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Ein neuer Realismus – Plädoyer gegen eine Vorreiterrolle

Von Sonja Margolina

Der Hype um die globale Klimaerwärmung scheint weltweit vorbei zu sein. Staaten wie Japan, Kanada und Australien sind aus dem Kyoto-Prozess ausgestiegen. Auf den Klimakonferenzen bleiben die Plätze für Journalisten leer. Die wiederkehrenden Panikmeldungen über den bevorstehenden Hitzetod des Planeten verhallen ungehört. Lediglich die EU setzt ihre Verhandlungen über die Klimaziele – die Reduzierung der CO2-Emissionen – unbeirrt fort.

Der Glaube an den anthropogenen Klimawandel war ein Produkt der postindustriellen Schönwetterperiode, als die Gewinner des kapitalistischen Fortschritts anfingen, sich vor der Sintflut zu fürchten. Sie lebten, so hiess es, im Überfluss und auf Kosten der übrigen Welt und seien im Begriff, die Erde zu vernichten. Es galt, das Unheil abzuwenden. 

Schon bevor die Warnung vor die bevorstehende Klima-Katastrophe in die Welt gesetzt wurde, mangelte es nicht an diversen Untergangszenarien. Anfang der 70er Jahre schienen die globalen Gefahren geradezu zu explodieren: es drohten eine neue Eiszeit, eine Erschöpfung nicht-erneuerbarer Ressourcen, eine Bevölkerungsexplosion und ein Ozonloch.  Nichts von den heraufbeschworenen Schrecken ist eingetreten. Die Grenzen des Wachstums verschoben sich mit dem technischen Fortschritt. Weltweit gibt es heute weniger Hungernde, weniger Armut als vor fünfzig Jahren. Auch das angeblich immer knapper werdende Erdöl ist weit davon entfernt, erschöpft zu sein. Der Meeresspiegel steigt nicht über das Übliche hinaus, die Eisdecke auf den Polarkappen nimmt wieder zu, Dürren und Überschwemmungen werden nicht häufiger. Und selbst das Ozonloch bildet sich – von internationalen Verboten unbeeindruckt – über den Polen immer wieder neu. Bloß wird darüber kaum  berichtet.

Die  Klima-Apokalypse war eine Ersatzreligion und ein Geschäftsprojekt in einem, wie dies bei Kirchen schon oft der Fall war. Heilserwartungen  sicherten ihre  Macht und Pfründe. Zuerst waren es die Anhänger der Kernkraftwerke, die der Anti-Atom-Bewegung mit dem Versprechen eines „sauberen“, CO2-freien Stroms den Wind aus den Segel zu nehmen verstanden. Die Atomgegner hatten indes eine andere Vision von einer CO2-freien Energiequelle. Sie sollte aus der Natur kommen und gratis – „die Sonne schickt keine Rechnung“-  in Form von Biokraftstoffen, Sonnen- und Wind-Energie zur Verfügung stehen. Es gibt zwar auch andere Treibhausgase, etwa Wasserdampf oder Methan,aber sie liessen sich nur schwer mit der Kritik an Kolonialismus und Erschöpfung fossiler Ressourcen verbinden. Die Stigmatisierung des Kohlendioxids als „Klimakiller“ schaffte beides: die Angst vor dem Ende des Erdöls mit den Gefahren einer drohenden Klimakatastrophe zu verbinden. Im Kampf gegen den anthropogenen CO2 machten Atomgegner- und Befürworter gemeinsame Sache. Sie beschworen einen durch den Westen verschuldeten Weltuntergang.

Es war die Verbindung von Ideologie und Technologie, die den Glauben an den  anthropogenen Klimawandel zur materiellen Gewalt werden liess. Es wurden internationale Klima-Abkommen geschlossen, Hunderte von $Milliarden für den  vermeintlichen Klimaschutz ausgegeben, unrentable Projekte und ökologisch fragwürdige Biokraftstoffe gefördert. In Deutschland, wo der Weltuntergang sich besonders gut verkaufen ließ, hat man nicht nur AKWs vom Netz genommen, sondern auch das Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) verabschiedet, das eine kostspielige, volatile Stromerzeugung fördert, den Strommarkt zerstört und hochmoderne Kohle- und Gaskraftwerke in den Bankrott treibt. Die deutsche Energiewende hat eine Umverteilung des Vermögens von unten nach oben, eine schleichende Abwanderung energieintensiver Unternehmen ins Ausland und den Verlust an Energiesicherheit zur Folge.

 

Vertreibung aus dem Paradies

Nach drei Generationen Frieden und Wohlstand wird Europa von der Realität eingeholt.  In Afrika wütet Ebola. Im Nahen Osten rückt der Islamische Staat vor, der den Terror in die EU bringt. Die Flüchtlingswelle steigt im Gegensatz zum Meeresspiegel unaufhaltsam an. Im ukrainischen Donbass wildern Separatisten von Putins Gnaden mit schwerer Munition. Und seine Pläne gehen über den  Anschluss der Krim und die Schaffung eines eingefrorenen Konflikts im Donbass hinaus:  er will den Westen entzweien und Europa sich gefügig machen. Eines der wirkungsvollsten Mittel dazu soll  Energieabhängigkeit werden. Dies alles findet vor dem Hintergrund einer  Wirtschaft- und Sicherheitskrise in der EU statt.

Der Kampf gegen den Klimawandel wurde Anfang der 90er Jahre im Bewusstsein einer Bringschuld des Westens gegenüber den armen Ländern vorangetrieben. Nun schwindet das Übergewicht des Westens – bevölkerungsmässig und wirtschaftlich. Sein relativer Beitrag zu den gesamten CO2-Emissionen sinkt, der Anteil Deutschlands daran ist eine verschwindend geringe Größe.  Vor diesem Hintergrund entpuppt sich der Klimaschutz als eine gigantische Wirtschaftssanktion gegen sich selbst. Und sie wird viel kostspieliger ausfallen als alle nur denkbaren, gegen Russland verhängten Sanktionen.

Heute geht es nicht mehr darum, künftige Generationen vor dem eingebildeten Klimawandel zu retten, sondern darum, sich selbst hier und jetzt verteidigen zu können.  Wer Europa wirtschaftlich schwächt, der stärkt die Barbaren.

Einst hatte es geheissen: „Seid realistisch, verlangt das Unmögliche!“ In der Tat tut ein neuer Realismus, eine Wiederentzauberung der Welt,  Not. Und der erste Schritt dazu wäre – Wahrheit.

Medien, Politik und Wirtschaft wären gut beraten, sich Rechenschaft abzulegen über die künstlich angeheizte Klimahysterie und ihre Folgen. Die Medien müssten sich damit auseinandersetzen, dass sie seit Jahrzehnten einseitig über den Klimawandel berichtet und aufrechte Forscher pauschal als Lobbyisten der Energiekonzerne denunziert haben. Sie müssten sich eingestehen, dass es nie einen wissenschaftlichen „Konsens“ über die menschengemachte Erderwärmung gegeben hat. Sie müssten zugeben, dass Kohlendioxid kein „Klimakiller“ ist und dass Klimaschwankungen natürlichen Ursprungs sind. Dass in einem Gemeinwesen, das sich Wissensgesellschaft nennt, wie im Mittelalter zu „magischen Mitteln“ (Max Weber) gegriffen wurde, um Ängste vor einem Weltuntergang zu schüren. Dass die milliardenschweren Investitionen in die alternativen Energien einen öko-industriellen Komplex aus der Taufe gehoben haben, der  ein ureigenes Interesse an weiterer Subventionierung hat und die Wahrheit unterdrücken will. Dass jede Investition in die Verminderung des CO2-Ausstosses, auch in der Form der Emissionsrechte, eine Gefährdung der eigenen Industrie und einfach Unsinn ist, solange nicht alle Emittenten daran beteiligt werden. Und schliesslich: Dass der weitere Ausbau erneuerbarer Energien Deutschland als Industriestandort und seine nationale Sicherheit gefährdet.

Deutschland sollte eine Vorreiterrolle beim Klimaschutz spielen. Doch niemand will  dem einsamen Reiter folgen. Viele glauben indes, dass die Energiewende eher ein abschreckendes Beispiel für eine fehlgeleitete und destruktive  Energiepolitik darstellt.  Das muss auch den Industrieverbänden und der Politik  längst aufgegangen sein.  Feigheit, schrieb Michail Bulgakow, ist  eine der schrecklichsten menschlichen Laster. Besonders in der Demokratie, könnte man  hinzufügen.

 Sonja Margolina. „KALTZEIT: Ein Klimaroman“(2013), „Brandgeruch“(2011) und andere Werke

 

 

 

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21 Gedanken zu “Ein neuer Realismus – Plädoyer gegen eine Vorreiterrolle;”

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    Werte Frau Margolina + Marseillais
    Es ist doch im Grunde ganz einfach: Wir, die Menschheit, verbrauchen die Bodenschätze (Öl, Kohle, Gas und Uran) die sich in Millionen Jahren gebildet haben wesentlich schneller, als diese „nachwachsen“ können. Dass bei diesem „Verbrauch“ schädliche Nebenwirkungen auftreten, ist unstrittig. CO2 ist nur eine davon und ob die, im Vergleich zur Athmosphäre geringe Menschen gemachte Menge wirklich das Klima beeinflusst, ist, mit Verlaub, völlig wurscht! Die üblichen Nebenwirkungen wie Smog oder radioaktiver Müll samt Strahlung, die großflächige Zerstörung von Landschaften und Wasservorräten durch Tagebaue oder Fracking und- für alle denen das egal ist- die Tasache, dass all der Brennstoff irgendwann schlicht alle ist sollte doch als Begründung für eine Energiewende allemal ausreichen. Oder wollen sie ernsthaft warten, bis die letzten verwertbaren Rohstoffe verbrannt wurden, bevor Sie sich Gedanken über Alternativen machen?
    Dass bei der derzeit verfolgten Energiewende nicht alles gut läuft ist unbestritten. Das könnte aber vielleicht auch damit zusammenhängen, dass die hiesigen großen 4 Energieversorger immer noch sehr gut mit den Entscheidungsträgern in der Politik vernetzt sind und damit weiterhin dezentrale Versorgungsstrukturen verhindert werden. Es ist z.B. ein, auch ökologischer, großer Blödsinn, Windparks in die Nordsee zu rammen, um damit Strom für Bayrische Unternehmen zu erzeugen. Allein auf dem (noch gar nicht gebauten) Leitungsweg in den Süden verschwindet rund ein Drittel der erzeugten Leistung (bzw. wird in den Leitungen in Wärme umgewandelt).

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    Err.:
    „womit gemeint ist, daß höhere Temperaturen global zu mehr Oxidation führen würde, ohne daß das durch mehr Photosynthese kompensiert würde..

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    Ihnen auch 1 schönes Wochenende, lieber Roland Ziegler. Vielleicht das noch, um Missverständnisse zu vermeiden: CO2 wird erzeugt und absorbiert (Pflanzen, Regenwälder, Algen) und durch Verbrennung aller Art (Oxidation) erzeugt. Wenn mehr Oxidation stattfindet, dann auch mehr Pflanzenwachstum und umgekehrt wird das gleiche stattfinden. Ich halte es für wahrscheinlich, daß die Atmosphäre wärmer wird, mit allen Folgen – und irgendwann wieder kälter, so wie das schon oft geschah. Aber die Ursachen dafür sind alles andere, als klar. Mir erscheint das Szenarium („Hockeyschläger“) des ‚kippenden‘ Klimas umso unwahrscheinlicher, je mehr ich darüber lese: Wenn das Klima ‚kippen‘ könnte, womit gemeint ist, daß höhere Temperaturen global zu mehr Oxidation führen würde, dann wäre auch der jetzige Zustand sehr unwahrscheinlich. Dieses Gleichgewicht zwischen CO2-Absorption (Photosynthese) und CO2-Freisetzung (Oxidation) scheint aber doch auch auf höherem Temperaturniveau stabil zu sein, sonst würden doch allein die aufgezeichneten Schwankungen geringer ausfallen, wenn der o.a. Kompensationsmechanismus versagen würde. Dies ist offensichtlich nicht der Fall ( http://www.scilogs.de/wblogs/g.....s_noaa.jpg )
    Kein Vulkanausbruch, kein Krieg hat es bis dato geschafft das Klimagleichgewicht zu stören. Es gibt sicher viele vernünftige Gründe, sich von fossilen Brennstoffen mehr und mehr unabhängig zu machen, das Klima scheint mir keiner zu sein.

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    Lieber Roland Ziegler,
    es ist nicht besonders heiß, nicht wahr, von ein paar Sommern, die jeweils auf anderen Kontinenten mal! Hitzeperioden aufweisen (mal Europa, mal Russland/mal Amerika), abgesehen. Bei diesen insgesamt nicht sehr hohen Temperaturen schmilzt also angeblich das Nordpol- und das Gletschereis. Der Südpol scheint stabil zu sein, wobei es interessant wäre, wenn der Südpol abschmelzen würde, neuer bewohnbarer Kontinent. Wenn also bei diesen Temperaturen schon das Eis abschmilzt, kann man sich ausrechnen, dass es ganz schmilzt, es sei denn, man erzeugte künstlich einen Gefrierschrank. Danach könnte der Süßwassergehalt im Nordatlantik zu hoch sein, Weinanbau und Palmenwuchs an britischen Küsten wären nicht mehr möglich, weil der Golfstrom versiegen würde, und es käme eine Eiszeit. Das ist das wahrscheinliche Szenario. Das ist auch die wirkliche Gefahr.
    Kürzlich, auch zum Probefahren, eine neue C-Klasse gemietet. Der Benzinpegel sank nicht sichtbar. Großartiges Auto, schnell und kaum Verbrauch. Im Stand Hybrid. Dass hier gearbeitet wurde und wird, ist ein positiver Nebeneffekt der Debatte. Dass man aber ratz-fatz auf eine andere kostspielige Energieform umgestellt hat, ist eine hysterisch übersteigerte Antwort auf Fukushima, wo zwischen 10000 und 15000 Menschen ersoffen! sind. So was von crazy, die Antwort. Jedes Haus am Meer in Japan mit Schwimmwesten und Schlauchboot ausstatten wäre die richtige Antwort gewesen. So was von hysterisch!
    Und die richtige Antwort auf CO2-Erhöhung ist die vermehrte Anpflanzung von richtigen Bäumen, nicht Büschen oder größeren Gräsern, sondern z.B. Eichen. Statt dessen werden Bäume für die Trasse abgeholzt, was laut Adam Riese zu einer CO2-Erhöhung führen dürfte.
    Und als Vogelliebhaber bin ich stockesauer über den Übergriff auf Wälder, und die Grünen werden nie mehr meine Stimme zurückbekommen, weil sie sich nicht für Wald und Vögel einsetzen, sondern für Metallmasten und Dächerverschandelung.
    Man braucht dafür nicht achgut (müssen Sie sich wirklich für achgut-Lesen entschuldigen, KJN?), man braucht nur etwas common sense, den achgut durchaus hat.

  5. avatar

    Also fassen wir nochmal zusammen:
    1. Die naturwissenschaftliche Theorie – in Gestalt von Physikern und Chemikern der älteren Generationen, die sich für den Klimawandel nicht die Bohne interessiert haben – erklärt eine bestimmte Eigenschaft von CO2, die zur Wärmespeicherung führt.

    2. Die Astronomen messen – z.B. – die hohe Temperatur und die atmosphärische Zusammensetzung auf der Venus und bestätigen diese Eigenschaft von CO2 grundsätzlich.

    3. Die Messungen von Geologen überall auf der Welt – Asien, Europa, Südamerika, Antarktis, Arktis, Grönland – ergeben einen deutlichen Rückgang des Eises. (Eis schmilzt bekanntlich nicht, wenn es kälter wird, sondern wenn es wärmer wird.)

    4. Die Klimaforscher ermitteln über die verschiedensten Verfahrten die jeweiligen Durchschnittstemperaturen und stellen paralell dazu aus ganz anderer Quelle fest, dass es aktuell ziemlich schnell wärmer wird.

    5. Die Meeresforscher messen, dass der Meeresspiegel stetig steigt.

    Was soll man denn aus diesen 5 Ansätzen für eine andere Schlussfolgerung ziehen als dass es wärmer wird? Soll man tatsächlich glauben, dass die Wissenschaftler von fünf unterschiedlichen Disziplinen/Fakultäten eine fiese Verschwörung gegen unser Wohlergehen betreiben?

    Wenn also die – sagen wir entgegenkommend: begründete Wahrscheinlichkeit besteht, dass es wärmer wird, gibt es zwei Möglichkeiten, darauf zu reagieren:
    1. Wir können dagegen sowieso nichts tun, also lassen wirs und sehen lieber zu, dass wir rechtzeitig unsere Schäfchen ins Trockene bringen. Ein paar Bücher dazu verkaufen beispielsweise. Die anderen haben eben Pech gehabt.

    2. Wir versuchen uns darauf einzustellen (Küstenschutz) und überlegen, welche Einflüsse wir auf die mutmaßliche Erwärmung nehmen können. Wir könnten unsere Energieversorgung umstellen. So wie wir es gerade versuchen. Dazu brauchen wir Stromspeicher und Stromveteilung. Hier könnte z.B. eine Power-to-Gas-Technologie helfen. Das hätte auch ganz unabhängig von dieser – entschuldigung: einfach dämlichen – Klimadebatte schlagende Vorteile. Auch die Umstellung der Autos wäre eine Möglichkeit, die Marseillais erwähnte; immerhin gibt es ja inzwischen weit über eine Milliarde davon. Auch das hätte ganz unabhängig von dieser saudummen Klimadebatte schlagende Vorteile, denn die Autos und die rauchenden Schlote, die unseren Wohlstand so mehren, verpesten unsere Luft, und ich habe keine Lust, wie in Peking mit Atemmaske herumzulaufen. Usw.

  6. avatar

    Diese ganze Klimadebatte ist doch völlig irrational. Sie kommt nur zustande, weil es Leute in wichtigen Funktionen gibt, die zu faul ode zu geizig sind, Bewegungen oder Investitionen treffen, die sich nicht unmittelbar auf ihr persönliches Wohlergehen auszahlen. Auch nicht auf den Arbeitsmarkt oder sonstwas in der Gegenwart. Denen passen weder die Messwerte noch zu dazugehörigen Theorien. Die denken: „So ein Mist, diese Chemie, diese Messungen, was für ein Ärgernis; gucken wir doch mal, ob es nicht irgendwie anders sein könnte!“ – Und dann finden sie auch was und posaunen gleich: „Halt, seht ihr, wir haben es doch gleich vermutet: Es ist alles ganz anders und ihr seid auf dem Holzweg!“ – Wenn sie recht haben, wir unseren Weg nach rückwärts korrigieren und ihnen folgen, bekommen sie in 20 Jahren irgendeinen Nobelpreis und wir haben schön viel Geld gespart. Das wäre ja toll, das könnten wir dann z.B. zur nächsten Bankenrettung einsetzen. Aber wenn sie unrecht haben, fällt ihnen bestimmt auch eine Ausrede ein, aber wir haben ein ernstes Problem.

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    @KJN: „Natürlich macht CO2 einen Treibhauseffekt“. Natürliche Dinge sollte man trotzdem erwähnen, denn leider kennen die nicht alle, vgl. den Beitrag von Don Geraldo. Es wäre gut, wenn man sich darauf einigen könnte, dass CO2 in der Atmosphäre einen Erwärmungseffekt hat.

    @Marseillais (u.a.): Nehme wir mal an, es wäre wirklich sehr fraglich, ob die globale Erwämung stattfindet oder nicht. Vielleicht haben ja die Kritiker recht und die Mehrheit de rWissenschaftler hat unrecht; vielleicht stehen die Chance, dass es wirklich zu der prognostizierten Erwärmung kommt, sagen wir: 50:50. (In dieser Argumentation komme ich Ihnen sehr entgegen, weil ich eine Wahrscheinlickeit von 50% für viel zu gering halte. Ich denke es handelt sich um über 90 %.)

    Wie würde man sich vernünftigerweise verhalten, wenn die Erwärmung eine Wahrscheinlichkeit von lediglich 50% hätte? Das ist eine interessante Frage.

    Bei einer Regenwahrscheinlichkeit von 50% lassen Sie vielleicht Ihren Regenschirm zu hause, weil Sie zu faul sind ihn zu schleppen. Die Schlepperei ist Ihnen „zu teuer“. Aber fragen Sie sich mal, wie Sie sich verhalten würden, wenn Sie in ein gelbfieberverseuchtes Gebiet fahren. Dann impfen Sie sich doch vermutlich? Jedenfalls würde ich das tun. Die Wahrscheinlichkeit, z.B. in Thailand auf einer Reise ungeimpft Gelbfieber zu bekommen, dürfte unterhalb von 1 % liegen. Trotzdem impfen Sie sich. Das ist zwar auch „teuer“, aber Sie machen es trotzdem, zu recht.

    Dieses Verfahren müssten Sie nun nur noch auf die Klimafrage übertragen. Wir sollten uns überlegen, wie man den Temperaturanstieg drosseln könnte. Falls es dazu kommen wird – nicht weil es dazu kommen wird. Dazu gehört sich zu überlegen, wie man den CO2-Ausstoß drosseln könnte (KJN hat den Treibhauseffekt von CO2 soeben als „natürlich“ im Sinne von selbstverständlich bezeichnet). Genau das passiert in der heutigen Wissenschaft. Nicht alle der vorgeschlagenen bzw. umgesetzten Maßnahmen sind hier zielführend. Kein Wunder, denn das Ziel wird ja oft nicht mal erkannt. Deshalb sollte man sich überlegen, welche Maßnahmen wirkungsvoller sein könnten als die aktuellen. Stattdessen wird aber vorgeschlagen, zu den alten Verfahren zurückzukehren, so weiterzumachen wie bisher, keine Korrekturen anzubringen, als gäbe es mit einer Wahrscheinlichkeit von 90% kein Problem. Das ist nicht nur dumm, das ist geradezu hirnrissig.

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    Die gesamte Klimadiskussion geht ja von drei Prämissen aus:

    1. Es wird global wärmer !
    2. Ursache dieser Erwärmung ist der CO2-Gehalt in der Atmosphäre “
    3. Verantwortlich für den Anstieg des CO2-Gehalts ist der Mensch !

    Zu Punkt 1. ein interessantes Zitat aus Wikipedia:

    „Der Temperaturanstieg zwischen 1880 und 2012 beträgt nach Angaben des Weltklimarates (IPCC) 0,85 °C“

    Mich würde schon interessieren, wie genau man 1880 überhaupt das Weltklima messen konnte.
    Wieviele Meßpunkte gab es 1880, und wie genau waren die Meßgeräte ?
    Anderswo konnte man lesen, die Möglichkeit in Südengland Wein anzubauen wäre ein Beweis für eine Erderwärmung. Dabei wird gern unterschlagen, daß schon die Römer im 3. Jahrhundert den Weinanbau nach England brachten. Erst durch die ABKÜHLUNG im 10-11. Jahrhundert wurde diese Weinbautradition unterbrochen. Zur gleichen Zeit wurde es im ehemaligen Grünland so kalt, daß der name seinen Sinn verlor; heute kennt man die Insel als Grönland.

    Zu Punkt 2. und 3.:
    Aus der Paläontologie bzw. Paläoklimatologie gibt es Erkenntnisse, daß der CO2-Gehalt in der Atmosphäre durchaus auch eine Folge einer wärmeren Atmosphäre sein kann.
    Aus der Astronomie gibt es Erkenntnisse, daß die Sonne nicht immer mit gleichbleibender Intensität strahlt. Zumindest letzteres hat ja wohl einen nicht zu leugnenden Einfluß auf das Weltklima.

    Noch nicht einmal die Ursachen der verschiedenen Eiszeiten sind zweifelsfrei aufgeklärt, aber Wissenschaftler aus den gleichen Fachgebieten wollen uns weismachen, sie könnten die globale Klimaentwicklung aufs Zehntel Grad genau für die nächsten 80 Jahre vorhersagen.

    Letztlich ist das alles Glaubenssache.

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    Lieber Roland Ziegler, damit „..theoretisches Fundament des CO2-Klimaeffekts“ beeindrucken Sie doch niemanden: Natürlich macht CO2 einen Treibhauseffekt und das ist auch gut so. Sonst hätten wir -100 Grad Celsius. Das meiste CO2 kommt übrigens durch bakteriellen Abbau von organischem Material. Der zusätzliche Beitrag durch die fossilen Brennstoffe sind dabei nur eine Kleinigkeit. Das zusätzliche CO2 düngt im übrigen (u.a.) die Regenwälder. Das ist der Regulationsmechanismus, der unser Klima konstant hält. Wenn das alles so instabil wäre, hätte sich unser Klima nach dem Asteroideneinschlag (-> geologische kt-Grenze, bitte googeln), doch nicht auf den jetzigen Bereich eingependelt. Diese Hysterie allerdings ist wirklich Wahnsinn. Dämmwahnsinn ( http://www.deutschlandfunk.de/....._id=303005 ). Unmengen hochentzündliches Polystyrol in den Fassaden: Die Leute legen sich freiwillig auf (in) den Scheiterhaufen.

    Mit achgut.de hat diese (meine) Skepsis übrigens nur sehr bedingt zu tun. Viel mehr mit gesundem Menschenverstand.

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    @ Roland Ziegler
    Gletscherforscher haben in den Anden Überreste alter Pflanzen gefunden, die belegen, dass es seit 5000 Jahren dort nicht mehr so warm war wie heute.”

    Genau. Das kann man nur mit einem Schmankerl aus dem AT beantworten, in dem ich heute las:
    „Denn tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache.“
    Psalm 90

    Das ist also fünf Tage her. Und deswegen wird der heutige Aktivismus außer dem Hin- und Herschieben von Geldern nichts erreichen. Es gab immer Kalt- und Warmzeiten, und Grönland heißt nicht Weißland, sondern Grünland. 1976 war ein extrem heißer Sommer und 1994 auch, beide in Vergessenheit geraten. Die Themse war vor vielen Jahren (gerade nicht parat) einmal ganz zugefroren, 1979 war die Ostsee zugefroren, und 2009 hat es in Holland stark geschneit, es fehlten nur die Berge, sonst hätten die Holländer angeschnallt. In meiner persönlichen Erinnerung ist es weder heißer noch kühler geworden, viele Messstationen stehen in Städten, und der Meerespiegel senkt sich auch an einigen Stellen. Sie wissen das vermutlich. Das Ganze ist eine blühende Industrie, die echte Probleme wie Misswirtschaft in der Landwirtschaft und Transportwirtschaft (siehe Aral-See, Victoria-See) verdeckt und Entwicklungshilfegelder umetikettiert und zu Forderungen verändert.
    Das Öl mag zu Ende gehen, aber es kann sein, dass Motoren mit einem Gemisch aus CO2 und Wasser laufen werden, stand gestern in der Welt, und es war nicht 1. April.
    Wenn die Gletscher tatsächlich abschmelzen sollten inclusive der Eismassen an Nord- und Südpol, werden wir bzw. irgendeine Generation von Nachkommen logischerweise eine Eiszeit bekommen, da der Süßwassergehalt des Meeres zu hoch wird. Das wird niemand anhalten können, und es wird die Nordhalbkugel stärker treffen. Weiter in dem Psalm:
    „Du lässt sie dahinfahren wie einen Strom, sie sind wie ein Schlaf, wie ein Gras, das am Morgen noch sprießt und des Abends welkt und verdorrt.“
    Das war bedeutend realistischer. Der Glauben war nur der Trost. Bei uns ist der neue Glauben dagegen ein Bekenntnis zu politischem Aktionismus und Handaufhalten. Und die Logik einer Eiszeit ist so unübersehbar, dass es mich schaudert, wenn Warmzeiten herbeigeredet werden. Übrigens würden die Windräder sofort einfrieren, und die Solarzellen verrosten.

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    @ Moritz Berger
    Den Satz finde ich gut:
    „Vor diesem Hintergrund entpuppt sich der Klimaschutz als eine gigantische Wirtschaftssanktion gegen sich selbst.“
    Die gesamte Vorstellung der derzeitigen Regierung wirkt – Zufall? – lutheranisch-selbstgeisselmäßig blöde. Zum Lutherjahr 2017 werden wir hoffentlich korrekt gegendert und geschlechtsneutral erscheinen, dann ist alles in Butter.

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    Es wird hier und auch sonst oft auf „Klimahysterie“ hingewiesen. Das mag sogar so sein, aber ein Einwand ist es nicht. Etwas wird ja nicht dadurch falsch, dass es mit hysterischer Stimme vorgetragen wird.

    Auch nicht das Ressentiment gegen eine „Ersatzreligion“. Als wäre es irgendwie besser, eine echte, handfeste, altertümliche Religion zu haben. Hier ist viel Abschätziges im Spiel, hier verzieht mal wieder die eine Religion über eine andere den Mund und meckert: „Du bist ja nur eine Ersatzreligion!“ – Auch dies mag sogar so sein. Aber ein Einwand ist es ebenfalls nicht.

    Trotz der Indizien ist es natürlich möglich, dass der Klimawandel weder stattfindet noch (in diesem Nichtstattfinden) von Menschen beeinflusst wird. Aber dies zu glauben hat viel mehr mit „Glauben“ zu tun als es eben nicht zu glauben und vom Gegenteil auszugehen. Demnach sind also Leute, die die anderen als Ersatzgläubige bezeichnen, selber mindestes genauso „ersatzgläubig“. Sie glauben nur an etwas anderes: dass man sich NICHT ändern soll. Dass alles gut ist, so wie es gewesen ist, dass man so weitermachen sollte wie bisher, weil man sonst den Anschluss verliert usw. Alles selber ein Glaube, der gegen die Empirie steht. (Auch gegen die Theorie: man beschäftige sich z.B. mal mit der Bindungsenergie von CO2-Molepülen und setze sie in Beziehung zu Wärmestrahlung. Hier wird man auf ein theoretisches Fundament des CO2-Klimaeffekts stoßen.)

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    Zur Eisdecke Grönlands und der Antarktis: „Die Eisschilde in Grönland und der Antarktis schmelzen nach Satellitenmessungen im Rekordtempo. Pro Jahr verlieren sie zusammen aktuell etwa 500 Kubikkilometer Volumen, wie eine Auswertung des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in Bremerhaven ergab. Das sei die höchste Verlustrate seit Beginn der Satellitenhöhenmessungen vor 20 Jahren, schreiben die Forscher in der Zeitschrift „The Cryosphere“.

    http://www.welt.de/wissenschaf.....eller.html

    Das Schmelzwasser dieser Eisschilde fließt von den Landmassen ins Meer.

    Gletscherschwund Alpen:

    „Seit 1980 ist ein beschleunigter Eisverlust zu beobachten, der in dem Rekordsommer 2003 in einem Volumenverlust von 5 – 10 % im Vergleich zu dem Gesamtvolumen aus dem Jahr 2000 gipfelte.[3] Das jetzige Gletschervolumen liegt bei einem Drittel des ursprünglichen Volumens von 1850.“

    http://wiki.bildungsserver.de/....._den_Alpen

    Das Schmelzwasser dieser Gletscher fließt von den Landmassen ins Meer.

    Gletscherschwund Anden:

    „Die tropischen Gletscher, du denen auch die bolivianischen zählen, schmelzen besonders schnell“, sagt Häberli. Zum Beispiel der Chacaltaya-Gletscher, einst das am höchsten gelegene Skigebiet der Welt auf 5260 Metern über dem Meer und Trinkwasserquelle für La Paz: Im Jahr 1940 erstreckte sich der Gletscher noch über eine Fläche von 0,22 Quadratkilometern, heute ist er so gut wie verschwunden. Gletscherforscher haben in den Anden Überreste alter Pflanzen gefunden, die belegen, dass es seit 5000 Jahren dort nicht mehr so warm war wie heute.“

    http://www.zeit.de/wirtschaft/.....ck/seite-2

    Das Schmelzwasser auch dieser Gletscher fließt von den Landmassen ins Meer.

    Gletscherschwund Himalaya:
    „Die Satellitenfotos der Gletscher von Himalaja und Karakorum geben eine kleine Entwarnung. Sie schmelzen nicht so schnell, wie erwartet.“

    http://www.welt.de/vermischtes.....trend.html

    Schön, dass die Hamalaya-Gletscher nicht so schnell abschmelzen, wie dieser Artikel im Geist des „neuen Realismus“ seiner Überschrift zum Trotz einräumt. Aber sie schmelzen, und das Schmelzwasser auch dieser Gletscher fließt von den Landmassen ins Meer.

    Insgesamt ergibt sich für mich – als „altem Realisten“ – der Eindruck, dass die Prognose, dass der Meeresspiegel weiterhin steigen wird, wohl stimmen wird.

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    Feigheit mag ein schreckliches Laster sein, aber das würde doch gerade FÜR eine Vorreiterrolle sprechen.

    Zur Wirkung von CO2 ein Blick auf den Nahcbarplaneten Venus. Deren Atmosphäre „besteht zu 96 % aus CO2. […] Der starke Treibhauseffekt ist hauptsächlich durch die Masse an Kohlendioxid bedingt, aber auch die geringen Spuren von Wasserdampf und Schwefeldioxid haben daran einen wesentlichen Anteil. Er sorgt am Boden für eine mittlere Temperatur von 464 °C.“

    http://de.wikipedia.org/wiki/Venus_%28Planet%29

    Vielleicht ist es doch eine gute Idee, den Ausstoß von CO2 zu drosseln?

    Zum Meeresspiegel: „Im gesamten 18. Jahrhundert erhöhte er sich nur um 2 cm, im 19. Jahrhundert um 6 cm, und im 20. Jahrhundert bereits um 19 cm. […]
    Das National Research Council der Vereinigten Staaten hielt im Jahr 2010 einen Meeresspiegelanstieg zwischen 56 cm und 2 Metern für möglich.[…] Beim National Climate Assessment vom Mai 2014 wird bis zum Ende des 21. Jahrhunderts ein Meeresspiegelanstieg um 1 bis 4 Fuß (30 bis 120 cm) im Vergleich zum vorindustriellen Wert erwartet.“

    Demnach steigt der Meeresspiegel also. Vielleicht ist es doch eine gute Idee, etwas gegen die Klimaerwärmung zu tun?

    Was das Erdöl betrifft: ich weiß nicht genau, wieviel davon noch da ist. Aber die Tiefenbohrungen in den Meeren und der Fracking-Wahnsinn zeigen doch, dass die konventionellen Ölvorkommen – das Öl sprudelt fast von selbst, wenn mal kurz an der Oberfläche kratzt – sich erschöpfen? Was davon verbrannt ist, ist weg, für alle Ewigkeit, und irgendwann ist es alle.

    Beim Systemvergleich endliche Ressourcen (Uran, Öl, Gas, Kohle) – unendliche Ressourcen (Wind, Sonne) gewinnen auf lange Sicht die unendlichen.

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    Zugegeben, das Thema wurde (wie jedes bedeutende Thema), sehr hysterisch vorgetragen und mit einem Schritt abstand erkennt man, dass viele Themen einfach bis zum bitterem Ende durchdekliniert wurden. Wie üblich, ist dieses Ende Tod und Zusammenbruch. Als Balotelli eine hervorragende deutsche Mannschaft aus der EM schoss, wurden sofort Fragen gestellt, ob man überhaupt nach Brasilien zur WM fahren sollte. Die Phantasie ist sehr auf Apokalypsen jeder Art ausgerichtet. Das stimmt schon alles.
    Die planetaren Zusammenhänge sind sehr komplex und auch nicht einfach zu verstehen. Jenseits von moralischen Heilsversprechen: Wer schon einmal richtigen Smog erlebt hat, kann sich vorstellen, dass dies im großen Maßstab Einfluss hat. Das bewirkt eine Offenheit für dieses Thema und macht es Trittbrettfahrern leichter. Aber, wie auch dieser Artikel zeigt, funktioniert der Diskurs selbst in diesem Bereich. In der Zwischenzeit wurde etwas Geld verbrannt. Nicht schön, aber auch nicht dramatisch. Manche Hysterie hält länger als andere und kostet auch mehr, die Umwelt-Hysterie hält halt länger. Und jetzt rollt die Gegenbewegung – zumindest der Diskurs funktioniert noch. Die Deindustrialisierung wegen Umweltschutz hat sich auch als Waldsterben entpuppt.

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