Donald Trump, Elon Musk und Javier Milei machen auf schmerzhafte Art und Weise deutlich, was in unserem Land fehlt: Klugheit, Originalität und Mut zur Erneuerung
Wenn Trump ins Spiel kommt, darf jeder mal so richtig ungehemmt aus der Hüfte schießen. „Nun kennen wir den Mann schon länger und wissen, dass er seine Einfälle gerne rausposaunt, bevor die anderen Hirnareale sich zuschalten können“, diagnostiziert Florian Harms, Chefredakteur der Plattform T-Online. Ein „Wichtigheimer“ sei der designierte Präsident der Vereinigten Staaten, heißt es weiter in seinem Morgen-Newsletter.
Auf X – früher Twitter – verstiegen sich die Diplomaten des Auswärtigen Amts auf ihrem offiziellen Kanal zu der eher undiplomatischen Bemerkung in Richtung Trump: „Wir essen auch keine Katzen und Hunde.“ Aus den USA wurde Annalena Baerbock aufgrund dieser und anderer Tweets Beeinflussung des Wahlkampfes vorgeworfen. Na ja. Fest steht jedenfalls: Nicht nur das Auswärtige Amt machte mehr als deutlich, wen sich viele deutsche Politiker im Weißen Haus wünschten. Vor allem aber: Wen sie sich nicht wünschten.
Zu Trump haben sich in den vergangenen Wochen zwei weitere Protagonisten gesellt, die deutsches Kopfschütteln provozieren. Der Kettensägenmann und der reichste Mann der Welt. Nein, wir reden hier nicht über den neuen Marvel-Film.
Also wird der Quatsch beseitigt
Javier Milei ist Ökonom, Autor und seit Dezember 2023 Präsident Argentiniens. Mit seinen Kettensägen-Auftritten hat er sich zu einer Ikone stilisiert und es ins Amt geschafft. Politik arbeitet er seitdem an einem dringend notwendigen Neustart seines Landes, das seit vielen Jahren in einem desolaten Dämmerschlaf vor sich hin modert und immer weiter den wirtschaftlichen Bach herunter ging. Ohne jeder Perspektive auf Besserung. Doch diese hoffnungslosen Zeiten sind offenbar vergessen. Kein Mensch interessiert sich mehr dafür. Weil es ja jetzt Milei gibt.
Auf einmal werden Armutsquoten und andere Zahlen aus den Tiefen der Statistik bemüht, um zu beweisen, dass dieser „rechtsradikale Populist“, dieser „asoziale Libertäre“, dieser „Anarchokapitalist“ das Land, das längst in einem Abgrund versunken war, in einen Abgrund reißt und natürlich alles falsch macht. Aber was macht er eigentlich? Milei schaut kühl rechnend wie ein Unternehmer auf die Ausgaben des argentinischen Staates. Und er stellt fest: Es wird zu viel Geld für Quatsch ausgegeben. Also wird der Quatsch beseitigt. Auch wenn das erstmal schmerzt. Das ärgert natürlich die Leuten am meisten, die sehr gut von diesem Quatsch leben. Auch hier in Deutschland. Alle anderen schöpfen Hoffnung, dass sich endlich etwas bewegt.
Die Stimme der Leute hat Gewicht
Tesla-Chef Elon Musk hat im kommenden Jahr einen ähnlichen Job unter Donald Trump. Er wird quasi CEO der Trump-Regierung. Mit dem klaren Auftrag: Kosten sparen, staatliche Unsinnsausgaben identifizieren und beseitigen und für schlanke, effiziente Strukturen sorgen. Trump möchte, dass nicht die Beamten in den Ministerien bestimmen, was in der Politik passiert, egal unter welcher Regierung. Er will, dass die Wähler spüren, dass ihre Stimme Gewicht hat. Das ist natürlich die größte denkbare Bedrohung für Leute, die in diesen Strukturen arbeiten und sehr viel Geld dafür bekommen – und denen die Leute vollkommen egal sind. Seitdem diese Bedrohung im Raum steht und ein Gesicht und einen eignes Soziales Netzwerk bekommen hat, wird Musk jedenfalls noch häufiger als „transphob“, „Verschwörungstheoretiker“ oder „antisemitisch“ bezeichnet.
Wie gehen wir in Deutschland mit diesen drei Reitern der Apokalypse um? Die Regierungsmitglieder haben einen klaren Auftrag. Sie sollen ihre „Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden.“ Nun muss jeder selber beurteilen, ob es dem deutschen Volk in irgendeiner Weise hilft, wenn sich Minister und viele Politiker gegen den kommenden US-Präsidenten, seine Mitarbeiter oder Argentiniens Präsident aussprechen. Trump hat außerdem bestimmt nicht vergessen, wie sich ein deutscher Minister das Lachen nicht verkneifen wollte, als er vollkommen zurecht davor warnte, dass Deutschland sich von russischem Gas abhängig gemacht habe.
Keine Chance, freundschaftlich mit uns umzugehen
• Statt mit dem mächtigsten Mann der Welt diplomatisch und klug umzugehen, um strategisch den größten Nutzen aus der neuen politischen Großwetterlage für unser Land zu ziehen, lässt man dem ungeliebten Donald Trump keine Chance, freundschaftlich mit Deutschland umzugehen.
• Statt sich von Elon Musk abzuschauen, wie Disruption funktioniert, wie man mutig mit neuen Technologien neue Märkte erschließt, wie man Prozesse neu denkt und auch auf Regierungsebene effizienter arbeiten kann, wird dieser Mann zum düsteren Feindbild aufgebaut.
• Statt sich damit zu beschäftigen, welche Aspekte der radikalen Politik von Milei in Argentinien auch in Deutschland übernehmen ließen, um zum Beispiel den oft beschworenen und nie umgesetzten Bürokratieabbau endlich umzusetzen, wird Milei als „ultrarechts“ dämonisiert.
Wer will schon dauernd Sympathen?
Bitte nicht falsch verstehen. Die drei Reiter der Apokalypse sind keine Sympathen. Das wollen sie auch nicht sein. Im Gegensatz zu vielen deutschen Politikern. Das sollte aber niemand hindern, von ihnen zu lernen und etwas mehr Respekt zu zeigen. Wer das nicht kann oder will, dem fehlt die strategische Klugheit, um erfolgreiche Entscheidungen zu treffen. Im Fall von Politikern wäre das verheerend für unser Land. Denn da darf es eben gerade nicht um Sympathie gehen, sondern nur um kühle Strategien für die erfolgreiche Zukunft unseres Landes.
Journalisten wie Herr Harms können natürlich endlos weiterschreiben, dass sie Trump vor allem für einen Idioten, Musk für einen Antisemiten und Milei für einen Kettensäger halten. Auch der Spiegel darf seinen Lesern in endloser Abfolge von Titelgeschichten schildern, was für eine verachtenswerte Person Donald Trump ist. Nur: Sonderlich originell ist das schon lange nicht mehr. Eher ein bisschen einfältig, humorlos und stumpf. Ein bisschen deutsch vielleicht auch. Das Dauerkopfschütteln und dieses gouvernantenhafte Naserümpfen sagt am Ende mehr über die ziemlich flache intellektuelle Landschaft, die Mutlosigkeit und Einfältigkeit in unserem Land aus als über die drei Reiter der Apokalypse, vor denen sich viele Deutschen so sehr fürchten.
Frank Schmiechen ist Journalist und Musiker. Er startete als Reporter bei der Bergedorf Zeitung, war später unter anderem Stellv. Chefredakteur der WELT und Chefredakteur des Online-Mediums Gründerszene. Seit einigen Jahren arbeitet er freiberuflich als Kommunikationsberater. In den 70er Jahren begann er seine Musiker-Karriere als Songschreiber, Bassist, Gitarrist und Pianist. Sein Herz schlägt auch für Wein aus dem Languedoc und den HSV. Frank Schmiechen lebt in Berlin und hat vier Töchter.
Foto: Adobe Express / KI
Auch von mir erstmal ein herzhaftes ‚so isses‘! ‚Der Spiegel‘ &Co sind mittlerweile auch für den weniger geübten Leser von (vor)gestern. Vielleicht fällt mir noch was ein… Ach ja: Für erfahrene (kluge) Beamte in dem Fach-Ressorts außerhalb der Graichen-Fraktion muss das Berufsleben doch derzeit eine Hölle sein..
Danke. Erfrischend gut.
Als Ruhestandsbeamter gefällt mir pauschale Beamtenschelte natürlich nicht, aber …
Aber alle deutschen ministeriellen Berater-Affären, also diese Verträge der Minister (hier darf gern gegendert werden) mit auswärtigen Beratern…
Sind ja die ministerielle Behauptung, dass der Herr Leitende MinisterialRAT den RAT gar nicht zu geben vermöge. Also eine Fehlbesetzung sei.
Manchmal ist das sehr beleidigend. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass schon meine Mitarbeiter des gehobenen Dienstes beraten könnten, wenn sie ein Ohr fänden.