versagen, weil ihre Augen konstant zu sehr zittern. Mehr als bei jedem anderen, den ich je sah.

Wenn Sie jetzt also den wissenschaftlichen Hardcore Nistaghmus des Jahrhunderts haben, „wann fühlen Sie es denn mal subjektiv ruhig?“

„In 54 Jahren nicht eine Sekunde.“

„Wann ist es gefühlt wenigstens besser?“

„Wenn ich einen Joint rauche. Ne halbe Stunde bessere Farben, Konturen und Auflösung.“

„Super. Machen wir so.
Neuer Termin in 2 Wochen.
Vorher bitte ordentlich einen rauchen und diese Augentropfen nehmen.“

„Ach gern.“

Zwei Wochen später:

Morgens um Sieben ist die Welt noch in Ordnung?

Nicht für mich.
Nicht heute.

Denn es ist Nistaghmus D-Day.

Ich erwache.

Zizino hat total knuffig bereits Kaffee etc. am Start.

Ich sollte womöglich froh sein, in einer der letzten freien & für mich interessanten Städte der Welt zu wohnen, nicht etwa, wie Freunde, Nähe Ber Sheba oder Familie in Tbilisi.

Selbstredend sollte ich mich glücklich schätzen, die beste Ehefrau… ähem…(nein, den klaue ich Onkel Ephraim nicht), mein Süßes an meiner Seite zu wissen, egal, wie im Arsch wir seit 22 gemeinsamen Jahren sind.

Ja… klar, das ist alles vorhanden.

Doch simultan.

Ja, simultan.
Der Clou: Überall stehen gefühlt die Menschen unter gegenwärtigem Beschuss.

Hamburg ist safe, oh ja.

Und dennoch: Seit gut 10 Jahren lebe ich unter verschärftem Dauerbeschuss meiner Netzhaut plus Sehnerv.

Es sieht in etwa aus, als würden bei abruptem Lichtwechsel oder hastig auf mich zueilenden Bewegungen

Entweder die Klingonen angreifen
Licht!

Oder Meteoriten/Insektenschwärme
Alles andere!

Da wird der geduldigste bekloppt, weil ein Entrinnen aus dem Stahlgewitter nicht ….existiert.

Und somit

Fällt es mir heute schwer, so tatkräftig wie empathisch zur Stelle zu sein für das globale Leid of Doom momentan,
es zu empfinden

Wenn doch jede Horror-Facette der gegenwärtigen Lage mir vorkommt, wie ein Scharmützel
analog
zu jenem zerklüftet-gecrunchten Gefühl eines zermürbenden Krieges, den ich gegen (oder mit?) meinem Körper seit gar nicht so viel weniger als sechs Jahrzehnten erschöpfend führe. Inmitten einer Welt für gottverdammte Adleraugen.

Warum?

Nun ja, kennt ihr das Bild von Dachböden in Horrorfilmen?

In welchem man desorientiert umherirt?

Die Sicht verstellt aus Staub, Schatten/Licht-Reflexen, Spinnweben, Sepia-Trübnis
&
Jener Simpsons Sequenz, in der Millhouse van Houten seine Brille aus seiner Perspektive abnimmt.
&
Marilyn Monroe („Pola“) in „How to marry a Millionaire?“
&
Pollock pur.

Pja….das in etwa ist mein Gemälde der…

Goth, fast hätte ich geschrieben:

„von euch“, „der Welt“.

Nein, das ist es natürlich nicht.
Aber doch.
…ye know….?

Mein Gedanke ergo:

„Nun gut, lass mal hoffen und checken, dass es nicht schlimmer wird.“

Würde mir reichen.

Nein, sollte mir reichen.
Alles andere ist Humbug.

Obgleich solch eine herunter gedimmte Erwartungshaltung in Anbetracht der Symptome schon für sich genommen nicht gerade 24/7 ausschließlich reinste Gefühle der Euphorie zu erwecken vermag.
Zumindest nicht bei mir.

Fuuuuuck….

Ihr könnt euch damit denken, ich war an diesem Morgen der nervigste unausgeglichenste und auch ungerechteste Mensch der Welt.

Grässliches Selbstmitleid der übelsten und hochnotpeinlichsten Sorte.

Zizi: „Schatz, könntest Du aufhören, die Herde selbst umzulegen, bevor sie tot ist?“

Ulf: „Das hast du von Claire McCloud.“

Zizi: „Stimmt trotzdem.“

Sie haben ja recht.
Beide.

Und wie sagen wir hier oben:
„Irgendwas is‘ ja imma“

Ja nun, dann mal los, nüch.

Während des Kaffees mache ich die Mische klar. Das exakte Tabak-Gras-Verhältnis ist besonders wichtig. Volle Möhre AK-47 gemixt mit ner typischen Cali Weeds Sommersorte.

Alles einpacken, brennende Augentropfen einschmeißen und gemeinsam ab dafür in den verhurt überfüllten Bus.

Szenenwechsel:

Krankenhausgelände Zyklopenklinik:
Ich begehe den Fehler, mich rein instinktiv, unbescholten lächelnd erst einmal dorthin zu stellen, wo sich Aschenbecher und öffentlicher Rauchbereich befinden.

Keine im engeren Sinne gute Idee.

Mittenmang 6 scheinbar apathische Kettenraucher.

Allesamt schlagartig wach.

„Sie wollen hier doch hier auf dem Hospital-Gelände nicht etwa ihre eigene Drogen-Zigarette rauchen? Das ist ja unverschämt….mähmäh“

„Ein Fremdpräparat wäre mithin ok?“

Aber es lohnt sich selten, solch einen Kampf zu kämpfen. Die Zombie-Armee rückte gelbfingrig zeternd an. Ich wollte mich schließlich entspannen. Also rasch ein paar Meter weiter und dort endlich ansetzen.

Wird Zeit.

Die Tropfen zur Pupillenweitung tauchen alles um mich herum vollends in

„White Light/White Heat“.

Also los gehts….

Zizi: „Wo ist das Telefon?“

„Das fragst Du ausgerechnet m i c h? Ich dachte in deinem Gewahrsam.“

„Nein.“

„Mein Süßes, das ist jetzt wirklich kein total guter Zeitpunkt für sowas…..so gar nicht … und es war m e i n Telefon oder?“

Natürlich war es das.

Hektisches Gesuche. Fukkin‘ Fone liegt nach zweieinhalb Minuten des nervös theatralischen Grauens neben einer Bank. Wir nehmen es an uns, erleichtert bis ins Mark.

„Das läuft ja beruhigend, in Anbetracht des Grundauftrags. Jetzt brauch‘ ich den Joint sowieso.“

Wir setzen mithin endlich unmittelbar an für das dokumentierende Video.

Das Feuerzeug ist nicht auffindbar.

Ich suche im Mantel.

Sie sucht in ihrer tatsächlich mystisch labyrinthhaften Handtasche. Auch nach Jahren sind mir längst noch nicht alle Fächer und geheime Ecken in diesem Utensil klar.

Da ist das Feuerzeug und endlich…

„Ach Entschuldigung, können Sie mir vielleicht mal sagen, wo ich hier die Chefärzte finde?“

„Die was????
Ich?“

„Ja, wer denn sonst?“

‚Äh… nein, ‚zeihung…. Ist auch wirklich gerade ein ganz schlechter Moment, d a n k e.“

„Nur schnell ganz grob in welche Richtung denn. Sie gehören doch zum Team. Dann muss ich nicht so lange suchen.“

„Welches Team? Bin ich Chirurg? Weißer Kittel oder was?“

„Gehören sie denn nicht zum Krankenhaus? Ich dachte einfach, weil sie aussehen, wie…“

„Nein, nein, danke, aber nein, ich bin hier Patient, habe selbst keinerlei Orientierung bzgl. des Fachpersonals. Ich seh‘ ja nicht mal die Bank hier vor mir.
Uuuund….wir haben hier eigentlich zu tun!“

(Joint zeigend)

Sie schaut irritiert, dreht bei.

Jetzt passiert das Video.
https://youtu.be/Zyfh7B0mlmY?si=LWpNgHtx-TphPKr8

Wir betreten daraufhin den Innenbereich des gigantischen Gebäudes. Alles erinnert eher an den Empfangsbereich eines Hotels. Mini Shopping Meile samt Cafeteria inklusive.

Gut gemacht, der Horror findet hinter weiten Korridoren, fest geschlossenen Türen statt. Kafkaesk verschlungen selbstverständlich und ah….

Ihr merkt, mir wurde es langsam surreal plümerant ob des Grases in Verbindung mit dem empfundenen Druck des „Es muss jetzt endlich mal klappen.“ und den brennenden Augen.

Too much Michail Strogoff by far.
Zu viel Kurier des Zaren mir war.

Zum Glück lenkt Zizi mich mit ihrer Cam ab.

Empfang:
„Moin, ich habe einen Termin bei Dr Mabuse und Dr Strange.“

Das sagte ich selbstverständlich nicht so. Klarnamen sind Schall und Rauch.

„Werden Sie heute hier eingewiesen?“

„Will ich nicht hoffen. Ich habe einen Termin zur Untersuchung.“

„Werden Sie gleich operiert?“

„Nein, ich habe lediglich einen Termin zum Versuch einer Untersuchung.“

„Ich kann Ihnen kein Bändchen ums Handgelenk binden, wenn ich’s nicht klar beschriften kann.“

„Kein Problem. Ich geh gern ohne.“

„Ist bei Ihnen denn heute gar kein Eingriff? Ich muss doch was konkretes schreiben.“

Ich wende mich flüsternd zu Zizi.

„Hat die een jesmökt oder ich?“

‚Wieder zur Dame des Empfangs.

„D a s wissen wir alle doch erst n a c h der Untersuchung. So die Götter es wollen und S i e mich einfach zu meinem Termin durchstellten, bevor einer von uns beiden das Zeitliche segnet.“

„Achso.“

„Ja.“

„Dann mach ich ihnen mal das Bändchen um. Nehmen Sie bitte den Armreif ab.

„Geht nicht. Ist zugeschraubt.“

Der Weg hernach kommt einem ob des grünen Krauts selbstverständlich 4 mal so lang vor. Und es waren gut 250 m Flure ohne Ende.

Im Behandlungsraum gelingt nach schier endlosen Momenten glühenden Lichtbeschusses das eine oder andere trübe Teilbild.

Dr. M: „Wir konnten immerhin 28% der Netzhaut fotografieren. Daraus ergibt sich: Weder Leckage noch Ablösung. Also keine akute OP notwendig.“

„Woher die Zusatzsymptome? Alterungsmist bei nem Organ, das eh nie was taugte?“

„Wahrscheinlich.“

„Und wie viel Prozent Sehfähigkeit hab ich aktuell noch?“

„Über den Tag schwankend in etwa zwischen 5 und 10%.“

Ich komme näher an seinen Bildschirm. Betrachte das riesige Foto von Sehnerv und drumherum .Vergleiche das Bild mit jenem eines gesund geformten Auges.

„Tja…“

Ich erblicke Dr S hierbei erstmalig aus kürzester Distanz.

„Doc, sagen Sie, hatten Sie den Bart bereits, als wir einander vor 2 Wochen erstmals begegneten?“

„Herr Kubanke?“

„Ja?“

„Vor zwei Wochen war der wesentlich länger.“

„Verstehe.“

Ich bemerkte sein sensibles Wesen, anscheinend jetzt doch selbst ein wenig geschockt, ob des Ausmaßes und dabei besorgt, dass mich dies spontan erschüttere. Und weit zu elegant, Quatsch wie „Es braucht Sie nicht zu deprimieren.“ auch nur an zu deuten. Er lächelte ein wenig mulmig, sehr sympathisch.

„Doc, keine Sorge, das ist heute das erste Mal, dass ich darüber lachen kann. Unser Detail des Tages, nicht wahr? Wenn jedes Ding drei Seiten hat, negativ, positiv und komisch, dann haben wir zu der negativen Seite des Schlamassels und dessen positiver – keine OP vorerst – immerhin auch die komische entdeckt. Karl Valentin hatte schon recht. Und für mich auch ne gute Selbstbestätigung, dass das Ausmaß nicht den ersten Eindruck Dritter von mir spiegelt. Ein Geschenk. Danke..“

Dr M: „Herr Kubanke, sobald sich was verändert, sofort wieder kommen. Aber was wir noch sagen wollten, alle beide.“

„Ja?“

„Sie erinnern uns in ihrer Erscheing beide komplett an….“

So sieht das also aus.
Und nun, wie gewohnt, der passende Song.
Er ist offenkundig, nicht wahr?

The Velvet Underground – „White Light/White Heat“

Mit eingängigen Titelsong als Opener des gleichnamigen Albums von 1968 macht Reed klar, seine Vorstellung von Rock’n’Roll ist definitiv kein Bummelzug..

In seinen Zeilen bleiben vom Tage lediglich die Nächte. Vom Überleben in jenen handelt so gut wie jeder Song des Albums. Ein abseitiger Trip durch die falsche Seite der Stadt, während man komplett auf Speed ist..

Alles kulminiert in diesen weniger als drei Minuten. Die radikalste Single ihrer Zeit.

Währenddessen im Vereinigten Königreich:

Hier auf der anderen Seite des Planeten zeigt sich in London ein junger, rotblond-blasser Hänfling zutiefst beeindruckt von diesem Track. Schlagartig stoppt er putzige-dösige Liedchen wie „The Laughing Gnome“ zu verfassen: sondern bastelt bald darauf seine eigene „Space Oddity“.
Ja, Leute, Ground Control to Major Tom? Hätte es ohne „White Light“ nie gegeben. Ziggy auch nicht.

Der Song „White Light/White Heat“ wird zum Dank jahrzehntelang wichtiger Bestandteil in der Setlist David Bowie. 1971 revanchiert sich der Londoner mit der VU-Hommage „Queen Bitch“, um nur wenig später eine lebenslange Freundschaft mit Reed einzugehen, die in der Kollaboration für Lous Album „Transformer“ auch ihren musikalischen Ausdruck fand.
Soll heißen: „Walk on the wild Side‘ etc wiederum nicht ohne Bowie.

John Cale, dessen experimentierfreudiger Anteil an „White Light/White Heat“ wahrlich nicht hoch genug einzuschätzen ist, verlässt kurz darauf die Band.

Stimmung und rohe Energie des Albums nimmt er mit sich, um als Produzent des Stooges-Debüts 1969 eine ähnliche Vorbildrolle für Iggy Pop einzunehmen, wie Reed für Bowie.

Soviel zum Gesamtbild.

And here we go:

„White light, White light goin‘ messin‘ up my mind
White light, and don’t you know its gonna make me go blind
White heat, aww white heat it tickle me down to my toes
White light, Oh have mercy white light have it goodness knows…“
White Light/White Heat – The Velvet Underground [Music Video]

White Light/White Heat – The Velvet Underground [Music Video]

Foto & Video by Zizino 2025

 

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