Aus irgendwelchen Gründen ist der „Tatort“ nach wie vor eine deutsche Institution. Die Sendung ist auch darin eine typisch deutsche Institution, dass alle über sie meckern, aber niemand etwas dagegen tut – zum Beispiel ab- oder umschalten.
Wenn ich „Tatort“-Apologeten frage, warum sie gucken, obwohl die Plots haarsträubend, die Dialoge hölzern und die nuschelnden Schauspieler schlecht geführt sind, höre ich oft, dass die Serie „realistisch“ sei. Nun ist das zwar kein Grund, sich schlechte Unterhaltung anzuschauen. Wie sagte Friedrich Schiller im Prolog zu seiner „Wallenstein“-Trilogie:
Und wenn die Muse heut,
Des Tanzes freie Göttin und Gesangs,
Ihr altes deutsches Recht, des Reimes Spiel,
Bescheiden wieder fordert – tadelts nicht!
Ja danket ihrs, dass sie das düstre Bild
Der Wahrheit in das heitre Reich der Kunst
Hinüberspielt, die Täuschung, die sie schafft,
Aufrichtig selbst zerstört und ihren Schein
Der Wahrheit nicht betrüglich unterschiebt,
Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst.
Genau. Die Kunst soll erst gar nicht so tun, als bilde sie das Leben ab. Sie ist „heiter“, auch wenn sie „das düstre Bild der Wahrheit“ behandelt. So wie etwa die „Sopranos“ heiter sind, obwohl es um Mord und Totschlag, Korruption und Erpressung geht. Nicht „lustig“, wohlgemerkt, sondern heiter. Überhöht. Bei Schiller durch den Reim, bei Shakespeare durch den Blankvers, bei Quentin Tarantino durch den Witz der Dialoge. Niemand wird auf die Frage, weshalb er „Hamlet“ guckt, antworten, das Stück sei so realistisch. Und doch ist „Hamlet“ trotz seiner halb katholischen, halb paganen Theologie, seiner unwahrscheinlichen Handlung und psychologischen Ungereimtheiten ein Drama, das Wahrheiten transportiert. Niemand findet „Pulp Fiction“ besonders „realistisch“. Und trotzdem erfahren wir in dem Film einiges übers Leben, das wir beim „Tatort“ nicht finden.
Ist es also schon Unsinn, eine Krimi-Serie mit Verweis auf seinen „Realismus“ zu rechtfertigen, kann man dennoch fragen, ob der „Tatort“ tatsächlich die bundesrepublikanische Wirklichkeit abbildet.
Neulich in einem Salon von Industrielobbyisten, Unternehmern und Ministerialen, dem anzugehören ich die Ehre habe, klagte ein Unternehmer über den „Tatort“. Wie könne man von jungen Leuten erwarten, dass sie Unternehmergeist entwickeln, wenn die Unternehmergestalt in Deutschlands beliebtester Krimi-Serie immer ein Arschloch sei?
Es stimmt. Der Unternehmer ist selten oder nie der Täter, obwohl oft höchst verdächtig – und immer ein Unsympathling. Wenn er auftritt, dann kalt lächelnd in einem kalt möblierten Büro: „Kommen sie zum Punkt, Herr Kommissar; meine Zeit ist knapp bemessen.“ ihm geht es ums Geschäft, und dafür scheint er bereit, über Leichen zu gehen. „Dieses Medikament hat das Potenzial – hähä – immens profitabel zu sein. Da können wir uns beim klinischen Test keine kleinlichen Bedenken erlauben.“ Den Staat und dessen Organe verachtet er: „Fräulein Schmidt, zeigen Sie dem Herrn Kommissar die Tür.“
Wenn man wissen will, warum das so ist, muss man sich nur die Struktur der öffentlich-rechtlichen Sender anschauen, von denen manche TV- und Film-Produktionsfirmen vollständig abhängig sind. Zuständig für die Abnahme der Drehbücher sind TV-Redakteure, die in beamtenähnlicher Stellung eine beamtenähnliche Laufbahn absolvieren. Die Drehbuchautorin Nicole Joens hat die Prozedur in ihrem Enthüllungsbuch „Tanz der Zitronen“ geschildert. Vom wirklichen Leben haben diese Redakteure ebenso wenig Ahnung wie vom Drehbuchschreiben oder von Regie, sonst wären sie Drehbuchschreiber, Regisseure oder Produzenten. Aber sie müssen sich einmischen, um ihre Existenz zu rechtfertigen.
Kein Wunder also, dass die Bürokratie im „Tatort“ ganz realistisch geschildert wird; nur wenn es um das Leben außerhalb des Reviers handelt, ist das Klischees König. Ein Kollege, der jeden Sonntag Tatort guckt („Es ist halt ein Ritual“), weist mich darauf hin, dass auch andere Gruppen Opfer dieser Charakterisierung durch Klischees sind: Anwälte, besonders die Anwälte der Verdächtigen, Staatsanwälte und vor allem Politiker. Und dass natürlich fiese Geschäftsleute, korrupte Politiker, rachsüchtige Staatsanwälte und schmierige Anwälte sozusagen zum festen Personal der Film- und Fernsehunterhaltung auch jenseits von „Tatort“ – und auch jenseits des Atlantiks – gehören.
Schon. Aber warum ist ein Gangster wie Tony Soprano sympathisch? Ein Politiker wie Francis Underwood in „House of Cards? Eine Anwältin wie Patty Hewes in „Damages“? Vielleicht ist es dies: dass sie mehrdimensional sein dürfen, wie Shakespeares mörderischer König Richard III (das Vorbild für Underwood) oder sein jüdischer Wucherer Shylock. Die Mehrdimensionalität der „Tatort“-Figuren scheint sich darauf zu reduzieren, dass die Kommissare Eheprobleme haben. Dass selbst in einem TV-Drama jede Figur eine Möglichkeit darstellt, das Klischee zu transzendieren; dass jeder Dialog das Potenzial hat, uns durch Esprit zu bestechen; dass Figuren und Dialoge, die diesen – künstlerischen – Zwecken nicht dienen, überflüssig sind: das scheint sich bei den „Tatort“-Drehbuchautoren und ihren Redakteuren noch nicht herumgesprochen zu haben.
Ein großes Muster weckt Nacheiferung
Und gibt dem Urteil höhere Gesetze.
So Schiller. Drehbuchautoren, Redakteure, lest die Klassiker! Schaut amerikanische Serien – aber nicht in deutscher Synchronisation! Jede Zeile, die nicht funkelt, ist ein Verbrechen wider die Kunst. Jeder Charakter, der nicht überzeugt, ist eine Beleidigung der Zuschauer. Wo bleibt der Kommissar, der Sendung für Sendung die Schuldigen an diesen Untaten aufspürt und beim Namen nennt?
@LF; hans
Wollen wir uns auf diesem Blog darüber unterhalten, ob wir blond, braun oder schwarz, 100%, 50%, 25% oder männlich oder weiblich sind? Wenn das so laufen soll, dann war’s das hier, zumindest für mich. Mag z.B. in Nordhessen im Schatten der Irminsul ein Thema sein. In meinem Leben nicht. Das ist laaaaangweilig. Ich war hier, um darüber zu diskutieren, wie es weitergehen könnte.
Nachtrag @“blonderhans“: Um auch noch ein mal zu verdeutlichen, mit was für einem Pack wir es bei den Abendlandsern von PEGIDA zu tun haben, deren Begriffe Sie hier so gerne um sich schleudern:
„Wie die Dresdner Neuesten Nachrichten berichteten, versuchten in Dresden (Sachsen) Neonazis und Pegida-Anhänger am Abend des 2. März, das Flüchtlingscamp vor der Dresdner Semperoper zu attackieren. Nach der Abschlusskundgebung der Pegida-Bewegung auf dem Neumarkt liefen etwa 150 Personen in Richtung Theaterplatz. Dort erfolgte ein offenbar koordinierter Übergriffsversuch aus zwei Richtungen auf eine zu dieser Zeit stattfindende Kundgebung der Flüchtlinge und ihrer Unterstützer. Während etwa zwei Dutzend Pegida-Anhänger versuchten, den Platz zu stürmen, forderten andere die Räumung des Camps. Dabei skandierten die Angreifer Parolen wie »Deutschland den Deutschen, Ausländer raus« und warfen mit Flaschen und Böllern in Richtung des Camps“ (http://jungle-world.com/artikel/2015/11/51601.html).
Nachtrag @R.Z.:
„So steht in der Landesverfassung Ihres schönen Bundeslandes beispielsweise: “Kultur, Kunst und Wissenschaft sind durch Land und Gemeinden zu pflegen und zu fördern.” Das wird ohne Geld wohl kaum möglich sein.“
Ich schrieb „eindimensional denkenden Kulturbürokratie“… q.e.d. 😉
@R.Z.
Vielen Dank für Ihre Ausführungen. Letztlich geht es aber doch darum, ob Staat dafür sorgen soll, daß Kunst (oder Instrumente) öffentlich (oder durch würdige Musiker zugänglich bleiben). Desweiteren, was wann wie und ob überhaupt staatlicherseits finanziert werden soll. Sie schreiben:
„Wer befindet heute darüber und mit welcher Legitimation, fragen Sie. Antwort: ich, Sie und alle anderen. Wenn die Mehrheit meint, wir verschrotten das, um unser Geld zu sparen, bitte sehr. Dann sollen sie (und Sie) aber auch die Folgen bedenken und nachher nicht bittere Tränen über verschüttete Chancen und die “Jugend von morgen” weinen.“
Was die ‚Mehrheit‘ meint, ist in einer Demokratieform, wie unserer sehr unscharf geworden und hängt erstens von der Formulierung der Frage ab und zweitens von den tatsächlich von Parteien und Bürokratien eingeräumten Wahlmöglichkeiten, das wissen Sie auch.
Aber reden wir mal über die Folgen einer Förderung: Ich erlebe hier seit ca. 3 Jahrzehnten Kulturpraxis in einer Stadt bzw. Region, die sich wie folgt entwickelte: Zu Beginn der 1980er Jahre noch viele Kneipen, private Kulturprojekte, Proberäume, viele, viele Bands und Projekte in allen Sparten – ungefördert, ja, in teils sehr muffigen und zugemüllten Probekellern, aber mit vielen Ideen, ‚drive‘ und – vor allem Auftrittsmöglichkeiten: Teilnahme an und Gestaltung von Kultur auf einem – sicher (ich war auch dabei) – für die, die nur das Optimum eines Wahren, Guten & Schönen schätzen – Niveau mit ‚Entwicklungspotential‘. Jetzt wurde in den 90ern (nach der Verlegung der Hauptstadt) gaanz ganz viel Geld in die Hand genommen um die Stadt ‚mal richtig nach vorne zu bringen‘ und es wurden hier und dort Kulturevents (Konzerte in der Museumsmeile mit Bob Dylan, Tina Turner……., ‚Bonner Sommer‘ mit Youssou ‚N Dour, klar liebe ich, war umsonst auf dem Marktplatz zu hören, mit dem hier allgegenwärtigen WDR, usw. usf.) gefördert /spendiert. Kunstmuseum, Haus der Geschichte, Oper, Theater – man wird zugeschmissen mit Events und – bitte – es geht um Kulturkonsum, nicht um’s machen. Ich will keine alten Zeiten heraufbeschwören, aber früher haben wir Musik gemacht und uns gegenseitig damit ‚befruchtet‘ (nun ja), ein wenig Konkurrenz schadete dabei auch nicht. Musiker der berühmten Lionel Hampton Big Band tauchten in den 80ern mal in einem Laden auf, wo wir auch schon mal spielten und haben mit uns (!!!) nachts ‚gejammt‘. Das alles wurde nun weggefördert, die Stadt bietet dafür viel, viel Zersteuung für die Büromenschen. Kneipen, wo noch was stattfindet, haben serienweise dichtgemacht.
Dbh hat hier völlig recht wenn er von ‚Brot & Spiele‘ spricht. Statt ‚machen‘ öffentlich rechtlich konsumieren. Die Grundbesitzabgaben werden hier demnächt – mit dem üblichen einstimmigen Beschluss der Fraktionen – auf einen Schlag verdoppelt. Soll’n mal zahlen die Wohnungs/Hausbesitzer, die reichen Säcke, nicht wahr? Was ‚wir‘ Griechenland vorwerfen, machen wir exakt selber!
Und nochwas: Wäre ich Eigner einer solchen Geige, würde ich sie auch wegschließen und das meiste aus dieser eindimensional denkenden Kulturbürokratie herauspressen. Jedenfalls so lange, bis einer auf die Idee kommt, eine gleichwertige zu bauen.
Resumee: Jedenfalls ist die Stadt jetzt TOT. Totgefördert. Ich/wir werden hier deswegen nicht alt.
@LF
… ‚LF‘, ich lese alles überall. Übrigens auch eine sozialistische Eigenschaft, anderen vorschreiben zu wollen, was sie zu lesen haben.
‚Ihre‘ erwähnten Blogs, wie PI usw., die Sie offensichtlich auch lesen, sind gegenüber wirklich ‚braune Seiten‘ Pille-Palle.
Ich habe, neben den Schriften des Judentums, des Christentums, der Mohammedaner, der Sozialisten ihr ‚Manifest der kommunistischen Partei‘, Marx-Engels-Lenin, A.H.s ‚Mein Kampf‘, … usw. usf. bla, bla … sogar Telefonbücher, wenn ich es brauche, gelesen. Viele Personen, wenig Handlung.
… auch Mickey Mouse lese ich. Daher das DAHER!
Zur Alpen-Prawda: ‚Allerdings, die iranischen Friedenstifter halten die SZ, wie viele andere ja auch, für ein Verpackungsmaterial für Fische.‘
…“Alpen-Prawda“ also!? Noch so ein Begriff, den Sie neurechten Foren entnommen haben. Und Sie wundern sich ernsthaft, warum ich Sie im gleichen braunen Sumpf wie PEGIDA & Co. verorte? Machen Sie sich doch nicht lächerlich und stehen Sie einfach zu Ihrer stramm-rechten Grundhaltung! Anstatt sich hier mit einem Verteter der „Lügenpresse“ zu beschäftigen, würde ich vorschlagen, dass Sie sich einfach wieder Ihrer „Freien Welt“ und Ihren „PI-News“ widmen. Die dortige Infrastruktur ermöglicht es Menschen wie Ihnen, nach Lust und Laune reaktionäre Ansichten und Ressentiments untereinander auszutauschen, ohne dass lästige „Linkszozialisten“ dazwischenfunken.
LF: ‚Verrückte Welt ist das! Früher war das alles noch viel einfacher… Gut, dass zumindest Sie so unbeirrbar den Durchblick behalten!‘
… vielen Dank, LF, ich bin Beifall gewohnt. Sie sollten Ihre Ansichten zu den ‚Geschlechtsidentitäten‘ unbedingt den Mohammedanern erklären. Am besten direkt während eines Freitaggebetes. Den Prantl von der ‚Alpen-Prawda‘ – bitte unbedingt mitnehmen.
@“blonderhans“: Ich muss mich korrigieren! Ganz so einfach war das früher auch schon nicht, mit der Geschlechtsbestimmung: https://www.youtube.com/watch?v=GDi-baKkL08
@“derblondehans“: Aha, wer Menschen die Möglichkeit einräumen will, ihre Geschlechtsidentitäten jenseits der Zweigeschlechtlichkeit zu definieren (und dementsprechend auch nach außen zu tragen) ist also „Sozialist“… Das ist ja unfassbar, wie diese „Linkssozialisten“ nahezu alle Bereiche der Gesellschaft durchdringen! Selbst hinter Facebook steckt scheinbar ein konspiratives sozialistisches Netzwerk: Anders ist es wohl nicht zu erklären, dass Nutzer*innen dort sogar unter 60 Begriffen für die Beschreibung ihrer Geschlechtsidentitäten wählen können (http://www.sueddeutsche.de/dig.....-1.2116073)!?
Verrückte Welt ist das! Früher war das alles noch viel einfacher… Gut, dass zumindest Sie so unbeirrbar den Durchblick behalten! Am Besten wär’s, wenn alle Menschen zunächst einmal Sie konsultieren würden, bevor sie ihrer Geschlechtsidentität oder ihrem Glauben eigenmächtig einen Namen geben (und Ihre Lachmuskeln dadurch unnötig strapazieren): Nicht das noch mehr Menschen auf die Idee kommen, sich Muslim*innen statt „Mohammedaner“ zu nennen, oder gar zu behaupten, dass sie intersexuell, statt männlich oder weiblich seien.
Nachtrag: ich stelle gerade fest, dass ich mich gerade über Selbstverständlichkeiten ereifere. Das war mir bislang nicht bewusst. So steht in der Landesverfassung Ihres schönen Bundeslandes beispielsweise: „Kultur, Kunst und Wissenschaft sind durch Land und Gemeinden zu pflegen und zu fördern.“ Das wird ohne Geld wohl kaum möglich sein.
Das Thema Portigon wird überdies in NRW anscheinend durchgekaut wie bei uns der Flughafen – mir ist das bislang mal wieder entgangen. Ute Schäfer steht deswegen schon seit Monaten in der Kritik.
http://www.rp-online.de/nrw/la.....-1.4797828
„Die nordrhein-westfälische CDU brachte derweil den Vorschlag ein, das Land solle die rund 400 Kunstwerke umfassende Sammlung zu ihrem Versicherungswert erwerben und in die Kunststiftung NRW eingliedern. Medienangaben zufolge liege der Versicherungswert bei etwa 28 Millionen Euro. Der Erwerb der Kunstwerke durch das Land könne nach Aussagen von CDU-Vertretern durch den Erlös des Verkaufs zweier Gemälde von Andy Warhol finanziert werden; vor wenigen Monaten waren zwei Bilder des amerikanischen Künstlers für rund 120 Millionen Euro in den USA versteigert worden.“
http://magazin.klassik.com/new.....m?ID=11601
Ein vernünftiger Vorshclag. Für mich wäre das ein ausreichender Grund, in NRW die CDU zu wählen.
..was man vielleicht noch erwähnen sollte: Es geht um das Instrument eines absoluten Weltklassegeigers. Sollen wir das wirklich in die Hädnge einer AG legen? Wie sollten wir überhaupt mit Kunstschätzen umgehen. Ist es akzeptabel, wenn die in irgendwelchen Tresoren verschwinden? Wollten ihre Schöpfer das? Dürfen wir diesen Willen ignorieren? Wem gehören diese Dinge bzw. sollten sie gehören? „Uns“ oder „denen“?
@KJN: Also: Bei der Geige war es so, dass der Vorbesitzer explizit wollte, dass Zimmermann sie spielt. Er konnte sie aber begreiflicherweise nicht einfach verschenken. Vor 10 Jahren wurde der Wert auf 3 Millionen geschätzt. Der Vorbesitzer und Zimmermann haben sich an die WestLB gewandt, man wurde einig und die Geige wanderte für 2,8 Millionen – unter Marktwert – in den Besitz der WestLB und wurde von dieser per Sponsoring an Zimmermann verliehen. Außerdem ist mündlich vereinbart worden, wie man in Presseberichten lesen kann, dass Zimmermann die Geige für den damailigen Preis jederzeit erwerben könnte. Ein wunsch des vorbesitzers. D.h. für 2,8 Millionen Euro.
Nun ist die WestLB bekanntlich durch Spekulation pleite gegangen und der Nachfolger, Portigon AG, nun für die Abwicklung zuständig. Diese AG will von jener mündlichen Vereinbarung mit der WestLB nichts wissen und möchte mehr Geld für die Geige. Zimmermann lässt also seine Geige von zwei Gutachtern schätzen und bietet 4,9 Millionen Euro. Das sind 2,1 Millionen mehr als vor 10 Jahren bezahlt worden ist. Eine beachtliche Wertsteigerung also. Diese Wertsteigerung reicht der Portagon AG aber nicht. Sie verlangt nach den Presseberichten 5,8 Millionen, mehr als das Doppelte des ursprünglichen Werts! Das nenne ich Urkapitalismus, Spekulation, exakt das, ironischerweise, was bereits die WestLB in den Ruin getrieben hat. Offenbar liegt ein hohes Angebot aus Asien vor, das mit dem Angebot Zimmermanns konkurriert.
Wenn das so stimmt, müsste nun – da die Portigon nicht von ihren Vorstellungen abrücken will – die SPD-geführte Landesregierung (oder private Sponsoren) 0,9 Millionen Euro beisteuern. Eigentlich ene überschaubare Summe. Hier geschieht aber nichts. Still ruht der See. Seit Monaten bleibt es bei: „Man könnte eventuell…als nationales Kulturgut…“ und ähnlicher Käse.
Für mich ergibt sich der Eindruck – auch angesichts des zeitlichen Verlaufs – dass die SPD-Kulturministerin Ute Schäfer bestenfalls eine totale Schlafmütze ist. Alles in allem kein Ruhmesblatt für die SPD. Im Gegenteil: peinlich, ignorant und provinziell.
Kathedralen bauen mit Steuergeldern will ich aber nicht. Das macht die Kirche – mit Kirchensteuergeldern. Ich will, dass die Kultur bezahlt wird. „Ziel: Das Wahre, Gute & Schöne“ – klar. Wer befindet heute darüber und mit welcher Legitimation, fragen Sie. Antwort: ich, Sie und alle anderen. Wenn die Mehrheit meint, wir verschrotten das, um unser Geld zu sparen, bitte sehr. Dann sollen sie (und Sie) aber auch die Folgen bedenken und nachher nicht bittere Tränen über verschüttete Chancen und die „Jugend von morgen“ weinen.
@LF
… warum soll ich Ihre Projektionen kommentieren? … nicht mal mich selber werde ich kommentieren.Und wenn Sie meinen es gibt keine ‚Lügenpresse‘,
„Zapp“: Vertrauen der Deutschen in die Medien deutlich gesunken
und es gäbe keine Mohammedaner um daraus Schuld oder Vorhaltungen, wie auch immer, zu konstruieren, ist das Ihre Sache.
… ich rätsele auch nicht über Ihre Geschlechtsidentität. Die von Sozialisten gewünschten, etwa 40, sind mir wurscht, reizen allerdings, manchmal, wie Sie richtig bemerken, meine Lachmuskel.
Es war mein Nickname, den Sie, wie APo es tut, kritisieren. Übrigens fadenscheinig.
Daher!
@ „derblondehand“: „… ich habe nie vom ‘Deutschtum’ geschwärmt. Daher verstehe ich Ihre Frage und ‘LF’in’ nicht“
Ich habe auch nie behauptet, dass Sie sich DIREKT positiv auf ein angebliches „Deutschtum“ (als Imagination einer „Abstammungsgemeinschaft“) bezogen haben. Dass der Begriff der „Deutschtümelei“ eher kämpferischer Natur ist, und dass mein Verständnis des Begriffes auf keiner allgemeingültigen Definition beruht (daher obige Ausführungen), ist mir im Übrigen auch bewusst.
Ihre Beanstandungen sind allerdings allesamt Nebenschauplätze! Zu meiner eigentlichen Kritik, mit der ich den gegen Sie erhobenen Vorwurf der „Deutschtümelei“ (im oben ausgeführten Sinne) begründet habe, haben Sie sich bisher überhaupt nicht geäußert: Nämlich dass Sie sich mit Worten wie „Lügenpresse“ (und übrigens auch Ihrem Gerede von „Mohamedanern“ in früheren Wortmeldungen) in die Nähe der Verlautbarungen von PEGIDA & Co. stellen, die in Kurzform wie gesagt unter den gemeinsamen Nenner zu bringen sind, dass „Deutschland deutsch bleiben“ müsse (was selbstverständlich den Ausschluss von allem „Anderen“ impliziert, das nicht aus dem ureigenen ‚Volkskörper‘ kommt und/oder partout nicht in die gemeinsame Wir-sind-das-Volk-Duselei einstimmen will: besonders natürlich ‚Mohamedaner‘ und ’nichtsnutzige Asylanten/Ausländer‘, aber natürlich auch ‚antideutsche Volksverräter‘ wie ‚Linkssozialisten‘, ‚Genderisten‘, ‚Lügenpressevertreter‘ u.v.a.m.).
Wenn Sie diesen Vorwurf zurückweisen möchten, sollten Sie das vielleicht mal auf inhaltlicher Ebene versuchen (wie z. B. mit: „Frechheit! Ich habe mit PEGIDA & Co. nix am Hut!“), anstatt in immer neuen Kreationen über meine Geschlechtsidentität zu rätseln und meinen Initialen weibliche Endungen hinzuzufügen. Wobei ich Ihnen dafür ja dankbar bin: Ich merke, Sie nehmen es ernst mit der Dekonstruktion der Heteronormatitität in unserer Gesellschaft ;-).
@R.Z.
„saftigen Eintrittspreise“ (in der Met)
Das darf auch sein. Ich sehe, daß hierzulande Städte (K / BN) letztlich mit Steuergeldern um (Opern)Stars konkurrrieren. Ich finde, das darf nicht sein. Auch nicht, daß der Staat eine Geige für 5 Mio kauft. Sie wollen wieder Kathedralen bauen – mit Steuergeldern. Das ist fortgesetzter Feudalismus. Nur daß letzterer – zumindest in der damals scholastischen Denkweise über den guten Herrscher – noch im Jenseits verankert war. Ziel: Das Wahre, Gute & Schöne. Wer befindet heute darüber und mit welcher Legitimation? Wieso sollen viele für den Geschmack weniger zahlen? (Es geht nicht um meinen Geschmack.)
(Ich schreibe frühestens Sa, lese Sie aber.)
@APo
… das ist es, was ich an diesem Blog wirklich toll finde: Streit und Wissensaneignung.
Vielleicht googlen Sie mal zu Judentum und Deutschtum. … sehr interessant.
@APo
… im Übrigen ist ‚La Paloma‘, kein ‚Nazi-Lied‘, sondern bereits im 19.Jahrhuindert, von wem auch immer komponiert, mexikanischen Ursprungs … und das meistgespielte Lied der Welt.
… und ich unterstelle, dass Sie das wissen.
@derblondehans
Manches passt eben nicht in das verquere Weltbild eines jeden. Jeder soll mit seinen Vorurteilen und Komplexen glücklich werden.
Offensichtlich hatte Albers sogar eine jüdische Freundin namens Hansi Burg, wahrscheinlich standen beide gemeinsam am Fenster, und haben dem Spektakel beigewohnt.
Soviel zur Glaubwürdigkeit der Poseners.
O, er hatte eine „jüdische Freundin“, PP. Na dann KANN er ja kein Nazi gewesen sein! Wie dumm von mir!
@APo
… ich habe nie vom ‚Deutschtum‘ geschwärmt. Daher verstehe ich Ihre Frage und ‚LF’in‘ nicht.
APo: ‚Nein, nicht alle blonden und singenden Deutschen sind Sozialisten. Aber ich hätte mich als Katholik vielleicht nicht nach einem Mitläufer der Nationalsozialisten benannt.‘
… lesen Sie noch mal ganz langsam, ich hatte als Kleinkind schon blonde Haare und konnte schreien/singen. Da ‚kannte‘ ich noch keine Nazis und Hans Albers. Ich habe mich also nicht nach Ihn benannt. Was ich auch nicht behauptet habe. Ich bin echt, auch als Seemann. Albers war Schauspieler.
Ansonsten steht es mir nicht zu, über Hans Albers zu richten.
Und als Erwachsener wurde ich Gegner der sozialistischen Ideologie, Gegner eines sozialistischen Regimes. Das habe ich schriftlich, wie Sie einen Vertrag mit Springer.
@Apo, Nachtrag
… in der ZEIT zu Hans Albers, gefunden: ‚Er meidet offizielle Veranstaltungen. Bei der Verleihung des Staatspreises für seinen Film Flüchtlinge, ein stark propagandöses Produkt über die Wolgadeutschen, lässt er sich vertreten. Es gibt kein Foto, das ihn mit einer Nazigröße zeigt; anders als die meisten seiner Kollegen erhält er nie ein signiertes Bild des »Führers«. Hans Albers verachtet das System, das ihn auf Händen trägt.‘
… womöglich aber, das entnehme ich Ihrem Hinweis, nimmt der Widerstand gegen das NS-Regime, bis heute, täglich zu.
Wie sonst kann man bei Springer, der, mit eigener Nazivergangenheit übrigens, nach ’45 diverse Nazi- und SS-Größen beschäftigt, tätig sein? Das wäre doch ein Buch wert. Erfolg – garantiert. Oder?
…achso, und zu „Opern aus der Met“: Natürlich kommt aus USA nicht nur tätowierter Pop. Im Gegenteil. Die Met finanziert sich überwiegend durch privates Sponsoring. Die saftigen Eintrittspreise decken die kosten bei Weitem nicht. Sponsoring ist eine prima Sache, aber wenn es keine Sponsoren gibt, muss eben der Staat einspringen.
„Und schauen Sie sich die Kulturinstitutionen an. Im letzten Jahr musste die New York City Opera schließen, weil sie die finanziellen Herausforderungen nicht mehr stemmen konnte. Die Oper in San Diego hat ihr Ende angekündigt und andere wie in Indianapolis oder San Francisco haben gesagt, dass sie für sich keine rosige Zukunft sehen.“
http://www.dw.de/gelb-ich-will.....a-17595929
APo: ‚Apropos Albers. Mein Vater meinte, er habe jenen blonden Hans am 30. Januar 33 mit erigiertem Arm auf dem Balkon des Adlon-Hotels gesehen, als die Nazis mit einem Fackelmarsch ihre Machtübernahme feierten.‘
… wenn Ihr Vater das meint, muss es wohl stimmen.
Die komplette SPD, mit wenigen Ausnahmen, hat mit feuchtblanken Augen Hitler und Görings Rede anno ’33 im Reichstag zugejubelt.
Scheinen überhaupt einige ‚mitgemacht‘ zu haben.
Aber Sie schließen doch jetzt nicht darauf, dass alle blonden Deutschen, die singen, Sozialisten sind. Oder?
Nein, nicht alle blonden und singenden Deutschen sind Sozialisten. Aber ich hätte mich als Katholik vielleicht nicht nach einem Mitläufer der Nationalsozialisten benannt.
@KJN: An Konkurrenz und Risikobereitschaft mangelt es auch der einer heutigen, finanziell geförderten Kulturlandschaft mit Sicherheit nicht. Oder halten Sie das Berufsziel Musiker/Maler/Schauspieler/Regisseur für eine bequeme, risikolose Lösung? Ähnlich wie Angestellter im öffentlichen Dienst?
Früher, zu Bachs Zeiten, was das übrigens (vergleichsweise) tatsächlich so. Die Musiker hatten ganz gute Aussichten im Verlgich zu anderen Berufen. Da war es keineswegs ein unvernünftiges, abwegiges Vorhaben, Musiker zu werden. Finanziert haben das die Fürsten und die Kirchen. Es hat der Qualität nicht geschadet.
Im Popbereich ist es so, wie Sie es sich wünschen. Keine Finanzierung jenseits des Marktes; die Musiker benötigen keine Ausbildung und sind schnell vermarktbar. Sie leben von dem, was der Markt für sie übriglässt, was nicht wenig, teilweise richtig feist ist. Massenhaft Heranwachsende wollen deshalb Popstar, Supertalent, Topmodel oder sonstwas werden. Die große Abkürzung. Das Ergebnis kann man dann im Radio und TV bewundern.
@LF
… Ihre ‚Deutschtümelei‘ ist mir auch egal. Sie sind hier der/die/das Einzige, der/die/das diesen sozialistischen Kampbegriff benützt, vom ‚völkische Konzept des “Deutschtums”, das in den “Deutschen” nicht nur ein Staatsvolk, sondern eine “Abstammungsgemeinschaft” schwurbelt.
Interessanterweise, lieber blonder Hans, stammt der Begriff des „Deutschtums“ aus der Zeit des so genannten Kulturkampfs, als Bismarck das „Deutschtum“ gegen die Katholische Kirche mobilisierte, die seiner Meinung nach nicht zu Deutschland ghehörte, sondern „ultramontan“ – vonjenseits der Alpen – gesteuert und mit den Feinden des Deutschtums (Frankreich und Österreich) verbündet war.
Unfassbar. Zimmermann bietet 5 Millionen, aber das reicht denen nicht; sie kriegen den Hals nicht voll. Sie wollen das Instrument lieber im asiatioschen Tresor vergammeln lassen. Wenn sich die Landesregierung nicht schnellstens etwas einfallen lässt. Der Ruf nach dem Staat!
…was der Kapitalismus mit der Kunst anstellt, kann man übrigens bestens in der Tragödie der Lady Inchiquin nachempfinden:
http://www.ksta.de/kultur/star.....23674.html
http://magazin.klassik.com/new.....m?ID=11601
..achja, bei Musik/Kunst fällt mir ein ‚Exibitionismus‘, ‚Eitelkeit‘, ‚Narzissmus‘ (im Kapitalismus). War das nicht eine gute Überleitung zum aktuellen Thema (incl. meines Selbstlobes 🙂 )
@R.Z.
Noch eine Anmerkung zum Thema „Musik“ (weil ich weiß, daß Sie sich dafür interessieren): In den 60ern gab es, genau wie in USA, viele Big Bands, nur daß die hierzulande oft nicht als so ’swingend‘ beschrieben wurden, wie z.B. die Count Basie Band. Es waren berühmte Rundfunkorchester, die oft mit enormer Disziplin und Präzision die US-amerikanischen Arrangements umsetzten. (Manchmal waren die Anforderungen bzw. der Druck so hoch, daß sich die Musiker umbrachten. Nachzulesen in J. E. Behrend’s ‚Ein Fenster aus Jazz‘, S. 191, oder lesen Sie hier: http://www.spiegel.de/spiegel/.....78139.html)
Offensichtlich läßt nur der Kapitalismus eine Vitalität zu, der vitale Kunst sich entwickeln lässt, denn die Neuerungen kamen zumindest hier stets aus den USA. Übrigens überträgt der WDR3 (das ist der ‚E-Musik-Sender‘ des WDR) sehr oft Samstags Opern von der ‚Metropolitan‘.
http://www.wdr3.de/musik/operb.....ny100.html
Warum eigentlich, wenn da nur ‚tätowierter Pop‘ (treffender Ausdruck übrigens) her kommt?
Ich denke, daß Kunst etwas mit Freiheit und Möglichkeiten zu tun hat und daß die nicht ohne Konkurrenz, Risikobereitschaft und einer gewissen Verrücktheit oder Unvernunft zu haben ist. ‚Förderlandschaften‘ konterkarieren das.
True Detectives war das Beste, was ich im Fernsehen gesehen habe. Bei Breaking Bad den Mund nicht zu bekommen. Call Saul, Wire… gibt es was Vergleichbares aus deutscher Produktion? Jetzt nicht als Style, sondern gab es etwas, was einen so berührt und verstört hat? Etwas, dem man sich nicht entziehen konnte. So wie damals vielleicht Schimanski (ja, auch der Tatort konnte so was mal). Ich glaube nicht.
@“blonderhans“: Die Tatsache, dass die Rede vom „Deutschtum“ im Jahr 1848 als Plaidoyer für die Reichseinigung verstanden wurde, ändert doch nichts daran, dass es sich dabei um ein „völkisches Konzept“ handelt (wie in dem Wikipedia-Eintrag beschrieben)! Dass sich die „deutsche Volksseele“ besonders freut, wenn sie sich in ihren großdeutschen Armen liegt, hat die Geschichte ja schon öfter bewiesen. Dass diese Freude in der Regel mit Progromen einhergeht (wie zuletzt nach der „Wiedervereinigung“ in Rostock-Lichtenhagen), lässt sich allerdings auch feststellen. Sie werden also verstehen, dass ich – als jemand, dessen Herz sich beim Anblick brennender Geflüchtetenunterkünfte nicht erwärmt – Ihren „Patriotismus“ nicht teilen kann.
Um ihnen nun noch einmal zu verdeutlichen, was ich mit Deutschtümelei meine: Den befürwortenden Rückgriff auf das völkische Konzept des „Deutschtums“, das in den „Deutschen“ nicht nur ein Staatsvolk, sondern eine „Abstammungsgemeinschaft“ sieht und selbige möglichst von „fremden Einflüssen“ freihalten will.
Was alles Andere angeht: Die etymologische Herkunft Ihres Namen, Ihre Seefahrergeschichte und Ihre Gesangskünste sind mir ehrlich gesagt reichlich egal!
Apropos Albers. Mein Vater meinte, er habe jenen blonden Hans am 30. Januar 33 mit erigiertem Arm auf dem Balkon des Adlon-Hotels gesehen, als die Nazis mit einem Fackelmarsch ihre Machtübernahme feierten.
@LF*In
… der Name ‚Hans‘ übrigens, kommt aus ‚m Hebräisch-Griechischem. Bedeutet etwa so viel wie: Gott ist gütig.
Daher!
Nicht gütig, blonder Jochanan, sondern „gnädig“. Was etwas Anderes ist.
Noch zum Furor: mir sind psychologisch nur zwei Weisen gegeben, mich zur tätowierten Rockpopwelt zu verhalten: entweder gar nicht – dann bin ich vollkommen leidenschaftslos (was die allermeiste Zeit der Fall ist); die Leute sollen sehen und hören und tun, was sie wollen; ich habe nichts dagegen – oder ich gerate in Furor. Letzteres eben, wenn ich sagen will oder soll, wie ich dazu stehe. Da ich nunmal täglich im Alltag damit konfrontiert werde. Da ist die Antwort eben: schroff ablehnend.
@KJN: Das sind alles Sachen, die man ändern kann. Jede Steuer ist eine „Zwangsabgabe“, ohne dass jemand an der Haustür auftaucht und sie per Gewaltandrohung eintreibt. Warum finanziert man die Kultur nicht über eine Kultursteuer?
Zum Furor: ohne Furor macht gerade dieses Thema keinen Spaß. Außerdem geht mir das Umworbensein als Konsument (wirklich überall: in den Medien, beim Einkaufen, auf der Straße – man kann sich dem nicht entziehen…) und die affirmative Kapitalismusromantik, die dem die Krone aufsetzt (nach dem Motto: Was sich nicht rechnet, ist nichts wert…) auf die Nerven. Daher auch der Furor. Orchester, Oper, Theater, Radio + Fernsehen sind eben teure Sachen. Die muss der Staat irgendwie wenigstens teilfinanzieren. Dazu ist er da. Geld genug ist auch da. Wie man diese nötige staatliche Förderung abschaffen wollen kann, nur um ein paar lausige Pimperlinge mehr in seiner Tasche zu behalten, anstatt mehr Einkommen zu fordern – das ist mir ein Rätsel.
@LF
… aus der von Ihnen verlinkte Wikidef.: Ihren historischen Siegeszug trug die Rede vom Deutschtum mit der Revolution vom März 1848 davon; dort wurde sie jedoch als Plädoyer für die Reichseinigung verstanden, die dann 1870/71 erfolgte.‘
… Sie, werte/s LF, schreiben von ‚Deutschtümelei‘. Nicht Wiki, nicht ich. Meine blonden Haare trage ich nicht als Monstranz vor mich her, sie sind meine natürliche Kopfbedeckung. Mein Nickname habe ich in Erinnerung einer ausgeübten Tätigkeit auf ‚Großer Fahrt‘ über die Weltmeere, meines Namens und meiner blonden Haare wegen gewählt. Und ich kann besser singen, als der ‚echte blonde Hans‘. Glaube ich.
Tja und als Patriot stehe ich zu meiner Familie, meiner Heimat, meinem Vaterland. Wenn Sie anders denken, ist mir das wurscht.
Ergänzung @“derblondehans“: Ich habe übrigens nichts gegen Menschen mit blonden Haaren, sondern nur etwas gegen Diejenigen, die ihre blonden Haare als Monstranz vor sich hertragen, um ihre Zugehörigkeit zu einer wie oben beschriebenen „Abstammungsgemeinschaft“ zu bekunden (was ich Ihnen aufgrund Ihrer permanent deutschtümelnden Kommentare unterstelle).
Der Begriff „Deutschtum“ wurde übrigens weder von mir, noch von linkssozialistischen Propagandist*innen erfunden. Ich zitiere aus dem bereits oben verlinkten wikipedia-Artikel:
„Parallel und teilweise mit dem ethnischen Konzept verwoben bildete sich ab dem Beginn des 19. Jahrhunderts ein völkisches Verständnis des Deutschtums heraus. Aufbauend auf den Schriften Novalis’ entwickelte Friedrich Schlegel um 1801 die Idee einer ‚wahren‘ Nation, welche ein familienähnliches Netzwerk bilden und so auf gemeinsamen Blutlinien, also einer gemeinsamen Abstammung, aller Nationsmitglieder beruhen würde. Schlegel ging dabei entgegen jeglicher historischer Erkenntnis davon aus, dass eine gemeinsame Sprache von gemeinsamer Abstammung zeuge. Viele Beobachter sehen dabei das völkische Element immer noch als das zentrale definierende Charakteristikum der heutigen deutschen Nation“(http://de.wikipedia.org/wiki/D.....es_Konzept).
Zu diesen „Beobachtern“ muss ich mich wohl leider zählen…
@R.Z.
„Deshalb bin ich für weitere Eintreibung von Zwangsgebühren.“
Dann sind Sie also auch für Einschüchterungsversuche incl. bedrohlicher körperlicher Pose des Eintreibers an der Haustür? Ist mir (vor x Jahren) so geschehen. Können Sie jetzt glauben oder nicht. Der Schriftverkehr zum Sachverhalt mit der ‚Behörde‘ existiert jedenfalls noch.
Ich wundere mich übrigens auch über Ihren Furor.
@“derblondehans“
Wollen Sie also sagen, dass Sie mit der Verwendung des Begriffes „Lügenpresse“ nicht ihre Solidarität mit denjenigen Menschen signalisieren wollen, die der Tage in Dresden mit „Wir sind das Volk“-Rufen auf die Straße gehen?
Für mich klingen Ihre Kommentare hier eindeutig so, als ob Sie in das gleiche Horn wie diese Pegidazis blasen. Warum ich also finde, dass Sie deutschtümeln? „Darum!“ – um in Ihrer Sprache zu sprechen ;-).
Zu ihrer Frage, ob ich etwas gegen „Deutsche“ und andere „Nationen“ habe: Ja das habe ich, so lange selbige sich über völkisches Gedankengut definieren, anstatt sich lediglich als Bürger*innen eines bestimmten Staates zu begreifen. Als Staatsbürger*in darauf zu pochen, dass der jeweilige Staats in Abgrenzung zu anderen Staaten gewisse Wertvorstellungen vertritt, wie den bisher überwiegend in westlichen Staaten verbreiteten Menschenrechtsgedanken, halte ich durchaus für legitim, doch das ist es nicht, worum es den Pegidazis geht: Ihnen geht es darum, dass „Deutschland deutsch bleibt“ und das ist pure Deutschtümelei im Sinne der Stilisierung einer „Volkszugehörigkeit“, die sich nicht als Zugehörigkeit zu einem Staatevolk (Demos) versteht, sondern als Zugehörigkeit zu einer „Ethnie“ oder gar „Rasse“ im Sinne einer „Abstammungsgemeinschaft“ (http://de.wikipedia.org/wiki/E.....s.E2.80.9C).
Was Kapitalismus in der Musik macht, kann man unmittelbar feststellen, indem man das Radio anstellt (sofern man nicht zufällig bei einem der wenigen Sparten-Kultursender landet, wo man meist mit Filmmusik oder Easy-Listening-Streicherteppichen seine Ohren zugekleistert bekommt – dem Kapitalismus zuliebe).
Ich höre im Alltag weder Radio und noch sehe ich Fernsehen. Allein die Werbeblöcke, Jingles, Ansagen und Ankündigungen haben mir diese Medien nachhaltig verleidet; hinzu kommen die eigentlichen „Inhalte“. Aber von allem, was da so gesendet wird, ist das Öffentlich-Rechtliche noch am ertäglichsten.
Deshalb bin ich für weitere Eintreibung von Zwangsgebühren. Ich muss auch für Straßen zahlen, auf denen ich nicht fahren will, also müssen Popfans für Musik bezahlen, die ich hören will.
@LF
… gääähn, werte/r ‚LF‘, wo habe ich hier ‚deutschgetümelt‘? … ein Kampfbegriff linkssozialistischer Ideologie übrigens, oder wollen Sie hier Ihre gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit gegenüber Menschen mit blonden Haaren ausleben? … mhmm? … oder haben Sie was gegen die deutsche oder auch etwa gegen andere Nationen?
Zitat „derblonderhans“: „‘Lügenpresse’, in welchem Auftrag auch immer, gibt es solange wie es Papier gibt. Oder?“
Nee, aber Nazi-Rhetorik gibt es so lange, wie es Nazis gibt:
„Ein zentrales Merkmal dieser Rhetorik ist [die] argumentationsfreie und -verweigernde apodiktische Behauptung, das Verkünden (nicht Begründen!) von Wahrheiten, die stumpfe, permanent wiederholte Aufladung von Begriffen jenseits aller Differenzierung, die Umdeutung von Begriffen zu Kampfbegriffen“ (http://www.publikative.org/201.....eschichte/ ).
Aber seien Sie beruhigt: Ich glaube, von Ihnen erwartet hier auch niemand etwas anderes. Insofern bleibt eigentlich nur hinzuzufügen: Deutschtümelnde „blonde Hansl’s“ gibt es, seit es das völkische Konzept der „Deutschen“/des „Deutschtums“ gibt (http://de.wikipedia.org/wiki/D.....es_Konzept). Ich hoffe, es handelt sich dabei um ein Auslaufmodell.
@ EJ
Wenn Sie sehen, was heute Impressionisten auf Auktionen erzielen, können Sie KJN nicht so drastisch widersprechen, aber gerade diese sind ein Musterbeispiel für Kunst und in den meisten Fällen für den armen Künstler. Nun wurde dieser nicht gefördert, sondern sogar abgelehnt und verdiente sein Brot sauer, war aber begnadet in seiner Kunst und inspiriert davon, ob es sich nun um Renoir, Monet, Cézanne oder van Gogh handelt.
Später aber baute der Ur-kapitalismus darauf auf, Händler schlugen sich um die Bilder, und wenn man sieht, was bei der Klärung von Besitzverhältnissen abgeht, wird auch mancher Anwalt dabei wohlhabend.
Genauso kann man Mozart oder Beethoven nicht als primär „kapitalistische“ Angelegenheit betrachten, die GEMA aber schon.
Also kann man doch das gar nicht so klar trennen.
In den USA aber ist das trennbar. Da wird manche kleine Musikveranstaltung verboten, weil die Lobby der Großen den Markt allein haben will. Wobei das für mich nicht Ur-Kapitalismus ist, Konkurrenz auszuschalten.
Bekannt ist, dass kleine low-budget-Filme hohe Kunst sein können, warum? Vielleicht tötet der große Erfolg Kunst ab, weshalb man fragen muss, ob Kunst in der relativen Armut besser floriert und weiter, ob ein Leben ohne Probleme Kunst abtötet, weil vielleicht wirkliche ausdrucksvolle Kunst nicht aus der Sättigung entstehen kann. Ein sehr schönes Beispiel hierfür ist Marc Chagall, der in der Armut und im Krieg sowie in Trauer seine besten Bilder schuf und später, als er berühmt war und Kirchenfenster anfertigte, sich gleichzeitig mehr auf dämliche Lithos und Töpfernippes (Keramiken) verlegte.
Auch die frühen Filme von Hitchcock wären anzuführen.
Mit zunehmendem Bekanntheitsgrad will die Masse bedient werden. Hier wären als Gipfel der Abscheulichkeiten zu nennen Bildermotive auf Täschchen, T-Shirts, Mauspads, Kaffeetassen und Sofakissen, während manch unbekannter Künstler zwischen uns unverewigt auf dem Mug herumläuft. Auch wäre zu nennen Mozarts kleine Nachtmusik oder Vivaldis 4JZeiten als Hintergrund im Supermarkt und beim Ayurveda. Kein Kapitalismus nirgends, nö.
M.B. ./. KJN: ‚Ihre Kritik an der öffentliche Verwaltung weist zunehmend phobische Züge auf:-) … Ist es nicht vielmehr ein outsourcing Prozess. Daher die Frage ist die filmindustrielle Konkurrenz doch bereits Marktteilnehmer oder täusche ich mich?‘
… wieso eigentlich Sendeauftrag und Rundfunkstaatsvertrag, Relikt und Fortschreibung der den Deutschen verweigerten Souveränität, wer will den Quark? Auch noch bezahlen müssen?
Abgesehen davon, verteilt das ‚Öffentlich Rechtliche‘ die eingetrieben Zwangsgelder an diverse Beteiligungsgesellschaften, GmbHs bla, bla … wie Sie ’s ja selber andeuten
… aus dem Rundfunkstaatsvertrag: ‚Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat in seinen Angeboten und Programmen einen umfassenden Überblick über das internationale, europäische, nationale und regionale Geschehen in allen wesentlichen Lebensbereichen zu geben. Er soll hierdurch die internationale Verständigung, die europäische Integration und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Bund und Ländern fördern. Sein Programm hat der Information, Bildung, Beratung und Unterhaltung zu dienen. Er hat Beiträge insbesondere zur Kultur anzubieten.‘
… wat für ’n geschwurbelter Quark. Wie in einer Diktatur, siehe ‚DDR‘.
Auftrag nicht erfüllt. Seit ’45 zerbröselt der Frieden in Europa, u.a. als Ergebnis von ‚Sendeauftrag und Rundfunkstaatsvertrag‘, unter Führung sich selbst Überhöhter Funktionäre der Partei- und Staatsführung der ‚BRD‘ und den europäischen Betonköpfen in Brüssel.
Nur wer ‚führt‘ die vorgenannten Figuren? Diese Frage stellen heißt sie auch schon beantwortet zu haben. Oder?
… im Übrigen geht es auch anders.
Err. @M.B.
„Was wird Ihrer Ansicht dort noch hausintern produziert?” Nichts
(Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft sollte mir mehr zahlen, damit ich einen Lektor einstellen kann)
Nachtrag EJ: Wenn Sie wirklich darauf eingegangen wären, was ich geschrieben habe,…. hätte ich über Gegenargumente Ihrerseits wirklich gefreut.
Nunja, und was das Mozart-Abo von Fürst Lichnowsky betrifft, verstehe ich nicht so recht was Sie unter Kapitalismus verstehen. Anscheinend machen Sie keinen Unterschied zwischen ‚Förderung‘ (Kauf) durch feudalistische Fürsten und demokratisch legitimierter Förderpolitik. Das ist eben sehr bilungsbürgerlich-typisch deutsch – muß nicht schlimm sein, ist aber nicht hinterfragt.
@Edmund Jestadt
Ja, sicher, meine Texte hier werden von der ‚Initiative neue Soziale Marktwirtschaft‘ bezahlt, das weiß doch jeder.. Wenn Sie wirklich darauf eingegangen wären, was ich geschrieben habe, nämlich daß, die Art und Weise, wie öffentliches Geld ausgegeben wird, zu Strukturen führt, die der Kunst nicht förderlich sind, sondern eher einer Kunstverwaltung, die dann zu allem Überfluss auch noch auf den jeweiligen Proporz durch Rundfunkräte etc. abgeklopft wird, daß also Kunst und Politik über die Verwaltung vermischt wird. Das typische in D: Zuviele Häuptlinge, zu wenig Indianer (Künstler). Von dem, was ich sonst an Argumenten (z.B. erheblich geringere Stromkosten bei digitalem Senden über vorhandene Netze, Outsourcing an T-Systems usw.) zum Thema geschrieben habe ganz zu schweigen. Ich nehme zur Kenntnis, daß Sie das alles nicht interessiert. Muss ja auch nicht. Mich wundert nur, daß ein offensichtlich kunstsinniger Mensch (sicher mehr als ich) so bräsig-arrogant reagiert.
@M.B.
am besten in Ihrem Text:
„Ihre Kritik an der öffentliche Verwaltung weist zunehmend phobische Züge auf:-)“
..unbedingt! Mit Gründen, extrinsischen.
„Darum zur Klarheit in der Diskussion:
Sind Sie für einen weiteren Abbau der öffentlichen Verwaltung?“
In vielen Bereichen ja (gesondertes Thema).
„Und wenn ja, wer soll zukünftig regulierende Marktmaßnahmen durchführen?“
Es geht m.E. dabei darum, die humanen Grundbedürfnisse (Essen, Trinken, Atmen, Wohnen, Sicherheit vor Kriminalität) unter einen Schutz zu stellen. Es muss eine künstliche Verknappung zwecks Kapitalisierung verhindert werden. Ich bin für eine (sehr) klare Abtrennung und Eingrenzung der Staatsaufgaben.
„Und sind Sie für eine Zerschlagung der Großunternehmen?“
Durch andere Unternehmen: Ja.
Durch den Staat: Nein.
„Und sollen öffentliche Investitionen zukünftig nur noch auf Basis von PPP Modellen durchgeführt werden?“
Neiennnn!!! (-> Vermischung von Staat und Wirtschaft, wilhelminische oder ‚Stamokap‘)
„Und was die öffentlichen Medienanstalten betrifft:
Was wird Ihrer Ansicht dort noch hausintern produziert?“ Nein.
„Ist es nicht vielmehr ein outsourcing Prozess.“
Ja.
„Daher die Frage (-) ist die filmindustrielle Konkurrenz doch bereits Marktteilnehmer oder täusche ich mich?“
Marktteilnehmer an einem staatlicherseits gefilterten Markt. (-> Oligarchie)
Wenn man die Drehbücher in USA bestaunt, muss man sich wahrscheinlich die Anzahl, die Gehälter, die Arbeitssituation und die Zukunftsperspektive der dortigen Drehbuchautoren mal ansehen und sie mit den der hiesigen Dehbuchautoren vergleichen. Wenn man die hiesige Qualität anpassen will, muss man die Bedingungen an das US-Niveau angleichen. Da es viel weniger deutschsprachige Zuschauer gibt, reichen die Kinokassen nicht aus und man muss zubuttern. You get what you pay for.
Aber es wird wohl so sein, dass es mehr und bessere US-Filme und Serien gibt. Warum sind so viele US-Filme und Serien gut? Weil dort so toller Kapitalismus ist und hier nur lahme und bequeme Filmförderung? die alle beteiligten zu faulen Säcken macht?
Oder weil man dort mit viel mehr Geld, Aufwand, Leuten, Tradition und Anreizen produziert?
Jedenfalls gibt es gute deutsche Krimis und Krimiserien, v.a. humoristische. Traut man den Deutschen doch sonst gar nicht zu, oder? Hubert & Staller, Mord mit Aussicht (Serien), Münsteraner Tatorte, „Harter Brocken“ (neulich gesehen, finde ich gut). Die hochwohlempfohlene US-Serie „Homeland“ dagegen fand ich schwach – ist der Rothaarige Terrorist? oder nicht? oder doch? oder doch nicht? – dieses Fragespiel ist schnell verschlissen.