Wenn man beginnt, mit der Repetiertaste zu schreiben, ist es langsam Zeit, entweder mit dem Schreiben aufzuhören oder sich ein paar neue Gedanken zu machen.
Dies ging mir beim Lesen einer Kolumne von Maxeiner und Miersch durch den Kopf, in der sie sich mit dem Urteil zum Erdbeben von L’Aquila auseinandersetzten (bzw. gerade nicht auseinandersetzten):
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/haftung_fuer_falsche_propheten/
Der Artikel beginnt so: „Ein italienisches Gericht verurteilte kürzlich sieben Wissenschaftler zu hohen Haftstrafen, weil sie es angeblich versäumt hatten, ein schweres Erdbeben vorherzusagen, das im Jahr 2009 die Abruzzenstadt L’Aquila zerstörte. Die seismologische Analyse der Experten, sagte der Staatsanwalt, sei fehlerhaft, nutzlos und widersprüchlich gewesen. Eindeutig ein Fehlurteil, denn jedermann weiß, dass es bis heute leider unmöglich ist, Erdbeben vorauszusagen.“
An diesem Abschnitt stimmt fast nichts. Es waren nicht sieben Wissenschaftler, sondern drei Wissenschaftler, zwei Ingenieure und ein Regierungsbeamter. Und sie wurden nicht verurteilt, weil sie es versäumt hätten, ein Erdbeben vorherzusagen. Der Staatsanwalt gab zu, dass es nicht möglich gewesen wäre, das Erdbeben in L’Aquila vorherzusagen, dem 309 Menschen zum Opfer fielen. Was dem Expertenteam vorgeworfen wurde, war die von dem einzigen Nichtwissenschaftler, dem Vizechef der italienischen Zivilschutzbehörde, auf der Basis der Teambesprechungen in einem Interview vorgetragene Meinung, die Bewohner L’Aquilas könnten sich nach einer Reihe kleinerer Beben entspannt mit einem guten Glas Montepulciano zurücklehnen, die Gefahr eines starken Bebens sei gebannt.
Die Meinung der meisten Seismologen geht allerdings dahin, dass eine Häufung kleinerer Beben auf die steigende Wahrscheinlichkeit eines größeren Bebens hinweisen. Die konsultierten Wissenschaftler scheinen dieser „Mainstream-Meinung“ widersprochen zu haben; mit verheerenden Konsequenzen.
Im Prozess blieb außerdem die Behauptung unwiderlegt, die Sitzung mit den Experten sei vom Chef der Zivilschutzbehörde einberufen worden, um, wie er in einem Telefonat sagte, „die Bevölkerung zu beruhigen“ und „allen Idioten den Mund stopfen“, die vor einem größeren Beben warnten.
Da finde ich es gewagt, von einem „Fehlurteil“ zu sprechen. Allenfalls das Strafmaß scheint mir unangemessen.
Ähnlichkeiten mit dem Verhalten von Leuten, die nach wie vor meinen, Atomkraftwerke seien so sicher wie die Rente, die Börsenkurse tendierten immer nur in eine Richtung, und der Klimawandel sei kein Grund zur Beunruhigung, sind rein zufällig.
Dies ist wichtig zu wissen, wenn man den Artikel von M&M richtig einordnen will.
Denn nach dem fehlerhaften ersten Absatz, der übrigens Zweifel an der sonstigen Genauigkeit ihrer Faktenrecherche begründen könnte, setzt bei ihnen das automatische Schreiben ein. Alle ihre Lieblingsbuhmänner werden bemüht: Der Klimaforscher Mojib Latif, der im Jahre 2000 gesagt haben soll, 2020 werde es keine kalten Winter in Westeuropa mehr geben; der Autor Dennis Meadows, der Mitte der 1970er Jahre in seinem Bestseller „Die Grenzen des Wachstums“ vorhergesagt hat, bis 2000 würden den Industrieländern die Rohstoffe ausgehen; und die deutschen Wissenschaftler, die in den 1980er Jahren vor dem Waldsterben gewarnt haben. Lauter „falsche Propheten, so M&M. „Man stelle sich vor, das Rechtsverständnis dieser italienischen Juristen wäre allgemeine Praxis: Wie viele hoch angesehene Experten säßen wohl im Knast?“
Stattdessen allerdings, so das Duo mit einem Unterton des Bedauerns, sei Latif immer noch „medienpräsent“; Meadows „verbreitet seine alten Thesen in neuem Gewand“ (immerhin unterscheidet er sich damit von M&M, die ihre alten Argumente im alten Gewand verbreiten); und die „Erfinder des Waldsterbens“ würden immer noch mit „Preisen und akademischen Weihen“ geehrt. (Während M&M nur von der „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ geehrt werden: Gemeinheit!)
Es gibt allerdings einen Unterschied zwischen den in Italien verurteilten Männern und den von M&M aufgeführten Wissenschaftlern: Das italienische Team widersprach der wissenschaftlichen Mainstream-Meinung und leugnete ein Risiko, mit dem Ergebnis, dass viele Menschen starben. Latif, Meadows und Co. übertrieben hingegen ein Risiko, mit dem Ergebnis, dass womöglich, wie M&M schreiben, „so mancher das glaubte und auf dieser Basis Entscheidungen über ein neues Heizsystem traf.“ Bitter. Aber kaum vergleichbar mit der Katastrophe von L’Aquila.
Jeder sollte sich fragen: will ich im Zweifelsfall, und die Wissenschaft hat es meistens mit Zweifelsfällen zu tun, dass ein bestimmtes Risiko – Erdbeben, Klimawandel, Rohstoffknappheit, Vergiftung von Bäumen durch sauren Regen – übertrieben oder untertrieben wird? Ich persönlich denke, dass es besser ist, auf der Seite der Vorsicht zu irren.
Ja, es kann sein, dass der Klimawandel bei uns nicht so dramatische Auswirkungen hat, wie man das noch vor einem Jahrzehnt glaubte. Umso besser, weil wir dadurch Zeit gewinnen, uns intelligent auf den dennoch kommenden Klimawandel einzustellen.
Ja, der Wald ist nicht gestorben, nicht zuletzt, weil die dreckigen Industrien Osteuropas zusammen mit dem Kommunismus kollabierten. Umso besser. So wissen wir, dass sich die Wälder Chinas und anderer Länder erholen können, wenn man dort die Luftverschmutzung reduziert.
Ja, wie es sich zeigt, gibt es mehr Öl, Gas und andere Rohstoffe, als man vor 40 Jahren glaubte. Umso besser, denn die Erdbevölkerung wächst nach wie vor und verbraucht die Ressourcen in einem Ausmaß, wie es sich Meadows damals auch nicht vorstellen konnte. Unerschöpflich sind die Ressourcen ja nicht.
Es kommt hinzu, dass die – möglicherweise übertriebene – Fokussierung auf ein Risiko möglicherweise tatsächlich hilft, das Risiko zu vermindern. So hat die Fokussierung auf die Terrorgefahr durch islamistische Extremisten mit geholfen, das Risiko von Anschlägen zu vermindern. Nur wenige würden die Abschaffung von Kontrollen auf den Flughäfen fordern, obwohl das Risiko, dass einer eine Bombe oder ein Teppichmesser an Bord schmuggelt, statistisch gesehen relativ gering ist. Man geht in Tel Aviv oder Jerusalem mit einem besseren Gefühl in eine Bar oder ins Kino, wenn man selbst vor dem Betreten des Etablissements durchsucht worden ist. Ja, es ist lästig. Aber in die Luft fliegen ist lästiger.
Linke denunzieren die Vorkehrungen gegen den Terror als Panikmache.
Rechte denunzieren die Vorkehrungen gegen Klimawandel, Energie- und Ressourcenknappheit als Panikmache.
Der Chef der italienischen Zivilschutzbehörde denunzierte Prognosen eines größeren Erdbebens in L’Aquila als Panikmache.
Da wäre eine Lehre daraus zu ziehen, wollte man wirklich lernen und nicht bloß eine billige Pointe setzen.
…zum Vergleich: der Merkur ist näher an der Sonne, müsste also heißer sein, hat aber eine Durchschnittstemperatur von nur 167 Grad. Er verfügt im Gegensatz zur Venus (460 Grad) über keine Atmosphäre. Für die hohen Temperaturen auf der Venus ist der CO2-Gehalt ihrer Atmosphäre (=Treibhauseffekt) zuständig.
@KJN: Sie sind ja ganz schön hartnäckig. Wind & Photovoltaik erzeugen Strom, im Gegensatz zu Kernfusion. Je mehr Generatoren man davon baut, desto mehr Strom wird erzeugt. Abhängig davon, wieviel Strom Sie für Ihre Alumminiumhütte brauchen, können Sie errechnen, wieviel Generatoren Sie bauen müssen, um Ihre Aluminiumhütte zu betreiben.
Zur Korrelation zwischen CO2-Gehalt und Temperatur: Die Atmosphäre der Venus besteht größtenteils aus CO2. Die durchschnittliche Oberflächentemperatur beträgt 460 Grad Celsius (-> ziemlich heiße Sommer und Winter). Der Zusammenhang zwischen dem CO2-Gehalt und der Temperatur auf der Venus ist kausal, die Kausalität bestens erklärt. Je mehr CO2 in der Atmosphäre ist, desto wärmer wird es; so einfach ist das.
Beim Körpergewicht ist es analog. Je mehr Zucker ich esse, desto dicker werde ich. Ob das nun am Zucker, an den Kalorien, an irgendwelchen körpereigenen Prozessen, am der Böswilligkeit des Teufels oder was auch immer liegt, das ist ganz egal: Wenn ich diese Korrelation kenne, kann ich mit vernünftigen Gründen auf die Zufuhr von Zucker verzichten. Falls ich dünner werden will. Ich muss nichts über irgendwelche anderen Einflässe und schon gar nichts über das Verhältnis aller Einflüsse zueinander wissen.
Und so ist es auch beim CO2. Wir wissen, dass ein steigender CO2-Gehalt in der Atmosphäre zur Erwärmung führt. Wir wissen, dass wir massiv CO2 in die Atmosphäre blasen. Wenn wir an einer Reduzierung der Erwärmung interessiert sind, dann folgt daraus, dass die Reduzierung des CO2-Ausstoßes eine sinnvolle Maßnahme ist. Da ist nix mit Glauben, jedenfalls nicht mehr als beim Glauben, dass der Apfel zu Boden fallen wird, wenn ich ihn loslasse.
Wo nun wackelt diese Deduktion? Nicht dort, wo Sie glauben. Sondern z.B. bei der Frage, ob sich denn die Erde wirklich erwärmt. Dies können wir nicht wirklich wissen, sondern nur prognostizieren. Sollte sie aus irgendwelchen Gründen im Gegenteil abkühlen („Eiszeit“), wäre es im Gegenteil sinnvoll, wenn wir konstante Temperaturen haben wollen, noch mehr CO2 zu erzeugen, als Gegenmittel sozusagen.
Err.:
..denn damit können Sie definitiv kein Aluminium produzieren.
Aber nicht nur durch Wind und Photovoltaik,..
@R.Z.
„wieviel Strom die Kernfusion denn für die Aluminiumhütten bereitstellt“
Na, wenn Sie alles ausschließen wollen, was noch nicht funktioniert, können Sie Wind und Photoenergie direkt mit ausschließen, denn damit können definitiv kein Aluminium produzieren. Das können Sie dann Chinesen und Indern überlassen.
(Überhaupt entsteht mit dieser, Ihrer Haltung nix neues mehr.)
Aber: Man kann dahin kommen, daß der Großteil der Elektrizität „erneuerbar“ erzeugt wird, wenn es ein Backup gibt: Kohle, Öl, Gas, Kernkraft. Mir wäre dabei ein Kernfusion am sympathischsten (kann ich gerne begründen).
Daß die Entsorgung von radioaktiven Abfällen nicht funktioniert und auf Gemeinkosten geht, weiß ich auch – nochmal: Ich bin überhaupt kein Freund davon.
Ich mahne lediglich eine Risikobetrachtung an, eine Versachlichung. Ohne quasireligiöse Attitude: Kernkraft=Teufel und „Erneuerbare“=Erlösung. Und die wird kommen. Spätestens, wenn die ersten Menschen bei Bränden umgekommen sind, die durch photovoltaische Hochstromleitungen in altem Gebälk ausgebrochen sind.
Wir werden aus der Kernkraft aussteigen: Aber nicht nur Wind und Photovoltaik, sondern vor allem durch Geräte mit weniger Stromverbrauch, es sei denn es setzt sich der Quatsch mit den Elektroautos durch.
Zu Ihrem Vergleich mit dem Körpergewicht: Der ist so falsch, daß noch nicht mal das Gegenteil richtig ist, denn bei letzterem gibt es Erfahrungswerte über Zusammenhänge zwischen Gesundheit und Body-Mass-Index. Belegen Sie mir solche Korrelationen zwischen CO2-Gehalt und „Heißen Sommern“ und „warmen Wintern“ und ich behaupte das Gegenteil.
So lange bleibe ich dabei, daß man mit dem vermutlich durchaus realen Risiko eines Klimawandels etwa so umgehen muß, wie mit dem durchaus realen Risiko des Asteroideneinschlags: Mehrere Szenarien berücksichtigen und nicht alles ohne Not auf eine Karte setzen.
@Moritz Berger: Grundsätzlich ist für mich nichts dagegen einzuwenden, wenn ein Autor mit „Orakelbüchern“ Geld verdienen will. Wenn er eine entsprechende Fangemeinde hat, ist es gut für ihn, dann sollte er sich auch einer Kritik stellen. Die Kritik wiederrum muss sich an der Sache und nicht an der Person entzünden. Ob man sich für Jubelbücher oder Fernsehauftritte im Auftrag eines Unternehmens hergibt, na ja. Auftragsarbeiten sollten erkennbar sein, z. B. in der Danksagung (Vielen Dank für Ihre hervorragende Unterstützung. usw.). Also ich lese lieber Bücher, die ein Für und Wider enthalten. So wie z. B. das Kapitel „Gasprom mit Atombombe“ im Buch von Alan Posener. Denn ich teile seine Bedenken über eine einseitige Orientierung am Rohstoffmarkt. Redundanz kann sicher nicht verkehrt sein, dies sagt zu mindestens der Ingenieur in mir. Wichtig für eine Auseinandersetzung sind allerdings auch freie Medien und der Wille der Wissenschaft und Experten sich einzumischen. Gleichzeitig sind diese Medien wieder sehr stark von Werbeeinnahmen und Abonnementen abhängig. Außerdem stellt sich für mich die Frage einer Monopolisierung der Medien, zusätzlich die Neigung der Politik Streit zu meiden, aber auch der versuchten Einflussnahme der Politik nicht nur auf Experten sondern auch auf die Medien.
Gibt es eigentlich eine Monopolisierung der Meinungen?
@Silke: Jetzt ist mir ein völlig sinnentstellter Satz in meinem letzten Kommentar aufgefallen. Es sollte heißen: Im Netz wird auch einen Zusammenhang zwischen diesem Urteil und den Aussagen zur Sicherheit des Geldes hergestellt.
@Silke
Ich habe mich etwas unverständlich ausgedrückt
Für ist oftmals ein spin-off ein Unternehmen dass mehr oder weniger e i n e Innovation nutzt. Dass kann ein Patent sein oder/und eine Kernpatent mit periphere Patenten.
Was Ihren Diskussionspunkt zu den Oraklern wie M&M betrifft, es wäre sicherlich interessant wie derzeit die Preise für Max und Moritz liegen.
In den talkshows wahrscheinlich bei 500 bis 1000 Euro
Bei eon unter Umständen bei < 10.000 Euro je nach Auflagenhöhe von weiteren " Orakelbüchern "
@Silke: Sicher Klagen gegen Wissenschaftler sind nicht so selten, im Übrigen auch nicht gegen Ärzte. Es gibt sogar ein Interview im Deutschlandfunk von Dagmar Röhrlich. Hier: http://www.dradio.de/dlf/sendu.....k/1900532/
Sie sagte dort (vor dem Urteil), dass das Gericht den direkten Zusammenhang zu den Äußerungen der Angeklagten und der Reaktion der Bürger beweisen müsse, wobei die Presse als Mittler auch eine Rolle spielt. Außerdem musste das Gericht prüfen, inwiefern die Verharmlosung als Gefälligkeit zu werten ist, ob dieses in Sicherheit wiegen dann zur Leichtsinnigkeit und zum Außerkraftsetzen von „ererbten“ Sicherheitsreaktionen geführt hat (Erdbebengebiet).
Über die Rolle von Politikern und Medien muss ich noch nachdenken. Das Gericht selbst hatte, wenn ich das richtig verstanden hatte, zunächst über schuldhaftes Verhalten zu befinden, den Nachweis eines Gefälligkeitsgutachtens. Eine andere Frage ist, ob es ein so großes Ausmaß der Schäden und die vielen Toten und Verletzten bei Beachtung der Bauvorschriften auch gegeben hätte.
Für mich berührt dieses Urteil auch andere Themenfelder, ein Thema hat Frau Röhrlich auch angesprochen, die Frage des Terrorismus, der Sicherheit und möglicher Folgen. Terroristische Anschläge können ja auch manchmal wie Erdbeben über uns hereinbrechen, eben von Menschen gemacht. Im Zusammenhang damit gibt es ja auch oft heftige Kontroversen über eventuelle Sicherheitsmaßnahmen. Ein nicht ganz aktuelles Beispiel: http://www.tagesschau.de/inlan.....hr112.html
So ist zwischen Panikmache und Beschwichtigung sicher abzuwägen.
Ein weiteres Thema ist sicher die Frage der Endlagerung von Atommüll, hier tagt im Moment ja der Gorleben-Untersuchungsausschuss. http://www.stern.de/politik/de.....00590.html Interessant auch hier die Rolle der Politik und der Experten.
Im Netz wird auch einen Zusammenhang zwischen diesem Urteil und der Sicherheit des Geldes hergestellt.
Gleichzeitig sehe ich in Deutschland noch ein weiteres Problem: die Aufklärungspflicht vs. der Beamtenpflicht zur öffentlichen Zurückhaltung (Sarrazin). Ist aber ein anderes Thema.
PS für Herrn Posener
Dagmar Röhrlich vom Deutschlandfunk hat mir das mit Schuld und Strafe bei den Erdbebenexperten genauso erklärt wie Sie.
Sie sagte auch, daß solche Klagen gegen Wissenschaftler gar nicht selten seien.
M.B.
Ich habe die 1800 nicht als Patente verstanden, sondern als Projekte. Und jedes Projekt, das was taucht, sollte einiges an Patenten triggern.
Und was die Menge anlangt, ich glaube nicht, daß es eine Industriepatentabteilung gibt, die darauf verzichtet, das „eigentliche“ Patent mit anderen zu „umhegen“. Täten sie das nicht, würden sie es Konkurrenten doch viel zu leicht machen, ihrerseits das „eigentliche“ zu „umhegen“.
Lieber Herr Posener,
Hiermit orakle ich mal, daß der Klimawandel alle Orakler „straffrei“ ausgehen lassen wird, es sei denn, er produziert eindeutig etwas so Eindeutiges und klar Lokalisierbares und schlecht Wegdiskutierbares wie ein Erdbeben.
In der Zwischenzeit haben die Jungs (und Mädels?) Spaß bei Konferenzen und können sich da wichtig machen. Als ABM ist das bestimmt nicht übel, wenn man bedenkt, daß klamme Stadtwerke 25.000 Kröten hinlegen für so ne Party.
Hoffentlich haben sie auch das Catering-Personal für den Auftrieb anständig entlohnt oder haben sie da darauf geachtet, daß sie das zu 400 € Jobber oder Selbstausbeuter-Preisen kriegten?
Erdbeben gibt es bei uns nicht, dafür haben wir uns kürzlich mit dem Thema Radon beschäftigt. In Sachsen scheint dies ein Thema zu sein. http://www.umwelt.sachsen.de/u.....z/1751.htm
Die Idee eine Vorhersage von Erdbeben mittels Beobachtung von Radon-Gas finde ich zunächst einmal interessant und vielleicht ist sie ja ausbaufähig. Heute ist vieles messbar, vielleicht ist ja doch ein Zusammenhang zu ermitteln?
Interessant finde ich diesen Prozess trotzdem, unabhängig davon, ob dort die „richtigen“ Angeklagten saßen oder das Strafmaß zu hoch war. Grundsätzlich ergeben sich daraus eine Menge Fragen: Wird es jetzt noch Wissenschaftler geben, die Prognosen wagen? Reicht es aus über viele Jahre zu warnen, aber in einer bestimmten Situation nicht reagiert zu haben? Welche Erwartungen haben die Bürger an Wissenschaftler und Politiker? Ist ein unabhängiges Gericht besser geeignet als ein Untersuchungsausschuss?
Hier noch einen Artikel zur Baukorruption in Italien von 2009. http://suite101.de/article/bau.....ien-a53932
@Silke
„Andererseits erscheinen mir aber 1800 kümmerlich wenig.“
Die Menge ist doch letztlich bei Patenten nicht ausschlaggebend.
Das die NASA bemüht ist ihr Budget mit dem Hinweis auf die „angeblich vielen Innovationen der Raumfahrt “ für die Menschheit abzusichern ist m.E. logisch. Welche Organisation, die letztlich nur von Subventionen lebt versucht nicht ihr “ Überleben “ zu rechtfertigen, hier durch die spin-offs
Liebe Silke: ja, ich glaube, dass die Angeklagten letztlich im Interesse der Regierunghandelten und die Leute beruhigen wollten. Das habe ich geschrieben. Deshalb war das Urteil im kern richtig, und kein Urteil gegen Leute, die eine flasche Prognose abgaben, wie M&M behaupten. Fragen: Wenn wir mal die Schäden vom Klimawandel berechnen, reicht es zur Klage gegen Publizisten, die ihn geleugnet haben?
na wenn nich Teflon, dann aber dieses
As of 2012, NASA has documented nearly 1,800 spinoff technologies in the annual NASA Spinoff publication.
http://spinoff.nasa.gov/spinfaq.htm
Ich nehme an, daß bei den 1800 vielleicht auch a paar Teflon-Verbesserungen dabei waren, denn das Rühren in den ersten TeflonPfannen war meiner Erinnerung nach nur etwas für Leute mit hoch entwickelter Sensorik.
Andererseits erscheinen mir aber 1800 kümmerlich wenig. Bietet die Industrie da vielleicht hauptsächlich auf eigenes Risiko Erforschtes zur Verwendung an? Ich habe gehört, Kapitalisten sollen so etwas hie und da für potentielle Großkunden tun. 😉
@Silke
„It is commonly believed that Teflon is a spin-off product from the NASA space projects. However, that is not so, although it has been used by NASA.[2]“
http://en.wikipedia.org/wiki/P.....roethylene
@ Alan Posener: Nun möchte ich doch noch einmal etwas zum Thema „Lehren aus dem Erdbeben“ beitragen. Ich glaube mich zu erinnern, einmal einen Film über genau dieses Erdbeben gesehen zu haben, deshalb auch mein Hinweis auf das Baurecht. Die Überschrift in Moritz Bergers Link war „Der Prozess war gerechtfertigt“. Gut vielleicht. Ob das Urteil gerechtfertigt ist, genau da bin ich mir nicht sicher. Noch ist das Urteil nicht rechtskräftig und lässt eine Revision zu.
Zum Thema Prozess, Verlauf, Urteil und Ursachen gibt es hier meines Erachtens eine bedenkenswerte Zusammenfassung. Stichwörter:
Sündenböcke, Korruption: „Es macht die Wissenschaftler zu Sündenböcken, um von der Frage der wirklichen gesellschaftlichen Verantwortung abzulenken, die bei der damaligen Regierung von Silvio Berlusconi, korrupten Behörden sowie kriminellen Bauunternehmen und Immobilienspekulanten liegt.“
Panikmache: “ Hinzu kam, dass ein Amateurforscher, Giampaolo Giuliano, im Internet vor einem schweren Beben in der Region warnte und die Menschen ängstigte. Er behauptete, er könne Erdbeben gestützt auf Beobachtungen von Radon-Gas vorhersagen – eine bis heute höchst umstrittene Methode. Giuliano hatte nachweislich bereits zweimal falsche Voraussagen gemacht.“
Beschwichtigung: Die Regierung von Silvio Berlusconi und die regionalen Behörden verfolgten vor dem Beben eine Beschwichtigungsstrategie, die die Bevölkerung beruhigen und die hohen Kosten von Gebäudesicherungs- und Evakuierungsmaßnahmen vermeiden sollte.
Nachsorge: Die Einwohner der erdbebengeschädigten Region warten bis heute auf Unterstützung und Hilfe.
(Quelle: http://www.wsws.org/de/2012/nov2012/aqui-n07.shtml)
Natürlich haben Wissenschaftler und Politiker eine besondere Verantwortung, dafür werden diese schließlich bezahlt.
…zu Ihrer quantitativen Betrachtung: Wenn Sie zu dick sein sollten und abnehmen wollen, aber gerne viel Süßigkeiten essen, dann wäre es eine gute Idee, die Süßigkeiten zu reduzieren oder sein zu lassen. Natürlich können Sie sagen, dass da ja noch Ihre Dispositionen, das fette Essen, die mangelnde Bewegung usw. usf. eine Rolle spielen. Aber man muss hier kein kompliziertes quantitatives Verhältnis begründen, um sagen zu können: Hören Sie einfach auf, Süßigkeiten zu essen.
@KJN: Ihre letzte Frage können Sie sich beantworten, indem Sie überlegen, wieviel Strom die Kernfusion denn für die Aluminiumhütten bereitstellt. Gar keinen. Es ist diese Tatsache, die den Ausschließlichkeitsanspruch schafft. Die Kernspaltung kann Strom bereitstellen, aber es gibt kein Konzept für die gefährlichen Folgeprodukte. Ein Ausschlusskriterium. Eigentlich.
-> Förderprogramm auf Kosten aller: Wenn die Sache aus dem Ruder läuft, fallen erheblich mehr Kosten an. Die anfallenden Kosten werden überhaupt nicht bei der Technologie verbucht (Förderungen, Castortransporte, Zwischenlagerung, etc.). Warum nicht? Hinzu kommen Kosten, die nirgends verzeichnet sind (-> radioaktiv verseuchtes Grundwasser der Zukunft, z.B. aus der Asse). Das alles sind erhebliche Probleme. Aber was noch viel schwerwiegender ist: Die Kosten sind dabei das geringste Problem.
Yaacov Lozowick pflegte sich, als er noch bloggte, in der Klimawandeldebatte mit den Worten zu positionieren (aus dem Gedächtnis zitiert)
It can’t be good to blow all that muck into the air.
ansonsten ja wie überall machbare Schritte im Hier und Jetzt PLUS Spielwiesen für Utopisten mit Verbindung zu regulärer Forschung.
Frage:
Hat die Raumfahrt außer Teflon wirklich nix gebracht? Was ist z.B. mit Logistik-Know-How?
Err.: Windenergie
@Roland Ziegler
„toten Wald“
Also ich möchte ja jetzt nicht pingelig sein, aber das ist er derzeit – jahreszeitlich bedingt.
„Wirkungsweise der CO2-Moleküle..ist klar und keine Glaubenssache“
Sie argumentieren rein qualitativ, der Sache gerecht werden Sie nur mit einer quantitativen Betrachtung. (Wenn es den CO2-Treibhauseffekt nicht gäbe, wäre die Erde zu kalt für Leben.)
Es ist m.E. auch keine Glaubenssache, sondern eine Sache der Risikobetrachtung (s.a. Beitrag von Moritz Berger). Die wird verstellt durch ideologisch – quasireligiöse Vernebelung.
„Aber unser Energieversorgung sollten wir auf Konzepte stellen, die wir HEUTE umsetzen können.“
Mich stört Ihr Ausschließlichkeitsanspruch. Man kann auch das eine tun, ohne das andere zu lassen. Man sollte es sogar, wie jeder vernünftige Anleger (diversifizieren). Mir ist die Kernenergie auch nicht geheuer, aber derzeit könnte der ROI der jahrzehntelangen öffentlichen Fördergelder für die Kernenergie gerade mal beginnen und da kommt schon wieder das nächste Förderprogramm auf Kosten aller. Wer da keine Systematik hinter vermutet, ist m.E. naiv. Und ich weiß ehrlich gesagt nicht, wo mehr Berufsdelirium hinter steckt: Hinter der Hoffnung auf Kernfusion oder der Hoffnung darauf, Aluminiumhütten oder Chipproduktion mit Photovoltaik und Winenergie zu betreiben.
@KJN: Wenn ich durch den Wald laufe, sehe ich vor allen Dingen tonnenweise Material, welches CO2 spaltet u. zu Sauerstoff umwandelt, den wir atmen können. Was Sie da beschreiben, ist ein Spaziergang durch einen toten Wald.
Dass der Mensch Anteil am CO2-Anteil hat, ist völlig klar. Auch die Wirkungsweise der CO2-Moleküle in der Atmosphäre – der Treibhauseffekt – ist klar und keine Glaubenssache.
Bei der Kernfusion sollte man aufpassen, dass man nicht an einen Berufsoptimisten gerät. Die Berichte, die ich zur Kenntnis genommen habe, verweisen eine Anwendung dieser Technologie in die ferne Zukunft. Und wir kennen das z.B. von den Berufsoptimisten der künstlichen Intelligenz aus den 80ern (Marvin Minsky u. Co.): Die erzählten uns, wir würden in 20 Jahren (das ist der übliche Zeitraum!), also im Jahr 2000, eine intelligente Maschine haben.
Also: Forschung gerne, klar, immer. Aber unser Energieversorgung sollten wir auf Konzepte stellen, die wir HEUTE umsetzen können. Das ist weder bei der Atomspaltung (Endlager?) noch bei der Kernfusion der Fall. Alles andere wäre Speklulation/Zockerei, die ich meinen Kindern nicht zumuten will.
@Silke: Oh ja, herzhaftes Jammern hört man, allüberall. Vielleicht sollte man auf die Marineschiffe Spargel aufbauen? Dann können die weiter hart am Wind üben, dazu was Sinnvolles tun und außerdem klappts dann auch mit dem Salzwasser. Kleinreden will ich die Probleme nicht. Mir geht es nur gegen den Strich, wenn jemand sagt, Windräder in der Nordsee aufstellen – das sei Utopie, nicht menschenmöglich, das übersteige unsere Kräfte, aber so eine Kernfusion, die werden wir in den nächsten 20 Jahren schon irgendwie hinlegen, und anschließend heizen und leuchten wir mit umgewandeltem Wasser. Ich habe genug von Spekulanten. Oder um ein schönes Sprichwort zu modifizieren: Den Spatz in die Hand zu bekommen ist schon schwierig genug, da brauchen wir nicht nach der Taube auf dem Dach zu schielen.
R.Z.
die Ausbreitung der Offshore-Windparks bereitet aber nu wieder der Marine Kopfschmerzen (kürzlich habe ich herzhaftes Jammern von denen gelesen), weil deren bereits öko-bedingt zurecht gestutzte Übungsgebiete nu auch noch von Spargeln eingeschränkt werden.
Vielleicht sollte die Marine auf Luftschiffe umstellen? oder wären fliegende Spargel die bessere Technologie? Doch was sagt dann die Luftwaffe?
Oder allerbeste Lösung die Marine nutzt die Spargel um Tandem zu fahren.
Jede Lösung, die „das Haus des Nachbarn anzündet“, ist die jeweils beste Lösung.
Kernfusion ist so etwas Ähnliches wie die Alchimie, wobei Gold der Energie entspricht. Aus Wasser unbegrenzt Energie gewinnen – was für eine Verheißung! Aber leider wie bei der Alchimie: nur ein unerfülltes Versprechen.
@derblondehans: unnütz oder nützlich für wen, das wäre die Frage.
@Silke
„(gesammelten Daten) so unzugänglich gestaltet“
Das ist nun genau der Punkt. Bei Wirtschaftsprognosen und in den Umweltwissenschaften einschließlich der Langzeitmeteorologie (Klimaforschung). Die Überprüfung ist (fast) unmöglich. Viel zu viele Spezialisten argumentieren nach dem Motto: „Wenn du nicht überzeugen kannst, dann verwirre wenigstens.“ Ziel einer Wissenschaftlerausbildung sollte sein, die gelernte Materie zu durchdringen, statt nur anzuhäufen wie vermehrt geschieht – Bologna lässt grüßen. Erklären kann niemand mehr richtig, die Zuhörer sollen nur beeindruckt sein.
Die Kernfrage beim Klimaschutz ist doch:
Wenn Sie derzeit durch Ihren Wald laufen, sehen und riechen Sie überall kubikmeterweise verrottendes Material das Tonnen an CO2 freisetzt. Das geht so, seit es Sauerstoff auf der Erde gibt und in der Vergangenheit in noch wesentlich höherem Ausmaß als jetzt. Ich kenne jetzt den genauen prozentualen Anteil der CO2-Produktion durch fossile Materie nicht, aber ich glaube es sind nur wenige Prozent. Die Schwankungsbreite der natürlichen Produktion ist wohl höher. Das Kippen des Klimas durch Menschen ist eins von vielen Szenarien. Es handelt sich um komplexe Systeme, es ist also eine Glaubensfrage.
(Genauso, wie bei Volkswirtschaften.)
Entscheidend ist die Betrachtung der Wahrscheinlichkeit, daß ein für Menschen ungünstiges Szenarium eintritt – ob man sich also „versichern“ sollte.
Bei Meteoren und Asteroiden tut man das, weil so alle 100 Millionen Jahre im Schnitt einer einschlägt und alles(!) vernichtet. Geringe Wahrscheinlichkeit (1:100 Mio für 1 Jahr), aber hohe Wirkung, wenn es denn eintritt (und das wird es irgendwann). Geringe Wahrscheinlichkeit x hohe Wirkung = „gewisser“ Handlungsbedarf. Weswegen NEOs (near earth objects) auch mit Argusteleskopen verfolgt werden.
Über sowas würde ich gerne mal was lesen.
@derblondehans und R.Z.
Die Kernfusion funktioniert mit extrem starken Magnetfeldern, die die eingesetzten Gase komprimieren. Die bekommt man mit Supraleitern und man braucht welche, die vielleicht schon bei Zimmertemperatur diese Eigenschaft haben, weil die Kühlung sonst zuviel Energie frisst. Kann sein, daß man da Legierungen findet.
Ich würde gerne mal was Verständliches über die Energiebilanz bei Einsatz solcher Hochtemperatursupraleiter lesen, also ob man wirklich bei der Fusion einen Energieüberschuss erhalten kann.
@Alan Posener
Diese Themen wären in meinen Augen richtiger und vielleicht kritischer Wissenschaftjournalismus.
Nichts gegen Forschung an der Kernfusion. Aber das ist etwa so ertragreich wie bemannte Raumfahrt – „Teflonpfanne“ -, wogegen ich auch nichts habe. Als Energiegewinnung sind Offshore-Windparks ungleich realistischer.
Im Zusammenhang mit dem Urteil in Italien hier eine Stellungnahme des Geoforschungsinstitut in Potsdam:
http://www.tagesspiegel.de/wel.....90352.html
Ich nehme an dass Alan Posener sich auch darauf bezogen hat.
In anderen Sektoren ist die Risikoeinschätzung auch unabdingbar.
Sei es in industriellen Prozessen und auch im Bereich von Finanzanlagen.
Dass M&M diese Risikoaspekte ganz banal unterschlagen ist für mich ein Zeichen der Oberflächlichkeit.
Zur Information hier noch etwas zur Technologiefolgenabschätzung:
http://de.wikipedia.org/wiki/T.....C3%A4tzung
Ein illustratives Beispiel gab es vor ein paar Tagen im Spiegel:
http://www.spiegel.de/wissensc.....54588.html
Hier ist ebenfalls abzuwägen ob der entstehende Schaden durch die Radioaktivität höher ist, als der Schaden durch verunreinigte Trinkwasser.
Letztlich läuft alles wieder daraufhinaus, dass
Vorsicht die Mutter der Porzellankiste ist
Und technologischer Fortschritt kann durchaus Rückschritt bedeuten
Zum Thema Imperium: Vor ein paar Tagen habe ich begonnen „Kapitalismus und Freiheit“ von Milton Friedman zur hören. Bereits in seiner Einleitung der Hinweis auf die Gefahr der Freiheit durch die Konzentration der Macht selbst wenn die Politiker, die diese Macht ausüben ursprünglich guten Willens sind.
Allerdings hatte ich das „Imperium der Zukunft“ vor allem als ein Imperium einer gemeinsamen Sicherheits- und Außenpolitik verstanden. Meine Fragen zur Wirtschafts- und Sozialpolitik fand ich hier weniger beantwortet, deshalb hatte ich mir bei der bpb das Heft 279 „Europäische Union“ bestellt. Dieses war sehr interessant, viele Probleme z. B. der Sozialpolitik und die immer wieder Gegenstand von Diskussionen sind, aufgezählt.
Zur Naivität und zur Wissenschafts- und Politikergläubigkeit: Meine Skepsis habe ich auch erst erworben. Damit habe ich persönliche Erfahrung. Wer war nach Mai 1986 in Kiew?
Liebe Kerstin, mir wäre es recht, wenn Sie nicht das Thema wechseln würden. In meinem Buch diskutiere ich die Frage, worin der Unterschied etwa zwischen dem britischen Empire und dem Stalin’schen Imperium liegen. Die EU bezeichne ich als „liberales Imperium“. Aber noch einmal: Hier geht es mir vordergründig um die Frage wissenschaftlicher Prognosen und Risikoabschätzung, hauptsächlich abe rum die Frage wissenschaftskritischer Publizistik. Und ich fände es nett, wenn wir dabei bleiben könnten. Für die Kernfusion bin ich auch, aber im Zusammenhang mit dieser Diskussion bedeutet die Einführung dieses Themas Konfusion.
R.Z.: … na da kommen einem ja fast die Tränen.
… oh? … das war nicht meine Absicht. Darf ich Ihnen ein Schneuztüchlein reichen?
Auch sonst, glauben Sie mir, Sie sind nicht unnütz. Sie können immer noch als schlechtes Beispiel dienen. Und zwischen Pest und Cholera wählen. Das holt Sie wieder runter.
Sind Maxeiner & Miersch nicht Evangelisten eines libertären Fortschrittsoptimismus? „Wir gesellen uns deshalb lieber zu denen, die sich darauf freuen, an einem dynamischen, evolutionären und niemals endenden Veränderungsprozess teilzunehmen.“ Auf ihrer Seite links to some of our favourite English websites (http://www.maxeiner-miersch.de/links_e.htm) verlinken sie z.B. auch auf http://www.extropy.org und kommentieren
„“Extropy“ is a metaphor for a radical progress-friendly attitude with rational thinking and a basic liberal standpoint. Extropians propagate permanent scientific, technical and social evolution so that the possibilities of mankind become ever more increasing and manifold. Extropian Freeman Dyson writes: „Being human seems to me to be a great beginning but it is not the last word.“.“
Wenn man noch Alan Poseners Rezension von Jospeph Stiglitz „Der Preis der Ungleichheit“ parallel liest, ist man versucht, eine „verschwörungstheoretische“ Frage zu formulieren: Wem kommt der „Fortschritt“, den u.a. auch M & M meinen, zugute? Den Reichen? Die Brüche zwischen der 1. Welt und der 3. Welt der Abgehängten und Deklassierten scheinen immer größer zu werden. Eine funktionierende Infrastruktur für alle würde zu viele Ressourcen verschlingen, die dieser „Fortschritt“ for the beautiful few braucht.
@ derblondehans
Die Lektüre von Montaignes „Essays“ wäre für Sie eine gute Kur, meine ich.
Das Urteil kann ich persönlich nicht verstehen, kenne aber auch nicht die vollständige Urteilsbegründung. Ich finde es schon reichlich naiv, wenn man Vorhersagen von Wissenschaftlern und Politikern vertraut und würde dies den Themen Wissenschafts- und Politikergläubigkeit zuordnen. Im Fall der Erdbeben soll es ja helfen, die Tiere zu beobachten oder im Vorfeld einen vorausschauenden Erdbebenschutz einzuplanen (Baurecht). Dies kostet dann auch entsprechend und ist auch eine Frage der allgemeinen bzw. persönlichen Risikoabschätzung.
Fällt Ihr Satz, aus Ihrem Buch „Imperium der Zukunft“ aus dem Kapitel „Demokratiedefizit und Imperium“ von S. 137, auch unter die Aussage Pointe setzen? Ich zitiere:
„Kurzum: wenn es nicht nur wie eine Ente aussieht, wie eine Ente quakt und wie eine Ente watschelt, sondern auch wie eine Ente strukturiert ist und wie eine Ente funktioniert, ist es eine Ente.“ Dann folgt, der bei mir rot markierte Satz: „Europa ist ein Imperium, und je früher seine Bürger dieser Tatsache ins Auge sehen, desto besser.“
Beim von mir rotmarkierten Satz bin ich dann ganz bei Ihnen. Doch mit der Ente, soll heißen dem Imperium hatte ich meine Schwierigkeiten. Nun habe ich ja in letzter Zeit häufig aus dem Buch von Richard Overy „Die Diktatoren Hitlers Deutschland, Stalins Rußland“ zitiert. Kann man Lehren aus der Geschichte ziehen? Ich denke schon. Allerdings nur, wenn man den Nationalsozialismus und Stalinismus nicht ausschließlich ins Reich des Bösen entsorgt und damit als nicht analysierbar erklärt, sondern sich mit den „Imperien“ und deren Bewohner an sich beschäftigt. Ich denke, Richard Overy hat dies gut beschrieben. Ein Thema seines Buches war auch Stalins Nationalitätenpolitik und das Verhältnis der Macht zu den Nationalitäten. Ich bin mir natürlich bewusst, dass es hier Kritiker geben kann, die sagen, wir sind heute viel weiter. Allerdings bin ich mir da in Bezug auf die Bilder, die uns aus Griechenland bzw. die Nachrichten, die uns aus Spanien erreichen, nicht mehr so sicher.
…“die nötigen Windparks im Meer“ sind „fast nicht zu schaffen“ – na da kommen einem ja fast die Tränen. Aber es gibt Trost: die Kernfusion – die Energie der Sterne, erzeugt durch die Schwerkraft der Sterne – auf unserer kleinen Erde nachzubauen, das ist für uns bestimmt zu schaffen.
…wenn nicht, d.h. Gottes Karten für den fleißigen Gläubigen einsichtig sind, dann bitte ich Sie um die Veröffentlichung der Lottozahlen von nächsten Samstag. Aber bitte diskret, nur hier auf dem Blog.
@derblondehans: Würde man als Gläubiger, der glaubt, Gott in die Karten gucken zu können, nicht ein Problem mit der Hybris bekommen?
@R.Z.
… als ‚Ungläubiger‘ werden Sie den Vergleich Schöpfung – Kernfusion nicht nachvollziehen können. 😉 Macht nix. Wichtig ist, was hinten raus kommt. Und gegenwärtig sieht das etwa so aus. Höchst unbefriedigend:
‚Doch das ökologische Megaprojekt ‚Energiewende‘ wirkt manchmal eher wie ein Himmelfahrtskommando: Die notwendigen Windparks auf dem Meer? Fast nicht zu schaffen. Strom aus Wasserkraft? In Deutschland am Rande der Kapazitäten. Der versprochene Netzausbau? Fehlanzeige. Und die massenhaften Energiespeicher? Bislang mehr Märchen als Realität. So entschlossen die Bundesregierung aus der Kernenergie ausgestiegen ist, so flickenteppichartig wirkt nun ihr Masterplan in Sachen Energiewende.‘
Diese s.g. Energiewende (in der beschlossenen Form) ist eine politische Stümperei sondersgleichen, ohne Sinn und Verstand! Ein langsamer bedachter Ausstieg aus der Kernspaltungstechnologie und gleichzeitigem Hinüberwachsen in die Kernfusionstechnologie wäre viel besser und sinnvoller, als der rigerose und überhastete komplette Ausstieg aus der Kernernergienutzung. Die Grundlastproblematik wurde völlig unbeachtet gelassen, ein fataler Fehler, besonders in einem Industriestaat wie Deutschland. Und dieser praktizierte Energiewendeschwachsinn soll dann auch noch beispielgebend für die Welt sein. Über dieses dümmliche Wunschdenken kann man nur bitter lachen (und spätere Generationen werden nicht nur darüber lachen!). d.R.
Aus einem Beitrag von Nils Naber, Anja Reschke & Ingo Thöne zum Thema Energiewende: „Energiewende: Größenwahn statt Megaplan“,
gesehen in „Panorama die Reporter“ v. 08.05.2012
Quelle
KJN
re Ratingagenturen
so ist meine Prognose:
was kümmert es den Eichenbaum, wenn sich die Sau dran schuppert.
Ernsthaft, ich vermute, daß die ihr Know-How (gesammelten Daten) so unzugänglich gestaltet haben, daß Konkurrenten (das einzige, was ihnen wirklich schaden könnte) sehr sehr schlechte Chancen haben.
@Silke: ich (als Gitarrenspieler) kann dazu nur sagen: Haselfichte.
Danke Herr Posener
so macht sogar was von M&M lesen richtig Spaß und hilft beim SelberDenken.
Was den Wald anlangt:
In dem Dorf, in dem ich Jahrzehnte lebte, hatten viele noch Anspruch auf jährliche BuchenBrennHolzLieferungen. Der Durchschnitt der Stämme, die, ich vermute der Fürst, zu liefern hatte, ist über die Jahrzehnte immer wieder reduziert worden.
Ein Klavierreparateur/stimmer erzählte mir, daß Flügel, die rund um die Jahrhundertwende gebaut wurden, noch ein Innenleben aus irgendeinem besonders langsam wachsenden BergNadelBaumHolz hatten. So feines Holz gebe es heute nirgendwo mehr.
Sind diese beiden Infobits irgendwie bedeutsam? Soll ich sie mir weiterhin merken oder sind sie Teil meiner beklagenswerten Ignoranz?
——
Ich habe aufgehört, M&M überhaupt zur Kenntnis zu nehmen, als sie sich bei der Vogelgrippe“furcht“ so „profilierten“. Angesichts der Tatsache, daß sie bei anderer Gelegenheit zu den Stimmungsmachern bei irgendwelchen VorsorgeVersäumnissen (realen oder phantasierten bleibt für mich ununterscheidbar) gehören, wurde mir endlich klar, daß es da nicht drum geht, mich zu informieren, sondern darum mich anzuschreien aka zu „aktivieren“. Doch aktivieren zu was? M&M-Gläubigkeit?
…Oder meinten Sie mit „Kernfusion“ eine Theorie zur Erkenntnis, welche Prozesse zur Energieemmission der Sterne führen? Dann könnte ich Ihnen recht geben, weil das schon ziemlich verborgene Zusammenhänge sind, die man erstmnal ausgraben muss, fürchte aber, dass das nicht besagtem Leserkommentar entspräche, der dieses Kartengegucke ja als Begründung für die NUTZUNG von Atomkraft gab.
@derblondehans: (@KJN, ich hoffe Sie anerkennen diese Ansprache): Das habe ich tatsächlich nicht verstanden und verstehe ich auch immer noch nicht. Wieso schaut Kernfusion – im Gegensatz zu z.B. Sonnenenergie benutzen, Herbstblätter sammeln oder in der Nase bohren – dem lieben Gott in die Karten? Kernphysik – die erkennende Wissenschaft – das könnte ich vielleicht noch nachvollziehen, aber Kernfusion? Das ist doch eine aktive Praxis – so wie Karten spielen? Beim in Gottes Karten schauen ist man passiver Beobachter.
R.Z.: Wollen sie, wie neulich in einem Leserkommentar für Atomkraft zu lesen stand, dem lieben Gott in die Karten gucken?
… Sie haben das nicht verstanden. HWD meint: Kernphysik, speziell die Kernfusion, ’schaut in Gottes Karten‘.
@Parisien
Sie bezogen sich auf dieses Ereignis:
http://www.sueddeutsche.de/wis.....r-1.468544
@Parisien
„Ravenna hatte einen blühenden Hafen, der später versandete, das Mittelmeer war zwischenzeitlich ausgetrocknet.“
Wann war das Mittelmeer ausgetrocknet??
@Alan Posener
Nun hatten wir das Thema schon mehrfach: Wir haben nur diese eine Wissenschaft, die Prognosen liefert. Daß innerhalb des Wissenschaftsbetriebes Anpassung bis hin zur Mimikry an eine Mainstream- oder Lehrmeinung stattfindet, ist auch nichts Neues, aber man sollte es durchaus immer wieder thematisieren, weil es vielen nicht klar ist.
Wenn Erkenntnisfindung zum taktischen Spiel um Karriere und Macht degeneriert, leidet nicht nur die Reputation der Forscher.
(Ich denke, das kann man auch für Journalismus sagen: M&M sollten aufpassen, sonst nimmt das niemand mehr ernst, was sie schreiben. Das wäre schade, denn ich lese auch gerne von Argumenten, die gegen den Klimawandel-Artefakt sprechen.)
Daß es sich hier bei Aquila aber um etwas anderes handelte, nämlich eindeutig um Korruption, die dann abgeurteilt wurde, haben Sie gut herausgearbeitet.
Und vielleicht macht das Schule:
Auch Ratingagenturen werden sich bei Ihren Prognosen in Zukunft „wärmer anziehen“ müssen, bzw. sie gut begründen müssen.
http://www.faz.net/aktuell/wir.....50445.html
(Bzw. in die Karten gucken wäre ja noch in Ordnung; so wie es aussieht wollen sie lieber Gott SPIELEN…)
Sehr amüsant geschrieben, Herr Posener, z.B. das mit den alten Argumenten im alten Gewand fand ich spaßig. Ihre Überlegungen zum Risiko und den Folgen sind zutreffend und relevant, weil sie viel zu selten angestellt werden. Jetzt könnte man sich noch überlegen, was die sich auskennenden Fortschrittsfreunde eigentlich antreibt, wenn sie die Risiken unterbewerten. Wollen sie, wie neulich in einem Leserkommentar für Atomkraft zu lesen stand, dem lieben Gott in die Karten gucken? Oder geht es nur ums Geld bzw. wer die Nase vorn hat?
Ob man sich nun den Papst, Sahra Wagenknecht oder die siamesischen Zwillinge der Gutachse vornimmt, ist eigentlich unerheblich. Es ist immer vorhersehbar.
In diesem Falle fand ich es nur lustig, dass ich schon bei Erscheinen der Originalmeldung fest davon ausgegangen bin, einen Kommentar dazu auf der Achse zu finden. Auch der Inhalt und der Bezug auf die Personen war von vornherein klar.
Man kann das mit dem Unterschied zwischen „Tatort“ und „Ein Fall für zwei“ vergleichen:
Beim Tatort gibt es noch Variationen in den Themen und im Ablauf, bei „Ein Fall für zwei“ ist man vorher absolut sicher, dass erst ein Unschuldiger verdächtigt wird, dieser dem Rechtsanwalt nicht die ganze Wahrheit sagt, woraufhin er angeblafft wird und nachher dann wieder frei kommt.
Die Achse funktioniert genauso.
Nur warum sollten sie aufhören?
Mit dem Prinzip haben sie doch gerade einen fünfstelligen Betrag von ihren Fans eingesammelt, und es ist sicherlich genauso wenig aufwändig, einen Artikel für die „Achse“ oder ein Drehbuch für einen ZDF-Krimi zu schreiben.
„Linke denunzieren die Vorkehrungen gegen den Terror als Panikmache.“
Kommt drauf an, welche Vorkehrungen. Einer der wenigen Flughäfen, der das nicht stupide macht, sondern persönlich, genau und intelligent, ist Ben Gurion. Hier eine der Juwelen journalistischen Daseins:
During one secondary inspection, at O’Hare International Airport in Chicago, I was wearing under my shirt a spectacular, only-in-America device called a “Beerbelly,” a neoprene sling that holds a polyurethane bladder and drinking tube. The Beerbelly, designed originally to sneak alcohol—up to 80 ounces—into football games, can quite obviously be used to sneak up to 80 ounces of liquid through airport security. (The company that manufactures the Beerbelly also makes something called a “Winerack,” a bra that holds up to 25 ounces of booze and is recommended, according to the company’s Web site, for PTA meetings.) My Beerbelly, which fit comfortably over my beer belly, contained two cans’ worth of Bud Light at the time of the inspection. It went undetected. The eight-ounce bottle of water in my carry-on bag, however, was seized by the federal government.
http://www.theatlantic.com/mag.....ed/307057/
„Rechte denunzieren die Vorkehrungen gegen Klimawandel, Energie- und Ressourcenknappheit als Panikmache.“
Vernünftige kritisieren lediglich die hysterische Hochgeschwindigkeitspanik deutscher Machart ohne eindeutige Beweislage und bei Ausblendung von Faktoren wie Sonnenzyklus oder des Wissens, dass es schon immer schwere Stürme gab. So sah die deutsche Nordseeküste um 1200 noch völlig anders aus. Gewaltige Stürme zwischen 1300 und 1700 schufen die Inseln und das Wattenmeer.
Ravenna hatte einen blühenden Hafen, der später versandete, das Mittelmeer war zwischenzeitlich ausgetrocknet.
Was kritisiert wird, ist lediglich der überschießende Aktivismus und das Religiöse dieser beweislosen Bewegung, die ähnlich wie früher behauptet, der Mensch sei schuld, nur dass Gott heute als Zwischenstation weggelassen wird. Aber nicht immer. So gab es doch Muslime, die behaupteten, New Orleans sei eine Strafe Gottes. Beweislose Zusammenhänge bei viel zu kurzer Forschungszeit zu erstellen, ist mittelalterlich.
Und die Illusion zu erwecken, man wäre der Natur gewachsen, ist lächerlich und macht ärgerlich.
Bei beidem, Sicherheitskontrollen durch aufwändige Apparaturen an Flughäfen oder Klimawandel, geht es nur um Geld und neue Techniken. Wenn man kapitalistisch ist wie die Anderen auch, soll man sich doch nicht heilig sprechen. Da lacht Poseidon nur.