Als Deborah Lippstadt im Verleumdungsverfahren freigesprochen wurde, das David Irving gegen sie angestrengt hatte, weil sie ihn einen Holocaustleugner genannt hatte, sagte sie, das Urteil sei „a victory for the sanctity of facts“. Denn Irving hat in der Tat, wie das Gericht feststellte, den Holocaust verschiedentlich geleugnet.
Mir scheint, das wichtigste Kennzeichen der Moderne ist diese „Heiligkeit der Fakten“. Sie widerspricht keineswegs jenem anderen Kennzeichen der Moderne, der durch Karl Popper formulierten Relativität aller Theorien. Denn das eine bedingt das andere. Da Fakten absolut sind, kann jede Theorie widerlegt werden, wenn die Fakten nicht zur Theorie passen. Das ist weder trivial noch selbstverständlich.
Galileo Galilei ist ja gerade deshalb eine ikonografische Gestalt der Modernen, weil die Inquisition von ihm den Widerruf von Fakten verlangte, weil sie nicht zur Theorie – zur Theologie – passten. Dabei war die Kirche bereit, die Berechnungen des Kopernikus zu akzeptieren, ja benutzte sie selbst; was sie nicht akzeptieren konnte war der Versuch Galileis, das Modell des Kopernikus durch Beobachtung zu verifizieren und als Faktum hinzustellen.
Natürlich ist die Sache nicht so einfach, wie es den Anschein hat. Oft ist es nicht leicht, zwischen einem Faktum und einer Theorie oder einem Vorurteil zu unterscheiden. Die Existenz von Rassen zum Beispiel (und nicht nur in dem banalen Sinn, dass manche Menschen schwarz sind, andere braun, rot, pink usw., sondern als Trägerinnen und Vermittlerinnen psychologischer Eigenschaften und kultureller Fähigkeiten) galt nicht nur den Nazis als Tatsache.
Fakten selbst können umstritten sein, zum Beispiel der Klimawandel oder die Existenz einer Krankheit namens ADS. Manche Fakten können nicht gewusst werden, weil es keine Mittel gibt, sie zu eruieren, das gilt etwa für historische Fragen wie „ist Jesus von den Toten auferstanden?“ oder „Wer schrieb Shakespeares Dramen?“ oder „Wollte Hitler von Anfang an die Juden physisch ausrotten?“ In dem Fall müssen Theorien aus Indizien die Fakten ersetzen.
Theorien wiederum werden selten durch den Popper’schen Idealfall einer Falsifizierung durch Fakten erledigt, sondern biologisch, indem deren Vertreter sterben oder in Rente gehen, oder durch einen Wandel der gesellschaftlichen Empfindungen oder der wissenschaftlichen Moden.
Trotzdem meine ich, dass die Heiligkeit der Fakten, der Gedanke, dass bestimmte Behauptungen nachprüfbar richtig, andere nachprüfbar falsch sind, und zwar unabhängig davon, ob sie den Priestern, Königen, Magiern oder Wissenschaftlern passen, das Grundkennzeichen der Epoche ist, die Galileo Galilei einleitet.
Und es ist ja auch kein Zufall, dass sich alle Antimodernen gerade dagegen richten.
In einem wunderbaren Gedicht schreibt der preußische Katholik Novalis:
Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
sind Schlüssel aller Kreaturen,
wenn die, so singen oder küssen,
mehr als die Tiefgelehrten wissen,
wenn sich die Welt ins freie Leben
und in die Welt wird zurückbegeben,
wenn dann sich wieder Licht und Schatten
zu echter Klarheit werden gatten
und man in Märchen und Gedichten
erkennt die wahren Weltgeschichten,
dann fliegt vor einem geheimen Wort
das ganze verkehrte Wesen fort.
sind Schlüssel aller Kreaturen,
wenn die, so singen oder küssen,
mehr als die Tiefgelehrten wissen,
wenn sich die Welt ins freie Leben
und in die Welt wird zurückbegeben,
wenn dann sich wieder Licht und Schatten
zu echter Klarheit werden gatten
und man in Märchen und Gedichten
erkennt die wahren Weltgeschichten,
dann fliegt vor einem geheimen Wort
das ganze verkehrte Wesen fort.
Ich bin mir sicher, dass Nicolas Gomez Davila und Matthias Matussek das unterschreiben würden.
Und es ist, ich wiederhole es, ein wunderbares Gedicht – und ein gefährliches. Das Gefährliche liegt in der Entgegensetzung von „Zahlen und Kolumnen“ einerseits und wahrem Leben andererseits, und im Wunsch, „das ganze verkehrte Wesen“ – die Wissenschaft nämlich – werde „fortfliegen“.
Natürlich gab und gibt es Naturwissenschaftler, die nicht nur methodisch, sondern auch emotional und philosophisch Reduktionisten waren und sind. In der früheren DDR etwa wurde die Naturwissenschaft oft genug so gelehrt. Aber eben so klar ist es, „dass die, so singen oder küssen, mehr als die Tiefgelehrten wissen“ – nur eben nicht unbedingt etwas über Hormonen und Harmonielehre.
Es ist eben eine andere Art von Wissen, und wir haben inzwischen erfahren, dass wir einerseits wissen können, was chemisch in uns vorgeht, wenn wir uns verlieben, oder warum ein bestimmter Rhythmus uns mitnimmt, dass dieses Wissen aber keineswegs bedeutet, dass die Liebe weniger zauberhaft oder ein Lied der Rolling Stones uns weniger in die Beine und die Seele geht. Das heißt, wir wissen, dass „Zahlen und Figuren“ nicht „Schlüssel aller Kreaturen“ sind; aber wir können nicht gegen das Faktum des Genoms – oder besser: gegen die Fakten der Genetik und Epigenetik – einfach Dinge behaupten wie dass die Intelligenz erblich ist oder dass wir deshalb krank werden, weil uns Gott für unsere Sünden bestrafen will.
Das Interessante ist, dass sowohl Nationalsozialismus als auch Sozialismus – jedenfalls in seiner Marx’schen Variante – sich zwar als Kinder der Moderne präsentieren, in Wirklichkeit aber Ausdruck jener Abkehr von der Moderne sind, die Novalis als Utopie beschreibt.
Bei den Nazis mit ihrer Betonung des Mythos, der „Stimme des Blutes“, der Esoterik und der Rasse, mit ihrer Ablehnung „jüdischer“ Wissenschaft wie der Relativitätstheorie usw. ist das relativ klar, auch wenn heutige Reaktionäre genau das leugnen, wie schon Theodor Adorno mit seiner „Dialektik der Aufklärung“, die instrumentelle und existenzielle Vernunft verwechselt. Bei den Kommunisten ist das weniger klar, weil sie ja auf den Erkenntnissen der klassischen politischen Ökonomie und den Naturwissenschaften aufbauen, wenn Marx auch sowohl Adam Smith als auch Charles Darwin missverstanden hat. Man betrachte aber folgende oft zitierte Passage aus dem „Kommunistischen Manifest“:
„Die Bourgeoisie, wo sie zur Herrschaft gekommen, hat alle feudalen, patriarchalischen, idyllischen Verhältnisse zerstört. Sie hat die buntscheckigen Feudalbande, die den Menschen an seinen natürlichen Vorgesetzten knüpften, unbarmherzig zerrissen und kein anderes Band zwischen Mensch und Mensch übriggelasssen als das nackte Interesse, als die gefühllose „bare Zahlung“. Sie hat die heiligen Schauer der frommen Schwärmerei, der ritterlichen Begeisterung, der spießbürgerlichen Wehmut in dem eiskalten Wasser egoistischer Berechnung ertränkt. Sie hat die persönliche Wurde in den Tauschwert aufgelöst und an die Stelle der zahllosen verbrieften und wohlerworbenen Freiheiten die eine gewissenlose Handelsfreiheit gesetzt. Sie hat, mit einem Wort, an die Stelle der mit religiösen und politischen Illusionen verhüllten Ausbeutung die offene, unverschämte, direkte, dürre Ausbeutung gesetzt. Die Bourgeoisie hat alle bisher ehrwürdigen und mit frommer Scheu betrachteten Tätigkeiten ihres Heiligenscheins entkleidet. Sie hat den Arzt, den Juristen, den Pfaffen, den Poeten, den Mann der Wissenschaft in ihre bezahlten Lohnarbeiter verwandelt. Die Bourgeoisie hat dem Familienverhältnis seinen rührend-sentimentalen Schleier abgerissen und es auf ein reines Geldverhältnis zurückgeführt.“
Das ist, im Grunde genommen, die Klage des Novalis: die Menschen sind zu „Zahlen und Figuren“ verkommen – Marx ergänzt nur: im Kassenbuch der Bourgeoisie. Und im Kern läuft der Kommunismus auf das Versprechen hinaus, diese Reduktion des Menschen auf den homo oeconomicus, aller „frommen Schauer“ durch „egoistische Berechung“, aller sozialen Beziehungen auf „bare Zahlung“ in der kommenden kommunistischen Utopie „aufzuheben“, wie es Marx in Anlehnung an Hegel gern formulierte.
Deshalb beruht der Marxismus, man muss es eigentlich nicht betonen, nicht auf Fakten, sondern auf einem utopischen Erlösungsversprechen; und wie jede Erlösungsreligion tut sie alles Erdenkliche, um sich gegen die Fakten zu immunisieren. Kein Wunder, dass Stalin am Ende seines Lebens beim Kampf gegen die „bürgerliche Wissenschaft“ der Genetik landet. Und beim Antisemitismus, aber das nur nebenbei.
Dabei vollzieht der Marxismus nur nach, was ihm das Christentum vormacht, das ja, wie Joseph Ratzinger es einmal zutreffend formuliert hat, ursprünglich eine „physikalische Religion“ ist und sich gerade dadurch von den Sagen und Mythen der Griechen, Römer, Perser, Ägypter und Juden unterscheidet. Mehr darüber vielleicht nächste Woche.
Um aber zum Ausgangspunkt zurückzukommen: modern sein heißt vor allem die Heiligkeit der Fakten respektieren. Und jede reaktionäre Wende beginnt damit (oder endet darin), die Fakten zu leugnen – oder, was nur eine Variante davonist, die Existenz von Fakten zu bestreiten. Und zwar oft genug im Namen der Freiheit („wenn sich die Welt ins freie Leben… wird zurückbegeben“). Denn anders als es die Reaktionäre behaupten, besteht die Moderne keineswegs im Verkünden einer absoluten Freiheit. Sondern vielmehr darin, die Begrenzung des Denkens durch die Fakten anzuerkennen. Für viele ist diese Begrenzung ärger als jene durch eine noch so irrwitzige Dogmatik. Nicht die Überheblichkeit ist das Kennzeichen des modernen Menschen. Sondern die Bescheidenheit.
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@Roland Ziegler: Richtig, und mit Zahlen können inzwischen sogar altbekannte Tatsachen(a priori erfahren) bewiesen oder untermauert werden.
Mit neuer Medizinerkenntnis(untersucht anhand Verarbeitung von Zahlen, Computertechnik) hat die Wissenschaft festgestellt, wo das „Unrechtsbewußtsein“ beim Menschen sitzt, so etwas unterhalb des Haaransatzes, und ebenso, daß es faktisch Menschen ohne Unrechtsbewußtsein gibt. Bei denen ist dieses“Organ“ faktisch nicht vorhanden.
Die Menschheit hat das lange vermutet, jetzt wurde dies anhand von Zahlen bewiesen.
Ich bezweifle lediglich die absolute Ausschließlichkeit der Zahlen. Im Kontext mit anderen Begrifflichkeiten stehen die Zahlen als Fakt natürlich an vorderer Stelle.
…und wieso sind Zahlen eigentlich profan und stehen der Liebe gegenüber? Mathematiker lieben Zahlen. Nur weil man das nicht versteht, darf man ihnen die Liebe nicht absprechen.
@Parisien: Nein: „Unumstößlichkeit der Fakten“ ist sogar noch unpassender. Neue Erkenntnisse können bisherige Faktenannahmen umstoßen und in den Bereich des Irrtums verweisen. Dies passiert z.B. bei Gerichtsverfahren, wenn im Zuge einer Revision aufgrund „neuer Erkenntnisse“ das alte Urteil aufgehoben wird.
Fakten sind Entscheidungskriterien; sie sind weder heilig noch unumstößlich. Gerade ihre Umstößlichkeit macht ihre Kraft aus, denn nur wenn sie prinzipiell umstößlich sind, lohnt sich überhaupt eine Diskussion der Fakten. Diese Faktendiskussionen machen die Theoriebildungen der Moderne aus: Jede Sicherheit wird unter die Lupe genommen, jede Faktenlage hinterfragt, alles ist kippelig, erst im Zusammenspiel mit den flexiblen, faktenbezogenen Theorien ergibt sich prozessual eine einigermaßen „wetterfeste und erdbebensichere“ Faktenlage.
Noch einmal zu den Zahlen und Figuren (Novalis schlägt Sie natürlich bei mir in diesem Post von Ihnen, A.P., aber Ihre Bescheidenheit(?) dürfte das gestatten):
Zahlen sind wichtig, wichtiger als Fakten, die oft umstritten sind. Zahlen sind wichtig in der Ökonomie, der Architektur bzw. Statik, dem Auto-, ICE- oder Flugzeugbau, der Software etc. Sie sind wichtiger als zu Novalis` Zeiten, als es keine Hochhäuser, Flugzeuge oder die Golden Gate Bridge gab.
Aber Zahlen sind lästig, wenn sie Gefühle unterdrücken, Mitgefühl zum Beispiel. Wenn z.B. ein Tsunami mal nur 100 Tote zur Folge haben würde, wäre das nur noch eine kleine Nachricht nach Thailand oder Japan. Wenn ein Erdbeben nicht die Auswirkungen hat, die das in Haiti hatte, ist es bald nur noch ein Gähnverursacher. Das macht Fußball so interessant. Keine Methode der Welt kann bewirken, dass eine Mannschaft regelmäßig zehn Tore macht statt einem oder zwei. Das ist ein kreativer Teamsport und manchmal für Einige eine Art Religion. Wer ihn nicht mag, hat was versäumt.
Zahlen sind wichtig, aber profan. Wie Posener oben schreibt, ist das andere die Liebe. Der andere Stoff. Auch die Krankheit oder das Leid sind aus anderem Gewebe. Und hier ist Religion wichtig. Die KIrchen wissen, dass die schärfsten Atheisten zu ihnen zurückkommen können, wenn es ihnen ans Leder geht, oder wenn sie alt werden oder auch nur verarmen. Daher ist beides wichtig. Und Christopher Hitchens, den ich übrigens großartig und konsequent fand, ist eine Ausnahme.
Mitgefühl darf nicht von Zahlen abhängig sein. Mitgefühl ist aus anderem Stoff als der Eiffelturm. Der ist aus Stahl und einer berechneten Statik. Insofern ist der Ausdruck „sanctity“ von Deborah Lippstadt gerechtfertigt, aber vielleicht eher so: „Sanctity of the deceased“. Sakrament.
@ Roland Ziegler
Sie schrieben:
„Sie haben recht, dass Posener eine unpassende Religiösität in die Moderne einschmuggelt. Transzendenz durch die Hintertür, sozusagen.“
Tut er gar nicht. Er zitiert Deborah Lippstadt, nimmt den Ausdruck auf und stellt ihn zur Diskussiom.
Ob der Ausdruck glücklich ist, ist eine andere Frage. Im Englischen ist er geläufig. Man sollte ihn vielleicht als „Unumstößlichkeit der Fakten“ betrachten. Das passt zu einem mathematisch-technisch durchgestyleten Land wie Deutschland vielleicht besser.
In Deutschland – „Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren“, bleiben wohl stehen alle Uhren. Daher gab es sie, die Romantiker. Sie waren auch poetische Revoluzzer, und der Mentor von Novalis war Schiller, Apostata, Revoluzzer.
In Frankreich: St.Exupéry, in Prosa, dasselbe. Der Kleine Prinz. Transzendenz gegen Zahlen. Köstliche Szene: Nach mehreren Fehlversuchen im Zeichnen eines Schafs wird der Pilot schroff und malt eine Kiste mit drei Löchern, der Rest bleibt der Phantasie überlassen.
Auch in Bezug auf den Holocaust mag „sanctity of facts“ heute ein unglücklicher Ausdruck sein, weil den Israelis bzw. Juden von Antisemiten vorgeworfen wird, ihn zum Heiligtum zu erheben. Zitat einer Naturwissenschaftlerin: Alternativlos. Ein Factum, eine historische Tatsache, ist alternativlos. Daher müsste man Holocaustleugner an sich auslachen. Doch da das Thema so heiß ist, geht das nicht, zu ernst zum Lachen. Es geht ihnen um Zahlen, Holocaustleugnern, schon klar, nicht wahr, Zahlen und Zahlungen.
Ich stelle ein verwegenes Extrem auf, reine Phantasie, keine Faktem, ein Spiel: Und wenn es nur eine Familie gewesen wäre? Antwort: Schlimm genug. Und jetzt lade ich ein, an die Familie Fogel zu denken.
Und an diesen Satz aus dem Talmud: „Wer nur ein Leben rettet, rettet die ganze Welt.“
Wer aber über Tote diskutiert, ihnen ihre Ruhe verweigert, rettet niemanden. Es ist destruktiv. Und er ist sicher eins: Unheilig.
R.E.G.: Ich habe mir schon mit 20 gewünscht mindestens 250 jahre alt zu werden, alle antiken Sprachen zu beherrschen und die Archive des Vatikan durchforsten zu können.
… und warum der Tag nur 24 Stunden hat, von denen man auch noch ein gutes Dritteln ‚verpennen‘ muss, wäre – ich denke ähnlich – meine Frage an ‚ganz oben‘. 😉
@ Lyoner
Da habe ich was in den falschen Hals gekriegt in einem Post von Ihnen, der nur so wimmelte von Frankensteins Monster. Wenn man den überfliegt, liest man hintereinander „Gestell“, „Torso“ (armer Rilke), „Zucht“, „Menschenzüchtung“, „Menschenpark“, wow.
Davor „Quarantäne“. Der Post ekelte mich etwas an, die Ausdrücke. Ich muss wohl danach geträumt haben, dass Sie Broder in „Quarantäne“ schicken wollten. In Wirklichkeit sagten Sie, Sie seien froh, dass Posener und sein „Freund“ Broder Sie selbst nicht in Quarantäne schicken könnten. Mea culpa, sorry.
Positiv an dem Post war, was Sie lieben. Fußball z.b. Der Saukraxler war einfach cool gestern Abend.
Noch kleines Fakten Beispiel. Vor ungefähr einer Woche hat die Bild verkündet, daß endlich ein Wundermittel gegen Krebs gefunden wurde.
Wir NICHT-BILDLESER wissen, wie es sich mit den Fakten tatsächlich verhält.
Was für mich Beweis dafür ist, daß in einer Mediengesellschaft schnell Halbwahrheiten zu Fakten werden, proportional sich zu Fakten entwickeln mit der Häufigkeit der Verbreitung!
@parisiene: Nachfolgenden Absatz von Ihnen finde ich ebenso richtig, wie tragikomisch, und ich gehe davon aus, daß so viel Ironie wie Kenntnis in dieser Bemerkung steckt:
„Deswegen ist es bedauerlich, dass er nicht Katholik war, denn nur die katholische Kirche hat das Know-How, so etwas zu überprüfen auf Wahnsinn vs. valide Erscheinung. Und die Möglichkeit, dass er selig oder gar heilig gesprochen worden wäre, ist nicht abwegig..“
Nicht selten in der Geschichte, auch der RKK, wurde ein früheres Wunder Jahrhunderte später durch Fakten entmystifiziert. Was aber den Glauben nicht erschüttert hat, eher befördert. Denn wenn bestimmte Mittel, Wasser, Salze oder andere Dinge schon vor hunderten Jahren „wundertätige“ Wirkung hatten, und dies von Heiligen usw. propagiert wurden, und dann Jahrhunderte später oft die sog. Wunderwirkung durch Fakten erklärt wurde, müßen ja die Wundertäter- und Verkünder ein tiefes und sogar göttliches Wissen um die Heilkräfte des Kosmos besessen haben. Und dieses Wissen wurde weiter gegeben, also gehört es zu den Erkenntnissen a priori.
Ich habe mir schon mit 20 gewünscht mindestens 250 jahre alt zu werden, alle antiken Sprachen zu beherrschen und die Archive des Vatikan durchforsten zu können. All die Erkenntnisse und Kenntnisse die dort verborgen sind ,oder werden, könnten die Einschätzung der Menschheitsgeschichte
gravierend verändern.
Von Anfang dieser Diskussion an, fand ich den religiösen Begriff“Heiligkeit“ in Zusammenhang mit dem eher wissenschaftlichen Begriff“Faktum“ hochinteressant.
Ebenso die sog.“Diktatur der Wahrheit“.Rationalität und Spiritualität gehen hier eine eher Liebesheirat ein, als eine Vernunftehe.
Diesen Begriffen würde ich die Erkenntnislehre von Kant, Erkenntnisse a priori und post priori hinzufügen, bzw. entgegensetzen – je nach Gusto – dann wird es noch wesentlich interessanter.
@Lyoner: Bitte korrigieren Sie sich, das war meine starke Meinung:
Eine wissenschaftliche These z.B. muß begründet werden, eine Behauptung bewiesen, eine Analyse begründet. Eine Meinung aber muß nicht belegt werden!!
Ich halte meine Meinung weder für bindend für andere, noch bin ich der Meinung, daß sie immer richtig ist.
Allerdings versuche ich sie beinahe ausschließlich mit meinen eigenen Gedanken zu erklären.
Die beeindruckendsten”Meinungen” hier sind diese, die sich nicht fortwährend mit entsprechenden Quellennachweisen anderer Meinungen rückversichern
@Lyoner: Sie haben recht, dass Posener eine unpassende Religiösität in die Moderne einschmuggelt. Transzendenz durch die Hintertür, sozusagen. Allerdings haben Sie unrecht, wenn Sie sagen, dass die „Heiligkeit der Tatsachen“ implizieren würde, dass es ein Sakrileg wäre, bestimmte Tatsachen wie den Holocaust zu bestreiten. Im Gegenteil ist es ein grundsätzlicher Vorteil der Fakten gegenüber Glaubenssätzen, bestritten werden zu dürfen. Die verschiedenen wissenschaftlichen Theorien der Moderne schälen sich im Prozess der Faktendiskussion heraus. Einige Fakten werden durch solche Diskussionen stärker, andere werden als Irrtümer fallengelassen. Bei heiligen Schriften ist eine Diskussion nur bei der Frage möglich, wie man die göttlichen Sätze richtig versteht, nicht ob sie zutreffen oder nicht – das ist von vornherein sichergestellt. Deshalb meine auch ich: Fakten sind diskutabel, d.h. profan. Ihre Heiligkeit, wenn es sie denn gibt, liegt in ihrer Überzeugungskraft. (Eine andere Heiligkeit ließe sich möglicherweise im Zusammenhang verorten, in der globalen Aussage aller Fakten.)
@ Rita E. Groda:
Danke für Ihren Hinweis auf Novalis. Ich bin mit ihm gut versorgt, zweimal Roder und dreimal Kluckhahn/Samuel vom Kohlhammer-Verlag. Meist fehlt mir die Zeit, mal ‚reinzuschauen, was immer mindestens nachdenklich macht. Ich kann es auch nicht zu lange. Er war ein glühender Mensch, eine reine Seele, eine Art Moses im Dornbusch.
Er wurde schon des Öfteren von der jeweiligen Moderne für bekloppt erklärt, weil er behauptete, Jesus gesehen zu haben. Deswegen ist es bedauerlich, dass er nicht Katholik war, denn nur die katholische Kirche hat das Know-How, so etwas zu überprüfen auf Wahnsinn vs. valide Erscheinung. Und die Möglichkeit, dass er selig oder gar heilig gesprochen worden wäre, ist nicht abwegig.
Wie immer man über so etwas denkt, aber es sind schon Menschen nach Lourdes gefahren und wieder gesund geworden. Manchmal, wenn die Fakten und medizinischen Möglichkeiten dünn werden, hilft der Glauben. Er scheint das Immunsystem zu stärken und die Medizin, die Wissenschaft zu unterstützen.
Das Gefährlichste für sowohl die Wissenschaft als auch die Kirchen wäre vielleicht sogar die totale Spaltung. Diesbzüglich ist auch der Eintrag von Torsten Zeiß interessant. Die gegenseitige Befruchtung ist wichtiger. Daher bin ich froh, dass wir in Deutschland Ethikdebatten haben, denn Dr.Frankenstein alias Mengele hatten wir schon.
Es ist ja offensichtlich, dass nichts dem Begriff der Moderne, angefangen von Descartes Discours de la méthode mit dem methodischen Zweifel bis zu Poppers Falsifikationstheorem, dass die Qualität einer Theorie umso mehr wächst, je besser sie falsifizierbar ist und je höher der Grad ihrer Bewährung, ferner liegt als Poseners Theorem von der „Heiligkeit der Tatsachen“. Dies ist ein vormodernes Konstrukt, versucht eine religiöse Bestimmung in unsere profane Welt einzuschmuggeln. Wer dann die „Heiligkeit der Tatsachen“ in Frage stellt, begeht dann notwendigerweise ein Sakrileg, ein Vergehen gegen etwas Heiliges, eine Häresie. Und der muss man mit allen Mitteln, mindestens einer Strafandrohung, entgegentreten. Poseners Postulat ist hinsichtlich der Kriterien der Moderne derartig daneben, dass man es schnell und ohne großen Aufwand in die Rumpelkammer der Torheiten fegen kann. Umso interessanter ist die Frage, warum und warum mit einem solchen Brustton der Überzeugung ein kluger und belesener Mann wie Posener uns dies auftischt. Und hier, lieber Parisien und lieber KJN, ist eben nicht unerheblich, in welchem Bezug Posener die „Heiligkeit der Tatsachen“ einführt, nämlich eben in Bezug auf den Holocaust. Dieser soll nicht nur als eine Tatsache, sondern als eine Heilige Tatsache anerkannt werden und außer Zweifel stehen. Nun, man kann in unserer westlichen Welt an allem zweifeln, nicht nur an Gott, sondern auch an der Weisheit unserer Führer, an der Apollo-Mission, am Warren-Bericht, am Tod von Elvis, an der Darwinschen Evolutionslehre, an der Urknalltheorie, an der Relativitätstheorie und und und … Ich habe nie begriffen, warum man den Holocaust tabuisiert und Zweifel unter Strafandrohung stellt, ich habe nie begriffen, warum das die Faktizität des Holocaust sicherstellen soll. Ich meine, dadurch bewirkt man eher das Gegenteil. Kann mir jemand hier den Nutzen nennen?
Gleichwohl, ich halte es für essentiell, sich an die Fakten zu halten. Insofern bitte ich Sie, lieber Parisien, mir zu zeigen, wo ich gefordert habe, dass Broder ruhig gestellt werden sollte. Das würde mich sehr interessieren. Im übrigen habe ich Posener nicht deswegen einen Krypto-Religiösen genannt, weil er den Holocaust als Factum bezeichnet hat, sondern als „Heilige Tatsache“. So viel Genauigkeit sollte auch bei einem meinungsstarken Diskussionspartner gegeben sein, der wie Sie schreibt:
„Eine wissenschaftliche These z.B. muß begründet werden, eine Behauptung bewiesen, eine Analyse begründet. Eine Meinung aber muß nicht belegt werden!!
Ich halte meine Meinung weder für bindend für andere, noch bin ich der Meinung, daß sie immer richtig ist.
Allerdings versuche ich sie beinahe ausschließlich mit meinen eigenen Gedanken zu erklären.
Die beeindruckendsten”Meinungen” hier sind diese, die sich nicht fortwährend mit entsprechenden Quellennachweisen anderer Meinungen rückversichern.“
Lieber KJN, dass Posener auch andere Themen hat, weiß ich wohl; hier allerdings hat er (nicht ich) den Holocaust als Heilige Tatsache in die Debatte eingeführt, da beisst doch keine Maus einen Faden ab?
APo: Der Relativismus der Moderne richtet sich freilich gegen die Diktatur der Wahrheit, indem er eben sagt, dass jede Theorie unter Vorbehalt steht, weil sie durch Fakten widerlegt werden kann.
… nicht logisch, denn wer oder was immer die Wahrheit als Diktatur empfindet – ist nicht ‚aus der Wahrheit‘.
Und, vielen Dank assangista, Fakten sind beliebig einsetzbar, ihre Verbindung macht sie erst zu Argumenten, die Seiten zugeordnet werden. Ergo: Die ‚Fakten‘ werden von der jeweils ‚herrschenden, sich selbst überhöhten Macht‘ beliebig bestimmt.
Wie ich geschrieben habe: die ‚Moderne‘ steht in der Realität für Wertezerfall. Für ‚vermodern‘.
q.e.d.
Ich gebe zu, dass zwei mal zwei gleich vier eine fabelhafte Sache ist; aber wenn man schon alles lobt, so ist auch zwei mal zwei gleich fünf mitunter ein allerliebstes Sächelchen…
…lässt Dostojewski den Bewohner des Kellerlochs sagen. Dieser steht als literarisches Exempel für die Leugnung der Fakten im Namen der Freiheit, von der Alan Posener spricht. Dass man das Christentum nicht leichtfertig mit dem Label der antimodernen Faktenleugner versehen sollte, darauf verweist schon sein Ratzinger-Zitat. Deshalb darf man auf den für nächste Woche angekündigten Artikel gespannt sein. Denn hat nicht das Christentum mit seiner Abkehr vom archaischen Opferkult und der „Erfindung“ des Mitleids für die unschuldig Dahingeschlachteten überhaupt erst die Grundlage geschaffen für eine vorurteilsfreie Wissenschaft? Konnte man nicht erst nach dem Ende der archaischen Götter fragen, wer oder was wirklich für die äußeren Gewalten verantwortlich ist, mit denen der Mensch seit jeher kämpft? Und hat das Christentum nicht an die Stelle des zugleich verfluchten und alles heilig machenden Opfers/Gottes den konkret leidenden Menschen gesetzt? „Nicht weil die Menschen die Wissenschaft erfunden haben, haben sie mit der Hexenverfolgung aufgehört, sondern weil sie mit der Hexenjagd aufgehört haben, haben sie die Wissenschaft erfunden“, sagt René Girard in „Der Sündenbock“. Und mit der Hexenjagd haben sie in dem Moment aufgehört, in dem ihnen im Zuge der jüdisch-christlichen Tradition klar wurde, dass die Hexen keine Hexen, sondern ganz normale Menschen sind. Daran ändert die Tatsache nichts, dass paradoxerweise auch die christlichen Institutionen immer wieder in das archaische Denken zurückgefallen und selbst zum Hexenjäger geworden sind.
@ Don Camillo: Das war natürlich Joseph Ratzinger. Es ist natürlich absurd, ausgerechnet der Moderne eine „Diktatur des Relativismus“ zu unterstellen. Die Moderne steht vielmehr unter der Diktatur der Fakten. Ich kann nicht einfach behaupten, die Sonne drehe sich um die Erde, oder es gebe Partikel, die schneller fliegen als das Licht, Rassen könne man anhand eines „allen gemeinsamen Gens“ (Sarrazin) bestimmen und dergleichen mehr. Der Relativismus der Moderne richtet sich freilich gegen die Diktatur der Wahrheit, indem er eben sagt, dass jede Theorie unter Vorbehalt steht, weil sie durch Fakten widerlegt werden kann.
@ Tom Bac: Mitnichten bestreite ich die Fortschritte der Wissenschaften, auch bei der Unterscheidung von Faktum und Vorurteil. Aber ich behaupte, dass diese Unterscheidung „nicht leicht“ ist. Und das wird (auch) durch die Diskussion hier belegt.
…und nicht zu vergessen: der Hauptvorteil der modernen Fakten ist ihre gewaltige Überzeugungskraft, ihre Wahrhaftigkeit. Vielleicht ist diese Überzeugungskraft etwas, das man berechtigterweise „heilig“ nennen könnte. Schriften, Lehre oder Kirche braucht diese „Heiligkeit der Fakten“ jedenfalls nicht.
…Ich finde, man sollte nicht alle Vorteile gleichermaßen einzuheimsen versuchen. Bescheidenheit und Heiligkeit sollte man da lassen, wo sie hingehören: in die Religiösität (nicht zu verwechseln mit der Kirche). Unsere moderne Gesellschaft ist unbescheiden und profan, bohrend neugierig und kreativ, voller Verscuhe und Irrtümer. Das sind ihre Vorteile, nicht Heiligkeit und Bescheidenheit.
Sind Fakten wirklich heilig? Wenn alle Fakten gleichermaßen „heilig“ wären, dann gäbe es nichts Beobachtbares, was nicht heilig oder auch nur etwas weniger heilig wäre. Und das Unheilige wäre dem Bereich des Beobachtbaren entzogen. Ein paradoxer Befund: Normalerweise würde man im Gegenteil erwarten, dass gerade das Heilige nicht beobachtbar ist. Fakten kann man schlecht vergöttern; es befinden sich auch sehr unangenehme (wie der Holocaust) darunter. Ist der Holocaust wie alle anderen Fakten „heilig“? Das scheint mir doch sehr unpassend. Heiligkeit bzw. Religiösität setzt einen definierten Bestand an Schriften (oder meinetwegen Lehren) voraus, aus denen sich (vermeintlich) die eigentliche Wahrheit ergibt.
Sind Fakten bescheiden? Schnell gerät man in die Versuchung anzunehmen, alles wäre anhand der Faktenlese durchschaubar, alles wäre machbar, eine Technikgläubigkeit erwächst, die bestimmt nicht bescheiden, aber modern ist. Die Annahme dagegen, dass das Wesentliche nicht mit den Augen als ein raumzeitliches Faktum zu sehen ist, sondern sich in ewigen Schriften offenbart, würde ich nicht unbescheiden nennen. Sie ist nicht besonders wahrscheinlich, aber dieses Urteil aus der Faktizität ist sicher wieder keine bescheidene Aussage.
Mein Fazit: Fakten sind weder bescheiden noch heilig, aber durchaus – im Kontext mit den veränderlichen Theorien, mit denen sie wechselwirken – Wahrzeichen der Moderne.
@Roland Ziegler
„2+2=4, es regnet..“
Das ist Wahr /Wahrheit, letzteres ggf., innerhalb eines vereinbarten Denksystems. Durch diese Axiomatik entsteht ein Gefühl von Beobachtungssicherheit, Objektivität (wir hatten das schon mal hier).
„“ADS bedeutet Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom” u.ä. Solche (tautologischen) Sätze können ebenfalls wahr oder falsch sein; sie werden durch einen Abgleich mit der Theorie (z.B. Nachschlagen im Mathebuch oder Besuch bei Wikipedia) als wahr oder falsch erkannt. Solche Sätze sagen aber nicht Fakten aus, höchstens theoriebezogene Fakten.“
Genau, und die sind natürlich nicht „heilig“, denn die Theorie kann ja geändert werden. Dies darf aber (so empfinde ich moralisch) nur geändert werden, wenn sie die Wirklichkeit besser beschreiben, z.B. Beschwerden („Krankheiten“), das Klima oder das Universum. Soweit klar.
Insofern das Wort „Fakten“ sich auf Aspekte dieser Wirklichkeit (Beobachtungen) bezieht, stimme ich mit Alan Posener überein, daß diese „Fakten“ natürlich heilig sind – wäre ich religös, würde ich sagen, sie repräsentieren Gott, dem wir uns mit unseren Forschungen nur annähern können.
Der Unterschied bei der Erkenntnisfindung der Moderne zum (in Europa scholastischen) Mittelalter liegt für mich darin, daß die Empirie, der Beobachtung seit der Aufklärung mehr Bedeutung zukommt. Die vorwiegend deduktive Arbeitsweise z.B. Newtons wurde durch induktive Methoden ergänzt. Und Gott wurde insofern aus der Wissenschaft „entfernt“, als daß er nicht mehr die Schlussfolgerung jeder Überlegung sein musste, wie im Mittelalter. Das Aufbäumen der „Salonkatholiken“, die sich gerne bei den Traditionalisten und den Piusbrüdern wiederfinden, bezieht sich genau darauf, auf die Deutungshoheit über die Wirklichkeit. Nur für sie (und die Wissenschaftsgläubigen) wurde die Heiligkeit Gottes durch die Heiligkeit der „Fakten“ ersetzt, weil sie der Wissenschaft per se eine Hybris unterstellen. Von daher ist der Hinweis Poseners auf die „Bescheidenheit“ des (ersthaft denkenden) „modernen Menschen“ völlig richtig.
Wer also die „Fakten“ (ich sage lieber „Beobachtungen“) leugnet, hat Ziele, die nicht unbedingt allen nützen. Diese Leute finden sich allerdings auch reichlich bei den Wissenschaftsgläubigen.
(Besser kann ich das nicht ausdrücken, was in etwa vorher schon geschrieben hatte, mir aber zu knapp und undeutlich erschien).
@Parisien
„Ich glaube es war KJN, der darauf hinwies, dass Poseners großes Verdienst ist, seine Leser zu Wort kommen zu lassen.“
Das war EJ, aber ich schließe mich da an. Auch ist die Diskussion hier freimütiger, als anderswo.
@ Alan Posener
Lassen Sie sich mal länger auf die Abendmahlshymne („Wer jemals“) ein. Ich habe Jahre gebraucht, um sie ansatzweise zu verstehen. Zwischendurch habe ich sie weggelegt, soll heißen, wie einen Schleier davor gezogen. Sie ist Allerheiligstes. Ein Gedicht über die Eucharistie von einem Protestanten aus allerdings Herrnhuter Umfeld. Es ist, als schaute man mitten hinein in eine sehr intime Beziehung zwischen Novalis und Gott. Er, Novalis, lässt uns dort an etwas sehr Großem teilhaben.
Etwas so Großes sehe ich ähnlich in des Paulus Hohelied der Liebe, Korinther 1,15 und, anders, im Hohelied des Salomo.
Alles hintereinander gelesen und dann noch Hafiz, damn habe ich eine Ahnung, was Hans Küng meint.
Dafür habe ich die Ringparabel nicht gelesen. Es wird Zeit. Trotzdem muss man sich gegen die fundamentalistischen Zumutungen, die alles zuschütten inclusive Hafiz, wehren, auch im Sinne der Muslime.
@ Don Camillo: Tippte bei Ihrem Ausschnitt auf alternativ Habermas, Schirrmacher und den Papst.
Auch interessant, Paulus als modern zu bezeichnen. Man muss dem zustimmen, aber nur, wenn man die Anmerkungen des Apostels aus dem Römerbrief über Homosexualität weglässt. Man kann auch sagen klar. Paulus war clarus, Relativismus ist eine trübe Brühe:
„Schärfer noch war die Deutung der zweiten Lesung, aus dem Brief des Apostels Paulus an die Epheser. Darin heißt es im vierten Kapitel über die „Reife des Glaubens“: „… daß wir nicht mehr unmündig seien und uns bewegen und umhertreiben lassen von jeglichem Wind der Lehre durch Bosheit der Menschen und Täuschungen, womit sie uns beschleichen und uns verführen“. Kardinal Ratzinger bezeichnete diese Worte des Apostels vor 2000 Jahren als „sehr aktuell“.
Als erstes nach seiner Wahlbesuchte der Papst diese Kirche:
http://de.wikipedia.org/wiki/S.....den_Mauern
@ Rita E. Groda:
Ich ziehe das von Ihnen mal hier ‚rein, weil ich das gut finde und es hierzu passt (aus Matussek):
Eine Meinung muß nicht belegt werden, es besteht keine Pflicht zur Rückversicherung, daß man auch ja die richtige Meinung hat(nämlich die, die andere schon und womöglich ohne großen Widerspruch geäußert haben).
Meinung ist eine äußerst subjektive Angelegenheit. Sie ist beeinflußt durch Herkunft, Bildung, äußere Umstände, Eindrücke und Erfahrugen ureigenster Art.
Und sie sollte auch permanent überprüft und bearbeitet werden.
Eine wissenschaftliche These z.B. muß begründet werden, eine Behauptung bewiesen, eine Analyse begründet. Eine Meinung aber muß nicht belegt werden!!
Ich halte meine Meinung weder für bindend für andere, noch bin ich der Meinung, daß sie immer richtig ist.
Allerdings versuche ich sie beinahe ausschließlich mit meinen eigenen Gedanken zu erklären.
Die beeindruckendsten”Meinungen” hier sind diese, die sich nicht fortwährend mit entsprechenden Quellennachweisen anderer Meinungen rückversichern.
Mir ist noch eine vierte Bedeutung aufgefallen, die Herr Posener seinen „Fakten“ beilegt, nämlich: „dass bestimmte Behauptungen nachprüfbar richtig, andere nachprüfbar falsch sind“. Hierbei werden weder Beobachtungen noch Begriffe noch Theorien angesprochen, sondern das Prinzip der Veri- bzw. Falsifikation von Behauptungen, d.h. von Sätzen. Ein „Fakt“ ist demnach das, was ein wahrer Satz aussagt.
Wann aber ist ein solcher Satz wahr? Das ist die entscheidende Frage, und da gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, die vom Satz abhängen. Eine Möglichkeit ist der Vergleich mit der Welt: „Es regnet“ ist dann eine wahre Behauptung, wenn es regnet. Eine andere Möglichkeit ist intrinsisch: „2+2=4“, „ADS bedeutet Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom“ u.ä. Solche (tautologischen) Sätze können ebenfalls wahr oder falsch sein; sie werden durch einen Abgleich mit der Theorie (z.B. Nachschlagen im Mathebuch oder Besuch bei Wikipedia) als wahr oder falsch erkannt. Solche Sätze sagen aber nicht Fakten aus, höchstens theoriebezogene Fakten.
Was bedeutet das für die Frage zur Modernität? Die Moderne eermittelt Wahrheit nicht länger in erster Linie durch einen Vergleich mit der Theorie (z.B. der Bibel oder dem Koran), sondern direkt mit der Welt. Dabei wird die Theorie schrittweise angepasst. Die tautologischen Sätze sind in der Minderheit.
In diesem Sinn gibt es keine „Heiligkeit der Fakten“, weil die Heiligkeit gerade die Übereinstimmung mit der „Schrift“, d.h. der Vergleich mit der Theorie, bedeutet. Übereinstimmung mit Gottes Geboten = Heiligkeit. Faktizität ist also etwas höchst Unheiliges, das an die Stelle der ehemaligen Heiligkeit getreten ist. Die profane Welt ist an die Stelle der heiligen Offenbarung getreten. Die Fakten sind nicht „heilig“, sondern profan. Das ist ihr entscheidender Vorteil, denn die Welt, die für ihr Bestehen bürgt, ist evident und stabil.
Was ist modern?
Nicht „Heiligkeit der Fakten“ (das war vielleicht im 19. Jhdt. „modern“),
sondern:
„Alles ist nur Hypothese.“
Ich möchte zur „Heiligkeit der Fakten“ noch einen Aspekt bringen, zu dem der Autor des Gedichtes einläd: Der Autor war Jurist, arbeitete zwischenzeitlich in einem Bergwerk und interessierte sich für Naturwissenschaften, Astronomie, Philosophie und Kunst. Goethe fand bekanntlich nebenbei den Zwischenkiefer und stellte die Farbenlehre auf. In seinem Haus am Frauenplan, Weimar, befinden sich seine Schränke, nach Art von Apothekenschränken mit vielen Schubladen, in denen er seine Forschungsobjekte aufbewahrte. Leonardo, rund 300 Jahre früher, war bekanntlich auch Anatom und stellte technische Objekte her.
Wir leider leben m.E. in einer Zeit zu großer und zu früher Spezialisierung. Wenn man sich auf etwas schmalbrüstig spezialisieren muss, glaubt man zwangsläufig irgendwann daran und leidet an Gesichtsfeldverengung so wie die meisten Politiker. Die Fakten sind dann oft sekundär. Eine Theorie muss bewiesen werden, passend zum Spezialgebiet, notfalls werden die Fakten verbogen, oder bestimmte Fakten werden weggelassen, wie z.B. eine Zeitlang, bevor das auffiel, die mittelalterliche Warmzeit in der Klimadebatte.
So empfindet man den gegenwärtigen Zustand nicht unbedingt als Moderne, sondern entweder als großes Lügengebäude oder als altertümlich ideologisch.
Die Romantiker und vor ihnen die Klassik dagegen wirken aufgeschlossen, neugierig und hochmodern, sehr viel moderner als manches heute. Und mit einer Lotte von Stein oder einer Bettina Brentano können heutzutage nicht allzu viele Frauen mithalten, so zumindest mein Eindruck, weil jene übergreifendes Allgemeinwissen hatten, die heutigen dagegegen nur um Details fechten, siehe die lächerliche Zankerei vor ca. zwei Jahren, die Alice Schwarzer gegen Kristina Schröder angefangen hat.
Die einzige Lösung ist, diese zu starke Spezialisierung zumindest auf Unis und Schulen wieder aufzulösen. Alternativ kommt nur ein hohes Maß an Meinungsaustausch und Faktenprüfung mit Offenheit gegenüber der anderen Meinung und den anderen Fakten in Frage.
PS: @ Lyoner: Wozu Holocaustdiskussionen nicht gehören!
@ Lyoner
Hahaha für Ihre Einlassung an mich.
Aber das von Alan Posener scheinen Sie nicht zu verstehen:
„Nicht die Überheblichkeit ist das Kennzeichen des modernen Menschen. Sondern die Bescheidenheit.“
Ich glaube es war KJN, der darauf hinwies, dass Poseners großes Verdienst ist, seine Leser zu Wort kommen zu lassen. Das ist das Gegenteil von Autorenüberheblichkeit. Es nervt, dass Sie am Holocaust ‚rumsägen, und es nervt erheblich, dass Sie im vorigen Posten mit „Gier“ ankamen und hier wagen, dem Sohn eines Juden Zündel gegenüberzustellen. In Ihrer Israelkritik, die Sie versuchen, zu belegen und als Teil von Meinungsfreiheit darstellen, ist Ihr Antisemitismus weniger evident als in Ihren persönlichen Frechheiten, wo Sie sagten, Sie wunschten sich einen Broder verbal ruhig gestellt und wo Sie Posener, den Sie zwar „anglikanischen Atheisten“ nannten, hier dagegen „Kryptoreligiösen“, als Dogmatiker bezeichnen, weil er den Holocaust als Factum bezeichnet.
Ja, er ist ein trauriges Factum, und ehrlich gesagt, wir Deutschen leiden nicht extrem (außer seelisch) unter den Verbrechen unserer Väter und Großväter. Wir durften nach dem Krieg wieder auf die Beine kommen. Die Israelis leben bedeutend gefährdeter als wir hier, dickbäuchig und satt auf unserer sicheren Insel mitten in Europa.
P.S. Mein Gedicht erhob keinen Anspruch auf Größe, es war in zwei Minuten für RZ formuliert worden, und Sie können mich damit nicht treffen. Wir wissen hier alle, dass sowieso Sie sich für den Größten halten aufgrund von Ihrem IQ, von dem Sie fest überzeugt sind, da Ihnen das Wesentliche der Religionen fehlt: Die Demut.
@parisiene: Sollten Sie weitere Lust auf Novalis haben, schauen Sie doch mal beim Philosophen Hardenberg rein:
http://books.google.de/books?i.....38;f=false
Sind zwar „ein paar Seiten“, bei entsprechendem Interesse liest sich das so spannend, wie ein Krimi.
Ich schätze sowohl Küng als auch Novalis.
Allerdings, nach gelegentlichem Nachdenken, irritiert mich der Begriff“ Heiligkeit der Fakten“
doch etwas.
Mit meinen sehr einfach strukturierten Gedanken versuche ich mich hier mit einer Gegenthese?
Sogenannte Fakten scheinen mir – nach der kurzen Erfahrung meines Lebens – eine Halbwertzeit zu haben, bzw. ein Haltbarkeitsdatum.
Alles in der Welt ändert sich ständig, ist (glücklicherweise) einer ständigen Weiterentwicklung unterworfen.
Jahrhundertelange Beständigkeit hatten nur wenige Fakten; daß der irdische Anfang eines(Menschen)Lebens bei der Geburt beginnt und mit dem Tode endet.
Das sind Fakten auf die sich die Menschheit bisher unbedingt verlassen konnte, zumindest bis jetzt und bis zum Beweis des Gegenteils.
Vor noch 100 Jahren war es ein unumstößlicher Fakt, daß Leben nur von Lebewesen erschaffen werden kann, heute können wir es im Reagenzglas. Wir haben uns mit der Gentechnik sowohl wunderbare, wie ebenso beängstigende Möglichkeiten geschaffen. Vor 100 Jahren war es Fakt, das dies nicht möglich ist.
Fakt ist z.B. das die Klimaveränderung verheerende Veränderungen der Lebensmöglichkeiten der Menschen auf dieser Erde bringen wird, oder kann.
Ebenso Fakt ist aber auch, daß die Isländer, durch die Erderwärmung, inzwischen sehr erfolgreich Tomaten und Gurken und sogar Erdbeeren produzieren
können, was für diese ein Segen ist.
Während ein Teil Europas im Meer versinken könnte, könnte der Ananas Pflanzer in Alaska von Strauss dereinst in den Bereich des Möglichen rücken.
Fakten, die es vor 100 Jahren nicht gab, die wir aber heute durchaus erkennen können.
Und dann gibt es auch noch die unterschiedliche Bewertung von Fakten, die die“Heiligkeit“ ein wenig in ein anderes Licht rücken.
Wieviele unumstößliche Fakten kennen Sie (alle), außer der angeblichen Tatsache, daß die Erde rund ist?
Da bin ich einfaches, blondes Lämmchen außerordentlich neugierig, welche Aufzählung von Fakten ich hier erleben kann.
Zitat: „Wider die Diktatur des Relativismus“
……“Dabei erscheint der Relativismus, das heißt, das Sich-treiben-lassen hierhin und dorthin von jedwedem Wind der Lehre, als die einzige Haltung auf der Höhe der Zeit. Es bildet sich eine Diktatur des Relativismus heraus, die nichts als definitiv anerkennt und die als letztes Maß nur das eigene Ich und seine Wünsche gelten läßt.“
…. na, wer hat´s gesagt?
http://www.faz.net/aktuell/kon.....27644.html
@Alan Posener: Ich lese, staune, grinse und bin versucht Ihnen (ausnahmsweise, wie viele irrtümlich meinen) sogar Recht zugeben.
Leider überholt bzw. überrollt mich gerade die Moderne, will sagen die Heiligkeit der Fakten, und die versetzt mich geradezu ins Mittelalter.
Ich hoffe, mein praktischer Ausflug, wird auch Sie ganz modern zum Grinsen bringen!
Da gab es gestern bei einer in der Familie befindlichen Eigentumswohnung unüberhörbaren Heizungslärm, der den Bewohner an den Rand des Wahnsinns brachte.
Nach meiner – als Bevollmächtigter – massiven Intervention, gab es unglaublich“faktische“ Beurteilungen der Situation.
Um bei der herrlich blumigen Sprache meiner Mit Kommentatoren zu bleiben; Ein Lahmer wollte einen Blinden beraten, eine 70-Jährige Schwerhörige einen besonders Hellhörigen.
Für die Hausverwaltung waren die Fakten: Weil diese, 50 km entfernt nichts hört (Ferndiagnose, herrlich) und der zuständige Heizungstechniker sich nicht im Lande befindet, gibt es faktisch kein Geräusch.
Da ich jetzt juristisch nicht unbeschlagen bin, glücklicherweise die richtigen Gutachter kenne und obendrein noch das Geräusch ebenfalls hören kann, wie mehrere Immobilienmakler, die dieses Objekt schon als unverkäuflich bezeichneten, wegen eben dieses Geräusches, wird es mir ein außerordentliches
und bösartiges Vergnügen sein, mich der Heiligkeit der Fakten zu bedienen und – ganz in Ihrem Sinne – der Moderne frönen.
In diesem Sinne, bleiben Sie heiter und glauben Sie weiter an die Heiligkeit der Fakten, bis auch Sie das Mittelater mal einholt, nicht nur in der RKK.
LG Ihre Landplage
Übrigens bedeutet für mich „Moderne“ (in Europa) die Überwindung der zwar logischen, aber auf’s Göttliche orientierte Denkungsart der Scholastik, bzw. deren Erweiterung: Das ergebnisoffene Denken (die These „es gibt keinen Gott“) wurde zugelassen.
Wer wirklich glaubt, den sollte das m.E. nicht berühren.
@Lyoner
„Die RKK wäre für Sie wohl in der Moderne angekommen, wenn Sie am Karfreitag den Jom HaShoa zelebrieren und am Ostersamstag den Israelischen Unabhängigkeitstag feiern würde. Höllen- und Himmelfahrt.“
Oh, Mann, Lyoner, geht’s denn überhaupt noch??
Anscheinend für Sie schwer zu verstehen, aber hier geht es ausnahmsweise mal nicht um Ihre „einzigwahren Freunde“, nicht um den „Holocaust“ und nicht um Juden. Schwer für Sie zu verstehen, aber selbst „Juden“, wie z.B. Posener können sich mit anderen Themen befassen, als mit dem „Holocaust“.
Anders, als Sie das vielleicht gelernt haben, geht es bei der „Leugnung des Holocausts“ nicht um sowas, wie ein Dogma, sondern um menschliche Anständigkeit.
Ja, tatsächlich, man kann auch ohne Dogma/Verbot anständig sein, aber manche eben nicht (q.e.d.), daher die (offensichtlich berechtigte) Sanktion.
Und hier geht es übrigens um eine Kritik am Idealisieren.
Sie sagen es doch selber: „Allmählich sollten wir doch dahinterkommen, die Geltungsbereiche der Religion und der Wissenschaft zu unterscheiden.“, was Sie aber gleich für Ihre Obsession nutzen „Wir Modernen sollten m.E. weder ein Holocaust-Dogma noch eine Israel-Religion errichten.“, was ekelhaft ist.
Was die „Heiligkeit der Fakten“ betrifft, sollten Sie Ihren Glauben mal überprüfen: Wenn ich (als Agnostiker) richtig glauben würde, stände hinter den Wundern dieser Welt, die ich als Naturwissenschaftler in meiner bescheidenen Nische versuchte zu ergründen, ein Gott, der keines Beweises bedarf, wie das derzeitige und frühere Päpste mit Hilfe z.B. des Castel Gandolfo und des Urknalls versuchen. Man ist sich wohl eher unsicher?
Hallo Herr Posener,
auch wenn sich dies polemisch anhört, ist dies nicht so g.meint:
Wenn man dies liest:
„ich habe im Artikel eingeräumt, dass die Abgrenzung von Faktum, Begriff und Theorie in der Praxis sehr schwer ist“
dann könnte man meinen in den letzten Jahrhunderten wäre im Bereich der Wissenschaftstheorie nicht geforscht worden und es gäbe keine klaren Abgrenzungen zwischen den Konstrukten Begriff, Faktum, Theorie.
Während das hier nicht weitergeht, habe ich ein wenig von und über Novalis gelesen. Hier ein Statement über ihn, dass Sie, Alan Posener, interessieren dürfte (aus Roder, Novalis):
„Diese Romantik, wie sie sich in Novalis verkörpert(…), lässt sich jedenfalls nicht verspotten wegen eines „naiven“ Glaubens an die poetische Verwandlung der Welt, nicht lästern wegen esoterischer Stimmungskunst, nicht abtun wegen der Wirkungen, die Ideologen verschiedener Couleur aus ihr abgeleitet haben. Da lässt sich eher umgekehrt fragen: Was wäre der Welt erspart geblieben, wenn mehr Menschen sich durch die sanfte Gewalt der Poesie des Novalis hätten bewegen, verändern lassen, wenn sein romantischer Friedenstraum politische Wirklichkeit, sein Traum von einer Kirche in Freiheit Realität geworden wäre? (…) Weder die römisch-bornierte, noch die protestantisch-provinzielle, nein, die wahrhaft katholische, universale Kirche, die europäische Ökumene ist sein Ideal. Und noch immer scheinen wir auch diesbezüglich nur wenig weiter zu sein als damals.“
Hans Küng, 1985
Quellenangabe von Roder: Hans Küng, Religion im Spiegel romantischer Poesie, in: Walter Jens/Hans Küng, Dichtung und Religion, München 1986, S.181/182
Ob Küng Recht hat? Er, Novalis wird als solch außergewöhnliche Person beschrieben, intelligent, dabei anmutig und höflich, fast engelhaft. Es gibt keine negativen Zeitzeugnisse über ihn, soweit ich weiß. Ob solch außergewöhnliche, fast nicht irdisch wirkende Persönlichkeiten und ihre Gedanken nicht in großem Kreis verwässert würden, weil unbegreiflich für die meisten, wie hier Schlegel sagt:
„(…)für die Schwachen am Geist hat dieser Geistes Seher nicht geschrieben.“ 1815
Quellenangabe von Roder: Brief Friedrich Schlegels vom 8.4.1815 an G.A. Reimer, in: Hoffmann von Fallersleben, Findlinge. Zur Geschichte deutscher Sprache und Dichtung. Bd.I, Leipzig, 1860, S.196; wieder abgedruckt in V, 172
Selten so genaue Quellenangaben gesehen. Aber Roder würde nicht Verteidigungsminister werden wollen.
Korrektur:
statt > Dezententrierung > Dezentrierung
APo schreibt „Mir scheint, das wichtigste Kennzeichen der Moderne ist diese „Heiligkeit der Fakten“.
Oiwawoi, Gott sei uns armen Seelen gnädig. Ich dachte bisher immer, dass neben der Dezentrentrierung des Menschen aus dem Zentrum der Schöpfung durch die Kränkungen eines Kopernikus, eines Darwin, eines Freud („wir sind nicht Herr im eigenen Haus“) es das Signum der Moderne ist, dass nichts den Modernen heilig ist, dass auch bewährte Theorien mit einer ausreichenden experimentellen Bestätigung noch untersucht werden können, zuletzt wurde gar die Naturkonstante der Lichtgeschwindigkeit in Frage gestellt. Gott sei dank, trotz meines Faibles für Science Fiction, ist man den experimentellen Beweis schuldig geblieben.
Jetzt kommen Sie mit der „Heiligkeit der Fakten“, Sie meinen damit Unantastbarkeit. Es ist nicht zufällig, dass Sie Ihre Meditation mit der Heiligkeit der Fakten des Holocaust beginnen. Soweit ich weiß, kann man in unserer westlichen modernen Welt alles in Frage stellen, alles bestreiten – außer dem Holocaust. Für keine andere Leugnung landen „Leugner“ im Zuchthaus. Das ist der Bereich der Moderne, den Alan Posener kanonisieren, unbestreitbar machen, heiligen will. Ich vermute, dass das nicht Moderne, sondern Vormoderne ist, hier kommt der Inquisitor mit seinen Dogmen. Im Gegensatz zu Ihnen sind ein Zündel oder ein Faurisson Moderne. Welche Fakten oder Narrative hätten Sie denn heilig = unantastbar? Die von Raul Hilberg, die eines Eli Wiesels, die eines Pressacs, eines Daniel Goldhagens oder die eines Fridjof Meyers, um nur einige Versionen zu nennen?
Natürlich kann man so empfinden, dass man in allem Fließenden, Relativen der Moderne einen Punkt des Gewissen, Unbestreitbaren haben möchte. Ich bin auch bei Ihnen, wenn Sie empfinden, dass der Moderne ein Mangel eingeschrieben ist, den die Religiösen angeblich nicht haben. Ich verstehe jetzt allmählich, was Sie treibt, wenn Sie sich immer wieder am deutschen Papst und der Heiligen RKK reiben, ihr am Zeug flicken wollen. Sie sind päbstlicher als der Papst. Sie wollen in der Moderne einen religiösen Kern so fest wie der Fels des Petrus errichten, den die Pforten der Hölle nicht überwältigen. Sie sind ein Krypto-Religiöser, der im Schafspelz des Modernen daherkommt. Die RKK wäre für Sie wohl in der Moderne angekommen, wenn Sie am Karfreitag den Jom HaShoa zelebrieren und am Ostersamstag den Israelischen Unabhängigkeitstag feiern würde. Höllen- und Himmelfahrt.
Allmählich sollten wir doch dahinterkommen, die Geltungsbereiche der Religion und der Wissenschaft zu unterscheiden. Sie reissen die Zäune nieder. Wir Modernen sollten m.E. weder ein Holocaust-Dogma noch eine Israel-Religion errichten.
Ich weiß nicht, ob Matussek Ihrer Argumentation gewachsen wäre, Gómez Dávila sicher.
@ Parisien
da fällt mir doch noch das Gebet ein:
Oh Herr, ich bin nicht würdig,
dass ich eingeh unter Dein Dach,
aber sprich nur ein Wort,
so wird meine Seele gesund.
Ein schönes modernes Märchen, das Sie uns da erzählen, APO! Von einem, der auszog, Fakten zu finden. Eine Geschichte mit Anfang, Mitte, Schluss. Wie wir sie gern haben. Weil wir es gern so hätten. Aber auch Binnen-Metaphysik ist nur Metaphysik. Das Faktum hat in der Moderne nur transitorische, ephemere Existenz und Identität. Wie wir alle und alles.
@assangista
… nehme mir Ihre obige Def. ‚Fakten‘ rotzfrech in ‚mein Regal‘. Widerspruch zwecklos.
@Alan Posener
„..wie Joseph Ratzinger es einmal zutreffend formuliert hat, ursprünglich eine „physikalische Religion“ ist“
..was ja wohl auf dem Missverständnis vieler (insbes. Christen) beruht, die „Physik“ würde die Wahrheit perfekt abbilden.
Das Ding von Einstein (z.B.), was das Universum derzeit am besten beschreibt, heißt Relativitätstheorie und nicht etwa, wie noch sein Vorläufer Newton formulierte „Mathematisches Prinzip“ (der Welt). Leider ist aber die „Heiligkeit der Fakten“ genausowenig, wie die „Bescheidenheit“ kennzeichend für unsere gegenwärtige Expertokratie, weswegen religiöse Traditionalisten und Fundamentalisten genau hier ihren Angriffspunkt finden, nämlich in der religiösen Perzeption von Naturwissenschaft vieler Zeitgenossen. Religiöse betreiben also vor allem (auch berechtigte) Kulturkritik, weil sie auf quasireligiöse Anhänger eines wissenschaftlichen Wahrheitsfetischismus treffen. Es ist letztlich ein theologischer Gegensatz.
Die „Scientologen“ verspielen genauso, wie die Mehrheit der Religiösen die Chancen, die eine Aufklärung bietet, die – wie jeder ernstzunehmende Wissenschaftler übrigens – nie von „der Wahrheit“ spricht.
Warum sich Gläubige, die ja – davon gehe ich doch aus – zumindest eine Idee von einer Göttlichen Wahrheit haben (sollten) – auf diesem eitlen Niveau der Wissenschftsgläubigkeit streiten, werde ich wohl nicht mehr verstehen können.
Nein, Assangista, da verunklaren Sie die Dinge. „Wissenschaftlichkeit“ ist m.E. nur ein anderer Begriff für die „Heiligkeit der Fakten“. Allein Logik und Vernunft reichen nicht aus. Die mittelalterliche Scholastik entdeckte Logik und Vernunft wieder und stellte sogar einige sehr wichtige methodische Grundsätze auf (Occams Rasiermesser zum Beispiel); aber da das Primat der Fakten – also der interpersonell durch Beobachtungund Experiment überprüfbaren Begebenheiten der materiellen Welt – nicht gegeben war, konnte man sich mit den methoden der Textexegese, der Vernunft und der Logik solchen Fragen widmen wie: Wieviele Engel haben auf einer Nadelspitze Platz?
Lieber Roland Ziegler, ich habe im Artikel eingeräumt, dass die Abgrenzung von Faktum, Begriff und Theorie in der Praxis sehr schwer ist. In der Asttonomie vielleicht am leichtesten, obwohl wir etwa bei der Relativitätstheorie – und erst recht bei der Quantenmechanik – kaum Fakten von Theoriebausteinen trennen. Hier ist „Faktum“ identisch mit „Beobachtbarem“. Das heißt, könnte ich beobachten, dass ein Partikel schneller fliegt als Licht, bricht die Theorie zusammen. Und damit ist die Heiligkeit der Fakten wieder gewährt.
Parisien, das ist in der Tat interessant, was Sie über Novalis schreiben. ich hatte vor einiger Zeit Novalis‘ „Die Christenheit oder Europa“ gelesen, und wie er dort das Loblied des vorreformatorischen Europa singt, erinnerte mich das an unsere heutigen Salonkatholiken. Aber: Heiligkeit der Fakten.
Moritz Berger, Ihre Lieblingsbeschäftigung scheint darin zu bestehen, mir ökonomische Unkenntnis nachzuweisen. In diesem Fall mögen Sie Recht haben, denn ich verstehe Ihren Einwand nicht. Marx bezieht sich explizit auf Adam Smith; ja der erste Satz aus dem „Kapital“ ist eine Anspielung auf Adam Smith und „The Wealth of Nations“: „Der Reichtum der Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als eine ungeheure Warensammlung…“ Smith wiederum steht in der großen aufklärerischen Tradition der schottischen Empiristen. Aber ich gebe Ihnen unbedingt Recht darin, dass der „homo oeconomicus“ eine Abstraktion ist – eine Theorie, kein Faktum. Und zwar eine Abstraktion, die sehr wenig zu erklären vermag. Je mehr Fakten wir über die Psychologie der Menschen haben, desto blutleerer erscheint uns diese Abstraktion, die nicht einmal statistisch zuverlässige Vorhersagen liefert.
Für alle: Hier mal ein Bonmot zur Güte: Was das Christentum vor seinen Verirrungen rettet, oder: zur Selbstkorrektur befähigt, ist die Gestalt des Jesus aus Nazareth. Das heißt, die Rückkehr zu den Urtexten. Was die Moderne zur permanenten Selbstkorrektur zwingt, ist die Heiligkeit der Fakten. Das heißt, die Abkehr von den Texten.
@ Alan Posener
Sie können das hier genau erkennen, was (der Mystiker) Novalis meinte:
Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
sind Schlüssel aller Kreaturen,
wenn die, so singen oder küssen,
mehr als die Tiefgelehrten wissen,
wenn sich die Welt ins freie Leben
und in die Welt wird zurückbegeben,
wenn dann sich wieder Licht und Schatten
zu echter Klarheit werden gatten
und man in Märchen und Gedichten
erkennt die wahren Weltgeschichten,
dann fliegt vor einem geheimen Wort
das ganze verkehrte Wesen fort.
Der eine schreibt über die Fakten selbst, der andere über Novalis und Eichendorff. Die ganze Zweiheit ist hier erkennbar. Und beides ist wichtig, wie Eichendorff erkannte, der beides ohne Wertung nebeneinander stellte. Und noch etwas ist wichtig: Wir sind verschieden, wir Menschen, und es ist das Individuum, das am meisten geschützt werden muss. Nur aus einem Team von Individuen kann etwas Gutes oder Neues erwachsen. Die politische Idee der Vereinheitlichung, auch Gender-Mainstreaming, ist verkehrt und würde zu geistiger Verarmung führen. Das betrifft auch Normen, die ein Naturprodukt aus dem Handel ausschließen, z.B. Bananen und Gurken mit anderem Krümmungsgrad. Dieses Gedicht von Novalis ist hochmodern, denn es ist eine wahre Ohrfeige für Brüsseler Normenarmut. Großartig, dass Sie das ausgegraben haben.
Eigentlich sind „Fakten“ (Daten) für einen Menschen nicht komensurabel. Erst die Übersetzung in Sprache un die Belegung mit Emotionen machen sie verarbeitbar.
Dazu kommt, dass selbst „Wissenschaftlichkeit“ (die hier im Artikel einfach zu kurz kommt) nicht von den Fakten lebt, sondern von der Setzung in Verbindungen. Logik.
Fakten sind beliebig einsetzbar, ihre Verbindung macht sie erst zu Argumenten, die Seiten zugeordnet werden.
Der Faktenbegriff ist etwas unklar. Erstens sprechen Sie Beobachtungen an (Galilei), zweitens Begriffe (ADS), mit denen man Fakten kategorisiert, drittens Voraussagen (Klimawandel), d.h. mathematisch begründete Folgerungen aus Theorien.
Vielleicht könnte man sagen, dass Fakten Daten aus bestimmten Datenerhebungsverfahren sind. Galileis Beobachtungen wären in diesem Sinne Fakten – er beobachtete den Sternenhimmel mit dem Fernrohr und notierte seine Beobachtungen. Solche Daten sind nicht „absolut“, sie stehen in kausalem Zusammenhang mit unserer Wahrnehmung („SinnesDATEN“), welche ihrerseits im Lauf der Schulung unserer Wahrnehmungsprozesse stark von Theorien beeinflusst wird. Wer z.B. den Sinn solcher Datenerhebungen nicht anerkennt, wird in den gefundenen Daten auch keine Widerlegungen oder Belege seiner Theorien finden. Und es gibt ja auch heute, in den modernen Gesellschaften, enorm viele Leute, die mit wissenschaftlicher Forschung nichts anfangen können oder wollen.
Theorien werden gelegentlich von zuwiderlaufenden Daten falsifiziert, viel häufiger aber modifiziert. So z.B. bei der Newtonsschen Gravitationstheorie, die inzwischen als eine Art Sonderfall in die Allgemeine Relativitätstheorie eingebettet wurde (wenn ich mich recht erinnere).
Die Astronomie ist der Siegeszug der Faktenbeobachtung schlechthin, die Theorie kommt den Beobachtungsdatenfluten der Teleskope gar nicht mehr hinterher. Aber auch hier korrspondieren die Daten auf der einen Seite mit den Theorien auf der anderen; beides sind Aspekte voneinander. Man modifiziert die Theorien aufgrund der gefundenen Daten und man sucht mit den Teleskopen nach faktischen Evidenzen für die Theorie.
Ich würde deshalb meinen, dass die moderne Wissenschaft sich vor allem durch die Zuwendung zum Experiment, durch die inzwischen massenhafte Datenerhebung von historisch früheren, theorielastigeren Zuständen unterscheidet. Hieraus lässt sich durchaus eine „Heiligkeit“ der Daten und ihrer Erhebung herauslesen, aber auch umgekehrt: eine Profanisierung/Säkularisierung der Theorie, die in ihrer ursprünglich christlich-religiösen Ausprägung auf die Kenntnisnahme von Fakten grundsätzlich verzichtete (Nach dem Motto: die bedeutete Wahrheit ist das, was für uns zählt; was hat uns der trübe Schein, den unsere schwachen Augen uns vorgaukeln, zu interessieren!). Zu betonen ist aber, dass beides – Fakten und Theorien – miteinander korrespondiert.
Nur so, in der Balance zwischen Fakten und Theorien, haben „Licht und Schatten“ die Chance, sich zu echter Klarheit zu gatten; und Märchen und Geschichten können weiterhin die wahren Weltgeschichten erzählen.
Hier muss man Eichendorff hinzunehmen:
Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.
Und „Die zwei Gesellen“, in denen Eichendorff die Spaltung beschreibt.
Aber, @ derblondehans, Sie haben keinesfalls Recht. Die Romantik zeigt die Spaltung zwischen „der Moderne“, den Aufgaben, und der Sehnsucht sehr gut. Aber es kommt auf die Verbindung von beidem an.
Heute haben wir ein wunderbares Medium der Moderne, um Werte zu bewahren: Den Computer, das Internet. Und wenn Sie Werte wollen, können Sie die Moderne nutzen, um sie wieder zu vermehren. Es hilft nicht das Klagen, nur das Tun.
Google, ein Instrument der Moderne, tut viel. Ich bewundere den Doodle: mal bringen sie Friedrich Fröbel, einen Schüler von Pestalozzi und Vorläufer von Walter Gropius, dann bringen sie den Reißverschluss. Diese Moderne kann Werte vermehren. Es hängt von uns ab, von jedem.
Kinder bräuchten Wurzeln und Flügel, schrieb Goethe. Nicht nur Kinder. Und heute verleihen die Wurzeln Flügel.
Noch’n Gedicht,
nicht ganz so alt,
im Ansatz schlicht,
trotzdem mit Gehalt.
http://www.golyr.de/runrig/son.....14778.html
Und wer ProxTube hat, hier die Tonversion:
http://www.youtube.com/watch?v.....=unblocked
@ Alan Posener
Ich muss Sie an die Fakten erinnern. Friedrich von Hardenberg, genannt Novalis, war Protestant, der Sohn eines Mannes von „harter, unerbittlicher Religiosität“, die sich später „unter dem Einfluß des Pietismus der Herrnhuter Brüdergemeinde etwas milderte“. Zitate von Florian Roder, „Novalis, Die Verwandlung des Menschen, Leben und Werk Friedrich von Hardenbergs“. Er wurde „auf dem Gut Oberwiestedt bei Hettstedt in der Grafschaft Mansfeld geboren“ (gleiche Quelle).
Sie haben aber den richtigen Eindruck, denn er wirkt wie ein Katholik und echauffierte sich sein kurzes Leben lang über die religiöse Strenge seines Vaters und seiner Kirche.
… wenn ich naturwissenschaftliche Erkenntnisse und technischen Fortschritt für eine Beschreibung, was die (sogenannte) ‚Moderne‘ sein soll, weg lasse, steht ‚Moderne‘ in der Realität für Wertezerfall. Für ‚vermodern‘.
Fakten, von Menschen geschaffen, sind wertlos, denn auch ‚Fehlurteile‘ sind Fakten.
Wobei für ‚Fehlurteil‘, nach meiner Meinung, die (sogenannte) ‚Aufklärung‘ und erst recht Auschwitz steht.
@Alan Posener
Wenn ich diesen Satz hier von Ihnen lese:
„Bei den Kommunisten ist das weniger klar, weil sie ja auf den Erkenntnissen der klassischen politischen Ökonomie und den Naturwissenschaften aufbauen, wenn Marx auch sowohl Adam Smith als auch Charles Darwin missverstanden hat.“
dann frage ich mich schon, ob Sie Adam Smith nicht auch missverstanden haben?
Ihre Bild vom homo oeconomicus kann man doch om die Mottenkiste packen, so wie Sie es letztlich auch mit Karl Marx machen.
Daher kann ich nur unterstreichen was Sie hier schreiben:
„Und jede reaktionäre Wende beginnt damit (oder endet darin), die Fakten zu leugnen – oder, was nur eine Variante davonist, die Existenz von Fakten zu bestreiten.“