Eineinhalb Jahre nach den großen Bauernprotesten in Deutschland ist es ruhiger geworden auf den Straßen – aber auf den Höfen ist die Lage nach wie vor angespannt, vielleicht sogar schwieriger als zuvor. Ein Blick auf eine Branche, die viel leistet, wenig verdient und immer wieder um Verständnis kämpfen muss – in der Politik, aber auch in der Bevölkerung.
Die Lage ist nach wie vor dramatisch
Deutschland, im Juni 2025 – Traktoren blockieren keine Innenstädte mehr, die Mahnfeuer sind erloschen. Doch der Eindruck, dass sich damit auch die Probleme der Landwirte in Luft aufgelöst hätten, wäre ein gefährlicher Trugschluss. Denn die Lage vieler Betriebe ist nach wie vor dramatisch. Steigende Betriebskosten, wachsende Bürokratie und ein urbanes gesellschaftliches Klima, das zwischen Anspruch und Realität nicht unterscheiden kann, machen vielen Bauern schwer zu schaffen.

Im Januar 2024 gingen Zehntausende Landwirte bundesweit auf die Straße. Der Auslöser: Die Bundesregierung wollte die Agrardiesel-Beihilfe streichen und auch die Kfz-Steuerbefreiung für landwirtschaftliche Fahrzeuge kippen – Maßnahmen, die aus Sicht der Bauern existenzbedrohend waren. Die Regierung nahm einige Vorhaben zurück oder setzte sie erst später in Kraft, doch das Vertrauen ist angeschlagen. Vor allem, weil diese Punkte lediglich die Spitze des Eisbergs sind. Den Landwirten geht es um viel mehr. Verständnis, Akzeptanz. Und letztlich tatsächlich um ihre Existenz.
Ein Beruf ohne Pause
„Die Leute wissen gar nicht, wie hart wir arbeiten“, sagt ein Landwirt aus Ostfriesland, der seinen Hof in dritter Generation führt. „Sie sehen die Traktoren, aber nicht die 70-Stunden-Wochen, die vielen Feiertage, an denen wir trotzdem rausmüssen – und dass richtiger Urlaub für viele von uns kaum möglich ist.“ In der öffentlichen Wahrnehmung, so schildern es viele Bauern, werde ihr Beruf häufig romantisiert oder pauschal kritisiert – etwa wegen Umweltfragen oder Tierhaltung –, ohne die ökonomische Realität dahinter zu kennen.

Hinzu kommt der Preisdruck durch Handelsketten und Zwischenhändler. „Wenn ich für mein Produkt weniger bekomme als die Herstellung kostet, dann ist das kein Marktversagen – das ist systemische Vernachlässigung einer ganzen Berufsgruppe“, so ein Milchbauer aus dem nördlichen Emsland. Viele kleine Höfe stehen kurz vor der Aufgabe oder haben bereits geschlossen.
Mehr Respekt, weniger Bürokratie
Die Proteste des vergangenen Jahres hatten auch symbolischen Charakter. Sie erinnerten daran, dass eine Gesellschaft ohne Landwirtschaft nicht funktioniert. Dass Versorgungssicherheit keine Selbstverständlichkeit ist. Und dass der Weg zu mehr Nachhaltigkeit nicht auf dem Rücken einzelner Berufsgruppen ausgetragen werden kann.

Die Politik hat reagiert – ein wenig. Es gibt einen Agrardialog mit Verbänden, und auch von Bürokratieabbau ist gelegentlich die Rede. Doch in der Fläche ist davon bislang wenig zu spüren. Viele Bauern fühlen sich weiterhin alleingelassen.
Nicht nur fordern, sondern zuhören
Es braucht keinen neuen Protest, um zu verstehen, was auf dem Spiel steht. Es reicht ein Blick auf die Teller in unseren Küchen. Jeder Apfel, jedes Brötchen, jedes Stück Fleisch ist das Ergebnis harter, täglicher Arbeit. Wenn wir von regionaler Ernährung und Nachhaltigkeit sprechen, dann beginnt das auf unseren Höfen – nicht in der Kühltheke des Supermarktes.
Die Forderung der Landwirte ist deshalb so schlicht wie fundamental: Anerkennung. Nicht nur für ihre harte Arbeit, auch für einfachste Zusammenhänge. Und das nicht nur mit warmen Worten, sondern durch faire Preise, verlässliche Politik und einen respektvollen gesellschaftlichen Diskurs.
Denn eines ist klar: Ohne Bauern geht es schlicht nicht.

So ist es wohl. Der ganze Regulierungsüberbau, incl. den durch keinerlei gesicherte toxikologische Erkenntnisse begründbare Grenzwert-Wahnsinn für Glyphosat, Nitrat/Nitrit usw. usf wird als erstes wegfallen müssen, wenn die Menschen wieder mal wegen falscher Prioritäten setzender Regierungen und Meta-Regierungen (EU, WHO usw.) schlecht ernährt sein werden. Das diesbezügliche’Vorsorge-Prinzip‘ mit seinen veralteten Sichtweisen muss prinzipiell in Frage gestellt werden. Die Risiken völlig neu bewertet und gelistet werden. Milei und Trump zeigen da durchaus den richtigen Weg: Man muss diese ganzen hyperhysterischen Umwelt-NGOs und Bio-Zertifikate wirklich nicht verbieten, aber derartig nachrangige Partikulärinteressen dürfen nicht mehr mit Steuergeldern gefördert werden. Dann könnten auch die Subventionen für den Agrar-Diesel wegfallen.
Lieber Klaus J. Nick,
als ich 1960 geborenen wurde, waren in Deutschland 3 1/2 Millionen Menschen in der Landwirtschaft beschäftigt.
In der DDR waren das 10 % der Erwerbstätigen. Die Hälfte meiner Klassenkameraden kam vom Dorf. In „Eigeninitiative“ ein Schwein zu mästen war dort üblich. Das brachte Geld ein und ohne solche „Eigeninitiativen“ hätte die DDR auch die Bevölkerung nicht satt bekommen. Und natürlich wurden Schweine auch zum Eigenverzehr gemästet.
Wurst machen zu können gehörte zum Selbstbewußtsein der Väter meiner Klassenkameraden. Gut und schnell ein Tier zu töten gehörte zum Ethos, zum Selbstverständnis meiner Klassenkameraden.
Was heutigen Tier- und Landschaftsschutz angeht, leidet dieser vor allem daran, dass nur noch 2 % aller Erwerbstätigen in der Landwirtschaft arbeiten. Dass also das Wissen darum, was Landwirtschaft ist und wie sie „funktioniert“, ….
Dass dies in der Gesamtbevölkerung kaum noch bekannt ist.
Ja.. ich – gleicher Jahrgang, wie Sie, aber ‚Westen‘ – kann vergleichbares berichten. Gerade aber die Kinder vom Land flohen hier in die Städte und in die Großraumbüros, weil deren Eltern ständig über die viele Arbeit klagten. Beschleunigend wirkten die sozialdemokratischen Bildungsreformen (BAföG). Die sich epidemieartig verbreitende Lebensuntüchtigkeit in praktischen Dingen scheint also nicht direkt eine Folge des politischen Systems zu sein. Eher wohl hat sich der Kapitalismus totgesiegt und kapituliert in absehbarer Zeit vor den allzu insuffizienten und Bedürftigen, die die Frau Reichinnek wählen. Und bei denen wird eben die Milch im Supermarkt synthetisiert. Wir leben in interessanten Zeiten..