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Angst vor der wilden Frau? Begegnungen mit Beth Hart

Als ich Beth Hart zum ersten Mal treffen sollte, hatte ich richtig Schiss. Ich bin doch nur der kleine Thomas aus der Provinz und kenne mich nicht so aus in der Welt der amerikanischen Stars, dachte es in mir. Ich kannte nur ein paar Videos aus ihren wilden Zeiten, in denen sie sich schreiend auf der Bühne wälzt …. und ich wusste: Die Frau hat so einiges an Drogen eingepfiffen früher. So ereilte mich denn 2012 der Auftrag, ich möge die wilde Sängerin im Hotel gleich um die Ecke am Mendelssohn-Platz in meiner Stadt treffen auf ein Plauderhalbstündchen.

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Der Mann am Klavier. Paul Kuhn wäre heute 97

Heute vor 97 Jahren, am 12. März 1928 wurde Paul Kuhn geboren. Ich – nun wahrlich kein Experte für Jazz – habe ihn 2008 einmal getroffen und war beeindruckt von der Vitalität des damals 80jährigen. „Jazz war immer eine Minderheitenmusik“, hat er mir erzählt. Millionen seien da nicht zu machen, auch wenn das manche glaubten. Es gab eine Zeit, in der Jazz verbotene Musik war. In Wiesbaden geboren und als jugendlicher Jazzliebhaber unter der Nazidiktatur aufgewachsen, musste er die geliebte Musik auf alten Schallplatten hören, es gab sie ja schließlich noch. Später dann hörte man mit Freunden bei den Feindsendern, heimlich. „Da habe ich in den 40er Jahren die ersten Glenn Miller Sachen gehört.“

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Mit Sonnenbrille und Hundefleisch organiert. Oder: Wozu Musiker interviewen?

„Früher habe ich nie Interviews mit Sonnenbrillen gegeben. Aber ich lerne zu lügen“… Na? Wer hat‘s gesagt, irgendwann in den 90er Jahren? Der irische Wanderprediger Bono Vox, die Mutter Teresa der Steuerflüchtigen. Und was sagt uns das jetzt? Vielleicht das: Trau keinem Rockstar-Interview? Nimm die Sonnenbrille ab, nur dann wirst du von Wahrheit und Wahrhaftigkeit durchflutet? Fragen über Fragen. Sind Interviews überhaupt sinnvoll? Ist das Künstler-Interview selbst eine eigene Kunstform? Oder ist es nur der verlängerte Waschzettel der Musikindustrie? Oder geht es vielmehr darum, dass der Fragesteller sich eigentlich für viel wichtiger hält als der Befragte?

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Ihre Kinder: Die Pioniere des Deutsch-Rock

Am 19. Dezember 1970 passiert etwas unerhörtes im ZDF. In der Familienshow „Wünsch Dir was“ mit dem Moderatoren-Ehepaar Dietmar Schönherr und Vivi Bach, tritt ein Haufen Langhaariger mit in bunten Klamotten auf und singt „Leere Hände“. Eine Milieustudie über einen Entwurzelten, der gerade aus dem Gefängnis kommt. Auf deutsch! Die Band heisst Ihre Kinder – 1968 in Nürnberg gegründet. Sie sind die heute fast vergessenen Pioniere der deutschsprachigen Rockmusik in der alten Bundesrepublik.

Fotos: Günter Derleth/Archiv Ernst Schultz

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Die Ödnis des Waschzettels. Oder: Die Zahnlosigkeit der Musikkritiker

Der englische Musikjournalist Dave Marsh hat einmal über Queen geschrieben: „Tatsächlich könnten Queen die erste durch und durch faschistische Rockband sein. Wegen all dieser Dinge verstehe ich nicht, wieso die Leute immer noch nachsichtig sind mit diesen widerlichen Typen und ihren gefährlichen Gedanken“. „Selbst nach intensiven Recherchen und vom Verfasser dieser Kolumne weitgehend furchtlos vorgenommenen Selbst-Hör-Versuchen will sich nicht mal im frühsten Frühwerk von BAP irgendeine Idee von musikalischem Wert, ein künstlerischer Funke oder auch nur ein Zeichen von Lebendigkeit finden. Schon immer haben BAP jene primitiv-maskuline Bluesrock-Doublette gepflegt, für die man sie fürchtet“ – so das Verdikt des deutschen Großkritikers Jens Balzer. Man muss beiden Kapitalverrissen an der Grenze zur Schmähkritik nicht zustimmen – aber ein bisschen traurig darf man schon sein, dass man derlei meinungsstarke Stimmen dieser Tage kaum noch liest.

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