Als Thilo Sarrazin mit seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“ einen primitiven Biologismus und eine rassistisch grundierte Eugenik wieder salonfähig machte, wollte ihn die SPD-Führung ausschließen. Das klappte nicht: schnell wurde den SPD-Oberen klar, dass viele Genossen an der Basis so ticken wie der ehemalige Bundesbanker. Das Wir entschied, Sarrazin blieb. Mehr Glück dürfte man im Falle Sebastian Edathy haben. Der ist schon so gut wie draußen. Das Wir will mit solchen Schweinigeleien nichts zu tun haben.
Wie es der Zufall will, warnt Thilo Sarrazin in seinem neuen Buch vor dem „neuen Tugendterror“, der angeblich in Deutschland herrsche. Freilich meint er nicht die bigotte Empörungswelle, in der sein Parteifreund Sebastian Edathy gerade ertrinkt. Doch erst wenn Sarrazin den Mut hätte, Edathy beizustehen, könnte man ihm bescheinigen, gegen den Tugendterror tatsächlich Widerstand zu leisten statt Bullshit zu verzapfen.
Gegen „Aufschrei“-Frauen und Multikulti-Gutmenschen sticheln, das kostet nicht nur nichts, es ist im Land des angeblichen rot-grünen Mainstreams der sichere Weg in die Talkshows und Bestsellerlisten eines Landes, in dem, wie Maxim Biller kürzlich festgestellt hat, Hitler immer noch allgegenwärtig ist und die Faszination des Dritten Reichs den Subtext jeder Debatte über angebliche Denkverbote bildet.
Wer sich zu seinem Antizionismus, seiner Islamo-, Homo- oder Gynophobie bekennt, wer der Meinung ist, es müsse endlich mal – hier fehlt immer das „wieder“ – gesagt werden dürfen, dass Frauen lieber zuhause bleiben und Akademikerinnen mehr Kinder bekommen sollen, weil die genetisch höherwertig seien als die Brut der südlichen Zuwanderer und der heimischen White Trash, dass Schwule behindert sind, dass der ganze Sozialmurks und der sentimentale Umweltblödsinn einem auf den Sack gehen, dass wir wieder Eliten brauchen, wozu man sich selber natürlich zählt, dass wieder Leistungswille und Härte herrschen sollen statt Weinerlichkeit und Hedonismus, dass – wie es kürzlich im sozialdemokratisch grundierten „Cicero“ hieß – die „Konsensrepublik“ in Wirklichkeit eine „Diktatur der politischen Korrektheit“ bedeute; wer, kurzum, all das wiederholt, was schon von reaktionären Wutbürgern gegen die Weimarer Republik vorgebracht wurde, der darf sein beleidigtes Gesicht in jede Kamera halten und sich des Ehrentitels eines „umstrittenen Denkers“ erfreuen, wo er in Wirklichkeit bloß jemand ist, der sein Denken längst vom Dickdarm erledigen lässt.
Aber lass einmal einer in den Geruch der Pädophilie kommen, so wird er erfahren, was wirklicher Tugendterror ist, wer die wirklichen Gutmenschen sind, was es heißt, aus der Gesellschaft ausgeschlossen zu sein. Das passiert gerade Sebastian Edathy. Alles, was man weiß, oder zu wissen vermeint, ist dass dieser Mann gern Bilder nackter Kinder anschaut, was in Deutschland noch nicht verboten ist.
Er hat weder, wie der eine oder andere Priester oder Pädagoge, Kinder sexuell belästigt, noch hat er Kinderpornos bestellt, bei denen Sex mit Kindern dargestellt wird.
Mag sein, dass die heutigen Gesetze zu lasch sind. Aber das kann man Edathy nicht zum Vorwurf machen. Wo steht eigentlich in der SPD-Satzung, dass man als Sozialdemokrat in Sachen Sexualität dem gesunden Volksempfinden zu entsprechen hat?
Man sagt, dass auch die – mehr oder weniger – erlaubten Bilder entstehen, indem die Not von Familien etwa im EU-Land Rumänien ausgenutzt werde, die ihre Kinder skrupellosen Pornoproduzenten ausliefern. Das wird wohl so sein. Hände hoch, wer sicher ist, keine T-Shirt oder Turnschuhe getragen, kein Produkt der Kommunikations- oder Unterhaltungselektronik benutzt zu haben, das von Kindern unter menschenunwürdigen Ausbeutungsverhältnissen in Bangladesch oder China hergestellt worden ist. Sehe ich da eine Hand? Wieder einer von diesen rot-grünen Mainstream-Gutmenschen mit Jutesack und einem Becher Fairtrade-Kaffee in der Hand. Ein Tugendterrorist schlimmster Sorte.
Hände hoch, wer für die unbegrenzte Einreise von Leuten aus Rumänien oder Bulgarien in die Bundesrepublik oder für eine Transferunion innerhalb der EU ist, weil bei 40 bis 60 Prozent Jugendarbeitslosigkeit im EU-Mezzogiorno es doch klar ist, dass sich Prostitution und Pornoindustrie als Ausweg anbieten. Na, sehe ich Hände? Nee, schon wieder dieser Vertreter des Tugendterrors, vergessen wir’s. Verkauft doch eure Inseln, ihr faulen Griechen, geht doch arbeiten, ihr Roma-Bettler, macht’s doch wie wir, ihr reformunfähigen Ithaker.
Die meisten Strafrechtler und Kriminologen sich dich einig, dass eine Verschärfung der strafrechtlichen Bestimmungen kaum abschreckende Wirkung haben dürfte. Trotzdem brüllt die Meute nach Blut.
Das angebliche Mitgefühl mit „Innocence in Danger“ dient hauptsächlich dazu, den wohlfeilen Volkszorn gegen ein armes Schwein wie Edathy zu befeuern, und nicht, um Europas Kinder aus Verhältnissen zu retten, in denen sie missbraucht werden. Das würde ja Geld kosten. Die Empörung über einen gefallenen Gutmenschen hingegen ist kostenlos. Doch was nichts kostet, ist nichts wert.
P.S. Ich schreibe das, obwohl mir Edathy als rechthaberischer und arroganter Typ schon vor Jahren auffiel:
Damals schrieb ich: „Man muss sich den Abgeordneten Edathy, nachts im Licht seines Bildschirms, als einsamen Menschen vorstellen.“ Wie einsam, freilich, das war mir nicht klar.
„…@Ersoy
Sarrazin redet dummes Zeug, was sein gutes Recht ist.
Edathy, nun, ob das sein sein gutes Recht war und ob es sein gutes Recht bleiben sollte, darum geht es ja gerade….“
Eine politische Partei – das liegt in der Natur der Sache – unterliegt keinem Neutralitätsgebot mit Blick auf das Spektrum legaler Meinungen in einer Gesellschaft. Dass Sarrazins Welt- und Menschenbild wohl kaum mit den Fundamenten der Sozialdemokratie in Einklang zu bringen ist, bedarf hier wohl keiner gesonderten Erörterung. Selbstredend kann Herr Sarrazin von seinem Recht Gebrauch machen, „dummes Zeug“ zu reden. Genauso, wie die SPD aber auch das Recht hat, ihn wegen dieses dummen Zeugs die Tür zu weisen und ihm zu vermitteln, dass er sein Recht auf freie Meinungsäußerung fortan außerhalb der Partei wahrnehmen soll.
Einen Parteiausschluss Sarrazins halte ich auf jeden Fall allemal für leichter zu rechtfertigen, als den eines Edathy.
„…dass Edathy die gegen ihn laufenden Untersuchung bekannt gemacht wurden, wird immer auch der Verdacht bleiben, er habe Beweismittel auf die Seite geschafft. Insofern hat Friedrich nicht nur sein Dienstgeheimnis verletzt. Faktisch hat Friedrich mit der Bekanntgabe der laufenden Ermittlungen gegen Edathy ein Urteil über Edathy gesprochen, dem Edathy in keiner Weise mehr entkommen kann. …“
Man kann es auch so rum betrachten: spätestens mit dem Vorsprechen von Edathys Anwalt bei der Staatsanwaltschaft Ende November muss dieser sonnenklar gewesen sein, dass etwaige Durchsuchungen ergebnislos bleiben würden. Selbst wenn der begründete Anfangsverdacht rechtmäßig erhoben worden wäre, die Durchsuchungen waren es auf keinen Fall. Eine Durchsuchung darf – um den diesbezüglichen Kriterien der ständigen Rechtssprechung des Bundesverfassungsgerichtes zu genügen – weder unverhältnismäßig, noch erwartbar ergebnislos sein, um als gerechtfertigt durchzugehen. Mich würde in diesem Zusammenhang brennend interessieren, ob die Staatsanwälte in Hannover den Richter, der die Durchsuchungen genehmigt hat, überhaupt davon in Kenntnis gesetzt haben, dass Edathys Anwalt bereits Monate zuvor bei ihnen vorstellig geworden war.
„…Wir können über Rechtsstaat und Rechte von Edathy gerne reden, auch ohne Pädophilie als eine sexuelle Spielart wie jede andere zu verharmlosen. …“
Ich verharmlose ganz gewiss nix. Pädophilie unterscheidet sich von anderen sexuellen Veranlagungen dahingehend, dass sie aus naheliegenden Gründen nicht sozial- und rechtsverträglich ausgelebt werden kann. Damit müssen Pädophile genauso leben, wie wir umgekehrt auch mit dem Umstand leben müssen, dass diese Menschen nun mal da sind und sich aller Erfahrung nach auch nicht in Luft auflösen werden, ganz egal, welcher exorzistischer Rituale wir uns auch bedienen.
Das ist weitergedacht genau der Punkt, an dem sich allerdings die künstliche Dichothomie zwischen Moral und Recht verflüchtigt. Man kann es einem (mutmaßlichen) Pädophilen nicht zum Vorwurf machen, wenn er für sich den Rahmen des legalen zur Orientierung nutzt, um sich mit seinem Dilemma zu arrangieren. Dieser Aspekt seiner Lebensgestaltung – da gebe ich bspw. Frau Frommel Recht – ist im Rahmen seiner Persönlichkeitsrechte vollumfänglich geschützt.
Und wenn Staat und Gesellschaft die „Spielregeln“ – also die Gesetze – ändern, muss diesen Menschen selbstredend die Möglichkeit eingeräumt werden, sich neu zu „justieren“.
„…Wenn es kein Foto von dem Missbrauch gibt, der Jahre zurückliegt, dann ist es nur eine Aussage, weniger als im Fall jetzt …“
Nein, eine Aussage ist ein konkreter Hinweis auf das Vorliegen einer möglichen Straftat. Das ist um Lichtjahre mehr an tatsächlichen Anhaltspunkten für einen begründeten Anfangsverdacht als im Fall Edathy, wo dem Vernehmen nach rein gar nix vorliegt, was tatsachenbasierende Vermutungen über das Vorliegen einer Straftat rechtfertigen könnte.
Stellen Sie sich vor, Sie wären Sammler von legalen Deko-Waffen, die sie regelmäßig bei einem gewerbsmäßig angemeldeten online-Shop erwerben. Nun stellt sich nach etlichen Jahren heraus, dass dieser Online-Shop, zu dem Sie ansonsten in keinerlei Beziehung stehen, nicht nur harmlose Deko-Waffen sondern unter der Hand ebenso echte Waffen verkauft hat. Wenn es betreffs Ihrer Käufe nachweislich nur um Deko-Waffen ging, rechtfertigt der Umstand, dass Sie dort bspw. ein Kalashnikov-Imitat gekauft haben, keinen Anfangsverdacht gegen Sie, in dessen Folge Sie womöglich gar eine Hausdurchsuchung wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz hinnehmen müssten.
@EJ: Genauso ist es. Ich vermute, dass das von Friedrich unbeabsichtigt war, eine tragische Folge bzw. Verkettung also. Seiner Argumentation, dass er eine Regierungsbildung unter Beteiligung eines Verdächtigen, gegen den eine Ermittlung läuft, verhindern wollte und dies als staatstragend einstufte, kann ich sogar folgen. Die politisch interessante Frage aber bleibt, warum man die Aufnahme des Verfahrens und die Hausdurchsuchung erst so spät veranlasst hat. Nach zwei Jahren Verdacht. Dafür kann es eine harmlose und eine nicht so harmlose Erklärung geben.
@ Stevanovic: dann kann er sich in die anderen Berufe reinklagen – er ist ja nicht vorbestraft
Juristisch mag das so sein. Obwohl ich arge Zweifel daran habe.
Ist in irgendeiner Weise bekannt, dass jemand pädophil ist, können Sie ihm nicht – prinzipiell/ per definitionem unterlege oder wehrlose – potentielle Opfer ausliefern und warten, ob es zu einem Übergriff kommt oder nicht. Mindestens moralisch (wahrscheinlich auch juristisch) wäre das ziemlich daneben. Und insofern gibt es vielleicht kein juristisches, aber durchaus ein faktisches (präventives) Berufsverbot für Pädophile. Sollte es jedenfalls geben. (Tatsächlich ahnten aber oder wussten sogar wohl viele Eltern, mit wem ihre Kinder z.B. in der Odenwaldschule und in diversen Sakristeien und Pfarrhäusern zu tun hatten, ohne die notwendigen Konsequenzen zu ziehen.)
Sie irren, Herr Ziegler:
„…“Ein Fachmann, der mit Hunderten Fällen befasst war, berichtet, er habe noch nie erlebt, dass ein Ermittlungsverfahren eingestellt worden sei, weil sich bei einem Beschuldigten nur Softcore-Material gefunden habe. […] Bei allen anderen Verdächtigten [„anderen“ bezeichnet die Mehrzahl der Ermittlungsfälle, bei denen keine Spuren verwischt wurden] tauchen dagegen durchgängig auch Hardcore-Aufnahmen auf.”
Daraus ergibt sich nicht nur für die FAS, sondern auch für die Staatsanwaltschaften in Hannover und Frankfurt ein begründeter Anfangsverdacht, der am Anfang jedes Ermittlungsverfahrens steht und stehen muss….“
Bei all den hier thematisierten Fällen dürfte es sich um solche handeln, bei denen der Anfangsverdacht auf tatsächlichen Anhaltspunkten für das Vorliegen einer Straftat gründete – bspw. weil Unklarheit über die Natur des jeweils verschafften Materials bestand.
Bei Edathy liegt der Fall anders. Hier lag bereits alles noch lange bevor ein Anfangsverdacht behauptet wurde transparent auf dem Tisch und war dem Vernehmen nach legal. Es wäre etwas anderes gewesen, wenn die kanadischen Behörden das von Edathy georderte Bild-Material den nach Deutschland übersandten Akten nicht beigefügt hätten.
Auch kann ich nur davor warnen, den Terminus Anfangsverdacht zu bagatellisieren. Die Behauptung eines Anfangsverdachtes ist jene Schwelle, ab der dem Staat Instrumentarien zum Eingriff in grund- und menschenrechtlich relevante Belange zur Hand gegeben werden.
Dass evident legale Handlungen eines Menschen zur Rechtfertigung des staatlichen Eingriffs in Grund- und Menschenrechte dienen könnten, halte ich verfassungsrechtlich für ausgeschlossen. Dass man dies in dieser Angelegenheit überhaupt gesondert diskutieren muss, kann man wohl getrost darauf zurückführen, dass der Begriff Pädophilie die Urteilskraft vieler Menschen zu trüben scheint.
Polizeiliche Vorermittlungen Ja – begründeter Anfangsverdacht einer Staatsanwaltschaft Nein – und richterlich abgesegnete Durchsuchungen niemals.
Mir geht es hier auch nicht um Pädophilie im allgemeinen oder den Fall Edathy im besonderen. Ich will keinesfalls in Verhältnissen leben, in denen ich im Hinterkopf haben muss, dass demnächst wegen legaler Handlung xy ein Trupp wildfremder Menschen mit einem Durchsuchungsbeschluss vor meiner Nase rumwedeln und anfangen könnte, mit Wurstfingern in privaten Belangen meines intimsten Lebensbereiches rumzustöbern. Genau diese Tür ist es, die man öffnet, wenn man mehr oder minder implizit – angesichts der besonderen Verwerflichkeit pädophil konnotierter Delikte – damit argumentiert, dass es in solchen Fällen schon die „richtigen“ trifft.
@ Roland Ziegler: Der entscheidende Grund, warum man eine solche Ermittlung wie gegen Edathy geheim halten muss, liegt im Schutz seiner Persönlichkeitsrechte. Außerdem natürlich, dass er seine Spuren nicht verwischen kann, was ihm im Fall seiner Unschuld entscheidend aus dem Schlammassel hilft.
Das Ausplaudern der laufenden Ermittlungen gegen Edathy hat Friedrich Edathy jede Chance genommen, seine Unschuld wenigstens dadurch zu „beweisen“, dass bei einer überraschenden Durchsuchung seiner Wohnungen und Büros möglicherweise kein Belastungsmaterial gefunden worden wäre. Weil nach dem Bruch des Dienstgeheimnisses der Verdacht besteht, dass Edathy die gegen ihn laufenden Untersuchung bekannt gemacht wurden, wird immer auch der Verdacht bleiben, er habe Beweismittel auf die Seite geschafft. Insofern hat Friedrich nicht nur sein Dienstgeheimnis verletzt. Faktisch hat Friedrich mit der Bekanntgabe der laufenden Ermittlungen gegen Edathy ein Urteil über Edathy gesprochen, dem Edathy in keiner Weise mehr entkommen kann. Ob beabsichtigt oder nicht, Friedrich hat Edathy eine Falle gestellt, aus der es für Edathy kein Entrinnen gibt.
Noch ein kleiner Einwurf: Wenn die Hürde für einen Anfangsverdacht so hoch ist, wie will man Ermittlungen in weit zurückliegenden Fällen begründen? Missbrauch vor 10 Jahren zum Beispiel. Wenn es kein Foto von dem Missbrauch gibt, der Jahre zurückliegt, dann ist es nur eine Aussage, weniger als im Fall jetzt – demnach dürfte es niemals Ermitlungen dieser Art geben.
Nochmal zum in Frage stehenden „Anfangsverdacht“. Wenn ein Fachmann aus der Erfahrung von Hunderten von Fällen sagt: „Alle bisherigen X waren immer auch Y“, und ich finde ein X, dann besteht ein begründeter Anfangsverdacht, dass ich mit dem X auch Y gefunden habe.
Wie man dies bestreiten kann, ohne Probleme mit seinem logischen Gewissen (sofern man eins hat) zu bekommen, ist mir ein Rätsel.
@Ersoy
Sarrazin redet dummes Zeug, was sein gutes Recht ist.
Edathy, nun, ob das sein sein gutes Recht war und ob es sein gutes Recht bleiben sollte, darum geht es ja gerade.
@Rabe
In Disneyland ist Cash nicht das Problem.
@ Bagoas: wo steht eigentlich geschrieben, dass ein paedophiler Mensch […] kein guter Politiker und Volksvertreter sein kann?
[SarkasmusmodusOn] Sicher. Und einschränkungslos! Man könnte ihn problemlos z.B. in eine Kommission zur Erneuerung des Sexualstrafrechts, aber auch etwa in eine Menschenrechts-Kommission(*) wählen. Der Beruf des Arztes, Priesters, Lehrers oder Kindergärtners, auch das Ehrenamt des Jugendwarts im Sportverein – für Pädophile, sofern nur tüchtig, ebenfalls kein Problem.
Schön, lieber Bagoas, dass Sie uns hier mal jemand kräftig in’s Gewissen reden. Sie sind katholischer Amtsträger? Oder Reformpädagoge? Zweifellos mit reichhaltiger einschlägiger Erfahrung.
(*) Nachdem die Grünen das Menschenrecht von Kleinkindern auf Sex mit Erwachsenen schon vor Jahrzehnten geklärt haben, sollte er zur Erzielung von Synergie-Effekten in der Menschrechts-Kommission vielleicht mit der aktuellen Beschneidungsfrage befasst werden. [SarkasmusmodusOff]
@Ersoy
„Ich erachte es im übrigen für sehr bedenklich, dass es in dieser Frage offenkundig eine weit gefächerte Bereitschaft gibt, (mutmaßliche) Unrechts- und Willkürmaßnahmen von Strafverfolgungsbehörden zu rechtfertigen.“
Es gibt Leute, die glauben, dass der Einkauf von Kinderbildern bei einem der übelsten Pädophilenringe einen Anfangsverdacht begründet. Was nichts über die Professionalität (rechtsstaatliches Handeln) der Justiz aussagt – d’accord. Wir können über Rechtsstaat und Rechte von Edathy gerne reden, auch ohne Pädophilie als eine sexuelle Spielart wie jede andere zu verharmlosen. Der bigotte Tugendterror…
@Bagoas
„mainstreammaessig gewuenschte Moral und Tugendhaftigkeit“
Ist Pädophilie sowas wie Hetero oder Homo, etwas was wir nur falsch verstehen, weil wir so Mainstream sind. Haben Kinder Recht auf eine eigene Sexualität, die sie mit einem Mitte 40Jährigem ausleben dürfen? Die Rumänen sollen sich nicht anstellen, weil es den Kindern in einer indischen Fabrik schlechter geht?
Wenn sie das alles so nicht meinen (gehe ich von aus), an welcher Stelle ziehen sie eine Grenze? darf der Lehrer meine Tochter unter der Dusche fotografieren? Muss ich warten, bis was passiert?
@Bagoas
„Was den Rest angeht…wo steht eigentlich geschrieben, dass ein paedophiler Mensch (falls der Edarthy ueberhaupt ein Solcher ist) kein guter Politiker und Volksvertreter sein kann? Entscheidet jetzt eine mainstreammaessig gewuenschte Moral und Tugendhaftigkeit ueber die Qualitaeten eines Politikers? Falls das so sein sollte…bitteschoen…welcher Politiker und welche Politikerin ist denn dann noch waehlbar?“
Stimmt, warum sollte ein pädophiler Mensch kein guter Lehrer, Trainer oder Prister sein?
Stimmt, sie fragten nach Politiker. Wenn er Politiker werden kann, dann kann er sich in die anderen Berufe reinklagen – er ist ja nicht vorbestraft, wird ihm der Zugang verweigert, dann ist das Diskriminierung.
Eine Sache will ich noch hinterherschieben, @Bagoas: was Sie da am Ende Ihres Kommentars als „mainstreammäßig gewünschte Moral“ bezeichnen, die darüber betimmen würde, wer als guter Politiker gilt und wer nicht, das bezeichne ich als Demokratie. Demokratie ist wesentlich mainstreammäßig. Wenn Sie gegen den Mainstream sind, böte sich die Diktatur als alternative Staatsform an.
„…Wenn ich in den letzten Tagen die Medien verfolgt habe, so habe ich im Fall Edathy nicht den Eindruck gewonnen, dass hier Tugendterror am Werk ist. Ich habe eher ein vielseitiges Meinungsbild wahrgenommen, überwiegend vernunftgeprägt….“
@ Don Altobello, alleine schon die Tatsache, dass wir überhaupt in die Lage versetzt wurden, uns über eine mutmaßliche sexuelle Veranlagung eines strafrechtlich völlig unbescholtenen Menschen das Maul zu zerreißen, führt Ihre Einschätzung ad absurdum.
Und wenn Sie hier eine solch vernunftgeprägte Haltung wähnen, können Sie mir sicherlich auch erläutern, für wie realistisch Sie es halten, dass ein Sebastian Edathy mittel- bis langfristig in diesem Land überhaupt auch nur ein Bein auf den Boden bekommt – sozial, wie auch beruflich.
Dass seine Partei ihn wohl rausschmeißen wird, spricht nicht nur Bände, sondern ist ein todsicherer Indikator dafür, dass Sie Ihre Wahrnehmung täuscht. Jene SPD, die es in einem monatelangen Krampf nicht fertig gebracht hat, einen Mann wie Sarrazin vor die Tür zu setzen, wird sich eines Edathy ruckzuck und reibungslos entledigen, obgleich unter den Gesichtspunkten von Parteistatuten ein Rauswurf Sarrazins tausendfach gerechtfertigter wäre, als der eines Edathy. Gabriel hat halt einen ausgeprägten populistischen Instinkt. Genauso, wie er bei der „Begnadigung“ Sarrazins nüchtern darauf reagiert hat, dass dieser – mit seinem mit fundamentalen politisch-weltanschaulichen Prinzipien der Sozialdemokratie völlig inkompatiblen Menschen- und Gesellschaftsbild – einen erschreckend großen Rückhalt beim „kleinen Mann“ und somit auch der klassischen SPD-Zielgruppe hat, genauso sicher kann er sich sein, dass nur ganz wenige danach fragen werden, was genau einem Sebastian Edathy unter dem Gesichtspunkt von Parteistatuten eigentlich zur Last gelegt werden kann. Mir fallen spontan sehr viele Termini ein, um um die Dynamiken im Falle Edathy zu umschreiben. „Vernunft“ gehört da ganz sicher nicht dazu.
…bevor jetzt jemand auf die Idee kommt, einen Vergleich zu den geheimen Ermittlungen der Geheimdienste zu ziehen: Der entscheidende Grund, warum man eine solche Ermittlung wie gegen Edathy geheim halten muss, liegt im Schutz seiner Persönlichkeitsrechte. Außerdem natürlich, dass er seine Spuren nicht verwischen kann, was ihm im Fall seiner Unschuld entscheidend aus dem Schlammassel hilft.
@Bagoas: Der Reihe nach.
1.) Ich zitiere jetzt wörtlich aus dem Artikel von Thomas Gutschker aus der F.A.S. von letztem Sonntag, S.6: „Ein Fachmann, der mit Hunderten Fällen befasst war, berichtet, er habe noch nie erlebt, dass ein Ermittlungsverfahren eingestellt worden sei, weil sich bei einem Beschuldigten nur Softcore-Material gefunden habe. […] Bei allen anderen Verdächtigten [„anderen“ bezeichnet die Mehrzahl der Ermittlungsfälle, bei denen keine Spuren verwischt wurden] tauchen dagegen durchgängig auch Hardcore-Aufnahmen auf.“
Daraus ergibt sich nicht nur für die FAS, sondern auch für die Staatsanwaltschaften in Hannover und Frankfurt ein begründeter Anfangsverdacht, der am Anfang jedes Ermittlungsverfahrens steht und stehen muss. Dieses Verfahren, ein Ermittlungsverfahren von stichhaltigen Indizien, aber eben nicht von klaren Beweisen ausgehen zu lassen, ist auch logisch, denn gäbe es stichhaltige Beweise, könnte ja direkt Anklage erhoben werden. Ich sage nicht, dass der Mann überführt wäre – dann wäre ein Ermittlungsverfahren überflüssig. Es besteht aber ein erheblicher Anfangsverdacht, denn der Erwerb dieser Videos und Fotos aus Kanada scheint ja überhaupt nicht bestritten zu werden. Aber es besteht schon die Möglichkeit, dass Herr Edathy eine krasse Ausnahme darstellt und es bei solchem Material belassen hat. Es besteht theoretisch sogar die Möglichkeit, dass er hereingelegt wurde. Es ist an ihm, sich dazu zu äußern.
Zum zweiten Punkt: Diesen Anfangsverdacht und das dadurch initiierte Ermittlungsverfahren nicht verstehen zu wollen, stattdessen zu vermuten, hier würde einer höchstwahrscheinlich solche Bilder angucken wie ein Fußballfan die Sammelbilder seiner Lieblingsmannschaft anguckt – das meinte ich, als ich davon sprach, dass man sich nicht dümmer stellen sollte, als man ist. Außerdem darauf zu verzichten, weitergehende Fragen zum verzögerten Verfahren zu stellen.
Natürlich „lassen wir zu, dass ein reiner Verdacht“ zu Ermittlungen führt.“ Das machen wir immer so, bei allen Delikten. Das kann doch gar nicht anders ein: Es wäre widersinnig, eine Ermittlung erst dann starten zu wollen, wenn der Verdacht, den man aufklären will, bereits erwiesen ist.
Zum dritten Punkt: Es ist richtig, dass seine bürgerliche Existenz sehr gefährdet ist, auch wenn er unschuldig ist. Deshalb hätte man solche Ermittlungen geheim führen sollen. Das hat man ja versucht, und es ist Gegenstand der aktuellen Untersuchungen, wo das Leak ist, das die Informationen in die Hände der Medien gespielt hat. Aber andererseits ist das jetzt nicht das erste Mal, das jemand, der in der Öffentlichkeit steht und von ihr lebt, ein Problem mit dieser Öffentlichkeit bekommt. Denken Sie an Herrn Kachelmann, der ja sogar freigesprochen wurde, aber trotzdem nicht mehr wie früher arbeiten kann. Ich glaube nicht, dass sich daran grundsätzlich etwas ändern kann; ich wüsste nicht, wie. Das ist eine Art Berufsrisiko der „Öffentlichkeitsarbeiter“.
Zum letzten Punkt: Herrn Edathy wählt, solange dieser Verdacht im Raum steht, kein Mensch. Vielleicht schafft er es ja irgendwie, den Verdacht aus der Welt zu schaffen; dann sieht das anders aus. Aber so lange ist er ein ungeeigneter Kandidat und Funktionär. Das mögen Sie terroristisch/populistisch finden, es ist aber nur eine simple Tatsache, die unserer Demokratie geschuldet ist.
@ Roland Ziegler
Roland Ziegler sagt:
25. Februar 2014 um 11:00
„Erfahrene Ermittler sagen (laut FAS), dass nicht nur in den meisten, sondern in ALLEN (so wird es in der FAS zitiert) vergleichbaren Fällen neben legalen Aufnahmen auch illegales Hardcorematerial zu finden war.“
Seit wann fuehren Verallgemeinerungen und Unterstellungen in einem Rechtsstaat zu Ermittlungen?
Und…haben die von Ihnen benannten Ermittler ‚vergleichbare Faelle‘ benannt? Falls ja, dann haetten sie – weil es sich ja um vergleichbare Faelle gehandelt hat, in entsprechend vielen Faellen ihr eigenes rechtstaatlich unstatthaftes Handeln zugegeben und dokumentiert! Denn auf purer Annahme einer Moeglichkeit darf kein exekutives Handeln folgen.
Sie schrieben:
„Im Fall Edathy sollten wir uns nicht noch dümmer stellen, als wir ohnehin schon sind. Ein Ermittlungsverfahren aufzunehmen war richtig, nur ist es viel zu spät in Gang gekommen. Inzwischen waren alle Spuren beseitigt.“
Die Buerger der Gesellschaft stellen sich nicht dumm, sie werden dumm gemacht und sie nehmen – ‚tugendhaft‘ wie sie sich einbilden zu sein – die Dummheit auch dankbar als die Eigene an!
Ein Ermittlungsverfahren haette nicht eingeleitet werden duerfen, weil kein Straftatbestand vorlag! Eine Hausdurchsuchung bei Edarthy war entsprechend nicht rechtstaatlicher Natur!
Wenn wir es zulassen, dass eine blosse Vermutung, ein reiner Verdacht zu Ermittlungen fuehrt, dann ist damit der Zustand einer auf Gesinnungsstrafrecht beruhenden Gesinnungsexekutive bereits erreicht.
Sie schrieben:
„Natürlich kann der Mann auch unschuldig sein.“
Ahja…! Ist das so? Und wer kauft nun dem Edarthy – den ich eigentlich auch nicht besonders leiden kann – jetzt eine neue buergerliche Existenz, wo seine bisherige doch bereits sowohl von der Exekutive, wie auch den geldgeilen Medien und nun auch noch der Politik so voellig ohne Prozess nachhaltig und effektiv vernichtet wurde? Sie vielleicht?
Sie schrieben:
„Aber es besteht ein begründeter Verdacht. Wegen eines solchen Verdachtes ihn aus der SPD auszuschließen wäre vermutlich falsch, aber ihn nicht in Ämter zu hieven bzw. als Kandidaten aufzustellen ist richtig.“
Das finde ich, Ihren zweiten Satz im ihn beginnenden Halbsatz meinend, jetzt aber gnaedig. Was den Rest angeht…wo steht eigentlich geschrieben, dass ein paedophiler Mensch (falls der Edarthy ueberhaupt ein Solcher ist) kein guter Politiker und Volksvertreter sein kann? Entscheidet jetzt eine mainstreammaessig gewuenschte Moral und Tugendhaftigkeit ueber die Qualitaeten eines Politikers? Falls das so sein sollte…bitteschoen…welcher Politiker und welche Politikerin ist denn dann noch waehlbar?
*neugierig guck*
„Detlef Guertler sagt:
25. Februar 2014 um 08:49
Ich gehe davon aus, dass die SPD-Spitze im Fall Edathy mehr weiss, als sie sagt.“
Wenn – woher sollten die das wissen wollen? Und wenn sie ‚wuessten’…was berechtigt sie dann dazu, ihre lange Moral-und Tugendzunge, eine schleinige Spur erzeugend, bis zum Fussboden heraushaengen zu lassen?
Wer so seine Leute behandelt, deren persoenliche Moral – so publik geworden – mit der Eigenen nicht konveniert, der brauch sich nicht zu wundern, wenn man ihn oder sie bigott nennt, denn die Leichen im eigenen Keller werden auch von denen nicht der Oeffentlichkeit offeriert!
Mir scheint auch, dass „Tugendterror“ besteht, wenn renitent die Zustimmung verweigert wird. Möglicherweise auch, wenn man nicht mehr auf die richtigen Empfänge eingeladen wird.
Tugendterror ist, wenn…
…ich nach langjähriger Lektüre von PI-News glaube, mein türkischer Freund würde sich wegen Taqīya bei jeder Gelegenheit Bier in Kopf kippen und ihn deswegen nicht auf sein Alkoholproblem anspreche.
…ich in jeder Zeitung der Republik lesen kann, dass man über Israel nicht frei berichten darf, aber alle Siedlungen nach der Zahl der Neubauwohnungen aufzählen kann.
… ich nach langjähriger Lektüre von Artikeln Benny Peisers ein schlechtes Gewissen habe, wenn ich mein Altöl nicht einfach in den Wald kippe.
… ich es unerträglich finde, dass ein bankrotter griechischer Bauer ein Bild von Merkel mit Hitlerbart hochhält, und kein Mitleid aufbringt, dass wir in unserer saturierten Hochkultur nicht Neger, Bimbo oder Schwuchtel sagen dürfen.
… die Menschen die qualitative Gleichheit von Glühbirnenverordnung und Schießbefehl nicht sehen, weil sie mit Gleichmacherei beschäftigt sind.
…ich mich an die Indoktrination durch grüne Waldsterben-Lehrer erinnere und mich aufrege, dass Kinder im Kindergarten schon Blumen gegen CO2 pflanzen und diesen Faschismus mit 5 Runden in meinem SUV mit Dolby Surround System verarbeiten muss. Vielleicht fliege ich mal für paar Euro zu Freunden nach Übersee und erzähle das denen.
…ich nicht glaube, dass es sich bei den Meckerern um echte Konservative, sondern um Feiglinge handelt, die am Ende des Tages für nichts mit Namen und Konsequenz einstehen, weil sie wie im Walddorfkindergarten von jedem geliebt werden wollen.
lesenswerter Kommentar von Prantl (in einem „früheren Leben“ übrigens selber mal Staatsanwalt):
http://www.sueddeutsche.de/pol.....-1.1890180
Ich erachte es im übrigen für sehr bedenklich, dass es in dieser Frage offenkundig eine weit gefächerte Bereitschaft gibt, (mutmaßliche) Unrechts- und Willkürmaßnahmen von Strafverfolgungsbehörden zu rechtfertigen.
Was ist daran falsch?
Wirtschaftswoche: Haben wir zu viel Umverteilung oder ist sie nur falsch konstruiert, bekommen es die Falschen?
Sarrazin: Ich persönlich würde alle leistungs-unabhängigen Einkommenstransfers radikal begrenzen. Natürlich brauchen wir für jeden eine Mindestsicherung, ob man das Hartz IV nennt oder Grundsicherung in der Rente, das ist egal. Aber die Kinderförderung sollten wir komplett umbauen: Nur wer in einer stabilen, formalisierten Beziehung lebt, bekommt den materiellen Vorteil des Ehegattensplittings. Sonst nicht. Den Rest des Geldes sollten wir in Bildungsförderung und Kitas stecken. Es muss unattraktiv sein, Kinder zu bekommen, wenn man nicht weiß, wie man sie ernähren kann. Und es muss unattraktiv sein, Kinder zu bekommen, wenn man nicht in einer stabilen Beziehung lebt. Und für diejenigen, die in einer stabilen Beziehung leben, muss es wesentlich attraktiver sein als heute. Das geht am besten über die Steuer.
Wirtschaftswoche: Wäre es dann nicht konsequent, ein Familiensplitting einzuführen?
Sarrazin: Ich hätte gar nichts dagegen. Dann wird das Einkommen auf mehr Köpfe verteilt, und je mehr Köpfe, desto stärker sinkt die Steuerlast. So macht es Frankreich, mit dem Ergebnis, dass dort auch die Besserverdienenden relativ viele Kinder bekommen. Bei uns ist aus ideologischen Gründen der Vorteil auf die Höhe des Kindergeldes beschränkt. Dadurch haben wir für alle, die mehr verdienen, null Anreiz, Kinder zu bekommen. Da sind wir in einem ideologischen Grabenkampf. Für mich ist es ein Unterschied, ob der Staat sagt: Du musst weniger Steuern zahlen, wenn Du Kinder hast – dann lässt er mir das Geld für meine eigene Entscheidung. Oder ob der Staat sagt: Du bekommst Geld, weil Du Kinder bekommst. Dann geht es um Geld, das ich nie erwirtschaftet habe. Klar ist, dass die weniger Erfolgreichen und Gebildeten überdurchschnittlich viele Kinder bekommen, wenn der Sozialstaat Kinder höher prämiert, als man für die rein physische Ernährung braucht. Aber wenn man das diskutiert, wird man hart attackiert.
Wenn ich in den letzten Tagen die Medien verfolgt habe, so habe ich im Fall Edathy nicht den Eindruck gewonnen, dass hier Tugendterror am Werk ist. Ich habe eher ein vielseitiges Meinungsbild wahrgenommen, überwiegend vernunftgeprägt. Übelste Tiraden und Drohungen, die anonym verfasst, in Online-Netzwerken zu finden sind, findet man auch schon, wenn in einer Kommune seitens der Behörden ein paar Bäume zu viel gefällt werden oder ein Haustier abgelaufenes Futter zu fressen bekommen hat. Das ist bekloppt oder irre, aber kein Tugendterror.
Mich stößt eher ab, dass das Material, das Edathy offensichtlich besessen hatte, oft verharmlost wird. Dabei nehmen auch bei dessen Entstehung Kinder Schaden:
http://www.spiegel.de/panorama.....55412.html
Hier geht es um einen Fall, bei dem Aufnahmen getätigt wurden, dessen Betrachten bzw. Kauf in Deutschland nicht strafbewehrt sind.
Ich möchte nicht, dass ein Mann, für dessen Lusterfüllung Kinder leiden müssen, mich im Parlament vertritt. Da solche „Produkte“ nur produziert werden, wenn es einen Markt dafür gibt, halte ich es auch für richtig, strafrechtliche Konsequenzen dafür zu fordern.
„…der rot-grüne Mainstream in den Medien ist kein angeblicher, sondern ein real existierender….“
@ Don Geraldo: die Verlogenheit der Kritik an der „pc-Gutmenschen-rot-grünen-Medien-Meinungsdiktatur“ besteht weniger in der Frage, ob der Gegenstand dieser Kritik überhaupt existiert, sondern eher darin, dass diejenigen, die diese beklagen, in Wahrheit darüber jammern, dass sie sich selber im gesinnungskonformistischen Kampf um die Ausgestaltungs- und Deutungshoheit auf der Seite der Verlierer wähnen.
Diejenigen, die „Tugendterror“ beklagen, tun dies also vornehmlich deswegen, weil sie selber ganz gerne in der Position desjenigen wären, der „terrorisiert“.
http://www.welt.de/politik/aus.....uegen.html
Manchmal ist das mit den Verschwörungstheorien ja auch zu einfach…
Gut, dass Sie es zusammen mit Maxim Biller auf den Punkt bringen, dass dieses Land noch zutiefst in der Hitlerei und der Faszination des Dritten Reiches steckt. Die Sarrazins mit ihren „Islamo-, Homo- und Gynophobie“, die Gabriels mit ihrem Antiuzionismus (Israel als Arpatheidstaat) bis zu den deutschen Regierungskreisen, die in Netanyahu, Bennett und der israelischen Administration mit ihrer Siedlungspolitik ein Friedenshindernis sehen wollen und es inzwischen als angebliche „Freunde“ (wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde) es für geboten halten, Israel in der Knesset auf deutsch zu kritisieren.
@Stevanovic: Auf diese Fragen hätte ich auch gerne ein paar überzeugende Antworten.
Das ist doch ist schöner Fall, um über Tugendterror zu reden: Don Geraldo und die Frauenfeindlichkeit. Ist es Tugendterror seine Meinung so zu bezeichnen? Es spielt keine Rolle! Er konnte seine Meinung äußern, hat eine Antwort bekommen und kann sogar eine Replik veröffentlichen. Das erfüllt für mich alle Bedingungen eines Diskurses, nur halt, Don Geraldo bekommt von seinem Gesprächspartner nicht Recht. Nicht jeder, der wiederspricht, macht Tugendterror. Ich will nicht sagen, dass es den nicht gäbe, der sieht aber anders aus: Der rechte Verlag Antaios ist von Amazon gesperrt worden, damit aus der breiten Öffentlichkeit rausgekegelt. Das ist bedenklich. Dass jemand eine Meinung frauenfeindlich nennt, naja, niemand kann erwarten, verbal mit Watte beworfen zu werden. Warum man damit außerhalb des Diskurses steht, weiß ich auch nicht: Es ist ja nicht so, dass wir Don Geraldo für Frauenfeindlich halten, nur weil das Posener sagt. Da liegt ein klarer Fall von Projektion vor. Eher Terrorneurose als tatsächlicher Tugendterror.
@Ziegler
Wollte man den Ausschuss diskreditieren, dann ist das ein guter Weg. War die verschleppte Ermittlung eine nicht eingesetzte Notbremse? Wusste Edathy schon seit 2 Jahren, dass er unter Beobachtung ist? Nicht vergessen: Die gelangweilten Gesichter der Elite, als wir verwundert feststellten, dass wir flächendeckend abgehört werden – wer wusste was über ihn und wann? Der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses zur Untersuchung der Rolle des deutschen Inlandsgeheimdienstes ist von Geheimdiensten erpressbar. Ist das für ein Verfahren wichtig oder regen wir uns kleinbürgerlich über nix auf?
Lieber Don Geraldo,
Friede Springer war Kindermädchen, das stimmt. Es stimmt auch, dass ältere Männer gern auf junge Frauen abfahren. Und es stimmt auch, dass die WELT heute eher liberals als konservativ ausgerichtet ist. Das hat aber nicht Frau Springer zu verantworten, die sich völlig aus dem redaktionell operativen Geschäft heraushält, wie es Axel Springer lieber auch hätte tun sollen.
Matthias Döpfner hat die liberale Neuaausrichtung verkündet, als er die Chefredaktion übernahm, und das war für mich ein Grund, ihn 1999 anzusprechen und meine Mitarbeit anzubieten.
…genau das wird ja auch gerade gefragt:
http://www.tagesschau.de/inlan.....re106.html
uneingeschränkte Zustimmung. Wobei die Medienlandschaft gerade diesem beschriebenem Kleinbürger (?) Klientel den Vorzug gibt …
dass sie sich zu dem Thema von dem frei machen, rechne ich ihnen hoch an.
Der P.S ist mir auch aufgefallen, aber sowohl Umstand, als auch Persönlichkeit sind eben nicht rechtsrelevant oder Alleinstellungsmerkmal in der Politik.
in dem falle des TugendTerrors halte ich es mit Rosa Luxemburg;
„Ich mag verdammen“, wie Edathy drauf ist, aber ich werde mich dafür einsetzen, dass er nicht gelinkt wird, und er dehumanisiert wird. Gleich ob er persönlich unangenehm ist oder in der Rolle des NSU Ausschusses. Die Immunität und die Unschuldsvermutung wurden aus niederen Motiven vorsätzlich übergangen. Das muss strafbar bleiben. Der Anwalt, der Politiker, der das nicht verstehen zu können vorgibt, ist in seinem Beruf falsch.
„Das angebliche Mitgefühl mit „Innocence in Danger“ dient hauptsächlich dazu, den wohlfeilen Volkszorn gegen ein armes Schwein wie Edathy zu befeuern, und nicht, um Europas Kinder aus Verhältnissen zu retten, in denen sie missbraucht werden. Das würde ja Geld kosten. Die Empörung über einen gefallenen Gutmenschen hingegen ist kostenlos. Doch was nichts kostet, ist nichts wert.“
@Posener
Ich will ihnen nicht zu nahe treten, aber mit diesem Artikel haben sie in meinem Herzen einen Blumentopf gewonnen. Auf so etwas habe ich schon länger gewartet, die WK1 Auseinandersetzung hat ja darauf schon hingewiesen.
Schräger Vergleich: Im Film L.A. Crash ließ ein schwarzer Schauspieler den ganzen Rassismus über sich ergehen, um dann im falschen Moment, mehrere Polizeipistolen auf ihn gerichtet, das richtige zu sagen. Die Thematisierung des Tugendterrors anhand von Edathy (Auslöser Sarrazin, klar), halte ich für einen solchen Moment.
Nichts für Ungut.
Was man sich fragen kann: Wieso lassen die ermittelnden Behörden den Fall Edathy, bei dem es seit 2 Jahren einen begründeten Anfangsverdacht gegeben hat, so lange liegen? Hat dort niemand vorausgesehen, dass eines Tages diese unangenehme Frage gestellt werden könnte? Oder war dies von untergeordneter Wichtigkeit gegenüber der unbestreitbaren Tatsache, dass man mit einem solchen Wissen und der dazugehörigen Liste Herrn Edathy gehörig unter Druck setzen kann?
@Roland Ziegler
Die Antwort war super!!! Wie kann eine Atmosphäre des Missbrauchs entstehen? Indem Grenzen bewusst schwammig gehalten werden und leichte Übertretungen mit harmlosen Vergleichen relativiert werden.
Was soll eine Mutter sagen, deren Sportlehrer die Kinder nackt fotografiert? Es ist ja nichts passiert, womit die Mutter in dem Moment die Beweislast hat, dass sie eben nicht der hysterische „Mob“ ist. Und hier reden wir ja nicht von einem engagierten Lehrer, der eine peinliche Situation erklären muss – wir reden von jemand, der Terrabyteweise Bilder von Kindern als Masturbationsvorlage nutzt. Das ist nicht strafbar – der kann jetzt zum Schwimmlehrer umschulen. Mir fehlt die heroische Geistesgröße, das Verhalten in Relation zu 2000Jahre Kunstgeschichte oder wirtschaftlicher Ausbeutung in der 3.Welt zu stellen. In solchen Fällen bin ich froh, dass es den Mob gibt, der sich zwar dumm, aber unmissverständlich hinter Kind und Eltern stellt und damit zumindest bewirkt , dass die Mutter nicht warten muss, dass ihr Kind in der Dusche Missbraucht wird, bevor sie als Gesprächspartner und nicht als Mob gesehen wird.
@Posener
Glaube nicht, dass sie das so sehen, aber Ziegler war nicht zu ironisch, sie waren in dem Satz zu zynisch. Der Kontext sollte vielleicht ein anderer sein, aber diese Aussage ging ihnen etwas zu leicht von den Lippen.
Lieber Alan Posener,
Ihre Replik ist ein schönes Beispiel für angewandten Tugendterror. Nicht nur der Begriff Pädophilie, auch Begriffe wie antisemitisch, ausländerfeindlich, homophob oder in diesem Fall „frauenfeindlich“ stellen den so titulierten außerhalb des Diskurses, Argumente kann man sich dann sparen.
Wenn Sie allerdings die Erwähnung der formalen Ausbildung und früheren Tätigkeit Ihrer Chefin als Kindermädchen als Beleidigung empfinden sind Sie vielleicht nicht frauenfeindlich, aber zumindest ein Snob. Es mag in Ihrem Bekanntenkreis nicht vorkommen, aber auch ohne eine Universität von innen gesehen zu haben kann Mann oder Frau sich zu einem vernünftigen Menschen entwickeln.
Daß Axel Springer schon im fortgeschrittenen Alter war als er seine Familie für besagtes Kindermädchen verließ ist auch eine Tatsache, und daß junge Frauen sich mit wohlhabenden älteren Männern einlassen ist nur für jemanden mit entsprechenden Moralvorstellungen ehrenrührig.
Und wollen Sie uns wirklich weismachen, daß die Springerpresse noch die konservative Grundausrichtung hat die Axel Springer einst geprägt hat ?
Wenn dem so wäre würden Sie bestimmt nicht für die WELT schreiben.
..ansonsten muss ich aber gestehen, dass die Sarrazinsche Art, mit Terrorismus heurmzufuchteln, mich sprachlos macht. Fast jedenfalls.
Und ein Nacktbild ist kein Turnschuh.
OK, also unironisch zu : „Alles, was man weiß, oder zu wissen vermeint, ist dass dieser Mann gern Bilder nackter Kinder anschaut, was in Deutschland noch nicht verboten ist.“
Erfahrene Ermittler sagen (laut FAS), dass nicht nur in den meisten, sondern in ALLEN (so wird es in der FAS zitiert) vergleichbaren Fällen neben legalen Aufnahmen auch illegales Hardcorematerial zu finden war. Im Fall Edathy sollten wir uns nicht noch dümmer stellen, als wir ohnehin schon sind. Ein Ermittlungsverfahren aufzunehmen war richtig, nur ist es viel zu spät in Gang gekommen. Inzwischen waren alle Spuren beseitigt.
Natürlich kann der Mann auch unschuldig sein. Aber es besteht ein begründeter Verdacht. Wegen eines solchen Verdachtes ihn aus der SPD auszuschließen wäre vermutlich falsch, aber ihn nicht in Ämter zu hieven bzw. als Kandidaten aufzustellen ist richtig.
@Alan Posener: Doch, finde ich schon. Ihr BISSCHEN aber auch. Der Begriff „Terrorist“ ist doch nicht nur ein bisschen, sondern extrem übertrieben.
Lieber Roland Ziegler, die Ironie ist ein BISSCHEN dick aufgetragen, finden Sie nicht?
am Beginn der Leseprobe des „Tugendterrors“ schreibt Thilo der Große „Gesetze der Statistik“ nicht lt. den (Tugend)Regeln für Statistiker, nein Gesetze sind es, mit denen der große Thilo mich vertraut zu machen wünscht.
Wieder überfällt mich, wie schon beim Anlesen von „Deutschland schafft sich ab“ das Gefühl, daß dieser teutsche Held des Buchmarkts aus seinen Gymnasium-Oberklasse-Schulheften zitiert.
Anmerkung für Herrn Posener:
meines Wissens heißt der Autor von Bloodlands TIMOTHY und nicht Richard, bei der LSE nennt man ihn Tim. Auf deren Website gibt es derzeit übrigens vier Vorlesungen von ihm zum Download – die erste hat mir gut gefallen und getan –
ob ich der zweiten über Marx mangels Vorbildung geistig gewachsen sein werde, bezweifle ich. Dennoch wird es ein Genuss sein, einem Mann zuzuhören, der seine Schulhefte nicht eins zu eins unters Volk bringt und auch sonst nicht als Groß-Intellektueller auftritt.
http://www.lse.ac.uk/IDEAS/peo.....nyder.aspx
Lieber Don Geraldo, Ihre frauenfeindliche und von keinerlei Sachkenntnis getrübte Beleidigung von Friede Springer ist das beste Beispiel dafür, dass Leute wie Edathy nicht das Problem sind in unserem Land.
Ich gehöre zu den Tugendterroristen. Allerdings muss man uns Tugendterroristen zugute halten, dass wir nur einige Formen des Terrors ausüben, andere Formen aber meiden, eben weil sie gegen unsere Vorstellung von Tugendhaftigkeit verstoßen. Folter, Mord, Vergewaltigung usw. scheidet für uns beispielsweise aus. Die Meinung der anderen finden wir zwar schlecht, was terroristisch ist, aber wir wollen sie immerhin nicht komplett verbieten. Wir erlauben Herrn Sarrazin, wenigstens bei unbekannten Verlagen und in geringer Auflage seine Bücher als Bückware anzubieten und davon ein kärgliches Salär zu beziehen. Auch nicht jeden Talkshowauftritt verbieten wir Tugendterroristen, nur jeden zweiten, und wenn jemand unbedingt sich dazu äußern will, zum Beispiel hier im Blog, so erlauben wir das in Ausnahmefällen.
Unser Terror zeigt also zumindest ansatzweise menschlich-moderate Züge und unterscheidet sich dadurch nennenswert von den Killing Fields der Roten Khmer.
Was die Kinderpornografie angeht, so halten wir Tugendterroristen ein Bild mit einem nackten Kind, das zu dem Zweck hergestellt wurde, dass man sich an ihm aufgeilt, für etwas anderes als einen Turnschuh, der von einem Kind in Bangladesh hergestellt wurde. Wie alle Terroristen messen wir willkürlich mit zweierlei Maß: eines für Kinderpornografie und eines für die anderen Dinge des Lebens. Deshalb sind wir ja Tugendterroristen.
Lieber Alan Posener,
der rot-grüne Mainstream in den Medien ist kein angeblicher, sondern ein real existierender.
Sie merken das nur nicht, weil Sie ein Teil dessen sind und sich in diesem Mainstream sehr wohl fühlen.
Selbst die ach so konservative Springer-Presse hat nichts mehr zu tun mit dem, was Axel Springer einst vorgeschwebt haben mag, Sie selbst sind das beste Beispiel. So weit kommt´s halt, wenn ein alter Mann sein Presseimperium einem Kindermädchen hinterläßt statt seinen Nachlaß vernünftig zu regeln.
Zu Edathy nur so viel:
Außer Anti-Rechts-Rhetorik hatte der Mann politisch nichts zu bieten. Seine menschlichen Qualitäten sind offenkundig auch nicht übermäßig positiv. Daß so jemand überhaupt so hoch steigen konnte und sogar als Minister in Frage gekommen wäre zeigt, wie erbärmlich das politische Personal mittlerweile ist.
Auch wenn die Dumpfbacke Friedrich bisher das einzige politische Opfer der Affäre ist, letztlich wird doch das meiste der SPD auf die Füße fallen. Deshalb will man sich Edathys möglichst entledigen, von der einst sprichwörtlichen Solidarität unter Genossen bleibt daher nichts mehr übrig.
Ich gehe davon aus, dass die SPD-Spitze im Fall Edathy mehr weiss, als sie sagt.
Lieber Alan Posener, nein. Thilo Sarazin wird sich nicht an die Seite von Edathy stellen, er wird eher zu denen gehören, die seinen Ausschluss aus der SPD fordern. Was für ein Armutszeugnis für die SPD, dass sie es nicht schaffte Sarazin aus der Partei zu werfen, wohl aber schaffen wird, mit Edathy eben das zu tun.