avatar

Wurst und Wahlkampf: Spaß mit Polizei, AFD & Co

Impressionen des Wahlkampfs 2025 und ein Plädoyer gegen allüberall grassierende German Angst.

„Man mag sich in Dunkelheit und Verunsicherung befinden. Aber dahinter ist noch etwas anderes. Man sieht es erst, wenn man beides überwindet und dahinter ausbricht.“ David Lynch

Hand aufs Herz: Dieser Wahlkampf ist kein Bringer. Alles ersäuft anscheinend in einem Strudel aus Aggression, Lähmung, Humorlosigkeit, schlechten Gefühlen, die nach außen transportiert werden, sowie einer fast greifbar dräuenden Verunsicherung.

Das ist doch schade.

Denn wer ein bisschen an Onkel Davids obiges Zitat denkt, kommt besser durch als mit dauernder German Angst als Weggefährte.

Ich hab’s einfach mal versucht.

Here we go:

Liebe Sahra,
Tja, Du reckst so gern die Faust gen Kreml.

Schau mal, der Georgische Teil meiner Familie nebst mir (so mir der Bus jetzt nicht meinen alten weißen Arsch überrollt) haben auch ein Zeichen für Dich & deine Inszenierung.

PS: Selbiges bitte auch an den holden Gatten weiterleiten.

Danke UK
Hamburg Eimsbüttel 30. Januar

Eidelstedt. Ich komme von meinem Marktkumpel, dem Käse-Basti. Vor mir 6 Wahlstände auf 6 Quadratmetern. AfD-Mann in meinem Alter gestikuliert in Hochstimmung. Neben ihm die herztoten Augen der Alice W. im Starschnitt.

Der kurdische Handtaschendealer, Zizis Marktkumpel, schaut ängstlich und gehemmt zum AfD-Stand. Ein Mann von Humor, Ehre und Respekt, gesegnet mit selbstbewusstem Händlernaturell.

Nicht heute
Fukk.

„Alter, was‘ los?“

„Die stressen total. Die machen Leute unfreundlich und zornig auf mich und meine Kinder. Kannst Nix machen. Musste ruhig sein, ganz leise.“

„Hast Du ein‘ auf’n Kopp gekreicht?“

„Nee Isso, kannste nicht immer Stress haben. Bist du kein Ausländer. Verstehst du nicht so gut “

„Zizino schon und die ist da anders unterwegs, Zero Tolerance for Bullshit. Und ich gelte immerhin als schwer beschädigt. Da wollte ich die Typen eh was fragen, Moment.“

„Nein, lass, das ist doch gefährlich.“

Polizistin steht 2m neben AfD.
„Sorry, ich bin gerade nicht so im Bilde bzgl. ihrer Richtlinien. Dürfen Sie als Beamtin mit meiner Cam ein Bild von Alice und mir knipsen mit despektierlicher Geste meinerseits? Das wäre so cool, wenn gerade Sie das machten.“

Sie grinst mich an.
Ganz kurz
Aber total

„Das kann ich nicht bringen. Wäre wohl ‚ne politische Aktion. Darf ich nicht im Dienst.“

„Ich trage Eyeliner. Da kann man sowas dann ja immer zur Kunst oder Satire umdeklarieren. Das ginge schon.“

„Ich würd’s privat machen. So kann ich nicht. Aber fragen Sie doch jemand anderen“

Wo die junge Frau es erwähnte, fiel es auch mir auf. Warum nur den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen?

„Ach, ‚Zeihung, lieber guter Mann. hätten Sie evtl die Güte, mit meiner Cam ein aussagekräftiges Foto mit Ihrem Liebling und mir zu schießen? Oder brächte ich Ihnen zu viel Finsternis “

Er kommt zutraulich schwanzwedelnd angesprungen.

„Nein nein, nein nein, exzentrische Leute wie Sie können wir besonders gut gebrauchen, das passiert ja so selten. Ich mache das sofort, sofort, jaja.“

„Das ist so zuvorkommend von Ihnen, vielen Dank.“

Enthusiastisch knipst er los, plappert dabei irgendwas vom „wahren Deutschland“.

Die junge Polizistin hat alles beobachtet. Fängt an zu lachen.

Die Kids von FDP & Grün ebenso.

Mr. AfD bleibt voll in seinem empfundenen Privatfilm.

Reicht mir das Phone
Fasst kurz meine rechte Schulter
Strahlt

Wir verabschieden uns

Ich mein‘, is‘ ja auch nicht immer so, dass tatsächlich mal alle Spaß haben miteinander auf dem Rummel des Wahlkampfs.

UK

7. 2. 25

Lieber Christian Wolfgang,

Erfolgreich begräbst Du alles liberale, was coole FDP Leute, wie Hildegard Hamm-Brücher, Gerhardt Baum oder zuletzt etwa Stefan Johannesberg verkörpern. Den zu vergraulen nehme ich dir besonders übel.

Ach ja, und immer Leistung, Leistung, ne? Während Du in Jahrzehnten der Selbstinszenierung noch nicht einmal dein Makeup selbst hinbekommst ohne Angestellte, pfff.

Ein Wolf bist Du wohl ebenfalls, aber kein guter.

Nee, reicht nicht, dein oberflachliches Kernigkeitsimitat auf Agenturästhetik als politisches Angebot lächerlichen Nichtses

Lass man steggn

14. Februar 2025

Wahlkampf from the Crypt: Marktplatz Eidelstedt

Die Situation: bis auf Weidelknecht alle am Start. Zwischen die farbenfrohe Marktatmosphäre mischt sich gleichwohl viel genervte Verbitterung der Besucher. Die Wahlkampfhelfer an den Ständen sehen ebenfalls immer bedienter aus.

Der Plan: Keine Ahnung im Detail, aber diese vergrätzte Lähmung scheint niemandem gut zu tun. Der Demokratie schon gar nicht. Mal sehen, ob sich irgendwelche positiveren Energien an den Start bringen lassen.

Einige erkennen mich wieder von der AfD-Aktion letzte Woche. Die Kids von FDP/Grün stehen direkt nebeneinander. Obwohl ihre Parteien unterschiedliecher kaum sein können, haben sie auf der zwischenmenschlichen Ebene erkennbar keinerlei Probleme miteinander.
Vorbildlich und sympathisch, wie sie hier der politischen Kultur dienen.

Und der älteren Generation den Spiegel vorhalten. Denn wer sonst als diese Generation hätte das Recht, tatsächlich verbittert zu sein? Sie waren es immerhin nicht, die die Karre in den Dreck schoben.

Entsprechendes gilt für die eloquenten jungen Leute der LINKEN.

Einen undankbaren Job hat die freundliche SPD-Veteranin. Den sicheren Untergang vor Augen, spricht sie oft entnervt reagierende Passanten an.

Mich auch.

„Persönlich kann ich sie gut verstehen und habe großen Respekt vor dem, was sie hier noch so motiviert anbringen. Wählen kann ich die SPD dennoch nicht.

So lange Stegi und Mützi mit ihrer Chamberlainisierung Richtung Putin in der SPD nicht marginalisiert sind, würde ich die beiden nicht mal in Tiflis zu meiner Familie in die Wohnung lassen. Da muss man ja Angst haben, wenn die Russen kommen, reichen die beiden Putin das Gewehr in grenzenloser Naivität. Das ist ja grotesk.

Konnte sie gut nachvollziehen, war um Welten entwickelter als die genannten Granden ihrer Partei. Habe ich ihr selbstverständlich auch gesagt.

Bei der CDU lief es ähnlich. Wir diskutierten Merz.

„OK, außenpolitisch geht es bei euch ja zumindest einigermaßen in eine weniger kremlblinde Richtung.

Aber zum Kanzler krönen kann meine Wählerstimme nur einen Kandidaten, bei dem ich mich wieder menschlich noch rhetorisch nach unten orientieren muss. Dessen Persönlichkeit mehr mitbringt als Komplex beladene Stringenz. Wird eng an dieser Stelle. Das könnt nicht mal ihr bestreiten.“

„Der kann aber auch anders. Neulich hielt er einen Vortrag über das Ehrenamt. Da waren viele von uns überrascht.“

„Genau das meine ich. Ihr seht es selbst oder?“

Taten sie.

Und auch hier zeigte sich einmal mehr, dass die untere Parteiebene menschlich wie politisch weit mehr auf dem Kasten hat als jenen Kandidaten, für den sie auf der Straße den Kopf hinhalten.

Fazit:

So unterschiedlich sich alle hier vorgefundenen Parteien inhaltlich darstellen,

So identisch war ihr Auftritt bei den Punkten Idealismus trotz übler Kälte und Dienst an der Demokratie.

Dafür sollten wir uns alle bei Ihnen bedanken.

Shares
Folge uns und like uns:
error20
fb-share-icon0
Tweet 384

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Shares
Scroll To Top