Die ägyptische Göttin Isis ist Gattin ihres Bruders Osiris und Mutter des Horus, mit dem sie die Wächter der vier Himmelsrichtungen zeugte. Solche fließenden, ineinander übergehenden Geschlechterrollen, die natürlich – und zu Recht – einen Sigmund Freud faszinierten, finden sich auch im Kult der christlichen Maria wieder, die Dante in der Göttlichen Komödie (Paradies, 33. Gesang) wie folgt anruft: „Vergine Madre, figlia del tuo figlio …“ Jungfräuliche Mutter, Tochter deines Sohnes …“ Im Grunde genommen ist Maria aber auch, wie Isis, die Braut ihres Sohnes, denn sie empfängt durch den Heiligen Geist – „In deinem Schoß entflammte neu die Liebe“ – und gebiert Jesus, der nach christlichem Verständnis „eines Wesens mit dem Vater“ und Teil oder Aspekt des dreifaltigen Gottes ist.

Die Philosophie der Songs von Bob Dylan (30/31): Isis / Oh Sister
