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Mehr Populismus wagen!

Populisten haben keinen guten Ruf. Warum eigentlich? Es kann sich eigentlich nur um ein Missverständnis handeln, denn mehr Populismus würde Deutschland sehr gut zu Gesicht stehen.

Wenn ich erfolgreicher Populist werden möchte, muss ich in der Lage sein, die Stimme des Volkes (Vox populi) zu hören und zu verstehen. Das ist in der aktuellen Politik leider viel zu wenig der Fall. Die öffentliche Meinung spielt bei vielen politischen Entscheidungen eine verschwindend geringe Rolle. Im Gegenteil. Viele Politiker sind der Meinung, sie wüssten es viel besser als das dumme Volk. Und sie empfinden es gar nicht als ihre Aufgabe, den Willen des Volkes in politische Entscheidungen umzusetzen. Im Gegenteil. Viele Entscheidungen werden entgegen der öffentlichen Meinung getroffen.

Drei Beispiele:

• Die Politik hätte auf die vielen kritischen Stimmen in der Bevölkerung hören sollen, statt in einer der größten Energiekrisen unseres Landes funktionierende Atomkraftwerke abzuschalten.

• Die Politik hätte auf die vielen Leute hören sollen, die gefordert haben, direkt an den Grenzen unseres Landes in Erfahrung zu bringen, wer da alles nach Deutschland einwandern möchte. Wir wissen das bis heute nicht genau.

• Die Politik hätte auf die kritischen Stimmen zu den vielen völlig unsinnigen „Maßnahmen“ während der Corona-Pandemie hören sollen, statt sinnlose Ausgangssperren zu verhängen oder Spielplätze zu sperren.

Leider werden die Stimmen aus dem Volk oft als Unsinn abgetan. Sie werden überhört, gar nicht gehört, sogar verächtlich gemacht oder kriminalisiert. Die Politik tut häufig so, als ob sie ausgeklügelte Pläne besäße, die weit über das Bauchgefühl der einfachen Bevölkerung hinausgehen. Deren Genialität die Menschen da draußen aber leider nicht verstehen können. Hat sie nur leider nicht.

Schutz der Menschen statt Klimaschutz

• Wenn die Leute keine Elektroautos kaufen wollen, wird die Politik diese persönliche Entscheidung nicht ändern können. Da hilft keine Ideologie. Da helfen nur Elektroautos, die besser sind als Verbrenner.

• Wenn die Leute nicht bereit sind, im Namen des Klimas, die deutsche Wirtschaft an die Wand zu fahren, sollte die Politik das ernst nehmen und sich zunächst mal um den Schutz, die Arbeitsplätze und den Wohlstand der eigenen Bevölkerung kümmern. Und nicht um eine hochideologisch aufgeladene 1,5-Grad-Vorgabe, deren Sinn zumindest diskutabel ist.

Die Menschen in Deutschland schauen heimlich mit einem Auge auf Donald Trump und auch seine härtesten Kritiker bewundern ihn insgeheim für seine Kraft, Dinge zu ändern. Öffentlich wird er anschließend als eitler Populist abgetan. Was er zweifellos auch ist. Aber genau das lieben viele Amerikaner an ihrem neuen Präsidenten. Sie haben das Gefühl, dass er ist nicht irgendwelchen Lobby-Organisationen oder unsichtbaren Machtstrukturen in Washington verpflichtet ist. Sie glauben, dass er sie versteht, dass er ihre Stimme hört. Und dass er sich ausschließlich um den Willen und die Wünsche des amerikanischen Volkes kümmert. Und nicht um irgendwelche Haltungsnoten von Leuten aus Deutschland, die den eigenen Laden nicht im Griff haben.

Zartes Pflänzchen der Aktienkultur vernichtet

Populismus gibt es auch in Deutschland. Robert Habeck hat es versucht. Mit seiner Robin-Hood-Story, dass er den Reichen das Geld nimmt, um es den Armen zu geben. Sozialabgaben auf Kapitalerträge. Netter Versuch. Nur hat Habeck leider nicht kapiert, dass mit seinen Plänen ausgerechnet die Menschen trifft, die sich ihre eigene Altersvorsorge aufbauen, weil der Staat es nicht mehr hinbekommt. Dass er das zarte Pflänzchen einer Aktienkultur in Deutschland, die große Chance für einen Vermögensaufbau von breiten Bevölkerungsschichten bietet, auf einen Schlag vernichtet.

Auch die Linke und die SPD operieren immer wieder mit dem Versprechen, dass nach der Wahl alle mit Geldgeschenken versorgt werden. Das ist natürlich purer Populismus. Ebenso, wenn mit Elon Musk, einer der erfolgreichsten Tech-Innovatoren der Welt, als Faschist abgetan wird. Es geht Musk um die Verschlankung des Staatsapparates in den USA. Kann man da vielleicht etwas lernen, bevor der Mann in den Boden gerammt wird?

Moral können wir, Ideologie können wir auch

Moral können wir in Deutschland. Immer noch glaubt unsere Außenministerin Annalena Baerbock, dass Deutschland mit seiner gescheiterten Energiewende eine Führungsrolle in Europa spielt und fühlt sich dazu aufgerufen, anderen Ländern zu erklären, dass sie unserem Vorbild folgen sollten. Sie sollte mal Zeitungen aus England oder Frankreich lesen. Dort hat man eher Mitleid mit uns. Aber das interessiert unsere Politik nicht, denn Ideologie können wir auch.

Was wir wirklich bräuchten, wäre mehr Populismus. Verständnis für die Stimme des Volkes. Den Willen, die Wünsche des Volkes wirklich durchzusetzen. Den Wunsch, verstanden zu werden. Dann hätten wir nicht so große Probleme damit, dass viele Wähler in die Arme der extremen Rechten oder Linken fliehen. Sie machen das, weil sie sich von der Mitte unserer Parteienlandschaft nicht mehr verstanden und gehört fühlen. Ich warte auf einen Populisten der Mitte, der das ändert.

 

 

Frank Schmiechen ist Journalist und Musiker. Er startete als Reporter bei der Bergedorfer Zeitung, war später unter anderem Stellv. Chefredakteur der WELT und Chefredakteur des Online-Mediums Gründerszene. Seit einigen Jahren arbeitet er freiberuflich als Kommunikationsberater. In den 70er Jahren begann er seine Musiker-Karriere als Songschreiber, Bassist, Gitarrist und Pianist. Sein Herz schlägt auch für guten Wein und den HSV. Frank Schmiechen lebt in Berlin und hat vier Töchter.  

Foto: / Flickr

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Ein Gedanke zu “Mehr Populismus wagen!

  1. avatar

    Tja, lieber Frank Schmiechen, anfangs hören Sie noch „viele kritische Stimmen“ und „viele Leute“, dann nur noch „die Stimme des Volkes“. So fängt’s an. Empfehle Ihnen dringend einen Ohrenarztbesuch.

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