Von dem Journalisten Henryk M. Broder stammt das Wort, der Antisemitismus sei ein „beständiges Gefühl“, das zu allen Zeiten in allen Weltregionen auftrete, selbst dort, wo es gar keine Juden gibt. Antisemitismus sieht Broder keineswegs auf alte oder neue Nazis beschränkt. Antisemitismus finde sich in allen Gesellschaftsschichten, auch bei vermeintlich aufgeklärten (linken) Intellektuellen, manchmal offen, manchmal subkutan.
Diesem „beständigen Gefühl“ kann man mit gutem Grund ein weiteres hartnäckig wirkendes Ressentiment hinzufügen: den Anti-Amerikanismus. Das Meinungsforschungsinstitut Allensbach befragt in regelmäßigen Abständen die Einstellung der Deutschen gegenüber den Vereinigten Staaten. Dabei bejaht stets eine große Mehrheit die Aussage, die US-Amerikaner seien „als Konsum- und Wegwerfgesellschaft ein abschreckendes Beispiel für den Rest der Welt“. Allensbach stellt noch eine weitere Frage: „Wenn jemand sagt, kein Land tritt immer wieder so für die Demokratie ein, ist ein so starker Verfechter von Freiheit und Menschenrechten wie die Vereinigten Staaten. Würden Sie da zustimmen oder nicht zustimmen?“ – Dieser Meinung über die USA pflichtet nur eine Minderheit bei. Weiterlesen