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Psychotäter oder politischer Attentäter?

In einem interessanten Essay für die „Welt“ hat der Schweizer Psychoanalytiker Josef Ludin geschrieben, die Tat des Anders B. sei „wahrscheinlich nur psychopathologisch zu verstehen“.

Es handele sich bei dem Täter vermutlich um eine „schizoide Persönlichkeitsstörung“. Und „Persönlichkeitsstörungen (Hitler, Goebbels, Pol Pot, Kim Jong-il etc., die Liste ist sehr lang) können in ihrer Gefährlichkeit wesentlich aggressiver sein als wahnhaft-schizophrene Erkrankungen“.

Die jeweilige Ideologie aber sei im Grunde genommen gleichgültig: „Dass der Täter in Norwegen mit einer islamophoben Ideologie kokettierte, ist nichts anderes als dem Zeitgeist verpflichtet.“ Es sie daher „sinnlos“, die „gesellschaftliche Debatte um den Islam aus diesem Kontext heraus zu diskreditieren“.

http://www.welt.de/debatte/kommentare/article13508620/Breiviks-Islamhass-war-fuer-seine-Tat-nebensaechlich.html

Nun hat – so weit ich weiß – niemand versucht, eine „gesellschaftliche Debatte zu diskreditieren“. Was, denke ich, Herr Breivik durch seine Tat diskreditiert hat, ist eine Art Generalverdacht gegen Muslime, der sich als Kritik ihrer „Zivilisation“ oder „Kultur“ tarnt.

Und es wäre einem wohler, wenn der Psychoanalytiker tatsächlich als Arzt gesprochen hätte und nicht pro domo, als Verfasser eines Artikels, in dem er vor sechs Wochen vor dem „Islam als Ideologie der Macht“ gewarnt und festgestellt hat: „Der Islam als Zivilisationsidee kann wegen seiner Archaismen nicht als ein Teil Europas anerkannt werden. Europa würde sich selbst beschränken, wir würden uns dem aggressiven Anspruch des Islam beugen“:

http://www.welt.de/print/die_welt/debatte/article13317626/Ideologie-der-Macht.html

Es mutet schließlich mehr als merkwürdig an, wenn ausgerechnet Adolf Hitler und Josef Goebbels – die Ideologen des Nationalsozialismus – in  der Reihe derjenigen auftauchen, die Ludin als gestörte Persönlichkeiten aufzählt, für die angeblich die Wahl der Ideologie zur Begründung ihrer Verbrechen nur eine Frage des „Zeitgeists“ sei. Auch ist bisher niemand auf den Gedanken gekommen, die Verbrechen Pol Pots, Kim Jong Ils usw. – interessanterweise fehlen in Ludins Liste Stalin und Mao Tse-Tung – unabhängig von ihrer Version des Kommunismus zu betrachten. (Allenfalls würde ich das für Kim Jong Il gelten lassen, der sich vermutlich von wenig mehr als Machtwillen und Angst leiten lässt; aber sein Vater war ein Ideologe, wie er im Buche steht.)

Aber bitte, das ist ein Standpunkt, den man einnehmen kann, wenn er auch merkwürdig ist: Der Islam ist eine Ideologie mit aggressivem Anspruch, und Europa darf ihn um den Preis der Selbstaufgabe und Unterwerfung nicht als Teil seiner Kultur anerkennen; die europäischen Ideologien Nationalsozialismus, Kommunismus und Monokulturalismus hingegen seien bloße Erscheinungen des Zeitgeists, und die Verwendung dieser Ideologien durch Leute mit einer „Persönlichkeitsstörung“ zur Begründung von Massenmord ist kein Grund, die entsprechenden „gesellschaftlichen Debatten zu diskreditieren“. Sigmund Freund würde vielleicht von einer geradezu schulbuchmäßigen Abwehrreaktion sprechen, aber ich bin kein Freudianer.

Die Frage ist: Stimmt das?

Nehmen wir einmal an, dass Breivik unter einer „schizoiden Persönlichkeitsstörung“ leidet. (Reden wir nicht von Hitler, Goebbels und Co. Das vernebelt nur die Debatte.) Nehmen wir an, dass er sich aus dem Arsenal des „Zeitgeists“ bedient, um seine Tat zu rechtfertigen. Ist es dann völlig gleichgültig, wie dieser „Zeitgeist“ beschaffen ist?  Und: funktioniert die Wechselwirkung zwischen „Zeitgeist“ und Persönlichkeitsstörung nur in einer Richtung, derart also, dass die gestörte Persönlichkeit sich bestimmter Argumente bedient? Haben bestimmte Ideologeme nicht auch Einfluss auf die Entwicklung einer Persönlichkeit? Dass ausgerechnet ein Psychiater die Macht des Wortes in Frage stellt, ist erstaunlich.

Greifen wir kurz zu einer Analogie, und geben wir gleich zu, dass sie hinkt: Es kann sein, dass bestimmte Persönlichkeiten eher zu Drogen greifen und drogenabhängig werden als andere. Ist es denn gleichgültig, ob sie leicht in den Besitz von Drogen geraten können, und wie diese Drogen beschaffen sind? Haben Drogenhersteller und -dealer denn gar keine Verantwortung für das, was ihre Produkte anrichten? Und: Verändern Drogen nicht die Persönlichkeit? Ich habe selbst Ende der 1960er Jahre einige Erfahrungen mit LSD gemacht, und unter meinen Freunden von damals sind einige, deren Leben durch Drogen ruiniert wurde. Ich bin davon überzeugt, dass sie nicht nur Opfer ihrer eigenen Persönlichkeitsschwäche wurden; und was mich betrifft, so will ich bekennen, das mich nur eine noch stärkere Droge vor dem Abgrund rettete: ein iranischer Freund sagte mir, es gebe eine neue kommunistische Partei, die unabhängig von der Sowjetunion und der DDR war, und sie bräuchten Köpfe wie mich. Sein Land, der Iran, brauche Köpfe wie mich. Der Kommunismus, diese Droge, hat mich gerettet – und mich zehn Jahre meines Lebens gekostet, aber das ist eine andere Geschichte. Cat Stevens wurde durch die Droge Islam gerettet. Andere durch andere Drogen, darunter das Christentum. Vielleicht hat sogar die Psychoanalyse einige gerettet.

Der Vergleich von Weltanschauungen mit Drogen ist nicht originell. Josef Ludin selbst bezeichnet in seinem Essay „Ideologie der Macht“ den Islam als „Opium fürs Volk“. Karl Marx nannte die Religion allgemein „das Opium des Volkes“. (Übrigens besteht ein subtiler Unterschied zwischen der Formulierung „Opium fürs Volk“ und „Opium des Volkes“. In der ersten schwingt etwas von Manipulation mit; in der zweiten die Erkenntnis, dass die Religion ein Bedürfnis erfüllt, und sei es nur das Bedürfnis des Träumens. Merkwürdig, dass ausgerechnet ein Psychoanalytiker das nicht bemerkt. Freud jedenfalls war sich nicht zu schade, gelegentlich Opium zu rauchen.) Religionen haben in einem langen Prozess kultureller Evolution die Mittel entwickelt, die ihnen ermöglichen, die Menschen süchtig zu machen, ihre Persönlichkeit zu verändern, so dass sie auf immer neue Zufuhr der Droge angewiesen sind. Und neuere Ideologien haben diese Mittel kopiert, insbesondere der „wissenschaftliche Sozialismus“ des Karl Marx und der Nationalsozialismus der obengenannten gestörten Persönlichkeiten; aber auch Sigmund Freud mit der Theorie und Praxis der Psychoanalyse, was aber eine andere Geschichte ist und hierher nur deshalb gehört, weil diese Droge am explizitesten den Anspruch aufstellt, die Persönlichkeit des Menschen ändern zu können. In einer Glosse an dieser Stelle habe ich vor einigen Monaten dargestellt, wie auch„Gutmenschentum“ und „Bösmenschentum“, wie ich sie genannt habe, religiöse Züge annehmen:

https://starke-meinungen.de/blog/2011/03/22/zwei-religionen-gutmenschentum-und-bosmenschentum/

Der fast heitere Tonfall dieser Auseinandersetzung mag nun unangemessen klingen. Aber vielleicht ist er gerade angemessen. Vielleicht ist es Zeit, dass wenigstens die Gutmeinenden rhetorisch abrüsten. Denn ich halte die These, dass es gleichgültig ist, welche intellektuellen Drogen wir in die Welt setzen, für falsch. Wir sind nicht dafür verantwortlich, was andere aus unseren Worten machen. Aber wir sind dafür verantwortlich, vorher zu bedenken, was andere aus unseren Worten machen könnten.

Mein Freund Henryk Broder hat dieser Tage, um die teilweise ungeheuerlichen Vorwürfe abzuwehren, die gegen ihn erhoben werden, gesagt, und mit dieser Überlegung will ich zum Ende kommen: Wenn einer morgen ein Attentat auf Papst Benedikt XVI verüben würde, dann könnten einige mit dem Finger auf Alan Posener zeigen, der ja in einem Buch den Papst als „gefährlich“ bezeichnet hat. Ich war geneigt, das als Unsinn abzutun. Henryk hält das offenbar für Unsinn, deshalb hat er das Beispiel gebracht. Aber inzwischen bin ich mir nicht so sicher. Mein Buch hieß in der Hardcover-Version: „Benedikts Kreuzzug: Der Kampf des Vatikans gegen die offene Gesellschaft“. Als die Taschenbuchausgabe vorbereitet wurde, kam die Rückmeldung vom Außendienst, der Titel sei nicht eindeutig genug (viele Buchhändler halten offenbar einen „Kreuzzug“ und gar den „Kampf gegen die moderne Gesellschaft“ für positive Dinge), und der Vorschlag des Verlags, den Titel in „Der gefährliche Papst“ zu ändern. Ohne lange nachzudenken stimmte ich zu. Doch es gibt einen Unterschied zwischen gefährlichen Ideen und einem gefährlichen Menschen, und auch wenn ein schizoid gestörter Attentäter das nicht sehen möchte und unter Berufung auf „Benedikts Kreuzzug“ auf den Papst feuern würde, könnte ich vor der Öffentlichkeit und – was viel wichtiger ist – vor mir selbst klarmachen, dass ich genau diesen Unterschied gemacht hätte. Das Buch ist eindeutig eine intellektuelle Auseinandersetzung, aber der Titel des Taschenbuchs ist rhetorisch überzogen. Und ich will mich in keinster Weise  aus der Verantwortung schleichen, wenn ich darauf hinweise, dass Josef Ratzinger selber, der die Demokratie als „Diktatur (sic) des Relativismus“ und die westliche Kultur als „Kultur des Todes“ diffamiert, der davon gesprochen hat, dass sich Europa „demografisch aus der Geschichte verabschiedet“ und dessen treueste Anhänger die Abtreibung als „Holocaust an den Neugeborenen“ bezeichnen,  durchaus zur Entstehung jenes gefährlichen – hier ist das Wort angemessen – Zeitgeistes beigetragen hat, den Josef Ludin in Europa heute ausmacht.

 

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67 Gedanken zu “Psychotäter oder politischer Attentäter?;”

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    Zwar behandelt der Text nicht im Kern die schizoide Persönlichkeitsstörung, aber für Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung ist es sehr stigmatisierend, wenn schwerste Verbrechen immer wieder mit einer bestimmten Diagnose in Verbindung gebracht werden. Betroffene, die im engeren Umfeld ihre Diagnose offen kommunizieren, müssen damit rechnen, dass diese Diagnose anschließend „gegoogled“ wird und die Interessierten auf entsprechende Texte stoßen.

    Es mag sicher einen Zusammenhang zwischen Gewalttaten und einer Persönlichkeitsstörung geben, aber ein solcher Zusammenhang wird sich auch zwischen Gewalttaten und chronischem Kopfschmerz, chronischer Verstopfung usw. statistisch festhalten lassen. Dies ändert nichts daran, dass die Mehrzahl der Betroffenen nicht zu Gewalttaten oder anderen Verbrechen neigt.

    Infos zur schizoiden Persönlichkeitsstörung findet man unter http://www.schizoide-persönlichkeitsstörung.de

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    Hab ich heute in der Jungle World entdeckt:

    Es gibt keine Islamophobie Gerhard Scheit: Über den Begriff »Islamophobie«

    Das Ding beim Namen nennen Deniz Yücel: Über den Begriff »Islamophobie«

    Für Scheit gibt es keine Islamophobie. Für den Carl Schmitt (je nach Kontext auch Heidegger) der Antideutschen geht es, wen wunderts, nur um Antisemitismus. Natürlich im gewohnten Szene-Sprech der (Schw-)adorniten.
    Deniz Yücel ist da durchaus viel vernünftiger und differenzierter.

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    @Josef Ludin: “..damit solche Charaktere gefährlich werden, bedarf es eines kulturellen, sozialen und politischen Umfeldes. Für die Ideologie eines solchen Massenmörders gibt es in West-Europa keinen wirklichen Nährboden. das war zu früheren Jahrzehnten und Jahrhunderten anders.“

    Wie groß muss das „kulturelle, soziale und politische Umfeld“ denn sein? Wenn ich Bestätigung meiner Thesen suche, finde ich diese auch, dazu muss ich mich nur in entsprechenden Blog´s, Freundeskreisen usw. aufhalten.

    Die Ideologien sind doch noch in Europa vorhanden. Dass sie im Moment keinen breiten (offiziellen) Konsens besitzen, heißt doch nicht, dass der Einzelne oder die Gruppen sich diese nicht zu eigen machen können. Oder?

    Dabei können, nach meiner Meinung, eine polarisierte Islamdiskussion und die Angst vor Überfremdung verstärkend wirken.

    Für mich hatte er eindeutig eine politische Botschaft.

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    @ Alt68er

    APO bleibt Ihnen etwas schuldig, wenn Sie das Blog als eine konventionelle (bürgerliche) Gesprächssituation verstehen – oder missverstehen. Wenn Sie das Blog als eine eigene Form verstehen, hat sie ihren Zweck schon erfüllt, wenn Ihre Beiträge (oder die anderer) neben APOs Ursprungsposting stehen. Qua Gleichstellung findet die Diskussion zwischen den Beiträgen dann immer auch „objektiv“ statt. Ob Sie beide sich persönlich daran beteiligen oder nicht.

    Dass dieser (Demokratie-)Gewinn mit Verlusten verbunden ist, an (thematischer) „Fokussierung“ (Habermas), an Diskursivität, an schlichter bürgerlicher Verbindlichkeit – keine Frage.

    (Für wichtiger halte ich allerdings im Augenblick die Beobachtung eines ganz anderen Phänomens: Gegen Habermas kann es offensichtlich auch ganz ohne Diskussion – durch schlichte (selbst-affirmierende?) Häufung des (immer) Gleichen – zu enormen thematischen Fokussierungen kommen. Denken Sie an – die auf je eigene Art diskussionsverweigernden – PI und AchGut und deren Netz-Umfeld, das Breivik uns so hilfreich aufgelistet hat.)

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    @ Alan Posener

    „So isses“ – In der Kirche hätte man dem noch hinzugefügt „In Ewigkeit! Amen!“

    Es ist traurig, wie hier die Prinzipien der „offenen Gesellschaft“ und des Popperschen Verfahrens, Hypothesen auf den Prüfstand zu stellen, pervertiert werden. Sie machen es sich bequem in der Affirmation Ihrer „Wahrheit“. Zumindest hätten Sie sich noch etwas anstrengen können, Ihre Argumente gegen meine Angriffe zu verteidigen oder meine Argumente zu widerlegen oder zu relativieren versuchen. Auf dem jetzigen Stand der Diskussion muss ich die Inanspruchnahme der „offenen Gesellschaft“ durch Sie als einen Schafspelz interpretieren, den ein Wolf des rechten Glaubens sich übergeholfen hat.

    Was meinen Sie, EJ? Liege ich hiermit falsch?

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    @blonder Hans:

    ….ich weiß nicht, ob man das schreiben darf 🙂

    Aber Sie schreiben es ja !!!

    Wie assimiliert sich denn ein blonder Hans der nicht von der Waterkant kommt bei den Ostfriesen?? Oder waren es die Nordfriesen?

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    @Moritz Berger

    .. in Tat. Ich habe viele feine Charaktere, Kameraden?, darf man das noch schreiben?, aus ‚Süddeutschland‘ an Bord kennengelernt. Die haben sich größtenteils ohne Probleme und gern in den Norden integriert und assimiliert. 😉
    Manche sprechen heute besser platt als ich. Einer allerdings, ein Smutje aus Süddeutschland, hatte die Heuer gekündigt. Ihm hatte das Essen an Bord nicht geschmeckt.

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    @blondehans

    Ich lese bei Ihnen immer nordeutsche Matrosen:-)

    was ist eigentlich mit den süddeutschen Matrosen,die doch wohl stärker in der deutschen Marine vertreten sind als die Norddeutschen.

    Aber vielleicht kommen Sie ja nicht von der Waterkant??

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    @Serdar:

    „Zumal so eine Tat ja auf solchen Ideologien und Ressentiments aufbaut.“

    Zählt zu „solchen Ideologien“ auch der Islam? Zählen zu solchen Ressentiments auch die Ressentiments von Moslems gegenüber „Ungläubigen“?

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    @ derblondehans

    Danke für den Hinweis. Ich erinnerte mich nur noch, dass der Klaubautermann sowas wie ein Poltergeist ist. Aber dass er den Käp´ten vor Gefahren warnt, passt ja m.E. ganz gut. Ob der Käp´ten das versteht?

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    Die Europaer, besonders Deutsche quaehlen sich verzweifelt, aber berechtigt, mit dem Thema „Volk“, ethnische Genetik, Traditionskultur. Aber auch das Fehlen einer vorwiegenden Volkswurzel in USA macht sich jetzt in dem ansteigenden „Buergerkonflikt“ bemerkbar: Die fast ausschliesslich weissen, vom „old stock“ (Anglo/Scotch-Irish/Dutch/German) abstammenden „Tea-Parteier“ tauchen auf mit ihren Traditionsfuehrungsanspruch als Nachkommen der, welche „America“ mit protestantischen „bibles and guns“ erobert hatten. Und wie nach dem Nazi-Gesetz von Nuernberg 1935 – so koennen die „anderen“ keine „Volkssolidaritaet“ fordern – man muss sie nur noch dulden , weil das gleichmacherische Gespenst des „roten Internationalismus“ noch immer nicht gebannt scheint.

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    Die Muslime sollten auf diesen unglaubwürdigen Begriff – Islamophobie – verzichten und statt dessen ernsthafte Selbstprüfung betreiben. Statt die potenziellen Opfer dafür verantwortlich zu machen, dass sich Angst vor ihren möglichen Henkern haben, wäre es besser, sie würden darüber nachdenken, wie die Islamisten ihren Glauben in eine Ideologie verwandet haben, die Mord feiert (Al-Qaida: ‚Ihr lebt das Leben, wir liebend en Tod‘) und Strategien entwickeln, um ihre Religion zu erlösen, indem sie diesen morbiden Totalitarismus bekämpfen.

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    @Alan Posener

    Leider dreht sich die Diskussion nicht mehr um die Frage, die Josef Ludin aufgeworfen hat. Nämlich, ob es eine Verbindung gibt zwischen Islamophobie und dem Massenmord in Norwegen.

    Aus seinem Manifest heraus würde ich die Frage mit Ja beantworten. Man könnte sich natürlich auch die Frage stellen, ob die Islamophobie ein notwendiger oder hinreichender Faktor war.

    Wenn man so wie Ludin argumentiert, dann war wohl nie eine Tag terroristische Tat oder ein Amoklauf in der Geschichte der Menscheit durch eine Ideologie geschuldet. Aber das erklärt dann natürlich nicht, warum sie dann überhaupt stattfinden. Und schon gar nicht lässt sich psychopathologisch erklären.

    Aber bei Ludin geht es, sowie bei vielen anderen auch, eher um Entlasung und der Verweigerung der kritischen Selbstreflexion. Wie sie auch selber schreiben Herr Posener:

    Weil offenbar für Sie nicht sein kann, was nicht sein darf

    @Ludin

    “Damit solche Charaktere gefährlich werden, bedarf es eines kulturellen, sozialen und politischen Umfeldes. Für die Ideologie eines solchen Massenmörders gibt es in West-Europa keinen wirklichen Nährboden.”

    Das ist gramatikalisch so richtig wie sinnfrei. Das ist trivial, erklärt aber nichts. Reines Wortgeklinge. Ich glaube auch nicht Herr Posener das Herr Ludin überhaupt analytisch durchdringt, was er da schreibt. Zumal sogar in Westeuropa es keine homogenen gesellschaftlichen Strukturen gibt, die so eine Tat ausschließen. Welche Indikatoren ermöglichen denn so eine Tat Herr Ludin?

    Mit dieser Erklärung Ludins ist dann auch jeder Rassismus, Rechtsextremismus und Antisemitsmus auch nicht möglich. Zumal so eine Tat ja auf solchen Ideologien und Ressentiments aufbaut.
    Das thematisiert Ludin gar nicht und das ganz bewußt. Sonst müsste die eigene Weltsicht zusammenbrechen. Was auch bedeuten würde Ludin und seinesgleichen erkennen, das er und seinesgleichen ein Teil des Problems sind. Wer will schon so eine schmerzliche Erkenntis zulassen?

    Und wenn man Ludins Erklärung auf ihn selbst anwenden würde, ja dann käme das hier heraus:
    Seine vordergründige Angst vor Fundamentalismus usw. wäre dann auch nur psychopathologisch und nichts anderes als die eigene Koketterie um den Selbstbetrug aufrecht zuerhalten. Der Selbstbetrug, dass man einen gehörigen islamfeindlichen, muslimfeindlichen Nukleaus besitzt der nur durch eine „zivilisatorische“ Fassade und brüchigem Lack umgeben ist. Das lässt sich dann sogar historisch einordnen. Schaut man sich das 19 Jh. Europas anschaut, dann wird man sehen, dass die ganze Islamophobie, Islamfeindlichk oder antimuslimischer Rassismus (egal wie man es nennt) eigentlich eine Wiederholung ist. Das gipfelt dann in solche Taten.

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    @alt 68 er

    … wissen Sie, dass der Klabautermann den guten Geist der norddeutschen Matrosen verkörpert und das Schiff bis zum Untergang nicht verlässt?

    Schon allein durch seine Anwesenheit beschützt der Klabautermann die treuen und ordentlichen Seeleute und bringt ihrem Schiff gewöhnlich Glück. Er behütet es vor Brand, Strandung und anderem Unheil.

    Übrigens ‚hart Backbord‘ – erzeugt wie ‚hart Steuerbord‘ einen Abwärtsstrudel – die Historie spricht für sich.

    Richtung Norden und immer gerade aus.

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    @ Liebe Frau Groda

    ich will Ihnen nichts verbieten, schon gar nicht Ihre Neurose; nach Sigmund Freud erlaubt einem eine Neurose auf ein infantiles Stadium zu regredieren, dient somit zur seelischen Entlastung. Neurotisches Elend bietet mehr narzißtische Nährwerte als das allgemeine Unglück, das Freud als Ziel einer Kur angeboten hat. Nur sind Sie damit eine leichte Beute von fragwürdigen Lehrern; wenn ein Broder zum Gebet ruft oder ein Posener das Tätervolk mit einer Bußpredigt zur Ordnung ruft, ja dann müssen Sie ihre rituellen Kniebeugen machen, zwanghafte Bußübungen und Selbstkasteiungen, sofern sie eine selbsthassende Deutsche sind, sofern es es jedoch geschafft haben, eine richtige Antideutsche zu werden, dürfen sie die Deutschen als unverbesserliche exterminatorische Antisemiten geiseln. Sie überlegen verzweifelt hin und her, was Sie über Juden denken und was Sie sagen dürfen, damit Ihre phantasierte Jüdin keinen Herzkasper bekommt. Ich würde der Jüdin über die Antideutschen genau dasselbe sagen wie Ihnen und würde noch hinzufügen, wenn man solche Freunde hat, braucht man keine Feinde. Ich vermute, dass ich damit nicht den Holocaust II auslöse, den Maitre Broder uns Europäern als ein Herzensanliegen unterstellt. (Wenn Sie mich nicht ausdrücklich zu einer „Attacke“ aufgefordert hätten, hätte ich mich etwas schonender ausgedrückt. Wo habe ich denn abgeschrieben. Wenn Sie mir das sagen könnten, wäre ich Ihnen dankbar. Es ist für mich oft ununterscheidbar, was ich „selbst“ gedacht habe und was mir irgendwann mal zukam. In Verbundenheit wünsche ich Ihnen einen wunderschönen Urlaub)

    @ EJ

    Ich habe nicht im geringsten dagegen argumentiert, dass „Volk“ eine starke politische Aufladung haben kann, ich habe ja Beispiele dafür gegeben, z.B. „Tätervolk“. Ich habe nur argumentiert, dass diese politische Dimension bei weitem nicht alles ist, dass es noch zusätzliche Tiefendimensionen gibt. Ich darf Sie daran erinnern, dass Alan Posener in Frage gestellt hat, wie um Himmels willen man sich denn einem Volk zugehörig fühlen könne. Schon gar nicht habe ich dargestellt, dass Patriotismus eine Wellness-Geschichte ist oder gar dazu aufgefordert, das eigene Volk (oder ein anderes) zu idealisieren, ganz im Gegenteil. Es gibt soviel nationale Sonderwege und mit ihnen Formen der Inklusion und der Exklusion (mein Paradigma ist dabei Israel und die Goyim und nicht Griechenland und die Barbaren) wie es Völker gibt. Ich will auch nicht in Frage stellen, dass es Eintritte und Wahlverwandtschaften gibt und geben sollte (Ich finde z.B., dass viele Schokodeutschen sich besser und graziler in Anzügen bewegen als viele Biodeutsche, die mir oft prima vista ein ästhetischer Graus sind).

    Ihren letzten Absatz habe ich nicht ganz verstanden. Wollen Sie sagen, dass es falsch wäre zu postulieren, dass „Volk“ eine politische Realität als Staatsvolk sein sollte? Was meinen Sie dazu, wenn Israel fordert, als „jüdischer Staat“ anerkannt zu werden?

    @ Alan Posener

    Noch nie scheint seit 68ff ein Diskussion derartig entgleist zu sein wie diese? Jetzt gilt es, die Schotten dicht zu machen, dass der Klabautermann sich nicht einnistet, das Steuerrad fest in die Hand zu nehmen und hart Backbord wieder auf den richtigen Kurs zu kommen. Gut, dass Sie nicht „verdrängen“. Der Zusammenhang zwischen der Islamophobie und dem Massenmord in Norwegen ist genau so stringent wie die Verbindung zwischen der Islamkritik eines Broder mit Breivik. Vielleicht hat dieser gar Broders Grundsatz zur Wünschbarkeit des Verschwindens der weissen, heterosexuellen, blonden, protestantischen Arier gelesen, aber warum hat er dann die Waffe nicht zuerst auf sich gerichtet? Was tun? Können wir denn Islamophobie in einen Sack stecken und fest verschnüren? Ich weiß es nicht, wüßte auch nicht, wie man das untersuchen könnte, vielleicht dienen solche Foren wie Politically Incorret oder die Achse des Guten der Entlastung, der symbolischen Triebabfuhr von Angst und Hass und verhindern damit noch mehr Untaten.

    Ich will Ihnen noch einmal mit Botho Strauss auf den Leib rücken:

    „Wir kämpfen nur nach innen um das Unsere. Wir werden nicht zum Kampf herausgefordert durch feindliche Eroberer. Wir werden herausgefordert, uns Heerscharen von Hungerleidern und heimatlos Gewordenen gegenüber mitleidvoll und hilfsbereit zu verhalten, wir sind per Gesetz zur Güte verpflichtet. Um dieses Gebot bis in die Seele des Menschen (nicht nur der Wähler und Wählerinnen) zu versenken, bedürfte es nachgerade einer Rechristianisierung unseres modernen egoistischen Heidentums. Da die Geschichte nicht aufgehört hat, ihre tragischen Dispositionen zu treffen, kann niemand voraussehen, ob unsere Gewaltlosigkeit den Krieg nicht bloß auf unsere Kinder verschleppt.
    Die Hypokrisie der öffentlichen Moral, die jederzeit tolerierte (wo nicht betrieb): die Verhöhnung des Eros, die Verhöhnung des Soldaten, die Verhönung von Kirche, Tradition und Autorität, sie darf sich nicht wundern, wenn die Worte in der Not kein Gewicht mehr haben. Aber in wessen Hand, in wessen Mund sind die Macht und das Sagen, die Schlimmeres von uns abwenden?“

    Botho Strauss hat dies 1993 formuliert. Damit Frau Groda mich nicht mißversteht, ich frage nach dem rechten Maß dessen was wir zu leisten in der Lage sind.

    Ich will Sie keineswegs mundtot machen. Es wäre schön, wenn Sie mir in die Parade fahren würden.

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