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Daimler-Renault – vor allem für die Deutschen ist das Vorhaben sehr riskant

Der deutsche Autokonzern Daimler kämpft mit zu hohen Kosten. Eine Kooperation mit Renault-Nissan soll Abhilfe schaffen und rettende Synergien heben. Das wird schwer. Die Unternehmen könnten unterschiedlicher kaum sein.

Schade! Daimler wird französisch. Zumindest ein Stück weit. Gemeinsam mit ihrem Partner Nissan wird der französische Autobauer Renault  drei Prozent Daimler erwerben. Im Gegenzug kaufen sich die Deutschen mit drei Prozent bei Renault-Nissan ein. Die beiden schwächelnden Autokonzerne wollen damit ihre geplante Kooperation untermauern. Das Ziel sind Kostenvorteile in Milliardenhöhe und eine sichere Zukunft. Es ist mehr als unsicher, ob das Vorhaben langfristig gelingt.

Der Antrieb ist auf beiden Seiten der gleiche: Zu hohe Entwicklungs- und Produktionskosten stehen zu geringen Verkaufszahlen gegenüber. Wenn die Fixkosten auf deutlich mehr produzierte Einheiten umgelegt werden können, desto besser ist die Marge. Vor allem die Daimler-Kernmarke Mercedes verkauft zu wenige Autos, um langfristig selbstständig überleben zu können. Wenn sich der Konzern also die Kosten mit einem anderen Hersteller teilt, ist das grundsätzlich nicht schlecht.

VW hat vorgeführt, wie man das erfolgreich macht. Der Wolfsburger Autoriese, der inzwischen mehr als zehn Marken unter seinem Dach bündelt, schickt sich an, der größte Autohersteller der Welt zu werden. Für VW, Audi, Skoda, Seat und weitere gilt: Karossen und Image sind unterschiedlich. Die Technik unter dem Blech ist häufig gleich.

Daimler nimmt sich daran ein Beispiel. Aber musste es ausgerechnet Renault sein? Wenn sich eine Luxus- und eine Billigmarke verbünden, profitiert in der Regel die schwächere Marke. Die stärkere Marke zahlt gemeinhin drauf. Die Deutschen müssen durch das fragwürdige Vorhaben einen Imageverlust befürchten. Mercedes gilt bei vielen im In- und Ausland als Inbegriff des Autos. Landläufig gilt noch immer: Wer ein Auto mit dem Stern fährt, der hat´s geschafft.
Die Verflechtung mit Renault passt da nicht. Die Franzosen versuchen sich am Markt mehr denn je mit einer austauschbaren Kleinwagenflotte zu behaupten, deren einziger Verkaufsschlager das rumänische Billigauto Dacia Logan ist. Wenn sie sich künftig Entwicklung und Produktion mit Daimler teilen, wertet das Renault auf – Mercedes nicht.

Worüber wurde nicht alles spekuliert: Eine mögliche Zusammenarbeit mit BMW, Porsche oder VW wurde vermutet – allesamt deutsche Unternehmen, mit dem Anspruch Autos „made in Germany“ herzustellen. Dass sich Daimler jetzt mit Renault-Nissan verbündet, auch wenn das vorwiegend den Stuttgarter Klein- und Kompaktwagen helfen soll, ist für eingefleischte Mercedes-Enthusiasten ein Schlag ins Gesicht.

Erinnerungen an Jürgen Schrempp werden wach. Der frühere Vorstandschef hatte in einem Anfall von Größenwahn Daimler und den notleidenden US-Konkurrenten Chrysler zu einer Welt AG verschmolzen. Hatte sich in Japan bei Mitsubishi, in Südkorea bei Hyundai eingekauft. Damals war Daimler noch hochprofitabel. Das änderte sich bald. Die besten Ingenieure und Strategen wurden als Feuerwehr zu den schwächelnden Beteiligungen entsandt, die inzwischen mit Milliardenverlusten wieder abgestoßen wurden. Die Vorzeigemarke Mercedes kam unter die Räder. Die früher so zuverlässigen Automobile fielen reihenweise aus. Und selbst dort, wo Synergien möglich gewesen wären, wurden die nicht gehoben. Daimler-Ingenieure agierten zu selbstbewusst.

Nach Chrysler, Mitsubishi und Hyundai will man es jetzt also mit Renault und dessen Partner Nissan versuchen. Wieder so eine Billigmarke, die in den roten Zahlen steckt. Das zeigt, in welcher Bredouille Daimler-Chef Dieter Zetsche steckt. Er muss die französisch-japanische Allianz akzeptieren, weil kein anderer Helfer in Sicht ist. Die Zeit drängt: Die Schwaben bauen inzwischen wieder exzellente Autos, sind finanziell aber ausgeblutet.

Das Vorhaben ist auch aus einem anderen Grund ein riskantes Unterfangen: Frankreich hält noch immer 15 Prozent an dem früheren Staatsunternehmen und will sich künftig stärker bei strategischen Entscheidungen einbringen. Das könnte sich für Daimler als gefährliche Fußfessel erweisen. Nämlich dann, wenn der französische Staat – so wie beim deutsch-französischen Joint-Venture EADS – strategische Entscheidungen torpediert, weil die für ihn nicht vorteilhaft sind. Ein erfolgversprechendes Bündnis sieht anders aus.

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2 Gedanken zu “Daimler-Renault – vor allem für die Deutschen ist das Vorhaben sehr riskant;”

  1. avatar

    Mit den Milliarden, die Schrempp, eine klassische Niete in Nadelstreifen, verbrannt hat hätte man locker das Smart-Prinzip zu einer ganzen (und auch prifitablen) Kleinwagen-Flotte ausbauen können.

    Jetzt macht man den ganzen Mist noch mal.

    Solange ich bei Mercedes für vielleicht doppelten Nutzwert fünf mal so viel bezahle wie bei Dacia wird das nichts werden.

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