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Banküberfall auf Zypern

Langsam dämmert den Deutschen, was in Zypern gespielt wird. Als am Samstagmorgen die Nachricht über das „Hilfspaket“ für die dortige Regierung – sprich: die dortigen Banken – bekannt wurde, atmete man zunächst auf.

Deutschland wurde nicht für eine weitere Rettungsaktion in Mithaftung genommen – allenfalls indirekt durch die bereits bewilligten und bereitgestellten Fonds des “Europäischen Stabilitätsmechanismus” und durch den Internationalen Währungsfonds. Dafür sollte jeder Bankkunde in Zypern mit einer Zwangsabgabe belegt werden. Und damit, wie die Medien zunächst unisono behaupteten, treffe es vor allem „russische Geldwäscher“. Wer könnte dagegen seien, dass solche Leute ihren Teil zur Rettung des überdimensionierten und unterregulierten zyprischenBanksystems  beitragen?

Nun, Anhänger des Rechtsstaats zum Beispiel. Geldwäsche ist eine kriminelle Handlung, und für deren Ahndung sind Polizei und Gerichte zuständig. Ein politisch motivierter Generalverdacht gegen alle Inhaber eines Bankkontos, die einen russischen Namen haben oder die mehr Geld als allgemein üblich dort unterbringen, müsste sich von selbst verbieten. Aber selbst wenn man akzeptieren würde, dass sich auf zypriotischen Konten eine Menge Geld befindet, dessen Herkunft unklar ist: Was hat das mit der Krise des Bankensektors zu tun? Unterschreibt man das Verursacherprinzip, demzufolge derjenige den Dreck aufwischt, den er verursacht hat, kann man kaum die Kunden zypriotischer Banken dafür verantwortlich machen, dass diese Banken zu viele griechische Staatsanleihen und ähnlich problematische Papiere gekauft und im Zuge der Krise und der europäischen „Rettungsmaßnahmen“ schwere Verluste erlitten haben. Dafür können und sollen Manager und Besitzer der Banken haften. Aber die Kunden?

Im übrigen ist die moralische Empörung über Schwarzgeld auf europäischen Konten verlogen. Regierungen von Staaten, die, wenn sie kleiner und wehrloser wären, als Schurkenstaaten durchgingen, wie China und Russland, bittet man auf Knien, europäische Staatsanleihen zu kaufen. Russland hat schon Zypern mit ein paar Milliarden aus der Klemme geholfen. Woher dieses Geld kommt, fragt keiner.

Und wenn man dennoch trotz solcher Bedenken seinem Sozialneid nachgibt und sich überlegt, dass einer, der über 100.000 Euro auf der Bank hat, vermutlich einen gewissen Schwund vertragen kann: Was ist mit den Einlagen unter 100.000 Euro? Sie sind nach europäischem Recht in der gesamten Eurozone garantiert. Waren garantiert. Denn nun sollen zypriotische Kleinanleger, Geschäftsleute und Rentner dafür büßen, dass sie dumm genug waren, den Versprechungen von Politikern zu glauben. „Die Einlagen sind sicher.“ Pustekuchen. In Brüssel entschied man unter deutschem Druck, dass zwar alle Sparer in der Eurozone gleich, aber manche denn doch gleicher sind als andere. Und dass der Rechtsstaat – was nur ein anderes Wort dafür ist, dass sich Politiker an die Gesetze, die sie verabschiedet haben, auch halten müssen – vorübergehend in Zypern ausgesetzt wird. „Legal – illegal – scheißegal“ – die Parole der radikalen 68er ist nun europäische Staatsräson geworden.

Dafür gibt es keinen guten Grund, außer dass man das kann. Die Banken werden geschlossen, die Konten gesperrt, das Online-Banking eingestellt, die Geldautomaten abgeschaltet: Das alles kann der Staat heutzutage innerhalb von Minuten – selbst bei einem angeblich so maroden und unüberschaubaren Bankensystem wie dem Zyperns – veranlassen und sich somit den Zugriff auf jedermanns Konto sichern. Der Zypern-Job war ein Banküberfall bei Nacht und Nebel. Angela Merkel, die so manchen Programmpunkt der Grünen geklaut hat, vom Atomausstieg bis zur Homo-Ehe, übernimmt nun auch das problematische Rechtsverständnis der Sponti-Urahnen der heutigen kreuzbraven Bürgerpartei.

Als ich mich letzten Samstag nach der Redaktionskonferenz etwa in diese Richtung echauffierte, meinte ein Kollege: „Merkst du erst jetzt, dass in der Eurozone der Rechtsstaat außer Kraft gesetzt wurde?“ Nein. Abgesehen davon, dass ich bereits 2007 in meinem Buch „Imperium der Zukunft“ die Gemeinschaftswährung als ein Mittel beschrieben habe, die imperiale Politik hinter dem Rücken der Bürger durchzusetzen, beziehungsweise als „alternativlosen“ Sachzwang hinzustellen, habe ich – damals galt noch der Maastrichter Vertrag – in vielen Artikeln die Außerkraftsetzung der Maastrichter Kriterien durch Gerhard Schröder und Jacques Chirac als Sündenfall des Euro gegeißelt. Es folgt die Außerkraftsetzung des Vertrags selber, das Ende der Politik des „No bail out“, die Schaffung einer Art Wirtschaftsregierung für die Eurozone, und was der Übungen mehr sind, wobei allenfalls ex post facto die Gesetze geschaffen wurden, die das Vorgehen der Politiker legitimierten.

In Wirtschaftsdingen gilt zum Beispiel im Europäischen Rat ein Vetorecht. Als Merkel  ihre Vorstellungen einer verfassungsmäßig bindenden Schuldenbremse und weitgehender Abgabe nationaler Souveränität in Haushaltsfragen nicht am Veto Großbritanniens vorbei durchsetzen konnte, bildete sie eine „Koalition der Willigen“, die unterhalb – oder oberhalb, je nach Sichtweise – der europäischen Institutionen durch gegenseitige Verträge den „Fiskalpakt“ etablierten. Legal? Na ja, gerade mal. Scheißegal. Die Europäische Zentralbank, die laut Statut Schuldentitel der Euro-Staaten nicht kaufen darf, tut seit geraumer Zeit unter Mario Draghi genau das, und zwar, wie Draghi erklärt hat, notfalls in unbegrenzter Höhe. Legal? Egal. Funktioniert doch. „Die Eurokrise ist vorbei.“ So krähten die Politiker der Eurozone noch vor wenigen Wochen, obwohl sie wussten, wie es um Zypern stand.

Und doch besteht zwischen der Aushebelung und dann Aufhebung des Maastrichter Vertrags, der Einrichtung des Fiskalpakts und des ESM, der Inflationspolitik der EZB und was der Sündenfälle mehr sind, und dem Banküberfall auf Zypern ein qualitativer Unterschied.  Bislang war Merkel, wie gesagt, bemüht, jeden Gesetzes- und Regelbruch durch ein neues Gesetz und ein neues Regelwerk zu kompensieren. Das entspricht deutscher Tradition: Wenn es ein Gesetz gibt, ist es legal. (Und es war eben diese zynisch-legalistische Tradition, gegen die sich die Parole der radikalen 68er richtete.) Nun aber wird gar nicht versucht, die Teilenteignung der zypriotischen Bankkunden als Teil einer „neuen Finanzarchitektur“, einer „europäischen Wirtschaftsregierung“ oder als Ausdruck von „mehr Europa“ zu rechtfertigen. Es bot sich an, also hat man es gemacht. Anything goes. Whatever works.

Und nun fragen sich manche Deutsche, wo das enden wird. Gewiss, man mag die neureichen Russen nicht, die am Pool an der türkischen Riviera die Handtücher von den besetzen Liegestühlen wegnehmen, sich voll laufen lassen und die Mädchen anbaggern, oder die in Schweizer Skiorten die Alkohol-, Betten-, Handtaschen- und Hurenpreise treiben. Aber wer heute Russen und Zyprioten enteignet, um Staatsschulden zu bezahlen, könnte morgen in Spanien, übermorgen in Italien, und irgendwann  auch in Deutschland zuschlagen. Der Rechtsstaat stirbt bekanntlich scheibchenweise. In der Europäischen Union wird er – siehe Ungarn, aber auch Rumänien oder Bulgarien – ohnehin von immer mehr Mitgliedsländern nicht mehr sehr ernst genommen.

Kein Wunder, dass sich eine Anti-Euro-Partei konstituiert. Die „Alternative für Deutschland“ wird hier und dort als rechtsextreme Vereinigung dämonisiert. Dafür besteht kein Anlass. Ich kenne mindestens zwei der Gründungsmitglieder, die Publizisten Alexander Gauland und Konrad Adam, und ich kann versichern, dass sie keine Rechtsextremen sind. Konservative Querdenker, gewiss doch. Aber das wird noch erlaubt sein. Freilich sind Gauland und Adam besorgt wegen der Leute, die ihre Partei anzieht. Darunter sind natürlich auch Rechtsextreme, Nationalisten, Ausländerfeinde, Leute, die nicht nur gegen den Euro, sondern auch gegen Europa sind, und außerdem jede Menge Nörgler, Querulanten und Opportunisten, die es nie lange in einer Partei aushalten und nun bei der „Alternative“ gelandet sind, in der Hoffnung, bald auch im Bundestag und vor TV-Kameras nörgeln zu können. Denn Meinungsforscher geben einer Anti-Euro-Partei ein Wählerpotenzial von 25 Prozent. Selbst wenn es den Europhoben von der „Alternative“ – den Namen haben sie von den Grünen geklaut, die in West-Berlin als „Alternative Liste“ auftraten – nicht gelingen sollte, in den Bundestag einzuziehen, so könnten sie der Schwarz-Gelben Koalition doch so viele Stimmen nehmen, dass es für Rot-Grün reicht. Das erreichten immerhin die Freien Wähler in Niedersachsen. Oder für Rot-Schwarz, Merkels Lieblingskonstellation.

In beiden Fällen dürfte das Ergebnis eine Krise der Bundes-FDP sein. Wie lange will sie in der babylonischen Gefangenschaft ausharren, in die sie ihre Zustimmung zum Euro einsperrt? Als Partei des Rechtsstaats hätte sie eigentlich Besseres zu tun als einen Verbotsantrag gegen die NPD zu torpedieren; nämlich den außer Kontrolle geratenen Monster wieder einzufangen, den Helmut Kohl mit ihrer Hilfe geschaffen hat: den Euro.  Zurzeit ist er dabei, Europa als Raum der Freiheit, des Wohlstands und des Rechts zu zerstören. Thilo Sarrazin gab seinem euroskeptischen Buch den Titel: Europa braucht den Euro nicht. Er hätte es nennen sollen: Der Euro schafft Europa ab.

 

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82 Gedanken zu “Banküberfall auf Zypern;”

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    Lieber blonder Hans,

    herzlichen Dank für die Informationen.

    Wenn ich mir überlege was der Dorsch im Binnenland kostet, dann frage ich mich schon oftmals wie die Fischer überleben können.

    Beispiel: Hering im Fischereihafen Göhren 0,80 Euro/kg (zwar mit Kopf und nicht ausgenommen)

    Im Binnenland:

    Hering ohne Kopf und ausgenommen 7 Euro/kg

    Beim Dorsch/Kabeljau ist es ähnlich.

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    M.B.: Was kostet derzeit der Dorsch (Kabeljau) bei Ihnen direkt vom Fischer?

    … am Alten Strom, Preis (noch) in Euro/Kg 😉 : jeweils ausgenommen, mit Kopf: Dorsch 5,50, Hering 2,50, Lachsforelle 10,50 …

    Grüße.

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    KJN: … Aber dieser Streit ist kalter Kaffee … Wahrscheinlich wäre die kath. Soziallehre tatsächlich für Europa das beste gewesen, aber sie kam zu spät. … Guten Appetit an die Waterkant: Quark macht stark.

    … nix und niemand kann zu spät kommen. Man kommt spät oder – gar nicht. Das hatten wir schon mal.

    Heute gab ’s Dorsch. Frisch vom Fischer in die Pfanne.

    Zu Hus und ‚kalter Kaffee‘ … hat Johannes Paul II. für die im Namen der Kirche begangenen Fehlentwicklungen in der Geschichte, um Vergebung gebeten. Wenn Sie das nicht annehmen – ist das (letztendlich) Ihre Sache.

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    @dbh
    „Quark“
    Dann frag‘ ich mich doch, warum „das Proletariat“ dann doch sozialistisch oder „soziahahaaldemokratisch“ entschieden hat, obwohl es doch (damals) noch fein Sonntags in die Kirche ging?! Propaganda der sozialistischen Monsternationale, die „Pfaffen“ hätten nicht nur Jan Hus und Bruno Giordano geröstet, wobei doch jeder weis, daß das nur „der Weltliche Arm“ des Klerus war, also sozusagen Frühaufklärer. Wie die Welt hier aussehen würde, wenn es die Aufklärung nicht gegeben hätte, können Sie im Verbreitungsgebiet Ihrer Lieblingsreligion (nicht die Paulaner) studieren.
    Aber dieser Streit ist kalter Kaffee und das wissen Sie auch. Wahrscheinlich wäre die kath. Soziallehre tatsächlich für Europa das beste gewesen, aber sie kam zu spät. Heute gilt es, etwas gegen den Machtanspruch von wildgewordenen Wissenschafts- und Bürokratiegläubigen weitab von jeglicher Verhältnismäßigkeit zu unternehmen. Guten Appetit an die Waterkant: Quark macht stark.

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    … werter KJN, Quark was Sie (und EJ) schreiben.

    … die katholische Soziallehre entstand im 19.Jahrhundert, also zu einer Zeit als Soziaaaaaaldemokraten faktisch noch auf Bäumen saßen und Kommunisten in Kellern konspirierten und Bomben bastelten.

    Siehe Leo XIII. Enzyclica von 1878 ‚Quod apostolici muneris‘ und ‚Rerum novarum‘ von 1891. … übrigens nur konsequent getan nach mehrtausendjährigen jüdisch und christlichen Überlieferungen …

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    @EJ „Oder handelt es sich bei Personalität und dem, was in ihr steckt, um eine Wahrheit – wenn auch um eine kirchengeschichtlich vergleichsweise sehr junge und neue?“
    So ist es: Als Kirche und feudalistischer Staat an einem Strang zogen, galt der Einzelne nicht allzuviel, insbesondere wenn er ohne „Anleitung“ dachte.
    Wenn heutzutage allerdings von nicht ganz so Dummen für Europa Bipolarität der Macht gefordert wird, lässt das auch nichts Gutes vermuten: Ich befürchte Poseners Zivilreligion der Vernunft kippt gerade, hier beginnend.

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    @EJ

    … hallo? … wo habe ich was von ‚Schwulenehe‘ geschrieben? … was soll das überhaupt sein? … die tangiert mich maximal peripher … ich bin hetero und als solcher glücklich mit einer Frau verheiratet.

    Und aus ‚Wikipedia‘ habe ich auch nix zitiert. Sie wissen schon, ‚Wi … ‚ ist, nachgewiesenermaßen, sozialistisch indoktriniert. Daher.

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    @EJ

    in case of:

    (Dass es aber sehr rasch, rascher als wir vielleicht fürchten (wenn EU-Europa implodiert z.B.), arrest.orgs geben könnte, wenn auch zunächst vielleicht eher für Leute wie Sie und mich, glaube ich angesichts der Rasanz der “Entwicklungen” schon.)

    biete ich ihnen einen Job in meiner fromagerie an, im nowhereland 🙂

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    @EJ

    „Bezogen auf den Irak-Krieg: 10 Jahre nach Beginn des Irak-Kriegs wäre es an der Zeit, entsprechende Erfahrungen zu formulieren. (Zumal sich un-/ vergleichbare Quo-ante-Konstellationen inzwischen reihenweise finden, jüngstes Beispiel: Nordkorea gegen den Rest der Welt.)“

    Wenn wir den Iraq Krieg evaluieren wuerden,

    statt wie unter Bob McNamara die Cost-Benefit-Analysis beim Einsatz von Waffen:

    http://www.nydailynews.com/new.....e-1.426284

    dann kommen wir zu solchen Resultaten wie bereits 2007:

    http://www.realclearpolitics.c....._iraq.html

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    @ derblondehans: Die Personalität besagt, dass jeder Mensch die Freiheit hat …

    Und? Was wollen Sie unter dem Aspekt ‚Wahrheit /Erfahrung‘ damit sagen?

    Ist die von Ihnen zitierte katholische Soziallehre der diskutierbare und politisch zu organisierende Schluss aus einer Legion gegenteiliger Erfahrungen?

    (Erfahrungen, nebenbei, aus der (Spät-)Zeit des Feudalismus, wie die kurioserweise mit-zitierten Beispiele zeigen. Der Wikipedia-Artikel ist zweifellos von sehr modernen Katholiken bearbeitet worden. Politik verweigert Ihnen heute aber allenfalls noch die Schwulen-Ehe. Gegen das Ehe-Verbot wollten Sie sich aber gar nicht aussprechen. Oder?)

    Oder handelt es sich bei Personalität und dem, was in ihr steckt, um eine Wahrheit – wenn auch um eine kirchengeschichtlich vergleichsweise sehr junge und neue?

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    EJ: Mir geht’s um die Bereitschaft, Erfahrung zu machen, oder, anspruchsvoller gesagt: um das Bekenntnis der Politik zur Erfahrung bzw. zu einer Politik aus Erfahrung. …

    … wat für ’ne gepresste Krümelkacke … selbstverständlich kann man das Rad täglich neu erfinden … (und sich damit brüsten)

    … nur woher nimmt die ‚Politik‘ das Unrecht, anderen, dem Volk beispielsweise, damit auf den Keks gehen zu dürfen?

    ‚Die Personalität besagt, dass jeder Mensch die Freiheit hat, sein eigenes Leben ohne unnötige staatliche Einwirkung verantwortlich zu gestalten. So darf der Staat den Menschen z.B. nicht an der Eheschließung oder an der unternehmerischen Betätigung hindern. Das Gemeinwohl existiert nur dann, wenn es den Personen zugute kommt und zwar möglichst allen.‘

    Oder?

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    @ Lyoner: Avantgarde-Phänomenologie

    Schön gesagt. – Um Missverständnisse zu vermeiden: Mir geht’s nicht um nachträgliche Schuldbekenntnisse oder lediglich ums Un-/ Recht-gehabt-Haben oder um ähnlichen unproduktiven Kram. Mir geht’s um die Bereitschaft, Erfahrung zu machen, oder, anspruchsvoller gesagt: um das Bekenntnis der Politik zur Erfahrung bzw. zu einer Politik aus Erfahrung. (Deren Gegenteil wäre Politik – à la derblondehans – „aus der Wahrheit“ (Ideologie, Religion, Metaphysik usw.).)

    Bezogen auf den Irak-Krieg: 10 Jahre nach Beginn des Irak-Kriegs wäre es an der Zeit, entsprechende Erfahrungen zu formulieren. (Zumal sich un-/ vergleichbare Quo-ante-Konstellationen inzwischen reihenweise finden, jüngstes Beispiel: Nordkorea gegen den Rest der Welt.)

    Avantgarde verursacht ’ne Menge Erfahrungen, macht aber selbst keine. (Außerhalb des „Ästhetischen“ gehört sie als unbelehrbare Dummheit verboten 😉 )

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    @ KJN

    „Aber wir brauchen einen kleinteiligen Kapitalismus mit vielen kleinen Selbständigen, statt zentralisierte Grossfirmen. Wie? Das wäre zu diskutieren.“

    Hoffe ich. Lasst 1000 Blumen blühen im Kapitalismus. Oder anders.

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    @ EJ

    Immerhin ist Posener als unverwüstlicher Avangardist konsistent, dat passt schon, und jetzt nehmen Sie zu Ihrer Posener-Avantgarde-Phänomenologie noch den Einsatz für unreglementierte Einwanderung und den Einsatz gegen ein gegliedertes Schulwesen dazu. In unseren Augen mag das selbstzerstörerisch sein, in Poseners Augen – gibt es da nicht ein hehres Ziel?

    Ist die Jesus-Alternative (http://www.spiegel.de/politik/.....91885.html) eine Alternative?

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    @ Stevanovic

    Sie schreiben „Kalte Welt, aber immerhin Konsum. Es ist damit die beste aller möglichen Welt. Aber für warmes ist nur noch McDonalds zuständig.“

    Nach einer Osterpause: mir ist nicht klar, ob Ihr Kommentar höchst ironisch ist, ob Sie mir zustimmen wollen oder mich auf die Schippe nehmen. Sie gerieren sich ja als abgebrühter balkandeutscher Realist. – Dass nur noch McDonalds für das warme Essen zuständig ist, soweit sind wir doch noch nicht. Auch wenn man viel gegen die Grünen, die Toskana-Fraktion, die Bio-Deutschen und Veganer sagen kann, Slow Food hat noch Zukunftsperspektiven.

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    @ Luc http://www.arrest-apo.org

    Na, im Gegensatz zu ihm bürgerliches/ bürgergesellschaftliches Weichei, wünsche ich ihm nicht, dass er das erleben muss. (Dass es aber sehr rasch, rascher als wir vielleicht fürchten (wenn EU-Europa implodiert z.B.), arrest.orgs geben könnte, wenn auch zunächst vielleicht eher für Leute wie Sie und mich, glaube ich angesichts der Rasanz der „Entwicklungen“ schon.)

    Er kann die manische post-89er Selbstübertreibung des Westens nicht erkennen, weil er wiedermal zur Avantgarde gehört. Diesmal zur Avantgarde der ideologischen Selbstaushöhlung des Westens. Ob bewaffnete Demokratisierung oder – „Gier ist gut!“ – deregulierter (‚entfesselter‘) Kapitalismus – immer vorneweg! (Die Scheiße hinter mir? Sehe ich nicht. Ich schaue ja immer nach vorn.)

    Im Grunde ein welthistorischer Witz: Der siegreiche Westen wiederholt die Geschichte des einstmals konkurrierenden und schließlich unterlegenen Systems. Wie Sozialismus und Kommunismus in der Diskrepanz zwischen Ideologie und Praxis zur Lüge geworden sind, so werden Demokratie und Kapitalismus ebenfalls in der Diskrepanz zwischen Ideologie und Praxis zur Lüge. Demokratie und Kapitalismus bekämpfen sich inzwischen gegenseitig. Und beide werden sie den Kampf verlieren. Der siegreiche Westen ist inzwischen zu einer Form der Selbstzerfleischung verkommen.

    Was – in diesem Gesamtzusammenhang doch wohl eher am Rande – APO betrifft: Leider ist es überhaupt nicht unwahrscheinlich, dass er, eines Tages doch zurückblickend, (in typischer Avantgarde-Manier) wieder mal stolz wird ausrufen können: Schau, die Trümmer! Und ich bin (wieder mal) dabei gewesen – und wieder mal (beinahe) ganz vorne!

    Singe („aus Leninschem Geist“): ‚Die Avantgarde, die Avantgarde, die hat immer Recht!‘

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    @Lyoner

    Danke für die lesenswerte Antwort. Sie legen den Finger in die offene Wunde: “Wer nicht höchste Leistung zum niedrigstmöglichen Preis liefern kann, geht unter.” So ist es. So bleibt es. Unabhängig von persönlichen Geschmacksrichtungen. TINA. Haben wir uns nicht ausgesucht, Wetter passiert auch einfach so. Das kann zu: „M.E. wäre das eine beschissene Welt, in der es nur noch um billige Spitzenleistungen, sei es erotischer oder technologischer Art, geht.“ führen und tut es letztlich ja auch. Freedom is just another word for nothing left to loose. Alles hat einen Preis, aber nicht einen Wert. Eine ganze Generation, von Konsumterror in Depression und Kinderlosigkeit getrieben, nickt verständnisvoll. Ich habe als Beispiel den Ostblock genommen, weil dort Alternativen seit 100 Jahren sehr populär sind (warum auch immer und egal welcher Couleur), mit den beschriebenen Ergebnissen. Autonomie ist auch so ein Leitbegriff. Nur, es wurde nichts daraus. Nicht weil jemand nicht wollte, mit den rumänischen Bleistiften kann man auch schreiben, aber die Leute wollten halt die Plastikkullis. Winter in sozialistischen Dörfern sind sehr grau und betrunken. Leben wir hier besser? Wer flexibel ist, ist nicht 20Jahre im Schützenverein. Die seelische Leere eines Pendlers im Abendverkehr ist wohl die gleiche, wie die des Traktoristen im Winter. Das sehe ich auch alles.
    Diese Welt mag uns nicht gefallen, im Gegenteil, sie bietet kaum öffentlichen seelischen Nährwert. Den seelischen Nährwert, den müssen wir uns nun selbst machen. Und wir könnten es, weil der materielle Nährwert gesichert ist. Ob Alternativen diesen Nährwert haben? Die Sozialistische nur bis zu den Bolschewiki, dann war das träumen auch da vorbei. Das ist der Unterschied zu den Alternativen. Kalte Welt, aber immerhin Konsum. Es ist damit die beste aller möglichen Welt. Aber für warmes ist nur noch McDonalds zuständig.

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    @Lyoner „“Wer nicht höchste Leistung zum niedrigstmöglichen Preis liefern kann, geht unter.”“
    Das ist die Optimierung in vielen (allen?) Bereichen. Das hat bisher erheblich mehr Vorteile gebracht, als Nachteile (jeder hat zu Essen, Kleidung etc..), funktioniert aber nicht immer (Wohnraum, München). Ich bin nach wie vor der Meinung, daß der Kapitalismus ein Naturgesetz ist, das man nicht abschaffen, sondern lediglich in die Illegalität treiben kann, wie im Sozialismus. Aber wir brauchen einen kleinteiligen Kapitalismus mit vielen kleinen Selbständigen, statt zentralisierte Grossfirmen. Wie? Das wäre zu diskutieren. In Phasen des (quantitativen) Wachstums war das automatisch möglich bzw. gegeben. So wie ein dezentralisierter Arbeitsmarkt, wo ich – vermute ich – mit Alan Posener über Kreuz liege. Zypern hat keinen (dezentralen) Arbeitsmarkt, bzw. der ist nur ein komplett abhängiger Appendix vom Finanzmarkt, der deswegen auch mit Zähnen und Klauen verteidigt wird. Griechenland: Aufgrund der Entindustrialisierung (warum?) ein Agrarland. Gut wäre, das Unterholz zwischen den Olivenbäumen zu entfernen. Die EU kümmert sich um Glühbirnen.
    Geht die Konzentration in der Wirtschaft weiter, wird es knallen.

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    @ Stevanovic

    Sie schreiben „Dann leuchtet Ihnen der Rest natürlich auch nicht ein.“ – Ich hoffe, nicht ganz so blöde zu sei, um nicht mit Ihrer Hilfe auch etwas mehr vom Rest zu verstehen.

    Ich habe zwar kein Flatrate-Stundenhotel mit moldawischen süßen Mädels um meine Ecke, war schon seit Menschengedenken nicht bei OBI, ich könnte mir jedoch vorstellen, dass Sie darauf hinauswollen: Die postsozialistischen eh. Arbeiter- und Bauernparadiese Moldawien und Bulgarien sind ökonomisch, sozial, politisch, kulturell, technologisch abgehängt, auf den Hund gekommen, keine idyllischen Auenländer (vielleicht lebe ich in meiner deutschen Provinz im Auenland) – die süßen Mädels aus Moldawien und die energischen young entrepreneurs aus Bulgarien kommen freiwillig in persuit of happiness zu uns, um hier, nachdem die Schleier jeder sentimentalen Bindung zerissen sind, ihre Freiheit, Bewährung und Glück in der Wahrheit des nackten Interesses, der gefühllosen baren Zahlung finden und dem Geist des Kapitalismus, seiner unerbittlichen Logik, nämlich „Wer nicht höchste Leistung zum niedrigstmöglichen Preis liefern kann, geht unter.“ zu huldigen.

    Habe ich Sie richtig verstanden? Gibt es da Reste, die noch zu verstehen sind? Wenn Sie den Lauf der Dinge, den Ochs und Esel nicht aufhalten können, unsentimental und nüchtern sehen, wie steht es mit Ihrem amor fati? Sind Sie einverstanden?

    Was ich – vielleicht zu naiv formuliert – in Frage gestellt habe, ist, ob dieser Prozess schlichtweg TINA, Ananke, Notwendigkeit wäre, an „Spielräume“ zu denken, sowas wie Reverie, Fantasie, Illusion ist. Dass also alle untergehen, die nicht zum niedrigsten Preis höchste Leistungen bringen. Ich habe nicht an idyllische Auenländer gedacht, eher an den Zigeunerbaron „Mein idealer Lebenszweck, gr, gr, ist Borstenvieh und Schweinespeck“. M.E. wäre das eine beschissene Welt, in der es nur noch um billige Spitzenleistungen, sei es erotischer oder technologischer Art, geht. Und wir alle miteinander in unerbittlicher Konkurrenz stehen. Insofern, da ja nicht alle wie die Schwaben alles können (außer Hochdeutsch), wäre ja nach den politischen, ökonomischen, sozialen Bedingungen zu fragen, die Gemeinwesen, eine res publica, zulassen, die auch mit eingeschränkter Konkurrenzfähigkeit lebenswert und existenzfähig sind. Für diese Republiken oder (konstitutionelle Monarchien) könnten die immunologischen Überlegungen eines Peter Sloterdijk ein brauchbarer Kompass sein (Freunde, sorry, ich will wieder mal nerven). Welchen Immunstatus wollen wir haben, wieweit sind wir fremdpräferentiell, wieweit selbstpräferentiell, wieweit exklusiv, wieweit inklusiv, wieweit selektiv oder unselektiv, assymmetrisch oder symmetrisch, protektionistisch, unkomprimierbar oder beliebig kompressibel, irreversibel oder beliebig kompressibel. Ich glaube, diese Überlegungen beziehen sich weniger auf eine „Authenzität“, sondern auf eine „Autonomie“. Oder scheint eine solche Ihnen überflüssig zu sein?

    Nicht als Argument, sondern zur Erbauung noch Goethe

    ΑΝΑΓΚΗ, Nötigung
    Da ist’s denn wieder, wie die Sterne wollten:
    Bedingung und Gesetz; und aller Wille
    Ist nur ein Wollen, weil wir eben sollten,
    Und vor dem Willen schweigt die Willkür stille;
    Das Liebste wird vom Herzen weggescholten,
    Dem harten Muß bequemt sich Will und Grille.
    So sind wir scheinfrei denn nach manchen Jahren
    Nur enger dran, als wir am Anfang waren.

    Ich freue mich, dass Sie an dieser Diskussion teilnehmen, neue challenges und Einwände hereinbringen.

    @ Alan Posener

    Da ich ein begeisterter Anhänger der Royals bin, gerade auch unter dem Gesichtspunkt, dass hier die Gnade der Geburt maßgeblich ist und nicht irgendwelche Meriten, die sich ein Wulff oder ein Gauck erwerben können, dass die Royals höchst durchschnittliche Zeitgenossen sind, die jedoch durch den „Leib des Königs“ transzendiert werden, hätte ich prinzipiell nichts dagegen einzuwenden, die Queen auch als unser Staatsoberhaupt anzuerkennen, und damit auch nichts gegen ein modifiziertes Rule Britannia. Nicht ganz unbedenklich ist, wieweit Sie das benevolent empire ausdehnen wollen und dass wir hinter der Türkei uns entweder in Händel einmischen oder gar Händel erzeugen; hier hätte wohl hauptsächlich EJ etwas einzuwenden.

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    @Lyoner / Stefanivic
    Bei der EU geht’s nicht um „unerbittliche Logik“ gegen „Alexis-Sorbas-Wirtschaft“, sondern um technische und bürokratische Standards (Umweltschutz, Tranparenz etc.), die überwacht werden wollen. Sehen Sie sich unsere deutsche diesbezügliche Gesetzgebung an, dann bekommen Sie eine Vorstellung davon, wo die Unterschiede zu Südeuropa und „dem Balkan“ sein könnten. Der EU-Gedankenfehler ist, davon auszugehen, daß es nur so funktionieren kann. Die Südeuropäer haben bei Gesetzgebung und Normung doch alles abgenickt ohne das Ganze allzu ernst zu nehmen. Es wird aber damit Ernst gemacht. Die EU ist eine Verwaltungsdiktatur, die durch kleinteilige Regulierung das Pferd von hinten aufzäumt. Ähnlich wie die USA. Und wir denken doch alle mittlerweile, das wäre normal bzw. „alternativlos“.

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    …sondern, weil mir meine eigenen Kommentare – wie der letzte – zunehmend auf die Nerven fallen; ich mache jetzt erstmal Osterferien.

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    @ Lyoner: Das ging schon, mit den Zigeunern, dem Basar und den Kibbuzim: im Britischen Weltreich. Deshalb habe ich das in meinem Buch als Vorbild für Europa hingestellt.

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    @Lyoner: Das war zwar ein sehr langer, aber auch amüsanter Exkurs. Ihr Fragen an mich kann ich leider nicht wirklich beantworten. Der Derivatehandel ist jedenfalls eine – und nur eine – der Auffangbehältnisse, in die das Geld fließt, was „gedruckt“ wird. Man fragt sich ja, wo die lange angekündigte Inflation eigentlich bleibt, wo das ganze schöne Geld denn hinfließt. Hier ist es! Diese riesige Zahl, bei der man das Gefühl bekommt, dass die Nullen vor den Augen Tango tanzen, ist eine HABEN-Zahl; sie kennzeichnet einen WERT. Natürlich ist dieser Wert künstlich aufgebläht, so wie der Börsenwert eines Unternehmens ebenfalls künstlich ist und in dem Moment wie ein Soufflée in sich zusammenfällt, in dem alle Inhaber gleichzeitig auf die Idee kommen, ihre Aktien zu verkaufen. Nichtsdestotrotz: Wenn das Kapital, das in dieser Blase um weiteres Wachstum betet, das Gefühl bekommt, anderswo besser angelegt zu sein, dann bekommt dieses „anderswo“ ein echtes Problem. Da man aber mit der Bäckereiwirtschaft auch in Zukunft wenig Geld verdienen kann, hoffe ich, dass die Gegenstände des alltäglichen Lebens von diesem Kapital weitgehend verschont bleiben. Hoffen wir demgegenüber, dass die Spekulation mit Grundnahrungsmitteln auf den Weltmärkten wirkungsvoll verboten werden.

    @Lyoner/Parisien: Danke für Ihr gutes Wort, Lyoner, aber ich möchte auch ein gutes Wort für Parisien einlegen: Es macht viel Spaß, anderen Leuten auf die Nerven zu fallen; das weiß auch ich, und Parisien schätzt diese Form von Unterhaltung ebenfalls, wie wir ja auch schon bei Frau Groda erfahren konnten, die leider nur noch selten dabei ist. Man sollte Parisien diesen Spaß nicht verderben; am Ende bleibt der unserem Debattierclub fern und fährt wieder in die Südsee. Mir macht das Nerven auch Spaß, obwohl ich mich darüber ärgere, wen jemand mich zu nerven versucht. Solange das am Ende der Threads geschieht bzw. die Sachdiskussionen nicht komplett zukleistert, ist dieses Nervensägen für mich in Ordnung. Der dadurch verursachte Ärger ist harmlos, er verraucht, und übrig bleiben – als Schlacke – die Erfahrungen.

    Ansonsten werd ich mich in der nächsten Zeit hier etwas rarer machen, was aber nicht daran liegt, das ich es hier doof oder unangenehm finde.

  24. avatar

    @ Lyoner

    Sie sagen:

    „Mir selbst leuchtet zwar nicht ein, dass alle Inseln auf der Welt sich der gleichen “unerbittlichen Logik” stellen müssen, es nicht möglich ist, dass einigermaßen unabhängig eine Alexis Sorbas Wirtschaft vor sich hinwuselt, dass es ein lustiges Zigeunerleben gibt und irgendwo eine orientalische Basarwirtschaft mit ein paar Kibbutzim koexistieren, dass alle sich eingliedern müssen“

    Dann leuchtet Ihnen der Rest natürlich auch nicht ein.

    Wenn sie glauben, dass Moldawien einfach aber glücklich, weil authentisch, ist, dann sprechen sie doch mal mit der Prostituierten in ihrem Flat-Rate Bordell um die Ecke. Die wird ihnen bestimmt Recht geben. Geldverdienen wird überschätzt. Der bulgarische Tagelöhner vor dem Obi ist auch nur hier, weil er mal Heidelberg sehen wollte. Überhaupt die ganzen Gastarbeiter sind gekommen, weil ihnen der Großvater nach dem Schafehüten bei Kerzenschein Gedichte von Ringelnatz vorgelesen hat und sie das Fernweh ergriff.

    Ach, wären wir doch alle im Auenland (böse Welt)….

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    @Stefanovic

    … ich wäre nicht unglücklich, wenn die Russen in Zypern ‚eingestiegen‘ wären. (Abgesehen davon, dass die deutsche Politik eine Chance dafür vertan hat.) Auch teile ich Ihre Einschätzung – ‚Panslawismus‘ – nicht. Ich meine, Panslawismus entstand im Zuge der Befreiungsbewegung Europas gegen die Eroberungsgelüste der Mohammedaner.

    Es waren es gerade slawische Völker, die jahrhundertelang unter dem Joch der Türken litten. Und die Russen auf Zypern hätten daher den Erdolf vom Bosporus schön auf seinem Teppich ‚gehalten‘. Nun ja.

  26. avatar

    Da hat Europa Glück gehabt – die neue Ostblockachse ist ein Rohrkrepierer (niemand ist glücklicher als ich). Dadurch hat Europa (die karolingische Achse von mir aus) strategische Zeit gewonnen. Unangenehm sind mir die Britten. Nicht, weil sie Super-EU nicht wollen, sondern weil sie auf dem Kontinent keine Verbündeten suchen. Dadurch sieht die EU aus wie ein Revival Karls des Großen. Das macht den kleinen Ländern Angst. Der französisch-deutsche Motor ist nur wichtig, wenn die Britten nicht mitmachen. Wenn die Britten mit der Übersee-Option spielen, wer da mag da seine Trümpfe aus der Hand geben? Obama hat gerade in Israel gezeigt, was Charisma an Vertrauen erzeugen kann. Gibt es keine Europäer mehr, die eindeutig zu Europa stehen, außer dem natural-born friss oder stirb Kommunikator Schäuble?

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