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Mit dem E-Mobil am Stau vorbei

Kann es sein, dass die Politik doch lernfähig ist? Eine Million Elektroautos will die Regierung bis 2020 auf deutschen Straßen haben. Mit der Industrie zusammen wurde dazu die Nationale Plattform Elektromobilität (NPE)  geschaffen. Sie legt an diesem Montag ihren Bericht vor. Wie immer, wenn die Industrie etwas will, sind darin großzügige materielle Kaufanreize für E-Autos vorgesehen.

Diesen Wunsch jedoch scheint die Politik dieses Mal nicht erfüllen zu wollen. Stattdessen hat irgendwer in der Regierung sich damit befasst, was uns die neueste neurobiologische Forschung über Kaufanreize berichtet. Es ist eigentlich ganz einfach: Kohle vom Staat, also materielle Prämien, nimmt jeder zwar gern mit. Als Kaufanreiz gerade für E-Autos taugen sie jedoch nur beschränkt.
Viel besser sind Anreize, die Privilegien versprechen – und den Käufer zu etwas besonderem machen. Zum Beispiel die Möglichkeit, auf der Busspur am täglichen Großstadtstau vorbeizufahren. Oder die nervenaufreibende Parkplatzsuche dadurch zu verkürzen, dass E-Mobile ihre eigenen ausgewiesenen und privilegierten Park- und gleichzeitig Ladeflächen haben. Dieser Coolness-Faktor wirkt auch dann noch, wenn die Freude über die Kaufprämie schon längst verklungen ist.
Beides ist in dem Programm vorgesehen, mit dem die Regierung die Elektromobilität fördern will. Dazu müssen allerdings die Kommunen mitziehen, denn sie sind es, die diese Parkflächen ausweisen und die Busspuren öffnen. Es ist zu hoffen, dass möglichst viele schnell reagieren.
Haben diese nichtmateriellen, aber im Gehirn wirkungsvollen Anreize Erfolg, könnte das Schule machen. Denn es gibt noch weit mehr Bereiche staatlichen Handels, die von den jüngsten Erkenntnissen der Gehirnforschung profitieren könnten. Ein Bereich, der sich unmittelbar aufdrängt, ist die persönliche Vorsorge fürs Alter.
Niemand spart gern, fast jeder gibt sein Einkommen lieber aus. Ganz anders jedoch, wenn Arbeitnehmer und Arbeitgeber  von Anfang an vereinbaren, dass ein Teil der kommenden Gehaltserhöhungen automatisch auf ein Altersvorsorgekonto geht. Dann „merkt“ der Mitarbeiter gehirntechnisch gar nicht, dass er spart – denn er bekommt ja trotzdem mehr Geld durch die Lohnerhöhung.  Sein Belohnungszentrum im Gehirn wird aktiviert und überlagert eventuelle negative Gefühle, die das Sparen sonst auslöst.
Die faszinierenden Erkenntnisse der Gehirnforscher zeigen uns, wie wenig wir wirklich darüber wissen, warum wir wie entscheiden. Es wird höchste Zeit, dass sich die Politik damit beschäftigt.

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6 Gedanken zu “Mit dem E-Mobil am Stau vorbei;”

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    Hab´gerade nochmals nachgefragt bei meinen Kindern. Aber, es war ´heiße Luft! nicht`frische Luft`!…´tschuldigung, Frau Heckel. Hat die Ethikkommission denn die Play-Mobil-Milliarden schon beinander? Nur so, Interesse halber…

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    Autos auf die Busspuren? Egal, ob das nun Elektro-Autos sind oder nicht – irgendwann werden das zu viele; der Punkt, an dem die Busspuren ihren Effekt verlieren, wird deutlich zu bald erreicht.

    Sinnvoller als Elektro-Autos währen eh Elektro-Busse, aber nachdem es außer in Hamburg, München und Nürnberg (und ein paar anderen) nirgends brauchbare Verbindungen gibt (wenn 19 Uhr Schluss ist, braucht man auch keine Monatskarte, sondern ein Auto), ist das eh überflüssig.

    Vielleicht sollte man einfach mal Geld in den ÖPNV stecken, statt ihn immer nur zu kürzen.

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    Ganz ehrlich, Frau Heckel, aber bei mir setzt das ganz andere nichtmaterielle Reize frei: Ich fühl mich erinnert an die Zeit, als meine Kinder mit Play-mobil gespielt haben. Ganz ohne Hirnforscher konnten deren Autos sogar fliegen und deren Autos wurden mit ´frischer Luft` aufgetankt. Ob die Politiker dank der E-Mobils-Gehirnforschung zulernen? Ganz sicher! Sie sollten sich an meinen Kindern orientieren!

    Wie wenig wir doch wissen, warum wir wie entscheiden. Das bleibt hoffentlich noch ein Weilchen so, was glauben Sie, wozu Politik nicht alles fähig sein kann!

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    Liebe Frau Heckel. Nachfolgender Satz von Ihnen hat mit gleichzeitig amüsiert und höchst irritiert:

    „Dann „merkt“ der Mitarbeiter gehirntechnisch gar nicht, dass er spart – denn er bekommt ja trotzdem mehr Geld durch die Lohnerhöhung“

    Von welcher Lohnerhöhung sprechen Sie denn? Laut Bundesdeutscher Statistik hatten wir in den letzten 10 Jahren eine Lohnsteigerung von 11% in Deutschland. Während die Inflationsrate bei zwischen 0,5 und 2% lag.

    Sie haben bestimmt schon vom Index gehört, der Lohn/Preiskopplung; und davon, was nicht unter den Index fällt, Hedge F. usw.

    Jetzt würde mich aber doch sehr interessieren, wovon der Normalbürger sparen soll, ohne daß es sein Gehirn registriert. Er ist momentan froh, wenn er seine Stromrechnung noch zahlen kann, bzw. das Öl für seine Heizung, bzw. den Sprit für sein Auto.

    Mein Gehirn tickt in einem anderen Takt, als Ihres.
    Dem Staat noch mehr vom Einkommen anzuvertrauen, wobei wir wissen wie sehr auch er Mißbrauch betreiben kann(Riester), das erlaubt mein Gehirn nicht.

  5. avatar

    @Frau Heckel

    Wollten „wir“ nicht gerade aus der Kernkraft aussteigen – und jetzt die Grundlast erhöhen???

    Apropos „nichtmaterielle, aber im Gehirn wirkungsvollen Anreize““ aufgrund „faszinierender Erkenntnisse der Gehirnforscher“: Die guten alten militärischen Rangabzeichen, Titel, Dienstwagen und Teppichboden im Büro in der Wirtschaft, Privilgienversprechen bei der Werbung etc. jetzt als „neurologische Erkenntnisse“? Neurowissenschfat als „Des Kaisers neue Kleider“ – wusste ich’s doch..

    Ach, was schreibe ich hier überhaupt, ich glaube, das wissen Sie alles selber wollen nur ein wenig provozieren.. (fast hätten Sie’s geschafft) – Grüße

  6. avatar

    „Coolness factor“ und „Autosorgen“ sind doch ein Wiederspruch: Wer ein funktionierendes Gehirn und etwas Einkommen lebt dort wo man kein Auto braucht und wo man eigentlich ueberhaupt nicht mit dem eigenen Auto gelangen kann. Oder umgedreht: Dort wo du mit dem Auto ankommen kannst – ist nichts los was wert gesehen oder erlebt zu werden! Ich habe meine „coole“ Blechbuechse schon vor fast dreisig Jahren verkauft und danach „am Strand“ gelebt: Natuerlich nicht immer der selbe Strand in dem selben Land – ohne eine Blechbuechse welche einen festhaelt – kann man wirklich frei und nach Wahl etwas von der Welt sehen und erleben. (Praia do Campeche auf Ilha Santa Catarina war „coolest“, danach Playa Luquillo auf „Borinquen“. Gerade heute, Montag, wieder wo anders – am „Gulf“ ist es etwas bewoelkt…)

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